DicZ Heine Bild ist charaktttistüch und üst-ilch für unsere herrschende Klaffe und ihre Vertretung im Dreiklassenparlament! Jedekleinste Beschränkung selbst der unbegründetsten und gemeinschäd-lichsten Borrechte der Privilegierten wird von ihr als schweres Un-recht empfunden; aber gegen die empörendste soziale Schmach, dieder Masse de» Volke«, den Nichtbesitzenden, widerfährt, ist sie taubund von steinerner Gefühllosigkeit IDie Frage der dberffausreforio.ÄuS London wird uns geschrieben: Nachdem eZ fast sicher ist, daßder Etat de» Finanzjahres 1309/1910 in seinen wesentlichen Teilenin der nächsten ParlamentSsession beide Häuser passieren wird, wendetsich die allgemeine Ausinerksamkeit dem Schicksale der Oberhaus»r e s o r m zu. Abgesehen von der Arbeiterpartei, die im Prinzipfür die Abschaffung der Lords ist, gibt es zwei großeStrömungen in der öffentlichen Meinung über die Reform. DieseStrömungen decken sich nicht ganz mit den beiden großen Parteien.Die Konservativen und die gemäßigten Liberalen wünschen an Stelleder Lords eine zweite Kammer, die mit realer Macht ausgestattetwerden soll. Ueber die Form dieser zweiten Kammer ist noch nichtsbekannt. ES gilt vorerst, sich über das Prinzip der Reformzu einigen. Ist dies einmal geschehen, so wird die AusarbeitungdeS Prinzips in Betracht gezogen werden.(SS soll hier sofort bemerkt werden, daß eine derartige Reformleine Verbesserung deS gegenwärtigen ZustandeS bedeuten könnte.Die Linköliberalen. denen sich wahrscheinlich die Arbeiterabgeord-neten anschließen werden, sind der Ansicht, daß das HanS der Lordsauch weiterhin bestehen soll, nur soll ihm daS finanzielleVetorecht genommen werden. Die Lords sollen wie dieKrone behandelt werden: beide Institutionen sollen Ornamentebleiben, bis einnral die Demokratie so erstarkt ist, daß sie auch auOrnamente verzichten könnte.Der erste Erfolg der Wahlen besteht demnach darin, daß dieFrage der OScrhanSreform akut geworden ist. Sie dürfte imlaufenden Jahre den ersten Punkt der politischen Tagesordnung Eng-lands bilden.So weit unser englischer Korrespondent.— Man sieht schondaraus, daß das liberale Ministerium der Oberhausfrage ziemlichratlos gegenübersteht und nicht die Kraft zu einer radikalen Lösungaufbringen kann. Sind ja selbst die Radikalen einer konsequentenPolitik, die zur Abschaffung deS Oberhauses führen würde, durchausabgeneigt. Gerade jetzt, wo daS Haus der Lords wieder Rechtebeansprucht, die längst als überlebt galten, und dieserAnspruch durch daS Wahlergebnis keineswegs mit aus-reichender Schärfe zurückgewiesen worden ist, wird es auchoffensichtlich, wie prekär es ist, sich daraus zu verlassen, daß dasOberhaus nur„Ornament" bleiben werde. Vielmehr ist sowohl dieStellung der Krone als auch die des Hauses der Lords heute stärkerals seit Jahrzehnten, und diese Tatsache, die aufs engste mit demErstarken der imperialistischen Politik zusammenhängt, kann nichtdurch eine Resolution deS Unterhauses und durch«ine Halbheit, wiesie die Zulassung der Fortexistenz deS Oberhauses bedeutet, beseitigtwerden. Der Kampf müßte offen und rücksichtslos aufgenonmienwerden, sollte er Erfolg haben. Einen solche» Kampf zu führen, istallerdings die liberale Partei unfähig, weil der gemäßigteFlügel, der durch den Mißerfolg der radikalen Politik bei denWahlen noch eine Stärkung erfahren hat, dagegen offen rebellierenwürde. Und so wächst die Wahrscheinlichkeit eincS Kompromisses,damit allerdings auch die Beschleunigung des Bankrotts der liberalenPartei. Ueber ein solches Kompromiß berichtet auch schon ein Tele-gramm des offiziösen DepeschenbureauS:Hier herrscht die Ansicht, daß im U n t e r h a u s e nach der An-nähme der Adreffe und vor der neuerlichen Vorlegung deSBudgets ein Antrag eingebracht werden wird, welcher diePrivilegien d e S Unterhauses in bezug auf dieGeldbewillignngsanträge neuerlich betont und erklärt,daß cS nötig sei, die Beziehungen der beiden Häuserzu ändern. Man gibt sich der Hoffnung hin, daß dieseResolution, obwohl sie keine bindende Wirkung ha», einerseits jeneLiberalen befriedigen werde, die verlangen, daß gegen daSVeto der LordS noch vor der Wicdereinbringung des Budgets vor-gegangen werde, während sie andererseits diejenigen Kräfte ver-einigt, auf die sich die Regierung im allgemeinen stützen muß.Ein solcher Ausgang würde uns allerdings nicht überraschen,wir haben vielniehr wiederholt auf seine Wahrscheinlichkeit hin-gewiesen. Aber umso dringender wird es für die Arbeiterpartei. jede Gemeinschaft mit dieser Politik der Schwäche zulösen, um zu verhüten, daß sie in den notwendigen Zusammenbrucheiner solchen Politik auch nur vorübergehend mit hincingerissenwerde.Bis zum Zusmnmentritt des neuen Parlaments werden aucheinige Veränderungen in der Zusammensetzung des Kabinettsvorgenommen werden, über die folgendes mitgeteilt wird: Derbisherige Staatssekretär für Irland Birrell übernimmt an StelleHerbert GladstoneS, der zum Generalgouverneur von Südafrikaernannt wurde, das Staatssekretariat des Innern; der Handels«minister Winston Churchill wird Staatssekretär für Irland;John B u r n S übernimmt baZ HandelSamt; der Kanzler deSHerzogtums Lancaster, Herbert Samuel, wird als Nachfolger vonBmnS Präsident deS LokalverwaltungSamteS.Die englischen Wahlen.London, 1. Februar. Die Liberalen haben den Wahl-kreis Wick(Schottland) gewonnen. In Irland wurdenheute zwei Anhänger von O'B r i e n im Wahlkampfe gegenAnhänger von Rcdmond gewählt. Das Wahlresultat ist bisjetzt folgendes: 271 Konservative, 273 Liberale, 41 Vertreterder Arbeiterpartei und 82 Nationalisten. Unter diesen be-finden sich 11 Anhänger von O'Brien, sogenannte unabhän-gige Nationalisten._poUtifche deberHeht.Berlin, den 1. Februar 1910.Der Byzantinerblock.— Portugiesischer Handelsvertrag.Fortsetzung der Kolonialdebatte.A u s d c m N e i ch t a g. 1. Februar. WaS die Stellung-nähme der Parteien in der gestrigen GeschäftsordnnngLdcbatte er-warten ließ, das ist heute in Erscheinung getreten. Als bei Beginnder Sitzung ohne Debatte, wie es die Geschäftsordnungvorschreibt, der Einspruch Ledebours gegen denordnungswidrigen Ordnungsruf des PrinzenHohenlohe zur Abstimmung gebracht wurde, stimmte das sehrvoll besetzte Haus streng getrennt nach Fraktionen. Für denEinspruch erhoben sich die Sozialdemokraten, dieFreisinnigen und die P o l e n; dagegen die vierkonservativen Gruppen, das Zentrum und dieRatio nallibcralen. also eine Zweidrittelmehrheit.Es hat sich demnach zum Schutze der Hohenlohe und derOldenburg ein Byzantinerblock gebildet, den wir vor»aussichtlich in den kommenden Derfafsungskämpfen noch öftergeschkossen aus unserem Wege finden werden. Ist cS dochkein Zufall, daß genau die nämlichen Parteiender Einführ Nng des Reichstags Wahlrechtsin Preußen entgegen arbeiten! Der Zweck derLedebourschen Einsprache war, wie am Sonntag im„Vor-wärts" bereits hervorgehoben wurde, die Parteien zu nötigen,Farbe zu bekennen; sie sollten genötigt werden, sich zu ent-scheiden, ob sie den Prinzen Hohenlohe trotz seines schmäh-lichen Verhaltens am Sonnabend und damit die Staatsstreich-drohung Oldenburgs decken»vollen oder nicht. In Wünschens-werter Klarheit ist nunmehr zutage getreten, daß einByzantinerblock aus Konservativen. Zentrum und National-liberalen sich schützend vor die staatsstreichlüsternen Ianuschauerstellt. Diesen reaktionären Wall zu zertrümmern, diese Zwei-drittelmehrheit in eine Minderheit zu verwandeln, muß unseraller Bemühen fein. damit wir vorwärts kommen inDeutschland.*•'#Der Handelsvertrag mit Portugal wurde inzweiter Lesung beraten. Die Parteien haben sich in dieserFrage ganz regellos gruppiert. Sozialdemokratenund Konservative traten für den Vertrag ein, dieanderen Parteien waren gespalten. Die Gegner desVertrages glaubten, daß bei einer Verwerfung sich nochgünstigere Bedingungen herausholen lassen würden, was �icRegierung bestritt. Namens der Sozialdemokratie wurde durchden Genossen Molkenbnhr erklärt, daß wir zwar dieschweren Nachteile, die für gewisse Jndustriekreise darauserwachsen, keineswegs verkennen. Da Deutschland durch denVertrag jedoch die Meistbegünstigung— also mindestens keineschlimmeren Zollsätze als andere Länder sie erhalten— zu-gesichert worden, sei daS noch immer bester als ein Zollkrieg,der der deutschen Industrie unberechenbare Wunden schlagenwürde. Daß überhaupt Deutschland nur so schlechte Handels-Verträge abschließen könne, sei eine verhängnisvolle" N a ch-Wirkung des Hochschutzzolles, den Deutschlandselbst vor einigen Jahren eingeführt hat. Die Parteien, diedamals dem Schutzzoll zustimmten, hätten keinerlei Recht zurKlage.Schließlich wurde der Handelsvertrag in zweiter Lesungmit großer Mehrheit angenommen.Dann wurde die kolonialpolitische Debattesortgesetzt. Dabei machte der freikonservative Herr v. Liebertden verunglückten Versuch, die von sozialdemokratischer Seiteangefochtene Aufsichtsratspolitik zu verteidigen.Am Donnerstag geht die Debatte weiter, da am Mit-woch eines katholischen Feiertages wegen die Ätzung ausfällt.Preußisches Abgeordnetenhaus.In einer ungewöhnlich langen Sitzung erledigte man amDienstag zunächst den Etat der GestütSverwaltung, um sich sodannder Beratung deS Etats der For st vor waltung zuzuwenden.Hierzu hatten unsere Genossen eine Reihe von Anträgen gestellt,deren erster sich auf den Eiimahmetitel Holz a u S dem Forst-Wirtschaftsjahre bezieht und die Regierung bis zur drittenLesung um Mitteilung darüber ersucht, in welcher Weise beim Ab-trieb der durch Nonnenfraß geschädigten Wälder in Ostpreußen fürdie Arbeiter Vorsorge getroffen ist. Die Begründung deS Antragesdurch Borgmann war eine flammende Anklagerede gegen dieRegierung, die Arbeiter o»S Bayern nach Ostpreußen geholt hat,aber ihren Pflichten als Arbeitgrberin nicht einmal iu dein bc-fcheidensten Maß« nachgekommen ist. Es war das erste Mal, daßsich ein Mitglied deS Hauses in so warmer Weise der Forstarbeiterannahm. Die Mitteilungen BorgmanuS über Entlohnung und Be-Handlung der Arbeiter, die Schilderung der für sie bereit gestelltenWohnräume und der Ausbeutung durch die Zwischenmeister, derendie Regierung sich bedient, war der junkerlichen Mehrheit sichtlichunangenehm. Die Herren wandten deshalb die alte bequeme Taktikan. Nachdem der Oberlandforswieister die Anklagen Borgmannskurzer Hand in Abrede gestellt und nachdem noch eine Anzahlbürgerlicher Abgeordneter auf die Sozialdemokratie gewetterthatte, lief— unmittelbar bevor Liebknecht zu Wortegekommen wäre— flugS der bereit gehaltene Schluß-antrag ein, der denn auch zur Amiahme gelangte. Ausdiese Weise wurde eS dem zweiten sozialdemokratischenRedner unmöglich gemacht, zu erwidern. Der Antrag selber wurdegegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt. Nicht einmaldie Freisinnigen stimmten dafür, sie sind ebenso wie die Konser-vativen durch die Antwort der Regierung völlig befriedigt! Natürlich werden es sich unsere Genosien nicht nehmen lassen, bei derdritten Lesung nochmals auf die Angelegenheit zurückzukommen undden Nachweis zu erbringen, daß sie denn doch besser unterrichtetsind als die Regierung.Einen ähnlichen Verlauf nahm die Beratung des zweiten sozial-demokratischen Antrages, der die Verpachtung der fiskalischen Jagd-bezirke an den Meistbietenden verlangt. Borgmann beschränktesich in der Begründung nicht auf diesen Antrag, er nahm sich auchaufS wärmste der Interessen der niederen Forstbeamten an. wofürer sich einen bedingten Ordnungsruf deS Vizepräsidenten Dr. P o r s chzuzog.— Der Minister v. Arnim, der in höchsteigener Personerwiderte, machte sich seine Aufgabe recht leicht, indem er nachSchema ITisein Bedauepn darüber ausdrückte, daß es Beamte gibt,die sich an Sozialdemolratcn wenden! Daß das den RegierungS-Vertretern unangenehm ist, wisien wir. aber sie werden trotz allerBemühungen den Zustand nicht beseitigen können, daß in immersteigenden: Maße die Sozialdemokraten die wirklichen Vertrauens-leute der preußischen Beamten werden. Mag die Regierung nochso terroristisch auftreten, die Beamten finden den Weg zuden Vertretern der Sozialdemokratie trotz alledem und alledem.Zwar ist der Antrag durch einige scharfmacherische Reden, unterdenen ganz besonders die des Abgeordneten Varenhorst ffi.)hervorragt, schon tot geredet, wenn er auch noch nicht formell ab-gelehnt ist, aber er wird wiederkommen, und vielleicht werden ihn.wie Borgmann treffend aueführte, später die Konservativenselber, wenn sie einmal zur Vernunft gelangt sind, einbringen.Am Donnerstag wird die Debatte fortgesetzt.Tie prenstische WahlrechtSvorlagesoll noch diese Woche dem Abgeordnctenhause zugeben. Von ver-fchicdencn Seiten wird gemeldet, daß die Vorlage schon die Unter-fchrift deS Königs erhalten habe und Freitag oder Sonnabend demAbgeordnetenhause zugehen werde. Ter Hauptinhalt soll m deroffiziösen Presse veröffentlicht werden.Die„Berliner Politischen Nachrichten" schreiben über die Bc-Handlung der Vorlage:„Natürlich wird die Beratung der WahlrechtSvorlage einelängere Unterbrechung der Etatsberatungen bedingen. DaS istsicher unerwünscht, weil die letzte Möglichkeit schwindet, den Etatauch nur im Abgeordnetcnhmise vor der Osterpause zu vcrab-schieden. Trotzdem überwiegen die Gründe für die alsbaldigeInangriffnahme der Verhandlungen über die WahlrechtSvorlageweitaus. An sich schon würde ein Hinausschieben der Beratungder Wichtigkeit und Dringlichkeit des gesetzgeberischen Wirken«nicht entsprechen. Es kommt aber noch weiter hinzu, daß dieWahlreform«ins AendcrLng der Bestimmungen der Bcr-fassung siedingf. Gesetze, dle Aenderungen der Verfassung her-beizuführen bestimmt find, bedürfen bekanntlich in beidenHäusern des Landtages einer nochmaligen Abstimmung nach21 Tagen. Selbst wenn alsbald übereinstimmende Beschlüsse desAbgeordnetenhauses und Herrenhauses sich herbeiführen lassensollten, würde somit für die Erfüllung der Bedingungen für dieVerfaffungsveränderungen ein Spielraum von 42 Tagen inner-halb der Landtagssession notwendig werden. Daß aber alsbaldeine Verständigung zwischen beiden Häusern des Landtages ein-tritt, ist keineswegs sicher. Dann würde man mit einer weiterenverfassungsmäßigen Frist von 21 Tagen, zusammen also nuteinem Bedarf von 63 Tagen für die Erfüllung der versassungL-mäßigen Bedingungen rechnen müssen. Es ist klar, daß, wennder Schwerpunkt der Verhandlungen über die WahlrechtSvorlageim Abgeordnetenhause erst in die Zeit nach der Osterpause ver-legt werden sollte, mit einer weit in den Hochsommer hinein-reichenden Dauer der Session gerechnet werden müßte. Es liegtdaher im dringenden Interesse aller' Teile, daß das Abgeordneten-haus ungeachtet der ungünstigen Rückwirkungen aus die Etats-beratung, nicht nur alsbald in die erste Lesung der Wahlrechts-Vorlage eintritt, sondern sich der Erledigung dieses � gesetzgeberischen Werkes mit solchem Eifer befleißigt, daß die ersteendgültige Abstimmung noch vor der Osterpause erfolgen(?!)und demzufolge das Hervenhaus bald nach dieser mit den Be-fchlüssen des Abgeordnetenhauses befaßt werden kann."Eine andere Korrespondenz meldet:Im Abgeordnctenhause ist beabsichtigt, etwa ein bis zweiWochen nach der Einbringung- der Wahlrechtsvorlage dieEtatsberatung zu unterbrechen und die erste Lesung der Wahlvor-läge vorzunehmen. Die WahlrechtSvorlage wird einer besonderenKommission überwiesen werden, die ibre Arbeiten vor Anfang Märznicht beginnen kann und sie, da auf eine sorgsame Prüfung derVorlage Bedacht genommen werden wird, frühestens Anfang Maiunter Berücksichtigung der dreiwöchentlichen Osterferien beendenkann. Die Etatsberatung wird durch die Wahlrechts-vorläge mindestens acht Tage unterbrochen werden,so daß man damit rechnet, den Kultus- und Eisenbahnetat erstnach Ostern in der ersten April-Hälfte in zweiter Lesung verab-schieden zu können.... Die zweite Lesung der WahlrechtSvorlagedürfte im Plenum des?lbgeordnetenhauseZ vor Pfingsten kaumstattfinden.... Unter diesen Umständen läßt es sich noch nichtübersehen, ob die Wahlrechtsvorlage noch vor der in Aussicht ge°«ommenen Vertragung verabschiedet werden kann, zumal alles vonder Gestaltung der Vorlage nieder Kommission abhängen wird.- Der Vorsitzende der Budgetkoni Mission deSAbgeordnetenhauses teilte in der heutigen Sitzung derBndgetkommission mit, daß die WahlrechtSvorlage nächste Woche demHanse der Abgeordneten zugehen werde.Albernheit.Die konservative Parteileitung identifiziert sich mit demOldenburgischen Ausspruch. Die„Konserv. Korresp." veröffeut-licht folgende partcioffiziöse Erklärung:„In der liberalen und demokratischen Presse wird gegenwärtigein großer Lärm darüber erhoben, weil der konservative Reichs-tagsabgeordnete v. Oldenburg am Sonnabend im Reichstageangeblich dazu aufgefordert haben soll, in verfassungswidrigerWeise, äußerstenfalls mit militärischer Macht, gegen den Reichstageinzuschreiten.Daran ist kein toahreS Wort.Herr v. Oldenburg steht mit der gesamten kon-servativen Partei streng auf dem Boden unserer Reichs-Verfassung. Eine Aufforderung zu Gewaltmaßregeln der erwähntenArt liegt ihm durchaus fern.Nur mangelnde Logik und tendenziöse Unterstellung vermögenben von Herrn v. Oldenburg selbst in der Sitzung sogleich klar-gestellten Sinn seiner Aeußerung, die lediglich in drastischer undhumoristischer Weise äußerste Pflichten militärischer DtS�lplinkennzeichnen wollte, zu verdrehen und zu einer illoyalen Bc-kämpfung ihres politischen Gegners und womöglich unserer ge-samten verfassungStrenen Partei auszunutzen.ES lohnt sich nicht, auf diese ebenso alberne alS ein-fältige Erklärung zu antworten. Wir setzen lediglich hierher,was die„Tägl.'Rundschau" dieser Kundgebung hinzufügt:„Wir halten dies« Kundgebung für einen taktischen Fehler.weil sie der tendenziösen SuSschlachtung deS Vorfalles neueNahrung zu bieten geeignet ist. Wäre sie nicht erfolgt—wenigstens nicht in dieser Form, die einer ausdrücklichen Jdenti-fizierung der Fraktion mit dem Abgeordneten v. Oldenburg gleich-kommt—, so hätte die konservative Partei sich nicht? vergebenund vor allem ihren Gegnern nicht neue Angriffsmöglichkeitengeschaffen."_Gouverneur v. Schuckmanns Nückkehr.Sonntag früh ist ein erneutes Urlaubsgesuch deS füdwest»afrikanischen Gouverneurs v. Schnckmann, datiert aus Swakopmund,in verlin eingetroffen. Er telegraphiert, daß er auf ärztliche An-ordnung mit dem nächsten Danipfer wegen Herzschwäche in dieHeimal zurückkehren müsse, da eine Wiederherstellung der Dienst-fühigkeit im Schutzgebiete ausgeschlossen sei.Gleichheit vor dem Gesetz in Preußen.In einer Klage des Reichsverbandes zur Bekämpfungder Sozialdemokratie vor dem Amtsgericht O f f c n b a chwurde oktenmäßig festgestellt, daß der genannte Verband seit dem23. Juli 1900 eingetragener Verein ist. Der Verbandkann demnach als solcher klagen.Die Verwaltungsbehörde hat das Recht, gegen die Erteilungder Rechtsfähigkeit ön einen Verein mit politischen, sozialpolitischenoder religiösen Zwecken Einspruch zu erheben, und sie tut das inPreußen selbstverständlich stets, wenn ihr die Zwecke des Vereinsnicht paffen. Der ReichSverband aber paßt ihr. und so ist er nunalso eine juristische Person und zugleich ein lebendigesZeugnis der„Gleichheit vor dem Gesetz", wie sie die preußischeBureaukratie versieht._Rcichsvcrbandsevfolge.Der ReichSverband gegen die Sozialdemokratie hat vor kurzemseinen Geschäftsbericht als Flugblatt Nr. 106 herausgegeben, ausdem wir bereits Einzelheiten mitgeteilt haben. Neben den Augovenüber die Zunahme der Mitglieder und der Ortsgruppen, die Anzahlder Rednerschulen und der Teilnehmerzahl an den politischen Kursenenthält der Bericht noch weiter« interessante Mitteilungen, die vor»dienen, besonder» hervorgehoben zu werden.WaS der Reichsverband an Verseuchung der öffentlichen Meinungleistet, geht aus folgender Stelle des Berichts hervor:»ES gibt heute bereits 403 Zeitungen, die regelmäßig die„Korrespondenz" des Reichsverbandes benutzen. Durch diese Kanäleergießt sich ein weiter Strom politischer Aufklärung(?) durch dieTagespreise,«hne daß im einzelnen immer kenntlichist. aus welcher Quelle dieser Strom hervor»sprudelt."Weiter konstatiert der Bericht mit einer gewissen Genugtuung,daß jetzt alle Parteien daS Material zur„Vernichtung" der Sozial-demokratie vom ReichSverband beziehen und die Abnehmer diesersouderbareii Geistesprodukte dem Verbände die vollste Anerkennungzollen.„Daß auch durch Organisationen des Zentrumsvon diesem Flugblatt(.Die neuen Neichssteuern