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Dr. A. 27. IahrMg. Z. Keilaze Ks Lswiirls" Kerliim DslkdlM Mtw-ch, 2. M-! 1910. parte!- Hngelegenbeitcn. Biesdorf . Am Mittwoch, den 2. März, abends 8'/-> Uhr, bei Gustav Berlin, Marzahner Str. 24: Extrazahlabend. Stellung- nähme zu der am 9. März stattfindenden Gemeindewahl. Tegel . Morgen. Donnerstag, von abends 7 Uhr ab findet von den bekannten Bezirlslokalen aus eine Flugblattverteilung statt. Am Freitag. M 4. März, öffentliche Bersammlung in W. Trapps Festsalen, Bahnhofftr. 1. Agitiert für Mafienbesuch. berliner j�acbricdten. Tie Veräußerung des Scheunenviertelß bildete am Moittag den Gegenstand längerer Erörterungen in dem zum erstenmal zusammengetretenen Etatsausschuß. Ein gewisser Unwille kam zum Ausdruck, daß die im Schcunenviertel belegenen, der Stadt gehörigen Grundstücke nicht schon längst verschärft sind, denn die 8 Millionen, die das Gelände bewertet ist, kann in diesem Jahre die Stadt- Hauptkasse gut gebrauchen. Tie Verkaufsverhandlungen wegen Veräußerung von Grundstücken gingen sehr schleppend vonstatten, es müsse schneller und kaufmännischer verfahren werden. Zu diesem Ztvecke sei es nötig, daß eine Aenderung des bisherigen Zustandes eintrete. Es wurde der Antrag gestellt:Wir beantragen, zu beschließen, der Stadwer- ordnetenversammlung zu empfehlen, den Beschluß vom 25. Februar 1909 dahin zu ändern, daß der Verkauf des freigelegten Terrains des sogenanntenScheunenviertels " ausschließlich in die Hand einer dafür einzusetzenden Kom- Mission von fünf Mitgliedern gelegt wird." Dieser Antrag, der mit 8 gegen 7 Stimmen Annahme fand, ist unzulässig. Nechtswirksam sind nach der Städteordnung nur Beschlüsse, die von beiden Körperschaften, Magistrat und Stadtvcrord- netenvcrsammlung, gefaßt sind. Diese beiden Behörden können nicht, wie das im vorliegenden Falle verlangt wird, ihre Rechte und ihre Verantwortung ohne weiteres delegieren. Das wurde in der Sitzung auch geltend gemacht. Vom Ma» gistrat wurde betont, daß er sich wohl bemühe, die Grund­stücke im Scheunenviertel zu verkaufen, aber man wolle, wenn irgend möglich, gleich auf einmal das gesamte Gelände los- schlagen. Erreiche man dabei, daß der Käufer die Bedingung eingehe, große, mit allem Komfort ausgestattete Wohnungen zu bauen, so käme das der Stadt auch noch in der Weise zw gute, als man steuerkräftige Einwohner nach Berlin ziehe. Von sozialdemokratischer Seite wurde bemerkt, daß eine Aenderung des jetzigen Zustandes, nach der die Scheunew viertelromnussion d:e vorbereitenden Schritte zur Ver» äußerung der Grundstücke tun soll, nicht nötig sei. Wenn der Wille da sei, können Magistrat und Stadtverordnete auch sehr schnell arbeiten. Uebrigens müsse man denn ver kaufen? Die Stadt könne ja selber bauen, wie das schon ver schiedene Städte getan. Natürlich fand die letztere Anregung keine Gegenliebe, worauf bei unserer Hausbesitzermehrheit vonvornherein nicht zu rechnen ist. Auf allgemeinen Widerspruch stieß die Mitteilung des Magistratsvertreters, daß ein Teil des Geländes im Scheunenviertel auf eine gewisse Zeit an Hagenbeck verpachtet werden solle. Davon wollte niemand recht etwas wissen, so gern die Pachteinnahme genommen wird. Dann werde es in jener Gegend noch schlimmer werden. Schon jetzt klagten viele Geschäftsinhaber und Hausbesitzer über schlechte Ge- schöfte und große Verluste. Viele ständen vor dem Ruin. Der Verein der Berliner Wohnungsmieter hat folgendes Schreiben an den Magistrat gerichtet:Auf Grund des Be- schlusses unserer letzten öffentlichen Versammlung ersucht der Vorstand des Vereins Berliner Wohnungsmieter den Ma- gistrat der Stadt Berlin , für eine beschleunigte Bebauung des Scheuneuviertels zu sorgen, denn die um- und an- wohnende Geschäftswelt steht vor dem Ruin, weil Tausende von Kunden ihm entzogen sind. Wir bitten den Magistrat, das Gelände nach dem Vorbild anderer Städte in gemein- nütziger Weise mit Musterhäusern zu bebauen. Hierfür kämen drei Formen in Betracht: 1. die Form des Erbbau - rechts, die schon einmal unter dem Oberbürgermeister Hobrecht 1872 angewendet werden sollte, 2. die �orm des Wiederkaufrechts nach Ulmer System, 3. Bebauung in eigener Regie für Beanitenwohnungen." Wie wir schon oben dargelegt haben, besteht keine Nei- gung, auf diese Anregungen einzugehen. Die städtische BerkchrSdeputation beriet in ihrer gestrigen Sitzung die Veränderungen an dem Entwurf für die städtische Nord-Süd-Unterpflasterbahn, die in einer Länge von 7,9 Kilometern von der Seestraße aus mit den Haltestellen Gerichtstraße. Wedding , Schwartzkopff- straße, Jnvalidenstraße, Oranienburger Tor, Bahnhof Friedrichstraße. Behrenstraße, Leipziger Straße , Kochstraße. Hallesches Tor nach der Gneisenaustraßc führen soll. Die Veränderungen an dem von der Staatsbehörde genehmigten Projekt bestehen einmal darin, daß die Weidendammer-Brücke nicht mehr umfahren, sondern unmittelbar im Zuge der Friedrichstraße unterfahren wird, wodurch der Betrieb sich erleichtert und verbilligt und das Anschneiden von Grundstücken an der Brücke sich erübrigt, und ferner in der Veränderung des Endpunktes. Der jetzt gewählte Endpunkt läßt offen, welchem der vorliegenden Anträge auf Verlange- rung der Bahn, ob nach Westen(Schöneberg ), Süden (Tempelhof ) oder Osten(Rixdorf) später Folge gegeben wird. ?ln der städtischen Lagerhalle Am Humboldthafen soll ein dritter Kran mit 15 000 Kilogramm Tragkraft errichtet werden._ Ein altes Streitobjekt. Gegenwärtig ist das Tempelhofer Feld wieder Mittelpunkt eines Streites. EL wiederholt sich damit eigentlich ein Zustand, der lange Zeit bestanden hat. denn das Feld war schon in früherer Zeit Streitgegenstand zwischen den be- teiliaten Gemeinden und Behörden. Ursprünglich Feldmark des Dorfes Tempelhof und al» solche l3M bereits erwähnt, diente es seit 17W als Revue- und Manöverplatz für. die Berliner Garnison . Aber gegen diese Benutzung haben die Gemeinden stets protestiert und noch 1829 machte der Landrat v. Bandemer eine Eingabe an die Justizbehörden gegen die Benutzung deS Feldes zu militärischen Zwecken. 1826 wurden deshalb Verhandlungen mit Tempelhof ge- pflogen, die ergebnislos blieben, aber den FiSkus zum Ankauf von Ländereien auf der Feldmark bestimmten und 1839 zur Separation des Feldes führten, das seitdem den Truppen vorbehalten blieb. Schon 1836 wurde indessen ein Teil des Feldes wieder verkauft und es entstanden dort die Häuser Bellealliancestraße 5374. die Straße am Tempelhofer Berg usw. Auch hier gibt es also nichts Neues unter der Sonne, vielmehr wiederholt sich nur der alte Streit. Eine Kirchenstcuersache. Die Ehefrau des Magistratsbureau- Assistenten Vogt, die evangelisch ist, wurde für das Jahr 1906 von dem geschäftsführenden Ausschntz der Berliner Stadtsynode zur Kirchen- steuer herangezogen. Die Zustellung der Verfügung erfolgte erst am 11. September 1907; die Eheleute Vogl waren aber schon am 29. März 1997 von Berlin nach Nieder-Schönhauien verzogen. Bogt verlangte, indem er den vorgeschriebenen Jnstanzenzug ging, die Freistellung seiner Frau von der geforderten Steuer. Er machte prinzipiell geltend, daß die Erhebung der Steuer im September 1997 nicht mehr zulässig gewesen sei, weil erstens das Steuerjahr 1996, für das die Steuer erhoben wurde, bereits abgelaufen war, und weil zweitens die Er- bebiiiig der Steuer erst nach ihrem Wegzüge erfolgte. In letzterer Beziehung sei entscheidend, daß das Band zwischen dem Zensiten und der die Steuer erhebenden Gemeinde bereits zerrissen gewesen sei. Schon unter diesen Umständen sei die Steuererhebung nicht mehr zulässig. Das Oberverwaltungsgericht als letzte Instanz wieö aber die Klage ab und führte auS: Es handele sich hier um die Frage, ob zur Begründung der Steuerpflicht notwendig sei. daß der Wohnsitz des Zensiten in der Sleuergemeinde vorhanden sei zu der Zeit, wo die Steuerforderung durch Zustellung er­hoben werde. Das Gericht verneine die Frage. Die Steuer- Pflicht ergebe sich aus dem Gesetz. Für den Zeitraum, wo der Wohnsitz vorhanden ist, bestehe die Sleucrpflicht. Dagegen sei es unerheblich, ob der Wohnsitz noch zu der Zeit der Ver- anlag ung und Bekanntgabe vorhanden sei. Der Verwal- tungsali der Veranlagung könne unabhängig davon ergehen, ob der Wohnsitz schon aufgegeben sei. Zulässig sei auch, daß die Beran- lagung erst nach Ablauf deS RechiiungSjahrcs erfolgte, denn die Zensitin sei im Gegensatz zum Gesetz wahrend des Steuerjahres übergangen worden. Die spätere Heranziehung konnte deshalb er- folgen._ vom städtischen Jrrenwcsen. Die Deputation der städtischen Jrrenpflege beschloß in ihrer gestrigen Sitzung unter Vorsitz des Stadtrats Geheimen SanitätSrat Dr. Straßmann mit Rücksicht auf die Hilflosigkeit und schlechte Lage der aus den Irrenanstalten als geheilt Entlassenen, der Errichtung eines Fllrsorgeamtes näher zu treren und zunächst an einer Stelle versuchsweise>einen Beirat einzurichten, welchem auch Frauen an- gehören sollen. Diesem Beirat dürfte die Aufgabe zufallen, für die Unterbringung der entlassenen Geisteskranken und ihre Beschäftigung Vorsorge zu treffen und, so weit ihre Kranlheit mit dem Mißbrauch geistiger Getränke in Zusammen- hang steht, darauf zu achten, daß sie nicht wieder rückfällig werden. Das Einverständnis des Magistrats mit diesem Vorschlage soll ein- geholt werden. An der Beratung nahm auch Stadtrat Dr. Münster- berg als Vorsitzender der Armendirektion teil, die an erster Stelle finanziell und durch Inanspruchnahme ihrer Organe an der neuen Einrichtung beteiligt rst._ Zur Kostümfrage deS schwulen Peter schreibt unS unser GewährS- mann: Die Bemühungen des Herrn Fischbech, die Bekleidungsfrage des Peter möglichst harmlos erscheine» zu lassen, gehen fehl; sie scheitern an den Tatsachen. Genosse Hoffmann richtete die Frage an den schwulen Peter:Haben Sie in dieser Kleidung das Obdach besucht?", worauf Herr Fischbcck an Stelle des Gefragten selbst die Antwort gab:Neiit, die haben wir ihm gegeben, damit er hier erscheine» kann." Also nicht ans dem Grunde ist dem Manne in erster Linie die Kleidung gegeben worden, daß er sich um Arbeit bemüht, sondern daß er im Kuratorium sich vorstellen konnte. Daß Herr Fischbeck persönlich dem Peter die Kleidung(nicht nur Jackett, auch die tadellos weiße Wäsche usw.) gegeben hätte, ist nirgends behauptet worden. Ein schwerer Straßcnbahnunfall ereignete sich gestern abend gegen 7 Uhr an der Ecke der Seller- und Müllerstraße. Dort ver- suchte der 39 jährige Kaufmann Franz Schneekiot aus der Pslug- straße 17 uinnitteibar vor einem herannahenden Wagen der städtitchen Straßenbahnlinie Zentral-Vichhof Rudolf-Mrchow-Krankenhaus das Gleis zu überschreiten. Er wurde jedoch vom Borderperron erfaßt und so heftig zu Boden gestoßen, daß er besinnungslos liegen blieb. Der Vernngiückte wurde nach der Unfallstation in der Lindower Straße gebracht, wo erhebliche Quetschungen am Rücken und am Kopf und schwere innere Verletzungen festgestellt wurden. Nach An- legiutg von Notverbänden wurde Sch. nach dem Rudolf-Virchow- Kranlenhause übergeführt, wo er im bedenklichen Zustande danieder« liegt. Ein sonderbarer Heiliger scheint ein Herr Düsterwald, Alexander- straße 3. zu sein, der sich mit Herstellung von Blusen. Hauskleidern und dergleichen Dingen befaßt. Brachte da dieser Tage eine bei ihm beschäftigte Schneiderin Arbeiten zurück mit der Motivierung, keine Arbeiten mehr für das Geschäft anfertigen zu wollen. Das war der im Geschäft tätigen Tochter und der Frau des Herrn D. nicht recht, weshalb sie die Arbeiterin zur Rede stellten, weil sie anscheinend die Arbeit not- wendig gebrauchteir. Schließlich fand sich auch Herr Düsterwald ein:WaS, Sie wollen nicht arbeiten?" schnauzte er..die Sozial- demokraten sind eine faule Bande; wollen sich vom Staate ernähren lassen. Aufzüge in den Straßen wollen sie machen, Häuser demo- lieren. Ohrfeigen müßte man Siel? Das waren die Wutausbrüche diese« offenbar recht nervösen Herrn. ES genügt, wenn wir die Aeußerungen niedriger hängen, sie kennzeichnen sich selbst. Die freie Bereinigung sclbstündiger Schuhmacher des Halleschen Tordezirks richtet an ihre Kundschaft folgende Bitte: .Jeder Handwerker, jeder Arbeiter hat seine begrenzte Arbeits- zeit, Sonnabend sogar em bis zwei Stunden früher Feierabend, sollte eS in unserem Gewerbe nicht möglich sein? ES ist möglich! Darum richlen wir an Sie die Bitte, bringen Sie die zu reparierenden Stiefel möglichst anfangs der Woche, aber spätestens bis Freitag, wenn sie dieselben bis Sonnabend abend noch haben wollen, dann kann sich der Schuhmacher die Arbeit besser ein- richten und Sie haben den Vorteil, daß die Stiefel(wenn der Schnh- macher am Sonnabend nicht so überlastet ist) besser und gewissen- hafter wieder hergestellt werden. Folgen Sie bitte diesem unseren Mahnruf, und Sie werden stets einen dankbaren Schuhmacher haben. Auffindung einer Frauenleiche. Am Schiffbauerdamm wurde Dienstag nachmittag aus der Spree die Leiche einer Frauensperson aufgefischt, deren Kopf ganz blutig war und Verletzungen aufwies. Die Leiche wurde nach dein Schau- Hause gebracht, dieselbe scheint mehrere Tage im Wasser ge- legen zu haben. Nähere Einzelheiten fehlen bis zur Stunde. Kafino-Theatcr. ,.V e r l i n bei Nacht" ist eine Lokalpoffe be- titelt, die allabendlich im Kasino-Theater in Szene geht. Sie ist von Herrn G. Schätzler- Perasini eigenS zusammengestellt. Den Frauenrechtlerinnen ist in dem Stück eine keineswegs beneidenS« werte Rolle zugedacht. Die Frau eine» Margarinefabrikanten aus Prenzlau , die mit ihrem Manne zum Besuchs des Schwieger- sohnes nacb Berlin gekommen war, will mit ihrer Tochter einen Kongreß der Frauenrechtlerinnen besuchen, gerät aber durch die Unvorsichtigkeit eines betrunkenen Kutschers in ein falsches Lokal.! In dieses Lokal hatte» sich inzwischen die für de» Abend von den Frauen verlassenen Männer mit einem zukünftigen Schwiegersohn begeben, um einen Witwenball mitzumachen. Die verschiedenen drolligen Situationen in Verbindung mit den am anderen Morgen folgenden.Aussprachen' brachten die Lachmuskeln der Zuhörer in' lebhafte Bewegung. Das bekannte Personal mit Direktor Berg an der Spitze tat, was eS konnte. Der Berliner Arbeiter-Radfahmbund hat am Sonnabend in der Neuen Welt" ein Fest abgehalten, bei dem er ein Fahrrad verloste. Angesichts des UmstandeS, daß eine große Zahl Festteilnehmer das Fest frühzeitig verließen, aber Interesse haben, wer der glückliche Geivinner des RadeS geworden ist, bittet uns der Vorstand mitzu- teilen, daß Herr Richard Rusile, Mitglied der 1. Abteilung deS Vereins, auf die Nr. 43 das Rad gewonnen hat. Treptow -Sternwarte. In die Vulkanwelt am Kiwusee führt der Vortrag:..Auf Zentralafrikas Feuerbergen", den der geologische Begleiter des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg, Egon Fr. Kirschstein, am Donnerstag, den 3. März, abends 8 Uhr, im großen Vortragssaal der Treptow -Sternwarte hält. Die Schilderungen des Forschers werden durch eine große Zahl farbiger Lichtbilder erläutert. In Schnee und Eis erstarrte Berggipfel und dampfende Vulkanschlünde, die einen interessanten Einblick in das gcheimnis- Polle Walten der unterirdischen Kräfte gewähren, wechseln in bunter Reihenfolge mit Urlvaldszenerien und Bildern von Land und Leuten ab, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung mit heiteren Episoden und tiefernsten Erlebnissen. Fast volle 7 Monate hat der kühne Forscher in der rauhen Wildnis der Berge zugebracht und als erster Europäer sämtliche acht Virunga-Vulkane bestiegen, die bekanntlich jetzt der Gegenstand diplomatischer Verhandlungen zwischen Deutschland , England und Belgien bilden. Arbciter-Saumriter-Kolonne. Heute abend 9 Uhr 5. Abteilung in Rixdorf bei Knushold, Erkstr. 8. Morgen Donnerstag 3. Ab- tcilung in Schöneberg bei Wieloch, Grunewaldstr. 82, und 4. Ab- teilung in Lichtenberg bei Beckmann, Samariterstr. 82. Vortrag iu allen Abteilungen über: Gefahrdrohende ÄrankheilLzustände mit«lach-- folgenden praktischen Uebungen. Vorort- JVaebriebtem Die Gemeindcwahlbewegung. Zehlendorf (Wannseebahn ). Äuf eine lebhafte Wahlbewegnng bei der Geineindcwahl haben«vir uns diesmal gefatzl zu machen. Der Kuhhandel darüber, welchem von den neuen kommunalen Vereinen diesmal die Kandidaten zufallen sollen, ist schon seit vier Monaten in vollem Gange, aber noch ist eine Einigung nicht erzielt worden, und die letzten Verhandlungen der vereinigten Wahllommissionen sind wieder resultatlos verlaufen. Demgegenüber steht die Arbeiterschaft völlig gerüstet. Mehrere Ge- nassen haben ein aufklärendes Flugblatt verbreitet, das das unfrucht- bare Arbeite» der bisherigen Gemeindevertretung beleuchtet. Dieses Flugblatt hat ein Kampfhähnchen auf den schnurrigen Gedanken ge- bracht, sich imZehlendorfer Anzeiger" die ersten Sporen im Kanipfe gegen die Sozialdemokratie zu verdienen. Zu der am Sonn- abend einberufenen Wählerversammlmig konnte der Herr jedoch trotz der schriftlichen Einladung unserer Genossen nicht erscheine«!. In dieser sehr zahlreich besuchten Versammlung entivickclte der Landtagsabgeordnete Genosse Leinert an Stelle des durch Krankheit verhinderten Genossen Liebknecht ein Bild von der Rückständigkeit unserer Landgemeinden, die sich nicht entfalten können, weil sie in die Klammer der Landratsaussicht eingespannt sind. Wohl gibt e» trotzdem auch Gemeinden, in denen die Anfänge zur Verwirklichung von Kulturaufgaben zu sehen sind, aber im allgemeinen zeigt doch daS Gesamtbild, daß erst dann hiermit Ernst gemacht wird, wenn die Sozialdemokratie in die Gemeinden einzieht. In der Diskussion gab zunächst Genosse Göhre zu. daß einige geringfügige Anläufe zur Lösung von Kulturaufgaben in Zehlendorf allerdings gemacht seien. Sie sind aber so unbedeutend, daß sie gegenüber all dem, was man an Vorteilen für die besitzenden Klanen schaffe, gar nicht ins Gewicht fallen. Eingehend auf die Tätigkeit der bisherigen Gemeindevertretung verglich es diese treffend mit einem OninibuS, der mit 18 Pferden bespannt sei. Hiervon wolle aber die eine Hälfte", die anderebott". Der Kutscher aber, der Gemeinde« vorstand, säße auf dem Bock und hätte Zügel und Peitsche verloren und wisse sich nicht zu helfen. Die Herren Weber und Schnabel , als voraussichtliche bürgerliche Kandidaten, äußerten sich in zustimmendem Sinne. Sie meinten, unsere Forderungen eben- falls vertreten zu können. Dazu brauche eS also keiner Sozial- demokraten. Demgegenüber wies Genosse Ulm »nit aller Ent- schiedenheit darauf hin, daß, selbst wenn man den besten Willen bei den Herren voraussetze, sie einfach nicht imstande feien, die Arbeiter- schaft zu vertreten, ihnen fehlt zu allem der klare Blick für die pro- letarischen Verhältnisse. Diese Auffassung wurde vom Genossen Kutta noch unterstrichen, der an einer ganzen Reihe von Beispielen das Arbeiten der bürgerlichen Wahltommisstonen beleuchtete. Auch Herr Brutschke war nn wesentlichen mit dem Referenten ein- verstanden. Als Kandidaten wurden ohne Widerspruch für den Süd- bezirk die Genossen Göhre und Jäkel, für den Norddezirk Genossen Kutta nnd Ulm aufgestellt. Tue nun jeder bis zur Wahl seine Schuldigkeit, dann wird der Sieg nicht ausbleibe««.! Lankwitz . Die Ersatzlvahl für die S. Klasse zur Gemeinde- Vertretung findet am Dienstag, den 8. März, von 111 und 37 Uhr statt. Parteigenossen I Nutzt die kurze Zeit gut auS und sorgt für den Sieg unseres Kandidaten, Maurer Otto Franke . Die Wahl findet in der Turnhalle des Real- gymnasiums statt. Freitag, den 4. März, abends 8 Uhr, findet eine öffent« liche Konimunallvählerversammlung im Restaurant Schulz, Mühlen- straße, statt, in der Genosse Grauer überDie Sozialdemokratie in der Kommune" referieren wird. Genossen I Sorgt für Massenbesuch der Versammlung. Schmargendorf . Die Zustände im hiesigen Gemeindeparlamei«t wurden in einer an« Monlag tagende» öffentlichen Versammlung beleuchtet. Nach einem beifällig aufgenommenen Referat des Ge- nossen Maß kennzeichnete Genosse Weigert den Versammelten das persönliche Regiment deS hiesigen GemeindevorsteberS. Bon den zurzeit in der Gemeindevertretung sitzenden bürgerlichen Verlretcrn habe sich noch kein einziger zur Opposition gegen diesen Herrn auf« geschwungen. Trotzdem die bürgerlichen Vertreter schriftlich zu der Ver- sammlung geladen«oaren, war keiner derselben erschienen. Herr Dr. Nathan hatte sich wieder schrtftlich entschuldigt. Selbst hatte er sich bei der letzten Wahl als den richtigen Mann bezeichnet, der im Parlainent aufiäumen wollte. Ein Antrag«nserer Genossen auf Erhöhung der Zahl der Gemeindevertreter fand Herrn Dr. Nathan« Beifall. Als es jedoch in der Gemeindevertretung zur Abstinimung hierüber kam, stimmte Herr Nathan gegen den Antrag. Genosse Hildebrandt entwickelte hierauf unser Komuiunalprogramm; er wies darauf hin, daß es unbedingt notwendig fei, Sozialdemo- kraten in die Gemeindevertretung zu wählen. Als Kandidaten wurden die Genossen Buchdrucker Viktor Werger und Ingenieur Paul Hildebrandt aufgestellt. tlchtenai«. Unsere Tätigkeit in der Gemeindevertretung lautete herna, über welches der Gemeindevertreter Genosse Max Tobias i» einer öffentliche» Gemcindeivählerversammlung am Sonntag referierte. Redner gab in großen Zügen ein Bild von den Arbeiten und dem Wirken unserer drei Verlreter der dritten Klasse. Sie haben sich redlich gemüht, die Interessen ihrer Wähler ivie auch die Gesamtinteressen der Gemeinde«vahrzunehinen, allerdings fei ihre Arbeit teilweise dadurch illusorisch gemacht worden, daß eine gewisse Clique, die im BerschönerungSverein ihre Stütze findet und die Gemeinde al» milchgebende Kuh betrachtet, alles getan hatte, um das niederzureißen, was mit Mühe