Eisenbahnkarten I. Klasse, gegen deren Bezahlung zwar.aber nicht gegen deren Benutzung, wie die unzähligen Frei-karten beweisen, die besitzenden Klassen eine weit verbreiteteAntipathie haben. Wir könnten noch eine lange Reihe vonLuxnssteucrqucllen anführen, deren Erträgnisse doch nurgering wären. Der Grund liegt darin, daß, abgesehen vonanderen Umständen, die Zahl der Luxusausgaben in erheb-lichcm Maße sich gönnenden Leute im Deutschen Reiche eineverhältuißniäßig geringe ist, und bei diesen steht der Luxus-konsum keineswegs im Verhältnisse zu ihren Einnahmen,man kann eben nicht Hunderttausende in Kaviar undHummern, in Sekt und Austern anlegen, auch wenn mansich alljährlich in Karlsbad seinen Schlemmermage»wieder in Ordnung bringen läßt. Die Stumm, dieKrupp, die Pleß, Radziwill, Bleichröder und Rothschildwürden durch Luxussteuern noch so einschneidender Artsicherlich auch verhältnißmäßig weniger stark getroffenwerden, als die armen Weber und Bergleute durch dieKornzölle. Wohl werden auch ganze große Vermögen, wiedas Manteuffel'sche, verjubelt und könnte man deshalb ein-wenden, hier böten sich für die Luxussteuern ergiebigeSteuersubjekte. Doch auch das glauben wir nicht. Herrvon Maltzahn ist jedenfalls viel zu keusch, als daß sich seineGedanken sich zu einer Besteuerung der holden Weiblich-keit, vor allein der Balletcusen, versteigen könnten. Auchan eine Besteuerung des Hazardspieles ist nicht zu denken,da es durch das Strafgesetz verboten ist.Die Luxussteuern werden aus mannigfachen Gründenim Deutschen Reiche geringere Erträgnisse abwerfen, wie inEngland und Frankreich, sie werden kaum ein Zehntel derneuen Mehrauslagen, kaum ein Fünfzigstel der Aufwailds-steuern und Zölle überhaupt einbringen. Da das Volk sichbeute auch nicht mehr so leicht Sand in die Augen streuenläßt, so werden sie auch dann, wenn die deutsche Bourgeoisiesich zu diesem.Opfer' verstehen sollte, ihren Zweck ver-fehlen: sozial versöhnend zu wirken.Volikifche Xleb-rNckk.Berlin, den 1. Juni.Das beste Pulver. Aus Rotterdam wird unsunterm 30. Mai geschrieben:Gestern fand hier eine öffentliche Versammlungstatt mit der Tagesordnung: Die deutschen Reichstagswählen und ihr» internationale Bedeutung.Es wurde einstimmig beschlossen, den Generalrath dersozialistischen Partei der Niederlande auf-zufordern, im ganzen Königreiche eine Sammlung für dendeutschen Wahlfonds zu veranstalten. Eine Teller-sammlung wurde sogleich veranstaltet.Ein Bravo den wackeren Arbeitern von Rotterdam!—Halbamtliche Stimmungsmache gegen das allgcmeine Wahlrecht. Die„Volks-Zeitung* will vongut unkerrichteter Seite erfahren haben, daß auf Betreibeneines höheren Beamten zur Zeit in Berlin eine Petitionan den Kaiser vorbereitet werde, in welcher die Abschaffungdes allgemeinen, gleichen, direkten, geheimen Wahlrechts fürden Reichstag gefordert werden soll. Es wird beabsichtigt,die Unterschriften derartig zu sammeln, daß als Unter-Zeichner lediglich„unabhängige", den Bürger- und Arbeiter-tlassen angehörige Personen(nicht Beamte) zugelassenivcrden, damit die Petition den Anschein einer„frei-willigen" Kundgebung„aus dem Volke" tgewinnt. WeitereMittheilungen über dies reaktionäre Musterplänchen be-halten wir uns vor. Ist die„Volks- Zeitung"wirklich gut uuterrichtet, so handelt es sichbier um ein nettes Plänchen, das am besten durchdie Urheberschaft eines höheren Beamten gekennzeichnet ist.Ob dieser höhere Beamte als Beauftragter von noch höherenStellen handelt, läßt sich natürlich nicht beurtheilen, liegtaber nicht außerhalb des Bereiches der Möglichkeit. Socharakteristisch das nette Plänchen für unsere Bureaukratieist, so bezeichnend ist es auch für ihre Gesetzeskcnntniß. Wassoll der Kaiser selbst beim besten Willen innerhalb desRahmens des Gesetzes mit einer solchen Petition ansangen?Da er sich sagen muß, daß diese Petition mit semen be-Sie hatte die Welt durch eine gefärbte Brille angesehen,geglaubt, daß ihre Empfindung auch die aller übrigenMenschen wäre. Die Männer wenigstens mußten ganzanders fühlen und denken. Wäre ihr Gatte sonst nicht zurBesinnung gekommen, ehe dieses neue, ihn und seine Gattindemüthigende Gefühl so viel Unglück anrichtete?Sie irrte. Er war zur Besinnung gekommen, wennauch nur auf Augenblicke. Tann hätte er sich selbst zer-fleischen mögen. Er hatte sich nie viel auS den Frauen ge-macht. Welche Fehler ihm auch anhafteten— und es warenzumeist die seines Standes—, er war eine reine, keuscheNatur. In der Jugend hatte er, wie alle jungen Leute, hierund da ein bischen geschwärmt, getändelt, aber seit seinerVerheirathung keine andere Frau als die seinige, mit derihn wahre Herzensneigung verband, auch nur angesehen.Freilich hatten die Jahre das Gefühl ernüchtert, aber erverlaugte nach nichts anderem, er war befriedigt, sein Lebendurch seinen Beruf, seine Familie, seine staatsbürgerlichenPflichten reichlich ausgefüllt. Wie konnte es denn nur ge-schehen, daß durch ein Paar schöne Augen eine ihm selbstunbekannte Saite in seiner Brust plötzlich zu vibriren be-gann, die Bewegung sein ganzes Wesen mit ergriff und inso rasende Schwingung versetzte, daß seine sittliche Kraftnicht ausreichte, sie zur Ruhe zu bringen?Er hatte mit sich gekämpft— und Kämpfen ist alles— der Sieg ist Gnade der Götter!—An Valeska hatte Frau von Kries in dieser langenZeit wenig gedacht. Die Verhaftung Oettingers undseinen Transport nach der Kreisstadt hatte sie von DoktorZöllner mit lebhaftem Bedauern vernommen, aber dienäherliegende, l Sorgen drängten die Sachen wieder in denHintergrund.Als indessen der Kranke jetzt entschieden den Weg derGenesung beschritt und der Arzt ihn für vernehmungsfähigerklärte, erinnerte sie sich deS genchtlichen Versahrens.welches in der Sache noch bevorstand und der beiden Un-glücklichen, die daS Opfer jenes AbendS geworden. DoktorZöllner wußte keine Auskunft über sie zu geben, er hattevon Valeska seit dem Abschied in Neukirch nichts gehört.Zum ersten Mal fragte sich Frau von Krie», wie dieschworenen Pflichten im Widerspruche steht, so kann er sienur als schnödeste Beleidigung betrachten.Diese Petition wird auch nur dann überhaupt in dergewünschten Form zu stände kommen, wenn die Fabrikantenes an sanftem Druck auf die Arbeiter nicht fehlen lassen.Als ein Anzeichen der sich zu einem großen Schlag rüsten-den Mächte der Reaktion wird diese Petition jedenfalls zubetrachten sein. Vielleicht aber genügt das frühe Bekanntwerden dieser Pläne, daß ihre Durchführung vereiteltwird.—Helfe tvaS helfen kann. Auch auf den Lehrer-tagen wird die Lärmtrommel gerührt für die Militär-vorläge. Aus dem westfälischen P r o v i n z i a l-Lehrer-tage versuchten sich, wie der„Volks-Zeitung" gemeldetwird, in dieser Weise der Ober-Regieru»gsrath v. L u p k eund in noch markanterer Weise Herr Hauptlehrer B ü l o wBochum.—Ter Hnenelinge Oeberster hat sich interviewenlaffen und soll zu dem Interviewer der„DeutschenWarte" gesagt haben:„Ich halte meine Kandidatur in N e i s s e für ganzaussichtslos. In diesem Kreise wie in ganz Oberschlesienbeherrschen die G e g n e r der Militärvorlaye vollständig dieSiluation. Ich bin eben aus Neisse zurückgekehrt, wo mirBauern, die sonst auf mein Wort was geben, gesagt haben:„Es thut uns leid, aber wir werden gegen Sie stimmen."Der Bauer läßt sich nur von dem emen Beweggrunde leiten,daß die Militärvorlage neue Lasten mit sich bringt. InG l a tz hat man mich aufgestellt und. wie ich überzeugt bin,ebenso aussichtslos. In meinem bisherigen WahlkreiseBreslau-Neumarki bin ich zurückgetreten. Die Konser-vativen haben es für gut befunden, sich dem vom Bunde derLandwirlhe aufgestellten Kandidaten anzuschließen, ob sie aberden Grasen Liuiburg-Slirum durchbrnigen werden, scheint mirsehr zweifelhaft.'Diese Ausführungen beweisen eine solch e i n d r i n g-liche Erkennt« iß der Lage, daß wir vorläufigdaran zweifeln, daß der von Huene wirklich so gesprochenhabe.—Ganz verworrene Zustände herrschen im bayerischenZentrum. Ihr Hauptorgan, das„Münchener Fremdemblatt", hört plötzlich zur größten Neberraschung der— Re>dakteure und der Partei zu erscheinen auf. Dem Verlegerrentirte sich daS Blatt der„stärksten Partei des Landes"nicht mehr. Nachdem Hundertlanseude vergeblich geopfertwurden und das Blatt trotzdem von Monat zu Monat anLesern verlor, läßt die erzkatholische Manzgesellschast,der Verlag, das Blatt mitten in der Wahlbewegung ein-gehen. Da mögen schöne Dinge hinter den Koulissen vorgegangen sein. Mit dem Zentrum geht es in Bayern rasendschnell bergab.—Der rehabilitirte Fusangel? Wie es im Zentrumdrunter und drüber geht, wie die Freunde von gestern heuteals„Wind'-Beutel behandelt werden(siehe Matuschka), dassehen wir Heuer recht deutlich. Aber auch den eben erstGeboykottelen, denen der„Engel des Zentrums", HerrLieber, das Paradiespförtlein ultramontaner Herrlichkeitmit feurigem Schwerte gesperrt hat, blüht nun Heil undFreude. Ueber F 11 s a n g e l, dem ein offizieller Zentrunisrandidat entgegengestellt werden sollte, meldet das amtlicheParteiorgan, die„Germania" vom 1. Juni:„In einer zu Hagen stattgehabten Bersammlung vonZentrums Wählern des Rcictistagswahlkreises Arnsberg-Meschede-Olpe wurde Herr Ehefredaktelir Fusangel ein-stimmig zum Reichsragskandidaten prokla«in i r t. Herr Fusangel präzisirte kurz seinen Standpunkt alsZentrumsmann und erklärte u. a. unter dem lebhaftestenBeifall der Versammelten, daß er, so lange er dem Reichstageangehören werde, stets gegen jede Vermehrung der Volkslasteii,also auch insbesondere gegen Militärvorlagen von der Art derjetzigen sein Votum abgeben werde.— Es wird ein in derVersammlung beschlossener Wahlaufruf für Herrn Fusangel er-scheinen."Das klingt erstaunlich objektiv und freundschaftlich. GegenSchorlemer-Alst erklärt dasselbe Blatt:„Selbstverständlichmüssen Schorlemer'sche Gegenkandidaten gegen Zentrums-kandidaturen allenthalben un d so lange bekämpft werden,als solche ans Tageslicht treten, und wenn Herr von Schor«lemer einmal am Berichtigen ist, dann sollte er endlichauch die von der„Köln. Ztg." und anderen KulturkampfAussagen ihres Gatten lauten, ob sie mit Valesta's Berichtüberelnstimmen würden? Mit ihm darüber zu sprechen,verbot ihr ihr Zartgefühl. Er selbst fing nicht davon an.In der vierten Woche nach Ostern erschien ein Affefformit einem Schreiber aus der Kreisstadt, um Herrn vonKries zu vernehmen. Das ganze Haus gerieth in Aufregung.Frau von Kries befand sich wie im Fieber. Fräulein Adele,die sofort für einen den: Hause und der Gelegenheit ange-messenen Imbiß sorgte, Roja und das Kind Elfriede dachtenmit Genugthnung daran, daß jetzt der verabscheuungs-würdige Aufwiegler seinen Lobn für den Mordanfall aufihren Bruder und Vater erhalten und Valeska Sterndiesem Menschen, für den sie viel zu schade, nun natürlichden Lauspaß geben würde. Agnes, die dem Herzen derMutter in der langen Krankheitszeit näher getreten, warvon dieser, unter möglichster Schonung des Vaters, in denHergang, doch ohne Nennung deS wahren Motivs, ein-geweiht worden.Die Aussage des Inspektors, der gleich in der erstenWoche ein! Vorladung aus das Kreisgcricht erhalten hatte,war von keinem Belang, da er erst im Augenblick, als derSchuß gefallen, auf dem Schauplatz erschienen war. AndereZeugen, außer Valeska, gab es keine. Die ganze An-gelegenheit war wiederholt im Kreisblatt in der gehässigstenWeise für Oetlinger besprochen worden, die ganze Umgegendvoll davon.Herr von Kries hatte seine Frau gebeten, bei demVerhör zugegen zu sein. Seine Aussage stimmte mit derValeska's aus ein Haar. Wie er in die Jnspektorwohnunggekommen, hatte er nicht nölhig zu motiviren. Er war derHerr und konnte überall eindringen. Es wurde ihm des-wegen auch keine Frage vorgelegt. Sein Zorn darüber,einen Menschen auf seinem Grund und Boden zu betreffen,der da? Landvolk gegen den Großgrundbesitz aufwiegelte,motivirte sich von selbst. Allein er verschwieg nicht, daßder Eindringling sich in höflichster Weise bei ihm ent-schuldigt, er ihn jedoch gröblich beleidigt und die Forde-runa provozirt habe, deren Zurückweisung von seiner Seiledie Ursache der Katastrophe geworden sei.(Fortsetzung folgt.)blättern fortwährend wiederholte Behauptung dementiren,daß er die G e g e n k a n d i d a t u r seines Sohnes, desLandraths von Neuß, in diesem alten Neußer Stammsitzedes Zentrums billige, begünstige u. dgl. Wer demZentrum Wahlkreise entreißen will, ist ein Feind desZentrums, und wer dazu hilft, doch auch. Wir hoffen alsoauch in dieser Beziehung auf ein baldiges Dementiund wünschen überhaupt ein baldiges Ende aller dieserWirren!"Die ultramontane„R e i ch s- Z e i t u n g" in Bonnschreibt gar:„Uebrigens trotz alledem und alledem steht der Herr GrafMatuschka in unfern Augen noch höher als Freiherrv. Schorlemer. Der Herr Graf giebt doch ehrlich und gerade-aus seinen Standpunkt her: Vernichtung des Zentrums,v. Schorlemer aber behauptet jetzt noch, er stehe auf demBoden des Zentrums und bemüht sich dabei aus allenKräften, das Zentrum zu ruinircn; aber freilich, würdev. Schorlemer sich so offen aussprechen wie Graf Matuschka,dann behielte er in Westjalen nur noch eine Handvoll katholischerAnhänger."Trotzalledem aber bröckelt er noch immer nicht, der„feste Thurm" des Zentrums!—Die Schulen am 1». Juni nicht geschlossen. Zuder auch von uns gebrachten Meldung, daß am 15. Juni,am Tage der Reichstags-Wahlen, sämmtlicheSchulen geschlossen bleiben sollen, bemerkt die„Post":„Ob eine solche Verfügung in anderen Bundes-staatcn ergangen ist, ist uns nicht bekannt, für das König-reich Preußen besteht sie nach unseren Informationennicht. Es ist auch nicht recht ersichtlich, was dazu Ver-anlassnng geben könnte, da die Lehrer auch außerhalb derSchulzeit"hinreichend Gelegenheit haben, ihr Reichstags-Wahlrecht auszuüben. An einzelnen Anstalten mag wohlder Unterricht ausfallen, weil ihre Räume als Wahllokalebenutzt werden."—Die Briten erweitern ihr Kolonialreich, ohne vielWesens und ohne den kolonial-deutschen Reklame-lärm zu machen. Am 1. April hat der britische General-konsul m Sansibar Uganda, die ehemalige ProvinzEmin Pascha's, annektirt, indem er daS Land unterbritischen„Schutz" stellte.—Im englischen Nnterhause wurde ein von Golds-worth beantragtes Amendement zum Paragraphen 3, welchesdie Aufhebung deS Postens des Vizekönigs von Irland be-zweckte, mit 2L5 gegen 219 Stimmen abgelehnt. Gladstonehatte das Amendement bekämpft.—„Wilde" Beschlüsse. Die liberale Frauen-Vereinigung Englands, der Lady Gladstone sechsJahre vorstand, hielt unter dem Vorsitz Lady Lberdeenseine Sitzung ab, worin beschlossen wurde, die politischeGleichstellung der Frau zu fordern. Unsere teut-scheu„liberalen" Philister zittern vor diesen natürlichenund gerechten Bestrebungen, die sie aus ihrem Dusel un-gemüthlich aufstören.—Frankreich. Der C o n st a n S lauert schon wieder aufeinen Riinisterposten. Er soll die nächsten Wahlen„machen",er der Gewaltmensch, der Polizeiherr, der Feind dersozialen Demokratie. Wie die Blätter melden, wirdConstans in seiner demnächst zu haltenden Wahlredefolgendes Programm aufstellen: Die Republik muß allen,die sich ihr aufrichtig anschließen, offen stehen; die Schaffungeines Gesetzes gegen die Ausschreilungen der Presse undeines Gesetzes gegen die Mißbräuche der Arbeitersyndikatc;die Aufrcchterhaltung des Schul- und MUitärgesetzes untertoleranter Anwendung desselben.Die Kommission der Deputirtenkammer, welche mit derVorberathung des Antrages beauftragt war, nach welchemder Staat die 50 000 Fr., welche Vtafto seinerzeit Rouvierfür die geheimen Fonds gegeben hatte, zurückzahlensolle, beschloß mit 4 gegen 3 Stimmen, daß Rouvierselb st diese Summe zurückzuzahlen habe.Der bekannte französische Polittker Jules Simonerklärte in einem Interview:„Heule stehcn die Dinge genau so. wie sie damals(1890)standen, und Sie können«S laut in all« Welt verkünden:Frankreich will keinen Krieg— weder dt« Re-gierung, noch die Kammer, noch die Bevölkerung. Zunächstdie Regierung. Was E a r n o t persönlich anlangt, so ist garkein Wort darüber zu verlieren. Ich bin ein Freund seinesVaterS gewesen und kenne ihn selbst von Kind auf. Ich weiß, daßer an den Krieg nicht denkt und nie gedacht hat. Sein Ministeriummuß nolhgedrungen von denselben Gesinnungen inspirirt sein, wieer selbst,«der auch, ganz abgesehen von den Persönlichkeiten,alle kriegerischen Gelüste sind mit einer Regierung, wie sie inunserer Republik destehi, unvereinbar. Der Präsident, welcherso ohne weiteres den Krieg erklären wollte, würde seine Stelleriskiren und könnte sich nur im Fall eineS glänzende!» Siegesbehaupten. Die Regierung ist mit inneren Angelegenheitenviel zu sehr beschäftigt, um an die Herausbesctiwörung äußererVerwickelungen zu denken. Wir haben freilich Macht und An-sehen, die wir 1871 verloren, wieder zurückerobert. Aber allesdies durch moralische Mittel, deren wir uns auch späterhinallein bedienen werden, wenngleich wir jetzt wieder eine Armeehaben, die allen übrigen Armeen Europa's zum mindestengleichkommt."Was sagen unsere blutrünstigen Chauvi-n i st e n zu dieser Darlegung, die ihnen freilich gegen denStrich geht? Hätte I. Simon Melinitbombenund Bretterbaracken k lo. Boulanger geredet,schlachteten sie das Interview sicherlich für ihre geliebteMilitärvorlage aus.—Einen neuen Pump, um nicht hinter den Groß-staaten zurückzubleiben, will der griechische Staat,der bis über die Ohren in Schulden steckt, aufnehmen.60 Millionen Mark sollen geliehen werden. Und der Bankrottrückt immer näher.—Die Deichstagswahlen.Offizielle sozialdemokratische ReichStagSkandidaturen.Kehdingen- Neuhaus(19. haimüoerschn Wahlkreis):I. H. Schmalfeld in Geestemünde.Bürgerliche Kandidaturen. Liegnitz-Soldberg.Hayn au: Rechtsanwall Kauffmann in Berlin(FP), Zweiteroldenburgischer Wahlkreis: Siemens(Vg). Zweiteranhaltischer Wahlkreis: Dr. Georg Krieger inLeipzig tdeulschfreis). Münch en II: Gutsbesitzer Selmayr(liberal). Wanz leben: Professor Dr. Gusserow(deutfcii-freisinnig). Oppeln: Herzog von Ratibor. ein krneneli»«Düren:«ras Hompesch(Z). Gras Mirdach-Harff. ein Hmn.I.nZ.