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Der Abgeordnete Bytes fragte MacKenna, ob die Er- die Hammerschläge des Präsidenten Dr. Vogel, der sich derartige flärung des Reichskanzlers in der Reichstagsfizung am 5. März Aeußerungen der Kammermitglieder verbat. Als der Minister bezüglich der englisch - deutschen Beziehungen das demnächst dem seine Ausführungen beendet hatte, erklärte der Präsident, er besize Barlament vorzulegende Flottenbudget in einschrän leider keine Handhabe, um gegen Aeußerungen eines Regierungs­tender Weise beeinflussen würde. Mac Kenna erwiderte: vertreters, tie fie foeben gefallen feien, vorzugehen. Er bedauere Der freundliche Ton der Nede des deutschen Reichskanzlers wird diese Aeußerungen zwar, müsse aber die Würde des Hauses wahren herzlich erwidert, aber ich muß darauf hinweisen, daß unsere Flotten- und Tönne den Abgeordneten solche Zwischenrufe, wie sie soeben budgets nicht auf die Annahme basiert werden, daß andere Nationen laut wurden, nicht gestatten. Darauf erhob sich erneuter Lärm beabsichtigen, uns gegenüber unfreundlich zu sein oder daß wir auf der linken Seite, der sich in erregten Rufen laut machte: Das beabsichtigen, gegen sie unfreundlich zu sein.( Beifall.) ( Beifall.) Sie laffen wir uns nicht gefallen! Mag der Minister auch die Würde werden aufgeftelt, um den Stand unserer Seemacht zu erhalten des Hauses wahren!" Der sozialdemokratische Abg. Fleißner und hängen von den tatsächlichen Flottenausgaben erhielt einen Ordnungsruf. Nur langsam legte sich die Er­anderer Mächte ab. Ich weiß nichts davon, daß irgend- regung im Hause. Die Petition ließ das Haus schließlich nach welche öffentliche Erklärungen deutscher Minister irgend eine längerer erregter Debatte zum Teil auf sich beruhen, zum Teil Absicht angedeutet hätten, die gesetzlich festgelegten Ausgaben wurde fie für unzulässig erklärt, und die Sibung sodann geschlossen. des deutschen Flottenprogramms abzuändern.

Der englische Marineminister erklärt also, daß die freund- Freifahrtkarten für die Landtagsabgeordneten. lichen Redewendungen völlig bedeutungslos sind, da ihnen Die Kölnische Volkszeitung" läßt sich aus Berlin tele­feine Taten entsprechen. Die Engländer werden also weiter graphieren: Dreadnoughts bauen, so lange die deutsche Regierung nicht Die Freifahrtfarten für die Landtagsabgeordneten vom Wohn­endlich vom deutschen Volfe zur Vernunft gezwungen is nach Berlin und zurüd dürften nunmehr gesichert sein. Das wird und ernsthafte Verhandlungen einleitet, um sich mit Staatsministerium beschäftigte sich damit in der heutigen Sigung und genehmigte grundsätzlich die Bewilligung der Freifahrtkarten. England über eine beiderseitige Einschränkung der Die Einführung soll auf dem Verwaltungswege erfolgen, sobald Flottenrüstungen au verständigen. Daß die einige Bedenken und formelle Schwierigkeiten beseitigt find." englische Regierung dazu bereit ist, hat sie oft genug zu Bor wenigen Tagen noch ist behauptet worden, daß die Ge­erkennen gegeben. nehmigung von Freifahrtkarten abgelehnt worden sei.

Die Bedeutung der Landtagsnachwahl in Freudenstadt . Zu dem Wahlausfall in Freudenstadt ( Württemberg ), den wir bereits in der Dienstagnummer mitteilten, wird uns noch aus Stuttgart geschrieben:

Die Nachwahl in Freudenstadt verdient eine kurze Würdigung. Die Wahl endete, wie vorauszusehen war, mit dem Siege des Volks­parbeilers Gaiser, dem die nationalliberale Partei ihre Hilfe angedeihen ließ. Unser Kandidat, Genosse Harder, der im ersten Wahlgang mit 2145 Stimmen dem Volksparteiler, der 2211 Stimmen erhielt, sehr nahe gerüdt war, erhielt im zweiten Wahlgang 2604 Stimmen. Der Volksparteiler brachte es auf 3418 Stimmen. Von den 1814 nationalliberalen Stimmen sind ihm also rund 1200 zugefallen. Unser Stimmenzahl hat sich seit der letzten Wahl mehr als berdoppelt.

Der moralische Eindruck der Wahl ist sehr stark. In bürger­lichen Kreifen ist man geradezu entsegt über das rapide Anwachsen der Sozialdemokratie in diesem rein ländlichen Wahlkreis. Nun bläft tie bürgerliche Presse mit vollen Backen zum Sammeln. Alle bürgerlichen Parteien gegen die Sozial demokratie!" ist die Losung. Wenn nur die Preußen" die Sammlung nicht gar so schwer machen würden. Das verräterische Treiben des Zentrums und der National liberalen Preußens in der Wahlrechtsvorlage erschüttert die Stellung dieser Parteien im Süden Deutsch Ianos wohl noch stärker als in Norddeutschland. Der Süden hat fast durchweg das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Landtagswahlrecht. Und er befindet sich wohl dabei. Man begreift hier einfach den Widerstand der preußischen Regierung gegen eine zeitgemäße Reform des Wahlrechts nicht. Bei der württembergischen Verfassungsreform haben sich nicht nur die württembergischen Minister für die Modernisierung der Verfassung ins Zeug gelegt; der König selber förderte das Wert nach Kräften unter Aufopferung monarchischer Privilegien. Die Drohung der Kreuzzeitung ", daß unter solchen Umständen wohl preußische Bajonette einmal im Süden Deutschlands Ordnung schaffen müßten, beantwortete Wilhelm II. von Württemberg mit einem Dankschreiben an den Ministerpräsidenten, datiert vom 10. Juli 1906. Das Dankschreiben beginnt:

Mein lieber Präsident des Staatsministeriums, Staatsminister Dr. v. Breitling!

Die linksliberale Kompromißpartei,

Wie freifinnige Blätter melden, tritt der geschäftsführende Aus­schuß der Fortschrittlichen Wollspartei am Donnerstag im Reichstag zusammen, um sich zu konstituieren. Vorsitzender der neuen Gesamtpartei wird der Abg. Stadtrat Fischbed. Die Reichstagsfraktion der Fortschrittlichen Volkspartei hat sich bereits Dienstag abend konstituiert. Es blieb alles so, wie es in der Fraktionsgemeinschaft" gewesen: Abg. Dr. Wiemer ist Fraktions­vorfizender, Abg. Dr. Müller- Meiningen , stellvertretender Borsigender. Weiter gehören dem Fraktionsvorstand an die Abgg. a empf, v. Bayer und Schrader. Ein Fraktionsstatut soll demnächst von einer sechsgliedrigen Kommission beraten werden. Die preußische Landtagsfraktion hält ebenfalls Donnerstag ihre erste Sigung nach vollzogener Fufion ab. Auch dort handelt es sich nur um eine Formalität, und die Zusammensetzung des Vorstandes( die Abgg. Fischbed, kindler, Fund und Bachnide) wird unverändert bleiben.

am gestrigen Tage. Ich bitte, auch bei Gelegenheit den Wahl. männern Ihrer Partei diesen meinen Dank nochmals auszu= sprechen, aber nicht in der Zeitung, weil mir dadurch von anderer Seite sehr, sehr große Schwierigkeiten erwachsen würden.

Wenn ich auch politisch nicht Ihrer Partei angehöre, so ist es doch selbstverständlich, daß ich als armer, besizloser Arbeiter auch als solcher denke und fühle und immer an erster Stelle dort zu finden sein werde, wo es gilt, die Interessen meines Standes wahrzunehmen oder für unsere heiligsten Rechte zu kämpfen, vor allem für das Reichstagswahlrecht im Königreiche Preußen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

Franz Sauermann.

Da Sauermann es nicht nur duldet, daß mit seinem Namen Mißbrauch getrieben wird, sondern er selbst auch noch durch sein ganzes Verhalten dieses lügnerische Treiben seiner Parteigenossen u unterstüßen scheint, so rechtfertigt es sich, wenn unsere Duis­burger Genoffen nun auch den Brief mit veröffentlichen, der bei ehrlicher Innehaltung der Versprechungen natürlich nicht an die Deffentlichkeit gezogen wäre. Wenn wir indiskret haben werden müssen, so hat Herr Sauermann das selbst provoziert. Der Brief zeigt übrigens mit aller Deutlichkeit, daß Herr Sauermann seine Pappenheimer kennt.

Priester- Presse.

Es gibt bekanntlich Institute, deren Aufgabe es ist, jungen Leuten, denen für den gewöhnlichen Studiengang die nötige Geduld und Ausbauer fehlte, in turzer Zeit die für irgend ein Examen nötige Reife" beizubringen. Man nennt ein derartiges Institut Breffe" und redet in diesem Sinne von einer Fähnrichs-, Referendars usw. Presse. Aber es gibt auch Priester- Breffen, wie folgendes Inserat der Kölnischen Volkszeitung" beweist: Juftitut für ältere Priesterkandidaten.

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Weltere Jünglinge, die noch Priester werden wollen, werden rasch zur Prima oder zum Abitur befördert. Pension im Internat 1000 M., außerhalb 600 M., Schulgeld 500 M., Minder­bemittelte nach Rücksprache. Jüngere Schüler aus befferer Familie, die Ostern nicht verfett werden, werden durch das Beispiel ernster, zielbewußter Schüler so weit gebracht, daß sie den Verlust wieder einholen.

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Fr. Off. unt. N. Z. 1899 an die Geschäftsstelle ber Kölnischen Volkszeitung.

Sämtl. Abiturienten bestanden.

Die Inhaber des Instituts scheinen ihr Gewerbe doch wohl selber nicht für ganz einwandfrei zu halten, sonst würden sie es nicht

Jmmer deutlicher zeigt sich, daß in der neuen Partei die frühere Freifinnige Voltspartei ein unbestrittenes Uebergewicht befigt und alle wichtigeren Bosten besetzt. Die Freifinnige Vereinigung und die unter verdeckter Flagge ausüben. füddeutschen Demokraten sind zu bloßen Anhängseln degradiert. Die Freifinnige Bollspartei stellt aus ihrer Witte nicht nur den ersten Borsigenden der Reichstags- und Landtagsfraktion, fondern auch den Dbmann des geschäftsführenden Ausschusses, und zwar ist es eine der reaktionärsten Personen des alten Freisinns, die in der neuen Stompromißpartei die erste Geige spielt: Herr Fischbed.

,, Unfer" Auswärtiges Amt .

In einem norddeutschen nationalliberalen Blatt wird ein charakteristisches Beispiel dafür angeführt, wie das Auswärtige Amt praftisch zu arbeiten versteht. Ein Geschäftsmann hatte um An­gaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse in Neuseeland gebeten. Behn Tage später teilte ihm das Auswärtige Amt mit, daß er aus führliche Angaben über Neuseeland im Meyerschen Großen Stonver fationslegiton finden könne. Der Herr hat auf diese Art der In­formation verzichtet und sich an das englische auswärtige mt ge wandt, von wo er umgehend die gewünschte Auskunft erhielt. Es ist doch gut, daß ein Konversationslegifon egiftiert, fonft wüßte man im Auswärtigen Amt von der Eristenz Neuseelands vermutlich überhaupt nichts.

Zentrumsfüchse im Eise.

Oefterreich.

Der Wiener Bürgermeister.

Wien , 9. März. Nach dem über das Befinden des Bürger­meisters Queger heute vormittag ausgegebenen Bulletin ist das Bewußtsein geschwunden und die Atmung unregelmäßig. Die Herztätigkeit nimmt ab.

Finanznöte.

Wien , 9. März. Das Abgeordnetenhaus sette die erste Lesung

Die Vollendung des Werkes der Verfassungsrevision gereicht Mir zur lebhaften Befriedigung und Genugtuung, nicht nur weil Ich in Uebereinstimmung mit einer Regierung die Reform für eine auch, weil deren Durchführung einem seit Jahrzehnten gehegten gegebenen Wahlrechtsversprechungen bricht, quittierte die Sentrums- Auch durch Ersparnisse könne das Defizit nicht beseitigt werden. Wunsche des größten Zeils Meines Boltes ent­

spricht.

Zum Schluß spricht der König auch Dank aus der opferbereiten Hingabe der Vertreter des Landes".

Durch die Reform wurde die Zweite Kammer, ein seltsames Zwitterding von Wolfsvertretung und Privilegienparlament des württembergischen Adels, zur reinen Voltskammer umgestaltet, das Wahlrecht eriveitert, die Zahl der Abgeordneten erhöht, das Recht des Königs, erbliche Mitglieder der Ersten Kammer neu ernennen zu dürfen, aufgehoben,

Die Vertreter des württembergischen Adels in der Zweiten Rammer waren flug genug, der Reform, durch die sie aus der Rammer ausquartiert wurden, augustimmen. Sie fürchteten den ungeheuren Nußen, den ein Scheitern des Reformwerts der Sozialdemokratie gebracht hätte. So traten sie freiwillig von der Bühne ab. Klüger als die norddeutschen Vettern haben sie damit aweifellos gehandelt.

Als am 1. b. M. Genoffe Leinert im preußischen Abgeordneten­hause nachwies, wie gewissenlos das Zentrum seine früher ab­fraktion diese Stäupung mit" Unruhe und Widerspruch". Der Ab­geordneter Gronowski gestattete sich sogar, die Ausführungen einerts als unwahr zu bestreiten. Der aufdringliche Gifer jedoch, mit dem das Zentrum heute, um dem Junkertum seine Bündnis fähigkeit zu beweisen, sein früheres Buhlen um die Gunst des um sturges" leugnet, schlägt zu seinem Schaden aus; denn in verschiedenen Gegenden haben sich unsere Genossen dadurch veran­lagt gefühlt, die alten Vereinbarungen auszugraben, die sie einst mit dem Zentrum getroffen haben. Interessant sind besonders die von unseren Genossen im Jahre 1908 mit dem Zentrumswahlkomitee in Duisburg - Mülheim ge­troffenen Vereinbarungen.

der Finanzvorlage fort. Der Finanzminister betonte, die Re­gierung habe angesichts des entschiedenen Widerstandes des Hauses die geplante Biersteuererhöhung fallen lassen und einen neuen Finanzplan eingebracht. Der Minister wandte sich dann gegen die Behauptung, daß das Defizit nur fingiert sei, und daß es seine Bedeckung in den erhöhten Grträgnissen des Bollgefälles finde. Diese Erhöhung, welche auf die schlechte Ernte, auf die hohen Getreidepreise und die dadurch notwendig gewordene Weizeneinfuhr aus Rußland zurückzuführen fei, werde zum großen Teil durch die Ueberschreitungen des Kriegsministeriums, welches doch das Gros seiner Ausgaben für den Getreideeinkauf verwende, aufgewogen. Daß die Lage der österreichischen Finanzen teine günstige fei, ergebe fich auch aus der in den leßten Tagen eingebrachten Kredite vorlage. Hierbei betonte der Minister, daß er der gestern vom Ab­geordneten Renner geäußerten Anschauung, daß Desterreich schon banter ott fei, nicht auftimme. Wenn man bedenke, daß die ein Ausfall bon 70 Millionen demgegenüber verhältnis. Cinnahmen und Ausgaben rund fünf Milliarden betragen, so sei mäßig flein, jo schwer es auch den Steuerträgern falle, diesen Alus. fall zu bebeden. Schuld an der gegenwärtigen Finanzlage feien bie absteigende Konjunktur und die erhöhten Seeres- und Marineforderungen im Zusammenhang mit den durch die jüngsten politischen Berwidelungen notwendig werdenden Ausgaben, die mangels vorliegender Delegations. beschlüsse aus den Stassenbeständen durch Borschüsse gedeckt worden seien, deren Rückzahlung jest dringend erforderlich sei.

frankreich .

Jm Wahlkreise des Abgeordneten Sauermann kandidierte da­mals für die Nationalliberalen der großkapitalistische Kommerzienrat Küchen aus Mülheim , der ehrlicherweise sich schon vor der Wahl offen als Gegner bes Reichstagswahl­rechtes erklärt hatte. Das Zentrum dagegen paradierte mit Die Unterschlagung der Ordensgelder. Paris , 9. März. Die gesamte Presse beschäftigt sich Ist die preußische Regierungspragis, die Art, wie dort ein der Forderung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Königswort eingelöst werden soll, im Süden Deutschlands schon Wahlrechts auch für den preußischen Landtag. Der eifrig mit der Verhaftung des Liquidators Duez. unverständlich, so bewirkt die Haltung der Nationalliberalen Bergmann Sauermann insbesondere ging sogar in seinen Ver- Die konservativen und nationalistischen Blätter nehmen den und des Zentrums tiefgehende Erbitterung. Daß die preußische sprechungen noch weiter, indem er auch für Neueinteilung Borfall zum Anlaß, um an der antiklerikalen Boli­Wahlrechtsfrage eine deutsche Frage ist, hat man im Süben der Wahlkreise eintrat. In den Händen unserer Ge- tik der radikalen Regierung der letzten 10 Jahre schärffte nur zu gut begriffen. Die Stellungnahme der bürgerlichen offen lag die Entscheidung. Nichts lag näher, als daß unsere Stritik zu üben und erinnern daran, daß Walded- Rousseau , Parteien zur Wahlrechtsreform in Breußen wird die Zukunft dieser Genossen im Duisburg - Mülheimer Kreiſe den Bergmann Sauer- um die Auflösung der Kongregationen zu rechtfertigen, dem Parteien auch im Süden Deutschlands sehr nachhaltig be- mann dem Vertrauensmann der Industriemagnaten vorzogen. französischen Bolte versprochen habe, mit den Milliarden der einflussen. Freudenstadt hat ihnen die erste Quittung aus- und daß sie dabei nicht bedingungslos für Sauermann eintraten, Selöster sollten Arbeiterpensionskassen und andere gemein­wie das jetzt mit dreifter Stirn von den Zentrumsleuten behaup- nügige Werke gefchaffen werden. Ministerpräsident Briana geftelt. tet wird, das beweist nachstehendes, schriftlich abgegebene er erklärte einem Mitarbeiter des Journal": Als Justizminister sprechen:

Der alte Kniff.

Ein neuer Schwindelfeldaug des Zentrums beginnt in Sachen der Wahlrechtsvorlage. Auf Mittwochabend hatte das Zentrum in Essen eine interne Sigung der Vertrauensleute der Zentrumspartei einberufen, in welcher der Abg. Giesberts über den Wert von Straßendemonstrationen sprach.

Danach fand wie zur Zeit der Reichsfinanzreform eine ge­schlossene Parteiversammlung statt. Erst wenn auf diese Weise die Funktionäre eingefeift und fanatisiert sind, geht das Zentrum mit der sogenannten Rechtfertigung seiner Wahlrechts­gaunerei in die Deffentlichkeit. Höchstwahrscheinlich wird das Zentrum auch anderweitig so verfahren.

Sturm im fächsischen Landtage. Dresden , 9. März. In der heutigen Sihung der Zweiten Nammer tam es bei der Beratung der Petition eines aus dem Staatsdienste entlassenen Werkstättenarbeiters auf Wiederanstellung zu einem erregten 3wischenfall. Staatsminister Dr. von Rueger wandte sich gegen die Petition und erklärt u. a., daß er eine Koalition der Eisenbahnarbeiter nicht zulassen könne. Durch wiederholte Zwischenrufe aus dem Hause unterbrochen, fuhr der Minister fort: Ich bitte, mir derartige Ungezogenheiten zu ersparen. Hierauf erhob sich auf der linken Seite des Hauses ein tosender Sturm der Entrüstung. Rufe wie" Unverschämtheit"," Was bilden Sie sich ein!" wurden laut. Dazwischen ertönten in dem Lärm

Erklärung.

Der Unterzeichnete verpflichtet sich hiermit, im Falle er bei der Wahl am 16. Juni ins preußische Abgeordnetenhaus ge­wählt werden sollte, einzutreten: 1. für Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts im Sinne des Reichstagswahlrechtes für die Wahlen zum preußischen Landtage;

2. nach Einführung der Wahlrechtsreform in obengenanntem Sinne auch für die Neueinteilung der Wahlkreise einzutreten; 3. die auf die Erreichung der Ziffer 1 erforderlichen Anträge zu unterstützen event. auch selbst einen solchen Antrag au stellen.

Duisburg - Beek, den 13. Juni 1908.

Franz Sauermann.

Dies flare, jeden Zweifel über die Versprechungen Sauer manns ausschließende Dokument dürfte wohl genügen, um die Taschenspielerkunststüde des Zentrums zu kennzeichnen. Daß es Sauermann damals wirklich ernst gewesen sein mag mit seinen Versprechungen, wollen wir zu seinen Gunsten annehmen, wenig­stens spricht nachstehender, am Tage nach der Wahl an unsere Duisburger Kreisleitung zu Händen des Genossen Schlucht­mann gerichteter Brief dafür:

Duisburg - Beet, den 17. 6. 1908. Sehr geehrter Herr Schluchtmann! Meinen aufrichtigsten, und herzlichsten Dank für die überaus Frompte Einlösung Ihres Versprechens bezüglich der Wahlhilfe

habe ich im vorigen Jahre die Staatsanwaltschaft auf die Handlungsweise Duez aufmerksam gemacht. Als Minister­präsident habe ich der Gerechtigkeit freien auf gelaffen. Mancher wird sich über das Vorkommnis freuen; mag fein, aber das Land wird sehen, daß wir gleiche Ge. rechtigkeit für alle wollen.

In der Senatskommission erklärte Berrier, der mit dem Studium der Aften betraut ist, die Paffiven Duez' betrügen zehn, nicht fünf Millionen. Die Kommission gab der Ansicht Ausdruck, daß das Gericht damit, daß es 148 Liquidationen nur drei Liquidatoren übertrug, einen schweren Fehler begangen habe, Es wurden dann An­träge angenommen, nach denem unterfacht werden soll, unter welchen Umständen und durch wessen Fürsprache Duez zum Liquidator ernannt und in seinem Amte erhalten wurde. Ferner soll die Regierung aufgefordert werden, festzustellen, ob die Zahlungen der Liquidatoren regelmäßig erfolgen und welche Verwendung die eingezahlten Gelder finden.

Kanada .

Keine Verständigung mit den Vereinigten Staaten .

New York , 9. März. Wie der New York Herald aus Ottawa meldet, sind die 3olltarifunterhandlungen der Me gierung mit der amerikanischen Tarifbehörde beendet, ohne daß eine Einigung erzielt wäre,