�chisstt au3, beweist gerade die N o t w e n d r g k e i t der g e-h e i m e n Abftimn?ung. Denn die Macht der Sozialdemo-kratie werde doch dadurch nicht geschwächt, daß sie incht in derLage sei, alle ihre Wähler bei der öffentlichen Abstimmungan die Wahlurne bringen zu können. Erzielt werde höchstenseine Erbitterung der an der Wahl verhinderten Wählerund eine gemeingefährliche Täuschung über diewirkliche Stärke der Sozialdemokratie undden Umfang der politischen Erbitterung!Köstlich ist folgender Passus des Scharfmacher-Aufrufs:„Einen wirksamen Scknch gegen unlautere Beeinflussungenbei der Wahl bietet nur die Erziehung zur Achtung und Dul-dung der politischen Ueberzeugung anderer. Sie kann nur ge-Wonnen werden, wenn der WahlterroriSmus sich offen und un-verhüllt zu zeigen gezwungen wird. Nur dann ist es auch mög-lich, ihm durch scharfe Handhabung der Wahlprüfungen gegen-über den von ihm beeinflußten Wahlen wirtsam entgegcnzu.treten und in den— nach den bisherigen Beobachtungen übrigensseltenen— Fällen wirklicher Schädigungen die Schuldigen der»antwortlich zu machen."Das ist ganz der verlogene Zynismus des Frei-Herrn von Zedlih, der zwar jeden unverschämtenTerror der Regierung und des Unternehmer-tu ms gesichert wissen wollte, zugleich aber der Ar-beiterschaft jede Möglich keit zu nehmen beab-sichtigte, sich ihrerseits gegen den unverschämten Terror derindustriellen und agrarischen Machthaber und ihrer bureau-kratischen Handlanger mit den geeigneten Mitteln z u r W e h rzusetzen.Eine Widerlegung des frechen Unsinns lohnt nicht. ESgenügt, solcheUnverfchämtheitenniedrigerzuhängen!Sin Michüd.Der kritische Tag ist für das Ministerium A s q u i t hgünstig verlaufen. Es ist nicht gestürzt worden, und an derMacht zu bleibe», ist ja das einzige Ziel, das diese Regierung.die mit großen Versprechungen so freigebig war, heute nochkennt. Dieses Resultat wurde durch ein Kompromiß erreicht,daS die gemäßigten mit den radikale» Mitgliedern dcSKabinetts geschlossen haben. Herr Asquith muß seinenPlä», die Budgets für 1909 und 1910 zu erledigen und dieOberhauZrcfom auf die lange Bank zu schieben, ein wenigmodifizieren. Zuerst soll zwar daS letzte Budget erledigt werden,da das Finanzjahr mit dem 31. März endet. Dann aber kommtdie Oberhaus frage zur Beratung, bevor das Budgetvon 1910 in Angriff genommen wird. Das sähe nach einemSieg der Radikalen aus, ist es aber keineswegs. Denn HerrAsquith weigert sich nach wie vor, in der Oberhausfrageden Weg des Gesetzes zu gehen. Es bleibt bei unverbind-tichen Resolutionen, die allerdings dem Oberhans zugeschickt,dort aber unter Hohngelächter werden verworfen werden.Dasselbe wird unziveifelhaft mit dem Gesetz geschehen, dasin einem späteren Zeitpunkt im Unterhause zur Beratungkommen soll. Die Lords werden dies Gesetz, das ihnen dasRecht der Mitbestimmung in finanziellen Fragen und dasRecht nehmen soll, das Inkrafttreten von Gesetzen, dieim Unterhause angenommen sind, für länger als eine Legis-laturperiode zu verzögern, natürlich nicht annehmen;„Garan-tten" kann aber Asquith nach>me vor nicht geben. Daseinzige, was die Radikalen durchsetzen konnten, ist sonach nurdie Erklärung des Schatzkanzlers, daß die Regierungmit der Oberhausfrage stehe und falle und zurück-treten werde, falls sie ihr Ziel nicht durchführen könne.Das mußte aber eigentlich eine Selbstverständlichkeitsein und nur der Verrat Asquiths hat diese Erklärung erstnötig gemacht.Dagegen haben die Gemäßigten eine viel wichtigereKonzession durchgesetzt; die Regierung hat ausdrücklich eineReform d e 3 O b e r h a u s e s in ihr Programm auf-genommen. Freilich ist diese Reform erst für einen späterenZeitpunkt in Aussicht genommen. Aber was bisher nur eineForderung der Lords selber und der Konservativen war, wirdjetzt von der liberalen Regierung als berechtigt erklärt undakzeptiert. Die Liberalen hatten den Kampf aufgenommenzur Stärkung der Stellung des Unterhauses; dieser Kampfist durch die Erklärungen Asquiths schmählich aufgegeben.Denn die Reform des Oberhauses bedeutet seine Stärkungund die Befestigung des Zweikammersystems,also die Herabdrückung, nicht die Hebung des Unterhauses.Die englische Demokratie hat schon heute die Schlacht end-gültig verloren, verloren vor allem durch den Verrat derliberalen Regierung.Die Stellung der Regierung selbst hat aber durchauskeine Befestigung erfahren. Die Konservativen haben sichgestern der Abstimmung enthalten und damit gezeigt, daß siekeine Lust haben, jetzt schon die Regierung zu übernehmen.Sie können ruhig noch einige Zeit warten, bis durch die Er-ledigung des Budgets die Finanzen wieder in Ordnung ge-bracht und die Liberalen noch mehr in Mißkredit gekommensind. Da auch die Iren sich der Abstimmung enthielten.die Radikalen und leider auch die Arbeiterparteidurch die hochtönenden Worte Lloyd Georges sich nocheinmal beruhigen ließen, so wurden die Vorschläge der Re-gierung ohne Opposition angenommen.Die Regierung darf also zunächst weiter wirtschaften.Wegen ihres Verrats von ihren eigenen Anhängern mit Miß-trauen betrachtet, von den Volksmassen verachtet, wird sie vonder Duldung der Iren und der Konservativen so lange leben,als die Konservativen noch Wartezeit für ihre Wahl-Vorbereitungen brauchen. Wir werden unterdessen nochmanche schöne Reden hören, aber diesen werden keine Tatenmehr folgen und das Ende wird ein neues Unterhaus miteiner konservativen Mehrheit sein, der sich bald der gemäßigteFlügel der Liberalen anschließen wird.DaS Eude der UuterhauSdebatte.London, 29. Februar. Nach Austen Chamberlain gelangteLloyd George zu Worte. Der Schatzlanzler legte Verwahrungdagegen ein. daß die Regierung ihre Haltung geändert habe,den» Asquith habe von Ansang an klargelegt, daß eS die einzigeAufgabe dieser Tagung sei, mit den LordS abzurechnen. DieFrage wie das zu geschehen habe, habe er damals offen gelassen, nunaber habe die Regierung sich über die Art ihre- Vorgehe»? ent»schieden. Bezüglich der Garantien erklärte Lloyd George, eS wärewünschenswert, daß die von der Regierung vorgelegten allgemeinenGrnndzüge einer Vetobill sobald wie möglich vom Unterhause ent«loeder angenommen oder abgelehnt würden, und daß die Regierungin Erfahrung brächte, ob die LordS gewillt seien aufGrund des Regierungsentwurfes in Beratungen einzutreten.„Wenn die Lord« nicht dazu bereit sein sollten," fuhr LloydGeorge fort,.so kann ich allen unseren Freunden imierhalb undaußerhalb des Hauses die Versicherung geben, daß wirnicht beabsichtigen„Sand zu pflügen". Wenn wir uns nicht in der?<>ge befinden sollten, sicher zu flellen. daß unsere Vorschlage nichtnur bom Unterhaus angenommen, sondern auch zum Gesetz er-hoben werden können, so werden wir nicht im Amte bleiben.sBeifall.) Gegenüber der Notwendigkeit, die Frage der Beziehungenbeider Hänser und der Vorherrschaft des Unterhauseszur Eiuicheidung zu bringen, gibt es kein Ausweichen undkein Zögern. Die Regierung wird unter allen Umständenmit dem Rat stehen oder fallen, den sie dem Souverän gebenwird, wenn es je notwendig werden sollte, dies zu tun. sBelfall.)Im Verlaufe der Debatte erklärte Lloyd George in Er-widerung auf eine Frage Austen Chamberlain s, er glaube.daß Asquith es vollkommen klar gemacht habe, daß dasBudget nicht angenommen iverden solle, ehe die Veto-resolutionen erledigt seien.Nach weiterer Diskussion wurde die Resolution desPremierministers bezüglich der Sitzungen des Hauses an-genommen. DieJren enthielten sich'.der Abstimmung. Sie warenebenso wie die Radikalen augenscheinlich von den ErklärungenLloyd Georges befriedigt. Man glaubt allgemein, daß dieGefahr einer Krisis für wenigstens einige Wochen ab-gewendet worden ist.Preßstimmcn.London, 1. März. Die liberalen Zeitungen sind vonder in der gestrige» Sitzung des Unterhauses abgegebenen Er-klärung des Premierministers völlig befriedigt. Die liberalePartei sei nunmehr über die einzuschlagende Kampfpolitik einigund ihre einzelnen Gruppen würden sich, wie zu erhoffensei, in den nächsten drei Wochen als geschloffene Einheitzusammenfinden. Minister Mac Namara erklärte in einergestern gehaltenen Rede, die gestrige Mitteilung Asquiths bedeuteden Kainpf bis zum äußersten gegen die Lords. Die k o n s e r-vativen Zeitungen stellen die Haltung des Premierministers sohin, als habe er sich den Radikalen jämmerlich a u Sgeliefert, und werfen ihm rücksichtsose Mißachtung der Finanzen desLandes vor. Sie sagen voraus, daß die Regierung durch ihr Per-bleiben im Amte geschwächt werden würde und die Konservativenmit ihrem Plan, das Oberhaus zu reformieren, bei denkommende» Wahlen den Beifall des Landes haben würden.da die Nation nickt wünsche, nur eine Kammer zu besitzen, denndiese Bedeutung habe nach allgemeiner Ansicht die Drohung der Re-gierung, das Vetorecht zu beschränken und die Reform des Ober-Hauses aufzugeben. Beide Parteien rechnen mit Neu-wählen im Juni.Zwei Nachwahlen-London, 27. Februar. sEig. Ber.) Nächstens worden zwei parla-mentarische Nachwahlen stattfinden, die von großem politischenJntereffe sind: Eine Nachwahl in St. Georges-in-the-East(London-Ost), die andere in Rotherham(Aorkshire). Wedgwood Venn,der liberale Abgeordnete für St. Gcorges-in-the-East wurde von derRegierung in ein besoldetes Ministerialamt befördert und muß sichdeshalb einer Wiederwahl unterziehen. Bei den letzten Wahlenwurde er mit einer Mehrheit von 43S Stimmen gewählt. Seinkonservativer(unionistischer) Gegenkandidat ist P. C. SimmonS. DieWahl wird am 1. März vorgenommen.Die andere Nachwahl in Rotherham wurde verursacht durchden Wunsch der Regierung, dem bei den letzten Wahlen unterlegenenliberalen Whip I. A. P e a s e zil einem Mandat zu ver-helfen. Der dort gewählte Liberale trat deshalb zurück, umPease Platz zu machen. Es ist möglich, daß die Arbeiter-Partei dort einen Gegenkandidaten aufstellen wird.Der Vorstand der Nationalisten, der gewöhnlich die irischenWähler berät und ihnen zu empfehlen pflegt, für die Liberalen ein-zutreten, hat bekanntlich beschlossen, es den stimmberechtigten Irenin St. GeorgeS-in-the-East zu überlasten, welchem der beiden Radi-kalen sie zum Siege verhelfen wollen, trotzdem Benn als eiftigerHomeruler bekannt ist.linterliegen die beiden RcgierungSkandidaten, so ist das einharter Schlag für die Liberalen, denn sie verfügen gegenüber denKonservativen nur über eine Mehrheit von zivei Stimme».Politische deberlickt.Berlin, den 1. März 1310.Es wird»veiter gerauft um die Bauernseele.Aus dem Reichstage, 1. März. Als erster Punktstand die Neuwahl des Präsidenten auf der Tages-ordnung. Auf Borschlag des Zentrumsabg. v. H e r t l i n gwurde der Konservative Abg. Graf v. S ch w e r i n- Läwitz durchAkklamation gewählt. Auch die sozialdemokratische Fraktion erhobkeinen Widerspruch gegen diese Art der Abstimmung, da siebeschlossen hatte, an dem Brauch festzuhalten, daß der stärkstenFraktion das Recht, den Präsidenten zu designieren, zustehe.Da dalq Zentrum fiir sich auf das Recht verzichtet hatte, kamsomit als nächststärkste Fraktion wieder die konservative Parteian die Reihe.Ein zweiter Tag der Debatte über das Gehalt deS Staatssekretärs des Innern wurde hingebracht mit dem Gekeife zwischenden bauernbündlerischen Agrariern und den Zirkus Busch-Agrariern, was alles natürlich Vorbereitung ist für diebevorstehenden allgemeinen ReichStagswahlen. Es gilt dieBauern einzusaugen für die Nationalliberalen oder die Kon-servativen.Zunächst bemühte sich der Abg. Böhme, der General-sekretär des neuen„Deutschen Bauernbundes", die Angriffe desKonkurrenten vom Bunde der Landwirte, des Dr. Hahn,-zuparieren. Dabei war eS ihm charaktcristischerwcise rechtgenierlich, daß der freisinnige Abg. Gothein dem Bauernbundeseine Anerkennung gezollt hatte. Herr Böhme betontegeflissentlich, daß der neue Bauernbund keines-Wegs auf freihändlerischem Standpunkt stehe, nichteinmal auf dem der Caprivischen Handelspolitik, sondernauf dem Boden der Zollpolitik von 1902. Innerhalbdes Bereiches der Reichspolitik gehen die neuen von den altenBündlem also eigentlich nur wegen der E r b s ch a f t s-st c u e r auseinander. Herr Böhme verbreitete sich aus-führlich über die Gründe, die ihn veranlaßt haben, dafürzu stimmen. Es klang das>vie aufgetaute Trompeten-stoße auS dem Vorjahre. Sonst kehrte er noch scharfden Gegensatz zu den Großgrundbesitzern in der An-siedelnngspolitik hervor. Während die Zirkus-Busch-Männerdie„Restgüter" der Ansiedelungskommission dem Großbetriebvorbehalten wollen, verlangen die Bauernbündler deren Auf-teilung. Daß man übrigens für eine antireaktionäre Politikvon den Bündlem wenig zu erwarten hat. bewies HerrBöhme durch den Satz: Wir verlangen gleiches Rechtfür alle, die auf nationalem Boden st ehe n.Dem antisemitischen Bauembündler Böhme sekundiertedann der nationalliberale Parteisekretär Fuhrmann mitscharfcwAngriffen auf den Bund derLandwirte und den Dr. Hahnselbst.»Beide Parteien warfen sich dabei gegenseitig"vor,daß ihre Politik die Sozialdemokratie begünstige. HerrFuhrmann erklärte auch noch feierlich, daß dieuationalliberale Parteileitung jedes Bund-niS mit der Sozialdemokratie verwerfe.Dem Dr. Hahn warf er vor, daß er durch seine überagrarischePolitik daS.schöne Einvemehmen zwischen den bürgerlichenParteien zerstört habe und nannte ihn schließlich den„Toten-gräber der deutschen Landwirtschaft".Dem konservativen Schnapsblockbruder Hahn sprang nun-mehr der Bauemdoktor des Zentrums, Herr Heim, hilfreichbei, indem er den Konkurrenten Böhme nach allen Regelnder bajuvarischen Heim-Kunst frozzelte. Er deutete an. daßHerr Böhme mitsamt seinem Bauernbund eigentlich vom Hansa-bunde ausgehalten würde und schilderte den fränkischenBauernbund, der sich dem„Deutschen Bauernbunde" neuer-dings angeschlossen hat, als eine ganz bedeutungslose Ee-fcllschaft.Dann verbreitete sich Dr. H a h n stundenlang selbst-gefällig über seine eigene werte Persönlichkeit und renommiertedamit, er habe nicht nur einigen Nationalliberalen, sondernauch Freisinnigen, so dem Abg. Hormann-Bremen das Mandatzum Reichstag verschafft. Schließlich mischte sich auch nochder Freisinnige Gothein zum zweiten Male, sowie derPole K u l e r s k i in diesen agrarischen Hahnenkampf ein, derso ziemlich die ganze Sitzung ausfüllte.Zwischendurch gelang es unserem Genossen Hornnoch. in Vertretung der Glasarbeitcrintcressendie Angriffe zurückzuweisen, die der Freisinnige Carstensund der Reichsverbändler v. L i e b e r t gegen die gewerkschaft-lichcn Bestrebungen dieser unter höchst ungünstigen Arbeits-bedingungen um ihren Lebensunterhalt kämpfenden Arbeiter-gruppe energisch zurückzuweisen.Ein ganz interessanter Zwischenfall war es auch, daß derZentrumsabgeordnete v. S t r o m b e ck sich gegen die vomZentrum eingebrachte Resolution erklärte, durch die daSHausiergewerbe bedroht wird. Strombecks Austretenerklärt sich daraus, daß er Vertreter des E i ch L f e l d e s ist,das mehr Hausierer als irgend ein anderer gleich großerLandstrich Deutschlands in alle Welt hinausschickt.Um 7 Uhr ging die Generaldebatte zu Ende.Das gestäupte Zentrum.Eine Lektion, wie sie Genosse Leinert am Dienstag impreußischen Abqeordnetenhause dem Zentrum erteilt hat, ist dieserGesellschaft bisher noch niemals von der Tribüne des Junkerparla-ments herab erteilt worden.Einige Mitglieder der ZentruinSpartei, noch dazu solche, die ihreWahl in den Landtag der Sozialdemokratie verdanken, hatten kürz-lich bei der Beratung des Etats des Ministeriums des Innern aller-Hand Angriffe gegen uns gerichtet und dann nach bekannter Manierfür den Schluß der Debatte gestimmt, so daß uns die Möglichkeiteiner Erwiderung genommen wurde. Genosse Leinert holte dasVersäumte am Dienstag in der Generaldebatte zum Etat der Berg-,Hütten- und Salinenverwaltung nach, und er holte es so gründlichnach, daß die gestäupten ZentrumSmänner vor Wut tobten. Die ganzeniederträchtige Verlogenheit, den jahrelang fortgesetzten schurkischen Ver-rat dieser frommen Vertreter für Wahrheit und Recht schilderte unserRedner in eindrucksvoller, ihre Wirkung nicht verfehlender Art.Jinmer unruhiger rückten die von ihm namentlich als Lügnerund Verräter gebrandmarkten Mitglieder des Hauses auf ihrenSesseln hin und her, immer unheimlicher tvurde ihnen zu Mute.Durch allerhand Zwischenrufe glaubten sie unseren Genosse» auS derRuhe bringen zu können, aber eS gelang ihnen nicht, Leinert dasKonzept zu verderben.Die Haltung deS Zentrums bei der Beratung des Wuchertarifs,seine Haltung bei der Finanzreform, seine Vernachlässigung desArbeiterschutzes im Reiche und in Preußen, sein jüngster Verrat inder WahlrechtSfrage, alles wurde den Herren vor Augen geführt, nichtswurde ihnen geschenkt. Die jesuitischen Kniffe, mit denen die Sippschaftseit Jahren gewohnt ist, sich aus der Schlinge zu ziehen, werden die-malversagen. Konnte doch Leinert dem Hause die Originalbriese vonZentrumsabgcordneten unterbreiten, die sich durch eigenhändigeUnterschrift auf bestimmte Forderungen der Sozialdemokratie ver-pflichtet hatten, um mit unserer Hilse in den Landtag einziehen zukönnen! Konnte er doch an der Hand zahlloser Beispiele die Un-Zuverlässigkeit, ja die L ü g e n h a s t i g k e i t des Zentrums dartun.Endlich ist dieser Partei, die Leinert am Schluß seiner von allenSeiten mit Spannung aufgenommenen Rede als die Parteigemeinster, niederträchtigster und bewußterHeuchelei und Verlogenheit bezeichnete, die Maske vmnGesicht gerissen.Diese Kritik am Zentrum bildete den Schwerpunkt der Debatte.Natürlich kamen bei Leinerts Ausführungen auch die Arbeiterfragennicht zu kurz. ES ist überflüssig, zu sagen, daß unser Redner sichaufs wännste der Interessen der Bergarbeiter annahm und mitRachdruck die Gewährung dcS Koalitionsrechtes, eine anständigeBehandlung und höhere Löhne forderte.Am Mittwoch wird die Debatte, die noch recht wtereffant zuwerden verspricht, fortgesetzt._Grober Unfug.AuS dem Prozeß gegen den Genossen Herkert in Frankfurtam Main ist schon bekannt, daß die Frankfurter Juftiz gegen dieWahlrechtsdemonstranten mit dem Allheilmittel de» Paragraphenüber den groben Unfug vorgehen will. Die Strafkammer desFrankfurter Landgerichts glaubte, den.groben Unfug" durch eineGeldstrafe genügend gesühnt zu haben. Ander« das FrankfurterAmtsgericht. Es will auS dem gleichen Geist heraus,aus dem der Staatsanwalt im ersten Prozeß wegen Wahlrechts»demonstratio», um ein Excmpel zu statuieren, eine Strafe von7 Monaten beantragte, gegen die Wahlrechtsdemonstranten nur mitFreiheit« st rasen vorgehen. ES werden gegen die Teilnehmeran der Kundgebung am Sonntag, den 13. Februar, die von derPolizei verhaftet worden find. Strafen von fünf Tagen und mehrfestgesetzt und zwar ohne mündliche Verhandlung, durcheinen Strafbefehl. Ein Schuhmacher, der nichts weiter getan hat. als nachder AuSeinandersprengung einer kleinen Zahl von BersammlungS-besuchern durch berittene Schutzleute seinem Begleiter die Worte:„hier-her, hierher" zugerufen hat, soll fünf Tage hinter schwedischen Gardinensein Verbrechen büßen. Dem Gericht ist es„offensichtlich", daßdurch da» eine Wort die Dispositionen der Polizei zur Herbei-führung der Ordnung und Sicherheit auf der Straße vereitelt undder vorgesprengte Trupp wieder gesammelt werden sollte. Natürlichwird in diesem wie in allen anderen Fällen mündliche Verhandlungbeantragt werden, denn durch die Aktenverfügung eines Assessorsoder Amtsrichters lasten sich WahlrechtSdemonstranten nicht ein paarTage ihre Freiheit nehmen._Der Hansabund.Der Gesamtausschuß deS Hansabundes war Dienstag vormittagin Berlin zu einer Sitzung zusammengetreten. Geheimrat Rießerwandte sich scharf gegen die namenlos einseitige Jntereffenpolitit desBundes der Landwirte: Die Gründung des Hansabund«« sei eineRorwendigkeit gewesen und ei» neuer Frühling fei damit angebrochen.Deutschland würde eS sehr schlecht gehen, wenn Handel, Gewerbeund Industrie sich nicht in Blüte befänden.Der neue Direktor de« Hansabunde», Oberbürgermeister a. D.Knobloch besprach die Vertretung de« Handels und der Industrie