Utas. 27.i.iiW 1 gfilape iles Lsmgrts" Kttlilltl PlllkslllRKlMSi'fkkaliichc llnterichleife vor SemKriegsgericht.(Zweiter Berhandlungstag.)Der Verhandlungsleiter, Kriegsgerichtsrat Dr. Ullmann, setztdie Beweisaufnahme fort. Er hebt zunächst hervor, datz Hafer nichtnur vom Proviantamt geliefert, sondern auch noch von der Ab-teilung von anderer Seite gekauft worden fei. Zeuge HauptmannNagel hat während seiner Dienstperiode in der Batterie nichts da-von bemerkt. Er bekundet ferner, dast die auheretatsmätzigenPferde keineswegs aus den Futterbeständen der etatsmäßigen Ab-tcilungspferde mitgefüttert wurden. Auch derKrümperfondsist hierzu nicht verwendet worden. Zur Zeit als OberleutnantNonne Abteilungsführer war, wurde ebenfalls kein Hafer zu-gekauft, wohl aber Stroh und Heu. Hierzu wurden der Dünger-und andere Fonds verwendet. Hauptmann Nagel bekundet weiter,daß seinerzeit die Abteilungspferde auf Kosten dreier Pferde einesReserveoffiziers im Hafer geschmälert und benachteiligt wurden.Sie wurden aber durch inehr Heu wieder entschädigt. Der Vor-sitzende meint, daß die Pferde durch Heufütterung wohl dick undrund, aber nicht leistungsfähiger würden.Hierauf wird Kriegsgerichtsrat Dr. Matschke, der das Erwitte-lunKverfahren geführt hat, vernommen. Der Zeuge soll hauptsäch-lich über Aussagen, welche die Angeklagten bei früheren Ver-nehmungen gemacht und heute widerrufen, bekunden. Kriegs-gerichtsrat Dr. Matschke entsinnt sich der früheren Aussagen nochganz genau. Es werden ihm vom Verharrdlungsleiter die Protokollevorgelesen. Der Angeklagte Pruschke kam dem Jeugen immer sovor, als wisse er viel mehr, als er angebe. Man sah ihm offenbaran, daß er mit der Sprache nicht heraus wollte. Der Untersuchungs-richter redete ihm gut zu und machte ihn darauf aufmerksam, daßer sich nur der Milde der Richter empfehlen werde, wenn er einoffenes Geständnis ablegen werde. Einen unklaren Eindruck hatder Angeklagte auf den Zeugen keineswegs gemacht. P. kam ihmals ein energieloser Mensch vor, der nicht den Mut hatte, derganzen Sache ein Ende zu machen. Als P. nach seiner damaligenVernehmung abgeführt wurde, äußerte Kriegsgerichtsrat Dr.Matschke zum Sekretär:„Da haben wir den Schlüssel für die ganze Sache!"ES entspinnt sich zwischen den Prozeßbeteiligten eine lebhafteDebatte über Aeußerungen, die der Angeklagte Meyer seinem Verteidiger. Rechtsanwalt Ulrich, gegenüber gemacht hat. Der Angeklagte Meyer hat seinerzeit eine Aussage zu Protokoll gegeben.die den Gedanken aufkommen läßt, als habe er, M., gewußt, daßzwischen dem Wachtmeister Karstädt und dem Müller EngelDurchstechereienvorgekommen feien. Meyer behauptet heute, er habe dies nicht ge-meint. KriegSgerichtsrat Dkatschte hatte damals den bestimmtenEindruck, als habe Meyer sagen wollen und gemeint:„Ich habegewußt von der Sache, aber Pruschke hat auch gesagt, laß dieHände weg!" DaS Verfahren des Müllers Engel, fast niemals mitdem Fourage wagen auf den Kasernenhof, sondern hinter der Mauerauf der Straße vorzufahren. Gerade dieser Umstand, daß dieSäcke auf der Hinteren Stallseite auf- und abgeladen wurden, er-regte den Verdacht zahlreicher Zeugen. Der Angeklagte Hansel gabin der Vorvernehmung zu, daß das Quantum, das Engel zurück-zubringen pflegte, ein weit geringeres gewesen sei als die abgeholtenMengen. Heute bestreitet H. dies. Die geheimnisvolle nächtlicheÄagenfahrt des Wachtmeisters Karstädt bildet noch einmal denGegenstand längerer Erörterungen. Gerade das Geheimnisvolledieser Affäre ließ in Oberleutnant Nonne, der die ersten Unter-fuckungen einleitete, den Verdacht aufkommen, daß zwischen demMuller Engel und Karstädt unsaubere Dinge passiert seien. DerUmstand, daß Karstädt und Pruschke ohne Kutscher fortfuhren, ließden Verdacht noch stärker werden.Der Zeuge Hahnloser war im Jahre 1907 zur BespannungS-abteilung abkommandiert. Er sagt aus, daß der Müller Engelin der Woche ein- bis zweimal Hafer aus dem Kasernenbestandabgeholt habe. Er. Zeuge, habe dies häufig beobachtet, er habe aberniemals gesehen, daß•7 1.' a>Kleines feuilleron.TheologengezSnk.„In der Aula zu Toledo klingen schmetternd die Fanfaren;Zu dem geistlichen Turnei wallt das Volk in bunten Scharen.....Durch die Macht der Argumente, durch der Logik KettenschlüsseUnd Zitate von Autoren, die man anerkennen müsse.Will ein jeder Kämpe seinen Gegner ack absurdum führenUnd die wahre Göttlichkeit seines Gottes demonstrieren.....Schon zwölf Stunden währt der Kamps, dem kein End' ist abzuschauen;Müde wird das Publikum, und es schwitzen stark die Frauen."(Heinrich Heine.)Deutsche Gelehrte, hysterififie Epileptiker der ApostolislbenGemeinde, Wahrheiissucher, Pfaffen und Baalpfaffen, Aerzte undLehrer, Pastorenfrauen und alte Jungfern,� Studenten und hier undda ein paar Studentenbräute— es war ein auserlesenes Publikum,das über die Frage entscheiden sollte:„Hat Jesus vonN az o r e t y gelebt?" Es ist schwer, sehr schwer, keine Satirezu sctireiben.Der Monistenbund hatte den bekannten Karlsruher Philosophie-Professor Dr. Artur Drews gewonnen, über dieses Thema zusprechen. Mit vielem Scharfsinn und an der Hand eines eingehendenMaterials suchte Herr Drews am Montag nachzuweisen, daß einJesus von Nazareth, wie ihn die Evangelien schildern, niemalsgelebt babe, daß der Jesuskult bereits in vorchristlichen jüdischenund nichljüdischen Sektenkreisen eine Stätte gehabt habe, daß er einWstralmythuS sei, der in der griechischen Sage von Jason und derhebräischen von Josua bereits in frühen Perioden des Altertumsseinen Ausdruck erhallen babe. Sicher geht Drews in seinen Thesenetwas zu weit, es fehlt ihm das Verständnis für historischeEutivickelung, für die wirtschaftlichen Zusanimeuhänge, die bei derBehandlung der Bildung und Euiwickelung der Religionen in derreligionsgeschichtlichen Literatur leider nur allzuivenig herangezogenlverdm; immerhin ist sein Buch„Die Christusmythe"(2. Aufl. Jena 1910. Verlag Eugen Diedenchs. 3 M.) durchauslesenswert und enthält eine Fülle anregender Gedanken undProbleme.So lveit, so gut. Ein deutscher Gelehrter, dem ein RufVorausgeht, hat einen wissenschaftlichen Vortrag gehalten, dercinigerinntzen ein Bild seiner wissenschaftlichen Anschauungen der-Mitteln konnte.Und darauf folgte am Dienstag eine Diskussion. EineDisputation mit 1— S M.-Plätzen und Koryphäen der protestantischenDheologie und des religiösen Freidenkertums. Hier die Namen:Prof. D. von Sodeit, Pastor Friedrich Steudel- Bremen,Lic. H o l l m a n n. Pastor D. MaxFischer, Lic. Dr. L i p s i u s-Bremen, Th. Kapp st ein, Pastor H. Franke, Dr. MaxMaurenbrecher.Arme Wissenschaft, die man hier zur Farce machte! HerrDrews ist Philosoph von Fach und nun steht die Konkurrenz ausdem theologischen Lager aus und rast über den Einbruch in ihrGeschäftsgebiet und bombardiert mit Bibclstellen und appelliert anSchrot überhaupt zurückgebrachtwurde. � Er hat auch keinen Schrot in den Futterkästen gesehenund nicht beobachtet, daß die Pferde mit Haferschrot gefüttertwurden. Nur Kleie und Roggenschrot sah er öfter in den Liästen.Mit seinen Kameraden hat sich der Zeuge öfter über alle dieseauffallenden Umstände unterhalten. Verdächtig war es den Mann-schaften auch, daß der Wagen des Engel hinten vorfuhr. Aus dieFrage des Berhandlungsführers, ob Engel auch sonst mit demWagen nach den Kasernements kam, erwiderte der Zeuge:Jawohl, aber mit leerem Fuhrwerk.Ebenso hat der Umstand, daß Müller Engel hoheTrinkgeldergab, Verdacht erregt. Der Zeuge hat selbst von Engel Trinkgeldererhalten. Als er daraus aufmerksam gemacht wird, daß er aussolche Fragen, durch deren Beantwortung er sich einer Strafver-solgung aussetze, die Antwort verweigern könne, erwidert er:„Ichhabe nur getan, was mir befohlen worden istl" Manchmal lamEngel auch Sonntags. So seien ineinem halben Jahr ettva 299 Zentner Haferabgeholt worden, ohne daß er etwas vom Schrot bemerkt habe.Kriegsgerichtsrat Hierholzer stellt an den Zeugen die Frage,ob Engel ZeugenbeeinflussunA bei ihm ausgeübt habe,worauf Hahnloser folgendes aussagt: Engel sei zu ihm in denStall gekommen und habe ihm gesagt, wenn er, Hahnloser, ver-nommen und gefragt werde, ob er hohe Trinkgelder erhalten, sosolle er angeben, er habe nur eine Mark erhalten. Heute gibtHahnloscr zu, etwa 29 M. von Engel bekommen zu haben. Er be-kündet ferner, daß Engel im Stall sagte, die Sache sei nicht soschlimm, denn Karstädt und Pruschke seien bei ihm gewesen undbätten mit ihm gesprochen. Zwei Bottiche, die auf dem Bodenstanden, waren wohl mit Kleie stets gefüllt, aber geschroteten Haferhat Zeuge niemals gesehen. Er hat öfter in die Futterkästen ge-sehen. Er kenne den Unterschied zwischen Haferschrot und Roggen-Wrot sehr genau; der crstere sei nur gedrückt, der andere zer-malmt. Wenn soviel geschroteter Haser gefüttert worden wäre, alsvon Engel eintreffen mußte, so hätte der Zeuge dies unbedingtmerken müssen. Er hat aber überhaupt nichts gesehen.(N a ch m i t t a g s s i tz u n g.)Einer der nächsten Zeugen ist der Kanonier Donauer. Crbekundet, daß er niemals gesehen habe, daß Müller Engel den ab-geholten Hafer geschrotet wieder nach der Kaserne zurückgebrachthabe. Gerade in der letzten Zeit sei viel über die Hafergeschichtegesprochen worden, doch man habe immer geglaubt, das müssealles so sein.Der mysteriöse Korb,der verdeckt auf dem Furagelvagen zu stehen pflegte, ist von demZeugen häufig beobachtet worden. Es hieß unter den Mann-schaften, der Korb enthalte Fleisch und Butter. Wohin der Korbstets verschwand, das wußte niemand. Der Zeuge gibt zu, daßSchrot zurückgekommen sein konnte, ohne daß dies von ihm bemerktworden wäre. An Hansd einer Zeichnung überzeugen sich dieProzeßbeteiligten von den Ortsverhältnissen der Kasernements.Die Möglichkeit war. daß das Einfahren des geschroteten Hafersvielfach nicht beobachtet werden konnte. Nun bekundet aber derZeuge, daß der zurückkehrende Wagen oft leer oder doch nur miteinem Sack geschroteten Hafers beladen war. Auch dieser Zeugehat öfter von Engel eine Mark Trinkgeld bekommen.lieber unzuverlässige Lieferungen des Getreide-Händlers Engel wird sodann der Hauptmann einer anderenBatterie vernommen. Er habe einmal festgestellt, daß Unregel-Mäßigkeiten bei cmer Nachlieferung vorhanden waren. Einanderes Mal entdeckte er bei der Kontrolle von Mohrrüben einerhebliches Defizit. Bei einer Schrotlieferung für die Burschen-abteilung vermutete man, daß der Schrot von dem der Be-spannungSabteilung entnommenen Hafer herrühre. LeutnantWolf bekundete, daß ihm Engel im Nauener Lager sehr aufgefallensei. Er habe sich dort in auffälliger Weise mit den Unteroffizierenoer im Quartier liegenden Truppen unterhalten und sei ihmvom Wachtmeister als„unsicherer Kantonist"bezeichnet worden. Den ferner als Zeugen erschienenen LeutnantDrees bittet Wachtmeister Karstädt um Bestätigung einer Aeuhe-rung, wonach er, Karstädt, mit Dienst überlastet sei. Der Zeugegibt zu, daß K. sehr viel zu tun hatte.daS weiche Gemüt— und die Gedankenarmut!— eines p. t.Publikums, dem man sein Ideal. daS kostbarste Juwel, den Jesusvon Nazareth rauben will. Keifende Krämer, denen ihr Kram inden Dreck geworfen ist I„Mir wurd' von alledem so dumm,Als ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum l'Und diese Empfindung haben die meisten Besucher mit nachHause genommen, soweit sie ehrlich gegen sich selbst sein wollen.Im Ernst, meine Herren! Glauben Sie wirklich, daß derartigefachwissenschaftliche Deiailfragen, wie sie hier angeschnitten wurden.vor einem solchen Publikum im großen Saale des ZoologischenGartens nachts in der Zeit von 9 bis ll22 Uhr, in die sich zehnRedner teilen müssen, gelöst werden können? Nur welteutfremdeteStubengelehrte können meinen, daß sie sich damit nicht lächerlichmachen.Erst gegen Schluß der Diskussion wurden endlich, besonders vonDr. L i p s i u s die Fragen angeschnitten, die den Kernpunkt derDiskussion hätten abgeben müsien: Hat das Christentum dem modernenMenschen noch etwas zu geben? Bedeutet der sog. liberale ProtestantiS-mus etwas für die Weiterentwickelung der Religion? Und Lipsiusantwortet mit einem glatten: Nein. Die christliche Religion beruhtauf dem Ideal einer Vergangenheit, die bessere Zustände von einemUntergang der menschlichen Kultur, von dem Weltende erwartete;wir aber sehen das Heil in der Fortentwickelung. Und Dr. MaxMaurenbrecher machte mit Recht— leider nur allzu kurz—der liberalen Theologie den Vorwurf, sie, die auf den historischenJesuS sich zu stützen vorgebe, habe gerade den JesuS der Evangelien.den JesuS der Armen und Unterdrückten aus der Kircheverjagt. Aber, Genosse Maurenbrecher, warum haben Sie sichgescheut, einmal gerade vor dieser Versammlung zu sagen,warum die Kirchen Jesus, den Proletarier, nicht mehr kennen?Warum wagten auch Sie eS nicht, das Verhältnis des modernenProletariats zu der Kirche zu charakterisieren?— Schade, daß zweinicht zuhören konnten: Jesus von Nazareth und Heinrich Heine.Die geteilte Sezession. Die Verhandlungen, die eine Wieder-Vereinigung der getrennlen Sezessionisten bezwecken, sind bislangergebnislos geblieben. Ausgetreten sind die bisherigen Vorstands-Mitglieder: Max Liebermann, die Bildhauer Fritz Klinisch, AugustGaul und Prof. Max Kruse, der Geschäftsführer. Paul Casstrer unddie Maler Corinth, Slevogt, Baluschek, Mosion, Walser und E. R. Weiß.Ihnen haben sich dann noch acht weitere Mitglieder angeschlossen. Ge-blieben sind in der Sezession 78 Mitglieder, deren Vorstand vorläufig ausden Herren Leo v. König, Hanö Beckmann, Kurt Hermann und GeorgKolbe besteht. Dieser Vorstand erläßt eine öffentliche Erklärung, in deres heißt:„Wir bewachten eS als unbedingte Notwendigkeit, eineunabhängige Künstlervereinigung so zu leiten, daß die Freikeit derGesinnung auf daS äußerste gewahrt werde. Von der früherenLeitung wurde— nicht in schlechter Absicht— eine Tyrannei aus-geübt, die Herr Professor Lieberniann in der Generalversammlungselbst zugegeben hat.... Tatsächlich hat Herr Lieberuiann aberschon lange diesen Einfluß mit Herrn Paul Cassirer geteilt, einemungemein intelligenten, um die Berliner Kunstzuftände hoch-verdienten Manne. Diese Stellung der Sezession zu einer nicht deinKünstlerstandc angehörenden Persönlichkeit wurde von vielen Mit»Der folgende Zeuge Stachelhaus hat die ganze Geschichte mitden Furageunterschlagungen zur Kenntnis� der Vorgesetzten ge-bracht. Er war bei dem Oberleutnant Bräuer Bursche und er-zählte ihm gegenüber seine Beobachtungen.Der frühere Kanonier Müllberg wunderte sich nicht darüber�daß weniger Schrot kam als Hafer geliefert wurde. Er glaubte,wenn die Lieferungen am hellen Tage auf offener Straße vorsich gingen, so müsse das auch seine Nichtigkeit haben. Trink»g e l d e r hat auch er von Engel erhalten.Mit Trinkgeldern hat Engel anscheinend nicht gekargt. EinemZeugen, der einmal für einen Augenblick seine Pferde hielt,schenkte er 39 Pf. EL folgen nun eine Reihe von Zeugen, die tnden Jahren 1906—1999 als Fahrer bei der Batterie standen. Siemachen alle die gleichen Aussagen, die sich hauptsächlich auf dieHafer- und Schrotlieferungen beziehen.Der Zeuge Johan bekundet, daß er soviel Hafer hätte her-unterwerfen können, als er wollte, da keine Unteroffiziere dabeiwaren. Ein andermal fand Johan einen kleineren vollbeladenenSack auf Engels Wagen. Neugierig sah er nach dem Inhalt undentdeckte Aepfel. Der Sack verschwand dann. Einer der nächstenZeugen hat dem Müller Engel einmal in der Wohnung des an-geklagten Wachtmeisters Karstädt gesehen. Er glaubt auch, daßEngel einen Korb bei sich hatte. Daß aber durch Engel beiKarstädt Lebensmittel abgeladen worden sind, vermag der Zeugenicht anzugeben.Der ehemalige Fahrer Becker gibt zu, daß er öfter bei einerRunde Bier, die Engel zum besten gegeben, teilgenommen hat.Der Stallwache hat Engel einmal eine Mark für Bier spendiert.Der Zeuge Büttner gibt an, daß Engel und Karstädt aus freund-schaftlichem Fuße standen. Engel sei Sonntags öfter mit seinemEinspänner zu Karstädt gekommen und habe mit K. Fahrten ge-macht. Nach den Bekundungen des früheren Fahrers Bäuerleinist zumeist viel weniger Schrot zurückgekommen als Hafer geliefertwurde. Auch die Kameraden sprachen hierüber. Trinkgelderhabe Engel an die Kanoniere verteilt. An einige 3, 4 und 5 M.Die Verhandlungen werden sodann auf Donnerstag frühvertagt._Zur Lage der Kleinbauern undländlichen Arbeiter.IV.Heilverfahren, Rechtsprechung, Steuerdrückerek.Auffällig gering ist die Fürsorge für VerletzkSinnerhalb der Wartezeit, den ersten 13 Wochen desUnfalls, obschon für die Landwirtschaft allgemein keineKrankenversicherung besteht. So schenkte Oberbayern dieserFrage„erhöhte Aufmerksamkeit", hat jedoch nur in 9 Fällendas Heilverfahren übernommen! Hamburg hat keinenPfennig für diese Zwecke übrig gehabt! Baden verausgabte hierfürganze 342 Vi. Oberpfalz 534 M., Meiningen 54 M., Mittelfrankcn94 M., die 4 landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften Württembergs zusammen 1339 M., Reuß j. L. als„Zuschuß zu den Heil-kosten" 126 Ml, Oldenburg 112 M., Braunschweig 313 M.!! DerBericht Hessen spricht sich mit hochtönenden Worten für die Ueber-nähme des Heilverfahrens in der Wartezeit aus, verweist extra auf„die Wohltat einer sofortigen und für die Beteiligten völligkostenlosen klinischen oder sonst etwa erforderlichen spezialärztlichenBehandlung" der Verletzten hin, führt aber unter Titel Ausgabenur den Betrag von 981 M. hierfür, auch noch unter—„Unsallver-hütungskosten" auf. Daß die Hessen das Ausschneiden nicht lassenkönnen! Die verhältnismäßig große Bcrufsgcnossenschaft Sachsenhatte bei über 7989 Unfällen im Berichtsjahre nur die Summe von928 M. für diesen Zweck verausgabt! Dabei sind doch alle Berufs-genosscnschaften von dem Werte eines frühzeitigen Heilverfahrensüberzeugt, wie Oberfranken, welche folgendes hierzu bemerkt:.„Sehr häufig bestand Veranlassung, auf Grund der ein-gekommenen Unfallanzeigen dahin zu wirken, daß wegen Unfall-Verletzungen ein Arzt beigczogen wurde. Durch Vernachlässigungdes Heilverfahrens innerhalb der Wartezeit wird nicht nur dieBerufsgenossenschast geschädigt, welche gewöhnlich eine höhereRente zu zahlen hat, sondern auch der Verletzte selbst. Die Un-fallrente ist kein voller Ersatz für entgangene Arbeitsfähigkeit—beträgt doch die Vollrente nur% des JahreSarbeitsverdiensteSgliedern als Widerspruch gegen das Freiheitsgefühl empfunden. Aufdem durchaus korrekten und stets üblichen Wege der Wahl gelangtenzu den sieben alten Mitgliedern vier neue Mitglieder in den Vor-stand. Von den vieren konnte angenommen werden, daß sie sichnicht allen Wünschen des Herrn Cassirer fügen würden. Da sie inder Minderzahl waren, konnte ihr Einfluß nur sehr bedingt sein.Selbst diesen aber wollten die alten Mitglieder des Vorstandes nichtgelten lassen und legten in der Generalversammlung ihre Aemternieder."Den Druck, den die Sezession der Sezession durch ihren Aus-tritt auszuüben gedachte, erklärt derselbe Vorstand für einen„Aktder Willkür und Vergewaltigung, der allem Brauch, allen unserenInstitutionen und dem primitivsten Rechtsgefühl Hohn spricht!"Es handelt sich in dem Streit zwischen der Opposition, die dieMajorität auf ihrer Seite hat, und dem alten Vorstande, der mitseinem Anhang ausgeschieden ist, um eine Machtfrage. Die jüngerenMitglieder beanspruchen mehr Raum und Ellenbogenfreiheit' undwollen von Casstrer los, der nach ihrer Ansicht zu sehr die Jnter-essen einiger Weniger wahrnahm. Die Jungen werden ihre Sacheam besten durch eine Ausstellung führen, in der sie die Berechtigungihrer Ansprüche nachweisen.Humor und Satire.Terminologie.Willst du die Massen lehren, selbst zu denkenund nach Gesetz, soviel ein jeder kann,die eigenen Geschicke selbst zu lenken—Verhetzung nennt man dein Gebaren dan«.Doch willst du im Monarchen Triebe wecken,Recht und Gesetze in den Staub zu ztehnund wider die Verfassung kühn zu löckendann tust du daS zum Lob der Disziplin.Wenn die Millionen friedlich danach streben.auf vorgeschriebenen, Gesetzpfad,was sie bedürfen, selber sich zu geben—dann heißt das Umsturz oder Hochverrat.Wenn ein Monarch, gelchr'ger Sohn der Väter,durch zehn Soldaten und'neu Leutnantzum Teufel jagte seines Volks Vertreter—dann würde dieses Disziplin genannt._ Franz.Notizen.— Otto Julius B i e r b a u m f-. Aus Dresden wirdgemeldet: Bierbaum litt seit langer Zeit an Nierenerkrankung.Die Aerzte verschwiegen dem Kranken tn wohlwollender Absichtseinen hoffinuigslosen Zustand. Indessen trat in den letzten WochenWassersucht hinzu und verschlimmerte die Lage des Kranken wesentlich.Schon seit zehn Tagen wurde er künstlich ernährt. Es wurde seinerauf einer Erholungsreise in Italien iveileitden Gattin telegraphiert,worauf sie sofort die Stückrcise antrat. Sie traf aber erst in Dresdenein, als Bierbaum bereits tot war. Die Leiche wird nach Chemnitzzur Feuerbestattung übergeführt.