Nr. 58. 27. Jahrgang.
52. Sigung bom Mittwoch, den 9. März, nachmittags 1 Uhr.
Am Bundesratstisch: v. Tirpit.
In Kiautichou haben wir einen viel zu großen Beamtenapparat, und zwar auf allen Gebieten; bei den hohen Gehältern dort müßte jeder Beamte voll ausgenutzt werden.
werden wir nie verkennen, daß wir in Kiautschou vor allem einen diese Ausgaben steigen, tveil immer noch Offiziere, die jetzt hochbedeutsamen Ausstrahlungspunkt deutscher Kultur in Dstasien be- pensioniert werden, höhere Ansprüche erheben, weil sie in jenem figen.( Lebhafter Beifall bei den Nationalliberalen.) Feldzuge den oder jenen Schaden erlitten haben.( hört! hört! bei
Abg. Noste( Soz.):
Abg. Dr. Dröscher( f.): Gewiß: ein militärischer Stützpunkt, den Sozialdemokraten.) Es ist jetzt feine Rede mehr davon, die als der er ursprünglich gedacht war, ist Kiautschou nicht. Dafür ist deutsche Macht über einen größeren Teil Chinas auszudehnen, sondern es ein Zentrum deutscher Kultur, deutscher Tüchtigkeit, deutschen man spricht nur noch von" moralischen" Eroberungen. Man Wesens, deutscher Gründlichkeit! Und darum fönnen wir uns nicht hat darauf bei der Forderung der Mittel zur Begründung der Auf der Tagesordnung steht zunächst die Beratung des Etats io obne weiteres dem Rufe nach Sparsamkeit anschließen. Kiautschou chinesischen Hochschule hingewiefeit. Dieser Hinweis stand in einem für das Schutzgebiet Riautschon und das ostasiatische Marines soll die Musterkolonie bleiben, die es unter der zielbewußten Ver- merkwürdigen Gegensatz zu der Aeußerung, die vor einer Reihe detachement, zugleich mit der Besoldungsordnung und waltung des Reichsmarineamts geworden ist. Die Frage der Wert von Jahren gemacht wurde: man müsse die Chinesen so flopfen, zuwachssteuer ist in Kiautschou mustergültig gelöst. Auch den daß sie auch in hundert Jahren nicht wagen, einen Deutschen der Wohnungsordnung für das Schutzgebiet Kiautschou . ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Bei Abg. Erzberger( 8.): Kiautschou hat uns alles in allem Slagen über den Lurus können wir uns nicht ohne weiteres an- scheel anzusehen! 150 Millionen Mark gekostet. Dafür ist ja auch etwas geleistet. Der schließen. Andere Nationen statten ihre Staatsrepräsentanten in den dem Versuch, auf diese Weise moralische Eroberungen" zu machen, fann aber Deutschland mit anderen Ländern nicht konkurrieren. So Grundsaz„ Kaufleute vor die Front, Militär hinter die Front!" Kolonien noch weit luguriöser aus.( Bravo ! rechts.) scheint aber in Kiautschou nicht genügend befolgt zu werden; der Staatssekretär v. Tirpit sucht den Eindruck der Ausführungen hat Amerika auf die Striegskosten verzichtet, falls die Summe für deutsche Kaufmann hat in Kiautschou weniger Selbständigkeit Dr. Paaiches über die verschwenderische Verwaltung in Kiautichou Bildungszwecke verwendet wird. Die Mahnung, deutsche Sapitalisten als in Shanghai und Hongkong . Die Selbstverwaltung muß abzuschwächen und lädt ihn herzlich zu einem Besuch des ostasiatischen möchten für Bildungszwecke Summen zur Verfügung stellen, wird Wenn sie das tun wollen, so wäre reichlich in Kiautichou gestärkt werden, und die Zivilverwaltung Schußgebietes ein. Die Möglichkeit jedoch, mit vermindertem Be- wenig Erfolg haben. muß mehr als bisher hervortreten. Leider kennt kein Abgeordneter amtenpersonal auszukommen, fei anzuerkennen, und er, Redner, Anlaß, mit diesen Summen das Bildungsniveau breiter Kreise in Deutschland zu erhöhen.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Kiautschou aus persönlicher Erfahrung. Einige Abgeordnete des werde sich in dieser Richtung bemühen.( Beifall rechts.) Abg. Storz( Fortschr. Vp.): Namens der Fortschrittlichen Volts- Sozialdemokraten.) Eine Art Wettlauf der Nationen, China die höchsten borigen Reichstags waren ja dort, aber Kiautschou scheint für Reichstagsabgeordnete ein ungesundes Klima zu haben, denn fämts partei( beiterkeit) habe ich zu erklären, daß wir sehr befriedigt find Zuwendungen zu machen, wäre natürlich nicht empfehlenswert. liche Abgeordnete, die dort waren, sind bei der Wahl durchgefallen. über die Erklärung des Staatssekretärs, wonach nicht beabsichtigt ist, Dauernd kann damit die chinesische Freundschaft nicht erhalten, ber ( Heiterkeit.) Es sollten einige Abgeordnete hingeschickt werden, die Kiautschou unter dem Gesichtspunkte eines militärischen Stügpunktes chinesische Markt nicht erobert werden. Wenn einen festen Siz haben. zu betrachten. der chinesische Markt Sehr zu begrüßen ist die Pflege des Schulwesens in Riautschou; erst für große Warenmengen aufnahmefähig sein sollte, wird diedie Verbreitung der deutschen Sprache in China kommt ja auch dem fenige Industrie den Vorrang haben, welche durch Güte und Preisdeutschen Handel zugute. Wir find überzeugt, daß der Gouverneur wertigkeit die Konkurrenz schlägt.( Sehr richtig! bei den SozialHerr Dr. Dröscher fagt demokraten.) Gewiß wäre es im Interesse der Arbeiterschaft, unseren Ein sehr wichtiges Kapitel bilden ferner die Bauten. Das auch mit 40 000 m. auskommen fann. Haus des Gouverneurs war auf 450 000 m. veranschlagt, tatsächlich zwar, in Ostasien wird der Mann nur nach seinem Einkommen be- Export zu steigern. Aber große Erwartungen sind nicht daran zu foftete es 580.000 m.! Der Gouverneur scheint ganz übertriebene messen. Wir haben aber keine Veranlassung, diese materialistische fnüipfent. China wird eher in der Lage sein, moderne IndustrieAnschauungen von seinen Repräsentationspflichten zu haben. Wie Auffaffung des chinesischen Mandarinentums uns zu eigen zu machen. produkte herzustellen als zu verbrauchen. So verbrauchen in beim Gouvernementspalast ist auch bei vielen anderen Bauten in( Sehr gut! links.) Durch die zu hohen Beamtengehälter gefährdet man Amerika die Chinesen vielfach chinesische Produkte, nicht ameri Kiautichou ein übermäßiger Lugus getrieben. Ich habe den dringenden auch die Entwickelung zur Selbstverwaltung.( Bravo ! bei der fanische. Auch für die Weltpolitiker hat es doch nur dann Sinn, Wunsch, daß der Reichszuschuß für Kiautschou erheblich zurückgehen Fortschrittlichen Volkspartei .) Kiautschou zu halten, wenn Jndustrie und Handel dadurch eine möge. Aber ich erkenne an, daß in Kiautschou sich Keime Förderung erfahren. Bisher kann nicht davon gesprochen werden, aber der Entwickelung zeigen, die vorbildlich für andere Schutzgebiete sein können. Das gilt in erster Reihe von der Justiz= In der Budgetkommission wurde am Etat für Kiautichou diesman hofft auf die Zukunft. pflege, die in unseren anderen Schußgebieten der wundeste mal vielmehr Kritik geübt als früher. Es ist das ein Ausdruck des Doch wenn ich mich nicht gründlich verhört habe, hat selbst der Punkt ist. Wir müssen dazu kommen, ein selbständiges Kolonial Unbehagens, der bei vielen deshalb besteht, weil die Erwartungen, recht zu schaffen. Notwendig ist dazu, daß wir in der Heimat Lehr- die man bei der Pachtung von Siautschou gehabt hat, nicht in Er- Staatssekretär in der Kommission davon gesprochen, daß es durchaus stühle für Kolonialrecht an den Universitäten schaffen. Nötig ist füllung gegangen sind und auch gar nicht in Erfüllung gehen unflar fei, ob die europäischen Mächte wirklich günstige Chancen ferner die Errichtung einer Hypothekenbank in Ostafien. Ebenso fonnte. Nur Herr Dröscher hat hier in unangebrachter, überschwäng- bei der Eroberung des chinesischen Marktes haben! Auch in diesem Jahre fordert die Regierung einen Reichszuschuß wichtig ist die Ausgestaltung des Schulwefens in Kiautschou licher Weise seiner Freude darüber Ausdruck gegeben, was alles in von fast 8 Millionen für Kiautschou, nur 122 000 M. weniger als und geleistet ist, welche und in der Provinz Schantung ; dafür sollte auch die deutsche Kiautschou glänzende Zukunft Industrie Geld zur Verfügung stellen. Aber es muß dabei alles wir dort haben. Trotz der geübten Sparsamkeit aber bleibt die uns im Vorjahre. Dabei ist noch zu beachten, daß die kostspieligen Safenbauten fast vollendet sind, wodurch der Zuschuß naturgeschehen, um Reibungen mit der Chinesenschaft zu vermeiden; denn angenehme Tatsache bestehen, daß gemäß geringer werden muß. Die Kommission hat ja nur Hand in Hand mit der Chinesenschaft tönnen wir in Kiautschou einige hunderttausend Mark gestrichen, doch bleiben immer vorwärts kommen.( Bravo ! im Zentrum.) noch über 8 Millionen Mart. Was ist nun für diese folossalen Summen in Kiautschou gefchaffen? Herr Erzberger meinte, es sei doch manches Gute geschaffen, und ich gebe das zu; Herr Baasche rühmte in geradezu begeisterter Weise, was alles herausgeholt fei. Er schwärmte förmlich von den betaldeten Höhen in Kiautschou . Aber wenn wir so viel Geld auf ein räumlich so beschränktes Gebiet in Deutschland verwenden würden, so würden wir auch da glänzende Resultate erzielen tönnen.( Sehr Den Etat haben wir mit der äußersten Sparsamkeit aufgestellt. Die Ueberschreitungen beim Bau des Gouverneurpalastes find zum zitiert. Die Tatsachen reden aber eine ganz andere Sprache. Der wahr bei den Sozialdemokraten.) Mit den Summen für Forstgrößten Teil auf die Steigerung der Löhne und Materialpreise Staatssekretär will pessimistische Aeußerungen mit solchen Lob- und Obstkultur, die in Niautschou ausgegeben sind, könnte man auch Million zurückgegangen und ich habe das ernste Bestreben nehmen Anlaß vor. Bei der Pachtung von Niautschou ging man von ganz anlegen.( Seiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) zurückzuführen. Der Reichszuschuß ist von Jahr zu Jahr um eine fprüchen bekämpfen, aber zu ungünstiger Beurteilung liegt reichlich sehr wohl auf dem Broden, auf der Schneekoppe , auf dem Fichtelgebirge zum Beispiel Spargelkulturen Sie es mir nicht übel vom Reichstag loszukommen.( Heiterkeit.) anderen Erwartungen aus, als die gegenwärtige EntwidelungsBesonders spaßig erschien mir heute Herr Baasche. Ich möchte die Anregung des Abg. Erzberger, die Industrie möge Schulen in möglichkeit zuläßt. Ein größerer Reinfall ist kaum denkbar. Bei ihn daran erinnern, daß noch vor zwei Jahren ein Herr, der ihm Kiautschou unterstüßen, kann ich nur auf das wärmste unterstügen. der Bachtung keine Rede davon, daß Kiautschou nur sehr ähnlich sieht, den Stoßseufzer von sich gab:„ Kein Mensch ( Bravo ! rechts und im Zentrum.) bescheidener Stüßpunkt, eine Kohlenstation werden soll, Abg. Dr. Paasche( natl.): Auf das, was in der Kolonie Kiau- sondern immer und immer wieder sagte man, Deutschland habe würde heute noch daran denken, nach Kiautichou zu gehen, aber tschou geschaffen ist, können wir als Deutsche stolz sein. Die Fest- rasch zugreifen müssen, um bei der Verteilung der chinesischen Beute wenn wir es losließen, würde uns ja die ganze Welt auslachen!" feßung in Kiautschou hat gleich von Anfang an den Beifall Eugen nicht zu kurz zu kommen. Immer wieder spielte man mit der Idee, gelachtwerden eintreten würde. Aber deshalb sollte man doch den Ich gebe zu, daß nach den großsprecherischen Nedensarten dieses AusRichters gefunden.( Lebhafte Zustimmung bei der Fortschrittlichen das kleine Schutzgebiet werde bald eine Ausdehnung erfahren, beutschen Steuerzahlern nicht zumuten, weiter Jahr für Jahr derartige Bolkspartei.)- Bei aller Anerkennung der günstigen Entwickelung mindestens auf die große Provinz Schantung !( Sehr wahr! bei den Beträge für Kiautschou auszugeben.( Sehr wahr! bei den SozialRiautichous muß auch ich die dringende Forderung erheben, daß Sozialdemokraten.) Alle diefe Hoffnungen sind zusammengebrochen. sparsamer gewirtschaftet wird. Die Kosten der Vertval- Die Leute, welche diese Hoffnungen hatten, hatten feine Ahnung von Das Vergnüglichste find tung dieses Gebietes, das taum so groß ist wie ein der Entwickelungsfähigkeit Chinas , keiner konnte voraussehen, daß die Denkschriften, preußischer Landratskreis, find exorbitant hoch. Tsingtau leiftet sich die Wiedererstartung Chinas in so furzer Zeit eintreten tönnte. eine so fostspielige Verwaltung wie feine deutsche Stadt von 150 000 Kiautschou hat uns wie alle Kolonien- ein gutes Stüd Geld gefoftet, die Jahr für Jahr über die Entwickelungsmöglichkeit Riautschous Einwohnern( Lebhaftes hört! hört!), obwohl es eine europäische ohne nennenswerte Erfolge im Wirtschaftsleben. In den 10 Jahren herausgegeben werden; doch sind sie mit Vorsicht zu genießen. So Bevölkerung von nur 1500 Röpfen hat! Für gar nicht existierende find rund 150 Millionen Mark hineingesteckt. Dabei ist das ganze wurde der Hafen von Tsingtau der Kommission im Bilde vorgeführt, Hochbauten sind Beamte mit im ganzen 49 000 m. Gehältern Gebiet etwa so groß wie das von Bremen . Dazu kommt als angefüllt mit Schiffen, und als dann festgestellt wurde, daß nur sehr angestellt!( Erneutes lebhaftes hört! hört! links und im Zentrum.) mittelbare Folge der Pachtung die aufständische Bewegung in China , selten dort mehrere Schiffe liegen, fagte man: Wir konnten doch den Die Aufforstungskosten pro Morgen, die in Deutschland 25-30 M. zu deren Bekämpfung ein Erpeditionstorps hinausgeschickt wurde, Hafen für die Reichstagsabgeordneten nicht photographieren, als feine Millionen aufgebracht werden mußten. Schiffe drin waren.( Heiterkeit.) Nach diesem Rezept wird auch heute betragen, fommen in Stiautfchou auf ungefähr 500 m., also fast auf für welches 250 diesem Jahre ist auch der Pensionsfonds wieder noch verfahren. das Zwanzigfache zu stehen!( Lebhaftes hört! hört!) So nötig In diesem Man weist auf Kritik und Besserung im einzelnen ist, so dürfen wir doch nie und mit vier Millionen belastet aus Anlaß dieser Expedition! Und
Staatssekretär v. Tirpit: Kiautschou hat uns bisher nicht 150 Millionen gekostet, wie Herr Erzberger meinte, sondern 181 Millionen. Bezüglich der Selbstverwaltung teile ich die Ansicht des Herrn Erzberger, wir werden alles tun, fie vorwärts zu treiben, aber die Parole muß sein: Selbstverwaltung bei Selbsterhaltung!- Eine Reise eines Abgeordneten nach Kiautschou würden wir gern sehen, dadurch glaube ich würde manches Vorurteil schwinden.
-O
-
-
Kleines feuilleton.
-
der Zuschuß
auch in diesem Jahre recht hoch ist: noch über 8 Millionen Mark! Bezüglich der Selbstverwaltung stehe ich auf dem Standpunkt, daß an sie herangegangen werden soll, wenn die in Kiautschou an fäffigen Leute die Mittel dafür aufbringen, ihr Gemeinwesen zu bezahlen. Wir können ihnen nicht die Verfügung über Mittel für ihre Schulen lassen, die das Reich aufbringt. Der Staatssekretär hat lobende Aeußerungen über die Entwickelung Kiautschous
ein
war
-
Dieser Apparat dient dann wohl zur Bequemlichkeit des Publikums, läßt aber feine statistische Kontrolle über Buch und Leser zu, jedoch erfpart auch er dem Bibliotheksbeamten ein vergebliches Suchen nach einem zurzeit ausgeliehenen Buch. Der Preis dieser Apparate ist natürlich nicht niedrig. Je nach dem Umfang beträgt er für zwei bis dreitausend Buchnummern ungefähr tausend Mart.
Der
Der Bibliotheksindikator. Für eine große, moderne Bibliothek, die mit starkem Verkehr zu rechnen hat, gibt es feinen bequemeren Wegweiser und Stontrolleur als den von Amerika und England aus eingeführten Indikator. Es ist dies ein äußerst finnreich Das Hundedenkmal von Battersea. In dem schönen konstruierter Apparat, der aus mehreren großen Rahmen besteht, der im besten Stadtviertel des Londoner die durch kleine Blechplättchen in Tausende von kleinen Fächern Battersea- Park , geteilt werden. Jedes dieser kleinen Fächer, die etwa in der Westens an der Themfe gelegen ist, hat sich eine merkwürdige GeRegel in threr Außenfläche zwei Quadratzentimeter umfaffen, schichte mit einem Hundedenkmal abgespielt, die die Wochenschrift Sie beginnt mit einem Prozeß, den ein dient zur Aufnahme eines Metallkästchens, das nach einer Seite Lancet berichtet. bequem herauszuschieben geht. An den beiden Außenseiten des Phyfiologe vom University College in London , Dr. Bayliß gegen Ehrensekretär der Antivivisektions Gesellschaft wegen Kästchens befindet sich die betreffende Buchnummer. Während die den eine Seite blau gestrichen ist, ist es die andere rot, um so zu er- einer Beleidigung durch die Schrift angeftrengt hatte. möglichen, daß an der dem Entleiher zugekehrten Farbe zu er Beklagte wurde nach mehrtägiger Verhandlung zu der Summe Die Schrift kennen ist, ob das Buch vorhanden oder ob es verliehen ist. Auf von 40 000 Mart Schadenerfaz und Kosten verurteilt. den genannten Feldern ist natürlich die Buchnummer vermerkt. hatte behauptet, daß Dr. Bahliß einen großen braunen Hund vom Dieses System ist also für den Leser außerordentlich bequem, Terrier Typus" bei wissenschaftlichen Versuchen mit äußerster denn wenn er die von ihm gewünschte Buchnummer weiß, die er Grausamkeit behandelt habe, und der Inhalt dieser Beschuldigungen dem gedruckten Kataloge entnimmt, genügt ein Blick auf den war auch in die Tagespresse übergegangen. Als Zeugen wurden Bei der Gerichtsverhandlung Indikator, um ihn zu informieren, ob das Buch vorhanden ist zwei ausländische Damen genannt. oder nicht. Wie oft kommt es in Bibliotheken ohne einen solchen stellte sich aber heraus, daß sich unter den übrigen Teilnehmern jener Indikator vor, daß der Besteller oft nach stundenlangem Warten wissenschaftlichen Vorführung nicht ein Einziger fand, der diese Auserst erfährt, daß das gewünschte Buch überhaupt nicht verleihbar fage bestätigt hätte, während Dr. Bayliß im Gegenteil nachift, während hier ein Blick die informierende Gewißheit gibt. weisen konnte, daß dem Tier die übliche Betäubung zu teil geworden Aber auch für die Bibliotheksverwaltung bietet der Apparat einen wäre. Es vergingen drei Jahre und man glaubte die Angelegenheit ungeheuren Vorteil dadurch, daß im Innern des Kästchens ein schon als vergessen betrachten zu können, als plötzlich ein Denkmal fleines Büchelchen angebracht ist, in dem der Titel und der Autor- jenes braunen Hundes" auf der Bildfläche erschien, das vom Inters name des Werkes nebst Erscheinungsort und-jahr, Verleger, Auf- nationalen Antivivisektionsrat dem Stadtrat von Battersea zur AufDer Stadtrat lagezahl und Bändezahl angegeben ist. Da auch die Lesekarten- stellung in dem dortigen Park angeboten wurde. nummer des Entleihers sowie der Tag der Ausgabe in das In- nahm das Anerbieten an und zwei Monate später wohnte er der Die Kosten des dikaturbüchelchen eingetragen werden, ist es leicht zu ermitteln, feierlichen Enthüllung des Hundedenkmals bei. wie oft und von wem das betreffende Buch gelesen wurde. Daß Denkmals waren von einer Dame bestritten worden, die im übrigen eine jährliche Statistik über Werke und Leser durch den Bibliotheks - ungenannt blieb. Das Denkmal bestand in einem kleinen Brunnen indikator aus den angegebenen Gründen verhältnismäßig leicht aus Granit, auf dem das Bronzebild eines Hundes thronte. Am sich die Gedächtnis Inschrift:" Bum und schnell vorgenommen werden kann, ist selbstverständlich. Aber Sockel befand Terrierhundes, der in dem Laboratorium des auch für den Bibliotheksbeamten ist der Apparat außerordentlich braunen dem im Februar 1903 Zobe überzeitsparend. Den ersten Indikator dieser Art auf dem Festlande University College führte die von dem Genossen Heimann errichtete öffentliche antwortet wurde, nachdem er über zwei Monate lang ViviBibliothek und Lesehalle in Berlin ein; er enthielt zwanzigtausend fektionen erduldet hatte und von einem Vivisektor zum andern gesolcher geschilderten kleinen Felder mit Buchnummern und In- schleppt worden war, bis der Tod ihn erlöfte." Darunter befand formationsbüchelchen. Er ist wohl der einzige dieser komplizierten sich noch die Ergänzung:„ Auch zum Gedächtnis der 282 Hunde, Art innerhalb Berlins ; allerdings hat das Beispiel bereits die an derselben Stelle während des Jahres 1902 viviseziert wurden. Nachahmer gefunden, indem einige gewerkschaftliche Bibliotheken Männer und Frauen von England! Wie lange soll das noch einen ähnlichen Indikator anschafften, der aber nur die rote oder dauern?" In diesem Zustande wurde das an sich harmlose Dentblaue Farbe zeigt, also angibt, ob das Buch ausgeliehen oder vor- mal als eine Beleidigung einer eine Beleidigung einer der größten medizinischen aufgefaßt. handen ist, wobei das Informationsbüchelchen gänzlich fehlt. Anstalten Englands Scharen von Studenten
des
demokraten.)
der Medizin versuchten es zu demolieren, aber die Partei der Antivivisektionisten organisierten einen regelmäßigen Verteidigungsdienst, für den nicht weniger als 14 000. innerhalb eines Jahres bewilligt wurden. Nun hat die Geschichte endlich doch ihr Ende erreicht, denn der Stadtrat von Battersea hat sich schließlich veranlaßt gesehen, das Denkmal seinen Stiftern zurückzugeben.
Humor und Satire. Borfrühling.
Frau Sonne guckt aus dem Himmelstor Und mustert drunten die Erde:
.'s ist geit, Herr Winter, daß ab ihr fahrt, Und es wieder mal Frühling werde. Die arme Menschheit verkommt mir sonst Und bersauert an Herz und Gemüte. Sie soll in Garten und Park hinaus, In Duft und feimende Blüte.
Und sieh am leuchtenden Tag des Herrn Liegt die Welt im sonnigen leide,
Der Schußmann schnallt den Revolver fich um, Und lodert das Schtvert in der Scheide. Draußen strömt friedlich die Menge vors Tor, In den sproffenden Lenz, den warmen, Und mit gefträubtem Schnauzbart lauern am Tor Die Treptower Herren Gendarmen.
Noch ist kein Blaubeiglein in Feld und Bark Am Sechsten des Märzen zu schauen, Dafür hat der Herr Polizeipräsident Uns beglückt mit all seinen Blauen". Die Vöglein zwitschern, ahnend den Lenz, Ihr Lieblein hinaus in die Weiten, Und schnaubende Roffe harren des„ Los 1", Um eine Attacke zu reiten.
Oherrlicher Sonntag! Dwonnige Luft! Rings Plaudern, Lachen und Singen, Und über den Häuptern im Sonnengold Hellbligende Schußmannsklingen:
Wat schert mich Weib, wat schert mich Kind? Man druff uff die blöde Kanaille!" So schlugen sie am Sechsten des März Die Berliner Vorfrühlingsbataille.
Frau Sonne aber schaute in Ruh Herab auf den Jammer auf Erden: Geduld, es muß ja im deutschen Land Doch auch wieder Frühling werden."
Satyr.