Einzelbild herunterladen
 
gduFet der Natur der gangen Welt austuk. Und wenn man sehn süchtig dahinstrebt, wenn man sich an der Fülle der Farben und Formen satt sehen will, wie ich das am letzten Sonntag vorhatte. dann stößt man überall auf ein häßlich rot gestrichenes drei Meter hohes Eisengitter. Und läuft man herum bis zu einer halbrunden Einbuchtung, die den Eingang bilden soll und will die Tür aus klinken, so hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Tür gibt nicht nach. Und der erstaunte Wanderer entdeckt auch bald darüber das häßliche Wort des anscheinend unlösbaren Rätsels: Geschlossenil Geschlossen der Neue Botanische Garten! Ja wozu ist er denn eigentlich da? Doch nicht für die Herren Verwalter und die Herren Botaniker allein? Ich denke er ist da für alle Berliner   Bürger, die dafür ihre Steuern zahlen. Richtig. da steht neben demGeschlossen" etwas, was ich im ersten Augen. blick der Entrüstung übersehen hatte, nämlich: Sonn- und Feier- tagsl Ach sol Das preußische Dreiklassenwahlrecht ist auch für den Neuen Botanischen Garten vorhanden. Wer in der Woche zu tun hat, wer von morgens bis abends im Bureau sitzen muß, wer mit einem Wort zu denen gehört, die sich ihre Mußestunden nicht wählen können, für den besteht der Neue Botanische Garten nicht, der hat kein Recht, an schönen Pflanzen und Bäumen sich zu er- freuen. Denn er könnte nur Sonntags herauskommen. Und Sonntags ist der Neue Botanische Garten geschlossen. Wer vtel hat. dem wird auch noch der Botanische Garten gegeben, wer wenig hat und in der Woche arbeiten und sich mühen muß, dem wird auch der Botanische Garten   vor der Nase zugemacht. Ja. wohl, antwortet die weise Verwaltung, aber nur vom 1. Oktober bis zum 31. Mai, also während der Wintermonate. Aber die Palmenhäuser sind im Winter so schön wie im Sommer, und der Garten ist ja auch in der Woche für die Nichtstuer und Müßig- ganger geöffnet. Also bitte, heraus mit dem Schlüssel und das Tor aufgesperrt! Wir, die wir in der Woche keine Stunde der Muße haben, wir wünschen den Botanischen Garten am Sonntag zu sehen. Es liegt gar kein Grund vor, uns zu entrechten. Wir können dem Schreiber der Zeilen nur zustimmen. Die ersten Markthallen in Berlin  . Die Einrichtung der Markthallen, mit denen die Stadt Berlin   so schlechte Geschäfte ge. macht hat, ist eben erst ein Vierteljahrhundert alt geworden, denn trotz der wiederholten Versuche und Anregungen, die auf diesem Gebiete gemacht worden sind, wurde erst 188s der Bau städtischer Markthallen in Berlin   begonnen. Allerdings, wenn man genau sein will, hat es schon vor 250 Jahren in Berlin   Markthallen gegeben. Damals hatten sich die Fleischer und Bäcker in Cöln an der Spree bei der Aufstellung und Preisbestimmung ihrer Waren, trotz wiederholter Verbote und Strafen, Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen lassen und der Rat beschwerte sich deshalb beim Kurfürsten. Dieser erließ unterm 17. Oktober 1061 eine Kabinetts. order, worin es heißt:Wir conccdiren unseren Bürgermeistern und Rathmännern, auch deren Nachkommen, in cckücic,, an einem bequemen Orth in der Stadt, da Niemanden sonst zu nahe ge- schieht, noch einem und anderen der Prosect genommen wird, zween Fleisch-, Brod- und Fischbuden oder Bänke zu bauen und darinnen nicht nur den Einwohnern zum Besten allerhandt Fleisch, Fische und Brodt nach der rechten Ordnung und um billigen Preiß zu verkauffen, und zu lassen, sondern auch mit Fleiß dahin zu sehen, daß allemal rein und guet Vieh bei Händen geschaffet und geschlachtet, auch sauber und reinlich damit umbgegangen, recht Gewicht gegeben werden und kein Mangel an obcrzehlten Victua- lien vorfallen möge." Damals nannte man diese Einrichtungen Scharren oder Bänke und an sie erinnert noch in Verlin die Scharrenstraße und der AusdruckFreibank" auf dem Viehhof, während man in der heutigen verfeinerten Sprache Makthallen sagen würde. Der Unterschied ist der, daß die Fleischer, Bäcker usw. damals in die Scharren befohlen wurden, während sich heute kein Händler dorthin kommaitdieren läßt und das Publikum noch weniger. Deshalb mögen die Berliner   Markthallen vor 250 Jahren wohl rentabler gewesen sein als die moderneu. Frauen in der Armenpflege der Stadt Berlin  . Der neuest« Jahresbericht der Armendirektion unserer Stadt, der das Etatjahr 1908/09 behandelt, weiß von einem Fortschritt zu melden. Mitgeteilt wird da, daß im Laufe des genannten Jahres die Zahl der Armenpflegerinnen, die in den Armen- kommissionen tätig sind, sich von 23 auf 72 erhöht hat. Fortschritte sind in der Armenpflege Berlins   etwas so Ungewöhn» liches und Rares, daß wir jede Besserung, auch die geringste, mit um so größerer Freude begrüßen. Von der Mehrung der Armen- Pflegerinnen, wie sie in den obigen Angaben sich darstellt, könnte einer auf den ersten Blick annehmen, daß sie sogar zu denb e- deutenden" Besserungen zu zählen sei. Sie schrumpft aber leider etwas zusammen, wenn man die ganze Reihe der sieben Jahre überblickt, die seit Zulassung der Frauen zu der Armen- pflege Berlins   verflossen sind. In dem Zeitraum von 190 2/03 bis 19 08/0 9 stellte die Zahl der Armenpflegerinnen sich auf 23, 30, 37, 41, 32, 28, 72. Wie man sieht, wurde im Jahre 190S/00 mit 41 sozusagen ein Höhepunkt" erreicht, dem bereits wieder ein Abstieg folgte. Den Gegnern der Mitarbeit von Frauen erschien wohl die Zahl 41 schon so bedeutend, daß sie in den nächsten Jahren sich gegen eine weitere Mehrung der Armenpflegerinnen wehrten und sogar eine M inde- rung durchsetzten. In 1907/08. dem sechsten Jahr seit Zulassung von Frauen, stand die Zahl mit 23 kaum höher als mit 23 im ersten Jahre. Erst das Jahr 1908/00 hat einen erneuten Aufschwung gebracht, aber er verliert viel von seiner Bedeutung angesichts der Tatsache, daß drei Jahre vorher immerhin schon 41 Armenpflegerinnen tätig gewesen waren. Auch das darf nicht außer Acht gelassen werden, daß inzwischen die Gesamt- zahl der Armenkommissionen und ihrer Mitglieder sich beträchtlich gemehrt hat. Am Schluß des Etatjahres 1908/09 waren 427 Kom- Missionen vorhanden, denen 5309 Personen angehörtem Der Jahres- bericht der Armendirektion sagt:Es steht zu erwarten, daß es unseren fortgesetzten Bemühungen gelingen wird, die noch zum Teil widerstrebenden Kommissionen mehr und mehr von dem Vor- teile weiblicher Mitarbeit an der Armenpflege zu überzeugen. Wir erhoffen für das nächste Berichtsjahr eine noch bedeutendere Zu- nähme der Zahl der Pflegerinnen." Hoffen wir's! Wir werden aber wohl nicht fehl gehen, wenn wir von den Bemühungen, d i e wider st rebenden Kommissionen zu überzeugen, uns auch für die nächsten Jahre noch keinen übergroßen Erfolg versprechen._ DGn Chef des Armenwesens der Stadt Berlin  , dem Stadtrat Münsterberg, kann nicht die Anerkennung versagt werden, daß er zu den Freunden der Mitarbeit von Frauen in der Armen- pflege gehört. Nur ist er eben doch nicht die starke Persönlichkeit, für die man ihn hielt, als er vor jetzt zwölf Jahren in daS Magistratskollegium eigens zu dem Zweck hineingewählt wurde, die Armenpflege Berlins   zu reformieren. Die freisinnigen Spießbürger, die in den Armenkommissionen das große Wort führen dürfen, weil möglichst kein Sozialdemokrat hineingelassen wird, pfeifen was auf die Autorität des Herrn Mün st erber g. Eine Reform der Armenpflege ist übrigens auch jetzt wieder im Gange, und auch die Hinzuziehung von mehr Frauen zu den Armenkommissionen gehört zu den Forderungen, die dabei aufgestellt worden sind. Jeder Kommission sollen minde- stens zwei Armenpflcgerinne« beigegeben werden; daS wurde in den Beratungen der Armendirektion als das Ziel hingestellt, dem man zustreben müsse. Da das Jahr 1908/09, wie gesagt, mit 427 Armenkommissionen abschloß, so hätten in ihnen, wenn jetzt schon diefes Ziel erreicht gewesen wäre, mindestens 854 Frauen sitzen müssen. Und eS faßen in ihnen ganze 72. Beiträge zu de» Herstellungskosten deS Kaiser-Friedrich-PlntzcS können nicht erhoben werden. Der Besitzer deS Grundstückes Camphausenstraße 19a, das auch am Kaiser- Friedrich- Platz liegt, Herr Richard, war vom Berliner   Magistrat zu den Herstellungs- kosten tAnliegerbeiträge) deS Kaiser-Friedrich-PlatzeS herangezogen worden, und zwar sollte er 84 000 M. beitragen. Er klagte auf Freistellung. Er machte geltend, der Kaiser-Friedrich-Platz sei ein Teil der Blücherstraße. Die Kosten für deren Herstellung seien aber längst erstattet. Der Bezirksausschuß erkannte nach dem Klage- antrage auf Freistellung. Das Oberverwaltungsgericht hat jetzt die vom Magistrat gegen dieses Urteil eingelegte Revision zurüch gewiesen. Als wesentliche Tatsache sei festgestellt, daß es sich nicht um eine neue Straße handele und auch nicht um den Teil einer neuen Straße im Sinne des§ 15 deS FluchrliniengesetzeS. Damit entfalle der Anspruch des Magistrats auf anteilige Erstattung der Herstellungskosten._ Die Verhältnisse im städtischen Obdach. Der Magistrat macht folgende Mitteilung: In der Sitzung der Deputation für das Arbeitshaus und das städtische Obdach am 23. Februar brachte der Vorsitzende, Stadl rat Fischbeck die Verhältnisse in den Sälen der jugendlichen Obdachlosen zur Erörterung, die in einem Artikel in derZeit am Montag besprochen worden sind. Ein Teil der darin be- haupteten Tatsachen ist der Verwaltung seit langem bekannt. Daß Diebstähle, auch unsittliche Handlungen hier wie anderwärts, wo eine größere Anzahl junger Männer gemeinsam schläft, vor- kommen, kann nicht bestritten werden. Die Verwaltung hat selbst mehrfach solche Uebeltäter abgefaßt und der Staatsanwaltschaft zugeführt. Um festzustellen, ob die weitergehenden Behauptungen senes Zeitungsartikels den Tatsachen entsprechen, ob wirklich eine Päderastengruppe, wie jener Artikel behauptet hatte, im Obdach ihr Unwesen treibe, hat die Verwaltung ein Strafverfahren gegen einen in jenem Artikel näher bezeichneten Obdachlosen angeregt. Dieses Strafverfahren hat aber eingestellt werden müssen, da der als Zeuge vernommene Verfasser des Artikels bekundet hat, daß er von einer strafbaren Handlung nichts gesehen habe. Auch die Behauptung des Artikels, daß in den Sälen der Jugendlichen Doppelpritschen vorhanden seien, die zu einer unsittlichen An- Näherung herausfordern, ist falsch. In den Sälen der Jugend- lichen erhält jeder Obdachlose eine Drahtpritsche für sich. Ein geregelter Aufsichtsdienst findet und fand immer statt(!! Red.); nur ist seit einigen Jahren durch den Beschluß der Deputation angeordnet worden, daß die Aufsichtsbeamten nicht die Säle selbst betreten dürfen, weil sie damit nur die wirklich Ruhenden stören würden, während die Unfugtreibenden bei ihrer Annäherung schon dafür sorgen würden, daß sie nicht ertappt werden. Seit jener Zeit werden die Säle regelmäßig sl! Red.) durch Gucklöcher in den Türen beaufsichtigt. Es wurden in der Erörterung noch eine Reihe anderer Maßnahmen, Vergrößerung der Gucklöcher, Ein richtung von Einzelzellen, vorgeschlagen, ohne daß eine Einigung erzielt wurde. Eine fünfgliedrige Kommission, bestehend aus den Stadträten Fischbeck und Münsterberg und den Stadtverordneten Hoffmann, Rettig und Dr. Ritter wird diesen Vorschlag weiter beraten."_ Durch Sturz in einen Kessel mit brühendem Wasser fand das 1V->jährige Söhnchen des Serganten Kochan vom Königin-Elisabeth Garde-Grenadierregiment Nr. 3 den Tod. Frau K. hatte gestern in ihrer, in der Kaserne des genannten Truppenteils belegenen Woh« nung große Wäsche. Während sie auf einen Augenblick sich aus der Küche in der Stube begab, machte sich das Kind an einem auf dem Fußboden stehenden, mit heißem Wasser gefüllten Gefäß zu schaffen und fiel hinein. Obwohl aus das Geschrei des Kleinen die Mutter sofort hinzueilte und ihr Kind aus dem Wasser herauszog, hatte es bereits so schwere Brandwunden erlitten, daß eS unmittelbar in den Armen der Mutter starb. Mit einem neuen Kniff arbeitete ein gewerbsmäßiger Schlasstellen dieb, der jetzt unschädlich gemacht wurde. Ein zwanzig Jahre alter Hausdiener Bendt, der trotz setner Jugend wegen Betruges schon öfter bestraft ist, trat als Student Schulz, Sekretär Bondt, Kauf- mann Hahn usw. auf und mietete sich bald hier bald da ein. Fast überall gelang eS ihm, die Wirtinnen unter irgendwelchen Vorspiegelungen anzuborgen. So pumpte er eine Frau um 30 M. an. weil er unbedingt als Student einen Kommers mitmachen müsse. Bei der ersten Gelegenheit stahl er dann auch den Leuten, was er nur bekommen konnte. Um nicht durch den Versatz seiner Beute die Kriminalpolizei auf seine Spur zu bringen, wandte er den Kniff an, jedesmal daS, was er der alten Wirtin gestohlen hatte, die neue auf deren Namen versetzen zu lassen. Jetzt endlich erwischte eine betrogene Frau den Schwindler und Dieb auf der Straße und ließ ihn festnehmen. Bendt räumt zwölf Diebstähle, deren ihn die Kriminalpolizei überführen konnte, ein, wahrscheinlich aber hat er noch viel mehr verübt. Ein anderer Schlafstellendieb, ein ebenfalls schon vorbestrafter 20 Jahre alter Arbeiter Otto Lindener mietete sich mit den Papieren eines Handlungsgehilfen Lange, die er diesem im vorigen Monat am Görlitzer Bahnhof gestohlen hatte, in einem Hospiz im Westen der Stadt ein und stahl dort Kleidungsstücke. Auch er wurde jetzt estgenommen. Bon einem Balken erschlagen wurde gestern nachmittag um O'/z Uhr der 13 Jahre alte Richard Beutler, Sohn des Kaufmann? Beutler aus der Wullcnwcberstr. 8. An der Ecke des Hansaufers und der Tiele-Wardenbergstraße wird ein Neubau ausgeführt und gestern wurden Rammarbeiten dort gemacht. Hierbei sah der Knabe zu, als plötzlich von dem Gerüst ein Balken herabfiel und ihn am Kopfe traf. Mehrere Arbeiter brachten den verunglückten Knaben, der besinnungslos war, nach dem Krankenhaus Moabit. Als man dort mit ihm eintraf, war er bereits tot. Wie der Balken von dem Gerüst fallen konnte, wird erst die behördliche Untersuchung ergeben. Drei schwere Unfälle durch ein rasendes Pferd. Unheil richtete Dienstagabend ein durchgehendes Pferd unter den Passanten der Badstraße an. Gegen 8 Uhr abends war der Pferdehändler Schneider aus der Drontheimer Straße 14 vor einem Lokal in der Badstraße 9 von seinem Gefährt gestiegen, um eine Erfrischung ein- zunehmen. Plötzlich scheute das Pferd und raste die Badstraße entlang. Vor dem Hause Nummer 20 schleuderte der Wagen gegen die Bordschwelle und wurde völlig zertrümmert. Einige Eisenstücke durchschlugen die Fensterscheibe eines in dem Hause befindlichen Kinematographentheaters. Hierbei wurde die Kassiererin deS Etablissements durch die herum- liegenden Glassplitter im Geficht und an den Händen chwer verletzt. An der Ecke der Stettiner Straße überrannte das dahinstürmende Tier einen Kinderwagen, wobei die darinsitzende anderthalbjährige Ella Hahn auf daS Straßenpflaster geschleudert wurde und außer einer tiefen Kopfwunde eine Gehirnerschütterung erlitt. Vor dem Hause Badstr  . 45 endlich erfolgte durch das Pferd der dritte Unfall. Dort versuchte eine Frau Anna Görlig aus der Pankstr. 42 den Damm zu kreuzen, wurde umgestoßen und erlitt außer einem Schädelbruch schwere innere Verletzungen, die um so gefährlicher sind, als sich die Frau in gesegneten Umständen be- indet. Die Schwerverletzte wurde in fast hoffnungslosem Znstande nach dem Virchow- Krankenhause geschafft, während die beiden anderen Verletzten in der Unfallstation in der Badstraße die erste Hilfe erhielten. Ucbcr den Unfall auf Bahnhof   Beusselstraße wird auf Grund deS bisher vorliegenden Ergebnisses der amtlichen Untersuchung olgende Mitteilung gemacht: DaS Lokomotivpersonal hat am 22. Februar d. I. nach 20stündiger Ruhe auf einer vollkommen betriebs- fähigen Lokomotive den Dienst übernommen. Diese hatte den Nordringzug Nr. 1727 von Westend   über die Stadibahn nach Westend  zu befördern. Vor Bahnhof   Beusselstraße trat Wassermangel ein, wo- durch sich die Feuerkistendecke übermäßig erhitzt hat. Infolge dieses Umstandes wurde bei der Wasserergänzung auf dem genannten Bahnhof die Decke der Feuerbnchse eingedrückt und undicht. Durch den ausströmenden Dampf und die mitaustretende Flamme trugen Führer und Heizer mehr oder minder erhebliche, aber nicht lebens- gefährliche Verletzungen davon. Eine Explosion des Kessels der Lokomotive hat sonach nicht stattgefunden. Die Untersuchung über die Schuldfrage ist noch nicht abgeschlossen. lleier die Langsamkeit der Berliner   Baupolizei wird in inter  » essierten Kreisen schon lange lebhafte Klage geführt. Heut möchten wir folgenden Fall anführen: Vor etwa einem Jahre wurden von den städtischen Behörden die Mittel bewilligt, um das schmutzige, morsche Holztor, das als Eingang zum städtischen Friedhofe in der Müllerstratze, Ecke Seestraße dient, durch ein eisernes Tor und den dortigen Drahtzaun durch ein Eisengitter mit Steinsockel zu ersetzen. Auf eine Beschwerde darüber, daß die betreffende Arbeit bis heute noch nicht ausgeführt ist, antwortete die Hochbaudeputation des Magistrats, sie habe schon im November vorigen Jahres die baicholizeiliche Genehmigung für die betreffende Ausführung erbeten, die Antwort aus daS Gesuch stehe aber heute also nach Ablauf eines Viertel- jahres noch aus. Wenn eine solche Verschleppung schon be- züglich einer derartigen Bagatellarbeit Platz greift, wie mag es dann erst mit der Genehmigungserteilung für größere Bau- ausführungen bestellt sein l Bom Krankenhaus ins Krankenhaus. Vom Unglück verfolgt wird der 22 jährige Schneider Hermann Neber. N. war vor einiger Zeit verunglückt und mußte wochenlang im Virchow-Krankenhause liegen. Er wurde gestern als geheilt entlassen und mackte sich nun auf die Suche nach einem Unterkommen. Als er die Treppen des Hauses Wipperstraße 22 emporstieg, glitt ihm der Stock, aus den er sich noch stützen mußte, ab und N.. der dadurch den Halt verlor, stürzte rück- lings die Treppe hinunter und zog sich einen schweren Schenkelbruch zu. So mußte der Bedauernswerte denn wieder nach dem Kranken- haus zurückgebracht werden. Durch eine Stichflamme schwer verletzt wurde gestern der 26jäh» rige Mechaniker Clemens Büch aus der Sictiiner Straße 50 a. Der junge Mann, der bei der Jnstallationsfirma Rohde. Stralsunder Straße 33, beschäftigt ist, hatte in einem Hause des Kur- fürstendamms Reparaturarbeiten auszuführen, wobei er auch eine Gasätherlampe benutzte. Plötzlich explodierte diese aus bisher unbekannter Ursache und eine Stichflamme ergriff die Kleider des B.. die alsbald lichterloh brarmten. Auf die Hilferufe des Verunglückten eilten mehrere Hausbewohner hinzu, denen es gelang durch Aufwerfen von Kleidungsstücken und Decken die Flammen zu ersticken. In bewußtlosem Zustande wurde der Mechaniker nach der Unfallstation am Zoologischen Garten gebracht, wo schwere Brandwunden am linken Unter- und rechten Ober- fchenkel, sowie an der rechten Hand festgestellt wurden. Nach An- legung eines Notverbandes wurde der Schwerverletzte mittels Krankenwagens nach dem Krankcnhause in Moabit   übergeführt. Warnung der Geschäftswelt� vor einem Schwindler. Zahl- reiche Berliner   und auswärtige Geschäftsleute sind durch einen Italiener, der sich Cavaliere Travaglini nennt und im Oktober vorigen Jahres angeblich aus Paris   nach Berlin   über- gesiedelt ist, empfindlich geschädigt worden. Travaglini mietete in der Eontardstraße 2 ein Geschäftslokal zum Verkauf von Delikatessen, Südfrüchten und Wein. Die Waren bezog er von den Lieferanten unter der ausdrücklichen Zusicherung der Bar- zahlung bei Eingang der Sendungen. Er engagierte auch eine größere Anzahl Angestellte, die Kautionen stellen mußten, auf die er eS noch besonders abgesehen hatte. Um sich Vertrauen zu erwerben, gab er vor, bei dem Pariser Bankhause Kredit LyonnaiS ein großes Guthaben zu besitzen, dessen Höhe er verschieden be» zifferte, auf 30 000 bis 00 000 M. In Wirklichkeit hatte er aber keinerlei Barmittel in Händen, sondern lebte von den erhaltenen Kautionen sowie von dem Erlös der ihm gelieferten unbezahlten Waren. Zahlung leistete er nur in wenigen Fällen erst dann, wenn er von Gläubigern besonders hart bedrängt wurde. Da ihm unter diesen Umständen doch bald der Boden in Berlin   zu heiß wurde, so verschwand er plötzlich vor einigen Wochen. Seine Angestellten hatte er bis dahin mit Offerten- und Briefschreiben beschäftigt, den größeren Teil dieser Schriftstücke aber nie ab- gesandt, sondern sie heimlich teils in Schränken, teils unter seinem Bett aufbewahrt, wo sie bei einer Haussuchung vor- gefunden wurden. Sein gemeinschaftliches Treiben gab schließlich dem Untersuchungsrichter Anlaß zum Einschreiten, und nunmehr ist auch der Erlaß eines Steckbriefes hinter dem Flüchtigen an- geordnet worden. Da manche Geschäftsleute von dem Eingehe.« des Schwindelgeschäfts nichts wissen und bis in die letzte Zeit hinein noch Warenproben sandten, so erscheint eine Warnung dringend notwendig, zumal eS nicht ausgeschlossen ist, daß der Italiener sein Betrugsmanöver in anderen Städten fortsetzt. Die Thaerstraße von der HauSburgstraße bis zur Landsberger Chaussee wird wegen Erneuerungsarbeiten an der in dem genannten Teile liegenden Eisenbahnbrücke vom 25. bis 28. d. MtS. feinschließ- lich) für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Ein MarkenquittungSbuch mit zwei Hebelisten, einem Ab- rechnungsformular und einem Anmeldeformular ist am Montag, den 21. Februar, nachmittags 5 Uhr, von einem Hilfskassierer der Zentralkrankenkasse der Maurer(Grundstein zur Einigkeit) in der elektrischen Straßenbahn Ring 5 vom Bayerischen Platz in Schöneberg   bis Dresdener Straße verloren gegangen. Der Finder wird gebeten, selbiges im Bureau der Kasse, Engel-Ufer 15, Zimmer 10, abzugeben. Zeugengesuch. Die Personen, die Zeuge waren, wie am Dienstagnachmittag gegen 1V6 Uhr vor dem Hause an der Spandauer   Brücke 7 eine alte Frau schwer zu Schaden kam, als sie einen Wagen der Linie 8 besteigen wollte, werden um An- gäbe ihrer Adressen an Franz Krüger  , Schönholzer Straße 10, gebeten. Der Besucher des Berliner   Aquariums betrachtet mit Ver- wunderung und Interesse die eigentümlichen viereckigen, Hand- großen, flachen, braunschwarzen Gebilde, welche er in einem der kleineren Seewasserbehälter des oberen Grottenganges aufgehängt seht. Und nachdem er sich überführt hat, daß dies die Eier eines Fisches, eines Nochens, sind, kann er auch seine Wißbegierde, die Erzeuger der Eier kennen zu lernen, stillen. In dem geräumigen Rochenbecken des unteren Grottenganges ist neben anderen Arten auch die Spezies, welche diese Eier liefert, untergebracht. Sie ge« hört zu den echten Rochen, deren Rumpfscheibe mit den großen, bis zu der mehr oder weniger zugespitzten Schnauze sich erstreckenden Brustflossen und den unmittelbar hinter ihnen stehenden Bauch. lossen eine rhombische oder Papierdrachenförmige Platte bildet, >on welcher sich der mit zwei kleinen Rückenflossen besetzte Schwanz charf abhebt. Von ihnen unterscheiden sich die Zitterrochen oder Torpedos schon durch die Leibesform, indem der Vorderkörper mit den Brustflossen eine fast kreisrunde Scheibe darstellt, in welcher zwischen dem Kopf und den Brustflossen jederseits ein elektrisches Organ liegt, dessen Rückenfläche positiv und dessen Bauchseite negativ elektrisch ist und dessen Schläge für den Menschen höchst 'chmerzhaft sind._ Vorort- JVacbncbtcn* Wilmersdorf. Vom Wilmersdorfer   Postwesen. Schon oft haben wir den kon- 'ervativen Charakter des Wilmersdorfer   Kommunallebens ge- schildert, dessen Träger sich vor allen Dingen in sozialpolitiichen Angelegenheiten strenge vom umstürzlerischen Geist der neuen Zeit ernhalten. Den kommunalen Zuständen ebenbürtig ist das P o st- wesen dieser mehr als 100 000 Einwohner zählenden Gemeinde. Zwar hat die Stadt jetzt ein neues Postamt in der Uhlandstr. er- halten pwer jedoch derHoffnung lebte, daß in dies modern eingerichtete Gebäude auch ein neuer Geist einziehen werde, sah sich gründlich getäuscht. In Berlin   gibt es wohl kaum eine Straße, in der die erste Briefpost nicht spätestens gegen acht Uhr erledigt ist. Anders in manchen Stadtgegenden von Wilmersdorf  , wo statt eines Fort- chrittes die Rückkehr zu den Zuständen des alten KossäthendorfeS beliebt wird. Während in der Gegend am Bahnhof Schmargen- darf bis zum vorigen Herbst die erste Post gegen acht Uhr ausge- tragen war, trat vor einigen Monaten plötzlich eine Aenderung