Gewerfcrcbaftlicbes. Cm dcutFcbnationalcs Gelltändnis! ®m Freitag fand in Kellers Festsälen eine von der„Freien Vereinigung für die soziale Versicherung der Privatangestellten". der unter anderem auch die gewerkschaftlichen Organisationen der Privatangestellten angeschlossen sind, einberufene Versammlung statt, die sich mit dem Stand der Pensionsversicherung beschäftigte. Der Referent G r a n z i n verlangte den Ausbau der Invaliden- Versicherung zu einer Pensionsversicherung. Nachdem die Jllu- sion einer Sonderversicherung für die Privatangestellten, die von reaktionärer Seite aus politischen Gründen genährt wurde, nach der Erklärung des Staatssekretärs Delbrück elend zusammen- gebrochen ist, müssen alle Privatangestellte» durch eine mächtige Bewegung dafür sorgen, daß die Reichsversicherungsordnung nicht ohne die Pensionsversicherung für alle Arbeitnehmer, auch die ge- werblichen, verabschiedet wird. In der Diskussion sprach der Gauvorsteher des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes , Thomas, gegen den Ausbau der Invalidenversicherung zu einer Pensionsversicherung auch für die Privatangestellten. Für den „Stand" der Privatbeamten müsse eine besondere„Standesver- sicherung" geschaffen werden. Das Verlangen nach Ausbau der Invalidenversicherung sei auch deshalb zwecklos, weil er. wie er besonders betonte, bestimmt erklären könne, daß die Regierung dafür nicht zu haben sei. Auf die Frage aus der Versammlung, wofür denn die Regierung eigentlich zu haben sei, konnte er nichks sagen und so mußte er eben den Zwischenruf passieren lassen, daß die Regierung gegen jede Fortführung der Sozialpolitik ist. Dem deutschnationalen Redner wurde von verschiedenen anderen Red- nern wirkungsvoll erwidert. Schon einmal, bei der Hottentotten- Wahl 1907, haben sich die deutschnationalen Gehilfen foppen lassen und nun empfehlen die deutschnationalen Führer wieder daS Ver- trauen auf dieselbe Regierung, die erklärt, für die Pensionsver- sicherung kein Geld zu haben und die im selben Moment für Militarismus und Marinismus Unsummen verschleudert, zu deren Aufbringung durch die sogen.„Finanzreform" auch die Privat- angestellten in starkem Matze geschröpft werden. Derselben Re- gierung wollen die Deutschnationalcn vertrauen, die durch die „Wahlreform" den Privatangestellten eine unerhörte Beleidigung zugefügt hat, indem Polizeibüttel und Zuchthauswärter in einer höheren Klasse wählen dürfen als der sogenannte„neue Mittel- stand", die geistigen Arbeiter in Industrie und Handel. Außer- dem sei eine Sonderversicherung für die Privatangestellten schon deshalb zu verwerfen, weil der Begriff der Privatangestellten zu dehnbar ist und sicher eine große Menge der kaufmännischen, tech- nischen und Bureau-Angestellten von den Vorteilen einer solchen Versicherung ausgeschlossen würde. Große Schichten von Per- sonen, die im Handelsgewerbe tätig sind, wie z. B. Werkstatt- schreibe?, Adressenschreiber, die Kontrollen bei den Paketausgaben der Warenhäuser usw. würden schon heute von den Kaufmanns- geeichten nicht für Handlungsgehilfen angesehen. Gerade die schlechtbezahltestcn Privatangestellten würden um die Wohltaten einer besonderen Pensionsversicherung geprellt werden. Dann sprach Herr Bechlp aus Hamburg , der das Schackerbe angetreten hat und jetzt Vorsteher des deutschnationalen Handlungsgehilfen- Verbandes ist. Er gab zu, daß eine große Masse der Privatange- stellten in sehr traurigen wirtschaftlichen Verhältnissen lebe. Auf diese Schichten könne aber bei der Schaffung einer Sondcrversiche- rnng für den„Stand" keine Rücksicht genommen werden! Diese Aeußerung schlug dem Faß den Boden ein. Stürmische Pfuirufe der Versammlung zwangen den Red- ner, seine Ausführungen einzustellen. Allge- meine Empörung herrschte! Pfui! Runter! Raus! Was sagen die deutsch nationalen Hand- lungsgehilfen zu diesem Führer! Verräter! Schämen Sie sich! Sie sind ein netter Ge- Hilfe»Vertreter! So sausten die Entrüstungsrufe, wild durcheinander, dem„Führer" Bechly in die Ohren. Mehrere Male versuchte er weiterzureden, die Versammlung wollte aber diesen Gehilfenführer, der aus die schlechtentlohntesten Angestellten keine Rücksicht nehmen will, nicht mehr hören. Mit Mühe konnte der Versammlungsleiter, Herr Ingenieur Lüdemann, die Versamm» lung bewegen. Bechly weiter anzuhören, indem er sagte. Herr Bechly werde wahrscheinlich begründen, warum bei der Schaffung eines Sozialgesetzes die große Masse der deutschnationolen Ver- bandsmitglieder nicht berücksichtigt zu werden braucht. Herr Bechly blieb aber diese Antwort schuldig. Unter den Entrüstungsrufen der Versammlung mußte er nach einigem Gestammel abtreten. Gegen die Stimmen einiger Deutschnatio- naler und ihrer Führer nahm die Versammlung dann eine Reso- lution an. die energisch den Ausbau der Invalidenversicherung fordert. Wieder gegen die Stimmen einiger Deutschnationaler wurde eine Entschließung angenommen, nach der die Versamm- lung mit Entrüstung von dem gehilfenfeindlichen Standpunkt des Vorstehers des deutschnationalen Verbandes, Bechly, Kenntnis nimmt. Mit langen Gesichtern und recht kleinlaut verließen die Deutschnaiionalen und ihre Führer den Saal. Warum mutzte auch Herr Bechly so ungeschickt sein Herz ausschütten. LerUn und Umgegend. Srt Lee Metallwarenfabrik vorm. Feige, Breslau , Ohlauer Chaussee, sind infolge Akkordpreisreduzierungen ernste Differenzen ausgebrochen. Die Kollegen, welche alle organisiert sind, machten gegen diese Abzüge Front und zwangen die Firma durch ihre Ge- schlossenheit zur Zurücknahme der Abzüge. Nun haben wir aber in Erfahrung gebracht, daß sich die Firma durch Vermittlung ihres 5lernmachermeister(über 4 Kernmacherinnen ein Meister!!) Scholz bemüht. Metallformer von Berlin nach Breslau als Ersatz für die renitenten Verbändler zu verschaffen. Scholz soll sich bereits mit Berliner Formern in Verbindung gesetzt haben, da ihm eine Anzahl Adressen aus seinem Berliner Wirkungskreis bekannt sind. Wir ersuchen die Berliner Kollegen. Angebote von Breslau abzulehnen, da sie in diesem Falle nur als Lohndrücker Verwendung findensollen. Die Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-VerbandeS, Verwaltungsstelle Breslau . Die Lohnbewegung der Militärsattler. Tie Militärsattler nahmen am Sonnabend Stellung zu dem Verhalten der Fabrikanten zu den Forderungen der Gehilfen und über die weitere Stellungnahme. Von den Unternehmern hatten den Tarif bisher nur die beiden Firmen Gindel und Wieder- mann bewilligt. Riedel erstattete Bericht über den gegenwärtigen Stand der Lohnbewegung. Unter anderem begründeten die Fabri- kanten ihre ablehnende Stellung mit dem Hinweis darauf, daß das Kriegsministerium die Preise für die Effekten so gedrückt habe, daß eS ihnen unmöglich sei, die Forderungen zu bewilligen. Riedel er- klärte hierzu, die« alS triftigen Grund nicht ansehen zu können, da die Arbeiter ihre Forderungen nie und nimmer von dem ab- hängig machen könne, was die Fabrikanten für ihre Lieferungen erhielten. Redner beleuchtete auch treffend das Bestreben der Herren. die Tarifkommission der Arbeiter bei den Abmachungen völlig aus- zuschalten, worauf die Arbeiter natürlich niemals eingehen würden. Immerhin gibt eS auch darunter Fabrikanten, die der vernünftigen Vcraiitw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.:' Ansicht huldigen, das; die Beschlüsie nur dann Wert haben, wenn sie mit der von der Organisation beanstraaten Tarifkommission ab- geschlossen sind. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen. Die am 12. Februar tagende außerordentliche Mitglieder- Versammlung der Militäreffekten-Sattler Berlins nimmt mit Ent- rüstung Kenntnis von dem ablehnenden Verhalten der Herren Arbeitgeber, mit der Tarifkoinmission zu verhandeln. Sie erblickt darin nur eine beabsichtigte Verschleppung der Tarifangelegenheit und beschließt daher, daß am Montag in sämtliche» Be- trieben, in denen der Tarif nicht anerkanni worden ist, die Werkstattkommissionen vorstellig werden, um vom Arbeitgeber eine Erklärung zu erlange», ob derselbe in der ani Dienstag statt- findenden Sitzung der Arbeitgeber dafür eintreten will, daß die noch schwebenden Differenzen mit der Tarifkoinmission im Laufe der nächsten Woche geregelt werden sollen. Die Versammelten ermächtigen die Tarifkommissionen, bei eventueller Ablehnung dieses Verlangens, sofort zweckentsprechende Maßnahmen mit den in Frage kommenden Kollegen der betreffenden Betriebe zu er- greifen._ Achtung! Musikschallplattenpresser! Die Firma Dr. G r ü n- bäum, Rixdorf, Schinkestratze, ist für Presser und Schleifer ge- sperrt. Fabrikarbeiterverband. Otuvscheg Relcb. In der Pflugfabrik von Ed. Schwartz u. Sohn, Berlinchen N.-M., haben 52 Arbeiter die Arbeit niedergelegt, weil 12 Mann wegen Zugehörigkeit zur Organisation entlassen worden waren. Die Ar- beiter verlangen die Wiedereinstellung der 12 Entlassenen, ferner Beseitigung derjenigen Bestimmungen aus der Arbeitsordnung, die verlangen, daß der Arbeiter beim Eintritt in die Fabrik anzugeben hat, ob er einer gewerkschaftlichen Organisation bezw. welcher er angehört. Weiter wird verlangt, daß Matzregelungen wegen Zuge- Hörigkeit zur Organisation nicht stattfinden dürfen, und daß der Arbeiterausschuß anerkannt wird. Die Granitindustriellcn im schlesischen Distrikt Striegau haben ihren Arbeitern Rache geschworen. Im Vorjahre traten etwa 1900 Steinarbeiter wegen einer fünfprozentigen Lohnreduktion in einen Ibwöchigen Abwehrkampf ein. Die Arbeiter unterlagen, und die Unternehmer nutzten ihren„Sieg" weidlich aus. Es er- folgten Entlassungen auf Entlassungen. Die Hinausexpedierten werden von den Unternehmern in das sogenannte„Rüudelbuch" geschrieben, und wer dort verzeichnet steht, hat im Striegauer Steinbruchsgebiet nichts mehr zu suchen. Die Steinarbeiter sind über ein solches Vorgehen empört, es haben jetzt einige gegen einen Unternehmer Klage erhoben wegen Boykotts und Verrufserklärung. Neue Praktiken vom Zechenarbeitsnachweis. Bei den Debatten über den Zwangsarbeitsnachweis im Ruhr- gebiet bezeichnete es Herr v. S y d o w als einen großen Fori- schritt, daß anstelle der sechsmonatlichen Aussperrung für die so- genannten kontraktbrüchigen Bergleute eine Aussperrungsdauer von 14 Tagen getreten sei. Neuerdings werden nun aber auf den Zechen des Nuhrgebietes an die Bergleute Zettel verteilt, in denen es heißt: „Sie werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß, falls Sie sich auf unserer Zeche einen Kontraktbruch zuschulden kommen lassen. Sie dieserhalb 6 Monate auf keiner anderen dem Zcchcnverband angeschlossenen Zeche zur Arbeit angenommen werden dürfen." Was sagt Herr v. Sydow dazu? Ob er Veranlassung nehmen wird, sich um diesen Skandal zu kümmern? In der Hufeisenfabrik von Hoppe u. Homaun in Minden in Westfalen ist 28 Formern und Gießereiarbeitern wegen Zugehörig- keit zur Organisation gekündigt worden. Der Firma war es schon zweimal möglich, die Organisation in dem Betriebe zu vernichten. Jetzt wurde jedem Arbeiter, der sein Verbandsbuch bei der Firma abliefere, versprochen, daß für ihn ein Sparkassenbuch mit jährlich 52 M. angelegt werde. Eine Lohnaufbesserung wäre nötiger, denn es kommen Wochenlöhne von 6 und 10 M. vor. Deshalb eben fürchtet die Firma auch die Organisation und sucht mir allen Mitteln deren Eindringen zu verhüten. Die Arbeiter sind nicht gewillt, sich das Recht der Organisation nehmen zu lassen. Alle Former und Gießereiarbeiter werden daher auf diese Firma auf- .nerksam gemacht._ Die Vereinigungen der Bäckermeistersöhne alS Streikbrecher-Organifationen. In den letzten Jahren hat sich in den verschiedensten Städten Deutschlands eine besondere Art von Vereinen gebildet— die Vereinigungen der Bäckermeisterssöhne. Die Gründer dieser Vereine sind die Bäckerinnungen„Germania " und „Konkordia", die diesen auch finanzielle Unterstützung angedeihen lassen. Der eigentliche Zweck dieser sonderbaren Vereinsgründun- gen geht klar und deutlich aus nachstehendem Brief hervor, der an den Vorstand der Vereinigung der Bäckermeisterssöhne in Augs- bürg gerichtet wurde. Das interessante Schriftstück lautet: „Werte Kollegen! Wie Euch vielleicht nicht unbekannt ist, stehen wir hier im M a i n g e b i e t vor einer Lohnbewe- a u n g, denn der im Jahre 1907 abgeschlossene Tarif ist auf den 31. März 1910 von Seite der beiden Gehilfenkorporationen ge- kündigt worden. Der Gehilfenverein„Germania " hat bereits schon seine Forderungen eingereicht und wünscht die Sache auf gütlichem Wege zu erledigen, während der„rote Verband". trotz seines Versprechens, dieselben bis Mitte Januar einzu- reichen, bis heute diesem noch nicht nachgekommen ist.— Er geht offensichtlich damit um, die Sache bis vor Ostern zu verschleppen, um dann wie 1907 die Meister zu überrumpeln; damals waren wir auch nicht im geringsten vorbereitet und mußten wir eben Haare lasten. Diesmal steht«die Sache anders. W i r haben unsdie MeisterdurchVertraggezwungen, daS zu halten, was die Majorität beschließt und haben auch alle bis auf zwei Rote dies getan. Da eS aber nicht ausgeschlossen ist, daß wir diesesmal einen Streik bekommen, so wäre es uns sehr erwünscht, wenn Sie uns dann für die Dauer desselben mit Aushilfen an die Hand gingen. W i r brauchen indiesem Falle vielleicht 7 0— 8 0 Mann und wollen Sie mir gefl. mitteilen, mit wieviel Mann Sie uns dienen könnten. Alle Auslagen werden von uns getragen und würden wir Ihnen in bejahendem Falle den Ort angeben, wohin die- selben kommen sollen. Selbstredend würden wir im Fall eines dortigen Streiks zu jederzeit ebenfalls Ihnen zur Seite stehen. Ihrer baldigen Antwort entgegensehend mit kollegialem Gruß Robert Luft. Vorsitzender der Ortsgruppe des Arbeitgeber- fchutzverbandeS Offcnbach." Die Bäckermeister des Maingebietes werben also Streik- brecher, um die Forderungen der Gehilfen abzuschlagen. Als brauchbares und williges Streikbrechermaterial müssen ihre Söhne herhalten, die man zuvor in besonderen Bereinen zum edlen Streikbrecherberuf erzieht. Auf alle Fälle gibt der Brief des Herrn Robert Luft, Offen bach, einen interessanten Einblick in das Treiben der organisierten Meister vom Backtrog. Schlechte Gesetzeskenner. Manche Polizeibehörden meinen, die„loyale" Handhabung des Vereinsgcsetzrs in der Art ausüben zu müssen, indem sie jede Ge- Werkschaftsversammlung und jede Zahlstelle eines Verbandes als politisch stempeln. Dafür konnten wiederholt Beispiele angeführt wci den. Jetzt ist zur Abwechslung in M ü l h e i m(Rhein ) der Filiale des Textilarbeitervcrbandcs ein mit„in Vertretung des Bürgermeisters" unterzeichnetes«Schriftstück zugegangen, wodurch der Vorsitzende aufgefordert wird, unter Bezugnahme auf Ziffer 3 des Reichsbercinsgesctzes„Acnderungen in den Satzungen der van Ihnen vcrtretciren Zahlstelle sowie jede Aenderung in der Zu- sammensetzung des Vorstandes binnen einer Frist von 2 Wochen anzuzeigen". Solchen Verpflichtungen waren die Filialen der Ge- ivcrkschaften schon unter dem alten Recht meist enthoben, das neue Reichsvereinsgesetz beseitigte sie aber gänzlich. Es sollte zudem dem Vereins- und Versammlungsrecht noch einen weiteren Spielraum garantieren. Diese Kenntnis sollte nun, nach bald einjährigem Bestehen des neuen Rechts, auch bald bis zu den Polizeibehörden, Bürgermeistern und selbst deren Stellvertretern gedrungen sein. Ter Tank vom Hause Habsburg. Tie Bauniwollenspinncrci in Zw'ickau hatte sich zur Nieder- lverfung des Textilarbeiierausstandes im Jahre 1907 einen größe- ren Trupp russisch-polnischer Arbeiterinnen herangeholt. Nachdem sie jetzt der Arbeiterinnen nicht mehr bedarf, möchte sie sie gern wieder los sein. Sobald sich nun eine solche Arbeiterin irgend etwas zuschulden kommen läßt, wird sie unter Gewährung von 14 Tagen Lohn nach der Grenze abgeschoben. Das Geld und die Papiere werden ihr aber erst an der Grenze ausgehändigt. Das- selbe Manöver sollte mit einer Arbeiterin vorgenommen werben, die sich zudem in anderen Umständen befand. Hier wollte die Firma jedenfalls auch noch die Wöchncrinnenunterstützung der Betriebs- kasse sparen. Das Mädchen verlangte aber das Geld und die Pa- Piere bereits bei der Abreise und nicht erst an der Grenz? auSge- händigt. Das wurde ihr verweigert. Sie verklagte daraufhin die Firma beim Gewerbegericht, das die Firma zur Zahlung de» Rest- lohne» von 8,70 M. und Herausgabe der Papiere verurteilte. Gegen das Mädchen ist dann noch eine Anzeige bei der Sittenpolizei ein- gegangen, weil es auf einige Tage Unterkunft bei seinem Bräuti- gam gefunden haben soll. Bemerkenswert ist übrigens, daß die polnischen Arbeiterinnen sich stets auf 1 Jahr kontraktlich verpflichten müssen, welcher Kon- trakt jedes Jahr erneuert wird. Diese Handlungsweise der Firma an dem Mädchen zeigt recht drastisch, welchen Dank Streikbrecher für ihre Rausreißerdienste vom Unternehmertum zu erwarten haben. Die Brauereiarbciter von Freiburg i. B.» die in ihrer großen Mehrzahl dem Brauereiarbeiterverbands ange- hören, stehen in einer Lohnbewegung. Auch der„christliche" Hilss- und Transportarbeiterverband ist mit einigen Mitgliedern daran beteiligt, desgleichen der gelbe Bund deutscher Brauergesellen. Die „Christlichen " hatten sich nun mit den Gelben verbunden und schloffen mit den Brauereien in Freiburg einen Tarifvertrag ab, woraus dann der Syndikus der Brauereien dem Bezirksleiter des Brauereiarbeiterverbandes mitteilte, er könne auch den Tarif noch unauffällig unterzeichnen, es wäre gerade noch Zeit. Das lehnte derselbe natürlich ab, weil der Brauereiarbeiterverband die christ- lich-gelbe Bevormundung ablehnen muß, ferner auch aus dem Grunde, weil der Tarif in der Form nicht annehmbar ist. Die Brauereien haben nun die Mitglieder des Brauereiarbeiterver- bandes vor die Wahl gestellt, entweder den christlich-gelben Tarif unterschriftlich anzuerkennen oder die Kündigung einzureichen. Die Mitglieder des Brauereiarbeiterverbandcs reichten daraufhin ihre Kündigung ein._ SoziaUd* '(Siehe auch 4. Beilage.)) Entschädigungsansprüche aus einem Streik. Die Steinschleifer der Firma Hugo Sensch, lithographische An- stalt und Steindruckerei, hatten aus Anlaß von Lohndifferenzen. wobei die Firma keinerlei Entgegenkommen zeigte, die Arbeit niedergelegt. Die Firma machte gestern vor dem Gcwerbegericht gegen mehrere der Ausständigen Schadenersatzansprüche in Höhe der an sie gezahlten Löhne für zwei Wochen, je 50—60 M., gelten*. weil die Arbeiter nach ihrer Ansicht kontraktbrüchig geworden seien. Die Beweisaufnahme stützte jedoch diese Ansicht nicht. Eine Kom- Mission der Arbeiter hatte am Tage des Streikausbruchs während der Frühstückszeit mit dem Mitinhaber Kochmann unterhandeln wollen. Dieser lehnte jedoch eine Unterhandlung mit dem Bc- merken ab, daß er vom Arbeitgeberschutzverband noch keine Nachricht erhalten und wisse nicht, ob er mit der Kommission unterhandeln dürfe. Der«Schutzverband sei auch der Ansicht, daß die von ihm gezahlten Löhne sowie die Bezahlung für Ueberstunden ausreichend sind. Zum«Schlüsse bemerkte er:„Wem es nicht paßt, der kann gehen." Die Arbeiter traten darauf in der Mittagsstunde zu einer Versammlung zusammen, in der die Kommission Bericht gab, und erblickten in der letzten Aeußerung des Arbeitgebers ein Einver« ständnis mit der sofortigen Arbeitseinstellung und beschlossen dem- gemäß. Die Kammer 8 beS GewerbegerichtS wie» die Firma mit ihrer Klage ab» weil die Beklagten auf Grund jener ohne jede Einschrän. kung getanen Aeußerung berechtigterweise auf ein Einverständnis der Frrma schließen konnten und die Firma ja auch den Nachweis des Schadens nicht erbracht hat. letzte JVacbncbtcn und DepcFcbcn. Wahlsieg der Sozialdemokratie. HelfingforS, l2. Februar. Der neue Landtag wird, wie nunmehr endgültig feststeht, bestehen auS 42 Mtfinnen, 23 Jungfinnen, 23 Schweden , 86 Sozialdemokraten, 17 Agrariern und einem christlichen Arbeiter. Es sind fünf- zehn Frauen zu Deputierten gewählt, darunter neu» An- hängcrinuen der Sozialdemokratie. Die Gesamtzahl der ab- gegebenen Stinimen ist 789 633. Neue Rüstungen für Serbie». KSln, 12. Februar.(W. T. B.) AuS Belgrad wird' ge- meldet: Die Regierung schloß mit Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik die Herstellung von 89 900 EchrappnellS und die Adaptierung alter Geschütze im Gesamtwerte von 4 Millionen ab, ferner wurde die Lieferung von 150 Maschinengewehren und 32 000 Mausergewehren nach Deutschland vergeben. Für 10 Millionen wird für Eisenbahnmaterial der deutschen Industrie der Vorzug zugestanden, sobald die Zusicherung der neuen serbischen Anleihe in Deutschland wie in Frankreich gesichert erscheint. Die Altersversorgung. Pariß, 12. Februar.(W. T. B.) Der Senat nahm heule die letzten Artikel des Gesetzentwurfs betreffend die Altersversicherung an, nach denen auch den landwirtschaftlichen Pächtern und kleinen Arbeitgebern Pensionen gewährt werden sollen. Die Kretafrage. Kaneo, 12. Februar.(W. T. B.) Die von den Konsuln der Schutzmächte dem«Exekutivkomitee überreichte Note untersagt die Teil- nähme an den griechischen Wahlen. Falls eine solche dennoch statt- fände, würden die Mächte wirtsame Maßregeln ergreifen. Sieben Personen umgekommen. Pamplona (Spanien ), 12. Februar.(B. H. ) Sieben Schuhmacher, welche die Äarnevalsfeier in Mauleon mitge- macht hatten, wurde« auf dem Heimwege von einem Schnee- stürm überrascht. Alle sieben kamen um. Th.Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlaaSanftali Paul Singer& Eo., Berlin SW, Hierzu 6 Beilagen,
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