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Verfammlungen.

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Schiffbrüchige.

Aus Büsum wird gemeldet: Gestern trafen hier fünf voll.

Brunsbüttel eingebracht worden. Nach einer neueren Meldung ist der Dampfer abgeschleppt und

Typhusepidemie auf der Insel Malta .

150 Bf. bezahlen. Die auf einer Stelle bleiben oder wenig wechseln, zahlen diesen Beitrag nur einmal oder etliche Male, während die große Masse der andern, die weniger Glüd" haben, diesen Beis trag sehr oft bezahlen müssen. Bei vielen ist der Dienst nur ein ständig ermattete Matrosen des deutschen Kohlendampfers Hansa" lebergang zur Heirat, ihnen ist also das gezahlte Gelb glattweg ein und gaben an, daß der Dampfer auf der Fahrt von Emden verloren. Das ist ungerecht. Aus all diesen Gründen fann Redner nach Brunsbüttel in der Nähe von Büsum auf den Strand geraten nicht raten, Propaganda für diesen Fonds zu machen. Nicht im fei. Die Mannschaft hätte mit Ausnahme des Kapitäns und einiger Alter Brofamen, sondern in der Jugend anständige Löhne, menschen- Leute das Schiff verlassen, aber nur die Rettungsbake erreicht. Hier würdige Behandlung, das ist die Forderung, alles andere muß hätten sie hungernd und frierend vier Tage zubringen müssen, ehe von selbst fommen. Die Gesellschaft muß sorgen für die, die sie fie entdeckt worden seien. Es wird versucht werden, den gestrandeten enterbt hat. Nebenbei gesagt, werden höchstens 300 Personen diefer Dampfer abzubringen. selbstbezahlten Wohltat" teilhaftig, die vielen anderen haben nichts babon, zumal eine strenge Auslese unter den Bewerbern gehalten in wird. Der Fonds besitzt heute alles in allem ein Vermögen von 1200 000 M. Trotzdem muß er pleite machen, wenn die Beiträge nicht mehr ausreichen. Diejenigen, die im Hospital aufgenommen werden, stehen sich besser als die andern mit ihrer färglichen Unter­ftüßung. Sie erhalten freie Wohnung, Wäsche, Licht, Heizung, Arzt und Arzneimittel, das Effen müssen sie sich dann selbst beschaffen, wofür sie eine bestimmte Summe extra erhalten. Wird ein Ge­such abgelehnt, so ist jeder Einspruch dagegen zwecklos. Mitzu reden haben die Zahlenden nicht. Das ist allein schon ein Grund, diesen Fonds zu bekämpfen. Anders wäre es, wenn diese Ein­richtung weiter ausgebaut und mit Arbeitsvermittelung, Fortbil dungs- und Fachschulen verbunden würde, dann wäre das Geld weit nüßlicher berwertet, wie bei der jetzigen Methode. Allerdings gehen unsere Biele noch weiter. Die Sausangestellten müssen frei werden von jeglicher polizeilichen Bevormundung, frei von der Gefindeordnung, gleich allen gewerblichen Arbeitern. Die Dienst­boten müssen die Oeffentlichkeit aufmerksam machen auf ihre For derungen, müssen auch selbst einsehen lernen, daß ihr Heil nicht bom guten Willen der Herrschaften abhängen darf. Und wenn sie in ihrem Kampfe erlahmen sollten, dann mögen fie auf die große Arbeiterbewegung blicken, die fich machtvoll, in zähem Kampfe, ihre Rechte errungen hat und noch erringt! Reicher Beifall lohnte die Ausführungen.

Was nüht uns der Berliner Gesindebelohnungsfonds? Ueber dieses Thema sprach in einer Dienstbotenversammlung Genoffe Stadtverordneter Koblenzer . Gingangs feines Vor­trages zeichnete er in träftigen Strichen die ungerechtigkeiten der Gefindeordnung und entwidelte ein anschauliches Bild von der mißlichen Lage der Dienstboten. Auf das eigentliche Thema über­gehend erklärt der Redner: schon der Titel Was nüßt uns der Berliner Gesindebelohnungsfonds? gibt au denken. Was verspricht nicht dieses Wort schon alles. 1827 wurde dieser Fonds auf Grund einer föniglichen Rabinettsordre geftiftet. Er war dazu bestimmt, olten, tranten, treuen Dienstboten ein sorgenfreies Alter zu sichern. Bis zu 4 Taler monatlich fonnten gewährt werden oder Aufnahme ins Hospital. Ein Teil des Kapitals sowie die Zinsen waren für die Unterhaltung dieses Hospitals bestimmt. Die Dienstboten mußten einen Erlaubnisschein zum Dienstantritt mit 50 Bf. be­zahlen, eine Bestimmung, die auch heute noch gültig ist. Richtig wäre es allerdings gewesen, wenn die Herrschaften diesen Fonds hätten aufbringen müssen, und es flingt wir reiner Hohn, daß ein Gesindebelohnungsfonds" geschaffen wird, den die Dienstboten felbft zusammensteuern müssen, bei dessen Verwaltung fie aber nicht das geringste mitzureden haben. Sonst betrachtet man das Gefinde als unmündige Kinder, hier aber überträgt man ihnen eine selbständige Handlung, nämlich: daß sie zahlen dürfen. Wie diefe sorgenfreie Existenz bei 4 Taler Unterstüßung monatlich aus­sieht, kann man sich lebhaft vorstellen. Allerdings muß hier zuge standen werden, daß 4 Taler zu damaliger Zeit einen ganz anderen Raufwert hatten als heute. Es war auch ein Biertel von dem Lohn, den ein Dienstbote in jenen Jahren erhielt. Zuerst war der Fonds so gedacht, daß treue Dienstboten eine Prämie erhalten sollten und nur ein Teil für Invalidenunterstübung usw. bor gefehen war. Später wurde das geändert. Ein Drittel von der Summe, die von den Dienstboten aufgebracht wurde, tam nun für Invalidität ufiv. in Anwendung, während zwei Drittel für das Hospital vorbehalten wurden. Dieses Institut besteht heute noch In der Diskussion erzählte ein Mädchen ihre Erlebnisse mit in der Koppenstraße. Die Unterstüßung muß jedoch nicht, son- ihrer letzten Herrschaft. Als sie die Verbandszeitung" per Post dern laut Statuten tann fie gewährt werden, soweit der zugestellt bekam, munderte sich die Herrschaft über die dicken Briefe, Fonds es zuläßt! Also eine höchst unsichere Aussicht auf das die mit einem Male für ihr Mädchen eintrafen. Es entwickelte forgenfreie Alter". Die Dienstboten haben nun bon jeher diesen sich nun zwischen diesem und der Herrschaft folgender amüsanter Beitrag nur höchst widerwillig gezahlt. Der Fonds ging deshalb Dialog: Die Gnädige:" Anna, was find denn das für dice Briefe, schon früher gelegentlich weit zurüd. Infolgedessen wurde das die Sie jetzt bekommen?" Mädchen:" Das sind meine Briefe." Geld den Dienstboten gleich in den damals bestehenden Zwangs- Der gnädige Herr: Anna, Sie gehen wohl in Versammlungen?" Dienstkontoren beim Dienstantritt abgezogen. Die Inhaber nüßten Jawohl." So-? Sie find wohl Demokratin?" die Zwangslage der armen Dienstsuchenden auch noch aus, indem Jawohl!"" Ich dulde aber nicht, daß Sie Versammlungen sie sich für das Ausfüllen des Formulars 25 Pf. entrichten ließen. besuchen!" ,, Dann ziehe ich am Ersten, mein Verband ist mir Als die Gewerbeordnung ins Leben trat, räumte sie mit diesen lieber als Ihre Stelle!" Herr empört:" Was erlauben Sie sich? Dienstkontoren auf. Die Dienstkontore wurden Gewerbetreibende Haben Sie einen Bater?"-" Gelbstverständlich habe ich einen und der Modus der Einziehung der Beiträge wurde abgeschafft. Bater!" Ich werde ihm schreiben!" Ich geb Ihnen seine An Stelle dessen traten Sammelstellen, die Beitragszahlung erhielt Adresse. Mein Vater hilft mir nicht, ich muß mich allein durch dadurch einen etwas freiwilligeren Anstrich und die Kontrolle die Welt schlagen!" Herr: Sie sind bloß verheßt. Wenn Sie wurde nicht so streng durchgeführt. Als aber nun auch wieder die nicht wissen, wie Sie durch die Welt kommen sollen, dann holen Einnahme des Fonds rapide sant, mußte flugs das Mädchen für Sie sich bei mir Rat!"" Ja, Sie werden mir sagen, daß ich ar­alles, die Polizei, eingreifen und die Säumigen mit fanfter Gewalt beiten und zufrieden sein soll. Das weiß ich schon." Bum Schluß an ihre Pflicht" erinnern. Sofort ging auch der famose Gefinde- wies die Vorsitzende Ida Baar auf den bestehenden Vertrag hin, belohnungsfonds wieder in die Höhe. Hinzu tamen noch mancherlei den alle Mädchen als Unterlage zu ihren Forderungen verwenden Stiftungen und die mehr oder weniger erheblichen Vermögen bezw. follten. Die Notwendigkeit der Krankenversicherung und der Ersparnisse der Dienstboten, die sie bei der Aufnahme ins Hospital Sondergerichte für Dienstboten hob Rednerin besonders hervor. diesem überweisen mußten und noch müssen. Man dachte nun In einer Eingabe an den Magiftrat sollen folgende Forderungen daran, um den Fonds zu vergrößern, ein dem Hospital gehöriges, erhoben werden: von diesem aber unbenußtes Grundstück zu veräußern. Auch die Verlegung aus der teueren Stadtgegend in einen noch billigeren Vorort wurde erwogen, um das Unternehmen auszubauen. Es traten aber Schwierigkeiten ein und die Sache zerschlug sich. Es wird auch wohl nichts werden, da im Hospital niemals die vorhandenen Blaze belegt find, also das Bedürfnis nach mehr nicht zu dringend erscheint. Schon 1901 und 1904 wurden Anträge in der Stadt­berordnetenversammlung gestellt, die Statuten zu ändern oder den Fonds zu schließen, vor allem aber den Bei­trag von 50 f. abzuschaffen. Der Forderung wurde zwar zugestimmt, aber eine Aenderung trat nicht ein. Immerhin, auf die Dauer wird diese Einrichtung doch nicht bestehen bleiben.

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Wenn man nun fagt, 12 M. monatlich ist nicht viel, so muß hier noch darauf hingewiesen werden, daß selbst diese Summe nur in pen wenigsten Fällen gewährt wird. In der Regel gibt es nur 6 bis 8 Mart. Diese Unterstüßung wird entzogen und müssen die Betreffenden das Erhaltene wieder herauszahlen bezw. ersehen, wenn sie den Besitz von Vermögen verschwiegen haben, oder wenn fie zu einer Erbschaft gelangen, die 300 M. Binsen im Jahre bringt. Welche Stellung sollen nun die Dienstboten diesem Fonds gegenüber einnehmen? Er, Redner, tann nach seiner besten Ueber­zeugung nicht dazu raten, diese Beiträge freiwillig zu zahlen. Schon deshalb nicht, weil dadurch die Dienstboten eine Verpflich tung übernehmen, die von Rechtswegen der Gesellschaft zusteht, die für ihre arbeitsunfähigen Mitglieder zu sorgen hat. Ob der Dienstbote der Armenpflege anheimfällt, fann ihm schließlich gleich fein, da ja diese Einrichtung im Grunde genommen auch nur eine Art Armenpflege ift. Weil ein paar hundert vielleicht mal eine dürftige Rente bekommen, muß die große Masse der Dienstboten

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1. Die Einziehung der Beiträge für den Fonds sind einzu­stellen. 2. Das vorhandene Kapital foll als Grundlage zu einer Haushaltungs- und im Anschluß hieran einer Fortbildungs­schule verwendet werden.

Die Versammlung stimmte dem einstimmig zu.

Vermischtes.

Paris nach dem Hochwaffer.

leber die Situation liegt aus Paris folgende Meldung vor: Aus dem Chaillotviertel ist das Wasser jegt ganz verschwunden, start gefallen ist es im Bois de Boulogne ; die Rennbahn Long­champs sowie das Terrain des Poloflubs stehen aber noch unter Wasser. Die vom Waffer bedeckt gewesenen Flächen bieten einen trostlosen Anblid. Bei Juvisy ist die Seine beinahe in ihr Bett zurüdgetreten und die meisten Straßen sind frei von Waffer. In der Gegend von Athis- Mons fieht es noch übel aus. Das Waffer fällt weiter in Charenton . Maisons- Alfort und Alfortville. Bei Nanterre stehen noch große Flächen und 170 Häuser unter Wasser.

Wie aus Malta gemeldet wird, herrscht auf der Insel eine Typhusepidemie. Gestern allein wurden 30 Erkrankungsfälle ber zeichnet. Seit Beginn der Epidemie find 300 Personen erkrankt, von denen ein großer Teil der Epidemie erlegen find. Die ärztlichen Autoritäten schreiben die Schuld an dem Ausbruch der Epidemie den Wasserverhältnissen zu. Die Tochter des Admirals Curzon Howe ist gestern im Alter von 14 Jahren der Krankheit erlegen.

Ein Studentenstreit. In der Universität Tübingen ( Württem­ berg ) hatten sich Donnerstag in der chirurgischen Klinik des Staats­rats Prof. Dr. v. Bruns die medizinischen Hörer besonders start eingefunden. Als die Missionszöglinge eintraten, um auch an der Vorlesung teilzunehmen, verließen sämtliche Mediziner den Hörsaal bis auf den Vorsitzenden der Klinikervereinigung, der sich zu Profeffor b. B. begab und ihm mitteilte, daß sie die Klinit so lange nicht besuchen würden, als die Missionszöglinge daran teilnahmen, die feine Mediziner seien und doch nur Kurpfuscher werden würden. Welchen Ausgang die Angelegenheit nehmen wird, ist noch nicht bekannt.

Flecktyphus. In Budapest ist der Flecktyphus aufgetreten. Bisher find 16 Erfrankungen leichterer Natur zu verzeichnen.

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An demfelben Tage abends von 8-8 Uhr im Staffenlokal Barnim­ftraße 19: Wahlversammlung der großjährigen Kaffenmitglieder, welche im Befihe der bürgerlichen Ehrenrechte find. Tagesordnung: Erjazwahl von 16 Delegierten. Der Vorstand. C. Frite, Borsigender.

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