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Flagge ihrer katholischen Lehensideals gu sammeln, sie mit Stolz und Selbstvertrauen zu erfüllen und ihrem Kampfe Richtung zu geben. In der Essener Resolution werden die Hauptaufgaben der Teilnehmer derreligiösen Sonntage" auf- gezählt: Ausdruck der religiösen Ucberzeugung überall, auch nach außen hin, Ausbreitung und Ausbau der Organisationen der Katholiken, namentlich des Bolksvereins und der katholischen Ar- beitervercine, Verbreitung und Stärkung der christlichen GeWerk- schaften, entschiedene Bctnmpfung der schlechten wie der farblosen Presse, Verbreitung und Unterstützung der katholischen Presse und schließlick. Eintreten für die Erhaltung der konfessionelle» Schule. Sollten die katholischen Arbeiter auch gegen die Wahlrechts- Politik des Zentrums rebellieren, werden diese religiösen Sonn- tagsversammlungen jedenfalls noch beträchtlich vermehrt werden. In Köln sind z. B. zu morgen, am Sonntag, um die katholischen Arbeiter festzuhalten, nicht weniger als 20 solcher Versammlungen einberufen, in denen Protest erhoben werden soll gegen den ,.anti° kirchlichen" undantichristlichcn Ansturm". An einer dieser Vcr- sammlungn wird sogar der Kölner Erzbischof teilnehmen. Immer noch Mansfelder Streikprozesse. Die mehr als dreizehn Jahre Gefängnis, die bisher über die MansfelderRuhestörer" verhängt worden sind, scheinen der Justiz immer noch nicht zu genügen, um vor der bürgerlichen Welt die Entsendung des Militärs in das Streikgebiet zu rechtfertigen. Sie fügt den zahlreichen anderen weitere Opfer hinzu. Die Strafkammer in Eisleben hatte diesmal gegen vier deS Landfriedensbruchs Beschuldigte, darunter einen 17 jährigen jungen Menschen, sowie gegen einen des Verstoßes gegen den berüchtigten § 153 der Gewerbeordnung Angeklagten zu verhandeln. Die An- klage auf LandfriedenSbruch mußte bei allen vier Angeschuldigten fallen gelassen werden, drei von ihnen sind gänzlich freigesprochen worden und nur einer erhielt eine Woche wegen Beleidigung eines Polizisten. Der eine Angeklagte sollte dadurch LandfriedenSbruch begangen haben, daß er. im Begriff eine Besorgung für seinen kranlen Sohn zu machen, nicht sofort den Anweisungen eines Feldwebels folgte. Er wurde von sechs bis acht Soldaten vom Arm seiner Frau weg arretiert. Nur, weil bor Gericht nicht bewiesen werden konnte, daß eine Aufforderung zum Auseinandergehen erfolgt fei, kam LandfriedenSbruch nicht mehr in Betracht. Die anderen Anklagen standen auf noch schwächeren Füßen. Einen Monat Gefängnis erhielt ein Bergmann, von dem zwei Arbeitswillige glauben. daß er sie getreten habe. Der Angeklagte bestreitet daS entschieden, gesehen haben die Arbeitswilligen die Fuß- tritte auch nicht, wohl aber, daß der Streikende einezurückziehende Bewegung" mir dem Fuße machte. In der Urteilsbegründung führt das Gericht aus, daß es als eine durch nichts gerechtfertigte Willkür angesehen werden müßte, wenn der Angeklagte mit Geldstrafe davongekommen wäre. Deutlicher läßt es sich wohl kaum aussprechen, daß die Mansfelder Etreikurteile aus dem Klassenmilieu heraus erfolgen und erfolgt find. Wirkungen des Branntweinboykotts. Am 1. Oktober 1909 ist daS neue Branntweinsteuergesetz in Kraft getreten. Die alte Maischraumsteuer ist in Fortfall gekommen sie betrug 16 M. pro Hektoliter dagegen ist die Verbrauchs- abgäbe von 76 M. auf 125 M. erhöht worden. Keinem der neuen Verbrauchssteuergesetze haftet so der Stempel derZweckmäßigkeit" an, wie gerade ihm. DaS Gesetz ist durchaus der agrarischen Spiritnszentrale auf den Leib geschrieben. Die Liebesgabe beruht belanntlich darauf, daß den Schnapsbrennem ein KolUingent vor­geschrieben ist, daS zu dem nornialen Satz versteuert werden muß, während der Alkohol, der über dieses Quantum hinaus produziert und verkauft wird, 26 M. pro Hektoliter mehr zu zahlen hat. 1907/08 war die Differenz zwischen dem Kontingent(2.7 Millionen oder 4'/, Liter pro Kopf der Bevölkerung) und dem Verbrauch(rund 4 Millionen) 1.3 Millionen! Nach dem Preise deS UeberkontingcntS richtet sich auch der Verkaufspreis deS kontingentierten Alkohols, die Fuselidealisten machen also an jedem Hektoliter Alkohol 20 M. Extraprofit. Gelingt es, daS Ueberkontingent möglichst weit oder gar ganz einzuschränken, so verschwinden die 20 M. Extragewinn, die Liebesgabe existiert nicht mehr. Recht unangenehm ist daher den Herren der s o z i a l d e m o- kratische Branntweinboykott in die Nase gcfabren. Jetzt liegen die Ergebnisse seit dem 1. Oktober 1909 bis zum 31. Januar 1910 vor. Ele sind mit den vorhergegangenen Jahren w Vergleich gestellt. °31 �Jonuar3 190ß'0fl l 906/07 1907/08 1908/09 1909/10 Erzeugung.. 2076 033 I SSS SIS 1871 SS? 2088633 1 70S S27 Gewerblicher Verbrauch. 480321 605 953 565 733 605 874 628 593 Trinkverbrauch. 777 034 851 525 854 46»«63 542 577 036 Ausfuhr... 30 083 78 080 20 613 4 123 6 873 Während also der gewerbliche Verbrauch auch nach dem 1. Ot- tober 1900 weiter gestiegen ist, ist der Trinkverbrauch um rund 236 000 Hektoliter oder um 33,3 Proz.. das ist ein volles Drittel zurückgegangen! Auf jeden Fall zeigt die Ziffer, daß der vom Leipziger Partei- tag ausgesprochene Schnapsboylott in weitem Maße von der sozial- demokratischen Arbeiterschaft durchgeführt worden ist. Immerhin kann und niuß der Kampf mit noch viel größerer Energie geführt werden. Treffen wir die Schnapsjunker am Geldbeutel, so haben wir sie an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen. Ten Beamten Gehaltszulagen den Arbeitern Lohnabzüge. Dieser vom meiningschen StaatsfiskuS befolgten Devise hat am Freitag der Mcininger Landtag eine,, Strich durch die Rechnung gemacht. Vor einiger Zeit wurde den Arbeitern auf den staat- lichen Schieferbrüchen unter Bezugnahme auf die schlechte Kon. junktur ein zehnprozentiger Lohnabzug gemacht. Das hinderte die Regierung nicht, dem Landtag ein BeanrtengehaltSgesetz vor- zulegen, daß den Beamten eine durchschnittlich« Lohnerhöhung von 10 Proz. bringen soll, und das, falls alle vorliegenden Anträge genehmigt werden, die Staatskasse mit zirka 500 000 M. belaste:. Bei der am Freitag stattgefundenen Beratung deS Gesetzes wiesen unsere Genossen erneut darauf hin, welch schreiende Ungerechtigkeit eS sei. den ohnehin schon gering bezahlten Schieserbrucharbeitern Abzüge zu machen, den Beamten aber Hunderttausende zuzulegen. vnzcrc Fraktion beantragt« bei der PositionHerzog! ich: Schiefer! lnüche" allen Beamten der Schieferorüche nichi eher eine Gehaltszulage zu gewähren, bis der den Arbeitern gemachte Lohnadzug von 10 Proz. wieder rückgängig gemacht worden ist. Auch ein Teil der bürgerlichen Abgeordneten konnte das Vorgehen der Regie­rung nicht billige» und obwohl der Staatsminister unserem Antrag den heftigsten Widerstand entgegensetzte, wurde derselbe mit 17 gegen 7 Stimmen angenommen. Bleiben die bürgerlichen Abgeordneten fest, so muß die Regie- rung, will sie nicht die ganze BeamtengehaltSvorlage scheitern lassen, wohl oder übel dem Verlangen des Landtags nachkommen. Zur hessischen Ministerkrise. Gestern abend empfing der Großherzog von Hessen den Staats. minister Dr. Ewald und den Ministre des Innern Dr. Braun zul Besprechung über den Rücktritt des FinanzministcrS Dr. Gnaulh. Wie verlautet, wird das Entlassungsgesuch des letzteren noch heule erledigt werden. Zu seinem Nachfolger soll Dr. Braun ernannt werden. Der Nrbciterverrat des Zentrums. München , 24. Februar 1910. In dreitägiger Debatte wehrten sich die Vertreter der christ- lichen Arbeiter in der Kammer gegen den Vorwurf des Arbeiter- Verrats. Mit negativem Erfolge. Zur Verhandlung stand der Antrag Roßhauptcr und Gc- noffen, den Arbeitern in den Staatsbetrieben eine Lohnaufbesserung von 25 Pf. zu gewähren. Die Vertreter des Zentrums hatten den Antrag im sozialen Ausschuß abgelehnt und mußten nun notgedrungen ihre Stellungnahme vor aller Oeffcntlichkeit rechtfertigen. Sie taten das zum Teil in einer Art, die jeder ehrlichen Kampfcsweise Hohn sprach. Gleich der erste Zentrumsredner Walterbach, Redakteur eines Arbeiterblattes und katholischer Priester, ging in einer Weise mit der Wahrheit um, daß ihm aus den Reihen der empörten Sozialdemokraten die WorteL ü g e n p e t e r",Heuchle r" undSchwindle r" c» tg cgcugc schleudert wurden. Das hielt aber seine Nachfolger nicht ab, in ähnlicher Weise zu verfahren. Sic sprachen sehr viel und von allem, ober sehr wenig von de,: zur Verhandlung stehenden An- trägen. Sie mutzten alles als richtig zugeben, was die sozialdcmo- kratischcn und auch liberalen Redner für die Notwendigkeit der Lohlwrhöhung vorbrachten. Einer konstatierte sogar selbst, daß der Staat noch Schundlöhne von 2,20 2,40 M. zahle. Aber, sagte der Abg. O s w a l d, es war zu prüfen, ob mit dem Wohl des Vater- landes auch vereinbar sei, den Staatsarbeitern die Lohnaufbesse- rung zu gewähren. DaS Zentrum verneinte die Frage und stimmte die sozialdemokratischen Anträge nieder. Von unserer Seite sprachen die Genossen Timm, Roß- h a u P t e r und Auer. Es war ihnen nicht schwer, das Bedürfnis einer Lohnerhöhung nachzuweisen. Auf den Hinweis der Zentrums- redner, daß die Sozialdemokraten auch für die Mittel sorgen sollen, wurde ihnen erwidert, daß diejenigen für die Mittel zu sorgen hätten, welche die Schuld an der Teuerung, an den Zöllen und den Finanzreformen tragen. Da konstatierte der Zentrumsabgeordnete Dauer zum allgemeinen Staunen, daß der jetzt wieder beuierkbare wirtschaftliche Aufschwung aus die Reichsfinonzreform zurückzuführen sei. Der eine Zentrumsmann steht in dem Bier das beste Mittel zur Bekämpfung deS Alkohols, der andere in einer 590 Millionvn-Steuervorlage ein vorzügliches Mittel zum wirtschaftlichen Aufschwung. Wirklich, der Unsinn blüht herrlich auf dem Zcntrumsacker.,. Da auch die Regierung gegen die sozialdemokratischen Antrage Stellung nimmt, so ist an eine Besserstellung der Arbeiter nicht zu denken. Sie mögen sich beim Zentrum dafür bedanken. Breslauer Richter gegen Waldenburger Richter. Der seltene Fall, daß ein schlesisches Gericht sich ostentativ gegen ein anderes schlesisches Gericht wendet, ist aus Breslau zu verzeichnen. In Waldenburg war Genosse Schiller als verant- wortlicher Redakteur derVolkswacht" zu 3 00 M. Geldstrafe verurteilt worden, weil er von einein Bergverwalter Müller, An- gestellten des Fürsten Plch. der die Hauptschuld trug an der Typhus -Epidemie in Altwasser , geschrieben hatte, er fürchte den Vvllszorn und sei deshalb auf Urlaub gegangen. Der Verurteilte legte zwar Berufung ein, zog sie aber, als ihm gewisse Dinge über den Vorsitzenden der Strafkammer, Amtsrichter und Landtags- abgeordneten Krause, bekannt wurden, zurück, weil er zur Waldenburger Justiz absolut kein Vertrauen haben könne. Das Urteil selbst hatte Sch. unerhört genannt und dazu bemerkt, es spreche jedem Rechtsempfinden Hohn. Das brachte ihm nun eine Anklage wegen Richterbeleidigung ein, die vor der Breslauer Strafkammer verhandelt wurde. Sch. wies nach, daß ihm das Waldenburger Gericht in beiden Instanzen jede Verteidi- gung unmöglich gemacht, ihm die Ladung von Zeugen und Sachverständigen grundlos ver- weigert und ihn so behandelt hatte, daß er nur mit g r ö h t e m Mißtrauen der Verhandlung folgen konnte. Zudem s« ihm, sagte Schiller ferner vor dem Breslauer Gericht, glaubhaft be- wiesen worden, daß der Amtsrichter Krause, Mitglied des preußischen Landtags, Vorsitzender der Kommission zur Beratung der Wahlrechtsvor- läge, in einem fiiianziellc» Abhängigkeitsverhältnis zum Fürsten Pietz stehe und deshalb objektiv nicht urteilen könne. Deshalb habe er ja auch die Berufung zurückgezogen, weil ihm dieser Richter jedes Vertrauen zur Justiz geraubt habe. In Waldenburg könne deshalb ein Sozialdemokrat, der gegen Pleß oder seine Leute schreibe, nie sein Recht finden. Und nun geschah etwas sehr Merkwürdiges: Das Breslauer Landgericht verurteilte zwar unseren Ge- nossen, nicht, wie der Staatsanwalt gefordert, zu zwei Monaten Gefängnis, sondern zu 100 M. Geldstrafe, erklärte aber in der Begründung, daß dem Angeklagten in Waldenburg unrecht gr- schehen sei. Er habe, als er das dortige Urteil unerhört und einen Hohn genannt habe, sich in berechtigter Erregung befunden und habe in Wahrnehmung berechtigter Interessen ge- handelt. Nur sei er dabei über die sachliche Grenze hinaus- gegangen, aber nicht derart, daß eine Freiheitsstrafe erwirkt sei. Das Breslauer Gericht lieh ferner durchblicken, daß das Walden- burger Gericht eigentlich hätte die Zeugen laden ,n,ü s se n usw. Vorher hatte der Verteidiger dem Gericht mitgeteilt, daß er er, staunt gewesen sei wie noch nie über die Handlungsweise des Herrn Krause, und daß er vor diesem Richter so macht- los gewesen sei, wie noch nie in seiner ganzen Praxis. Jetzt wird man neugierig sein können, was nun mit Herrn Krause geschehen wird. Unser Breslauer Bruderblatt teilt nqmlich in seinem Bericht über die Verhandlung die für Herrn Krause und die Waldenburger Justiz so kompromittierende Stelle in Fett- druck mit. Sie lautet: der Vorsitzende der Waldenburger Straf- kanimer, Anitsrichter Krause, habe vor Jahren sich vom alten F ü r st e n Pleß 3000 M. geliehen unddiesenichtzurückge zahlt. Im Jahre 1907 sei ihm dann die Schuld vom gegenwärtigen Fürsten in Gnaden er- lassen worden." Unser Parteiblatt hat diesen Bericht sowohl an den Landtag wie auch an den Justizminister gesandt. Er wird beim Justiz- etat zweifellos darüber Antwort zu geben haben, was er zu dieser Enthüllung sagt._ Neue Zeugen im Meiueidsprozeh Schröder. Der Essener Meineidsprozcß gegen Ludtvig Schröder und Genossen tvird nun doch noch wahrscheinlich eine Wieder- aufnähme erfahren. Es haben sich zwei Zeugen gemeldet, die bei ihrer Vernehmung bekundet haben, daß sie gesehen hätten. daß der Gendarm Munter zuerst gegen Schröder einen Stoß geführt habe. DicS war der springende Punkt, davon Münter das Gegenteil behauptet wurde und deshalb auch die Ver- urteiluna erfolgte. Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Viktor Ntemeyer in Essen, der schon früher das leider abgelehnte Wiederaufnahmeverfahren mit Eifer und Hingebung einzuleiten versucht hatte, hat sofort die notwendigen Schritte eingeleitet._ Nur«och eine kurze Spanne. DieNationalztg." dementiert die Meldung, daß sie am 1. April ihr Erscheinen einstellt. Sie veröffentlicht folgende Er- klärung: Die Meldung eines DepeschenbureauS, daß dieNational­zeitung" am 1. April d. I. eingehen werde, hat verschiedenen, uns mehr oder weniger freundlich gesinnten Blättern Veran­lassung gegeben, sich mit dem Schicksal derNationalzeitung" zu beschäftigen. Demgegenüber erklären wir kurz und bündig, daß die Nachricht, dieNationalzcitung" werde am 1. April ihr Erscheinen einstellen, unrichtig ist." Danach hat, wie cS scheint, Herr Bartling sich doch nochmals bereit finden lassen, Geld herzugeben. Aber wie lange wird das vorhalten? DieNationalztg." leidet dermaßen an Abonnenten. schwind sucht, daß sie doch bald das Zeitliche segnen wird, wie eS so schön in den Pastoralen Leichenpredigten heißt. Ob sie am 1. April oder am 1. Juli verschwindet, ist schließlich nebensächlich. Tie gefürchtete weibliche Konkurrenz im Handelsgewerbe In der letzten Sitzung der Hamburger Bürgerschaft setzte bei der Beratung des Staatsbudgets. TitelVerwaltung des Gewerbe- schulwesens". eine Debatte ein. in der bezeichnenderweise so- genannteFreisinnige" wieder mal ihre Rückständigkeit zum besten gaben. Von den 60 000 M. für weibliche Fortbildungsschulen wollten diese Elemente und deren Gesinnungsgenossen 3600 Di. in Abstrich bringen, damit die Konkurrenz der Handlungsgehilfen durch weibliche Personen beschränkt werde. Einige Abgeordnete vertraten die in der Eingabe des deutschnationalen Handlungs- gehilfcnverbandcs enthaltenen Argumente gegen die Konkurrenz der Kontorlstinncn usw. Ein besonders geistreicher Herr, ein un- cntwcgter Freisinniger, sagte:Der heutige Zustand führt un- zweifelhaft zur Stellungslosigkeit mancher Handlungsgehilfen und caubt dadurch die Möglichkeit der auch den jungen Mädchen so angenehmen Hcimgründung."' Von der gleichen Qualität waren einige andereGründe", die Senator Dr. Diestel in überlegener Weise abfertigte:Wir geben für Fortbildung der männlichen Jugend rund eine Million aus, für die weibliche 60 000 M., da muß noch die Kleinigkeit von 3600 M. gestrichen und eventuell stundenlang gestritten werden. Die jungen Mädchen gehen doch nicht aus Marotte in den Beruf, sondern weil sie die Not des Lebens dazu treibt. Die Argumente des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes entbehren jeder Logik. Daß die jungen Mädchen aberphysisch und moralisch ver- kommen", wie es in der Eingabe heißt, ist einfach nicht wahr. DaS ist eine unverantwortliche Behauptung. Wenn sie regelrecht ar- besten lernen, so tut das ihnen gut fürs ganze spätere Leben. Ilm aber Stellung zu erhalten, müssen sie vorgebildet sein. Die Ein- gaben sind vom Brotneid diktiert." Die Genossen St ubb e und Schaum bürg unterstriche« diese Aeußerungen, worauf die volle Summe bewilligt wurde, Oesterreick. Einigung der deutsch -bürgerlichen Parteien. Wien , 25. Februar. Heute nachmittag fand eine Sitzung des Deutschnationalen Verbandes statt, in welcher die Frage der Einigung der d e u t s ch- f r e i h e i t l i ch e n P a r- t e i e n zu einem einzigen gemeinsamen Verband zur Erörterung gelangte. Vorher hatten Versammlungen der deutsch - fortschrittlichen Vereinigung und der deutsch -radikalen Vereinigung stattgesunden. Auf Grund der Mitteilungen dieser Vereinbarungen hat der Deutschnationale Verband einstimmig die Bildung des vor- geschlagenen Deutschen Nationalverbandes beschlossen. Morgen findet die grundlegende Versammlung des Deutschen Nationalverbandes statt, in welcher ein fünfgliedriger Vorstand ge- wählt werden wird._ Tie zweijährige Dienstzeit. Wien , 25. Februar. Der Wehrausschuß deS Abgeord­netenhauses nahm daS Rekrutengesetz an. Im Laufe der Debatte betonte der L a n d e L v e r t e id i g u n g s m i n i st e r, die Vorlag über die zweijährige Dienstzeit sei bereits fertig gestellt. Ihre Einbringung hänge von der Vereinbarung mit der ungarischen Regierung und der Entscheidung über die Frage der finanziellen Deckung ab. Auch die Reform ver Militär st rafprozeßord n ung sei nur noch von der Rege- lung der Frage der Gerichtssprache abhängig. frankreicd. Erbschaftssteuer und Altersversicherung. Paris , 26. Februar. Die Deputierte nkammer hat heute bei Beratung des Finanzgesetzes einen Antrag an- genommen, der vorsieht, daß die Einnahmen aus der Er» höhung der Erbschaftssteuer für die Alters- Versicherung der Arbeiter zurückgestelltwerden sollen. Hus der Partei. Danksagung. Aus Anlaß meines 70. Geburtstages sind mir auS dem In» und Auslände ich darf ohne Uebertreibung sagen, fast au» der ganzen Kulturwelt so außerordentlich zahlreiche Glückwünsche und Zeichen der Anerkennung zugegangen, daß es ein Ding der Unmöglichkeit für mich ist, jedem einzelnen zu danken, jjjch muß mich darauf beschränken, auf diesem Wege allen Beteiligten Korporationen, wie Personen meinen aufrichtigsten und herz- lichsten Dank auszusprechen für all da» Liebe und Gute, daS sie mir gewünscht und erwiesen haben. Ich schließe in diesen Dank auch die Parteipresse des In- und Auslandes ein. die durch Kundgebungen der Sympathie und warmer Teilnahme mir und meinen Angehörigen daS GeburtStagSfest per» schönten. Dank schulde ich aber auch dem Teil der bürgerlichen Presse. der unbeschadet der tiefen prinzipiellen Gegensätze, die un» trennen« «S sich nicht nehmen ließ, meiner freundlich zu gedenken. Schöncberg-Berlin . den 25. Februar 1910. A. Bebel, Ei» sozialdemokratischer Erfolg. Für die Wahlen zur Düsseldorfer Stadtberordnetenpcr. samnilung gilt ein Zensus von 6 M. Staatscinkoinmensteuern, der höchste Satz, den die Rheinische Städteordnung kennt. Ein Antrag des sozialdemokratischen Vereins an die Stadtverordnetenversamin. lung. den Zensu» auf da» gesetzliche Mindestmaß von 4 M. herab­zusetze», wurde 1906 vom Zentrum und den Liberalen unsere Genossen sind im Stadtparlainent nicht vertreten ei». stimmig abgelehnt. Jetzt hat der sozialdemokratische Bcrein seinen Antrag wiederholt, mit dem Erfolg, daß die Stadtverwaltung der am 1. März stattfindenden Stadtverordnetenversammlung die Herabsetzung deS Zensus auf 4 R. vorschlägt. Com Fortschritt der Presse. Die..Frei« Presse' zu Elbe rseld»Bar wen wird vom 1. März da» b i»h e r d r e i- mal wöchentlich erscheinende llnterhaltuipgSblatt täglich osrauögeben. DaS Blatt wird daher künftig mindesten» 10 Seiten stark erscheinen._ ReickiStagSkanbibatur. Auf einer Wahlkreiskonferenz in Worms wurde Arbeitersekretär Genosse Engelmann als Reichs- tagSkandidat für den Kreis Worms a u s g e st e l l t. Kassenbericht des Rastatter DeiikaialfondS. Die Verwaltung des Fonds zur Erhaltung des Denkmal» für die 1849 zu Rastatt gefalle nen FreiheitS» kämpfer gibt folgenden Bericht: Das bei der Sparkasse Achcrn (Baden) angelegte Guthoben von 1101,49 M. verzinste sich zu 4 Proz. während des Kontokorrent-Jahre» 1909 mit 43.36 M. Die Allsgaben des Fonds für die Jnstaiidhaltung de» Grabes und Denkmals belaufen sich auf 93.70 M. Es bleibt für da» neue Jahr«in Saldo von 1046,65 M. Die außerordentlichen Ausgaben, welche durch eine Neuvergoldung der Denlmalsinschrift anläßlich der 60jährigtn Gedenkfeier entstanden, sollten durch Nein« Zuwendungen wieder ausgeglichen werden. Beiträge sende man a» FranzPeterin Achern(Baden).