Minister Siidow sagt dieS zu. Ter Etat wird bewilligt. Nächste Sitzung: Sonnabend, 11 Uhr: Allgemeine Dehatte über die Eingemeindungsfrage. Etat der Handels- und Gewerbeverwaltung. .Schluß: 0% Uhr.. parlamcntanrches. Die Liidrritzbuchter— Der Pensionsetat— Ein Zwischenspiel— Der Postetat. Bevor die Budgetkommission des Reichstag? am Freitag in die Tagesordnung eintrat, teilte Herr Erzberger mit, daß er auS ..Südwest" abermals eine Anzahl Depeschen wegen des beabsichtigten Vertragsabschlusses mit der Kolonialgesellschaft erhalten habe. Staatssekretär Dernburg hätte seinerzeit erklärt, dah der Vertrag vor dem Abschluß der Budgetkommission zur Meinungsäußerung vorgelegt werden solle. Er(Erzberger) mache nun den Vorschlag, beim Staatssekretär des Kolonialamts anzufragen, wieweit die Angelegenheit gediehen sei.— Die Kommission schloß sich diesem Borschlag an und beauftragte ihren Vorsitzenden, die erforderlichen Schritte zu unternehmen. *• Die Erledigung des Allgemeinen Pensionsfonds nahm nur kurze Zeit in Anspruch. Bloß bei den Jnvalideninstituten entspann sich eine Debatte, weil Zweifel über ihre Zweckmäßigkeit geäußert wurden. Man einigte sich dahin: alles beim alten zu belassen. Ueber die eingegangenen zahlreichen Petitionen berichtete Erz- b e r g e r und beantragte, sie sämtlich der Regierung zur Er- w ä g u n g zu überweifen. Wenn man berücksichtige, daß die Le- bensmittel teurer geworden seien, so könne'man das Verlangen der Altpensionäre nach höheren Einkommen sehr wohl verstehen. Aber der Reichstag könne von seinem beim Besoldungsgesetz ein- genommenen Standpunkte(dem Gesetze keine rückwirkende Kraft zu geben), nicht abgehen. Nunmehr nahm der Staatssekretär des Reichspostamts, K r a e t k e, auf der Anklagebank Platz. Erzberger beklagt sich Über den Luxus, den wir mit unseren Posteinrichtungen in China treiben. In Shangbei habe England bei seiner Postanstalt nur die Hälfte des Personals wie wir, dabei nehme England dort doppelt soviel ein wie wir in ganz Ostasien ! Wir haben einen Postpalast, der uns 700 000 M. kostete, während die Engländer für denselben Zweck nur 200 000 M. aufgewandt hätten. Staatssekretär Kraetke bestreitet die Richtigkeit der Erz- bergerschcn Angaben: Man müsse beachten, daß unsere Zentral- st e l l e für Ostasien in Shanghai sei, während die Engländer die ihre in Honkong hätten, so daß ein Vergleich, wie ihn Abg. Erzberger gemacht habe, nicht zulässig sei. Die Verhandlung über den Postetat wurde nunmehr ausgesetzt, weil Herr Dernburg erschien, den man von dem Wunsche der Budgetkommission, ihn in ihrer Mitte zu sehen, telephonisch in Kenntnis gesetzt hatte. Er erklärte, daß er die in der Budget- kommission vereinbarten Richtlinien innezuhalten versuchen werde. Aber eine Verpflichtung hierzu erkenne er aus staatsrecht- lichen Gründen nicht an. Uebrigen» sei es noch zweifelhaft, ob der Reichstag gerade zusammen sein werde, wenn die Vertragsverhand- lungen zum Abschluß gediehen seien. Bezüglich der staatsrechtlichen Seite der Frage führte Erz- berger aus: Er erkenne den vom Staatssekretär aufgestellten Grundsatz, daß bei so wichtigen Vertragsabschlüssen das Parlament nicht gefragt zu werden brauche, nicht an; denn so gut wie da? Parlament verpflichtet sei, auf Sparsamkeit bei den Ausgaben zu sehen, so gut müsse e» auch da» Recht haben, zu prüfen, ob daS Reichsinteresse bei V e r t r ä g e n, wo es sich wie hier— um Millionen handle, genügend gewahrt und das Vermögen des Reiches nicht verschleudert werde. Denselben Standpunkt vertraten die Abgeordneten Paasch« und Dr. Dietrich. Abg. Spahn machte den Vorschlag: Der Staatssekretär möge über diese Frage beim Reichsjustizanit ein staatsrechtliches Gutachten einholen I Staatssekretär Dernburg versprach nichts, schon weil er für sich allein nichts erklären könne und seine per- sönliche Meinung dahin ginge, daß es zu solchen Verträgen der Zustimmung des Reichstags nicht bedürfe.... Der Konservative v. Richthofen betonte noch besonders, daß die Stellungnahme seines Parteifreundes Dietrich für seine Fraktion kein Präjudiz darstelle! Zum P o st e t a t zurückkehrend, behandelte die Kommission die Frage, ob es sich nicht empfehle, nach dem Beispiele Englands die Postanstalten in den Kolonien dem Kolonialamt zu unter- stellen. Die Staatssekretäre Kraetke und Dernburg er- klärten sich gegebenenfalls mit einer solchen Aenderung einver- standen. Eine Resolution Erzberger , die den Reichstag ersucht, diese Frage einer Prüfung zu unterziehen, wurde gegen die Stim- men der Nationalliberalen angenommen. Zu einer scharfen Auseinandersetzung kam es noch zuletzt zwischen dem Abg. Erzberger und dem Staatssekretär Kraetke: Erzberger hatte behauptet, daß nach einer ihm gewordenen Mit- teilung bei einigen Postanstalte» mehr Beamte vorhanden wären, als zur Erledigung des Dienstes erforderlich. Als hierauf der Staatssekretär die Namen der Gewährsmänner verlangte, er- klärte Erzberger:„Gewiß, damit dieselben gleich ge maßregelt werden! Seit dem Fall in Wie». baden(gemeint ist der Fall des Postarztes Schellenberg) nenne ich(zu Kraetke gewandt» Ihnen keine Namen mehr!" Herr Kraetke war über diese Abfuhr sehr konsternieet und schimpfte in erregtem Tone über das Denunziantentum, das durch diesen Schutz förmlich großgezogen werde!— Die Beratung wurde hier abgebrochen: sie soll am nächsten Montag fortgesetzt werden._ Das Arbeitskammergesetz in der Kommission. Die Arbeitskammerkommission des Reichstags hielt am Frei- tage ihre zweite Sitzung ab. Schon in der vorigen Sitzung hatten die sozialdemokratischen Vertreter versucht, der Vorlage eine Fastung zu geben, die in besonderen Fällen die Möglichkeit gewähren sollte, die Errichtung einer Kammer auch für verschiedene Gewerbe- zweige vorzunehmen. Die betreffenden Anregungen fanden bei der Kommissionsmehrheit jedoch keine Berücksichtigung. Auch die ande- ren sozialdemokratischen Abänderungsantrage, von denen der wich- tigste die Streichung des§ 5 der Vorlage verlangte(der Bestim- mung nämlich, daß die Arbeitskammern nicht berechtigt sein sollen. die Verhältnisse einzelner Betriebe in den Kreis ihrer Beratungen zu ziehen), wurden abgelehnt. So fanden denn ohne Aende« eung die§§ 1—6 des Regierungsentwurfs Annahme. Der§ 7 bietet größere Schwierigkeiten. Er umschreibt den Personenkreis der Kammern, und während durch den früheren Eni» wurf auch dre Techniker, Werkmeister und Betriebsbeamten ein- bezogen werden sollten, schließt die neue Fassung alle Ange- st e l l t e n ausdrücklich aus. Gegen diese Behandlung der Ange- stellten wenden sich die Abänderungsantrage der Sozialdemokraren, die den Personenkreis noch über das Gebiet der Gewerbeordnung hinaus erweitern wollen, der Freisinnigen, des Zentrums und der Nationalliberalen. Während der Ausschluß der Betriebsbeamten und Techniker aus dem früheren Entwurf gerade auf Betreiben der Nationalliberalen erfolgte, sieht sich jetzt auch diese Partei veranlaht, dem Verlangen der technischen Angestellten auf Einbeziehung rn das Gesetz stattzugeben. Der Rest der Freitag-Sitzung wurde denn auch vollständig ausgefüllt mit einer Erörterung über die Form der Einbeziehuna. Ein Antrag des Zentrums verlangt besondere Angestclltenabteilungen. ein Antrag Potthoff fordert zwar auch be- sondere Abteilungen, nebenher jedoch die Möalichkeit, kombiniert« Sitzungen mit Arbeitern und Angestellten abzuhalten. Unsere Genossen Bömelburg und Severins erklärten in der Diskussion, daß die Schwierigkeiten, die sich der Regelung dieser Frage entgegenstellen, im wesentlichen in der Gliederung zu jucheo friea, die wehr ousemgnderrelße als zusammenfüge. Die Sozialdemokratie dringe auf eine möglichste Vereinheitlichung de» Arveiterrechts und werde, falls ihre weitergehenden Anträge keine Zustimmung finden, zeder Anregung Folge geben, die den Personen- kreis der Kammern erweitert. Dem Berufsdünkel mancher Kreise Konzessionen zu machen, habe der Reichstag keine Vcran- lassung; die gewerbliche und wirtschaftliche EntWickelung habe vor dem Stande der kaufmännischen Angestellten nicht Halt gemacht; die in gewerblichen Betrieben beschäftigten kaufmännische» Ange- stellten haben in vielen Fragen mehr mit technischen Beamten des Betriebes Berührungspunkte als mit Handlungsgehilfen in Han- delSgeschäften. Ueber die grundsätzliche Frage, ob die Angestellten in das Ge- setz aufgenommen werden sollen, schien nach dem bisherigen Verlauf der Debatte Uebereinstimmung in bejahendem Sinne zu bestehen. Es wurde allgemein gewünscht, daß eine Subkommission über die Form der Aufnahme beraten und Vorschläge unter- breiten möge._ Aus der Wnhlpriifungökommission des Reichstags. In ihrer Sitzung vom Freitag erklärte die Wahlprüfungskom- Mission die Wahl des Abg. Dr. S t r u v e(Freist) einstimmig für gültig. Bei der Prüfung der Wahl des Abg. S p i n d l e r(Z.) gab es lebhafte Auseinandersetzungen, die sich um den Jsolierraum drehten. der in dem Orte Rülzheim benutzt worden ist. Dieser Jsolierraum bestand aus einem künstlich hergestellten Gang von 1 Meter Länge und war nach dem Wahlbureau zu offen! Das Zentrum vertrat dw Ansicht, daß dieser Jsolierraum den Vorschriften völlig Genüge leiste. Von sozialdemokratischer, freisinniger und kouser- vativer Seite wurde betont, daß diese Art„Jsolierraum" geradezu ein HoHwaui hie Vorschriften des Wahlgesetzes sei. Wäre der Wahlakt in diesem Orte kassiert worden, so wäre damit die Mebr- heit des Abg. Spindler beseitigt gewesen, und die Wahl hätte für ungültig erklärt werden müssen. Mit 7 gegen 6 Stimmen wurde die Gültigkeit der Wahl beschlossen. Es ist selbstverständlich, daß dieser Beschluß im Plenum zu leohaften Auieinandersekungen führen wird, so daß es vielleicht doch noch zu einer Ungültigleits- erllärung dieser Wahl lammen kann..™„ Dem Präsidenten des Reichstages soll das Ersuchen der Wahl- Prüfungskommission unterbreitet werden, die abgeschlossenen Wahl- Prüfungen noch vor den Osterferien auf die Tagesordnung deS Reichstag» zu setzen.___ Huö Induftrie und Handel Bankatzschlüsse. Die Reichsbank erzielte im letzten Geschäftsjahre, bei einem Umsätze von LSI 000 Millionen Mark,— im Vorjahre 805 24t Millionen Mark— einen Reingewinn von 23 Millionen Mark— 37 Millionen im Vorjahre. Die Dividende für die Anteilseigner stellt sich auf 5,83 Proz.— für 1003: 7,77 Proz.— Der Anteil des Reiches, der im Vorjahre 23,05 Millionen Mark betrug, ermäßigte sich aus 12.5 Mllionen Mark. An den preußischen Staat werden 1,86 Millionen Mark abgessihrt. Die Verwaltungskosten stiegen von 20.2 aus 20,4 Millionen Mark. Die Deutsche Bank hat ein so vorzügliche» Geschäft ge- macht, daß sie für da» letzte Jahr die höchste bisher erreichte Divi- dende, nämlich l?'/, Proz. zur Verteilung bringen kann. Der Ueber- schuh hat sich von 63'/, Millionen Mark auf rund 85 Millionen Mark erhöht. Die Dividende beansprucht 25 Millionen Mark. Die Dresdener Bank erhöht ihre Dividende von 7'/z Proz. für 1903 auf S>/, Proz. für 1909. Der Reingewinn hat sich von 19'lt Millionen Mark auf rund Z2 Millionen Mark gehoben. Die Dividende an den Vorstand und Aufsichtsrat absorbiert annähernd 3 Millionen Mark._ Der Hopfen steht fünf- bt» sechsmal so hoch im Preis» wie zu Beginn de» JahreS 1909 und ebenfalls bedeutend höher al» zu An- fang 1908. In Nürnberg kostete nämlich 1 Doppelzentner Markt- Hopfen im Januar d. I. 400 M., während er vor einem Jahre 70 M. und Anfang 1908 95 M. kostete. Obwohl auch frühere Jahre schon sehr hohe Hopfennotierungen gebracht hatten, war doch der Preis um die nämliche Zeit noch nie derartig hoch. Di« Schweinefleischpreise stehen im Kleinverkehr fast allgemein noch höher als im Vorjahre. In Liegnitz z. B. stellt sich der Durchschnittspreis für Schweinefleisch in der ersten Hälfte de« Februar d. I. auf 1,7g M. pro Kilogramm gegen 1,48 im Borjahre: er geht also über den damaligen um 31 Pf. hinaus. Koblenz , das die nächstgroße Steigerung auf- zuweisen hat. hat einen Preis von 4,89 M. gegen 1,60 M. im Vor» jähre; da» PluS beträgt 29 Pf. Recht stark ist auch die Differenz. die der Schweinefleischpreis in Paderborn zeigt: 1 Kilogramm kostete im Februar d. I. 1,66 M., das sind 23 Pf. mehr als 1909, wo es nur 1,48 M. kostete. Flensburg verzeichnet diese» Jahr-inen Preis von 1,60 M., während es vergangene» Jahr einen solchen von 1,39 M. hatte. Die Steige- rung b-läuft sich also auf 21 Pf. In Posen beläuft sich der Preis für Schweinefleisch pro Kilogramm auf 1.58 M.; er betrug im Vorjahre 1.38, ist also um 2vPf. höber als damals. Mit stärkeren Preisdiffe- renzen seien noch folgende Städte genannt: in Breslau stellte sich der Preis auf 1,72 M. oder um 19 Pf. höher als 1909. in Graudenz auf 1,40 M. oder um 18 Pf. höher. in KottbuS auf 1,62 M. oder um 17 Ps. höher und in Tilsit endlich auf 1,54 oder ebenfalls um 17 Pf. höher. Den niedrigsten Schweinefleischpreis weist Memel mit 1,86 M. auf, den höchsten Frankfurt a. M. mit 2 M. Syodikatsterror. Daß im Lande der Anerkennung deS amtlichen Terrors als gottgewollte Abhängigkeit auch der außeramtliche Terror zu hoher Kultur sich entwickelt, darüber ist große Verwunderung nicht gerecht- fertigt. Und doch muß man sagen: da» Mitteldeutsche Braunkohlen- syndikat nötigt Erstaunen ab durch die auf diesem Gebiete bekundete Ungeniertheit. In seinen Berkaufsbedingungen macht eS folgende Vorschriften: Käufer verpflichtet sich, weder Briketts noch Naßpreßsteine noch Braunkohlen außenstehender Werke zu taufen, zu vertreiben, über- Haupt weder unmittelbar noch mittelbar deren Absatz zu fördern, insbesondere nicht durch Geld« oder tätige Unterstützung einer Person oder Firma, die diesen Absatz betreibt oder vermittelt, ferner nicht durch Duldung einer diesen Absatz fördernden Tätigkeit seitens eines abhängigen Verwandten oder eines An- gestellten. Die Kontrolle über die Einhaltung der Vertragsbestimmungen bleibt dem Syndikat vorbehalten. Die allgemeinen Lieferungsbedingungen gelten für alle Händler. also auch für solche, die erst aus zweiter oder dritter Hand Syndikatserzeugnisse beziehen. Jeder Händler hat daher auch seine Händlerkundschaft auf diese Bedingungen zu verpflichten. DaS sind Bedingungen, für deren Einhaltung kein Abnehmer einstehen kann. Das tollste dabei ist, daß die Gesellschaft für sich selbst da« Recht reserviert, die Vertragsverpflichtungen nicht erfüllen zu müssen, ohne irgendwie ersatzpflichtig zu sein. 37'/» Millionen Mark Rohgewinn gegen 86'/3 Millionen Mark im Jahre 1908 erzielte die Gelsenkirchner Bergwerks-Attiengesellschaft im letzten Jahre. Die Dividende, die wiederum auf 9 Prozent festgesetzt worden ist, beansprucht 11.7 Millionen Mark. Trübe Aussichten bei 18 Proz. Dividende. Daß e» trotz allen Geschreies über die große Not den deutschen Zementwerken noch immer recht gut geht, beweist der jetzt erschienen« Geschäftsbericht der Borwohler Portlandzementfabrft, die für 1909 eine von 18 Proz. ausschüttet gegen 22 Proz. für da» Jahr 1008. Nicht»- destoweniger hält sich die Verwaltung für verpflichtet, in die all- gemeinen Klagen mit einzustimmen. Die Aussichten seien recht trübe. Zurzeit tobe ein Konkurrenzkampf, wie er erbitterter wohl noch nie geführt worden sei. Um d>e Kundschaft zu halten, müssen die Preise fast bis auf die Selbstkosten herabgesetzt werden. Die trotz Krisis verteilte hohe Dividende ist gerade kein Schreckgespenst für unternehmungslustige Kapitalisten. Vorbereitung. Die Großindustrie bereitet sich auf eine neue Hochkonjunktur vor. Davon geben die vielfachen Betrieböerwetterungen Zeugnis. Wie die Union , Krupp, Thyssen, Gelsenkirchen , Hoesch usw., machen nun auch die Rheinischen Stahlwerke Anstalten, durch bessere technische Ausgestaltung ihrer Anlagen an dem zu erwartenden Segen ge- bührend Anteil zu nehmen. Die Gesellschaft beabsichtigt, den „Niederrheinisch. Nachr.* zufolge, demnächst ein neues Martinwerk mit acht Oefen zu erbauen, dessen Kosten sich auf 7 Millionen Mark belaufen sollen. iaS Unternehmertum rüstet aber nicht nur produktionstechnisch, sondern auch wirtschaftspolitisch. Es braucht da nur an die Juliusturmgründung erinnert zu werden. DaS Kapital verfolgt damit den Zweck, die Arbeiterschaft zu knebeln, damit sie von dem Vorteil einer besseren Konjunktur ausgeschlossen bleibe. Durch energische Agitation, Ausbau der Organisationen, durch Stärkung ihrer politischen Macht, muß die Arbeiterschaft den zu feindlichen Plänen des Unternehmertums entgegenwirken. Nützet die Zeit!_ Seefischerei. Im abgelaufenen Jahr« hat sich das Fangergebnis der deutschen Nordseefischerei erheblich gehoben, während die Ostsee - fischerei weiter zurückgegangen ist. Dem Werte nach stellt sich der Ertrag der Seefischerei: 1907 1903 1909 Nordseegebiet..... 22224865 22791 596 26784994 M. Ostseegebiet...... 6 720 292 6 434108 6 381 132, zusammen gesangen wurden 28 944 657 29 225 704 83 166 126 M. 1907 1908 1909 Tonn. 1000 St. Tonn. 1000 St. Tonn. 1000 St. an Fischen... 88627 97735 94255 81421 89724 68881 an Schaltieren.. 2544 1368 2561 1783 2704 1430 Hinzu kommen an KantjeS KantjeS KantjeS Erzeugnissen.. 4684 385 3103 381 4636 474 Im abgelaufenen Jahre ist auch zum ersten Male das Ergebnis der Bodenseefischerei ermittelt loorden. es hat sich auf 153 201 Kilo« gramm Fische und 154 858 Stück Fische gestellt; letztere« fast aus- schließlich Blaufelchen. Der Wert der Bodenseefischerei stellt sich auf 289 636 M. Hinzu kommen 70 Kilogramm und?>/, Millionen Fisch- eier, wosür der Wert nicht ermitielr ist. Die hier gekennzeichnete Entwickelung der Seefischerei prägt sich auch in der Hebung der Fischmärkte aus. Dem Hamburger Fisch- markte wurden zugeführt 1907 Fische im Werte von 3,5, 1908 5.2, 1909 6,1 Millionen Mark. Der Wert der auf den Cuxhaven « Fischauktionen umgesetzten Fische betrug 1908 688 000, 1909 1 136 000 M. Die Fischpreise sind im letzten Jabre ziemlich erheblich gestiegen, und zwar für die nach Gewicht festgestellten Fänge von 29 auf 34 Pf. Besonder» find die Schellfische teuer geworden. Nichts- destoiveniger ist die Lage der Seefischerei ein» ungünstige. Gelbst die Großbetriebe der Hochseefischerei, die infolg« ihrer Kavitalkrast und ihrer guten Geschäftsverbindungen ihre Fangergebnisse relativ günstig absetzen, zeigen kein befriedigendes Bild der RentabilttSt. Di« Weizenernte der Welt. DaS Internationale landwirtschaftliche Institut in Rom macht über die Weizenernte der Welt folgende Angaben: Deutschland . Oesterreich... Belgien .... Dänemark ... Spanien .... Frankreich ... Großbritannien und Irland.. Ungarn ..... Luxemburg ... Norwegen .... Rumänien ... Rußland.... Schweden .... Schweiz .... Kanada .... Bereinigte Staaten Argentinien ... Chile ..... Peru ..... Uruguay .... Britisch-Jndien.. Aegypten .... Australien .... Besonder» beachtlich erscheint die Ziffer von Argentinien , die stark zurückgegangen ist. Deutschland hat fast die gleich gute Ernte wie im Vorjahre. Ob die Konsumenten davon viel merken werden?______ Hud der Frauenbewegung. Auf dem Wege zur Abschaffung der Gesindeordnung in Dänemark . Infolge der eifrigen Agitation der dänischen Sozialdemokratie gegen die au» dem Jahre 1854 stammende barbarische Gesindeord- nung, die den in Preußen gegen die Dienstboten geltenden Au»- nahmegesetzen ungefähr gleichkommt, wurde im Jahre 1905 ein« par- lamentarische Kommission zur Untersuchung der Verhältnisse und Ausarbeitung von Vorschlägen eingesetzt. Diese Kommission hat nun ihr Gutachten abgegeben. Die Kommissionsmitglieder sprechen sich fast einstimmig für die Abschaffung des veralteten Dienstboten» acsetzes aus und damit auch gegen die jetzt noch geltenden Be« sttmmungen über die Zeugnisbücher und über das ZüchtigungS- recht, das der Dienstherrschaft männlichen Dienstleuten gegenüber bis zum 18.. weiblichen gegenüber bis zum 16. Lebensjahre zusteht. An Stelle des alten Ausnahmegesetzes avgen die Dienst- boten bringen 6 von den 18 Kommissionsmitgliedern, unter ihnen unsere beiden Parteigenossen Folkethingsabgeordneter Sabroe und der Vorsitzende Jörgen Nielsen des Häuslerverbandes, ein Schutzgesetz für die Dienstboten in Vorschlag. Der Entwurf«nt- hält Bestimmungen über die Kost und namentlich auch über die Wohnungsverhältnisse, über Lohnzahlung, Arbeitszeit, Gewährung von Freizeit, Ferien usw. Zur Entscheidung von Streitigkeiten zwischen den Dienenden und der Dienstherrschast sollen an Stell« der Polizcigerichte besondere Dienstbotengerichte eingesetzt werden. deren Mitglieder von der Gemeindevertretung zu wählen sind. Cha- rakteristisch ist, daß die Borsitzende von Kopenhagens Dienjtmädchen- verein. Marie Christensen, diesen Gesetzentwurf nicht befürwortet. sondern wünscht, daß der gesetzliche Schutz nur für noch nicht mün- dtge Dienstboten gelten soll, und sich auf die Seite einer aus Bauern und Konservativen bestehenden Kommissionsminderheit stellt, die nicht will, daß durch ein neues Gesetz der Dienstherrschaft„neue Losten zum Borteil der Dienstleute" ausgelegt werden. Eine nette Vertreterin von Arbeiterinneninteressen! Man darf jedoch erwarten, daß die radikale dänische Regierung sich dem vornehmlich von unseren Parteigenossen ausgearbeiteten Schutzgesetzentwurf anschließt. Auf jeden Fall wird gbxx dj » Irlj6 Gesytdeordnung demnächst beseitigt«verden.
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