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Bei den Sozialdemokraten.) Jch wäre daher für eine Aus.1 dehnung des Deklaration3zwangs. Der Zwang ge­nügt nicht für Einkommen über 3000 M. Jeder einzelne sollte sein Einkommen selbst deklarieren. Es würde sich dann ergeben, daß unter denen, die heute noch nicht dem Deklarationszwange unter worfen find, ein ziemlich hoher Prozentsaz über ein Einkommen von mehr als 3000 m. verfügt. Ein weiterer Vorschlag wäre der, daß man für bestimmte Berufe, für Gewerbetreibende und auch für freie Berufe, Angehörige dieser Berufe zu den Veranlagungs­fommissionen zuzieht, damit sie die Angaben, die von ihren Grup­pen gemacht werden, nachprüfen. Auch da ließe sich viel erreichen. Aus den Steuererträgen des letzten Jahres hat der Finanzminister in der Kommission den Schluß gezogen, daß die Lage der ar­beitenden Klassen sich erheblich gebessert habe. Wir bestreiten na­türlich die Richtigkeit der Zahlen in keiner Weise. Aber die Schlüsse, die der Minister aus diesen Zahlen gezogen hat, sind ganz falsch. Wir dürfen die Zahlen nicht allein nehmen, fon­Bern wir müssen sie vergleichen mit den Mehrausgaben, die heute auch der Arbeiter für seinen Aufwand machen muß. Wenn man das aber tut, dann wird man finden, daß von einem allgemeinen Wohlstand auch heute noch keine Rede sein kann. Was die Ar­beiter mehr an Einkommen erzielt haben, das geht ihnen durch die gesteigerten Wohnungsmieten und durch die infolge der Steuer­politif des Reichstages verteuerten Lebens- und Genußmittel dop­pelt wieder verloren. Man wird doch im Ernst nicht behaupten fönnen, daß ein Einkommen von 1200 M. Heute dieselbe Kauftraft hat, wie vor zehn Jahren ein Einkommen von 900 M. Ich hoffe, daß bei der zu erwartenden Novelle zum Einkommensteuergesetz meine Anregungen berücksichtigt werden.( Bravo  ! bei den So­gialdemokraten.)

Direktor von der Verwaltung der direkten Steuern Heinke: Die Verfügung, von der der Vorredner gesprochen hat, besteht und ist richtig. Das Oberverwaltungsgericht hat wiederholt entschieden, daß die Quelle des Einkommens für den Arbeiter nicht die Ar­beitsgelegenheit, sondern die Arbeitskraft ist. Im übrigen hat ein Arbeitsloser, wenn er tatsächlich in dem einen Jahr mehr Steuern bezahlt, feinen Schaden, denn er wird dann im nächsten Jahre eben so viel weniger versteuern.

Nach weiterer univesentlicher Debatte wird der Stat des Filiche Mitgliederzahl steht aber hinter der des Jahres 1908 nod nanzministeriums erledigt. zurück. Die tatsächliche Mitgliederzahl am Schlusse des Jahres Nächste Sigung Montag, 11 Uhr: Antrag der Konservativen betrug 2095( im Vorjahre 1979). Der Zuwachs in den letzten auf Verschärfung der Geschäftsordnungsbestimmungen; Etat der Quartalen ist zum Teil zurückzuführen auf eine lebhafte Agitation, welche der Verband unter den Wilden betrieb. 121 Mitglieder Zentralgenossenschaftskaffe. sind dadurch gewonnen. Schluß 4 Uhr.

Soziales.

Mielczhu macht Schule!

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Der Tarif lief im Berichtsjahre ab; er wurde aber nicht ge­fündigt, sondern beide Parteien traten in Verhandlungen, um ge­wisse Mängel, die sich bemerkbar gemacht hatten, aus dem Tarif zu beseitigen. Der abgeänderte Tarif trat am 29. November in Kraft. Die Beratung desselben erforderte 25 Sizungen der Lohn­Die grauenvollen Enthüllungen aus der Blohmefchen Wildnis" tommission, wovon 16 mit den Unternehmern gemeinsam abgehalten und aus Mielczyn sind noch in aller Gedächtnis. Der Pastor Breit- wurden. Sind auch nicht alle Stollegen mit dem Ergebnis der haupt aus Mielczyn ist noch nicht abgeurteilt. Und schon wieder Tarifbewegung zufrieden, so tann doch gesagt werden, daß eine von haben wir über eine gleich scheußliche und empörende Mißhandlung manchen Kollegen befürchtete Verschlechterung des Verdienstes durch von Fürsorgezöglingen zu berichten. Unser Elberfelder Bruder den neuen Tarif nicht eingetroffen ist. Das fonnte durch eine ver­organ, die Freie Presse", teilt über die Behandlung von Fürsorge- gleichende Berechnung auf 11 Bauten festgestellt werden. Vorteile Durch eine Lohn­3öglingen in der Handwerker- Bildungsanstalt zu Gemünd   an hat der neue Tarif allerdings nicht gebracht. der Eifel  ( Regierungsbezirk Aachen  ) Einzelheiten mit, die zeigen, bewegung in Oranienburg   wurde am 1. November ein Tarif ein­wie dort systematisch in einer empörenden Weise das Menschliche geführt, der Lohnerhöhungen von 10-15 Broz. feſtſekt. Im Laufe des Jahres fanden 6 Arbeitsniederlegungen statt, aus den armen Fürsorgezöglingen herauszutreiben versucht ist. Die Handwerker- Bildungsanstalt zu Gemünd   ist eine Anstalt, außerdem wurde über 12 Firmen die Sperre verhängt wegen in der durchschnittlich etwa 140-150 Jungen Fürsorge"-Erziehung Tarifbruchs und Beschäftigung von Wilden. Der Fensterstreit genießen". In der Anstalt wird Schlosserei, Schreinerei, Schuh  - mußte auch im Berichtsjahre wieder durchgekämpft werden, denn Direktor der alle die von den Behörden in dieser Hinsicht erlassenen Verord­macherei, Gärtnerei und Landwirtschaft betrieben. Anstalt ist ein Herr Warlies. Seine Frau spielt eine Haupt- nungen haben die Bauunternehmer noch nicht veranlaßt, die Ar­rolle bei der unmenschlichen Behandlung der wehrlosen Knaben. beitsräume im Winter vor Zugluft schüßen zu lassen. Es ist auch Gin Drittel der Böglinge find Elberfelder. Die Prügelstrafe ist kein Fall bekannt geworden, wo die Behörde Bauunternehmer ge­das Univerfalerziehungsmittel dieser Anstalt. Für die geringsten zwungen hat, die zum Schuße der Gesundheit der Arbeiter er­Bergehen gibt es Prügel. In einem Buch wird das Betragen ver- laffenen Verordnungen zu befolgen. zeichnet. Sonnabends wird für die ganze Woche die Züchtigung vor­genommen. Eine geradezu zum Himmel schreiende Barbarei be­steht in dem sogenannten Jungfernkranz". Dieser wird jo aus­geführt, daß die 3öglinge am Kopfende vom Tisch mit Striden der­artig festgebunden werden, daß sie sich nicht bewegen können. Dann wird ihnen ein Knebel in den Mund gesteckt, und so geht das Schlagen los, bis 100 bis 150 Schlag aufgebrannt sind. In dieser Bestialität scheint die Frau Direktor, die doch als christliche Haus­mutter gelten soll, eine gottgewollte Wohltat zu sehen. Aeußerte fie doch gegenüber einem Dienstmädchen, welches über die gröblichen Mißhandlungen der armen Menschen weinte:" Was, Sie weinen noch darüber, da könnte ich selbst mit drauf schlagen, bis das Blut sprißte."

Abg. v. Hennigs- Techlin( t.) bestreitet die Richtigkeit der Del­brückschen Zahlen, die von Unkenntnis stroßten. Seine Worte könn­ten nur so gedeutet werden, daß der Grundbesitz Steuern hinter ziehe, und gegen diese Verdächtigung der Steuerehrlichkeit der Großgrundbesißer müssen wir protestieren.( Beifall rechts.) Wir empfehlen unseren Freunden, bei der Steuereinschätzung vorsichtig zu Werke zu gehen. Ich halte es mit dem Abgeordneetn Hirsch für Ehrensache, daß die besitzenden Klassen ihre Steuerpflicht um so gewiffenhafter erfüllen, als jezt das Einkommen aller Angestellten infolge des eingeführten Deklarationszwanges für die Arbeitgeber voll besteuert wird. Ein Mißstand ist es, daß bei den Landtags­und Kommunalwahlen in den Wählerlisten die Steuerbeträge offen vor jedermanns Auge daliegen. Wir hoffen, daß die kommende verschiedenen Jungen, die von ersterem dazu angehalten wurden, Einkommensteuergeseßnovelle uns weiter einen Schritt vorwärts bringt in der Richtung: Schuß den ehrlichen Leuten!( Beifall rechts.)

Finanzminister v. Rheinbaben: Die sachliche und von partei­politischen Erwägungen freie Grörterung der Steuerfrage, die le­biglich eine Frage der Gerechtigkeit gegen den Staat ist, ist erfren­lich. Auch der Abgeordnete Hirsch hat in durchaus sachlicher Weise seine Beschwerde hier vorgebracht. Es muß verhütet werden, daß von der Einsichtnahme in die Steuerlisten bei Wahlen ein ungerecht­fertigter Gebrauch gemacht wird. Es dürfen auch keine Auszüge in der Presse veröffentlicht werden. Derartige Veröffentlichungen sind in dem Wahlreformgeset unter Strafe gestellt worden. Dem Abgeordneten Hirsch gegenüber verweise ich zum Beweise dafür, daß die Löhne im Verhältnis zur Verteuerung der Lebensmittel mehr gestiegen sind, auf die Sparkasseneinlagen. Die Steuerber­anlagung bemüht sich deswegen, die individuelle Leistungsfähigkeit des einzelnen zu erfassen. Nach unseren Feststellungen ergibt sich, daß die Steuerbeanstandungen auf dem Lande nicht nur nicht ge­ringer, sondern stärker als in den Städten find. Es wurde aber die Meinung laut, als ob die Steuerbehörden nicht ihre Pflicht täten. Ich muß diese Angriffe zurüdweifen. Professor Delbrüd hat für feine Behauptungen recht schwankende Grundlagen gehabt. Wir dürfen dem Landrat nicht zu viel aufpaden, er darf aber auch nicht bloß Titularvorsigender bleiben. Jm nächsten Jahre werden wir uns über die Revision des Einkommensteuergesezes hier zu unterhalten haben.

Abg. Freiherr v. 3eblis( t.) begrüßt es, daß alle Parteien fich willens zeigen, die Steuerfragen zu behandeln, ohne parteipolitische Momente hineinzutragen. Redner schlägt vor, die Vorbereitungen der Steuerberanlagung einem besonderen Organ zu übertragen, dem Bandrat aber den Vorsitz in der Veranlagungskommission und die entscheidende Rolle zu überlassen.

Abg. Dr. Nöchling( natl.) widerspricht diesem Vorschlage. So­lange der Landrat die Verantwortung trägt, muß er auch die Ge­lange der Landrat die Verantwortung trägt, muß er auch die Ge­schäfte in der Hand behalten.

Abg. Dr. Bachnide( frs. Bg.): Der Finanzminister hat ange. deutet, daß die Geschäfte der Steuerveranlagung in den Land­Treisen durch staatliche Veranlagungskommissare anstelle der Band­räte vielleicht ausgeübt werden sollen. Wir halten das für höchst

wünschenswert.

dauern.

Von den einzelnen Schilderungen über im Mai vollzogene Eye­futionen geben wir einige wieder. Die Zöglinge Rittershaus und Stärken waren ausgerückt und zurückgebracht. Darauf schlug sie zunächst der Nachtwächter Reinhardts mit einem Riemen, morgens nochmals mit einem Polizeiknüppel. Dann tamen die jungen Beute in Arrest. An demselben Morgen erhielten sie eine Tracht Brügel von 20 Schlag mit einem Schwarzdornstod, 2 Zentimeter did. Drei Tage später erhielten sie von dem Schneidermeister und 30 Schlag, zwei Tage darauf 12 Schlag unter Aufsicht des Sekretärs Leschhorn. Am folgenden Tage wurde einem der armen Gemiß­handelten der Jungfernkranz zuteil. Die Prozedur beschreibt der Gemißhandelte wie folgt: Ich war am Kartoffelschälen. Da er schien der Aufseher Stöder( jezt Gardist Stöcker, 1. Garde Infanterie- Regiment zu Fuß in Berlin  ) und nahm mich mit in den Speisesaal. Hier wurden mir die Hände zusammengebunden, ein Taschentuch in den Mund gesteckt. Je eins meiner Beine an ein Tischbein, etwa 70 Zentimeter auseinander. In dieser Lage wurden mir 87 Schlag aufgebrannt. Zuerst schlug Stöcker selbst, dann zwang er noch die Werkstattältesten mit dem Bemerken:" Wer nicht schlägt, den schlage ich!" zum Schlagen."

Ein paar andere Zöglinge, Scholten und Lengsholz, wurden von Stöcker beim Jungfernfranz" mit je 140 Schlägen, ein Bögling Lenders mit über 100 Schlägen bedacht. Dem Bögling Spörer gab Stöcker 27 Schläge mit einem Schwarzdornstock, an dem die Dornen noch 1 Zentimeter lang staten. Außerdem bekam er noch vier Tage Wasser und Brot hintereinander Als nun Rock wiederfam, schlug Stöcker auf ihm einen Spazierstod von 2 Senti­meter Dide, mit einer sisenspise daran, entzwei. Troßdem Rod behauptete, Spörer habe nichts davon gewußt, befam letterer noch mal zwei Tage Wasser und Brot. Ein anderer Bögling wurde von Stöder mit einem Eisenstüd geschlagen.

Am 26. und 27. Januar tam der Bögling Kolbach bei troden Brot und Wasser in Arrest. Er sollte eine Fensterscheibe entzwei­gemacht haben. Trotzdem der Junge seine Unschuld beteuerte und die reine Wahrheit gesagt hatte, ließ ihn Frau Direktor wegen Lügen einsperren. Schließlich stellte es sich heraus, daß er doch unschuldig war. Schöne Erziehung!! Der Bögling Krieg betam am Buß- und Bettag von dem Nachtwächter Reinhardt mit dem Polizeiknüttel dermaßen einen Schlag auf den Kopf, daß er be­wußtlos zusammenbrach. Warum? Weil ein anderer Junge in dessen Abwesenheit sein Bett machte. Wegen gleicher Ursache schlug Loch in den Kopf. Der Zögling Klein war ausgerüdt; als er Reinhardt mit einem Bund Schlüssel dem Zögling Wagner ein wiederfam, schlug ihn Reinhardt mit dem Polizeifnüttel über den Kopf und wo er gerade hintraf. Der Bögling Jung trant am Kaisers Geburtstag 2 Taffen Bier. Diese fonnte er nicht vertragen und erbrach sich. Hierauf schlug ihn Frau Direktor ins Gesicht, daß

die Nase blutete.

Der Bögling Windhöbel hatte nach der Bibel mit Kartoffeln geworfen. Der 20jährige, noch nicht erziehungsberechtigte Auffcher unte meldete dies der Frau Direktor. Diese ohrfeigte den Uebel­täter und stellte ihn den ganzen Tag in die Ede bei troden Brot und Wasser. Des Abends bei Tisch fragte W. den Aufseher, ob er Nach dem Effen ging Runte in das Arrest und schlug den W. mit noch etwas Lee bekommen fönnte. Er wurde deswegen eingesperrt. dem Polizeifnüttel des Nachtwächters, so daß dieser aus Angst und Schmerz seine Kleider beschmutzte. Ueber 30 Schläge hatte ihm dieser fromme Christ gegeben.

Abg. v. Kessel( t.): Auch ich habe den Eindruck, daß der Mi­nister den Landräten die Steuerberanlagungsgeschäfte abnehmen will. Meine politischen Freunde würden das außerordentlich be­Minister v. Rheinbaben: Ich habe weber für noch gegen in bezug auf die Beibehaltung der Landräte als Vorsitzende der Ber  anlagungskommission gesprochen. Ich habe nur sagen wollen, daß wir werden prüfen müssen, ob die Verwaltungsreform die Ge­schäfte der Landräte nicht so vermehren wird, daß sie den Vorsib in den Beranlagungskommissionen nicht mehr werden behalten Bei einer Revision, die in Gegenwart der Direktion stattfand, Nach weiterer unwesentlicher Debatte wird der Gtat der diret.

fönnen.

ten Steuern bewilligt.

Es folgt die zweite Lesung des Etats des Finanz­ministerium 3.

Abg. Dr. Schröder- Caffel( natl.) regt eine Aufbefferung ber Benfionen derafog. Altpensionäre an, d. h. der vor dem 1. April 1907 verabschiedeten Beamten. Diese würden gegenüber ihren auf Grund der neuen Gehaltsordnung penfionierten Kollegen ungerecht­fertigterweise benachteiligt.

Minister v. Rheinbaben: Ich begreife die Wünsche der Alt­pensionäre durchaus. Aber ihre Erfüllung würde einen Bruch mit der ganzen bisherigen Praxis bedeuten. Es würde sich auch um die Aufbringung von nicht weniger als 9 Millionen dabei handeln. Das erlaubt unsere Finanzlage nicht.

Abg. Schmedding( 3.) gibt der Hoffnung Ausdruck, daß der Unterstüßungsfonds für die Altpensionäre im nächsten Jahre ver­stärkt werden wird.

bestritt ein gemißhandelter Junge aus Angst vor neuer Strafe die Mißhandlung.

Wann wird wegen der empörenden Mißhandlung Wehrlofer endlich eingeschritten? Der preußische Ministerpräsident und der Minister des Innern fönnen doch solche Scheufäligkeiten nicht als Folgen einer von Gott   gewollten Abhängigkeit" ansehen. Wann endlich wird das preußische Fürsorgesystem, das solche Bestialitäten züchtet und hunderte armer Snaben und Mädchen ins Elend bringt, an Haupt und Gliedern reformiert werden?

Verfammlungen.

Auf dem Gebiete des Rechtsschutzes hat sich gezeigt, daß die lagen wegen Lohnausfall nicht mehr so zahlreich sind wie früher. Das ist aber nicht dem Gesez betreffend die Sicherung der Baus forderungen zu danken, sondern es ist darauf zurückzuführen, daß der Verband die meisten schwindelhaften Unternehmer schon seit längerer Zeit gesperrt hat, um die Kollegen vor Schaden zu be wahren.

-G

Die Maifeier wurde durch vollständige Arbeitsruhe begangen. Bei den Vertreterwahlen zur Ortskrankenkasse der Töpfer wurden die vom Verbande aufgestellten Kandidaten glatt gewählt. Der Vorsitzende Segawe teilte mit, daß seit dem Abschluß; des vorliegenden Berichts schon wieder fünf Sperren verhängt worden sind. Insbesondere beklagte er das unsolidarische Verhalten einiger Mitglieder des Lokalvereins der Töpfer. Um was es sich hierbei handelt, das geht aus der nachstehenden Resolution hervor, welche einstimmig angenommen wurde:

Die Versammlung nimmt mit Entrüstung Kenntnis von dem arbeiter und tariffchädigenden Verhalten der lokalorganisierten Töpfer Berlins   im allgemeinen und ganz besonders bei der Firma Töpfer u. Raasch auf dem Bau in der Carmen Sylva­straße. Die Versammlung fordert den Lokalverein auf, öffent­lich zu erklären, ob er es billigt, daß einige feiner Mitglieder auf dem genannten Bau mit Wilden und Hirschen zusammen­arbeiten, die pro Stüd 1,50 M. weniger erhalten, als der Tarif borschreibt, wonach es sich also um eine Firma handelt, die den Tarif nur zum Teil bezahlt und ferner einer der Unternehmer den Kollegen noch etwa 600 M. Lohn schuldet. Ferner fordert die Versammlung den Lokalverein auf, flipp und klar zu er klären, ob die Angabe seiner bei Töpfer u. Raasch beschäftigten Mitglieder richtig ist, daß der Lokalberein seinen Mitgliedern gestattet hat, mit Hirschen und Wilden zusammenzuarbeiten, gleichbiel, ob diese nach dem Tarif bezahlt werden oder nicht. Sollte der Lokalverein sich nicht in nächster Zeit hierzu äußern, oder sollte das Angeführte richtig sein, so würden sich die Loka­listen von den Hirschen und Wilden nicht mehr unterscheiden, und es müßte eine spätere Verbandsversammlung darüber ben finden, ob die Verbandsmitglieder noch mit den Lokalisten au fammenarbeiten können,

Der Kassierer Bohmhamme I fonstatierte an der Hand der Jahresabrechnung, daß sich die Kaffenverhältnisse gegen früher gebeffert haben. Die Einnahme an Beiträgen ist gestiegen und die Ausgabe für Unterstützungen ist infolge der sich bessernden Kon­junttur zurüdgegangen.- Die Abrechnung der Zentralfasse schließt mit 55 180,70 M. Für Unterstützungen wurden ausgegeben: An Reisende 395 M., an Umziehende 140 Md., an Krante 8693 M., Sterbegelb 2180 m., an Streifende und Gemaßregelte 115 M., an Inhaftierte 138 M., für Rechtsschutz 985 M. Die Lokaltasse ver zeichnet eine Einnahme bon 67 723 58 M., eine Ausgabe von 87 367,71 M., einen Bestand von 30 355,87.

An der Tätigkeit des Vorstandes wurden keine Ausstellungen

gemacht.

Die Versammlung nahm noch den Bericht der heiztechnischen Kommission und des Gesellenausschusses entgegen. Dann wurden die Neuwahlen vollzogen. Sie hatten folgendes Ergebnis: Filial­vorstand. 1. Vorsißender: Franz Segawe; 2. Vorsitzender: Mar Motel; Schriftführer: Eduard Rapputan; Beifiker: Wilhelm Sorau Strahl; 1. Kassierer: Richard Bohmhammel; 2. Kassierer: Richard und Otto Seyn; Revisor: Hermann Boffe. 8um Arbeitsnach. weisfuratorium wurden gewählt: Frizz Merten, Franz Lothert, Ostar Teubert, Baul Fröhlich.

Deutscher Metallarbeiterverband. Am Freitag fand in den Arminhallen eine stark besuchte Versammlung aller in den Metall. schleifereien beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen statt, in der Reichstagsabgeordneter Severing- Bielefeld über das Thema:" Der Schleiferschutz und die Gesetzgebung" referierte. Dem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrage folgte noch eine kurze es nach den Ausführungen des Referenten mehr denn je für not­Diskussion. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: " Die Versammlung der Schleifer Berlins und Umgegend hält es nach den Ausführungen des Referenten mehr denn je für not­wendig, die Forderung der gesetzlichen Regelung der Einrichtungen in den Betrieben der Schleifereien mit allem Nachdruck zu erheben. Die Versammelten erkennen, daß die bisherige Regelung feinen ausreichenden Schuß für Leben und Gesundheit der Schleifer ge= bracht hat und ersuchen deshalb die sozialdemokratische Reichstags­frattion, beim Reichsamt des Innern die Forderungen der Metall. schleifer zur Sprache zu bringen und der Regierung zu erklären, daß sie mit den bisherigen Maßnahmen nicht zufrieden sein können. Ferner erklären die Versammelten, mit allem Nachdruck für den Ausbau der Organisation Sorge tragen zu wollen, um durch diese ihre Forderungen an die Gesetzgebung zu unterstützen."

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Eingegangene Druckfchriften.

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Die foeben erschienene Nummer 5 des Postillon" enthält an Voll­bildern und Illustrationen: Märzluft. An Bebel. Aus der Kalmüdei. Zentralverband der Töpfer. Der am Freitag abgehaltenen Bum Entwurf eines neuen Strafgesetzbuches. Die Freifinnigen auf dem Generalversammlung der Filiale Berlin   lag der Geschäfts- und Kriegspfad. Vor der Strandung, Aus dem Tegte erwähnen wir: Bar­Kassenbericht für 1909 vor. Derselbe gibt im wesentlichen folgen. lamentarische Zukunftsbilder. Das Bebel Denkmal in Hamburg  . Marine- Rundschau.­Die Wahlreform. Der armen des Bild: Am Anfang des Jahres litt der allgemeine Wirtschafts- Stafperle- beater. Leute Zubrot. Eisenach  . Der Halleysche Romet. Ein neuer markt noch start unter der Krise. Besonders hatte das Baus Heiliger. Usm. Abg. Duehl( f.): Wir wollen den betroffenen Beamten volle gewerbe, also auch das Ofenseßergewerbe, noch infolge des strengen Der Preis der Nummer ist 10 P1. Probenummern find federzeit durch Billigkeit widerfahren lassen, aber man darf doch auch nicht ver- Winters zu leiden. Die Filiale hatte in den ersten drei Monaten den Berlag Paul Singer in Stuttgart   sowie von allen Buchhandlungen kennen, daß viele von ihnen sich in recht guten Verhältnissen be- verhältnismäßig mehr Arbeitslose wie in derselben Zeit des Jahres und Kolporteuren zu beziehen. finden. 1908. Trotz des niedrigeren Mitgliederstandes war die wirkliche Bruder Jesus  . Gnostisch- soziales Drama in einem Alt von D. Krause. Abg. Freiherr v. Bedlin( frk.): Die Frage der Unterstützung Zahl der Arbeitslosen im Februar und März 1909 höher als in Berlag: R. Kraut, Dresden  - l. 16. follte bei den besonders bedürftigen Subalternpensionären von der denselben Monaten des Vorjahres. Die Arbeitslosigkeit hatte für Bedürfnisfrage unabhängig gemacht und generell geregelt werden. einen erheblichen Teil der Mitglieder große Not zur Folge. Auf Abg. Beltasohn( frj. g.): Nach unserer Auffassung sollte jogar Antrag des Vorstandes wurde deshalb den betreffenden Mitgliebern erwogen werden, ob nicht ein gefeßlich festzulegender Buschuß ge- eine einmalige Notstandsunterstützung aus dem Lokalfonds ge­währt werden soll, wenn eine bestimmte Höhe der Pension nach währt. Es wurden 773 Mitglieder mit zusammen 13 752 m. dem früheren Stande nicht erreicht worden ist. unterstützt. Im April besserte sich die Arbeitsgelegenheit und im Juni waren feine Arbeitslosen mehr vorhanden. Später wurden die Verhältnisse wieder ungünstiger, doch war die Arbeitslosigkeit im Dezember nicht so groß wie in dem gleichen Monat des Vor­jahres. Im Laufe des Jahres tourden 1506 Mitglieder= 77,9 Proz. ( im Vorjahre 1569 79,1 Proz.) durch Arbeitslosigkeit betroffen. Der Mitgliederbestand hat sich im Laufe des Jahres ständig ver mehrt, und zwar bis zum Jahresschluß um 867. Die durchschnitte

Minister v. Rheinbaben: Ich fann nicht glauben, daß irgend einem Altpensionär eine Jahresunterstützung von nur 15 M. ge­währt worden ist; das wäre keine Unterstüßung, sondern ein Trink­geld.( Sehr richtig!) Ich will gern prüfen, ob die Gewährung der Unterstützung für die mittleren und unteren Beamten von der Be­dürfnisfrage unabhängig gemacht und generell geregelt werden tann.

Straße 63.

Neuzeitliche Gemeindepolitit. Eine Kommunalpolitische Studie von M. Arendt Denart. 87 Seiten. Selbstverlag, Rigdorf, Kaiser- Friedrich­tradie Baut". Heft 2. Monatshefte. Herausgeber: A. Lansburgh. " Die Einzelb. 1,50 M. Berlin   W. 57.

Dokumente des Fortschritt3". 2. Heft. Internationale Revue. Herausgeber: Prof. R. Broda. Einzelh. 1 M. G. Neimer, Berlin   W. 35. Die Tenerung. Eine Einführung in die Wirtschaftspolitik der Sozial demokratie. 80 Heller. Brand u. Co., Wien  , Gumpendorfer Str. 18. Geschäftsbericht 1909 Vorwärts", Produktivgenossenschaft der Bädereiarbeiter, Hamburg  .

Jahrbuch 1909 der Kölner   Gewerkschaften. 144 Seiten. Berlag: Startell der freien Gewerkschaften Kölns   und Umgegend. Die deutsche Bühne. Nr. 3. Amtliches Blatt des Deutschen Bühnen­ vereins  . Jährl. 12 M. Defterheld a Co., Berlin   W. 15.

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