sich zu etftnntn geben, die im männlichen Geschlecht zur Zeit der in den Winter fallenden Fortpflanzung ein prächtiges, schillerndes Hochzeitskleid anlegen, und wegen der eigentümlichen LeibeSform und der verwundenden Stacheln wegen„Skorpione" benannt wurden. Der Stich dieser Stnchelfische wurde vielfach für giftig gehalten, doch hat sich der Verdacht nicht bestätigt, obivohl Familien. verwandte, die monströs gebauten Giftstachelfische(Lxnanceia) der indisch-australischen Meere, tatsächlich Giftstacheln und Giftdrüsen besitzen. In der SLuglingsfilrsorgestelle I, Blumenstr. 78, findet von jetzt ab fünfmal je einmal wöchentlich Unterricht in Säuglings- Pflege mit praltischen Uebungen statt. Meldungen schriftlich oder mündlich: Bureau Blumenstr. 78, vorn links parterre. Wochen- täglich von 2— 4 Uhr. Arbeiter-Samariterkolonne. Montagabend 9 Uhr, 1. Abteilung Dresdener Straße 45. Der Vortrag des Lehrplanes fällt aus, dafür hält Frl. Dr. Vrofe einen Vortrag über Vergiftungen. Daran anschließend praktische Uebungen. Mittwoch: 5. Abteilung. DonnerS- tag: S. und 4. AbteUung. Vorort- JVacbncbten. Tchöneborg, Gegen die Wahlrechtsvorlage. In der am Montag stattfindenden Stadtverordnetenversammlung wird die sozialdemokratische Fraktion einen DringlichkeitSantrag einbringen, in dem der Magistrat ersucht wird, bei dem Preußischen Landtag unter Protest gegen die Wahl- rechtsvorlage die Einführung deS allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für die Kommunen zu verlangen. Eine gleiche Resolution wird seitens der liberalen Fraktion vorbereitet. Der vierte BolkSnnterhaltungSabend, der am heutigen Sonntag. abends 7 Uhr, in der«ula der Hohenzollcrnschule, Belziger-Eae Eisenacher Siratze, staltfindet, führt diesmal die Besucher in das Reich des berühmten Malers Rembrandt . Der Bortrag des Herrn Dr. Matkowsky hierzu wird durch gute Lichtbilder unterstützt. Niederländische Musik soll sich dem Ganzen anschließen, so daß für den Preis von 30 Ps. den Besucher» etwas Gutes geboten wird. Billetts sind in der Parteispedition, Martin'Lulher-Strahe VI, zu haben. Oder-Schöneweide. Die für die Gemeinde seit langem brennende Frage der Ein- gemeindung des forstfiskalischen TcrrainS. auf welchem sich die industriellen Anlagen der Berliner Elektrizitätswerke, der deutschen Pctroleumgesellschaft. der Benzinlagerungsgesellschaft und des Dampfsägewerks von Nadge befinden, hat eine für die Gr» meinde günstige Wendung genommen. Der Kreisausschuß hat beschlossen, die« Gelände nach Ober-Schöneweide einzuge» meinden. Es bleibt nun abzuwarten, in welcher Weise die gewiß von anderen interessierten Gemeinden zu erwartenden Einsprüche erledigt werden. ES haben hier der Bezirksausschuß und auf einen evll. Einspruch deS FiSkuS der Provinzialrat das letzte Wort zu sprechen: jedenfalls ist ein langwieriges Verfahren zu er- warten. Für die Gemeinde bedeutet diese Eingemeindung in An- betracht der dort domizUierenden steuerkräftigen Industrie einen gewaltigen Vorteil und gerade auS diesem Grunde machen die um- liegenden Gemeinden die größten Anstrengungen um den Besitz. Zu beachten ist hierbei, daß Ober-Schöneweide bisher die Schul- lasten für dies Terrain aufgewendet hat; es dürste dies«in Grund für den obenerwähnten Beschluß gewesen sein. Eine Petition deS Grundbesitzervereins an die Gemeinde- Verwaltung wendet sich im Hinblick auf die schlechte Finanzlage der Gemeinde gegen den geplanten Bau deS Realgymnasiums. Es wird der Vorschlag gemacht, hierfür daS neuerbaute Schul haus der 4. Gemeindeschule zu benutzen. An sich wäre der Vorschlag nicht zu verwerfen, kommt aber jetzt, nachdem bereits mit den Aus- schreibungen für den Bau begonnen ist etwas sehr spät. Weiter protestieren die Herren aegen ein« weitere Belastung deS Grund- besitzeS. Berechtigt ist die weitere Forderung, die industriellen Werke stärker als bisher zu Kanalisationsabgaben heranzuziehen. Nach dem jetzt geltenden Modus zahlen die Fabriken pro Kubik- meter Wasser? Pf. und die Hausbesitzer 15 Pf. Auf Gegenliebe werden sie allerdings bei deren Vertretern im Gemeindeparlament. trotzdem sie sonst mit ihnen durch Dick und Dünn gehen, nich rechnen dürfen. Ehariottenvnrg. Für 12 090 M. Waren erbeuteten Einbrecher, die in der gestrigen Nacht daS Warenhaus von Gebrüder Jacob in der Wil- merSdorfer Straße 53 heimsuchten. Die Diebe haben sich wahr- scheinlich am Abend vorher in dem Gebäude einschließen lasten und drangen nachts in die Verkaufsräume ein. in denen sie in allen Etagen wertvolle Waren, namentlich Kleiderstoff«, Teppiche, Herrengarderob«. Wäsche usw. stahlen. Um sich für die Weg. schasfung der ziemlich umfangreichen Beute zu stärken, veran- stalteten die Diebe dann im Erfrischungsraum ein Zechgelage. Ihren Rückweg nahmen die Verbrecher vom photographischen Atelier aus über die Dächer. Der das HauS bewachende Portier hat von dem Einbruch nichts wahrgenommen. Von den Spitz- buken fehlt bisher noch jede Spur. Rurdorf. Morgen abend 8Va Uhr findet in Hoppes Festsälen. Hermann» straße 49. der Lichtbildervortrag des Genosten Adolf Geck über „Die badische Revolution" statt. Die im vorigen Jahre gelösten Eintrittskarten berechtigen zum Eintritt.— Ferner sind Karten a 10 Pf. bis zu Beginn des Vortrages im obigen Lokal erhältlich. Sonntag, den 20. Februar, nachmittags 2'ch Uhr, gelangt im Rixdorfer Theater, Bergstr. 147,„Vater und Sohn' zur Auf. führung. Eintrittskarten a 30 Pf. sind noch bei den Funktionären erhältlich. Achtung, Turnerl Di« Familienpartie der Freien Turner- fchaft Rixdorf-Britz nach Saatwinkel muh umständehalber auf Sonntag, den 20. Februar, verschoben werden. Boxhagen- Rummelslmrg. Verschwunden ist der 40 Jahre alte Schuhmachermeister Joseph Friesleben, Neue Bahnhofstr. 3 wohnhast. F.»st am Sonntag, den 3. Februar früh fortgegangen und bis jetzt noch nicht wieder zurückgekehrt. Wer über den Aufenthalt des Verschwundenen An- gaben machen kann, wird gebeten, diese an Frau Friesleben ge° langen zu lassen. Treptow . Am heutigen Sonntag, nachmittags 4 Uhr, veranstaltet der Turnverein„Jahn", Treptow , M. d. A.-T.-B.. in der Gemeinde» turnhalle, Bouchestraße, ein öffentliches Turnen. Freunde und Gönner der Turnsache sind hierzu freundlichst eingeladen. Kleiv-Schönebetk-Fichtenau. Ein Schouspiel für Götter scheint sich in der Gemeinde Fichtenau abspielen zu wollen. Nachdem der Verschönerungs« verein unter der Leitung Krause-Beckmann noch vor 14 Tagen über den Bürgerverein hergefallen und wie wir bereits mitgeteilt hatten, durch unglaubliche Verdrehung der Tatsachen fein Vorgehen gegen die Gemeinde als berechtigt und als einzige Schuldigen die Gcmeindevcrtretcr des Bürgervereins dezeichnet hatte, nachdem ferner das letzte Flugblatt diesen Vertretern Unehrlichlcit an den Kopf geworfen und sie als mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuß stehende, nicht ernst zu nehmende Leute hingestellt hatte, wrll er jetzt mit diesem„friedliche Beziehungen" anbahnen oder auf Deutsch : Dumme suchen, die sich mit»hm auf vier Wochen ver, tragen und seine Mannen in die Gemeindevertretung wählen helfen. Gleichzeitig proklamiert Krause-Beckmann, solange sie sich mit dem Gemeindevorsteher zu vertragen belieben, den Frieden innerhalb der Gemeinde, ähnlich wie in der schönen Fabel von dem Wolf, der mit dem Kchaf durchaus Frieden schließen wollte. Wir sind �spannt, welche Antwort die Mitglieder des Bürger- Vereins diesem unglaublichen Ansinnen entgegensetzen werden. Nieder-Schönhausen. Die letzte Gemeindcvertrcterfitzung hatte üb�r mehrere Ein- spräche gegen die Richtigkeit der Wählerliste Beschluß zu fasten. Dem Einspruch eines Herrn Seidel wurde stattgegeben, dagegen die Einsprüche der Herren Maier und Beuster zurückgewiesen. Weitere Einsprüche lagen dann noch vor von unserem Genosten Müller, der beantragte, daß alle F o r e n s e n gestrichen werden, deren Grundstücke nicht mindestens einen Umfang von 6 Morgen haben oder deren bebaute Grundstücke dem Werte eines solchen nicht gleichkommen. Der Reichsverband zur Bekämpfung der Sozial- demokratie hat durch einen Herrn Cramer Einspruch erhoben, in- dem derselbe darauf hinweist, daß der§ 45 der Landgemeindeordnung für einen Vorort von Berlin nicht in Betracht kommen könne. Zu dem Einspruch nahm zunächst Bürgermeister Abraham das Wort. In der diesjährigen Wählerliste haben nur diejenigen Forensen Aufnahme gefunden, deren Grundstücke Vi Morgen gleich 90 Ruten groß sind, es läge nun in den Händen der Gemeinde- Vertreter, eine andere Größe festzusetzen. Leider vergaß der Bürgermeister, den Vertretern die Entscheidung des Ober- verwaltungsgerichts, auf die sich der Einspruch Erhebende berief, näher zu erklären. Die an der Diskussion beteiligten Gemeindevertreter stellten sich aus den Standpunkt, daß es ein schreiendes Unrecht wäre, wenn die kleineren Grundstücksbesitzer nicht in die Wählerliste auf- genommen würden, man könne doch dieselben nicht als Almosen- empfänger behandeln. Vertreter Dr. Pratsch stellte den Antrag, daß die Forensen, deren Grund st ück 40 Ruten groß sei, in die Wählerliste aufgenommen werden. Der Antrag wurde mit 3 gegen 5 Stimmen an- genommen. Das„vereinigte Bürgertum" hat sich 300 seiner besten Wähler gesichert. Durch nichts kann den Arbeitern Nieder- schönhausens das Wahlunrecht des bestehenden Gemeindewahlrechts wohl deutlicher vor Augen geführt werden, als durch die hohe Zahl der Forensenstimmen. Leute, die mit unserer Gemeinde nichts weiter zu tun haben, als daß sie für ein im Orte gelegenes Grund- stück jährlich drei Mark Steuern zahlen, sonst aber nicht am Orte wohnen, können durch eine Vollmacht mitraten zur Niederhaltung der im Dorfe wohnenden Arbeiter, denen der Ort sein Empor- blühen mit verdankt. Eine bessere Agitation zum Wahlrechtstampf können sich die sozialdemokratischen Arbeiter Niederschon. Hausens wohl kaum wünschen. Die Hundesteuer wurde für das Jahr 1910-1911 auf 13 M. festgesetzt. 8o2ia!es. (Siehe auch Hauptblatt.) Die Zeutralkommisston der Krankenkassen hatte am Freitag eine Versammlung von Vorständen und Ver- waltungSdeamten der Krankenkasten«inberufen. Es waren ver- treten auS Berlin 32 OrtS-, 7 Betriebs- 3 Jnnungskasten. Aus den Vororten 17 Orts-, 5 Betriebskaflen, außerdem 20 Freie HilsSkasten, zusammen 84 Kasten.— Der Vorsitzende Gimanowski erstattete den Jahresbericht der Kommission, aus dem folgendes mitzuteilen ist. Wie in den Vorjahren, so»st auch Anfang deS vergangenen Jahres das Arzariverordnungsbuch durch die Kam- Mission herausgegeben worden. Die vereinbarten Preise der Arzneien waren im Jahre 1908 um etwa 10 Proz. herabgegangen. Im Jahre 1909 sind sie infolge der Steuererhöhung auf Spiritus und anderer für die Herstellung von Arzneien nötiger Materialien wieder um 8—10 Proz. in die Höhe gegangen. Die Zahl der Apo- theken, die mit den Krankenkassen im Vertragsverhältnis stehen. beträgt 230 vom Berliner Apothekerverein, dazu kommen noch 9, die dem Verein der Apotheker in den Bororten angehören.— Ferner liefern für die der Zentrolkommisston angeschlossenen Kassen 594 Drogisten, 84 Badeanstalten, 91 Bandagisten, 110 Optiker. Der Besuch der Erholuagsstiitten ist im Berichtsjahre auf gleicher Höhe geblieben wie im Vorjahre. Die von der Zentral- kommission veranstalteten hygienischen Vortragskurse waren gut besucht. Für den Krankentransport ist auch mit dem Koppschen Institut, welches dieselben Bedingungen erfüllt wie der Verband für erste Hilfe, ein Vertragsverhältniö abgeschloffen. Die Er- höhnng der Kur-»nd Pflegegelder in Krankenhäuser« und Kliniken hat di« Zentralkommission mehrfach beschäftigt. Den Privat. kliniken ist der erhöhte Satz ebenfalls zugestanden mit der Be- dingung. daß sie keine Nebenfordrrungen zu stellen berechtigt sind. Diesem Abkommen sind l09 Privotkliniken beigetreten, während sich nur drei demselben nicht angeschlossen haben. Auch mit den Krankenhäusern soll«ine Regelung auf derselben Grundlage ein» treten. Doch ist diese Angelegenheit noch nicht abgeschlossen. Der Zentralkommission waren im vergangenen Jahre 132 Krankenkassen und 55 Filialen Freier Hilfskassen angeschlossen� An Postsendungen gingen im Bureau der Zentralkommission 1l 793 ein und 39 155 aus. Es wurden abgehalten: 5 Versammlungen der Vorstände, 14 Sitzungen der Zcntralkommission. 26 Sitzungen deS geschäftsführenden Ausschusses, 5 Sitzungen der Apotheker-, Aerzte. und Drogistenkommission, 3 Sitzungen der BadeanftoltS- Beschwerdetommission. 4 Sitzungen der Bandagistenkommission, 4 Sitzungen der Optikerkommission, 3 Sitzungen des Organi. sationstomitees deS 6. Allgemeinen Kongresses und 5 Kassen. revisionen. Der Bericht wurde ohne Debatte entgegengenommen. Albert Kohn trug ein Ersuchen deS Gemeinnützigen Verein? für MilchouSschank vor. Der Verein bezweckt die Förderung des Genusses guter Milch und hat in Berlin mehrere Milchtrinkhallen. Er ersucht die Zentralkommisston, seine Bestrebungen in ihrem Organ zu empfehlen, den Aushang seiner Plakate sowie den AuS- schank von Milch in den Kassenlakalen zuzulassen. Der Redner empfahl den Kassenvertretern, diese» Bestrebungen deS Vereins entgegenzukommen und auch, soweit sie Einfluß auf große Arbeit- geber haben, diese zu veranlassen, daß dem Milchausschank deS Vereins auch in den Fabrikkantinen eine Stätte gewährt wird. Auf Ersuchen der Verwaltung deS städtischen Krankentransport- wefens in Schöneberg und Wilmersdorf beschloß die Versammlung, daß die Kassen, welche die genannten Institute in Anspruch nehmen, die Gebühren portofrei einzusenden haben und daß eine dahin- gehende Bestimmung auch in dem betreffenden Vertrage aufge- nommen wird. Sericbtg-Teitung. Nm Schneemann Bsilow drehte sich ein Prozeß, der vor dem Landgericht I Berlin (Straf- kammer 2) verhandelt wurde und am Sonnabend zu Ende kam. Am 4. März vorigen Jahres war im Hofe des GewerkschaftS- baufeS zu Berlin von arbeitslosen Bildhauer», ein Schneemann geformt worden, zu dem der Fürst Bülow , damals noch Kanzler des Deutschen Reiches , ihnen als Modell gedient hatte. Alz die gelungene Karikatur vollendet dastand und von den Zuschauern bewundert wurde, fand sich auch slhon ein Photograph ein, um zu„knipsen". Woher er kam. wurde nicht sogleich Nur. Wer er „kam wie gerufen": denn bereits war von irgendeinem der Zu- schauer angeregt worden, einen Photographen den Schneemann auf. nehmen zu lassen. Weil erwartet werden mußte, daß Bülows Abbild qu» Zchnee wohl noch bälder zu den-verflossenen" Dingen gehören würde als Bülow selber, so willigte man ohne viel lieber» legung ein, baß dieser Photograph eine Aufnahme machte. Erst als er fertig war. wurde genau erkannt, daß er für die Z e i t u n g s- f i r m a U l l st e i n u. C o.„geknipst" hatte. Den Urhebern deS Werkes aus Schnee mag zunächst wohl nur darum zu tun gewesen sein, eine Art Andenken heimtragen zu können. Wenn aber eine geschäftliche Ausbeutung durch Verbreitung der Photographien versucht werden sollte, so wollten sie. sagten sie sich, selber den Gewinn haben und ihn zum Nutzen arbeitsloser Kollegen verwenden. Daher gingen am nächsten Tage ein paar Beauftragte zu Ullstein u. Co., verhandelten mit dem Redakteur Karfunkel der Ullsteinschen„Berliner Illustrierten Zeitung " und forderten, daß die Veröffentlichung unterbleibe. Herr Karfunkel lehnte ab, veröffentlichte aber dann das Bild nicht in der„Berl. Jllustr. Ztg.", sondern in Ullsteins„Mvrgenpost", über deren Bilderbeigaben er gleichfalls zu bestimmen hat. Die Bildhauer hatten inzwischen selber eine andere Aufnahme machen lassen und hatten Schritte getan, einem Brrlagsbuchhändler Fuchs den Ver- trieb der Nachbildungen zu übertragen. Ihr Vertrag nnt ihm kam zustande an demselben Tage, an dem jene erste Aufnahme»n der„Morgenpost " veröffentlicht wurde. Das Photographische Atelier Gebr. Haeckel, von dem diese Aufnahme gemaiht worden war, hatte sich bereits auch mit anderen Zeitungen in Verbindung gesetzt und machte dann auch dort noch ihr Geschäft, während Fuchs und die hinter ihm stehenden Bildhauer leer ausgingen. Den Inhabern deS Ateliers, den beiden Photographen Georg Haeckel med Otto Haeckel, brachte aber der Schneemann Bülow außer einem hübschen Gewinn noch eine Anzeige wegen Bergehen gegen das Gesetz über das Urheberrecht an Werken der bildenden Kunst, weil sie nach Meinung des Herrn Fuchs nicht zur Bermel - fältigung und Verbreitung ihrer Ausnahme berechtigt gewesen waren. Da die Staatsanwaltschaft verständig genug war, eS dem Schneemann Bülow nicht von vornherein abzusprechen, daß auch ereinKunstwerl sein konnte, so kam es zur Anklage. Im November endete ein erster Termin mit Vertagung, weil durch Ladung aller beteiligten Bildhauer festgestellt werden sollte, wer etwa dem Photographen die Erlaubnis zur Aufnahme gegeben habe. Am Sonnabend waren als Zeugen geladen die Bildhauer Schmidt, Hausier, Lichtenstein, Kiese- wetten ferner der Kaufmann Härtung, der in ihrem Auftrage die geschäftliche Ausbeutung in die Wege geleitet hatte, außerdem Verlagsbuchhändler Fuchs und Redakteur Karfunkel. Herr Fuchs war zugleich Nebenkläger und forderte 200 M. Buße. Für die beiden Angeklagten sprach Herr Georg Haeckel. der die Aufnahme gemacht hatte. Er sei von Ullstein u. Co. durch Telephon benach- richtigt worden, daß es im Gewerkschaftshaus einen Schneemann zu phowgraphiercn gebe. Im Gewerkschaftshaus habe er auf Be- fragen sofort gesagt, daß er von Ullstein komme und Veröffent» lichung durch die„Morgenpost" erfolgen werde. Die „Morgenpost", erzählte Herr Haeckel hier dem Gericht, werde„in sozialdemokratischen Kreisen viel gelesen", und das Gericht schien es zu glauben. Unter den Zuschauern habe sich dann sofort ein fröhliches Hallo erhoben:„Bülow kommt in die Mottenpostl Die gehe ich morgen kaufen." Jedennann habe sich auch bereitwilligst gruppiert, um womöglich mit auf die Platte und in die Zeitung zu kommen. Nach Veröffentlichung durch die „Mvrgenpost" fei das Bild von ihm mit Erlaubnis der Firma Ull- stein u. Co. auch an andere Blätter gegeben worden. Durch die Beweisaufnahme wurde diese Darstellung nur zu einem geringen Teil bestätigt. Die Bildhauer be- stritten, daß Haeckel sofort genau angegeben habe, von wem er hergeschickt worden sei. Er habe zunächst sogar gesagt, das wisse er selber nicht, angeklingelt habe man ihn. Daß er im Auf- trage von Ullstein u. Co. gekommen war, scheirtt nur dem Bildhauer Schmidt bald bekannt geworden zu sein. Von dem Freudenruf „Bülow kommt in die Mottenpost" wußte keiner etwas. Keiner erinnerte sich, einer Veröffentlichung durch besagte„Motteppost" zugestimmt zu haben. Redakteur Karfunkel war es. der Herrn Haeckel alarmiert hatte, nachdem irgendwer ihm telephonisch die Vollendung des Schneemanns gemeldet hatte. Als Zeuge be- hauptete er, daß er, der Herrn Haeckel beauftragt hatte, auch be- rechtigt gewesen sei, über das Bild zu verfügen und Herrn H. die Erlaubnis zur Weiterverbreitung zu geben. Die Zustimmung der Bildhauer leitete er daraus ab, daß sie der Aufnahm« nicht wider- sprachen hatten. Zeuge Härtung hatte bei Herrn Karfunkel die Veröffentlichung auch inhibieren wollen, aber die Antwort bekam- men, sie werde dennoch erfolgen, koste eS, waS«S wolle. Die Ver» eidigung Karfunkels war ausgesetzt worden und unterblieb schließ- lich wegen Verdachts der Mittäterschaft. Der Staatsanwalt beantragte gegen die Gebrüder Haeckel je 2 5 Mark Geldstrafe. Haeckel habe entweder ab» sichtlich die Bildhauer darüber im Unklaren gelassen, von wem er kam, oder er habe gedacht:„Mögen sie denken, loa» sie wollen", so daß ckolu» eventualis anzunehmen fei. Als Ve» tretcr des Nebenklägers beantragte Rechtsanwalt Dr. C u r t Rosenberg das Schuldig und 200 M. Buße. Auch ein Schneemann, und sei eS.nur eine Karikatür, könne ein K u n st- werk sein. Haeckel habe den Bildhauern zunächst als Amateur gegolten, der ihnen Abzüge feiner Aufnahme verkaufen würde. Als sie ihn erkannten und gegen Veröffentlichung in Ullsteins Blättern protestierten, habe H. sich hierüber hinweggesetzt. Der Bertei» d i g e r Rechtsanwalt Dr. Loewenfeld beantragte Frei- s p r e ch u n g, weil dieser Schneemann kein Kunstwerk gewesen sei. Im übrigen sei ja das Urheberrecht durch die Firma Ullstein u. Co. bezw. durch Herrn Karfunkel regelrecht für Geld erworben worden— er meinte wohl: erworben dadurch daß sie den Gebrü- den» Haeckel das Bild abkauften. Die Firma Ullstein u. Co. habe nunmehr zu verfügen gehabt, sie aber habe die Gebr. Haeckel zur Weiterverbreitung ermächtigt, denn—-.Herr Karfunkel hatte es ihnen ja erlaubt." Das Gericht kam zu einer Freisprechung mit Abwei. sung des BußeanspruchS. Ob ein zivil rechtlicher Schadensersatz- anspruch besteht, könne dahingestellt bleiben. Strafrechtlich seien die Angeklagten nicht verantwortlich ES fei nicht widerlegt, daß Haeckel gesagt habe, er komm« von Ullstein; für die Einwilligung der Bildhauer spreche schon die Gruppierung auf der Photographie. Wonach man sich richten walle, fall? wieder mal Ullstein u. Co. ihre Photographen schicken!_ Seine Majestät der Schutzmann und die Streikposten. Der Schmied Warda zu Berlin war wegen Uebertretung des § 132 der Straßenpolizeiordnung zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er einer zur Echalwng der Sicherheit und Leichtigkeit deS Verkehrs auf der öffentlichen Straße ergangenen Anordnung eines Auflichtsbeamten nicht u»-bedingt Folge geleistet habe. Der Angeklagte war von einem Schutzmann am 2. August 1909 auS der Gegend der Geldschrankfabrik von Arnheim in der Bädstraße fort- gewiesen worden, wo er Streikposten stand. Der Angeklagte sollte gänzlich von der Fabrik fortgehen. Er ging auch einige Schritte weiter, kehrte aber wieder um und erklarte dem Schutzmani», er tönnc nickst anders, er müsse seine Stunde abstehen. Dao Landgericht als Berufungsinstanz verurteilte ihn zu ciner Geldstrafe und führte u. a. aus: ES sei zu prüfen, ob die Anordnung de» Beamten zur Erhaltung der Sicherheit auf der öffentlichen Straße ergangen fei. In dieser Beziehung sei festgestellt, daß an dsrho*
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