und das wird Herr Foßbender selbst nicht zu be-haupten wagen. Gegen einen fakultativen Religionsunter-richt haben wir ja auch nichts einzuwenden. Im übrigen aber läßtsich durch vernünftigen Btoralnnterricht und dadurch, daß die ganzeErziehungsarbeit im Geiste der Menschenliebe geleitet wird, sehrviel erreichen.(Lachen rechts.) Sie meinen wohl, das; ein allge-meiner Moralunterricht langweilig sein würde, aber die Grund-sähe der werktätigen Nächstenliebe, der Wahrhaftigkeitsliebe usw.lassen sich doch mit dem ganzen Unterricht lebendig verweben.Wenn man z. B. den Kindern beim G e s ch i ch t s- und Natur-Wissenschaftsunterricht zeigt, daß Mißhandlung vonTieren barbarisch ist, wird solche erziehliche Tätigkeit so wirk-sam sein, das; philosophische Aufklärung von der lang-w e i l i g e n Art, wie sie Herr v. Bcthman» Hollweg liebt, wahr-haftig nicht nötig ist. Sie werden doch auch nicht behauptenwollen, daß es zur Zeit der alten Griechen und Römer keineEthik gegeben hat. Wenn man den Kindern beibringen will,daß sie ihren Nächsten lieben sollen wie sich selbst, so ist das einGrundsatz, den wir durchaus akzeptieren und von dem wir nurwünschen) daß die herrschenden Klassen, die Pächter desoffiziellen C h r i st e n t u m s, ihn in die Wirklichkeit über-setzen. Wenn man dem Kinde zeigt, daß die Mißhandlung vonTieren oder Nebenmenschen barbarisch ist, so läßt sich eine solcheerziehliche Tätigkeit bei allen möglichen Gelegenheiten anbringenund wird mehr wirken als langweilige philosophische Auseinander-setzungen, wie sie Herr v. Bethmann Hollweg liebt.(Sehr wahr!bei den Sozialdemokraten.)Vizepräsident Dr. Porsch ruft den Redner wegen dieses Aus»druckcs zur Ordnung!Abg. Faßbender(Z.): Es handelt sich nicht um den ReligionS-Unterricht, sondern um die Gewöhnung an religiöses Leben. Unddabei kommt das große Problem in Frage, welches entscheidet, obwir eine theozentrische oder anthroprozentische Weltanschauunghaben. Daß ein Moralunterricht auch nutzen kann, wird auch intheologischen Kreisen anerkannt. Das beweift die massenhafteVerbreitung der Schriften von Friedrich Wilhelm Förster in Zürichauch in den Kreisen der christlichen Theologen.Damit schließt die Debatte. Das Kapitel wird bewilligt. Beieinem weiteren Kapitel empfiehltAbg. Trimbor»(Z.) eine Förderung der Wanderarbeitsstätten.Speziell an der belgischen Grenze bei Herbesthal könnte vielenArbeitslosen, die von Belgien abgeschoben worden sind, dadurch ge-Holsen werden.Minister v. Moltke sagt Prüfung dieser Verhältnisse zu.Der Rest des Etats wird bewilligt.Hierauf vertagt sich das Haus. Nächste Sitzung Dienstag11 Uhr.(Bergetat.)Schluß SU Uhr._Zum Kampf der zwei Methodenam belgischen Parteitag.Brüssel, im Februar.(Sig. Ber.)Der Kampf der Meinungen über die künstige Politik, der aufdem letzten Kongreß der belgische» Sozialdemokratie zum Austragkam, fordert naturgemäß zu einem Vergleich mit dem Kampf heraus,der in Deutschland und Frankreich um die beiden Methoden derPartei geführt worden ist.Indes finden sich, näher betrachtet, weit weniger Vergleichs-punkte als es den Anschein haben mag. Wenn sich auch hier wie dortdie Partei in einen„radikalen" und„gemäßigten" Flügel teilt; hierwie dort die„positive Arbeit" gegen die„Theorie", die„praktischePolitik" gegen daS„Prinzip" ausgespielt wird, präsentiert sich inBelgien die Frage unter einem wesentlich anderen politischen Aspektund anderen partei-psy<�logischen Bedingungen. Weder ergibt sich eineAnalogie mit der Bndgetbewilligung in Süddeutsch«l a n d, noch läßt sich die Frage der Beteiligung an einem liberalenKabinett, wie sie die belgische Sozialdemokratie beschäftigt, mit denVorgängen in Frankreich vergleichen. UebcigenSzeigt das die vom Parteitag votierte Resolution Vander-Velde zur Genüge auf, indem sie die Entscheidung in der Frageder Anteilnahme an der Regierung— falls sie sich für die Parteistellen sollte— dem Votum des nationalen Kongressesunterstellt und das individuelle Handeln eines einzelnenals gleichbedeutend mit Parteiverrat und Ausschluß aus derParter erklärt. WaS die Frage der Botierung derBudgets anlangt, so kann ein Abweichen von der bisherigenBahn unter den„außerordentlichen Umständen", die der PariserBeschluß vorsieht, nur nach vorheriger Beratung mit derPartei erfolgen. Als ein solcher„außerordentlicher" UmstandIvurde von der Majorität die parlamentarische SiMationbezeichnet, die die Durchführung einer der großenArbeiterreformen von der Budgetbewilligungabhängig machen würde. UebrigenS sei vermerkt,daß kein Redner der Majorität— wie notwendig odernützlich er auch den eventuellen Eintritt eines Sozia-listen in ein liberales Ministerium einschätzen möchte, unterlassenhat, einen Vergleich mit den französchen Vorfällen abzulehnen.Ebenso haben sämtliche Resolutionen der Majorität, die demGeneralrat vorlagen— mit Ausnahme der B e r t r a n d S. der seineeigene Meinung über internationale Kongreßbeschlüsse hat— sichauf die Entscheidungen von Paris und Amsterdam berufen, wiedenn auch die Vanderveldesche in ihrer Motivierung das Votumdieser Kongresse anruft.— Es mag überhaupt an diesem Parteitag,der einen so harten Kampf der Meinungen über eine heikle undschwierige Frage der Taktik zur Entscheidung führte, als ein be«sonders erfreuliches Symptom gerühmt werden, daß jeder einzelneRedner die D i S z i p l i n als ein unantastbares Prinzip der Parteifeierlich betonte. Bezeichnend für diesen Geist, der die belgischePartei über alle Meinungsgegensätze hinweg eint, ist ein Artikel,der einen Tag nach dem Parteitagsvotum im„Peuple" erschien,dessen Chefredakteur Louis de Broucköre der Antragsteller derGegenresolution und Hauptredner der Oppositton ist. Der Artikeltrug die Ueberschrist:„Die Einigkeit in der Aktion", dieder Schreiber bei aller Reserve in der Anerkennung der Löiung, wiesie der Parteitag braucht, als höchstes Parteiprinzip aufstellte.***Ein Urteil über die Lösung der Frage selbst wird notwendigan die vom Parteistandpunkto aus komplizierte Lage anknüpfenmüssen, in die die belgische Sozialdemokratie durch den Sturz desllerikalen Ministeriums versetzt tvürde.Seit 25 Jahren lastet auf Belgien das Joch des KlsrikaliSmuS.Von dem allgemeinen Kulturschaden abgesehen, den klerikaleMachtentfaltung in jedem Lande übt, ist in Belgien derÄlerikaliSmuS der spezielle.Feind aller notwendigen sozialenund politischen Refonnen. Er ist der Feind jedes ehrlichen Wahl-rechts, weil das„System der vier Infamien", das Pluralvotum, miteiner der wichtigsten Stützpunkte seiner Herrschast ist. Er ist derFeind der Schulreform— in welchem Maße, das zeigt die gegen-wärtige Kammerdebatte—, weil er von einer solchen für dieExistenz der Psaffenschulen fürchtet und überdies vom„Zwangs-Unterricht" eine Bedrohung des Grundpfeilers aller klerikalenMacht:' der Unwissenheit, voraussieht. Der Klerikalismusin Belgien ist aber auch, wenn er sich auch von Zeit zu Zeit mitdem Schein der Arbcitersteundlichkeit zu umhüllen wußte, der nichtminder zähe Feind aller Arbeiterreformen.— Zu diesen Hauptpunkrendarf man der klerikalen Partei anrechnen, daß sie stets der willigeDiener der Kongopolitik Leopolds war. dessen listiges undfreches Spiel mit dein Parlament ihre Minister skrupellosgedeckt haben. Sie hat sich überdies jederzeit als derhilfsbereite Anlvalt des Kapitalismus gezeigt; inschamlosester Weise wohl, als die Regierung die Minen der Campinedem Staat, seinem rechtmäßigen Besitzer, entzog, um sie an ihrekapitalistischen Freunde für ein Nichts zu vergeben.— Man begreift,mir welchen Gefühlen die Arbeiterschast den Sturz dieser Parteiherbeisehnt und welche vielleicht übertriebenen politischen Hofsnungensie daran knüpftMit dem Sturz des KlerikakrsmuS und der Erhebung derLiberalen zur RegiernngSmacht äst aber die klerikale Gefahr keines-wcgs gebannt. In der neuen parlamentarischen Konstellation be-säße keine der Parteien die Majorität. Die Unterstützung der Liberalen durch die Sozialisten wäre an die Durch-führung der demokratischen Reformen, insbesondere der Wahlreform,gebunden, und es ist zweifellos, daß die Klerikalen durch leicht aus-zurechnende Manöver— indem sie zum Beispiel mit der Abstimmungeiner solchen Reform die Abstimmung über das Kriegsbudgelverquicken— das liberale Ministerium zu Falle zu bringen suchen.Diese Frage nun, wie weit die Fraktion in ihrerUnter st ützung gehen, ob sie gegebenenfalls dieBudgets für den Klassen st aat bewilligen dürfe,um die Rückkehr des KlerikaliSmus zur Macht zu verhindern undder Arbeiterschaft ihre Reformen zu sichern, war der Angelpunkt dergroßen Differenzen in der Partei, die dann fortlaufend bis zurFrag« der Teilnahme an der RegiernngSmacht führten. Die letztereFrage hat aber die Gemüter weniger erhitzt, weil sie vorläufig eineziemlich platonische Bedeutung hat. Der Kongreß hat sich ja auchmit einer mehr theoretischen Erklärung begnügt, indem er aussprach,daß die Sozialisten zur gegebenen Zeit die Verantwortung derMacht übernehmen werden, im übrigen die Entscheidung der Fragefür den Zeitpunkt vertagte,„an dem sie sich praktisch stellen würde".Der Gegensatz der Meinungen im Punkt der Blockpolitik kamvor allem darin zum Ausdruck, daß die Minorität— de Broucksreund feine Anhänger— bestritt, zur Durchsetzung der demokratischenReformen sei ein wie immer geartetes Bündnis mit den Liberalennölig. In der Tat stehen ja ohnehin auf dem Programm derLiberalen das allgemeine Wahlrecht, die Schul-r e f o r m und die Militärreform— welch letztere dieklerikale Regierung ja nur halb gemacht hat. Einmal an derMacht, werden die Liberalen zu zeigen haben, ob sie's ernst meinen.Es ist nun überdies tausend gegen eins zu wetten, daß die einmal ge-stürzten Klerikalen ihr demokratisches Herz entdecken und mit sozialenReformplänen um so mehr herausrücken werden, als sie sicher seinkönnen, damit der liberalen Regierung Verlegenheiten zu bereiten.Denn gleich den Klerikalen sind auch die Liberalen in einenmanchesterlich- konservativen und demokratischen Flügel geteilt,und die sogenannten Doktrinär- Liberalen haben sich mitden Altklerikalen jedesmal geslbwisterlich zusammen gefunden,wenn es galt, selbst gegen den bescheidensten sozialen Fortschritt zufrondieren und zu ssimmen. ES gibt z. B. keinen schlimmeren Hetzergegen daS ohnedies so armselig zusammcngestutzte, für allen Betrugzurechtgemachte S o nn ta gS ru h eges e tz als das führendeOrgan der doktrinären Liberalen. In diesemBlatt— eS ist die„Etoile Belge"— das täglich schonungslos gegen den— Klerikalismus zu Felde zieht, wird jederAnsatz zu einer staatlichen Regelung der Arbeit als ein Ver-brechen an der Freiheit gekennzeichnet, jedes Gesetz, das der Arbeiter-schaft etwas Schutz verspricht, verhöhnt und begeifert. Und dasBlatt drückt nur aus, was der kapitalistische Flügel derLiberalen im Parlament verteidigt, in deren Reiheein Waroeqnö sitzt, der die Inkarnation des typischen Manchester-liberalen und Soziaireaktionären ist und einer der HauptfrondeuredeS Parlaments gegen gesetzlichen Arbeiterschutz.Man wird es deshalb nur gerechifertigt finden können, daß dieMinorität für den mit reaktionären Elementenso gesättigten Liberalismus wenig Vertrauenempfindet und von seiner Regierungsherrlichkeit nicht allzuvielerwartet. Von diesem Standpunkt aus wurde denn auch am Partei-tag der Optimismus A n s e e l e s und VanderveldeS, der inder Sitzung des Generalrates meinte, die demokratischen Reformen werdennach dem Sturz der Klerikalen zum mächiiaen Strom werden, vonde Brouckäre angegriffen und die darauf aufgebaute, politischeBerechnung als verfehlt bekämpft. Gegenüber dem OptimismusVanderveldeS war so die Warnung eines Redners der Minoritätnur zu sehr am Platze, daß man die Arbeiter nicht glauben lassensolle, daß der Sturz des Klerikalismus der Arbeiterschaft das Heilbringen werde. Immerhin hat ja selbst Anseele die Möglichkeiteiner Enttäuschung zugegeben, denn er meinte, wenn die Liberalennicht Wort halten, werden die Sozialisten keinen Augenblick zögern,sie zu stürzen.— UebrigenS. das muß betont werden, ist jaeine„systematische" Unterstützung der Liberalen von keinemMajoritätsredner befürwortet worden und der Tenor der Aus-führungen VanderveldeS war jene„Politik der freien Hände", dieauch die angenommene Resolution verteidigt.Die Resolution Vandervelde, die ja daS Kunststück der Per-kleisterung der Gegensätze mit großer Geschicklichkeit aufführt, wirdnicht verfehlen, als ein Sieg der„Gemäßigten" ausgerufen zuwerden. Mag fie nun auch die Auffassungen der„Gemäßigten"widerspiegeln, so kommt in ihr weit weniger eine einheitliche„Richtung" zum Ausdruck, als es den Anschein hat. Ist schon dieResolution selbst, wie de Broucksre sagte, aus verschiedenenund widersprechenden Texten zusammenge lötet, so zeigen ihreBefürworter erst recht die seltsamsten Abschattungen. ES mag nurerwähnt sein, daß in den Generalratsdebatten, die ein weit mannig-saltigeres Bild der Meinungen gaben als der Parteitag, ein Redner.Collaux sich für die Blockpolitik und die Beteiligung aussprach, dabeiaber betonte, daß er Gegner deS einen wie des anderenist und beides nur als ein aus der Situation resultierendes Uebelbetrachte! Und wie verschieden klangen erst die Motivierungen derRedner; man vergleiche nur die Rede Bertrands mit der Vander-Veldes im Generalrat IBerirand hat in dieser Debatte die feinerzeitige Kollektiv-erklärung der Fraktion über die RegierungSbeteiligung als eineKollektivdummheit bezeichnet! Und während Troclet sich zu einemHymnus auf die möglichen sozialen Großtaten sozialistischerMinister verstieg, erklärten andere, daß fie sich einer„Notwendigkeitbeugen"...AuS alledem ergibt sich, daß die Resolution Vanderveldenicht so sehr der Ausdruck einer„Richtung" ist, und weniger eineLinie zukünftiger Taktik vorzeichnet als die Basis für ein Handelnder Partei in einer bestimmten Situation festsetzt.Die Resolution Vandervelde setzt mit einer Warnung vor denGefahren ein, die„unter dem Vorwand des Blocks oder des Anti-klerikalismuS der Unabhängigkeit der Arbeiterklasse Eintrag tunkönnen". Wir meinen doch, daß diese Gefahren nur dann mitSicherheit vermieden werden können, wenn die Unabhängigkeit derPartei stets offen und klar zun» Ausdruck gelangt. Damit ist oberjene Bindung, die die Teilnahme eines Sozialisten an der Regierungs-gewalt stets mit sich bringt, völlig unvereinbar. Vander-velde sagte auf dem Parteitage, die Partei bedarf keiner Garantiengegen sich selber. Keiner Garantien vielleicht, aber, wie die Reso-lution zeigt, immerhin eines warnenden Zurufs.5chutz gegen Schutzleute!Geradezu brennend wird die Notwendigkeit eines Schutzes desPublikums gegen Uebergriffe, nicht minder aber ein Schutz derPresse gegen Verurteilung wegen wahrheitsgemäßer Veröffent-lichung und scharfer Kritik solcher Ueberschreitungen.Diesmal ist der Schauplatz der Polizeitaten Duisburg. Ineiner zweitägigen Verhandlung vor der dortigen Strafkammerwurden geradezu grauenhafte Bestialitäten eines SchutzmannsBose und seines Hundes festgestellt. Angeklagt war abernicht der Schutzmann, sondern einige Personen, die dessen Tatenan das Licht der Oeffentlichkeit gezogen hatten, und diesen Hüterder öffentlichen Ordnung dadurch„beleidigt" haben sollten. Eswaren das Genosse A u g. S ch o ch als Verantwortlicher der„Nieder-rheinischen Arbeiter-Zeitung", Redakteur Anton Auweiler vom„Bürger- und Gewerbefreund" in Duisburg, dessen Bericht-erstatter, ein Agent Peters sowie ein Arbeiter Sitterts,welche den Redaktionen das Material teilweise geliefert hatten.Peters, der schon in früheren Bose-Prozessen zu 6 MonatenGefängnis verurteilt war und diese noch zu verbüßen hat, warflüchtig geKorden, so daß er an den Verhandlungen nicht teilnahm. Doch auch ohne ihn förderte die Verhandlung derartGrauenhaftes zutage, daß selbst das Gericht in seinem Urteil zudem Ausspruche kam, es habe„über den Zeugen Bose den Stabgebrochen." Die Verhandlung ergab folgendes Bild:„Schutzmann"Bose, der einen äußerst bissigen Köter bei sich führt, hat wieder-holt ohne jeden Grund mit blanker Waffe auf Personen eingehauen»die ihm zufällig in die Quere kamen oder ihm mißliebig waren.Wenn er einen niedergeschlagen hatte, hetzte er seinen Hund aufden Wehrlosen. Das Opfer schleppte er dann zur Polizeiwacheund erstattete Anzeige wegen Widerstand, tätlichenAngriffs, Beleidigung usw. In einem Falle wurdefestgestellt, daß er rein aus Wollust seinen Hund auf einen nächt-lichen Passanten der Straße hetzte. Von jemanden angeulkt, daß„sein Hund nichts wert" sei, hetzt er, um den„Vorwurf"gegen seinen Hund zu entkräften, das Tier auf den ersten besten«der ihm in den Weg kam und schlug den völlig Wehrlosen nieder. Wennder Mann wieder hoch war und fortlausen wollte, mußte ihnder Köter aufs n'e'u e fassen. Schrie der Mann«so bekam er Säbelhiebe. In einem anderen Falle wurdefestgestellt, daß Bose einen Obdachlosen, den sein Hund ineinem Eisenbahnwagen nächtigend aufgestöbert hatte, derart trak-tiert hatte, daß ihm dasFleisch,wie sich ein Zeuge ausdrückte,wie Fetzen von den Beinen herabhing.Der also Mißhandelte lag zirka 4 Wochen im Krankcnhausc! Derbehandelnde Arzt stellte20 Bißwundenfest, von denen einige bis zu 4 Zentimeter tief und 8 Zentimeterlang waren. Außerdem war der Mann„grün und blau" gehauen,wie das ärztliche Attest bezeugt. Das sind nur einige krasse Fällevon den vielen. Die meisten seiner Heldentaten hatte der„Schutz-mann" des Nachts ausgeführt. Wie sieben Zeugen bekundeten, warder„Ordnungshüter" in dieWohnung einer Familie eingedrungen,hatte dortselbst auf Frauen eingeschlagen,unter anderem auch eine övjährige Greisin über den Hänfen ge-rannt! Von dem Inhaber einer„Damenkneipe", die des„Schutz-manns" Stammlokal gewesen sein mag. mußte unter dem Druckeanderer Zeugen zugegeben werden, daß Bose dort gegessen undgetrunken, aber nicht bezahlt hatte, obwohl Bose daS ausdrücklichund wiederholt unter Hinweis auf seinen Eid bestritten hatte. EinBruder des Wirts bekundete, daß Bose in dem Lokalesexuelle Ausschweifungengetrieben hat, die auch nicht andeutungsweise wiederzugeben find.Bose leugnete unter Eid alles ab! Etwa 50 Zeugen sagten gegenihn auS. Der Polizist beschuldigte die Zeugen entweder der„Lüge"oder suchte ihr Zeugnis auf„Rache" zurückzuführen oder konnte,wenn die Beweise gar zu erdrückend wurden,„sich nicht ent,sinnen".Und dennoch wollte der Vertreter der öffentlichen Anklage,StaatSanwaltSschaftSrat Dr. Schmidt, den Poli-giften reinwaschen. Trotz der Dutzende von Zeugen, die das Gegenteil behaupteten, war der Polizist Bose dem Staatsanwalt„glaubwürdig" und die bösen Redakteure sollten verknurrtwerden. Nicht weniger wie 3 Monate Gefängnis gegenAuweiler, 500 M. Geldstrafe gegen Schock; und 50 M. gegenSittertS wurden beantragt.DaS Urteil lautdte aus formalen Gründen und weil ü,e'i n e m Falle der Beweis der Wahrheit nicht bis zum Tipfel-chen über dem i erbracht war, gegen Auweiler auf 5 0 M., gegenSch och auf 2'0 M. Gelbstrafe. Sitterts wurde ganzfreigesprochen. DaS Gericht sprach es in dem Urteile offenauS, daß Bofe nicht glaubwürdig sei und daß es den Stab über ihngebrochen habe.Wird nunmehr der Schutzmann angeklagt werden oder sollendie Gesetze, und insbesondere der in Aussicht stehende neue Preß-knebel, nur dazu dienen, die anzuklagen, die Mißstände enthüllen?Verantwortlicher Redakteur Richard Barth, Berlin. Für den Inseratenteil verantw.: Td. Glocke, Berlin. Druck u.Verlag:Vorwärtteingegangene vruckfckritten.„Kommunale Praxis", Wochenschrist für Kommimalpolittl und Ve-meindesozialismus. Die Hefte 7 und 8 bieten ein« reiche Auslese kommunal»politischer Abhandlimaen und Nachrichten aus allen Zeilen Deutschlands.Wöchentlich erscheint 1 Hest Abonnementspreis vierteljährlich 3 M. Zubeziehen durch alle Postanstaltcn, Buchhandlungen und Partetspediteure.Probenummern gratis vom Verlag der Buchhandlung Vorwärt».Berlin SW. 68.Bon der..Gleichheit", Zeitschrist für die Interessen der Arbelterinnen(Stuttgart, Verlag von Paul Singer), ist uns soeben Nr. 1t des 20. Jahr»gangeS zugegangen. Sic hat folgenden Inhalt: Vorwärts l— Die Lügevon der preußischen Wahlresorn». Bon H. B.— Zur Frauenkonserenz.L Von Berta Selinger. II. Von Marie Page-Seiffert. III. Von IdaRauhe. IV. Bon Anna Dietz.— Das Weib vor dem strasrichter. BonDr. Siegfried Weinberg.— Her mit umsassender Mutterschastssürsorge lBon w. d.— Aus der Bewegung: Friedrich Lehner f— Zur Frauenkonserenz.— Llgitation in Mecklenburg.— Von der Berliner Jugend-bewegung.— Der Seelsorger in Aengsten.— Politische Rundschau.Von"H. B.— Gewerkschaftliche Rundschau.— Gcnosseiischastliche Rundschau.Von II.?.— Notizenteil: Dtenstbotensrage.— Arbeiisbedingungen derArbeiterinnen.— Frauenstimmrecht.— Sozialistische Frauenbewegung imAusland.— Soziale Elendsbilder.Für unsere Mütter und HauSsrauen: Sonne derSchlummerlosen.... Von Lord Byron.— Ueber unsere Kraft. Al.(Schluß.)— Eine Fahrt nach La Töne. I. Vo,l Hannah Leww-Dorsch.— Austebbels Tagebüchern.— Für die Haussrau.— Feuilleton: LiebeSgeschichte.on Else Belli.Für unser« Kinder: Spruch. Von Friedrich Hebbel.— Di«Eisbrecher. Von Ernst Prcczang.— Wie's tat». Von Emma DM.(Gedicht.)— Das Löten der Metalle. Von A. Schultze.— Jack, der Spatz.— Die hundertjährige Aloe. Aus dem Russischen deS A. Kuprw von ed.— Kindcrreim. Von Gustav Falke.(Gedicht.)Die„Gleichheit" erscheint alle 14 Tage einmal. Preis der Nummer10 Ps., durch die Post bezogen beträgt der AbonncmentöpreiS vierteljährlichohne Bestellgeld SS Ps.; unter Kreuzband 85 Pj. JahreSabnnemeot2,60 Mark.Vom„Wahren Jacob" ist soeben die S. Nummer deS 27. Jahr»ganges im Umsang von 16 Seiten erschienen. Sie hat folgenden Inhalt:Bilder: Friedrich L e ß n e r(Nach einer Photographicausnahme).— Die junge Garde und die Berliner Polizei.— Bat xars in München.— Handelsmann Dernburg.— Szene im Himmel.— Kasperle vor dieFront l— Die Jagd nach dem Diamanten. Zwei Nationalheiligtümer.— JntimeS aus der konservativen ReichstagSfraktion.— Das rätselvolleVereinsgesetz.— Noch ein Vorschlag.— Königlich preußische Lazarettordnung.— Berussstolz.— Hohe Fleischpreise.— Volks Verhöhnung i»Preuße».Text: Friedrich Lehne r.— Vor die Front l Von?. B.—Zur preußischen WahlrechtSvorlage.— Zweierlei. Von P. B.— Dernervöse Staat.— Amtliche Bekanntmachung.— Im Zirkusch Busch. VonP. B.— Belhmam» HollwcgS Wahlrcsorm.— Lieber Jacob! Von JollhiljRauke.— Die Polizei kommt l Frei nach Liliencron. Kon Max Hofjinan».— Gedanken eines Bourgeois.— Erkenntnis.— Nachklänge.— Brie! desHauptmanns von Köpenick an den ReichStagSabgcordneten von Oldenburg-Januschau.— Ministerkuren.— Die Junkerburg. Von H. Fl.— VomKometen.— Ein Vorschlag zur Güte. Von Balduin.— Justiz. BonBalduin.-- Die staatsrechtliche Stellung des Polizeihundes. VonTobias.-» Eine Reichstagsnachwahl. In drei natioiialüberglcn Lcil-artikeln.— Usw.Der Preis der Nummer ist 10 Pf. Probcmuumern sind jederzeit durchden Verlag Paul Süiger in Slultgari sowie vo» allen Buchhandlungenund Kolporteuren zu beziehen._____Buchdruckerei u, Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.