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Nr. 55. 27. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

49. Sigung, Sonnabend, den 5. März, bormittags 10 Uhr.

Am Bundesratstische: Dr. Delbrüd.

Die Beratung des Etats für das Reichsamt des Innern wird fortgesezt bei den Einnahmen und Ausgaben. Beim Titel Beitrag zu den Unterhaltungskosten einer Anstalt für die

Bekämpfung der Säuglingsfterblichkeit.

im Deutschen Reich 40 000 M." erklärt

Abg. Dr. Arendt( Rp.): Die Summe ist viel zu niedrig, um Die Säuglingssterblichkeit wirksam zu bekämpfen. Vielleicht ließe es sich ermöglichen, sie zu erhöhen. Abg. Zietsch( Soz.):

Sonntag, 6. März 1910.

gefördert werden, daß die Anstalt überhaupt am besten in die beiter an den Atmungsorganen erkrankt sind. Dabei bezogen sich Hände des Reichs übernommen wird( Sehr richtig! bei den diese Untersuchungen auf einen Betrieb, der in bezug auf seine Sozialdemokraten); sie tönnte sehr wohl dem Reichsgesunde sanitären Einrichtungen vor den Privatbetrieben manche Vorzüge heitsamt angegliedert werden. hat. In den thüringischen und bayerischen Gegenden, wo die Por

In anderen Staaten ist die Bekämpfung der Säuglingssterb. zellanindustrie zu Hause ist, finden Sie geradezu haar. lichkeit zentralistisch geregelt. So in Norwegen , so auch in sträubende Zustände, die sich mit denen in der Porzellans Ungarn , wo 15 Millionen Kronen dafür ausgegeben werden. Auf manufaktur in Berlin gar nicht vergleichen lassen. Seit den Unter­diesem Gebiete erwachsen dem Reiche aber auch noch weitere Auf- fuchungen von Sommerfeld find 17 Jahre verflossen. In dieser gaben über die bloße Unterstützung solcher Anstalten hinaus. Eine Zeit hat die Porzellanindustrie einen großartigen Aufschwung ge= Mutterschaftsversicherung nommen, aber trotz aller finanziellen und technischen Fortschritte muß ins Auge gefaßt werden, ferner müssen die Schußgefeße für rung, so doch mindestens feine Verbesserung eingetreten. ist in den sanitären Verhältnissen, wenn nicht eine Verschlechte­die gewerblichen Arbeiterinnen in den Zeiten der Mutterschaft und Die Ursachen der Erkrankungen an Tuberkulose find in keiner Weise Schwangerschaft erweitert werden( Zustimmung bei den Sozial- beseitigt. Die Betriebszählung von 1895 wies 1938 Betriebe der demokraten). Notwendig ist auch eine reichsgefeßliche Regelung Borzellanindustrie mit 53 267 beschäftigten Personen auf; die Be der leberwachung der privaten Säuglingspflege. Auf dem Gebiete triebszählung von 1907 dagegen 1980 Betriebe mit 76 362 beschäf der Erziehung müßte vor allen Dingen ein Erwecken der Ehr- tigten Personen. Vor allem war die Zahl der Großbetriebe ge­furcht vor der Mutterschaft versucht werden. In diesem Zusammen. stiegen: bon 780 auf 963, während die der Kleinbetriebe einen hang denke ich daran, daß die staatliche Institutionen noch immer Rüdgang erlitten hatte. Diese Zahlen allein beweisen schon, Ich kann diese Anregung nur unterstüben. Die Bekämpfung Amt sehen, wenn sie Mutter werden. Verfehlungen gegen das der Unternehmer waren. Bei solcher Stärkung der Unternehmun­Sie bei ihnen angestellten Beamtinnen, Lehrerinnen usw. aus dem wie groß der technische Fortschritt und mit ihm auch die Gewinne der Säuglingssterblichkeit und ihrer Ursachen ist in Deutschland teimende Leben belegt der Staat mit geradezu drakonischen um so notwendiger, als gerade Deutschland eines der Länder ist, das in bezug auf die Säuglingssterblichkeit mit an erster Stelle Strafen, aber ruhig sieht er zu, wie fortwährend gegen das be- gen hätte auch für die Gesundheit der Arbeiter mehr getan werden fönnen, ja getan werden müssen. steht( kört! hört! bei den Sozialdemokraten). In der Festschrift, laffen unhygienischer, unsozialer Zustände gefrevelt wird( Sehr um den Titel zur Förderung der Erforschung und Bekämpfung ſtehende Leben teilweise durch Unkenntnis, teilweise durch Bestehen­Präsident Graf Schwerin- Löwit: Es handelt sich hier lediglich die bei der Einweihung des Kaiserin- Augusta- Vittoriahauses zur wahr!). Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit herausgegeben wurde, sind Die Hauptursache der Säuglingssterblichkeit der Tuberkulose". Ihre ganz allgemeinen Ausführungen über die 27 Staaten angeführt, von denen Deutschland die erste Stelle in bezug auf die Säuglingssterblichkeit einnimmt! Während im liegt in der Ernährungsweise der Säuglinge. Der größte Tuberkulose bei den Porzellanarbeitern gehören doch wohl Jahre 1906 die allgemeine Sterblichkeit in Deutschland 3,9 Proz. Schutz gegen die Sterblichkeit ist die natürliche Nahrung. Deshalb mehr zum Kapitel" Gesundheitsamt". betrug, betrug die der Säuglinge 29,2 Proz., war also fast zehn haben verschiedene Gemeinden bei der allgemeinen Volkszählung und will zur Begründung darauf hinweisen, daß die Untersuchungen Abg. Zietsch( Soz.): Ich wünsche den Titel erhöht zu sehen mal größer! Das fällt um so schwerer ins Gewicht, als der die Frage nach der Ernährungsweise der Säuglinge als eine Geburtenüberschuß in Deutschland bereits seit einer Reihe von Nebenfrage bei der allgemeinen Volkszählung aufnehmen wollen. zur Erforschung der Ursachen der Tuberkulose sich nicht bloß auf Jahren zurüdgeht( hört! hört! bei den Sozialdemokraten). Dabei aber begegnen diese Gemeinden einem gewissen Widerstand die Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Tier- und Bisher hat man in Deutschland auf dem Gebiete der Säuglings- der preußischen Regierung, der äußerst kurzsichtig und unflug und Menschentuberkulose erstrecken, sondern auch auf die Tuberkulose als Berufskrankheit. Gewiß gehören meine Ausführungen ſterblichkeit etwas zu leiſten den Gemeinden und den Einzelstaaten für die Säuglinge geradezu schädlich ist. Es wäre zu wünschen, mehr zum Gesundheitsamt, wo mir aber durch den Schluß der überlassen. Aber von den Einzelstaaten geschieht herzlich wenig. daß die Reichsregierung einen Druck auf die preußische Regierung Preußen gibt nur an einige Vereine etwas, und die einzelnen ausübt, um diesen Widerstand zu brechen.( Sehr richtig! bei den Debatte das Wort abgeschnitten wurde. Immerhin wird der Herr Gemeinden können über eine gewisse Grenze ihrer Leistungsfähig Sozialdemokraten.) Es darf nicht bei dem bisherigem Zustand Präfident mir aber zugeben, daß meine Ausführungen beffer zu feit nicht hinausgehen. In erster Linie stehen hier Stuttgart der Säuglingssterblichkeit bleiben, sondern der Reichstag muß zum diesem Titel passen, als die Hahn- und Bauerndebatte zum Titel und Charlottenburg , das auch in seinem Staf für das Jahr Ausdruck bringen, daß die Regierung nicht hoffen darf, auch weiter-" Staatssekretär" paßte.( Lebhafte Zustimmung bei den Sozial­1910/11 150 000 M. zur Betämpfung der Säuglingssterblichkeit hin mit dem bisherigen Zuschuß von 40 000 m. ihre Pflicht getan demokraten. Zuruf bei den Antisemiten: Frechheit!") Präsident Graf Schwerin : Die allgemeinen Ausführungen und für die Säuglings fürsorge ausgeben will. Man darf aber zu haben.( Lebhaftes Bravo! bei den Sozialdemokraten.) über Tuberkulose kann ich bei diesem Titel nicht zulassen. nicht vergessen, daß die Kommunen in den letzten Jahren vor Abg. von Richthofen( t.) glaubt ebenfalls, daß der Reichs- Abg. Zietsch( Soz.): Ich glaube doch, daß der Titel tatsächlich immer größere soziale Aufgaben gestellt sind. Vor allem haben sie zuschuß in Zukunft beträchtlich erhöht werden müsse. die Möglichkeit zu diesen Ausführungen gewährt. das große Problem einer fommunalen Versicherung gegen Arbeits­losigkeit zu lösen; diese und andere Aufgaben nehmen ihre Mittel in immer höherem Maße in Anspruch. Auch darf man nicht ver­geffen, daß die Mittel der Kommunen durch unfere allgemeine wirtschaftliche Lage zufolge unserer unglücklichen Steuerpolitik immer höher in Anspruch genommen werden( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten). Und schließlich erfordert die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit nicht nur prattische Maßnahmen an einzelnen Stellen, sondern vor allem eine 3entralstelle, in der auch die Ergebnisse wissenschaftlich zu bearbeiten sind. In dieser Beziehung hat das Kaiserin- Augusta- Vittoriohaus Bahn zu brechen versucht. Aber es ist für das Deutsche Reich nicht gerade rühmenswert, daß es der privaten Initiative überlassen hat, hier vorzugehen. Diese Anstalt, die ein hohes soziales hygienisches and kulturelles Bedürfnis erfüllen will, ist darauf angewiesen, ihren Etat mühselig zu balanzieren, indem sie sich an Private, an Bereine, an Gemeinden und den Staat wenden muß, um über­haupt auskommen zu können. In ihren Einnahmen von insgesamt 108 500 M. figuriert das Reich mit einem Beitrag von 40 000 M., die Bundesstaaten mit 30 100 M., wovon Preußen 30 000 m. gibt und das kleine Lippe 100 M. Alle übrigen Bundesstaaten haben bisher keinen Zuschuß geleistet( hört! hört! bei den Sozialdemo­traten). Der Zuschuß der Gemeinden beträgt 10 000 Mt. Den Einnahmen stehen Ausgaben gegenüber von 303 400 m., also eine erhebliche Mehrausgabe, und dabei scheint bei der Ansehung der Ausgaben sehr ökonomisch gearbeitet zu sein. Es werden wohl alle Parteien darin einig sein, daß der Reichszuschuß von 40 000

Abg. Baffermann( natl.): Auch wir erkennen die Bedeutung der Säuglingsfürsorge an und bitten den Reichstag , einmütig eine Resolution zu beschließen, die von der Regierung die Erhöhung des Titels im nächsten Jahre verlangt.

Die Abgg. Doormann( frs. Vp.) und Graf Oppersdorf( 3) schließen sich dem an.

Präsident Graf Schwerin : Das ist nicht der Fall; ich rufe Sie zur Sache.( Bravo ! rechts.)

Abg. Zietsch( Soz.): Dann behalte ich mir vor, meine Aus­führungen in der dritten Lesung beim Kapitel Gesundheitsamt" zu machen.

Der Titel wird bewilligt. Beim Titel

,, Kosten der Beteiligung des Reiches an der internationalen Kunstausstellung in Rom 1911: 80 000 22."

begründet

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Staatssekretär Dr. Delbrüd: In der Anerkennung der hohen fulturellen Bedeutung der Säuglingsfürsorge bin ich grundsäßlich mit den Herren Borrednern einverstanden. Die Frage der Or­ganisation wird aber im einzelnen genau zu prüfen sein. In erster Linie ist es Aufgabe der Kommunen, auf diesem Gebiete tätig zu sein.( Sehr richtig! rechts.) Daher erscheint es mir zweifel­haft, ob es angebracht ist, das Zentralinstitut, dessen Notwendigkeit Abg. Liebermann v. Sonnenberg( Wirtsch. Vgg.) eine Reso­ich anerkenne, als Staats- oder Reichsinstitut zu gründen, oder ob lution auf gleichmäßige Beteiligung der beiden großen Stünstler­nicht vielmehr ein selbständiges Institut, auf welches Staat berbände: der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft " und des und Reich allerdings einen gewissen Einfluß haben könnten, besser" Deutschen Künstlerbundes" an der Prüfungsjury und auf Heran­geeignet ist, die Aufgaben einer solchen Zentralanstalt zu erziehung der gesamten organisierten und nichtorganisierten deut­füllen. schen Künstlerschaft zum Wettbewerb.

Damit schließt die Debatte.

dritten Lesung erfolgen. Die Abstimmung über die Resolution Bassermann wird in der

Beim Titel Für das deutsche Museum in Mün­hen"( 350 000 m.) dankt

Abg. Dr. Müller- Meiningen ( frf. Vp.) im Namen des bahe­rischen Volkes" für die hochherzige Unterstüßung.( Bravo ! links.) " Bur Förderung der

Erforschung und Bekämpfung der Tuberkulofe werden 100 000. verlangt.

Abg. Zietsch( Soz.):

Mark in anbetracht der großen sozialen und kulturellen Bedeutung dieser Anstalt erhöht werden muß. Troßdem habe ich Abstand davon genommen, heute schon einen bestimmten Antrag zu stellen. Einmal besteht die Anstalt noch zu kurze Zeit, und es ist vielleicht besser, die Erfahrungen eines weiteren Jahres abzuwarten, giveitens aber kann die Regierung während dieses Jahres in Er- Die Tuberkulose ist recht eigentlich die Berufskrankheit der wägungen darüber eintreten, ob nicht bei der Gewährung eines Borzellan- und Steingutarbeiter. Aus den eingehenden Unter­höheren Zuschusses das Reich in irgend einer Form eine Kon- suchungen, die namentlich Dr. Sommerfeld über die Gesundheits­frolle über die Anstalt ausüben kann. Ich sehe in die bisherige verhältnisse in der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin Leitung der Anstalt fein Mißtrauen, es muß aber der Gedante im Jahre 1893 angestellt hat, ergab sich, daß 50,2 Proz. aller Ar­

Kleines feuilleton.

Spaziergang!

( Melodie: Hinaus in die Ferne.) Hinaus vor die Tore

in gleichem Schritt und Tritt; wir haben Zigarren, doch keine Brownings mit. Der Schutzmann Iteht und ficht verwundert zu, wir laffen felbft die Karpfen im Ceich in Rub!

Wir geben fpazieren, das ift doch fonnenklar; die Märzluft ift frisch und das Wahlrecht in Gefahr. Drum fchöpft die Bruft Tich frohen freiheitshauch; der Park dient dem Vergnügen und unferm auch!

Staatssekretär Delbrüd warnt vor Annahme der Resolution. Der Zwed der Ausstellung, eine geschlossene Sammlung von Kunst­werten zu veranstalten, welche die gesamte Kunstentwidelung des letzten Jahrzehnts repräsentieren, wird sich nur erreichen lassen, wenn die Entscheidung in eine Hand gelegt wird. Parteilichkeit braucht nicht befürchtet zu werden.

Abg. Freiherr v. Hertling( 3.): Die Kunstausstellung soll er­folgen zur Feier der Einheit Italiens . Aber das Jahr 1861 wedt die Erinnerung an sehr unliebsame revolutionäre Ereignisse. ( Lachen links.) Redner schilt auf die demokratische Munisipalität

von Rom !( Lebhaftes Bravo! rechts und im Zentrum.) Da aber

sogar Oesterreich teilnimmt, das durch die Erinnerung an jene revolutionären Vorgänge noch schmerzlich berührt wird( Lachen links), so kann sich schließlich auch Deutschland beteiligen. Redner bringt seine Abneigung gegen die Sezession zum Ausdruck und bittet um Ablehnung der Resolution.

Abg. Bindewald( Wirtsch. Vgg.) bittet dringend um An­nahme der Resolution und tritt für die Gleichberechtigung aller Kunstrichtungen ein.

Sind Eure Sinne ganz immun? Kann gar nichts sie erreichen? War das ein Volt, das flach und roh Im Denken und im Streben? Onein! Es brannte lichterloh Und heiß wie nie im Leben!

Das braust um Preußens finstern Turm Wie eine Wetterwolfe,

Und der Begeist'rung Frühlingssturm Erivacht im ganzen Volke!

Besonnen ist's, doch siegesfroh, Energisch und kein Säumer! Nennt Ihr es heut' noch flach und roh,

-

Herr Philosoph und Träumer?!

Beda.

- Staatsaufträge. Von der ursprünglichen Idee des Ministers v. Moltke, die Wahldemonstrationen photographisch aufzu nehmen, ist die Regierung, neueren Nachrichten zufolge, abgekommen. Dagegen hat Anton v. Werner den Auftrag erhalten, die bekannten Vorgänge in einem Gemälde zu schildern. Es soll ein Bendant zu dem Bild Mehr Volk!" von Skarbina werden. Der Künstler ist bereits mit dementsprechenden Studien beschäftigt.( Jugend".)

immer munter weiter entdeckt. Der Vorkämpfer der Marskanäle ist jest Professor Percival Lowell , der eben erst wieder einen großen Erfolg in der Beobachtung des Planeten erzielt zu haben glaubt. Er bespricht und verteidigt diesen in einem Auffah. Lowell unterscheidet ausdrücklich zwischen solchen neuen Kanälen, die nur von dem bewaffneten Menschenauge zum erstenmal gesehen werden, und solchen, die von den Marsbewohnern neu geschaffen worden oder neu entstanden sind. Die erste Gruppe ist für ihn schon etwas ganz Gewöhnliches geworden, denn er rühmt sich, auf feiner Sternwarte schon mehr als 400 Stanäle entdeckt zu haben. Während Schiaparelli, der überhaupt zuerst auf das Vorhanden sein dieser sonderbaren Zeichen auf der Marsoberfläche aufmert­fam gemacht hat, auf seiner ersten Marsfarte nur ungefähr 120 Kanäle verzeichnete, ist deren Zahl jeht für die Annahme von Lowell auf 500 bis 600 angewachsen. Endlich aber glaubt Lowell des ungeheuren Erfolges sicher zu sein, wirklich neu entstandene Kanäle nachgewiesen zu haben, was er selbstverständlich als ent­scheidend für die ganze Marsfrage betrachtet. Am 30. September vorigen Jahres wurden auf der Flagstaff - Sternwarte zum ersten mal zwei auffällige Kanäle wahrgenommen, die weder Lowell selbst noch einer seiner Mitarbeiter zuvor gesehen zu haben sich er­innern konnte. Die Ueberraschung war um so größer, als diese Kanäle in dem betreffenden Teil der Planetenoberfläche das am deutlichsten in die Augen springende Merkmal waren. In den nächsten Tagen gelang es, die neue Entdeckung zu photographieren. Eine Reuter Ausstellung wird anläßlich der Die Belichtungszeit betrug nur ungefähr Sekunden. Es Wiederkehr feines 100. Geburtstages diesen Sommer im Künstler­wurden nun die genauesten Nachforschungen angestellt, um einen hause stattfinden. Sie wird arrangiert von dem Reuterforscher Bergleich dieser neuen Marsbilder mit den Beobachtungen früherer R. Th. Goedertz. Beit zu gewinnen, und man stellte fest, daß zum mindesten im Bühnenchronit. Bum Intendanten des Mann Jahre 1907 auf der damals erhaltenen Photographie noch keine Heimer Nationaltheaters wurde Ferdinand Gregori gewählt. Spur von diesen Kanälen vorhanden war. Aber auch bis in den Der Künstler, der früher im Deutschen Theater und später am August vorigen Jahres hinein konnte in den bildlichen und sonstigen Schillertheater tätig war und jetzt am Wiener Burgtheater wirkt, Urfunden der Marsbewohner nichts von diesen Gebilden nach hat eine Reihe verständiger Schriften über Bühnenfragen verfaßt. gewiesen werden. Lowell selbst hat nun die Möglichkeit in Er- Direktor Gregor von der Berliner fomischen Oper steht in Unter­wägung gezogen, daß die Kanäle bei früheren Beobachtungen nur handlungen mit der neuen Theateraftiengesellschaft in Frank. Die angeblich neuen Marskanäle. Die Beobachtungen am wegen geringerer Nähe oder sonst weniger günstiger Stellung den furt a. M. wegen der Uebernahme der Leitung der beiden Frank Planeten Mars wachsen sich nächstens zu einer aftronomischen Forschern verborgen geblieben sein könnten. Er glaubt aber feft furter Bühnen( Opernhaus und Schauspielhaus). Das Mitglied Ralamität aus. Von der einen Seite werden immer neue Gebilde gestellt zu haben, daß auch bei Gelegenheiten, die der jebigen in des Berliner Theaters, Albert Heine , ist vom 1. September an auf dem Mars entdeckt, von denen zum Teil sogar angenommen allen Beziehungen glichen, keine Spur von den betreffenden Ka- für die Wiener Hofburg engagiert worden. twird, daß fie eben erst von den mutmaßlichen Marsbewohnern ge- nälen gesehen worden ist. Für Lowell ist daher der Schluß völlig Motorwagen in den europäischen Haupt­schaffen feien; von der anderen Seite werden mit eben so großer sicher, daß diese Kanäle früher überhaupt nicht bestanden haben. Städten. Die meisten Motorfahrzeuge besigt London : es zählt Bestimmtheit alle Marstanäle, neue und alte, mitfamt dem Wenn etwa die Marsbewohner sie in einem Monat geschaffen haben 21%, mal soviel wie Paris , Berlin und Wien zusammen, nämlich 43 000. Glauben an die Marsbewohner in das Reich der optischen sollten, so wäre das bei der Länge und Breite dieser Linien eine Davon find im Privatbesig 23 559 Motorwagen und 10 588 Motor­Täuschungen oder gar der Hirngespinste verwiesen. Ein Ausweg Leistung, die allerdings auf eine erheblich technische Ueberlegenheit fahrräder; 4789 Motorwagen dienen dem öffentlichen Verkehr und aus diesem Streit läßt sich vorläufig gar nicht finden, auch noch jener Wesen über die Erdbewohner deuten würde.

Wir bummeln die Runde, wenngleich nicht in Couleur;

die farbe im Herzen

ifr noch kein Staatsmalbeur.

Doch wer fich duckt,

der ift ein Stiefelknecht,

und tritt man ibn mit füßen, gefchicht's ihm recht!

nicht einmal voraussehen. Der von einigen Fachleuten, nament. lich von Professor Maunders, geführte Nachweis, daß man auf tünstlichem Wege optische Täuschungen erzeugen könne, die in der Erscheinung den Marstanälen vollkommen entsprechen, hat bei den positiven" Marsforschern gar nichts verfangen, sondern es wird

Humor und Satire. Wahlrechtstundgebungen. Herr Philosoph, was fagt Ihr mun Zu diesen Flammenzeichen?

-

D

Notizen.

4074 Motorwagen dem Lastenverkehr. Paris verfügt über 10 724 Motorfahrzeuge, wovon 7124 im Privatbesig und 3600 in der öffent lichen Personenbeförderung Verwendung finden. Dann kommt Berlin ( ohne die Nachbarstädte) mit 3736 Motorfahrzeugen, von denen 936 im öffentlichen Verkehr stehen. In Wien find 2320 Motor­fahrzeuge eingetragen.