Vorteil scharf bedacht sein, und so haben wir eine Schuldknechtschaft, schlimmer als jede Schuldhaft. Es handelt sich hier um Bestimmun- pen, die wie ein düsteres Stück Mittelalter in unsere Zeit hinein- ragen.(Sehr wahr' bei den Sozialdemolcaten.) Auch wir wollen gewih Forst und Feld vor unbefugten Eingriffen schützen, aber im Interesse der A l l g e m e i n h e i t. während dieses Gesetz mit seinen rücksichtslosen Bestimmungen offenbar die Privilegien d-r herrschenden agrarischen Minderheit in Schutz nehmen soll. Wir bitten Sie, unserem Antrag, der mit Parteipolitik nichts zu tun hat, zuzustimmen. Eine Ablehnung unseres Antrages würdet beweisen, dasi Sie auch in den dringendsten Fällen einer Reform unserer rückständigen preußischen Gesetzgebung von engherzigsten Interessen heraus widerstreben.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Damit schließt die Besprechung. Die Abstimmung über den Antrag wird ausgesetzt, da er noch nicht gedruckt vorliegt. Bei den außerordentlichen Einnahmen, Erlöse aus dem Verkauf von Forstgrund stücken, liegt ein Antrag Borg- mann(Soz.) vor: „Die Regierung zu ersuchen, in Zukunft Forstverkäufe erst dann zum Abschluß zu bringen, wenn der Landtag seine Zuftim- mung dazu erteilt hat." Abg. v. Brandenstein(kons.) begründet einen Antrag: Die Regierung zu ersudicn, geeignete Matznahmen zu treffen, damit von den seitens des Forstsiskus zu verkaufenden Waldpar- zellen in der Umgebung volkreicher Städte ein möglichst großer Teil von den an Erhaltung dieser Wälder vorzugsweise interessierten Gemeinden oder von zu bildenden Zweckverbänden erworben wird. Bei den Verkäufen wird die dauernde Erhaltung dieser Wälder im Interesse des Publikums durch geeignete Bedingungen sicherzustellen und der Kaufpreis so zu bemessen sein, baß auch dieser Zweck- bestimmung Rechnung getragen wird. Redner fragt die Regierung, ob eS wirklich wahr sei, was vielfach erzählt werde, daß neuerdings einer der schönsten Teile deS Grunewalds, der PichelSwerdrr, an eine Bangesrllschaft verkaust werden solle? Den Antrag Borgmann würden seine Freunde ablehnen, Weil er nicht im Einklang stehe mit dem geltenden Staatsrecht. Minister v. Arnim: Berlin gehört zu den Städten, die außer- ordentlich viel Wald in ihrer Umgebung haben. Dem Wunsche des Abgeordnetenhauses, Uferstreifen nicht zu verkaufen, ist mich- gekommen. Der Pichelswerder war schon seit vier Jahren zum Bcr- kauf in Aussicht oenommeo; das war zur Fortführung der Döbe- ritzer Heerstraße notwendig. Es ist aber beabsichtigt, die schönste Stelle des Pichelswcrders, die Südspitze, zu erhalten.(Bravo l) Abg. v. Blllow-Homburg(natl.) beantragt: Die Regierung zu ersuchen, zwecks Förderung der Leibesübungen der Schuljugend da, wo ein Bedürfnis dafür vorhanden ist, fiskalisches Terrain zu Spielplätzen in genügender Größe und Zahl den in Betracht kam- inenden Gemeinden auf deren Antrag zu einem angemessenen Kauf- oder Pachtpreis zu überlassen. Redner spricht des weiteren den Wunsch aus, daß der Verkauf des Pichelswerder noch in letzter Stunde rückgängig gemacht werde. Abg. Borgmann(Soz.): Das Fazit aus der Erklärung des Herrn LairdwirtschaftS- Ministers ist. daß ruhig weiter vertauft wird. Es ist ja nach seiner Auffassung ganz selbstverständlich, daß die Berliner den Grüne- Wald gar nicht so sehr werten, sondern sich lieber in den Kneipen herumdrücken. Er beweist, daß ihm das richtige Verständnis für die Dinge fehlt.(Sehr richtig! bei den Soz.) Im Lande hat man jedenfalls eine umfassendere Erklärung der Regierung in der ein- schneidenden Frage der Grunewaldverkäufe erwartet, als sie heute erfolgte.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Erklä- rung des Ministers entspricht durchaus dem Wesen des ganzen Etats, der außerordentlich mangelhaft und unübersichtlich aufge- stellt ist trotz der sogenannten„Erläuterungen". So fehlt ein« Er- läuterung über all« einzelnen Forswerkäuse. Wenn Herr v. Brandenstein meinte, daß unser Antrag das preußische Staatsrecht verändert, so trifft das nicht zu. Nach der Berfaftung. Artikel SS, müssen all- Einnahmen und Ausgaben des Staates für jedes Jahr im voraus veranschlagt werden, und§ 2 des Gesetzes vom 10. Mai 1808 bestimmt, daß auch„Veräußerungen von beweglichem und unbeweglichem Staatseigentum" in den Staatshaushalt gebracht werden müssen. Und wenn auch diese Be- stimmung nicht so klar wäre, hätten wir doch alle Ursache, das Mit- Bestimmungsrecht des Parlaments zu erweitern. Freilich sehen wir ja, daß man auf feiten der Herren eher dazu übergeht, in geradezu hochverräterischer Weise die Verfassung über den Hausen zu werfen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Davon kann gar keine Rede sein, daß die Regierung nicht vorher wüßte, was verkaust werden soll. Der Minister hat ja in der Budgetkommission ausdrücklich von ihren Verkaufsplänen gesprochen, und würde sie dazu die Zustimmung des Landtages einholen, so könnt« das ihre Position nur stärken. Die Verkäufe an Private scheinen zunächst nur zu dem Zweck ins Werk gesetzt zu werden, um Spetu- lationSpreise zu bekommen und dann auch von den Städten höhere Preise verlangen zu können.(Sehr richtig bei den Sozialdemo- kraten.) Es macht doch einen recht häßlichen Eindruck, wenn solche Mittel angewandt werden. Nun sollen die Forstverkäufe in der Umgebung größerer Städte den Zweck haben, die Aufforstung von Oedländereien in der Provinz zu bewerijtelligen. Wir sind gewiß bereit, die Mittel der Regierung zu bemilllgen, die zu solchen Auf- forstungen nowendig si-rd, aber nicht auf diesem Wege, der drc großstädtische Bevölkerung auf das schwerste gesundheitlich schädigt. (Sehr wahr! vci den Sozialdemokralen.) Die Verwirklichung d«S Antrages v. Brandenstein, der Zweckverbänd« wünscht, würde so erhebliche Zeit erfordern, daß inzwischen die Forstverwaltung Ge- lcgenhcit hatte, alles zu verkaufen, was sie will. Wir sind keine». wegs genötigt, den Städten die Forsten zu schenken, sondern es kann darüber verhandelt werden. Die Regierung müßte aber die Erklärung abgeben, daß sie solange mit den Verkäufen warten will, bis die Zweckverbände gegründet sind. Sonst wäre der Antrag Brandenstein wirkungslos. ES ist sehr bedauerlich, daß H-rr v. Branvenstein im vorigen Jahr« nur beantragt hat, die Ufer- streifen von Berlin bis Potsdam nicht zu verkaufen. Gegen einen Verkauf der Ufcrstretfen an der Oberspree, die für die Bevölkerung im Osten von der grüßten Wichtigkeit sind, hatte er nichts einzuwenden! Wenn er sich auf den Westen beschränkt hat, so war das wohl eine Art Kirchturmspolitik, denn er ist ja Vertreter dieser Gegend. � ,, Ich muß unseren Antrag aufrechterhalten. Wenn Sie ihn nicht annehmen,»erden Sie sich nicht wundern können, wenn die Regierung auch in Zukunft macht, lvas sie will. Die Regierung kann sich darauf berufen, daß sie die Finanzen stärken mutz, Sie aber, als gesetzgebende Körperschaft, haben die Interessen der All» gemein heil zu vertreten.(Sehr gut! bei den Sozialdemo- kraten.) Daß die Rechte mit der Erklärung des Ministers ein- verstanden ist, ist erklärlich. In dem Ankauf der Oedländereien liegt ja wieder eine Nnterstützung der Agrarier! Ich warne Sie aber davor, die Interessen der großstädtischen Bevölkerung in dieser Weise zu mißhandeln.'Was Sie jetzt zer- stören, ist nicht wieder gutzumachen. Dem Antrag v. Bülow werden wir zustimmen, nur sollte man kernen Unterschied machen, ob es sich um„patriotische" Turner oder um Arbeiterturner handelt. Wir wollen, daß jeder Volksgenosse die Möglichkeit erhält, sich in freier Luft die Bewegung zu verschaffen, die für die Gesundbeit de« Körpers und Geiste» unbedingt notwendig ist.(Bravo ! bei den Sozialdemo- kratel'.) Minister v. Arnim: Der Antrag Borgmann verstößt gegen die verfassungsmäßige Grundlage. In der Richtung des Antrages V. Bülow ist schon bisher alles geschehen, wo ein Bedürfnis vorlag. Abg. Ziethen(fk.) wünscht, die Regierung möge dafür sorgen, daß Zweckverbände, wie sie der Antrag Brandenstein in Aussicht nimmt, im Zwangswege gebildet werden können. Abg. R-senow(frs. Vp.); Wir stimmen den Anträgen Branden- stein und Bülow zu. Die Grunewaltwerkäufe sollten, wenn nicht ganz unterbleiben, so doch hinausgeschoben werden, damit die Gemeinden Groß-Berlins sich über ein gemeinsames Vorgehen oerständigen können. Abg. Graf Spee(Z.): Den Antrag Borgmann lehnen wir ab. Der Verkauf von Pichelswerder ist berechtigt. Sonst müßte der Staat die Kosten der Döberitzer Heerstraße ganz auf die Taschen der Steuerzahler abwälzen. Von einer Waldverwüstung kann dabei nicht die Rede sein. Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Lieber(natl.), Boisly (natl.,, Felisch(k.) und Brtitt(fk.) betont Minister v. Arnim, daß die Terrainberkäufe nur so weit er- folgen sollen, als zur Deckung der Kosten der Heerstraße nötig ist. Die schönsten Teile des Pichelswerdcrs sollen erhalten bleiben. Damit schließt die Diskussion. Der Antrag Borgmann wird gegen die Stimmen der Sozial- demokratcn und einiger Freisinniger abgelehnt. Der Antrag v. Brandenstein geht an die verstärkte Gemeindekommission, der Antrag v. Bülow wird einstimmig angenommen. Hierauf wird die vorher zurückgestellte Abstimmung über den Antrag Borgmann, betreffend das Forstdiebstahlgesctz usw., vor- genommen. Der Antrag wird gegen die Stimmen der Sozialdemo- kraten und einiger Freisinniger abgelehnt. Die Ausgaben werden nach unwesentlicher Debatte be- willigt. Es folgt der Domänenetat. Ein Antrag des Zentrums, der Konservativen und National- liberalen, die Regierung zu ersuchen, dem Abgeordnetenhaus zur nächsten Session eine übersichtliche Zusammenstellung über die der Domänenverwaltung unterstellten Werte und deren wirtschaftliche Ergebnisse vorzulegen, wird nach kurzer Debatte angenommen. Im übrigen wird der Etat nach unerheblicher Spezialdebatte genehmigt. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung: Freitag 11 Uhr.(1. Lesung des Gerichtskostengesetzes und der Gebührenordnung für R echtsan w ä ltie und Notare. Dann L. Lesung des I u st i z e t a t s.) Schluß Uhr._ parlamcntanrchca. Sparsamkeit in der Reichsbndgctkommission. terr Erzberger verfolgt mit eiserner Konseauenz das Ziel, im n e n bei den Ausgaben zu sparen; auch beim Militäretat. Auf seine Veranlassung wurden von den für die BezirkskommandoS geforderten 3S neuen Stellen für Feldwebel 18 und von den 21 Stellen für Unteroffiziere 12 gestrichen. Wahrscheinlich hat die Militärverwaltung das Bedürfnis deS Zentrums, zum mindesten in der Kommission Abstriche zu machen, richtig eingeschätzt und daher gleich einige Stellen mehr gefordert als zur Ausrechterhaltung eines geregelten Geschäftsganges unbedingt erforderlich ist.... Hin- gegen wurde vom Zentrum für das zum Teil in Wegfall gekommene Tischgeld die hesondrre Aufwandsentschädigung für die Offiziere deS 1. Garderegiments und des Gardedukorps glatt bewilligt, obgleich dieser Mehraufwand nicht im Interesse deS Reiches gemacht zu werden braucht, sondern mit der Stellung jener Regimenter zum Hose zusammenhängt. Die hierfür geforderte Gesamtsumme beträgt die Kleinigkeit von„nur" 76 400 M I Ueber die BeNcidungsämter wurde eine sehr interessante Debatte geführt, die aber zum größten Teil angeblich im Interesse der Sicherung militärischer Geheim- nisse— für vertraulich erklärt wurde... Die Neu- anforderungen von 1 Stabsoffizier, 3 Hauptleuten und IS Umer- offizieren wurden gestrichen, und von drei angeforderten Jiispektor stellen wurden nur zwei genehmigt, weil man allgemein der Meinung ist. daß die vorhandene Zahl von Osstziaren und Unteroffizieren für den Dienst völlig ausreichend sei und zudem die Offiziere für Abnahme von Tuchen und anderen Bekleidungsgegenständen nicht besonders geeignet sein sollen, obgleich sie— wie Genosse S t ü ck l« n mitzuteilen wußte— vor ihrem Dienstantritt zwei Tage eine Tuchfabrik und drei Tage lang eine Färberei besuchen müssen, um sich die nötigen .Fach- und Sachkenntnisse' anzueignen! Allgemein wurde über die bei den Bekleidungsämtern vorhandene hohe Anzahl von AuffichiS- beamten gellagt. Genosse Singer erklärte: er habe den Eindruck. daß neue Stellen geschaffen würden, um mehr Anwärter unter- zubringen. Man glaube in militärischen Kreisen offenbar, daß ein General alles versteht und daß ein solcher daher auch Betrieben vorstehen könne, zu deren Beaufsichtigung und Leitung Fachkenntnisse und kaufmännische Bildung gehörten. Beim Kapitel „Bekleidung und Ausrüstung der Trappen* wurde durch ein« Anfrage über den Wert der grauen Schutztruppen- uniform die ungeheuerliche Tatsache bekannt, daß die deutsche Armee- Verwaltung für SV Millionen Mark Tnchvorräte besitzt, die für volle drei Jahre reichen! Auch diese Mitteilung sollte auf Wunsch d«S den Kriegsminister vertretenden Generalmajors von Wachs— natürlich.im Interesse der Sicherheit des Reichs"— geheim bleiben. Das ging der Kommission aber denn doch über die Hutschnur und sie lehnte es ab, sich in dieser Frage, deren Bekanntwerden weder der Kriegsbereitschaft»och der Kriegs« tüchtigkeit unseres Heeres Abbruch tun kann, Stillschweigen ans- zuerlcgen. Wenn aber das Ausland aus dieser Wirtschaft in der Heeresverwaltung auf die Tüchtigleit unserer Heeresführang nach« teilige Schlüsse ziehen und uns niedriger einschätzen würde, so trägt das vielleicht dazu bei, daß wir endlich ein wenig Remedur schaffen. Nach diesen Enthüllungen scheint es ja nicht nur in der Marine mit dem Einkauf zu hapern I— Da die Beschlußfassung ausgesetzt wurde, so dürfte die Angelegenheit in der FreitagSsitzung nochmals erörtert werden.__ Kindermißhimdlnng. Die ReichStagSkommission zur Borberatung der Strafgesetzbuch- Novelle trat am Donnerstag nach längerer Beratung dem am Mittwoch von uns wiedergegebenem Vorschlage des Regierungs- entwursS mit wenigen Aenderungen bei. Das Schutzalter wurde von l4 auf 18 Jahre erhöht und auf die Personen, die dem Haus- stand angehören(also z. B. daö Gesinde), ausgedehnt. Der Begriff .grausame Behandlung' wurde duich den Ausdruck„rohe oder boshafte" Behandlung ersetzt. Der neue» Strafbestimmung ist dem § 223» als zweiter Absatz beigefügt. Sie lautet: „Gleiche Strafe(2 Monate bis 6 Jahre Gefängnis) tritt ein, wenn gegen eine noch nicht 18 Jahre alte oder wegen Gebrechlich leit oder Krankheit wehrlose Person, die der Fürsorge oder Obhut deS Täters untersteht oder seinem Hausstand angehört, eine Körperverletzung mittels roher oder boshafter Behandlung be- gangen wird." Der Fortschritt der neuen Borschrift liegt darin, daß die Ver folguiig solcher Kindermißhandlunaen von Amts wegen(ohne daS Erfordernis eines Strofantrages) einzutreten hat. Demnach würden z. B. dergleichen Mißhandlungen von jugendlichen Dienstboten zu verfolgen sein, auch wen» ein ausdrücklicher Strafantrag nicht vor- liegt. Daß die Strafbestimmungen allein keineswegs die Fürsorge für die Jugend erschöpfend regeln können, wurde in der Kommission allseitig anerkannt. Eine Anregima des Genossen Frank, zunächst über den bis- lang beratenen Teil dem Plenum Bericht zu erstatten, fand, wiewohl ein ähnlicher Beschluß in der letzten Session einstimmig gefaßt war. von verschiedenen Seiten Widerspruch und mußte deshalb zurück« gezogen werden. Die Anregung hätte Erfolg gehabt, wenn nicht Müller- Meiningen vorgeschlagen hätte, den Rest der Novelle erst nach Erledigung der Strafprozeßordnung in Angriff zu nehmen. Gegen diese ungewöhnliche Behandlung einer Borlage erhoben die Regierung und mehrere Kommissionsmitglieder Einspruch. In erster Lesung der Kommission sind noch die Vorschläge über Beleidigung und über Erpressung zu beraten. Mit der Erörterung der letzten Materie soll am Mittwoch in der Kommission begonnen werden._ Hu9 der Partei. Fleißige Arbeit. Unsere Parteigenossen in Löbtau , einer Vorstadt DreS» d e n S, haben die beiden letzten Sonntag« Hausagitation ge- trieben mit dem Resultat, daß der Parteiorganisation rund S00 neue Mitglieder zugeführt und zugleich eine große Anzahl Abonnenten für die.Dresdener Volks- z e i t u n g" gewonnen wurden.— Die Zahl der Parteimitglieder ist jetzt in Löbtau von 1300 auf 1800 gestiegen, in Striesen , einer anderen Dresdener Vorstadt, von 1100 auf 1400. In den anderen Bezirken deS Wahlkreises DreSden-Land ist eine ähnliche Agitation geplant._ Die badischen Organisationen zur Offenbnrger Konferenz. Eine Versammlung deS Sozialdemokratischen Ver- eins Mannheim erörterte die Beschlüsse der Offenburger Kon« ferenz. Mehrere Redner erklärten sich mit den Beschlüssen ein- verstanden, verwarfen aber das Verfahren, sie auf einer Konferenz zu fassen— der Landesparteitag wäre dafür zuständig gewesen. Die Abhaltung der Konferenz sei eine Verletzung deS demolrattschen Prinzips. Andere Redner hielten die Konferenz für angebracht. Zu einer Abstimmung über die Frage, ob Konferenz oder Parteitag, kam cS nicht. pvlireillckiea, Oerlcdtllcbes uft». Noch ein Nachspiel zum KSnigsbergrr Schandsäulenprozeß. Breslau , 3. Februar. (Privatdepesche de»„vorwärts".) Genosse Schiller von der Breslauer.Volkswacht' wurde wegen Beleidigung Königsberger Richter durch einen Arttkel gegen daS Urteil im Schandsäulenprozeß von der Breslauer Strafkammer zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt._ Strafkont» der Presse. Wegen Beleidigung des Vorfitzenden der Zahlstelle Augsburg des christlichen Schneiderverbandes hatte sich am Montag Genosse Thiel von der„Schwäbischen Volks- zeitung" in Augsburg vor dem dortigen Schöffengericht z» verantworten. In einem Artikel der genannten Zeitung war seinerzeit behauptet worden, daß der Vorsitzende des christlichen Schneiderverbandes Hampp einen Gebilfen. der dem Deutschen Schneiderverbande angehörte, zum Austritt aus der Organisation veranlaßt hat, indem er ihm sein Mitgliedsbuch abnahm und durch einen von Hampp selbst geschriebenen Brief an den Verbands- Vorsitzenden den Austritt erklärte. Diese eigentümliche Art des MtgliederfangeS war einer derben Kritik unterzogen worden, worauf Hampp die Beleidigungsklage anstrengte. Am Montag wurde Thiel zu 100 M. Geldstrafe verurteilt. Es hatte sich herausgestellt, daß der angeblich terrorisierte Schneider- gehilfe— ein Taubstummer— in verschiedener Hinsicht die Un- Wahrheit gesagt hatte. Er war sowohl Mitglied der christlichen wie auck der freien Organisation und hatte sein Mitgliedsbuch freiwillig an Hampp ausgeliefert. Auch hatte Hampp nicht die Austritts- erklärung geschrieben, wohl aber diesen Brief aufgesetzt. Gegen das Urteil wird Berufung eingelegt werden. Hua Industrie und Handel Ein lichter Augenblick. Auch ein prononzieNeS Unternehmerbiatt kann mal einen lichten Augenblick haben, in dem eS erkennt, daß die produktive Arbeit die Quelle der Wohlhabenheit— anderer ist. Davon liefert die „Rh.-Wests. Ztg." in der Nr. 121 vom 1. Februar er. einen hübschen Beweis. Sie nimmt Kenntnis von einem Arttkel der Nclv-Vorker Zeitung„Sun", in dem ein Gespräch mit dem Direktor der Lauch- Hammer-Werke, Kommerzienrat Dr. Joseph Hallbouer, reproduziert wird. Der deutsche Industrielle, der zurzeit eine Reise durch Amerika unternimmt, hat sich lang und breit über die„Inferiorität der deutschen Arbeiter" gegenüber einem Amerikaner geäußert. Der amerikanische Arbeiter gebrauche bei der Arbeit seinen Verstand viel mehr als der deutsche Arbeiter. Er, Dr. Hallbauer, habe seine Arbeiter vergeblich zu bewegen gesucht, sich zu bilden und in dem- selben Geiste zu arbeiten wie ihre amerikanischen Kollegen, etwas Selbständigkeit und Jnitiattve zu zeige». Der deutsche Arbeiter begnüge sich mit veraltetem Werkzeug. Er möge gar kein gmes, modernes Werkzeug. Die Folge sei, daß er in einem vollen Monat nur so viel Arbeit, leiste wie sein amerikanischer Kollege in elf Tagen. Den übrigen Teil deS Gespräches füllen Betrachlunge» des KommerzienratS über seine eigenen Verdienste und die Leistungssähiakeit der Lauchhammer -Werke auS. Dazu be- merkt die„Rhein.-Westf. Zeitung": „Nach der bekannten Unzuverlässtgkeit deS New Aorker Sensationsblattes wäre es nicht verwunderlich, wenn der deutsche Industrielle sich durchaus nicht in diesem Sinne geäußert hätte. Sollte eS aber doch geschehen sein, so ist es wohl nicht unangebracht, den sächsischen Industriellen daran zu erinnern, daß er ohne die Titchtigkeit seiner deutschen Arbeiter schwerlich zu seiner Wohlhabenheil und Stellung hätte gelangen tönnen." Hoffentlich geht dem Blatte die Erkenntnis nicht wieder Vtl« loren— sobald die Arbeiter berechtigre Forderungen erheben. ISVS Berlin, �1. Sorte... München , f."Schweizer- . Gebirgs-.. Butterpreise. Die ungeheuere Verteuerung der Butter im Vorjahre, die einen seit Jahrzehnten nicht beobachteten Preisstand erreichte, geht miS der nachsolgenden Zusammetistellung hervor, die den im Monat gezahlten durchschnittlichen Großhandelspreis für den Doppelzentner widergibt: Jan. Juli Okt. Nov. Dez. 217.24 223,00 269.77 269.04 241.64 LvS.lX) 212.00 247.04 249,88 230.24 224,00 230.00 272.00 270,75 244. IS 200.00 211,00 260,00 260,00 226,25 Die größte Preisdifferenz zwischen Januar und Ollober weist die Notterung von Müchener GebirgSbutter mit 200 un" 260 M. für den Doppelzentner im Januar bezw. Oktober 1909 auf. Die Gestaltung der Butterpreise in Berlin um Weihnachten ergibt sich aus den Preisfeststellungen der von der ständigen Deputation gewählten Notierungskoiitmisston. nach der sich die Preise für den Doppelzentner folgendermaßen stellten: la na III a 23. Oktober... 270—274 260—268 236—252 M. 4. Dezember.. 262—266 252—260 232—252. 22. Dezember.. 264—272 256—266 232—256, 3J. Dezember.. 246— 256 240—362 236—240„ 29. Januar... 256—260 252—24« 240—254„ Nachdem m den Weihnachtstagen die Butterpreife Wiederum fast bis zum Höchststände des JahreS gestiegen waren, trat kurz nach dem Weihnachtsfeste eine Preissenkiiiig ein.. Reuerdings ist in, letzten Drittel des Januar wieber ein Anziehen der Bntterpreise erfolgt.
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