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Ar. 41. 27. Iahrgavg. eilige des - Ktllim MdlÄ Fttitllg, 18. Febrnar t9w. Partei- �ngelegenkeiten. Dritter Wahlkreis. Sonntag, den 20. Februar, abends b'/g Uhr, findet in de » RiUer-Sälen, Riilerstr. 75, eine Versammlung"statt. Genosse Adolf Ritter sprich! über: Das Kinderschutzgesetz. Nach der Versammlung geselliges Beisammensein. Der Vorstand. Rixdorf. Achtung Funktionäre! Heute abend 8>/z Uhr beginnt im Karlsgarten, Karlsgartenstratze 610, der Unterrichtskursus deö Genossen Julian Borchardt über»Der historische Materialismus". Der BildungsauSschutz. Wahlverein Friedenau . Sonnabend, den lS. d. M., im Nestau- ran! Schellhase, Steglitz . Ahornstratze ISa Stiftungsfest. Ansang 9 Uhr. Festrede, GesangSvorlräge, turnerische Aufführungen. Das Stiftungsfest wird in diesem Jahre in Form eines engeren Familien« festes abgehalten iverden, wir erwarten daher, daß alle Mitglieder mit ihren Familien und Freunden daran teilnehmen. Der Vorstand. Halensee . Heute abend von den beiden Bezirkslokalen aus Hand- zettelverbreitung zu der am kommenden Sonntagnachmittag 5 Uhr in Halensee statlfindeuden Volksversammlung. Kein Genosse darf fehlen. Der Vorstand. Zernsdorf . Am Sonntag, den 20. Februar findet im Knorrschen Lokale unsere Mitgliederversammlung vom Wahlverein statt. Tages- ordnung wird in der Versammlung bekannt gegeben. Der Vorstand. Schenkendorf bei KönigS-Wusierhausen. Am Sonnabend, den 19. Februar, abends 8 Uhr, findet im Lokale von Otto Pätsch, die Wahlvereiusversammlung statt. Die Tagesordnung wird in der Versammlung bekannt gegeben. Der Vorstand. Nudow. Sonntag, den 29. d. M., nachmittags l'/a Uhr, im Lokal Rolle, Köpenicker Straße : Versammlung des Wahlvereins. Tagesordnung: Geschäftliches, Aufstellung des Kandidaten zur Gemeindcvertreterwahl, Verschiedenes. Gäste willkommen. Der Vorstand. Lichtenrade . Am Soimabend, den 19. Februar, abends 8 Uhr: Flublattverbreitung vom Lokal von R. Deter aus. Am Montag, den 21. Februar, abends 8>/g Uhr: Oeffentliche Kommunalwähler- Versammlung bei Herrn R. Deter. Vortrag des Genossen Pagels. Oranienburg . Am Sonntag, den 20. Februar, nachmittags 4 Uhr. findet im Lokal Waldhaus, Sandhausen , eine Bolksversamm- lung statt, in welcher Genoffe Hildebrand über: Die Verhöhnung des Volkes Wahlrechtsreform genannt, sprechen wird. Die Genossinnen und Genossen werden ersucht, für Maffenbesuch dieser Versammlung Sorge zu tragen. Am Sonntag früh V'/z Uhr findet von dm BezirkSlokalm aus Flugblattverbreitung hierzu statt. Berliner JNacbrichteiie Erst das Militär, dann das Zivil. Der Polizeipräsident veröffentlicht folgende Bekannt- m a ch u n g betreffend die Durchbrechung von geschlossenen militärischen Wagenkolonnen durch Straßenfahrzeuge:Es ist in der letzten Zeit mehrfach vorgekommen, daß militärische Last- und Personenkraftwagenkolonnen an Wegekreuzungen in der Stadt von anderen Straßenfahrzeugen durchbrochen und dadurch in Gefahr oder Unordnung gebracht worden sind. Derartige Wagenkolonnen, die an der meist grauen Farbe der Fahrzeuge und an ihrer militärischen Besetzung mit Kraftfahrtruppen unschwer als zusammenhängende militärische Organisation zu erkennen sind, stehen unter dem Schutze des Z 33 der Straßenordnung vom 31. Dezember 1899, nachdem u. a. geschlossen marschierenden(und sinngemäß auch fahrenden oder reitenden) Militärabteilungen sowohl von vor fahrenden als von entgegenkommenden Fuhrwerken überall vollständig Raum zu geben ist und, falls dies die Oertlichkeit nicht gestattet, so lange gewartet werden muß, bis jene vorüber sind. Eine Durchbrechung derartiger militärischer Wagenkolonnen ist also unzulässig und strafbar. Dies bringe ich zur Verhütung weiterer Unzuträglichkeiten und Bestrafungen hierdurch zur öffentlichen Kenntnis." Es ist nicht uninteressant, daß diese Bekanntmachung vom 12. Februar dattert, jetzt aber erst der Presse zugeht. Am 12. Februar hat der Polizeipräsident nämlich noch eine andere Bekanntmachung erlassen, nach der die Straße dem Verkehr diene. Durch die neuerliche Anordnung des Polizeipräsideuten wird aber der von ihm selbst aufgestellte Grundsatz durch- brachen. Dirett gehemmt wird der Verkehr, wenn die Wagen- sahrzeuge solange warten müssen, bis die militärischen Ab- teilungen ihren Weg passiert haben. Da haben unsere Genoffen am Sonntag viel mehr Verständnis. für den Verkehr gezeigt. indem sie selbst dafür sorgten, daß Fußgänger und Wagen ungehindert ihren Weg nehmen konnten. Die Schuljugend in ihrer schulfreien Zeit. Im Kampf gegen die Jugendverwahrlosu na will dieDeutsche Zentrale für Jugendfürsorge ein einigender Mittelpunkt für alle Bestrebungen sein, die oiesem Zweck dienen. Durch sie sind zahlreiche Fürsorgevereinigungen, die von derfreien LiebeStätigkeit" sich Erfolg versprechen, zu planmäßig» iemeinsamer Arbeit zusammengefaßt worden. Auch �einige Be- örden, die die Jugendfürsorge zu ihren Aufgaben zählen, stehen mir der Zentrale in Verbindung, teils als wohlwollende' Gönner, teils alS Zlutznietzer der von den Vereinen zu leistenden Arbeit. Die Zweigstelle Berlin derDeutschen Zentrale für Jugendfür- sorge" hatte Vertreter der Fürsorgevereinigungen und der in Betracht kommenden Behörden(UnterrichtLmintsterium, Jugendgericht, Schul- dcputation, Polizeipräsidium usw.) am Mitüvoch zu einer Spezialkonferenz zusammenberufen, die die Frage erörtern sollte:Wie sorgen wir für die aufsichtslose S ch u l» ju g e n d in der schulfreien Zeit?" Der Mangel einer rechten Aufsicht bildet in der Tat nur zu oft den unmittelbaren Anlaß zur Verwahrlosung vieler noch schulpflichtiger Kinder, die in ihrer schulfreien Zeit sich selber überlassen sind. Ursache dieser Zustände ist aber sehr viel seltener die Unwissenheit oder gar Gleich. gültigkeit von Eltern, die es versäumen, ihre Kinder vor dem Straucheln zu bewahren, als die den Eltern aufgezwungene harte Notwendigkeit, vor die Erzieherpflichten die Er- nährerpflichten zu stellen und der brotschaffenden Er- werbSarbeit das Familienleben zu opfern. Die Sorge für deö Lebens Notdurft ist es, die so vielen Eltern die Kinder aus den Augen rückt. Sie nimmt ihnen die Möglichkeit einer Aufsicht, wie sie sie den Kindern geben möchten. Und sie bereitet schließlich auch den Boden für jene Unwissenheit und Gleichgültigkeit, die an Auf- ficht überhaupt nicht denkt. Wer soll da Helsen ? Und womit soll geholfen werden? Die Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge" erwartet Hilfe und Besse. rung von der Tätigkeit der Fürsorgevereinigungen. Ihnen soll von den Gemeinden und vom Staat und durch Gewäh- rung der nötigen Geldmittel und vielleicht auch durch öle Gesetz- gebung der Weg geebnet werden, auf dem sie cmS Ziel zu gelangen hoffen. Für die Schuljugend, so weit sie in ihrer schulfreien Zeit ohne Aufsicht bleibt, wird eine ergänzende Fürsorge als notwendig angesehen. Gedacht wird weniger an die Schaffung neuer Einrich- tungcn, als an die Herstellung eines organischen Zusa»nmenhanges zwischen den schon bestehenden, den Kinderhorten, den Näh- und Arbeitstunden, den Walderholungsstätten und Waldschulen, den Kinderausflügen und der Entsendung in Ferienkolonien, der Schul- kinderspeisung usw. Der Konserenz wurde von Frl. Anna Gierke- Charlotten- bürg ein Plan vorgelegt, der hauptsächlich den A u s b a u der Kinderhorte zu regelrechten Tages heim st ätten anstrebt. In ihnen soll solchen Kindern, die eines geordneten Familienlebens entbehren, weil sogar die Mutter durch Erwerbs- arbeit dem Hause entzogen wird, ein Ersatz geboten werden. Als Vorbild soll hier im wesentlichen das in Charlottenburg schon be- stehendeJugendheim " dienen, dessen Leiterin Frl. Gierte ist. Für Kinder, die nicht so vollständig ohne Aufsicht sind, daß sie der Auf- nähme in eine TageShcimstätte bedürfen, will die Referentin die Lücken des Familienlebens ausgefüllt sehen durch die oben er- wähnten Mittel, die Näh- und Arbeitstunden, die Kindcrausflüge usw. usw., außerdem durch Kinder-Lesehallen, die für Berlin und die meisten seiner Vororte eine Neuheit bilden würden. Gemacht werden soll das alles von Vereinen, die diese Einrichtungen zwar im engen Anschluß an die Schulen schaffen, aber immer durch ihre eigenen Angestellten die Leitung behalten und durch ihre an jeder Schule zuzulassendeSchulpflegerin" auch selber die Kinder aus- wählen. Von den Gemeinden und nötigenfalls auch vom Staat wird weiter nichts als ein Kostenbeitrag emiartet. Frl. Gierke will indes nicht, daß die geplante Erweiterung der Fürsorge insSchranken- lose" gehe. Sie meint, daß dieAbwälzung der Ernährungs- und ErziehungLpflicht von der Familie auf die Gesellschaft den Zu- sammenhang und das Verantwortlichkeitsgefühl der Eltern gefährdet." Wir finden, daß eher das Verantwortlich- keitsgefühl der Gemeinden und des Staates durch die Abwälzung ihrer Pflichten auf die freie Liebestätigkeit gefährdet wird, sodaß am letzten Ende die vielgepriesene freie Liebestätigkeit nicht vorwärts- treibend, sondern auft>altend und hemmend wirkt. Der Korreferent Gemeindeschulrektor Mata g-Berlin, Vorstandsmitglied im Berliner Hauptvercin für Kinderhorte. wünscht eine Umwandlung der bisherigen Schulkommissionen in F ü r s o r g e k o m m i s s i o n e n, diem lebensvolle Verbindung mit der Schule und der Jugend ihres Bezirks treten", die Kinder für Hortpflege. Schulspeisung, Erholungsstätte, Ferienkolonie usw. auswählen, auch selber für solche Veranstaltungen sorgen, für Spiel- Plätze, Ferientoandcrungen, Elternabende usw. Aus der sehr ausgedehnten Debatte wollen wir nur die Ausführungen des Stadtschulrats Fischer herausheben. Auch er schwärmt begreiflicherweise für freie Liebestätigkeit, nicht für Gemeindehilse, und auch er fürchtet für dasVerantwortlich- keitSgefühl" der Eltern. Daneben betonte er, daß selbst die freie Liebestätigkeit, wenn Frl. Gierkes Pläne ganz durchgeführt werden sollten, der Gemeinde noch zu teuer wäre. Ihm ant- wortete verständnisvolle Heiterkeit, die sich später noch mehrfach wiederholte, so oft ein Redner auf den Kostenpunkt zu sprechen kam. Unerörtert blieb eine Frage, über die dieDeutsche Zentrale für Jugendfürsorge" gleichfalls einmal nachdenken sollte. Wie werden zu all den Veranstaltungen der Jugendfürsorge diejenigen Bevölkerungsschichten sich stellen, auf deren Nachwuchs sie berechnet sind? Je mehr der Arbeiterklasse die selbständige Beeinflussung ihres eigenen Nachwuchses durch die öffentlichen Gewalten erschwert wird wir er- innern hier nur an die Unterdrückung deS freien Kindergartens, an die Drangsalierung der das Jugendturnen pflegenden Arbeiter- Turnvereine desto größer muß das Mißtrauengegenalle Jugendfürsorge" werden, die v o n drüben kommt. Ueber die Behandlung von Drliranten, welche in Berlin wohnen, und bei denen die Hilfe der Polizei berechtigter Weise in Anspruch genommen wird, oder welche von der Polizei innerhalb des Berliner Weichbildes aufgegriffen werden, hat der Magistrats- kommissar für das Rettungswesen im Einverständnisse mit der städtischen Jrrendeputation und mit den Direktoren der städtischen Irrenanstalten mit dem Polizeipräsidenten vereinbart, daß solche istersonen von der Polizei künftig nicht mehr dem Polizei- Revicrbureau, sondern der nächsten Hilfswache des Berliner Ret- tungSwesenS zugeführt werden. Der dienstwende Arzt hat den Kranken daraufhin zu unter- suchen, ob seine Ueberführung nach einer Irrenanstalt erforderlich ist. Die Polizeibeamten bleiben bis nach beendeter Untersuchung auf der Wache und haben dem Arzte jede gewünschte Hilfe zu leisten. Hält der diensttuende Arzt die Aufnahme in eine Irrenanstalt für erforderlich, so stellt er ein Attest aus, welches die ärztlichen Gründe angibt und am Schlüsse die Notwendigkeit der Ueberführung nach einer Irrenanstalt bescheinigt, sowie das geeignete Transportmittel nennt. Auf Grund des Attestes veranlaßt der Vorstand des Polizei- revierö mittels einer auf schnellstem Wege nack der Wache zu bc- fördernden Ueberweisung die Ueberführung des Geisteskranken nach der zuständigen Irrenanstalt nach den Vorschriften des für diese geltenden Aufnahmereglements. Falls Abholung durch Irren» Pflegepersonal erforderlich erscheint, werden die städtischen Irren- anstalten auf polizeiliches Ersuchen auch von den Hilft- und städti­schen Hauptwachen abholen lassen. Die Deputation für die städtischen Fach- und FortbilbunaS- schulen beschloß in ihrer gestrigen Sitzung unter Vorsitz des Stavt- schulratS Dr. Michaelis, die hart an der Grenz? des Weichbildes Berlins belegene 12. Wahlfortbildungsschule für Jünglinge in der Derfflingerstraß« I8o aufzulösen. Im nächsten Jahre werden der Deputation für BibliothekS - und ethische Zwecke der PflichtfortbildungSschulen S000 M. zur Wer- fügung stehen. DieDeutsche Warte" erkühnt sich, nachdem die bisherige, bei diesemparteilosen aber nicht farblosen" Organ stets nur kurzlebige Chefredakiion wegen ihres modernen, freieren Tone- aufgeflogen ist, in einem ebenso täppischen als verständnislosen und blindgehässi- gen Leitartikel eine Belehrung der deutschen Sozialdemokratie über varlamentarische Anstandspflichten und dergleichen. Damit will sich die neue Chefrcdaktion(wie lange noch?) wahrscheinlich die Sporen im Dienste der Reaktion verdienen. Es verlohnt nicht, auf die auch sachlich windschiefen Ausführungen näher einzugehen. Nur sollte doch gerade dieDeutsche Warte" sich davor hüten, fremde Nester zu beschmutzen. Ein Blatt, bei dem die Angestellten, wenn sie heiraten wollen, erst der gnädigen, von der Gehaltshöhe abhängigen Erlaubnis der allmächtigen Geschäftsführung bedürfen, hat genug vor der eigenen Tür zu kehren. Hackflcischevidcmic im Krankenhause. Eine Hackfleischcpidemie ist im Nudolf-VirchÄv-Krankenhause in Berlin Ende August 1908 aufgetreten. Der Kultusminister hatte die Königliche Wissenschaft- lichc Deputation für daS Medizinalwesen um eine gutachtliche Aeußcrung über die Ursache der Epidemie und über die dagegen zu ergreifenden Maßnahmen ersucht. Die Untersuchung hat ergeben, daß von den im Jahre 1908 unter dem Personal deS Rudolf-Virchow- KrankenhauleS beobachteten Eruppenerkrankungen an Enteritis nur die am 30. August einsetzende Epidemie nachweislich durch den Gc- nuß von rohem Hackfleisch verursacht worden ist. Die gesundhcit- schädliche Wirkung deS am 28. August verausgabten Hackileisches ist auf Infektion mit sogenannten EnieritiSbakterieu zurückzuführen, die in unaufgeklärter Weife in das Fleisch gelangt toauu und wahr­scheinlich in dem rohen Hackfleisch sich vermehrt hatten. Wie über- Haupt vor dem Genüsse von rohem Fleisch, so ist ganz besonders vor dem Genüsse von rohem Hackfleisch wegen der mit ihm verbundenen Gefahren für die Gesundheit eindringlich zu warnen. Die Depu- tation widerrät der Verabreichung rohen Hackfleisches als Nahrung-- mittel in geschlossenen Anstalten wie Krankenhäusern, Gefängnissen und dergleichen oringend. Auch der Kultusminister tritt dieser An- ficht Lei. Er hat demgemäß die Regierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten in Berlin ersucht, dahin zu wirken, daß von der Verabreichung rohen Hackfleisches als Nahrungsmittel in ge- schlossenen Anstalten und Krankenhäusern abgesehen wird. Bon einem Obstwagen überfahren und lebensgefährlich verletzt wurde am gestrigen Donnerstag gegen l/.fi Uhr nackunittags der Kaufmann Hermann Plinske auS der Strelitzer Straße 38. Er hatte einen Straßenbahnwagen der Linie 36 benutzt, den er an der Ecke der Badstraße und Prinzenallee verließ, um von hier aus mit der SienienS-und-HalSke-Bahn nach Pankow weiterzufahren. Beim Ueberschreitcn des FahrdammS der Badslraße wurde er von einem Obstwagen umgerissen, dessen Räder ihm über die Beine und die Brust hiitweggingen. In besinnungslosem Zustande wurde der Ver- unglückte nach der Unfallstation in der Badslrage gebracht, wo fest- gestellt wurde, daß er außer einem komplizierten Bruch des rechten Unterschenkels und mehreren Kopfwunden schwere innere Verletzungen erlitten hotte. Nachdem dem Kaufmann die erste Hilfe zuteil ge- worden, wurde er mittels Krankenwagens nach dem Rudolf- Virchow-Krankenhause geschafft, wo er m bedenklichem Zustande daniederliegt. Der Gemeinnützige Verein für MilchanSschank zu Berlin ver- sendet soeben seinen ersten Jahresbericht, dem wir folgendes ent- nehmen: In seinen 4 Milchhäuschen(errichtet März, Juni, Juli, September 1909) verkaufte er 200112 Glas Vollmilch, 17 701 GlaS Buttermilch. Für 7 weitere Milchhäuscheu hat die Eisenbahn- direktion und die Stadt Berlin bereits die Plätze bewilligt. Ueber- rascheud ist der Erfolg der Werkausschänke(Lieferung von Flaschen- milch an industrielle und kaufmännische Betriebe). Vom März bis Dezember 1909 ist die Anzahl auf 31 gestiegen; die tägliche Liefe- rung beträgt jetzt mehr als 2600 Flaschen, die Gesamtlieferung 328 93fJ V« Liter Flaschen Vollmilch und 1129% Liter Flaschen Buttermilch. Ein Großbetrieb mit 5600 Arbeitern z. B., der sonst täglich 0900 Flaschen Bier verbrauchte, bezieht jetzt 800 Flaschen Milch pro Tag. Vielfach führt die Arbeiterschaft selbst solchen Werk- ausschank herbei in der Erkenntnis, baß die Arbeitsleistung sich er- höht, die Unfallgefahr sich mindert, je mehr der Alkoholgenuß von der Arbeitsstätte verorängt loird. Der Schnapsboykott und die Bier» Verteuerung kommen unstreitig der Bewegung zu Hilfe. Der Berein bezieht seine Milch aus besondere» märkischen, unter ärztlicher Kontrolle stehenden Ställen, in denen Schlempefütterung untersagt ist; seine Flaschen tragen den hygienisch besten Pappdeckel- Verschluß. Nach seinem Vorbilde hat die Stadt Berlin die Versorgung der städtischen Betriebe mit Flaschenmilch von ihren Rieselgütern erfolgreich in die Wege geleitet. Um seine Tätigkeit auf ganz Brandenburg ausdehnen zu können, wird der Verein lGeschäflsstelle Friedenau, Nubensstr. 37) sich demnächst in eine Gemeinnützige Gesellschaft m. d. H. um- wandeln. Maßnahmen gegen dieHackepeter" sind von der Charlotten- burger Polizei getroffen worden. Auf Grund einer Beschwerde der dortigen Freien Fleischcrinnung ist denHackepeter»" das sind Gastwirte, die ein zubereitetes Hackcfleisch als Spezialität führen und daneben einen ausgedehnten Fkischhandel betreiben ver­boten worden, nach 8 Uhr abends Fleischwaren usw. über dje Straße zu verkaufen. Auch das Aushängen und Auslegen von Fleisch im Schaufenster ist nicht gestattet. Für die Berliner Hackepeter" steht eine gleiche Maßnahme bevor. Evangelische Kirchenbettelei. Die Parochialvereine verschiedener Berliner Kirchengemeinden gehen seit einiger Zeit in aufdringlicher Manier auf Mitgliederfang und Beitragsbettelei aus. Offenbar soll damit ein Gegengewicht gegen die massenhaften Kirchenaus» tritte gesckmffen werden. Solange die Veranstalter dieser kirchlichen Machenschaften in evangelischen Kreisen bleiben, läßt sich die Be- rechiigung, Mitglieder zu werben, gewiß nicht bestreiten. Aus zahl- reichen Gemeinden wird aber darüber geklagt, daß fortgesetzt auch solche Einzelpersonen und Familien, die aus der 5lirche ausgetreten sind oder einer anderen Religionsgemeinschaft als der evangelischen angehören, mit derartigen Anzapfungen, die meistens auf eine Geld- bettelet hinauslaufen, belästigt werden. Ist eS nicht schon an der Belästigung durch die Kirchensteuerbchörden genug? Da jeder Kirchengemeindevorstand genau wissen sollte, wer zur Gemeinde ge- hört und wer nicht, kann sehr wohl die gebotene Auswahl getroffen werden, anstatt daß ma» unterschiedslos mit dem Klingelbeutel hausieren geht. Die Belästigung ist um so empfindlicher, als die gedruckten Bettelwische wieder abgeholt werden und dann versucht wird, mit frömmelnden Redensarten namentlich auf die Frauen einzuwirken. Gefahren deö FensterputzenS. Zu dem Absturz eines Fenster- Putzers im Hause CorneliuSstr. 3, über den wir dieser Tage be- richteten, werden uns noch folgende ergänzende Milteiluugen gemacht: Der Fensterputzer Vogel war damit beschäftigt, die Fenster der ersten Etage zu reinigen. Er trat auf daS Fenstersims, um die oberen Fenster besser erreichen zu können. Hierbei gab daS Fensterkreuz, das verfault war, nach und Vogel stürzte in die Tiefe. Am Boden liegend, hielt der Verunglückte das Krenz noch umklammert. Auszahlung von Belohnungen in der Mordsache Arnholz. DaS geheimnisvolle Verbrechen an der Anna Arnholz beschäftigt nach wie vor die Kriminalpolizei. Wie wir mitteilten, fanden die Ar- beiter Karl Möhring auS der Urbanstr. 35 und Georg Luhn auS der Graetzstraßs zu Treptow am 2. Februar auf der Wasseroberfläche deS Nindorfer Stichkanals in der Nähe der Elsenstraße einen Gegen- stand, in dem bald der linke Oberschenkel der ermordeten Arnholz festgestellt wurde. Dafür, daß sie der Kriminalpolizei diesen Fund rechtzeitig meldeten, hat jetzt jeder von ihnen 150 M. von der aus- geschriebenen Belohnung erhalte». Auch künftigen Findern, die die erfordernde Aufmerksamkeit beweisen und sich unverzüglich an die Kriminalpolizei wenden, werden Belohnungen gezahlt werden. ES fehlen immer noch erhebliche Teile von der Leiche und auch von den Kleidungsstücken. Gefunden wurde bisher der Rumpf, die Arme, die gekocht waren und jetzt der linke Oberschenkel. Noch nicht zum Vorschein gekommen sind der rechte Oberschenkel, die beiden Unter- schenkel und der Kopf. Die Arme waren in eine Tändelschürze. Unterbeinkleider und ein schwarzes Jackett eingewickelt. Von der Kleidung fehlen noch eine dunkle Bluse mit Pcrlenbesatz, ein schwarzer Rock, zwei Unterröcke und die gelben Stiefel mit Lack- kappen. Es ist anzunehmen, daß die noch fehlenden Körperteile irgendwo in einem Wasserlauf, einem See oder auch einem größeren Tümpel liegen. DaS Publikum wird gut tun, darauf besonders jetzt bei Eintritt der Frühjahrszeit und wärmeren Tauwetters be- sonders zu achten, weil erfahrungsgemäß in dieser Zeit untergc- gangene Leichen und Leichenteile an die Oberfläche zu kommen pflegen. Jeder Fund kann für den Fortgang der Ermittelungen außerordentlich wichtig sein. Beim Besteigen cineS fahrenden Straßenbahnwagens tödlich ver- nngliickt ist gestern nachmittag die 72 Jahre alt« Witwe Auguste Müller geb. Hennig aus der Schöuholzer Straße 13. Die alte Frau ivollte vor dem Hause an der Spandauer Brücke 7 einen Wagen der Linie 8 besteigen, bevor er hielt. Hierbei fiel sie hin und blieb be- sinnuiigslos liegen. Ein Schutzmann brachte die Verunglück: mit einer Droschke nach dem Hedwigskrankenhause, wo sie bald nach der Auf! ehme an einer Gehirnerschütterung starb.