Hessisches. Die Angelegenheit Katzenstein—unser Genosse K war bekanntlich von der Fortsetzung seinesVorbereitungsakzesses ausgeschlossen worden, weil erSozialdemokrat ist— hat ihren Abschluß gefunden.Nach dem mit 30 gegen 3 Stimmen zu gunsten Katzenstein'sgefaßten Beschlüsse der zweiten Kammer entschied sich dieerste Kammer in junkerlicher Schneidigkeit mit 19 gegen2 Stimmen für den Uebergang zur Tages-o r d n u n g, während die»weite Kammer aus ihrem Be-schlusse beharrte und die Beschwerde der Regierung zur Be-rücksichtigung überwies. Auf Katzenstein's daraus ein-gereichtes Gesuch um endgiltige Entscheidung antworteteihm die Regierung unterm 24. Mai, daß.das großherzog-liche Ministerium sich nicht veranlaßt gesehen hat, einevon den früher ergangenen Verfügungen abweichendeEntschließung zu fassen, und daß es hierbei lediglichsein Bewenden zu behalten habe.* Damitist Katzenstein die Anwaltschaft im Deutschen Reicheverschlossen, da der Vorbereitungsdienst in der Verwaltungnothwendige Voraussetzung des Staatsexamens bildet. Sogilt in Hessen daS gleiche Recht fürAlle, so springtman mit Sozialdemokraten um, so züchtet man neue Anhängerder Arbeitersache. Oder kann es bessere Agitatoren für dieArbeiterbewegung geben, als die Finger und Genossen, derenVorgehen auch dem Blödesten die Einsicht in die Herrlich-keilen des KlassenftaateS einpaukt?—Wirklich? Nach einer Meldung der.Badischen Korre-spondenz' hat die ständige Tarifkommisfron derdeutschen Eisenbahn-Verwaltungen den An-trag Bayerns auf allgemeine Einführung der zehn-tägigenDauer derRückfahrkarten angenommenund wird einen dahingehenden Vorschlag der General-Versammlung der deutschen Eisenbahn-Verwaltungen unter-breiten. Ob dieser so kleine Schritt vorwärts wirklich ge-than worden ist? Herr Thielen möge es uns amtlichbestätigen!—Die Cholera In Hamburg. ffiolffS Tel.-Bureaumeldet aus Hamburg unter'm 29. Mai:.Die Cholerakommission des Senats macht unter demgestrigen Datum folgende Mittheilung: Ein in der Neustadtwohnhafter Komptowbot«, welcher feit S Tagen an leichtenDurchfällen litt, hat sich am Sonnabend, den 27. Mai, Morgens,wegen Erscheinungen von Cholera, in ärztliche Behandlunggegeben und ist noch am Nachmittag desselben TagcS ge-storben. Die bakteriologisch« Untersuchung hat heute Choleraals Todesursache ergeben."—Die blutige Maiwoche. Die Pariser Arbeiter habenzum Andenken an die von den Versailler Schlächtern am29. Mai niedergemetzelten Freiheitskämpfer auf dem Kirch-Hofe Pöre Lachaise eine würdige Massenfeicr begangen.Baudin und andere sozialistische Abgeordnete waren an-vesend. DaS Pariser Proletariat ist im Kamps der Kom-mune gegen die kapitalistische Verschwörerbande verblutet,aber fem Blut ist nicht umsonst geflossen.—Bourgeoisrepublikanische Schnüffeleien. Eine Pa-riser Zeitung stellt fest, daß am 1. Mai in Paris einigeUnteroffiziere in Zivilkleidern zum Spionieren unterdie Menge ausgeschickt worden sind.—Die italienische Mistwirthschaft, die der Bourgeoisieungezählte Millionen zuschanzt, die Volksmasse aber nichtblos aussaugt, sondern auch unmittelbar bestiehlt, wirdimmer toller. Wie sieht eS in der Hauptstadt, in R o maus? Die Tiberregulierung kostet bereits einige hundertMillionen. Vor einigen Tagen verbreitete sich nun plötzlichdas Gerücht, daß die in das Flußbett eingelassenen unddie Uferbauten tragenden Caissons nachgäben, also allemAuscheine nach nicht nach Vorschrift gefüllt worden seien.Thatsache ist, daß die Regierung eine Untersuchung ein-geleitet hat. Der Bau des Justizpalastes, der den Staatbereits 30 Millionen kostet, hat unterbrochen werdenmüssen, weil die Fundamente nachgeben. Die Errichtimg desDcukmals für König Viktor Emannel erleidet fortwährendeUnterbrechungen und giebt Anlaß zu ttimultuarischen Aus-tritten seitens der Arbeiter, veranlaßt durch den Mangelan Marmor und anderem Material, obgleich die noth-wendige Summe hierfür im Jahresbudget durch das Par-lamcnl eingestellt ist. Für das Monument sind bishervierzig Millionen verausgabt worden, essind aber noch nicht einmal die Funda-in e n t e fertig. Wie männiglich bekannt, verkauftGiolitti durch die Nationalbank Rententitel des Staates,welche er nirgends ander? als aus der„Cassa dei Depositie Trostiti" entnommen haben kann, also auS der die Gelderder Postsparkasse enthaltenden Kasse und zwar thut er esohne gesetzliche Genehmigung und trotz der Aussicht, daßder Senat sein Gcsetzesprojert, welches auf diese Kasse Bezughat, verwerfen werde.—Serbien. Milan und Natalie werden wieder ihrendauernden Aufenthalt im Lande nehmen, sofern die nächstenStuplschinawahlcn eine regierungsfreundliche Mehrheitbringen. Die Wahlen finden am 30. Mai statt. Mußnicht jedermann sich schon deshalb über den Staatsstreichfreuen, weil der weiland gekrönte Schuldenmacher undWüstling Milan, Gras von Takova, wieder serbischen Bodenbetreten darf? Einen hübscheren Abschluß kann die Operettedes serbischen Versassungskonfliktcs gar nicht finden, als durchdie Rückkehr Milan's, der Arm in Arm mit Natalie, der„Geschiedenen", sein Jahrhundert, d. h. seiue Gläubiger, in dieSchranken fordert.—„Russische Reformen". Bei„Väterchen* erlischt'niemals der heiße Drang nach edlen Thaten. Wird nichtirgendwo am Balkan revoluzzt oder attentätert, rolltnicht der Rubel auf Reisen, so leuchtet die Huld des Selbst-Herrschers aller Reußen den s i b i r i s ch e n Verbannten.Man staune! Für die sibirischen Sträflinge, deren grausigesGeschick Kennan mit urkundlicher Treue geschildert hat, sind,wie der„National- Zeitung" aus Petersburg geschriebenwird, zwei Gesetze erlassen worden. Das eine betrifft Ver-änderungen hinsichtlich der Auflösung von Ehen der Per-fönen, welche, sei es zur Zwangsarbeit, sei es blos zurAnsiedelung in Sibirien verurtheilt wurden, das andereGesetz enthält die Aufhebung der Bestimmungen, welcheFrauen unter Umständen einer körperlichen Züchtigung unter-zogen. Da» erstere Gesetz gewährt den verheiratheten sibi-rijchen Sträflingen daS Recht, die Auflösung der Ehe zufordern, wenn die Fortsetzung derselben thatsächlich unmög-lich ist. Dieses Recht hatte bisher nur deriemg« Theil,welcher unschuldig war und, sei es freiwillig, sei es unterdem Druck von Umständen, dem anderen Ehegatten nichtin die Verbannung folgte. Der Sträfling konnte niemalsdie Scheidung von seinem in der Heimath zurückgebliebenenEhegatten beantragen. Wer wagt jetzt noch gegen denDespotismus zu eifern, der solche„Reformen" durchführt,„Reformen*, die noch dazu aus dem Papier bleiben, dennwie in Ichtershausen wird auch trotz der Gesetze in Sibirienfortgeprügelt.—Die Reichstagswahlen.Offizielle sozialdemokratische ReichStagS-Kandidaturen.Coburg: Redakteur Karl Krüger in Halle a. S. Chemnitz:Mar Schippe! in Friedrichshagen bei Berlin. Bautzen:Friedrich Wilhelm Höppner in Dresden(Cchönfeld zog feineKandidatur eines anderen Wahlkreises wegen zurück). Neu-Ruppin-Templin: Julius Apelt in Berlin. I e r i ch o w(3. Magdeburger): Expedient Theodor Glocke in Berlin.Delitzsch-Bitterfeld: Schneidermeister Adolf Albrecht inHall« a. E. Großherzogthum Baden: 1. Konstanz-Radolfzell-Ueberlingen: Landwirth Baumgärtner in Gültingen.2. Hornberg-Triberg-Villingen: Redakteur Zielowski in Offen-bürg. 3. Säckingen-Waldshut-Echopfheim: Schuhmacher Haughin Freiburg. 4. Lörrach-Müllheim-Breisach: Dr. Rüdt in Heidel-berg. 5. Freiburg-Waldkirch: Dr. Köhler in Freiburg. H.Lahr-Kinziathal: Restaurateur Kalnbach in Karlsruhe. 7. Ossenburg-Kehl-Renchthal: Redakteur Adolf Geck in Offenburg. 3. Baden-Achern-Rastatt: Apotheker Lutz in Baden-Baden. S. Pforzheim-Durlach- Ettlingen: Dr. Rüdt in Heidelberg. 10. Karlsruhe-Bruchsal: Redakteur Adolf Geck in Offenburg. 11. Mannheim-Schwetzingen- Weinheim: Kaufmann Dreesbach in Mannheim.12. Heidekberg-Mosbach: Dr. Rüdt in Heidelberg. 13. Bretten-Eppmgen: Restaurateur Kalnbach in Karlsruhe. 14. Werthheim»Odenwald: Köder in Mannheim. Waldeck-Pyrmont:Zigarrenhändler H. Garbe in Kassel. Bernburg: BuchdruckerKarl Schulze in Bernburg.Bürgerliche Kandidaturen. Kassel: Huepeden(Kartellder K, A.„Bd. d. Landw.). GerSfeld- Fulda: FabrikantR. Müller(Z). Randow-Greifenhagen: v. d. Osten-Blumberg(K). G l a tz: Freiherr v. Huene, Gutsbesitzer Hart-mann(Z). Kosel-Groß-Streylitz: AmtegerichtsrathBerthold May in Kofel, ultramontaner auf Huene'S Seitestehender Gegenkandidat gegen Stephan(Z). GoSlar: Stadt-syndikuS Quansel zu Goslar(FB). K o b u r g: RechtsanwaltBeckh in Nürnberg(FB), der Bajazzo des bayerischen Landtag?.Wiesbaden: Fabrikant Köpp, Handelskammer-Präsident(Vg),unterstützt von den N. Kelheim: Dr. Etgl, KaufmannAigner(Z). Kempten: Oekonom Schmid(Z). Schweinfurt! Oekonom Bürger(Z). Wasserburg: Ritterguts-besitzer von Poschinger(Z). Rofenhetm: FabrikbesitzerSteininger(Z). Eigmaringen: Bumiller(Z), RegierungS-Präsident von Franck,„regierungstreuer" Kandidat. Saar-brücken: Göitz(Z), Rittner(31). Duisburg- Ober-Hausen: Dr. Hamniacher(Kartell der N und K). Friede«berg-Büdingen: Landwirth Belz(A). 12. württem-bergifcher Wahlkreis: Landwirth Zoller; S. württem-bergischer Wahlkreis: Staatsanwalt Rupp, beide Deutsch-patteiler. Essen: Kommerzienrath Krupp(Kartell der K undN). O ttw eiler: Graf Schulenburg(Z). Fürth i. B.:Lehrer Weiß in Nürnberg(deulschfreifinnig). Metz: Dr. Haas(Klerikaler). Metningen II: Kaufmann Crämer m Sonne-berg(deutschfreisinnig). Mühlhausen-Langensalza:v. Zedlitz(R.).Entsetzlich l„Achtzehn Herren, zum Theil vom ältestenund höchsten SIdel", schreibt die„Kreuz-Zeitung",.werdenaus der Zenlrumspartei im neuen Reichstage nicht wieder er-scheinen: Aus Bayern: Freiherr v. Gagern. Freiherr v. Francken-stein, Graf Scbönborn, Graf Walderdorff, Gras Max Prevsing,Baron v. Psetten. Aus Württemberg: Gras Adelmann v. Adel-mannsfeldcn. Vom Rhein: Graf von und zu Hoensbroech, Frei-Herr v. Dalwigk-Lichtenfels, wahrscheinlich auch Prinz Urenberg.Aus Westfalen: Freiherr v. Wendt und Graf Droste zu Bische-ring. 3lus Schlesien: Graf Ballestrem, Freiherr v. Huene, GrafChamarö, v. Glisczyneli, Freiherr v. Reitzenstein und wahr-schcinlich jauch Herr v. Schalscha." Wir weinen diesen junker-lichen Brotvertheurern und Volksfeinden keine Thräne nach.Die rheinische ZeutrumSpartei erläßt einen Wahlaufruf, der sich als eine kürzere und deshalb geschicktereFassung des Lieber'schen Maniststs darstellt. Streckverse findensich nicht darin, die Tendenz ist aber dieselbe, von uns schon ein-gehend gekennzeichnete.Elsaß- Lothringische Wahlfreiheit. Au» Ober.Ehnheim meldet die„Bürger- Zeitung* unterm LS. Mai:„Heute wurden sämmtltche Wirth« auf daS Bürger-m e i st e r a m t bestellt und ihnen verboten, ihr Lokald en S oziali sten zur Abhaltung von Verfamm-lungen herzugeben, widrigenfalls könne K onzession»-entziehung eintreten."SluS Köln meldet da» Depeschenbureau Herold unterm23. Mai:„Gestern Abend fand eine sozialistisch» Partei-Versammlung, heute Morgen ein« ultramontane Wähler-Versammlung statt. Beide Versammlungen, von je über3000 Personen besucht, befaßten sich mit der endgiltigen Auf-ftellung ihrer Kandidaten, in beiden wurde die Bedeutung derMilitärvorlage besprochen. In der sozialistischen Bersammlungreferirte über diesen Punkt Singer- Berlin, der namentlich mitder ultramontanen Partei scharf inS Gericht ging, weil sie mit-geholfen, die Getreidezölle und die Brannlweinsteuer durch-zudrücken. Man will eifrigst für den Kandidaten Lücke«in-treten.— Die ulttamontane Wählerversammlung fand unter demVorsitze des Grafen Hompesch statt. Als Hauptredner figurirteDr. Lieber, der sturmisch begrüßt, die Zentrumswähler zuthat-kräftigster Agitation aufforderte, damit das Zentrum in der altenStarke und noch geschlossener in den neuen Reichstag eintrete.3luch später werde die Partei keinen Sonderinteressen dienen; siedanke dafür, daß man sie zu einem katholischen Taubenschlagdegradire; wer ihr zugehöre, müsse in allen wichtigsten Punktenvoll und ganz aus dem Boden des politischen Programms desZentrums stehen.I« Elberfeld unterstützen die Nationalliberalenden antisemitischen Kandidaten, Gärtner D a h m. DerDahm wird trotz deS Zuzugs der Männer von„Bildung undBesitz" von den Arbeitern deS Wupperthals jämmerlich in denSand gesetzt werden, dennoch ist das liberal- judensreflerisch«Bündniß als Zeichen der Zeit sehr beachtenswerts.Für ei« antisozialistisches Kartell erhebt das amtlicheOrgan der nationalliberalen Börsianer und Schlotjunker, die„Nationalliberale Korrespondenz" ihre Stimme.Und ihr Ruf wird bei den Mischmasch- Tendenzen derbürgerlichen Parteien nicht»«gehört verhallen. Je offener dieseVerbrüderung in die Erscheinung tritt, um so besser für unS.So liest man:„Die Sozialdemokratie geht mit großen Hoffnungenin den Wahlkampf, und diese könnten sich leicht verwirklichen,wenn ihr die Uneinigkeit der bürgerlichen Parteien zu Hilf«kommt, wenn sie in einer durch die Leidenschaften eines heftigenWahlkampfes erhitzten Stimmung Unterstützung von feiten Solchererhält, die sonst ihre entschiedensten Gegner zu seiu behaupten.Diese Versuchung wird namentlich bei Stichwahlen vielfachhervortreten. Wir haben aber die Hoffnung und das Vertrauen,daß in deni Entscheidungskamps zwischen einem Sozialdemokratenund einem Mitglied bürgerlicher Parteien die letzteren, ihrersonstigen Gegensätze und ihre» ParteihaderS vergessend, indiesen hochernsten, gefahrerfüllten Zeiten zusammenhalten werden.Von unserm Gesinnungsgenossen allenthalben im Reich glaubenwir dies versprechen zu können.'---Haas Blum im Lied. Der Blum tritt als Durchfalls«landidat w Leipzig-Land auf. Der„Wähler* dichtet nuu:HanS dem Kühnen.Motto:„Unser Han» hat Hosen anUnd die find blau.. HänSchen scheind der Jwermuhd zu plagen;Wördes Hänichen sonst ä Dänschen wagenUnd mid Geyern an de Greide gehn?Leipzig-Land iS änne beefe Fläge,Denn de Rohden fiehd uff jeden Wäg«Massenhaft mer uff der Lauer schdehn.HänSchen, HSnschen, iewerleg dersch reiflich!§war bei Wunsch, der is soweit begreiflich,enn de hast je änne Masse Zeid,Doch in Leipzig-Land zu gandidieren,Wo de beesen Rohden dohminieren—DaS, mei liewer HanS, d a S gehd zu weid>Mei Gelist« wärd ich liewer dämfenOder anderschwo'S Mandahd ergämfeaWo de Sache nich so aladrig schdehd.Wie hat Götz von Lindenau gequasseldUn wie scheißlich isser dorchgerasselo—Denkste«twan, dastersch besser gehd?Na, ich bin geschbannd uff daS Deahder k'S greeßde Hindernis, daS iL dei Bader,Denn beganndlich war der felwer rohd;InS Gesichde wärd der jeder sagen:„HanS, wie bist« auS der Ard geschlagen!*Un dei eegner Bader schlägd dich dod.Sag mer nor, ob dersch nich felwer dämmerd,Daß dei Alan von vornerein belämmerd,Daß de mid Sn Schdeen an Halse schwimmst?Eiehste, Hans, je mehr ich'S iewerdenke,Deste mehr erscheind mersch als Mengenke,Taste dieses Wagniß undernimmst.Wärschde noch der„Menschenrechds-Schdudende*,Der de einstmals warschd, denn ging'S am Ende.Denn dei vader läbd im Volke ford;Awwer so, als EchbarigS Schbießgeselle,Gehd's mid dir in färchderlicher Schnelle'N Drachenberg hinunder— uff mei WardtVierunvärzig Jahre sein verflossen,Daß dein'n Vader se in Wien erschossen,Wo de Schdern er Windischgrätzen bod—Seid du Bismarck eng dich angeschlossen,Bist ooch du ferS deudsche Volk erschossenUn seid edwan dreißig Jahren dod.Na, steh zu, waS der fer Rosen bliehentWenn se straff der nich de Hosen ziehen,Taste liegen bleim mußd uffeu Bläh,Wenn de nich. waS de ooch uffgeboden,'N Durchfall griechen duhst un zwar nach Noden,Denn, mei liewer Hans, denn heeß ich Matz!I« vraunschweig wurde die Wählerliste von ca. IS 000Personen nachgesehen, zum größten Theil— soweit sich schätzenläßt— Anhängern unserer Partei. Die stark« Betheiligung läßtunsere Parteigenossen hoffen. daß Wilhelm BloS schon im erstenWahlgange den Kartellkandidaten schlagen wird. Am Sonntagwurden in allen drei Wahlkreisen BraunschweigS 120 000 Crem-plare eineS wirksam geschriebenen Flugblattes zur Vertheilunggebracht, worin vi« Wahl deS sozialdemokratischen Kandidatenempfohlen wird.I» Dresden hielt Liebknecht unter rauschendem Beifallam Donnerstag im Trianon eine fast L'/estündige Rede über dieMilitärvorlage, die Sozialdemokratie und den Antisemitismus.Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. An 3000 Per-fönen mochtm anwesend sein und zwar zum guten Theile Nicht-sozialisten, da die„Sächs. Arb.-Ztg.* die Genossen gebeten hatte,dem Vortrage fern zu bleiben, um vor allem den Gegnern dieMöglichkeit zu geben, den Vortrag zu hören.AuS Hamburg schreibt man unS: Freude herrscht inHamburgs Börsenhallen, denn„die bürgerlichen Parteien, anstattsich der Sozialdemokratie gegenüber zu zerfleischen, gehen endlich,nach vielen Jahren bedauerlichen Jrrlhums, wieder brüderlichbei den Reichstagswahlen Arm in Arm" I So ungefähr lautetder Jubelhymnus des hiestgen FortschrittSorgans über die zustande? gekommene Vereinigung der hiesigen.Nationalliberalen mit demogenannten Freisinn. Also auch hier wird die reaktionäre Ollapotrida, die politische Sammelsurium- Suppe gekocht. Die ver-einigten bürgerlichen Parteien haben im 1. Hamburger WahlkreisKarl Lae,sz(nationalliberal) gegen A u g u st B« b e l, undim 3. Wahlkreise hatte man Ferv. Nagel(freisinnig) gegenWil h. Metzger aufgestellt. Herr Laeisz ist„Großkaufmann"und Herr Nagel„Spritfabrikant". Mit den„R N,"-(der Volkswitz sagt„kar nigger") Spriterzeugnissen, durch die Großkaufleuteerportirt, werden meist unsere schwarzen LandSleute in Ost- und West-afrika zur Zivilisation erzogen, deshalb muß nach Ansicht deS be-häbigen Spießers Hamburg, die große HandelSsiadt im Reichstagedurch solche Leute vertreten werden, klm dem kleinen Mittelstande,besonders dem Handwerkerstande entgegenzukommen, will manals Zählkandidaten der Mischmaschparteien, wie verlautet, im2. Wahlkreise gegen I. H. W. D i e tz einen Drechsler namensMenzel aufstellen. Letztere Kandidatur ist total aussichtslos.Aber auch in den beiden anderen Hamburger Wahlkreisen werdendie bisherigen sozialdemokratischen Reichstags-Abgeordneten jeden-falls im ersten Wahlgange glänzend siegen. Der freisinnige HerrNagel hat übrigens die Kandidatur abgelehnt, weil sein Auf-flchtsrath(Epritwcrke, Aktiengesellschaft, vorm. H. Nagel) ihmfür den 3. Hamburger Reichslags-Wnhlkreis das Kandidiren nichtgestattet. Der Oeffentlichkeit gegenüber werden wahrscheinlichGesundheitsrückstchten vorgeschützt werden. Nun sitzt der Ham-burger Freisinn wieder verwaist da wie Israel, trauernd an denWeidenbächen BabylonS.Einer von den reaktionären Lehrern, die«S als Auf-«abe ihres„Standes" betrachten, die Sache de? arbeitendentolkeS mit unterdrücken zu helfen, obwohl sie eS sehr gern sehen,wenn die Vertreter des Proletariats in den Landtagen die Er-höhung der Lehrergehälter fordern, einer von diesen Finsterlingenalso hat in Eischleben in Thüringen eine Heldenthat verübt, diewrr nach dem Bericht des„Gothaischen Volksblatts" wieder»geben. Ein Sozialdemokrat aus Ichtershausen hatte in jenemDorfe ein Versammlungslokal festgemacht. Der Wirth war mitder Versammlung einverstanden, ebenso auch für seine Person derSchultheiß. Zum Abend wurde aber«ine Gemeinde-3lusschuft-Sitzung einberufen, in der der Lehrer eine große Rede hielt, diemit der vollständigen Vernichtung der Sozialvemokratie endigte.Es wurde darauf protokollarisch festgelegt, daß die sozialdemo-kratische Versammlung nicht stattfinden dürfe!ZentrnmSkrach. AuS dem Wahlkreise Lippstadt-Brilon wird der I„Volks-Zto." geschrieben: In unserem ab«solut sicheren Wahlkreise des Zentrums ist arger Wirrwar ein-aetteten. Bis jetzt kandiren Landrath Federath-Brilon undGastwirth Lohmann-Brilon, ersterer ist Schorlemmerianer, letztererunverfälschter ZentrumSmann; ferner Amtsrichter Schwärze-Rüthen(Zentrum) und Oekonom Friedrich Löhers-Geseke. DerName des letztgenannten Herrn steht unter beiden Ausrufen!Mein Liebchen, was willst Du noch mehr?