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Dortmulld, 20. Februar. Unsere Stadt hat heute eine gewaltige Demonstration gehabt. Sie nahm Dimensionen an, wie man sie im Industrie- gebiete noch nicht erlebt hat. Trotz der oberbürgernieister- lichen Warnung war das Riesenmeeting unter freiem Himmel an der HaberlSburg von mehr als 25 000 Personen besucht. Bon vier Tribünen herab wurde zu den Massen gesprochen. Mit einem Massengesang wurde die Verhandlung eingeleitet und ebenso beschlossen. Die Versammelten nahmen eine scharfe Resolution an gegen den Wahlrechtsbetrug und richteten ferner eine Petition an das Abgeordnetenhaus, die fordert, daß die Betrogenen und Entrechteten auch von der Militärpflicht befreit werden. Endlich wurde entschieden protestiert gegen das Verbot deS DemonstrationZzugeS. Natürlich ging dies Verbot völlig daneben, denn der Abmarsch von 25000 Personen durch zwei Ströhen   gestaltete sich eben zu Demonstrationen, die auch die Polizei nicht verhindern konnte. Außerordentliche Borbereitungen hatte die be« wasfnete Macht freilich getroffen. Nach den Demonstrationen des vorhergehenden Sonntags und Montags wurde das Militär in Münster   kon signiert. Vier Kon, pagnien In- f a n t e r i e hatten seit Mittwoch Weisung, sich für Sonntag zum Abmarsch nach Dortmund   bereit zu halten. Scharfe Pa- tronen waren bereits gefaßt. Ebenso wurde eine Schwadron Kürassiere mobil gemacht. Im letzten Moment scheint nian jedoch vor den eigenen Vorbereitungen erschreckt zu sein. In den letzten Tagen sind in Dortmund   mehrfach Konferenzen der Behörden resp. Polizeigewaltigen abgehalten worden. Das Resultat dieser Konferenzen ist anscheinend gewesen, von der Verwendung des Militärs abzusehen, dagegen ein großes Polizeiaufgebot nach Dortmund   zu werfen. So waren denn auch in der Nähe der HabertSburg mehrere hundert Polizisten, beritten und zu Fuß, und Gendarmen in Gebäulichkeiten untergebracht, um im gegebenen Moment auf die Massen losgelassen zu werden. Ebenso befanden sich dort drei Gefangenentransportwagen, die Kranlenwagen hatte man jedoch vergesien. Die Massen übten jedoch eiserne Disziplin, fo daß weder die GcfangenentranSportwagen noch Krankenwagen benötigt wurden. Die Sieger vom Sonntag sind wir, die Polizei stand trotz aller Vorbereitungen machtlos da. Wiesbaden  , 21. Februar. Eine stark besuchte Volksversammlung im Gewerkschasts- hause protestierte gestern gegen die Uevergriffe der Polizei, die hier wie in Frankfurt   und Neumiinster zu den bekannten Zusammenstößen nnt den Demonstranten geführt haben. Dr. Ouarck auS Frank­ furt   a. M. sprach über das Thema:Wahlrechtskampf und Polizei­ willkür  ". Nach der Versammlung zogen Tausende, von der Polizei ungehindert, vor das Rathaus. Hier wurde die Menge, die musterhafte Ordnung wahrte, von einem starken Schutzmanns- aufgebet zerstreut, ohne daß es zu Zusammenstößen oder Sistierungen gekommen wäre. Köln  , 21. Februar. Hier fand gestern eine Massenversammlung statt. Die Polizei hatte, weil sie wieder Straßendemonstrationen erwartete, große Scharen aufgeboten und die VerkchrSstraßen abgesperrt. Nach Schluß der Versammlung zerstreuten sich indes die Besucher, so daß es nicht zu Straßendemonstrationen kam. Der Aahlrechttliampf. Warum, Herr Polizeipräsident? Berlin   hat gestern eine Straßendemonstra"on lind eine Versammlung unter freiem Himmel gesehen, die von der Polizei nicht behelligt wurde, obgleich sie in nächster Nähe des Schlosses stattfand. Die Lösung des Rätsels liegt darin, daß die Demonstration nicht eine Kundgebung der Arbeiterschaft, nicht ein Protest gegen die Bethmann Hollwegsche Schandvorlage war, sondern eine Veranstaltung der Frommen Berlins  , bei der, wie die bürgerlichen Blätter schreiben, die besten Gesellschaftskreise" stark vertreten waren. Die Vorträge des Professor DrewS über das ThemaHat Jesus gelebt?", hatten diePositive Kirchliche Vereinigung zur Pflege des evangelischen Lebens in Berlin  " veranlaßt, eine Protestkundgebung im Zirkus Schumann zu veranstalten, wo mehrere positive Geistliche und ein Hofkammerrrat für die Geschichtlichkeit der Person Jesus   eintraten. Die religiösen Vereine hatten viele Tausende von Teilnehmern gestellt, die nicht alle Einlaß in den Zirkus finden konnten; so wurden denn noch zwei Versammlungen im Feenpalast und im Tom veranstaltet. Bevor die Türen des Doms geöffnet wurden, hatten sich einige Tausend Menschen davor an- gesammelt. Und hier kam es nun zu einer spontanen Demonstration und zu einer Ansprache an die Versammelten. DerTag" be° richtet darüber:Schwarz war der Platz vor dem Gebäude, die Burgstratze voller Menschen, die Museumsbrücke und die umliegen- den Straßenzüge ebenfalls, bis endlich eine etwa 5000 Kopf zählende Menge sich im Lustgarten versammelte, wo auf den Stufen des Domes ein Prediger aus dem Volke begeisterte Worte des Glaubens an die Masse richtete. Und dann geschah etwas Ergreifendes: ent- blößten Hauptes sangen die Tausende vor dem Gotteshause das LutherliedEine feste Burg ist unser Gott"." Und dasBerliner Tageblatt" meldet:Schon eine halbe Stunde später war auch die Domkirche bis zum letzten Platz gefüllt. während draußen von der breiten Domtreppe herab ein Geistlicher bereits eine Ansprache hielt.. Aus derMärkischen Volkszeitung" ersehen wir, daß der Redner der Stadtmissionsinspekwr Pastor L e Setxr war, der nach dm» Blatte der Menge gesagt habe, daß man keine leeren Demon- strationcn machen wolle die überlasse man anderen!, daß bielmehr das ganze Leben eine Demonstration für den Lebendigen sein solle. Dann ist nach derMärkischen Volkszeitung" ein Polizeioffizier erschienen und hat den Pastor Le Seur darauf aufmerksam gemacht, daß dies unstatthaft sei. So haben also auch die Frommen Berlins dasRecht auf die Straße" in Anspruch genommen, das ihnen nach unserer Ansicht natürlich durchaus zukommt. Der Polizeipräsident ist darüber aber bekanntlich anderer Ansicht. Seine Untergebenen aber haben keinen Versuch gemacht, die demonstrierenden, singenden Frommen ausein. anderzutreiben, sie haben keinen Versuch gemacht, den Redner in der Versammlung unter freiem Himmel zu verhaftenl. Der Herr Pastor Le Seur wurde von einem Polizeioffizier lediglich in rück- sichtsvollster Weise darauf aufmerksam gemacht, daß eine Ansprache unstatthaft sei am 13, Februar aber nahm die Polizei unseren Genossen Stadthagen  , der dasselbe tat, waS der Herr Pastor tat, fest, und in Rixdorf suchte sie einen Gc- nossen zu verhaften, der einige Worte an die Menge gerichtet hatte und schlug mit dem Säbel drein, als ihr das nicht ge° lang. Wir sind mit der Aenderung der Taktik, die die Polizei gegenüber den demonstrierenden Frommen porgenMKcn hat, natürlich durchaus einberstauden; wir haben aber zu verlangen, daß künftig sozialdemokratische Demonstranten nicht schlechter bc- handelt werden als die demonstrierenden Gläubigen Berlins  ! Und eine Frage haben wir an den Herrn Polizeipräsidenten   zu richten: Wird er nach den frommen Demonstrationen des 20. Februar seine Absicht aufrechterhalten, die Redner bei den sozialdemokratischen Demon- strationen des 13. Februar anzuklagen? Wie stehts nun damit, Herr Polizeipräsident? Die Wahlrechtsvorlage i» den Gemeindevertretungen« In Kiel   hatten die sozialdemokratischen Stadtver- ordneten den dringlichen Antrag eingebracht, die städtischen Kollegien wollen beschließen, durch den Magistrat eine Petition an die Staatsregierung und das Haus der Abgeordneten zu richten, die die Ablehnung der Wahlrechtsvorlage und die U e b er- tragun g des ReichStagswahlrechts auf Preußen fordert. Eine Sonnabendabend tagende freisinnige Protestver- s a m m l u n g hatte gleichfalls beschlossen, einen entsprechenden An- trag an die städtischen Kollegien zu richten. In der Stadtverordnetensitzung vom Montag er- klärte der Oberbürgermeister Fuß, er persönlich halte es nicht für zulässig, daß diese Anträge verhandelt werden. Die Stadtverordneten beschlossen mit 15 gegen 13 Stimmen d i e D r i n g l i ch k e i t deS Antrages, der Magistrat lehnte die Dringlichkeit ober ein st immig ab. Weil nach der schleswig  -holsteinischen Städteordnung zu einem gültigen Beschlüsse die Zustimmung der Mehrheit der Stadtverordneten und der Mehrheit des Magistrats nötig ist, war damit die Dring- lichkeit abgelehnt. Die Anträge werden deshalb erst in der nächsten Sitzung der städtischen Kollegien, die nach der Etatsberatung stattfindet, verhandelt werden. »* « Die sozialdemokratische Fraktion der Stadtverordneten- Versammlung zu Ratbenow brachte am Freitag eine» Antrag ein. in einer Petition den Landtag um Ablehnung der Wahlrechtsvorlage zu ersuchen. Außer unseren Genossen sprach nur ein liberaler Stadtverordneter für den Antrag. Der erste Bürgermeister wandte sich gegen den Antrag mit der bekannten Redensart, daß es sich dabei um eine politische Frage handle. Hierbei mitzuwirken, seien die städtischen Körper- schastcn nicht kompetent. Er bat dringend, von der Annahme eines derartigen Antrages Abstand zu nehmen, da die Stadt- gemeindein vieler Hinficht auf das Wohlwollen der Regierung angewiesen sei. Der Antrag wurde dann mit 16 gegen 14 Stimmen abgelehnt. Außer unseren Genossen stimmten nur 3 liberale Vertreter für den Antrag. Eine freisinnige Protestkundgebung. Am Sonntag hat in Berlin   in der Brauerei Friedrichshain  bei starkem Andrang-eine große freisinnige Protestversammlung stattgefunden, in-der als Redner die Reichstagsabgeordneten Wiemer und Naumann und der Stadtverordnete Gold- schmidt auftraten. Die Herren sprachen sehr scharf gegen die Wahlrechtsvorlage und gegen Bethmann Hollweg  , dessen Angriffe auf das ReichstagSwahlrecht entschieden zurückgewiesen wurden. Als Herr Wiemer darauf hinwies, daß Zentrum und Konserva- tive die Mehrheit des Abgeordnetenhauses bilden, kam von den anwesenden Sozialdemokraten der Zwischenruf:Ihr habt ja die Konservativen unterstützt!" Herr Wiemer erwiderte darauf: Eine Auseinandersetzung hierüber ist nicht der Zweck der heutigen Versammlung. Die Front ist jetzt dahin zu kehren, wo der Kampf stattfindet. Der Feind steht rechts!(Sturmi- scher Beifall.) Einstimmig wurde eine Resolution ange- nommen, die ausspricht, daß durch die Wahlrechtsvorlage das Ver- sprechen der Thronrede nicht erfüllt worden sei. Nach der Annahme der Resolution wurde von sozialdemokratischer Seite das Wort zur Diskussion gefordert der Vorsitzende erklärte jedoch, daß im Interesse der Sache von einer Diskussion abzusehen sei. Als er über diesen seinen Vorschlag abstimmen lassen wollte, protestierten unsere Genossen, worauf der Vorsitzende die Versammlung schloß. Die Sozialdemokraten stimmten darauf die Marseillaise   an und brachten Hochrufe aus das gleiche Wahlrecht aus. Auf der Straße formierten die Arbeiter einen losen Zug, den die Polizei zu zer- sprengen suchte. Sie gab aber schließlich den Versuch auf, woraus die Demonstranten ruhig abziehen konnten. Immerhin wurden zwei Verhaftungen vorgenommen. Der Wahlrechtskampf alsgrober Unfug". Die Polizei in Mühlhausen  (Thür.) hat eine Anzahl Wahl- rechtsdemonstranten mit Strafmandaten über 1030 M. be- dacht, weil sie angeblich am letzten Sonntag den polizeilichen Auf- forderungen zum Auseinandergehen nicht schleunigst Folge geleistet hätten. Der AuSbringer eines Hochs auf daZ allgemeine Wahlrecht soll 30 M. bezahlen, weil er damit groben Unfug verübt habe. Es wird natürlich gerichtliche Entscheidung beantragt. Sie Nii«illerpsrs<Ie. Die fällige Generalversammlung des Bundes der Land- Wirte, die am Montag in ihrem Stammlokal, dem Zirkus Busch stattfand, nahm trotz des gewohnten Massenandrangs und der geschickten Regie keineswegs den imponierenden Ver- lauf, auf den es die Herren abgesehen hatten. Daß in einer Riesenstadt wie Berlin   sich vollgepfropfte Zirkusversammlungen zustande bringen lassen, ohne daß wirklich etwas Ernsthaftes dahinter steckt, hatte ja erst die am Tage vorher stattgefundene Deinonstration der Orthodoxen bewiesen, die sogar noch zu einer veritablen Straßendemonstration.gelangt hatte. Wie sollte sich da nicht auch eine agrarische Demonstration arrangieren lassen. zumal wenn immerhin etliche Tausend ländlicher Gäste aus der näheren und ferneren Umgebung Berlins   herangeholt worden sind. Die im Zirkus Busch vereinten sechstausend Mittelständler und Agrarier vermögen daher niemand mehr zu imponieren. Dazu kam, daß sich diesmal die Bündler offenbar nicht in der Offensive, sondern in der Defensive befanden. Die Zirkusreden der berüchtigten Bundeshäuptlinge Roesicke, Wangenheim, Hahn, Oertel usw. waren nicht, wie früher zu- weilen, frisch fröhliche Attacken gegen den Feind, sondern dienten nur der Abwehr gegen den im Vordringen begriffenen Feind! Offenbar haben die Herren Agrarier unter der Ab- lehnung der Erbschaftssteuer noch immer zu leiden, denn so- wohl der zweite Vorsitzende Herr Roesicke, als auch ein späterer Redner, Professor Suchsland-Halle, suchten den Bund der Landwirte wegen seiner ablehnenden Haltung gegen die Erbschaftssteuer in Schutz zu nehmen. Viel Verdruß de- reiten den Bündlern sichtlich auch zwei Konkurrenzorgani- sationen, der Hausabund und der Bauernbund. Die Polemik gegen diese beiden nationalliberalen Organisationen zog sich wie ein roter Faden durch die Reden der Bundeshäuptlinge. Und wenn Herr Diederich Hahn   auch spöttelte: der Hansabund hat die Kassen, aber nicht die Massen, oder: der Bauernbund wendet sich an die Massen, aber aus diesen Kreisen allein be- kommt er nichts in die Kassen, so beweist doch diese allzu eifrige Beschäftigung mit angeblich ganz ungefährlichen und gleich- gültigen Gegnern, daß diese Konkurrenzorganisationen dem Bund der Landwirte immerhin n i ch t w e n i g z u s ch a f f e n machen. Um den polemischen Ausfällen gegen die liberale Kon- kurrenz die erforderliche demagogische Würze zu geben, hatten es die Arrangeure verstanden, für die n ö t i g e D o s i s v o n Judenfresserei zu sorgen. Sobald die Rede auf den Hansabund kam, ertönten die Zwischenrufe wie:Die Juden! Die Juden!" Sobald von dem neuen Bauern- bund und den finanziellen Hintermännern dieser Organi- sation gesprochen wurde, ertönte von neuem der Zuruf:Die Juden! Die Juden!" Daß neben den Juden natürlich auch die Sozial- d e m o k r a t i e herhallen mußte, versteht sich bei einer bündlerischen Kundgebung von selbst. Es ist sogar erstaun- lich, daß das Schimpfen aus die Sozialdemokratie, auf die Revolution und die Empfehlung agrarischer Triarierdienste verhältnismäßig viel matter herauskam, als mau angesichts der Wahlrechtsvorlage hätte erwarten sollen! Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß die wackeren Bündler auch diesmal in heißem Liebeswerben um die Gunst der Krone buhlten. So versicherte Herr Roesicke, daß es natürlich die Herren vom Ar und Halm seien, die die Trone zu sichern, das Kaisertum machtvoll zu erhalten strebten. Unter dem Hinweis auf die Straßen- demon strationen beteuerte dieser Bundeshäuptling, daß sich die Bündler um ihren kaiserlichen Herrn und um die deutschen Fürsten   scharten. Als besonderes Liebeswerben um die Gunst der Krone darf man auch wohl die in i u u t e n l a n g e n O v a t i o n e n betrachten, die die Bündlerversammlung Herrn v. O l d e n- bürg bereitete, schon als der Vorsitzende nur die Mitteilung davon machte, daß dieser Brave sich zum Wort gemeldet habe. Als der Januschauer dann das Wort wirklich erhielt, wiederholten sich die begeisterten Kundgebungen. Dies Uebermaß des Enthusiasmus galt ja wohl sicherlich nicht dem kneifenden Oldenburg, dem Manne, der abreisen mußte und der nichts gesagt haben wollte. sondern sicherlich dem Junker, der es als Musterbeispiel der militärischen Disziplin bezeichnet hatte, daß die nicht auf die Verfassung vereidigte Armee auf Befehl des obersten Kriegsherrn sofort bereit sein müsse. ohneRücksicht auf die Verfassung die Volksvertreter nach Hause zu jagen. Immerhin hütete sich Herr v. Olden- bürg selbst im Zirkus Busch, ein neues Loblied aus die Staatsstreichlerei von oben zu singen, wenn er auch auf das schlappe Vereinsgesetz und die Gefühlsduselei" schimpfte, die der Sozialdemokratieeine unverdiente Machtstellung ver- schafft" hätten. Und wenn auch Herr Oertel die Bauern als dieTriarier Seiner Majestät" bezeichnete und meinte: Wenn der Entscheidungskamps der Zukunft auf die Spitze getrieben werde, dann werde es heißen: Bauern vor die Front!" und dann werdedie Erde dröhnen unter den wuchtigen Tritten, und die Bauern würden dieDänionen scheuchen unddieFeindedesKönigszuPaaren treiben so haben wir diese Töne schon viel urwüchsiger und* kräftiger vor einem Jahre vernommen. Es lag, alles in allein, keine richtige Angrifssstimmung in der Kundgebung unserer Landbündler! Die Triarier sahen sich eben infolge ihrer eigenen politischen Sündew. namentlich aber infolge der gewaltigen Kund« gedungen des Volkes derart in die Verteidi- gungsstellung gedrängt, daß ihnei� die Töne junkerlichen Trotzes zwischen den Zähnen stecken blieben! So hätte denn auch diese Bündlerparade bewiesen, daß es gegen den Junkertrutz keine» wirksameren Schub gibt, als den mit rücksichtsloser Deutlichkeit zum Ausdruck gebrachte» Willen des Volkes! 9a$ iibeftchlaue Kanneamt. In den Leipziger  Neuesten Nachrichten", denen andere gesinnungstüchtige Blätter, die gute Beziehungen zun, Reichs, marineamt pflegen, sicherlich folgen werden, wird Reichstags abgeordneter Genosse Severing wegen seiner in der Budget- konimission des Reichstags über die Schlamperei auf der Danzlger Marinewerft vorgebrachten Beschwerden in ganz unqualifizierbarer Weise angegriffen und verhöhnt und es wird die Sache so dar- gestellt, als ob alle Anllagen SeveringS in sich zusammen- gebrochen wären. Demgegenüber stellen wir fest, daß die Behauptungen SeveringS durch die Untersuchung keineswegs widerlegt sind. Severing hatte behauptet. im Jahre 1906 seien von einem Torpedoboote Messing- und andere Gegenstände im Werte von mindstens 500 M. als Ueberbcstand über Bord geworfen worden; das gleiche sei im Frühiahr 1909 auf Ressort I in Wilhelmshaven  geschehen; in K i e I habe man kostbares Steinmaterial zum Unter- bau für eine Kcsselanlage verwendet, ferner habe die Marine- Verwaltung gereinigtes Leinen, das sie als Putzzeug gekauft hatte, wieder verkauft und schließlich dreimal so teuer zurückgekauft! Als der ArbeiterauSschuß einen Vorschlag machte, wie man billigeres und besseres Putzzeug beschaffen könne, sei ihm von der Verwaltung bedeutet worden, daß ihn das nichts anginge! Weiter hätten Hochseeschiffe, die in Kiel   stationiert seien, in Wilhelmshaven  Kohlen genonuncn, aber anstatt nun eine entsprechende Ver- r e ch n u n g vorzunehmen, hätte die Verwaltung die betreffende Menge Kohlen von Stiel nach Wilhelmshaven   transportieren lassen. Alle diese Mitteilungen SeveringS über schlampige und un- sinnige Verwaltungspraktiken der Wersten   sind bisher nicht widerlegt! Die weitere Behauptung SeveringS, daß auf der Danziger Werft Löcher ins Eis geschlagen und in diese wertvolle Gegenstände versenkt seien, ist von den angeschuldigten Beamten untersucht, und es ist nach dem hierüber aufgenommenen Protokoll natürlichnichts Wert» volles gefunden" worden. DaS Loch fei, so heißt es im Protokoll, in das Eis geschlagen worden, damit man bei Ausbruch eines Feuers Wasser schöpfen könne I In der Severingschen Zeichnung waren aber mehrere versenk stellen angegeben, die indes nach den Versicherungen des WcrftdirektorS v. Schimmel- mann nicht vorhanden gewesen sein sollen... Dieses Ergebnis der Untersuchung, mit welchem sich bezeichnender Weise die bürgerlichen Vertreter in der Kommission mit Ausnahme von Herrn Mugdern sämtlich einverstanden erklärten, beweist herzlich wenig. Die Gewährsmänner SeveringS bleiben bei ihrer Behaup- wng, sie können aber mit ihrer Person nicht einspringen, weil sie ohne Zweifel sofortige Maßregelung zu gewärtigen hätten und ihnen ihr ferneres Fortkommen durch die Werftverwaltung nach Möglich- keit erschwert werden würde. Weiter darf man bei Beurteilung der ganzen Angelegenheit nicht aus dem Auge verlieren, daß die in den Protokollen niedergelegten Aussagen die Bekundungen von Personen sind, die beschuldigt werden, unrecht gehandelt zuhaben! ES sind also oie Augeklagten zum Richter über sich selber gesetzt! Wenn die leitenden Personen deS Reichs- marineamtS von der Unschuld der in Fragr kommenden Beamten überzeugt sind, weshalb haben sie sich denn' so sehr gegen den Bor  -