Nr. 43. 27. Jahrgang.
Aus der Partei.
Eine tendenziöse Berichterstattung.
Die„ Dresdner Volkszeitung" druckt die Erklärung Seines aus dem„ Vorwärts" ab, verschweigt ihren Lesern aber, was der Vorwärts" auf die Beschwerden, die Heine wider das Verfahren des Vorwärts" erhoben hat, erwiderte.
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Ein seltsamer Fall.
Während der letzten badischen Landtagswahlen hatte der Polizeidiener Abele von Bichenau bei Brach fal awei foaialdemokratische Wähler, die an die Häuser Bettel angeklebt haben, in Zivilkleidern überfallen und mit der Peitsche durchgehauen. Das Schöffengericht in Bruch fal verurteilte diesen Polizeidiener zu 30 Marf Geldstrafe und zur Zahlung einer Entschädigung von 10 Mart an einen der Geschlagenen. In Preußen wären die Verhauenen angeklagt worden.
Hus Induftrie und Bandel.
Preiserhöhung.
Die Spirituszentrale macht sich wieder mal durch eine Preis erhöhung bemerkbar. Der Heitoliter prompte Lieferung kostet jegt 46,30 M. gegen 46 M. bisher. Der Preis für den nächsten Monat hat ebenfalls eine Steigerung um 30 Pf. auf 46,60 M. erfahren. Lieferungsware bis Mai foitet jezt 46,90 W.( bisher 46,80) und bis September 47,70 M.( bisher 47,50 22.)
Bom Zuckermarkt.
Allem Anschein nach steht auch der Zuckermarkt im Zeichen uns gewöhnlicher Preissteigerung. Die nachstehende Tabelle bietet einen Vergleich zwischen den Terminpreisen, wie sie augenblicklich bestehen, und denen der vier Vorjahre. Es notierten Geldkurie( Magdeburger Notiz von Ham burg in Mart für 50 Kilogramm):
Dft.- Dez.
Februar
März
Mai
1910
18,27
13,30
13,42
1909
10,05
10,05
10,20
August 13,621 10,35
11,25
1908
9,85
9,90
10,072
10,221/ 2
9,621 9,42
1907
8,90
8,90
9,05
1906
8,-
9,15 8,20
9,121
8,20
8,0212 8,10
Die Raffinerien rechnen darauf, daß eine im Sommer eins tretende Snappheit in Raffinaden ihr die handhabe zu weiteren er heblichen Preissteigerungen geben wird.
Technische Revolutionen in der Textilindustrie. Der Spinnerei- und Webereidiretfor Röchlin in Steinen bei Lörrach ( Baden) hat eine Erfindung gemacht, mittels der ein einziger Weber 48 Webstühle bedienen tann. Zur Seite stehen ihm nur
Zur Einsegnung Wäsche, Hüte Hosenträger
Handschuhe
Krawatten
zu sehr billigen Preisen
zwei Mädchen als Hilfskräfte, die von Stuhl zu Stuhl gehen, um die Magazine zu füllen. Der Weber selbst hat lediglich gerissene Fäden wieder zu knüpfen, einen etwa stehengebliebenen Webstuhl wieder in Gang zu bringen, Webfehler zu verhindern usw. Die Spinnerei und Weberei A. u. G. Steinen erhält wegen des neuen Webstuhls täglich Befuche aus aller Welt. Und innerhalb 4 Wochen sollen bei der Maschinenfabrik Ruti( Schweiz ), die den Webstuhl herstellt, 36 000 Seidenwebstühle bestellt worden sein. Der neue Webereiautomat macht fünf Sechstel der Arbeiter überflüssig und da er auch in der Nacht in Betrieb gehalten werden kann, noch weitere Weber entbehrlich.
Sonntag, 20. februar 1910.
Aus der Frauenbewegung.
Eine Arbeitgeberorganisation der Hausfrauen.
In Stockholm haben die Hausfrauen, oder vielmehr Damen, die Dienstboten halten, einen Verein gegründet, der der Stellenber mittelung dienen soll, aber vor allem auch den Zweck hat, die Dienstbotenorganisation zu bekämpfen und der Ausbreitung der sozialistischen Ideen unter den Dienstmädchen entgegenzuwirken. Nebenbei spielen sich die Damen sehr human auf und behaupten, Eine nicht minder umstürzende Erfindung hat die Rogt- daß sie die Interessen der Dienstmädchen wahrnehmen wollen. In ländische Maschinenfabrik A.-G. in Plauen gemacht, der auf dem leßter Zeit haben sie sich vor allem um die Verbesserung" der AbFuße mit ähnlichen Neuerungen die Maschinenfabrik Kappel in gangszeugnisse bemüht und ein Musterformular dazu aus. Chemnitz , die Maschinenfabrik Saurer und die Stidereifabrit Qeine gearbeitet. Die Damen hatten es als einen schweren Uebelstand u. Cie., beide in Arbon ( Schweiz ) gefolgt sind. Betroffen davon empfunden, daß in den Zeugnissen nur so im allgemeinen von wird die Stickereiindustrie, die bekanntlich in Sachsen , Vorarlberg Fleiß"," gutem Betragen" usw. die Rede war, so daß man nicht und in der Schweiz ihren Hauptsiz hat. Die Plauensche Erfindung den Grad der guten Eigenschaften des Mädchens daraus erkennen besteht in einem Stickautomaten, der einfach den gelernten Sticker fonnte. Dem foll nun abgeholfen werden. Die neuen Musterzeugüberflüssig macht, indem er nach den Bestimmungen einer für jedes nisse sollen im einzelnen über die Fähigkeiten des Mädchens in einzelne Muster besonders hergestellten Jacquardfarte die Stick- den verschiedenen Zweigen der Hauswirtschaftlichen Arbeit wie maschine anstelle des Stickers führt. Da er nur mit Nußen für die natürlich auch über das Betragen genau Auskunft geben und gleich Herstellung großer Quantitäten vom gleichen Muster angewandt Schulzeugnissen die Eigenschaften nach einer Stufenleiter: sehr werden fann, wird er nur in Großbetrieben aufgestellt werden, was gut, gut, mittelmäßig, ungenügend usw. beurteilen. Die organi übrigens auch schon der hohe Preis bedingt. Den fleineren Bessierten Dienstmädchen meinen, daß es vielleicht nicht minder ange. trieben Jacquardmuster von Automaten zu liefern, wird von den bracht wäre, Zeugnisse über das Verhalten der Hausfrauen ein. Fabrikanten und Lieferanten den Automatenbesitzern bertrags- zuführen. mäßig untersagt. Ebenso werden die Arbeiter für die Dauer von 1, 1½ und 2 Jahren bei Konventionalstrafen von 250 Frank bis zu einem Jahreslohn verpflichtet, nicht in eine andere Stickereifabrik überzutreten. Die Automatenbesiher threrseits dürfen keine Arbeiter und Angestellten aus anderen Stickereifabriken mit anderen und 10 000 Frank für jeden Beamten und zwar während der Zeit Automaten einstellen bei Strafe von 1000 Frank für jeden Arbeiter von 6 Monaten bezw. 1 Jahr.
Diese tapitalistische Gewaltherrschaft, vom brutalen Profit interesse diftiert, dürfte jedoch nicht von langer Dauer sein, da die Arboner Maschinenfabrik Saurer ihre einfacher konstruierten und jedenfalls auch billigeren Automaten auf den offenen Markt bringen und jedermann zugänglich machen will.
Eine weitere Neuerung bezieht sich auf den elektrischen Betrieb der Handstickmaschine, deren Tagesleistung dadurch von 2100 513 2200 Stiche auf 3500 und mehr erhöht wird. Dazu kommt die Suppelung zweier Maschinen, während heute der Handsticker immer nur mit einer folchen arbeitet. Die gekuppelten zwei Maschinen erreichen eine Tagesleistung von 7000 bis 8000 Stiche, fast die vier. fache des Handstiders von heute.
Eine neue Schifflifülmaschine hat die Rorschacher Maschinenfabrik von Anschüs, Lewin u. Cie. konstruiert und schließisch ist noch die neue Ausschneidemaschine zu erwähnen, die Tausende von Heimarbeiterinnen überflüssig macht.
Revolutionierung der gesamten Stickereiindustrie, die allein für Alle diese technischen Neuerungen bedeuten eine tiefgreifende die 100 000 Personen( wovon 35 000 Heimarbeiter), die sie in der Schweiz beschäftigt, bon den ruinösesten Folgen begleitet sein wird. Die Produktionsmittel dem arbeitenden Volke!", diese Forderung wird mit jedem Tage mehr zu einer brennenden Lebensfrage der Massen.
Uebrigens strebt jener Damenverein durch seine Stellenber mittelung, gerade so wie andere Arbeitgeberorganisationen, danach, die Löhne zu drücken. Neulich kam eine junge Hausfrau auf das Stellenvermittelungsbureau, um ein Dienstmädchen zu erhalten. Auf die Frage, wieviel sie Rohn ahle, antwortete fie: 25 Stronen vorsteherin. 18 bis 20 Kronen sind mehr als genug. Mehr Lohn den Monat."" Das ist viel zu viel", sagte darauf die Bureau zu geben, heißt illohale Stonkurrens betreiben." Die junge Sauss frau dachte anders darüber, verzichtete auf die billigen Arbeits Kräfte der Damen und holte sich ein Mädchen von der Dienst. botenorganisation. Einem alten Brauche folgend, erkundigte sie sich bei der früheren Herrschaft nach den Eigenschaften des neuen Dienstmädchens. Sie erhielt die Antwort: Sie ist sehr tüchtig und fleißig, aber sie ist Sozialistin!" Die junge Frau ließ sich dadurch freilich nicht abschrecken, das Mädchen einzustellen. Der Vorgang selbst zeigt deutlich, wie die Damen der„ besseren" Gesell schaft tatsächlich schon eine Art Sozialistenheze gegen die Dienst mädchen betreiben. Sie werden sich aber jedenfalls, ebenso gut wie andere Arbeitgeber, daran gewöhnen müssen, daß die tüchtigsten und fleißigsten Mädchen Sozialistinnen sind.
Berfammlungen- Beranstaltungen. Alt- Borhagen. Montag, den 21. februar, 8½ 1hr, bei Blume ( früher Tempel): Vortragsabend. Genossin Bohm- Schuch spricht über: Die feruelle Aufklärung des Kindes".
Sozialdemokratischer Zentralwahlverein für den Reichstags. wahlkreis Züllichan Schwiebus Kroffen Sommerfeld( Ortsverein Berlin .) Dienstag, 22. februar, abends 8 Uhr: Versammlung bei Eichhorn, Koppenstr. 47. Nebensche Kranken- und Sterbefase Nr. 5. gegr. 1795. Heute von 2-7 Uhr: Bahl- und Aufnahmetag bei Roewer, Elisabethkirchstr. 14.
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