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1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 128.

Die Reichstagswahlen.

Wilhelm Marr  , der alte Antisemitenführer, den die Anti­femiten einſt heiß verehrten, erklärt im Hamburger Echo", unserem Parteiblatt: Etwas für moderne Antisemiten.

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Sonnabend, den 3. Juni 1893.

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10. Jahrg.

entlassen worden sei. Nach der Staatsbürger- Zeitung" und selbst großartig. Fast überall wurden unsere Genossen aufgefordert, nach der Frankfurter Zeitung  " sollte er wegen Landfriedens  - ja bald wiederzukommen. In vielen Häusern, wo vor 3 Jahren bruches" verhaftet worden sein. Seine Freilassung beweist aber, jeder Sozialdemokrat mit Schimpfworten empfangen wurde, sind daß falls wirklich Gewaltthätigkeiten vorgekommen sind, was noch sie sogar zu Tische geladen worden. abzuwarten bleibt, diese nicht von den Sozialdemokraten verübt wurden, die mit Glocke nach Sollstedt   kamen. Möglicherweise den Hund. Die Wadelstrümpfler kommen von Tag zu Tag mehr auf haben irgend ein paar Antisemiten einige zu allem fähige Kerle Rickert an die Liberalen im Wahlkreise Schwetz, sie sollten von Wie uns aus Graudenz   gemeldet wird, schrieb Wenn der alte Spötter Voltaire   noch lebte, der ja bekannt- mittels Schnaps und Biers gedungen, um durch die von diesen der aussichtslosen Kandidatur eines Freisinnigen Abstand nehmen lich auch ein Antisemit war, er würde vielleicht folgende Fragen verübte Zerstörung fremden Eigenthums, auf billigste Weise also, und gleich für den Reichsparteiler Holz- Parlin stimmen. Und an den Sozialismus der dummen Kerle" richten: Ihr guten den Profit des" Martyriums" zu ergattern. Unsere Partei- da rede noch Einer von Zersplitterung im reaktionären Heer­Leute und immer schlechter werdenden Mufikanten" sagt mir doch genossen stehen auf einer höheren Stufe der Kultur, als daß sie einmal, wo findet Ihr numerisch die meisten Juden" und das Wahlrecht und sonstige Rechte durch Gewaltthätigkeiten miß­haufen. den jüdischen Machteinfluß", als um Thron und Altar" brauchen würden, wie das der Antisemiten verwerfliches Hand­herum, als bei den bürgerlichen Ordnungsparteien"? Be werk ist. Im übrigen beweist dieser Vorgang aufs neue, wie Wahlschmerzen, immer noch übrig, wenn es gilt, auf ihre Weise Viel Geld haben unsere Liberalen, trotz aller ihrer schnittene oder unbeschnittene Juden, das ist ganz gleich. Seit sehr das Besuchen von Versammlungen, zu denen man nicht ge- der Sozialdemokratie eins auszuwischen. Lebt da in Hamburg  Ihr Euch auch noch für die Militärvorlage erklärt habt, laden ist, seine zwei Seiten hat. ist Euer Plaz doch nur noch in Reih und Glied mit Rothschild, der den älteren Parteigenossen zum Theil noch bekannte Schuh Bleichröder  , Warschauer, Erlanger  , König Stumm und wie die Aus der Westprieguit. Lezten Montag sollte in als körperliche und geistige Ruine. Mancherlei Widerwärtigkeiten, Letzten Montag sollte in macher und einstige sozialdemokratische Abgeordnete Hartmann jetzt beschnittenen und unbeschnittenen Unternehmer, Gründer und Perleberg   eine öffentliche Wählerversammlung stattfinden, in zum größten Theil selbst verschuldet, haben den Mann im Laufe Großkapitalisten sonst heißen mögen. Numerisch findet Ihr den der der sozialdemokratische Kandidat Koopmann aus Berlin   zum größten Theil selbst verschuldet, haben den Mann im Laufe Bürger Sem" am schwächsten vertreten in der Sozialdemokratie, sich den Wählern vorstellen sollte. Der Wirth des Lokals zum Mitleid der Genossen und der Zeit derart mitgenommen, daß er schon seit Jahren dem Die aber von 6 bis 7 Millionen Juden in der Welt nicht Schützenhaus hatte schriftlich sein Lokal zur Verfügung gestellt. dem Gespött der Gegner anheimgegeben war. leider muß es gesagt werden- Diesen so viel Aufhebens macht, als Ihr, die Ihr die Cohn, Levy Die polizeiliche Anmeldung wurde hierauf eingesandt und die Mann Statt dieser aus ihm durch suchten sich die Letteren nun hervor, preßten u. d. a. zu ausschließlichen Sünden böden einer verfaulenden Inserate in der Perleberger   Zeitung aufgegeben. der Himmel weiß, welche Mittel fozialen Unordnung machen wollt und zu diesem Ende Mucker Inserate erschien in dem Blatte eine Notiz, wonach der Wirth eine Serie Schauergeschichten heraus und brachten die= und Finsterlinge geworden seid, Hurrah- und Heilrufer, zur Verweigerung seines Lokals veranlaßt worden war, und eine felben unter seiner- des geistig Unzurechnungsfähigen Klaquere der Reaktion! Der alte Spötter Voltaire   würde von diesem Manne unterzeichnete Annonce, worin er erklärte, Berantwortlichkeit mit dem Titel: Sensationelle Enthüllungen sagen: Wenn Ihr Antisemiten sein wollt, so werdet erst daß er die Versammlung unter keinen Umständen in seinem Lokal über die Führer der Sozialdemokratie u. s. w. heraus. Das Sozialisten, stimmt für die Sozialdemokraten, abhalten lassen werde. Nichtsdestoweniger war am Montag alberne verworrene Zeug, was da zusammengestapelt ist, wirb welche wenigstens der kapitalistischen   Verjudung der Gesellschaft Abend ganz Perleberg   auf den Beinen. Polizei und Land- nun vor der Hamburger   Börse und sonstwo vertrieben, damit nicht ungezählte Millionen Soldaten zur Verfügung stellen!" Die gendarmen, ferner gedungene Knüppelhelden zogen hinaus zum nun damit die Hamburgische Bevölkerung sich von der Sozia foziale Frage, nicht die abstrakte Judenfrage, Schüßenhaus. Als Koopmann den Sachverhalt erfuhr, erklärte demokratie abwenden soll. Daß das geschehen wird, glaubt das steht heute auf der Tagesordnung! Merkt Euch das, Ihr er dem Wirth, daß dieser für die entstandenen Kosten ersatz- Häuflein liberaler Eiferer in Hamburg   wohl selber nicht. Also modernen Geschäfts, Sport- und Radau- Anti- pflichtig gemacht werden würde, und ging dann zurück nach dem muß das angerührte Mittel wohl für außerhalb Hamburgs be­semiten! Am 15. Juni stimme ich roth". Nicht ob Bahnhof. Auf dem Heimweg suchte nun eine Rotte Knüppel- rechnet sein, um kurz vor den Wahlen den kleinen Landmann gleich, sondern weil ich ein ehrlicher Antisemit bin. helden unseren Kandidaten in ihre Mitte zu bekommen, was ihr und Handwerker vor der Sozialdemokratie graulich zu machen. " Franklin entriß dem Himmel den Bliz, dem Tyrannen das auch gelang; die Wächter der Ordnung waren verschwunden. Viel Glück werden die Braven damit nicht haben. Szepter; Koopmann erreichte indessen wohlbehalten den Bahnhof.

Glaubt mir, das war von je ein und dasselbe Geschäft!" Also sprach s. 3. der alte Spötter und Antisemit Voltaire  , der aber heute über die modernen Anti­femiten sagen würde:" Herr! Siehe dies Volkan! Es find lauter Zigeuner  !" M. Marr.

Nichts für ungut!

Von Koscielski- Admiralski. Der Drendownit" ver­öffentlicht ein Telegramm aus Inowrazlaw, wonach der Abgeordnete v. Roscielsti in Inowrazlaw als Kandidat aufgestellt worden sei. Herr v. Koscielski soll dem Drendownik" zufolge gebeten haben, man möge ihn wenigstens ernten lassen, was er gefäet habe." Nur auf diese Bitte hin sei er wieder auf­gestellt worden. Das ist auch ein Standpuntt!

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einen Ent Glocke ausreden

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Die Menge folgte ihm und umringte ihn noch in der Wartehalle. Der Melinitschwindel blüht. So frächst die Kölnische" Vor der Wartehalle fanden sich die Gendarmen, an der Spize ein Klagelied über die Revanchegelüfte der Franzmänner und der Wachtmeister und 5 Polizeibeamte ein, die so lange warteten, sagt:" Weil wir aber nie dulden werden, daß die französischen  bis der Zug abfuhr. Beim Einsteigen konnte es ein Knecht nicht Fahnen je wieder am Rhein   wehen, deshalb wollen wir vor unterlassen, den Genossen Mähr aus Berlin  , der die Versamm- allem eine Stärkung des Heeres, das dem Einfalle des Feindes lung leiten sollte, an den Armen zu fassen und ihm zu sagen, zuvorkommen soll." Nächstens werden die Reptilien be­daß wenn er keine Perleberger Wichse" haben wolle, er in Zuweisen, daß funft in Berlin   bleiben möge. Die gedungenen Mannschaften erhielten Nordhäuser   und Bier, soviel sie trinken wollten, daher uns retten könne vor dem ihre Rourage! Für diesmal ist es den Gegnern geglückt, die Ver­sammlung zu vereiteln, das nächste Mal gelingt's ihnen nicht, oder vor der dafür wird gesorgt werden.

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nur die Militärvorlage

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Koloradokäfer

Reblans!

Eine Tugend muß uns selbst der Haß der Gegner zu- Aus Kelheim  , Sigl's Wahlkreise, wird gemeldet: Die sprechen, nämlich den Fleiß, mit dem wir für den Sozialismus Stimmung in der ganzen Gegend ist durchwegs für Unter dem effektvollen Titel:" Der sozialdemo So schreibt das in Zielenzig erscheinende Neu- Dr. Sigl. Von dem Zentrumskandidaten Aigner in Mainburg  fratische Aufruhrin Sollstedt  " bringt die Kreuz- märkische politische Wochenblatt": Eine Ueberraschung brachte will trotz der energischen Agitation der Geistlichkeit niemand Beitung" einen Bericht des Nordhauser Anzeigers" über eine Pfingsten unseren Sternberger Kreisen, nämlich den Einfall von etwas wissen, während bei der letzten Reichstagswahl die An­am 30. Mai stattgehabte Versammlung zum Abdruck, die von ca. acht sozialistischen Agitatoren, Leuten, deren Gesellenbrief sichten noch getheilte waren. Und wenn man nach dem Grund Antisemiten Nordhausens in Sollstedt   arrangirt worden war. kaum trocken geworden. Kaum war die Kirche geschlossen, so dieser Stimmung fragt, hört man fast einmüthig, daß die In dieser Versammlung, in der der antisemitische Redakteur begannen die Boten ihr Amt aus Austräger der Flugblätter, geistlichen Herren selbst dem Faß den Boden Herfurth aus Zeit sprach, sollen auch 60-70 Sozialdemokraten in taum 3/4 Stunden waren in jedem Hause ausgeschlagen hätten. Solche Reden wie: Wenn aus Bleicherode  , Nordhausen   und anderen Orten erschienen sein, unserer Stadt die Zettel ca. 10 000 Stück vertheilt, Euch Eure Kuh und Euer Stier lieber ist, als worunter der sozialdemokratische Kandidat des Kreises, Theodor so daß die Volksbeglücker" bereits um 3/412 Uhr per Möbel- uuser Herrgott, dann wählt den Dr. Sig!!" Glocke aus Berlin  . Die Antisemiten hatten den Rednern in wagen weiter nach Gleißen, Königswalde   2c. fuhren; ebenso soll haben unter der bäuerlichen Bevölkerung die größte Entrüstung der Diskussion nur 7 Minuten Redezeit verstattet, find aber so der Wahlkreis im Um sehen belegt worden sein." hervorgerufen. Man macht sich kaum eine Vorstellung davon, gnädig gewesen, den sozialdemokratischen Kandidaten 10 Minuten Im Wahlkreise Waldenburg stellt das Zentrum feinen welch' zersetzende Wirkung sie haben. Aus Orten, die seither lang reden zu lassen. Darauf entzog man Glocke das Wort, Kandidaten auf und empfiehlt Wahlenthaltung. wie rasch derartige fanatische Aeußerungen folportirt werden und wie der Nordh. Anz." selber sagt ganz schwarz" waren, kommen Briefe mit dem Inhalt: Schickt rüstungssturm" erregte. Das Blatt fährt dann fort:" Wiederberg- Grottkau: Schalscha, der Hueneling, unterstützt durch Bahlzettel für Sigl, sonst wählen wir sozialdemokratisch" holte Zwischenrufe der Sozialdemokraten: die Konservativen, Hulbrich( 3). meistens Orte, in denen der geistliche Herr in obenerwähnter lassen," abstimmen lassen," Pfuirufe u. f. w. veranlaßten Der jüngste Leibhusar der Militärvorlage, der Husaren- Weije agitirte." Für Sigl's Renommé wäre es freilich besser, schließlich den Vorsitzenden, die anwesenden Sozialdemokraten lieutenant Hubert von Schorlemer in Großenhain  , ist ein er fiele bei der Wahl durch. Derselbe ist weder ein Redner, noch zum Verlassen des Saales aufzufordern, und als dem nicht Folge leiblicher Sohn des abgeschwenkten Zentrums- Ravalleristen von ist sein politischer Standpunkt ein solcher, daß er in einer ernsten geleistet wurde, die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen. Schorlemer- Alst. Wie die Alten sungen, so zwitschern die Versammlung vertreten werden kann. Der in Sollstedt   stationirte Gendarm ging sofort zur Räumung Jungen. des Saales vor, und langsam, schließlich unter Absingung der In Pforzheim   schreibt man uns- sprach am Montag Arbeitermarseillaise verließen die Sozialdemokraten den Saal. Die Der läugnende, aber festgenagelte Herbert. Die Pfälzer Bebel in der großen Turnhalle, die uns zum ersten Male zur Versammlung nahm mit der Erwiderung des Herrn Herfurth Beitung" hatte bekanntlich dem Grafen Herbert Bismarc Verfügung stand, vor einer so großen Versammlung, wie sie in ihren Fortgang, obwohl sich der anwesenden Bewohner Sollstedts die Aeußerung nachgesagt: ob es denn überhaupt ein Unglück Pforzheim   noch nicht dagewesen ist. Sie war von nahezu 4000 Per­eine leicht erklärliche Aufregung bemächtigt hatte. Der Vortrag ei, wenn die kleinen Bauern verschwänden und sonen besucht. Namentlich waren auch die Arbeiter aus den wurde unterbrochen durch ein vor dem Gasthofe seitens der ihr Besiz in größeren rationellen Betrieben aufgehen würde." umliegenden Ortschaften zahlreich anwesend. Bebel, beim Be­Sozialdemokraten ausgebrachtes Hoch auf die internationale Graf Herbert hatte die Aeußerung im Genthiner Wochenbl." treten der Rednertribüne mit stürmischen Hochs empfangen, sprach Sozialdemokratie. Die Versammlung wurde angesichts der zu dementirt und hinzugefügt: er erblicke vielmehr in dem kleinen in zweistündiger Rede, oft von großem Beifall unterbrochen, über nehmenden Aufregung geschlossen, indem Herr Herfurth ein Hoch Besizer einen Segen für das Land." Frhr. v. Fechen ba ch die Reichstagswahl und die allgemeine politische und wirthschaft­auf unseren Kandidaten Kruse( den antisemitischen Kandidaten. theilt nunmehr in der Pf. 3tg." mit, daß jene Worte im liche Lage, zum Schluß die Anwesenden auffordernd, am Red. d. V.") ausbrachte. Kurze Zeit hierauf zerbarsten mit Sommer 1881 bei einem Diner in der oberen Saline thatsächlich 15. Juni dem sozialdemokratischen Kandidaten ihre Stimme zu eigenthümlich flirrendem Geräusch die Fensterscheiben. Große gefallen seien. Sicher sei, daß die betreffende Aeußerung, be- geben. Ein wahrer Beifallssturm ward dem Redner für seine Steine flogen polternd in's Bimmer, während die Fensterkreuze fonders gegenwärtig, dem Grafen Bismarck höchst ungelegen er interessanten und lehrreichen Ausführungen zu theil. Da fich mit dumpfem Krach zersplitterten. Dem Gendarm, der unten den scheinen muß, weniger sicher sei, ob er sich überhaupt an jene troß mehrmaliger Aufforderung des Vorsitzenden Opificius an Ansturm abzuwehren versuchte, wurde die Uniform zerrissen, er 2orte erinnere. Der geniale" Sohn, dessen diplomatisches Ge- die Gegner, die schon oft vernichtete Sozialdemokratie jetzt verhaftete den Uebelthäter, brachte ihn in den Saal, wo man schick im Samoa  - und Wohlgemuth Handel Triumphe feierte, vollends todt zu machen, niemand zum Wort meldete, wurde die denselben vor der Erbitterung der Einwohner faum schützen versteht das 2- äugnen noch nicht so gut, wie sein Vater. Aber Versammlung gefchloffen und unter begeisterten, nicht enden­fonnte. Der Verhaftete wollenden Hochrufen auf die internationale Sozialdemokratie und er ahmt rühmlich dem erhabenen Vorbilde nach. hatte ein Messer gezogen, er gab an, aus Magdeburg   zu sein, anscheinend Die Freifinnigen im Wahlkreise Erfurt   haben einen auf Bebel trennten sich die Anwesenden. arbeitsloses Subjekt, eine Art Zuhälter. eine Art Buhälter. Einer Aufforde- immerhin seltenen Äft vollständiger politischer Entmannung an rung an die Einwohner, dem Gendarm zu Hilfe zu sich vollzogen. Sie brachten den Nationalliberalen als den Kan­tommen, wurde Folge geleistet und die Sozialdemokraten, die didaten, für den die freisinnige Partei stimmen würde, den Apo­niemand aus dem Gasthof herausließen, zurückgedrängt. Als theker und Stadtverordneten Caesar in Vorschlag. In der wir nach fürzerer Zeit durch die in dem engen Gange fest vom nationalliberalen Verein einberufenen Wählerversammlung, gefeilten Massen aufgehalten die Straße erreichten, bot sich uns wo beide Parteien vereint mit den Freikonservativen den Handel ein schauderhafter Anblick der Zerstörung dar. Sämmtliche Fenster besprachen, erklärte der nationalliberale Rechtsanwalt Moßdorf, den 4. Juni, findet im 1. WahItreis abermals eine Flugblatt­Achtung! Genossen und Genossinnen, morgen, Sonntag, zertrümmert, die Fensterkreuze eingeschlagen, das Oberlichtfenster dem für den Fall der Nicht- Einigung die Kandidatur von seinen Verbreitung statt. über der Thür demolirt, lagen die Scherben, zerbrochene Holz- Parteigenossen angeboten war, er werde nur dann zurücktreten, theile umher. Man scheute sogar nicht vor der Brutalität zurück, wenn der von den Freisinnigen vorgeschlagene Apotheker Caesar Kreis für uns der schlechteste von Berlin  , so daß er immer auf Genossen, wie Ihr wohl wissen werdet, ist gerade dieser die Fenster derjenigen Zimmer zu zertrümmern, in denen die sich bedingungslos der nationalliberalen Partei an die Hilfe der Genossen aus anderen Kreisen rechnen muß. Kinder des Herrn Schilling schliefen, obwohl die Frau desselben schließen und für die Militärvorlage eintreten händeringend bat, ihre Kinder zu verschonen. Der Fußboden des wolle. Und der Kandidat der Freisinnigen, Herr Caesar, durch- wonnen wird, so kommt und legt Hand ans Werk, indem Ihr Genossen, wollt Ihr, daß auch dieser Kreis für uns ge­Saales und der Zimmer unten war mit Steinen, zerbrochenen schritt thatsächlich dies caudinische Joch und mit ihm die Euch uns anschließt und mit uns kämpft; denkt an unser Kampf­Bierseideln, Holzstücken zc. wie übersäet. Es muß übrigens dar Freisinnigen, denn zum Schluß der Versammlung fonnte lied, die Marseillaise  , und wir siegen." auf hingewiesen werden, daß zu der Versammlung nur konser- der Borsigende feststellen, daß, soweit er bemerkt habe, bei der vative und antisemitische Wähler eingeladen waren, was Herrn Abstimmung niemand gegen die Kandidatur Caesars gestimmt wir Leute; seid Ihr gewillt, uns mit Eurer Kraft zu unterſtüßen, Genossen und Genossinnen, auch am Tage der Wahl brauchen Glocke mitgetheilt war. Auf Requisition der Sollstedter Behörde hätte. wurde der Kandidat der Sozialdemokraten bei seiner Ankunft auf Ein solches Bürgerthum kann politisch überhaupt niemand morgen bei den Komitee- Mitgliedern, welche die Flugblätter aus­so gebt Gure Adresse beim Unterzeichneten ab, auch könnt Ihr es hiesigem Bahnhofe verhaftet. Wir hätten es sehr gern gesehen, mehr ernst nehmen. geben, bewerkstelligen. daß diejenigen freisinnigen Größen hiesiger Stadt, die da schon jetzt erklärt haben, bei einer etwaige Stichwahl zwischen den Antisemiten und Sozialdemokraten für den Sozialdemokraten ein­zutreten, Zeugen jener Sollstedter Revolution gewesen wären." Soweit der Bericht des Nordh. Anzeigers". Aus den Worten unser Kandidat Kruse"" ergiebt sich, daß er von einem Antisemiten geschrieben ist, und die Beziehung auf die Frei­sinnigen läßt, zumal es sich um die vera hlwardtete eine gute. Partei der Antisemiten handelt, mit Sicherheit darauf Aus Saalfeld   i. Th.   wird dem Thüringer Boltsblatt" schließen, daß er nach jeder Richtung hin tendenziös gefärbt ist, mitgetheilt: Mehr als 60 hiesige Genossen zogen am Sonntag in um die Stimmen des der Sozialdemokratie zuneigenden Theiles 16 Kolonnen auf das Land, um das erste Wahl- Flugblatt zu ver­des Bürgerthums für die Antisemiten su ta pern. breiten. Einige, die nach den entlegenen Ortschaften mußten, Uns selbst ist über den Vorfall bis jetzt leider keine Nachricht gegeben gingen schon am Sonnabend fort. Ueberall wohin sie kamen, worden, Genosse Glocke hat hierher, und zwar an einen seiner wurden sie sozusagen mit offenen Armen empfangen, die Be­Expeditionskollegen, nur berichtet, daß er wieder aus der Haft geisterung für unsere Jdeen ist besonders auf dem Walde geradezu der

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Im westhavelländischen Kreise, sowie in einem Theile der Kreise Jerichow   und Zauch- Belzig   vertheilten am Sonntag 400 Parteigenossen Flugblätter. In Brandenburg   war die Vertheilung innerhalb einer Viertelstunde erfolgt. Alles ging ohne Störung von statten. Die Aufnahme der Schriften­vertheiler war, so weit Berichte darüber vorliegen, in allen Orten

Lokalen:

Lokales.

Treffpunkte find morgen, Sonntag, früh 7/2 Uhr in folgenden Wilh. Thierbach, Restauration, Friedrichsgracht 16; Trischmann, Restauration, Jüdenstr. 55, Ecke der Sieberstraße;

Stockfisch  , Restauration, Holzgartenstr. 5; Seidenstücker, Restauration, Jäger- und Ranonier straßen- Ecke;

Wendt, Restauration, Claudiusstr. 19.

Das Wahlkomitee

des 1. Berliner   Reichstags- Wahlkreises. J. A.: Otto Schell wath, Neue Friedrichstr. 92, II.

3. Wahlkreis! Die Parteigenossen, welche gewillt sind, bel Verbreitung eines Flugblatts morgen Sonntag, den 4. Juni,