GcwerkfcbaftUchce- 8cbarfmachcr-Hloblfabrt. Bor wenigen Tagen erst ist die G e r r e s h e i m e r Glas Hütten- Aktien- Gesellschaft durch das Düsseldorfer Landgericht„im Namen des Königs" durch Gc- richtsurteil darauf hingewiesen worden, daß ihre klug aus- gedachte„Wohlfahrtseinrichtung", die darin bestand, den Ar- beitern durch Lohnkürzung eine„Spareinlage" in derselben Höhe zu gewähren und dies durch eine einfache Lohneinbehal- tung zu Wege zu bringen, gesetzlich unzulässig ist, und jetzt versucht sie s ch o n w i e d e r dasselbe, nur auf einem anderen Wege. Durch Anschlag an das schwarze Brett wurde den Arbeitern jetzt das Folgende bekanntgemacht: An unsere Glasmacherl Nach einem Urteile des Landgerichts haben die Arbeitnehmer das Recht, ihre Spareinlagen zurückzufordern. In Verkennung des Sachverhalts sieht das Ge-- richt dieselben als einen Teil des Lohnes an, während— wie auch das Gewerbegericht verschiedenfach entschieden hat— es sich um freiwillige Zuwendungen handelt.(??) Ter durch diese Entscheidung des Landgerichts die Be- dingungen der Rückzahlung eine wesentliche Aenderung erfahren haben, sehen wir unI veranlaßt, die Spareinlage aufzu- lösen. Wenn wir auch glauben, weitere Zahlungen einstellen zu können, wollen wir doch um allen späteren Scherereien aus dem Wege zu gehen(ll). die Beiträge bis zum 19. dieses Monats weiter zahlen. Vom 29. Februar dieses Jahres erlischt das Recht der hiesigen Arbeitnehmer auf die in Frage kommenden Beiträge. Gerresheim.(Unterschrift.) Dor eigentümliche Ukas, der kurzerhand erklärt, das ihm nicht passende Urteil sei„in Verkennung des Sachverhalts" entstanden, erscheint alleinstehend nur dadurch besonders be- achtlich, weil zwar erklärt wird, daß die Einzahlung der Gelder in diese famose„Spar"einrichtung durch die Firma aufhört, trotzdem aber davon gar nicht geredet wird, ob den Arbeitern nun wieder der alte Lohn ohne diese eigenartige Lohnkürzung weiter gezahlt werden soll. Be- kanntlich trat diese Spareinrichtung an die Stelle einer Lohn- kürzung. Besonders wichtig wird aber die Mitteilung durch eine andere, die ebenfalls angeschlagen wurde. Sie lautet: An unsere Mitarbeiter! Seitens des Vorstandes der Aktiengesellschaft Gerresheimer Glashüttenwcrke vorm. F. Heye wurde dem Arbeiterausschuß mitgeteilt, daß infolge eines Landgcrichtsurteils die Sparein- richtung aufgehoben werden müsse. Die unterzeichneten Mitglieder des Arbeitcrausschusses haben aber aus der stattgefundenen Besprechung(I) das feste Vertrauen gewonnen, daß, wenn auch von der Firma eine weitere Zahlung an den Sparfonds nicht mehr verlangt werden könne, sie doch aus freien Stücken den Sparfonds nach den Bestimmungen vom 9. Februar und die jeder Arbeitnehmer kennt, dieselben Beiträge zuführen wird. Es ist hierbei selbstverständlich, daß die Firma nur für diejenigen Glasmacher, Schürer und Pfleger frei- willige Beiträge leisten kann, die auch die vorhandenen Gelder in demselben belassen. Wir empfehlen unseren Mitarbeitern daher auf das dringendste, von einer Erhebung des von ihnen aufgesparten Beitrages Abstand zu nehmen, da es in ihrem Interesse liegt und für sie vorteilhafter ist. Gerresheim . Mitglieder des Arbeiterausschusses. (Unterschriften.) Diese beiden Bekanntmachungen, die beide an einem Tage veröffentlicht wurden, stehen ohne weiteres im Zu- sammenhang! Einmal erklärt die Firma kategorisch, daß sie die Lohnabzüge der Arbeiter nicht mehr als eine Spar- einlage betrachten werde, die Arbeiter müssen sich so eine Lohnkürzung gefallen lassen. Zum anderen, und dies er- scheint besonders beachtlich, machen die Mitglieder des Ar- beiterausschusses in eigentümlich offiziösem Stil ihre Kol- legen darauf aufmerksam, daß die Firma zwar nicht mehr dazu gezwungen sei, Beiträge zu zahlen, daß aber„nach der stattgehabten Besprechung" anzunehmen sei, die Firma werde es freiwillig weiter tun. Die Firma fordert zur Abhebung der angesammelten Lohneinbehaltungen auf, der Arbeiter- ausschuß zur Nichtabhebung. Es soll wohl sein, daß die Firma sich gegenüber dem Gerichtsurteil sichern will. Der sogenannte Arbetterausschuß soll das Mittel sein, die profi- table Spareinrichtung weiterhin existieren zu lassen. Die in einem Jahre schon angesammelten 120 000 M. scheint die Firma nicht gern verlieren zu wollen: oder wie ist sonst die glatte Mißachtung des Gerichtsspruches zu erklären? Ueber- dies bleibt außerdem die Frage offen, ob man es hier nicht mit einer solchen„freiwilligen" Verzichtleistung der Arbester zu tun hat, die wider die guten Sitten verstößt. Ganz abgesehen davon, daß nach den Ausführungen der beiden Bekanntmachungen die Arbeiter überhaupt kein Recht mehr auf die Wohlfahrtsspargroschen aus ihrem Verdienste haben, die jetzt durch die Firma freiwillig geleistet werden. Deutlicher ist wohl selten das Unternehmerinteresse an solch „wohltätigen Wohlfahrtseinrichtungen" gezeigt worden. BcrUn und Umgegend. Die Aussperrung in der Waffenfabrik von Schwarzlose. Seit acht Tagen find sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma Schwarzlose, Waffenfabrik in der Levetzowstraße, aus- gesperrt, weil sie sich nicht mit einer Verlängerung der täglichen Arbeitszeit von 8� auf 9 Stunden und einer Kürzung der Löhne einverstanden erklären wollen. Nach dem zu urteilen, was der Verbandsvcrtreter Behrend und was namentlich die bei der Firma beschäftigten Arbeiter selbst in der gestrigen Versammlung ausführten, muß in dem Betriebe eine Arbeitsmethode und Ar- keitseinteilung herrschen, die eine unglaublich leichtfertige Ver- schwendung von Material und Arbeit darstellt. Das Urteil der Redner ging dahin, daß diese Arbeitsweise nicht Produktion, son- dern Wurstelei fei. Zur Begründung wurde unter anderem gesagt, daß bei Schwarzlose sämtlich« Werkzeuge aus Rapidstahl hergestellt werden, ein Material, das viermal so teuer ist, aber für diesen Zweck weit weniger geeignet, als der richtige Werkzeugstahl. Aus dem Rapidstahl wurden auch Reibahlen hergestellt, mit denen glatte Arbeit geliefert werden sollte. Jeder erfahrene Metallarbeiter weiß, daß Rapid nicht glatt reibt. Erst wurden 59 Stück angefertigt uns � mutzten weggeworfen werden, dann, mit einer kleinen technischen Aenderung, nochmals 59, die auch nicht zu gebrauchen waren. Im letzten Monat sollen nicht weniger als 299 solcher Reibahlen weg- geworfen worden sein. Wenn Arbeiter den Meister fragten, was sie mit dem für ihre Arbeit doch anbrauchbaren Material machen sollten, war die Antwort des Meisters:„Ich habe kein anderes. Wir müssen es schon nehmen." Die Reibahlen kamen das Stück auf 3 M. zu stehen, das Material nicht mitgerechnet. Für Fräser waren früher einmal Zeichnungen vorhanden, sehr gut ausgearbeitet von einem Meister Schnell, der nun nicht mehr im Betriebe ist. Diese Zeich- Verantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantp. lbüngen sind aber, Wie bc�auplek wird. Hüft dem technischen Leiter der Fabrik Dr. Splitter oder dem Ingenieur Schmidt vernichtet worden. Nun müssen die Arbeiben nach Gutdünken des einzelnen Fräsers ausgeführt werden, was zur Folge hat, daß sie manchmal nicht zu brauchen sind. Schrauben sind aus dem besonders wert- vollen Federstahl hergestellt worden, indem die Stücke von 26 Milli- meter auf 14 bis 13 heruntergearbeitet werden mutzten. An Griff- stücken, dem teuersten Stück am Revolver, sollen zwischen Weih- nachten und Neujahr nicht weniger als 5999 in den Ausschuß ge- wandert sein. Nach Meinung der Arbeiter sind auf diese Weise durch die Schlamperei im Betriebe in einem Jahre an 25 999 bis 39 999 M. an Ausschuß verloren gegangen. Was aber überhaupt durch die Mißwirtschaft zugesetzt wird, wurde in der Versammlung auf 299 999 M. veranschlagt. Einer der Herren Aufsichtsratsmit- glicder hat auf der Straße Arbeiter des Betriebes gefragt,� was denn nun werden solle; das ganze Kapital stehe ja auf dem Spiel. Dem Herrn ist geantwortet worden, daß die Sauwirtschaft und der Schlendrian im Betriebe daran schuld seien. Der Herr bat, mau möge die Dinge doch dem Vorsitzenden des Auffichtsrates— einem Fürsten von Hohenlohe— mitteilen, was dann auch zugesagt wurde. In der Versammlung wurde berichtet, daß kürzlich einmal plötzlich alles in beste Ordnung gebracht werden, alle Maschinen in Gang gesetzt werden mußten. Die Ursache war, daß der Aufsichtsrat zur Besichtigung kam. Hatten die Herren aber die eifrige Tätigkeit in Augenschein genommen, wurden Arbeiter plötzlich nach anderen Räumen geschickt, um auch dort den schönen Schein zu Ivahren. Verhandlungen mit der Firma anzuknüpfen ist bisher vergeb- lich gewesen. Statt verständig mit sich reden zu lassen, bietet die Firma alles auf, um Streikbrecher heranzuziehen, und auf ihre ausgesperrten Arbeiter die Polizei zu Hetzen. Kürzlich hatte sie einen Meister nach Suhl in Thüringen gesandt, um Arbeitswillige zu holen. Es war dort jedoch gleichzeitig durch die Presse und auf anderem Wege vor dem Streikbrecherwerber gewarnt worden, und der Erfolg der Reise war denn auch gleich Null. Allerdings hat man anderweitig einige Arbeitswillige gefunden; das sind jedoch Leute, von denen die Firma schwerlich irgendwelchen Nutzen haben wird. Am Montagabend war die Polizei vor dem Fabrikgebäude so außerordentlich stark vertreten, daß dadurch große Menschen- ansammlungen hervorgerufen wurden. Es soll zu einem Krawall gekommen sein. Die Ausgesperrten sind aber der ganzen Sache fern geblieben. Es sollen sich weniger die uniformierten Schutz- leute hervortun, als vielmehr ein Kriminalbeamter Sybold, der in der recht verkehrsarmen Straße mit ihrer breiten Mittelpromenade es den Streikposten verwehren will, ihre Pflicht zu tun. Ihre Lehrlinge hat die Firma entlassen und ihnen gesagt, daß sie Sonnabend ihren Lohn holen sollen. Die Versammlung bildete in ihrem ganzen Verlauf einen Be- weis dafür, daß die Ausgesperrten fest zusammenhalten und nichts sie hindern wird, den ihnen aufgezwungenen Kampf mit ganzer Kraft durchzuführen. Ueber die Firma ist selbstverständlich die Sperre verhängt, und es ist Vorsorge getroffen, daß auch von aus- werden gebeten, von der Sperre Notiz zu nehmen und vor Zuzug zu warnen. Merkwürdig ist, was sich eine Firma, die mit ihren Arbeitern im Streik liegt, unter den Augen der Polizei alles erlauben darf. So herrscbt in der Nachbarschaft der Fabrik helle Empörung über die gemeingefährliche Art, in der die Streikbrecher transportiert werden. Diese werden nämlich im Privatauto des Herrn Direktors befördert; aber wie! Der Chauffeur verläßt die Fabrik mit höchster Uebersetzung und voller Tourenzahl des Motors. Und da die Maschine nach� der Schätzung von Sach- verständigen zirka 69 Kilometer in der Stunde erreichen kaum mag man sich vorstellen, in welcher Weise der Berkehr dadurch gefährdet wird, zumal die Ausfahrt ein halbes Dutzend mal wiederholt werden mutz. Neben dem Chauffeur aber sitzt seelenruhig ein Polizeibeamter(I), der anscheinend nicht merkt, daß hier das berühmte Fünfzehnkilometer-Tempo andauernd überschritten wird. Er verhindert es wenigstens nicht. Oder er denkt: Die Straße gehört dem Verkehr der— Streikbrecher! Und wenws über die Leichen ehrlicher Menschen geht! Von den Verhandlungen im Holzgetverbe. Die Verhandlungen der Ortsvertreter im Beisein von Abge- ordneten der Zentralvorstände werden gegenwärtig in Berlin noch fortgesetzt. Ueber den endgültigen Ausgang der Bewegung läßt sich auch heute noch nichts Bestimmtes sagen, doch kann aus- gesprochen werden, daß die Spannung ein klein wenig nachgelassen hat. Es ist nämlich in bezug auf die Lohnfrage und Verkürzung der Arbeitszeit für eine Anzahl Städte eine vorläufige Verständi- gung zwischen den Vertretern der Ortsparteien erzielt. Es sind dieses die Städte: Leipzig , Köln . Zeitz , Danzig . Oldenburg , Lüneburg , Görlitz , Königsberg , Rendsburg , Göttingen , Greifswald , Spandau , Beuthen , Kattowitz , Königshütts, Quedlin- bürg und Stargard i. P. Für eine größere Anzahl dieser Orte ist auch wegen der übrigen Streitpunkte eine Einigung er- zielt. Allerdings müssen dann die Versammlungen an den einzelnen Orten zu dem Ergebnis der Verhandlungen noch Stellung nehmen. Nach den Beschlüssen des Arbeitgeberschutzverbandes sollen auch die Vorsitzenden aller in Frage kommenden Bezirksverbände zu dem Resultat der Verhandlungen Stellung nehmen, so daß heute noch nicht gesagt werden kann, wie diese Stellungnahme ausfällt. Jedenfalls haben die Holzarbeiter Deutschlands alle Ursache, ihre Rüstungen fortzusetzen, da Zwischenfälle nicht ausgeschlossen sind und der Schutzverband die Parole ausgegeben hat,„entweder Frieden in allen Orten oder Kampf auf der ganzen Linie". Eine Anzahl Ortsvertreter haben wegen einer Reihe Gründe den Auf- trag erhalten, am Orte weiter zu verhandeln. Andere sind vom Erscheinen in B e rl i n entbunden, weil sie glauben, am Orte einig werden zu können. Ob sich diese Hoffnung erfüllen wird, muß abgewartet werden. Ob, falls dieses nicht der Fall ist, ein anderer Ausweg, die Differenzen zu beseitigen, gefunden werden kann, ist sehr fraglich. Die Zukunft ist also noch recht ungewiß und die Wolken haben sich noch nicht verzogen, doch kann die Ent- scheidung nun nicht lange mehr auf sich warten lassen. Bei der Firma Belter u. Schneevigcl, Eisenkon st ruk- tionswerk in Witt en au bei Berlin stehen sämtliche dort beschäftigten 183 Arbeiter seit 14 Tagen im Streik. Der Grund zum Streik waren Abzüge, und zwar dergestalt, daß die Ueber- schüsse, welche nach Fertigstellung der Akkordarbeiten an die Be- teiligten verteilt wurden, nicht mehr gezahlt werden sollten.(Von der Firma werden die Akkordüberschüsse„Geschenke" genannt, auf die die Arbeiter rechtmäßig keinen Anspruch hätten.) Auch bei diesem Streik macht der bekannte Herr Lebius mit seiner gelben Garde den Versuch, der Firma Rausreitzerdienste zu leisten. Die Arbeit ist jedoch eine derartig schwierige, daß von 15 durch den gelben Nachweis gelieferten Arbeitskräften am ersten Tage sofort!2 Mann den Betrieb wieder verließen. Da die Firma mit dem Rest von weiteren Streikbrechern den Betrieb nicht auf- rechterhalten kann, hat sie ihre Arbeiten bei anderen Firmen der Eisenkonstruktionsbranchc untergebracht. Wir ersuchen nun alle Kollegen in den Betrieben, wo Arbeit der Firma Belter u. Schneevogel angeboten wird. unserem Bureau, Berlin . Charitestr. 3. dies so- fort zu melden. Die Verhältnisse in den Betrieben dieser Branche sind derartige, daß sie der Besserung dringend bedürfen. und es ist deshalb nötig, daß die Arbeiter aller hier in Betracht kommenden Firmen zusammenhalten. Wie uns mitgeteilt wird, behält die Firma Belter u. Schnee- vojjel die im Betriebe vorhandenen? Streikbrecher auf Stroh- schütten im Betriebe. Deutscher Metallarbeiterverband, Verwaltungsstelle Berlin '. Deutsches Reich . Anwaltsangestellte! Verschiedene Justizministerien(Preußen, Sachseft, Baherft usw.) haben auf die Petition des Verbandes der Bureauange- stellten hin sich bereit erklärt, diejenigen Anwaltsangestellten, die infolge der am 1. April 1919 in Kraft tretenden Zivilprozeß- reform stellungslos werden, bei Besetzung der in den Gerichts- kanzlcien freiwerdenden Stellungen nach Möglichkeit zu berück- sichtigen. Ter genannte Verband fordert daher alle Anwaltsangestcllten, denen infolge der Zivilprozeßreform jetzt oder später ihre Stellung gekündigt wird, auf, ihre Adressen und, wenn möglich, eine Ab- schrift des letzten Zeugnisses an den Verbandsvorstand, Berlin , Linien st raße 8, einzusenden. Verschmelzung des Mühlenarbeiterverbandes mit dem Branereiarbeiterverband. In der vom Braucreiarbeiterverband borgenommenen Urab- stimmung über die Verschmelzung beider genannter Verbände wurden 17 141 Stimmen abgegeben. Davon votierten 11 578 für und 5414 gegen die Verschmelzung; 149 Stimmen waren ungültig und aus 3! kleineren Zahlstellen steht das Resultat noch aus. DaS Ergebnis der Abstimmung im Mühlenarbeiterverbande fehlt noch. In der Stuttgarter Konfektion haben die Schneider und Zu- schneider Forderungen gestellt. Den Zuschneidern wurde im Ver- lauf dieser Bewegung am 1. Februar gekündigt, und da sie mit vierwöchentlicher Kündigung eingestellt sind, wurden sie am 1. März ausgesperrt. In Verfolg dieser Aussperrung mußten die Schneider bei Dreyfuß u. Lehmann die Arbeit einstellen, da keine zu- geschnittene Ware mehr vorhanden war; auch andere Werkstätten- und Heimarbeiter wurden dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Der Tarif für Schneider gilt noch bis 15. März. Die Gärung unter den Gelben. Zu Anfang dieser Woche hatte die Verwaltungsstelle Augs- bürg des Deutschen Metallarbeiterverbandes nach dem„Saalbau" eine öffentliche Metallarbeiterversammlung einberufen, die sich zu einer gewaltigen Demonstration gegen den von den Augsburgcr Unternehmern auf die Arbeiter ausgeübten Terrorismus gestaltete. Nahezu 3999 Metallarbeiter, darunter mehr als die Hälfte Gelbe. waren erschienen und spendeten den Rednern stürniischen Beifall. Als Thema war:„Die Arbeitsverhältnisse der Maschinenfabrik Nürnberg in den Werken Nürnberg , Gustavburg und Augsburg " festgesetzt. Zahlenmäßig konnte nachgewiesen werden, daß, im Gegensatz zu anderen Werken, in Augsburg , dem Sitze der gelben Bewegung, die schlechtesten Lohn- und Arbeitsverhältnisse herrschen, und daß die Erfolge der gelben Organisation in unwürdiger Be- Handlung und Lohnreduktionen— innerhalb eines Jahres wurden die Löhne für Akkordarbeiten bis zu 69 Proz. reduziert— bestehen. Die Aufforderung an die Gelben, aus den gelben Vereinen aus- und in den Deutschen Metallarbeitcrverband einzutreten, wurde mit lautem Bravo aufgenommen. Die Versammlung schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die Sozialdemokratie, in das die Gelben, ungeachtet der neben ihnen sitzenden Meister und Vorgesetzten, lebhaft einstimmten. Die großartig verlaufene Versammlung hat aufs neue gezeigt, daß die gelbe Bewegung selbst an ihrer Geburtsstätte ihren Höhepunkt überschritten hat und daß die Arbeiter Augsburgs sich wieder auf sich selbst besinnen. Streik im Schneidergewerbe zu Nürnberg . Zu unserer Notiz über die Tarifbewegung der Damenschneider und-Schneiderinnen erhalten wir die telegraphische Mitteilung, daß am Mittwoch bereits die Arbeit niedergelegt würde Letzte Nachrichten und Depcfchen. Der„gute Ton" im Elsass -Lothringischen Landesausschuss. Stratzburg, 3. März.(W. T. B.) Im Landesausschuß für Elsaß-Lothringen kam es bei der Beratung des Etats zu einem Zusammenstoß zwischen den Abgg. des Zentrums Hauß und Dr. Wetterle einerseits und dem Unter st aatssekretär Mandel andererseits, wobei erstere der Regierung Partei - nähme bei den Landesausschußwahlcn in Gebwriler und Mols-s heiig vorwarfen. Unterstaatssekretär Mandel wies diese Vor- würfe zurück und sagte, wenn der Abg. Hauß die Vorwürfe wegen Gebweiler nicht besser zu begründen wisse, solle er lieber still sein. Taraufhin riet der Abg. Hauß der Regierung, auch ihrer- seits den parlamentarischen Ton aufrecht zu erhalten sowie ihn zum eisernen Bestände des Hauses zu machen. Als UnterstaatS- fekretär Mandel erwiderte, er habe nicht gegen die parlamen» tarische Redeweise gefehlt, äußerte sich der Abg. Hauß, er klage auch nur den Ton an, der es dahin bringen würde, daß der Unter- staatssekretär noch die wenigen Freunde im Hause verliere. Hier- auf erklärte der letztere, seine Freunde säßen nicht bei den Freunden des Abg. Hauß. Dr. Wetterle erklärte, daß die Freundschaft des Unterstaatssekretärs nur kompromittierend sei. Gegen russische Polizeispitzel. Petersburg, 3. März.(W. T. B.) Die Duma hat heute die Verhandlungen über den Etat des Ministeriums des Innern be- gönnen. Der Referent, Oktobrist Fürst Golitzhn erklärte, die Reorganisation der Polizei sei äußerst notwendig. Die im Lande herrschenden Zustände seien nicht länger zu ertragen. Die Tätigkeit der Abteilung der politischen Polizei übersteige die Grenze des Möglichen. Die im Manifest angekündigte Nnantastbarkeit der Person sei einfach Mythus . Die Budgetkommission schlage vor, die Ausgaben für die Polizei um 391988 Rubel zu kürzen. Diese Summe, welche für den Unterhalt der unter polizeilicher Aufsicht befindlichen Personen bestimmt ist, zu bewilligen, sei inkonsequent, da die Reichsduma sich für Aufhebung des Rechts der ad.ninistra» tiven Verbannung ausgesprochen habe.(Beifall im Zentrum und links.) Der Gehilfe des Ministers des Innern Krysanowski er- klärte, die Regierung sei einverstanden mit der Streichung der für den Unterhalt der unter Polizeiaufsicht befindlichen Personen aus- geworfenen Summe.(Beifall.)_ Selbstmord oder Verbrechen? Kattowitz , 3. März.(B. H. ) Im Walde bei EmanüelSi« fegen wurde ein 69jähriger Mann tot aufgefunden. Die Jden- tität konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden, da irgendwelche Legitimationspapiere sich nicht vorfanden. Es ist auch noch nicht aufgeklärt., ob ein Verbrechen vorliegt oder ob der Unbekannte seinem Leben selbst ein Ziel setzte. 60 Arbeiter getötet. Juueau(Lllaska), 3. März.(W. T. B.) Durch eine Ex- plofion in der Treadwellmine wurden sechzig Arbeiter getötet und viele verletzt. Die Opfer der Eisenbahnkatastrophe. Eveett(Washington ). 3. März.(W. T. B.) Wie jetzt fest- steht, beziffert sich die Zahl der Toten und Vermißten in dem von einer Lawine verschütteten Eisenbahnzug im ganzen auf 84 Personen, und es besteht wenig Aussicht, noch Ueborlebende zu bergen. Glocke, Berlin . Druck u.Berlag: Vorwärls Buchdr.u.Perlag«gnstqN Paul Singer 6: Co.. Berlin LW. Hierzu 3 Beilagen u. Ünterhaltungsbl.
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