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ich in scharfer Tonart do» der Brüskierung des NeichSka�eS gesprochen habe, so ist das seine Sacke; aber wenn die Herren schweigen, hat der Reichstag mn so mehr Grund zu sprechen, und meine Freunde werden diese Pflicht erfüllen.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Die Herren schweigen, weil sie unrichtig informiert sind und weil sie wissen, dah wir die Wahrheit unserer Behauptungen beweisen und ihre Darstellungen kontrollieren können.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Staatssekretär v. Tirpitz: Bei meiner Erklärung in der Budget- kommission handelte es sich um einen Abstrich von einer halben Million, der dann eben auf 350 000 M. reduziert wurde. Die Be- hauptung des Abgeordneten Severing fällt also in sich zusammen. Abg. Severing(Soz.): Der Staatssekretär schätzt dos AusfasiungSvennögen deZ Reicks- tags recht niedrig ein. wenn er ihn glauben mache» will, die Diffc- renz von 150 000 M. hätte ihn genötigt, die gcwsinschtcii Reparaturen nicht auszuführen. Warum hat der Staatssekretär uns nicht bei der zweiten Beratung von der Absicht, 500 600 Arbeiter zu ent­lassen, in Kenntnis gesetzt?(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Daß er eS Unterlasten hat, ist ein neuer Beweis für die Behaup- tting Eugen Richters, daß wir es in ihn, mit einem Herrn zu tun haben, der mit seinen Absichten in hinter- bältiger Weise zurückhält.(Zustimmuitg bei den Sozialdemokraten. Unruhe rechts. Ruhe: Zur Ordnung!) Abg. Dr. Paasche(natl.): Die Vorgänge in der Budget- kommission sind vom Staatssekretär richtig dargestellt. Von seiner Erklärung, daß die Arbeitcrentlassungen nicht vom Marmeamt der- anlaßt sind, nehmen wir mit Befriedigung Kenntnis. Abg. Erzberg«(g.): Auch ich kann die Darstellung des Staats- sekretärs bestätigen. Damit schließt die Debatte. Der Marineetat wird bewilligt, desgleichen debotteloS die Etats der Reichsjustizverwaltung und deS Reichs» schatzamtS. Es folgt der Etat des Rdchsholomalamts und der Schutz­gebiete. Abg. Dr. Armvg(natl.) verbreitet sich über den Fall, in welchem eine in Berlin erlassene Zollordnung für die Schutzgebiete vom obersten Gerichtshof in den Kolonien für rechtsungültig er- klärt ist. Abg. Erzberg er(Z.) freut sich, daß die Erregung in Südwest- afrika über die Diamantenfrage im Abflauen begriffen sei. Durch enlrüsteteS Sturmlaufcn angeblich geschädigter Aktionäre wird sich der Reichstag leinen Schritt von femem Wege abdrängen lassen. (Beifall.) Staatssekretär Dernburg : Man ist sich in Südlvestasrika darüber einig, daß nach Erlöschen des Aufstandes die AuSnahniebestimmuiigelt über das Zollwescn aufzuhören haben und die Zölle in der regulären Höhe zu erheben find. lieber die Diamantenfrage habe ich mich in der vertraulichen Konunissionssitzuiig genügend ausgelasten, und ich möchte in Hinblick oui die Vertraulichkeit meiner damaligen Mitteilungen sie hier nicht wiederholen.(Beifall.) Abg. Dr. Paasche(natl.): Die Verordnung bell. Nachverzollung scheint mir denn doch keineswegs einwandsfrei zu iein. Erst hat der Kolonialfiskus sich auf einen Prozeß eingelösten: als dann gegen ihn entschieden wurde, kam die Verordnung, die in diametralem Gegensatz zu der Gerichtsentscheidung steht.(Hört? hörtl) Da« RecktSgefühl in den Kolonien wird durch solches vorgehen nicht gefördert. Staatssekretär Dernburg bestreitet, daß irgendwelche emstliche Bedenken gegen die Verordnung vorliegen. Abg. Dave(Fortschr. vp.): ES macht immerhin keinen guten Eindruck, daß der Staatssekretär sich erst aus ein Schiedsverfahren emläßt, dann aber, als dieses gegen ihn ausfällt, mit einer Ver- ordnung kommt Wirklich helfe» kann hier nur die Einickränkung deS kaiserlichen Vcrordnungsrechts uird die gesetzliche Festlegung der kolonialen Recktsverbältniste.(Zustimmung links.) Abg. Prinz SchSnaick-Earolath(natl.) rügt im Anschluß an einen Artikel in Harbens.Zukunft*, daß Stationsvorsteher in Kamerun bei GerickiSverhandlungen von eingeborenen Händlem verlange». daß sie englisch sprechen. Dadurch wird bei den Eingeborenen der Eindruck erweckt, al« ob Deutschland ein Vasallenstaat Englands sei. Stnaislekretär Dernburg : Der betreffende Oberleutnant und Stationsvorsteher hat wahrscheinlich den eingeborenen Händler und dessen Deutsch nicht verstehen können. ES gibt ja auch in Deutsch - land Leute, deren Deutsch man nicht versteht.(Große Heiterkeit.) Der Etat wird hieraus bewilligt; ebenso deballeloS eine Reihe weiterer Etats. Es folgt der etat der polt- und Celegraphenvcrwaltung. Abg. Znbcil(Sog.): J[ch habe neulich über Beschwerden von Postunterbeamten in Kassel geredet, die über die Art und Werse mit Recht Klage führen, wie sie von reichSverbändlertschen Vorgesetzten terrorisiert werden. Ich habe daraufhin von der GesangSabteilung des Post- und Tele- graphen-UnterbeamtenvereinS einen Brief eichalten, in dem unter Bezugnahme auf meine Ausführungen u. a. gesagt wird: Weder hat unser Bezirkschef, ver Herr Geheime Oberpostrat Hoffmann, sich jemals oder in irgendeiner Weise darum geküm- mert, bei welchen Anlässen die GesangSabteilung in die Oeffent- lichte it tritt, noch hat der Herr Geheime Obcrpoftrat Hoffmann irgendwie seine Stellung uns gegenüber durch irgendeinen Druck gemißbraucht, noch hat irgendeines unserer Mitglieder sich mit einem Angehörigen der sogtaldemokratischen Partei in Verbindung gesetzt, damit solche Sachen im Reichstag zur Sprache gebracht werden möchten... Wir werden uns auch für dre Folge durch solche verleumderischen Darstellungen, wie sie von Ihnen in der erwähnten ReichStagSsitzuirg vorgebracht sind, unser freies Beftim- mungSrecht über das, was wir für gut und paffend halten, nicht beeinträchtigen laffen. Zur Berichtigung Ihrer unwahren Be- hauptung übergeben wir dieses Schreiben gleichzeitig mit der Ab- sendung den Zeitungen zur Veröffentlichung." Darauf habe ich folgendes zu erwidern: Ich habe von dem, waS ich geragt habe, nicht ein Wort zurückzunehmen. Wenn es noch«ineö Beweises für die unwürdige Abhängigkeit bedurft hätte, unter der die Angestellten der Post leiden, dann ist er geraSt durch dieses Schreiben erbracht.(Sehr wahrl bei den Sozialdemokraten.) Der Brief ist, wie ein Blick auf ihn beweist, weder aufgesetzt noch geschrieben uon den Unterbeamten, die ihn unterzeiainet haben. Gerade dieser Brief beweist, wie unerträglich der Druck ist. unter dem speziell die Angestellten der Post in Kassel leiden(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten); er beweist, wie viel noch zu tun übrig bleibt, um auch den Beamten die politischen Rechte zu er- kämpfen, die es ihnen ermöglichen, ihrer Ueberzugung gemäß zu Handelm(Bravok bei den Sozialdemokraten.) Abg. Scherdemann(Soz.): Ich habe jüngst bei derselben Gelegenheit 7ster eine Beschwerde verlesen, die an den Staatssekretär Kraetke gerichtet war. Die Beschwerde stützte sich auf Angaben von Angestellten des Kasseler Postamtes. Daraufhin ist mir von dem Post, und Telegraphen- unterbeamtenverband heute ein Brief zugegangen, der weder von einem Unterbeamten verfaßt noch geschrieben ist. J» dem Brief heißt c8; Der Inhalt meiner Beschwerde an Herrn Kraetke habe bei den Unterbeamten Entrüstung hervorgerufen. Wörtlich heißt in dem interessanten Schreiben: Auch die von Ihnen angeführte Behauptung, daß sich Unter- Sdamle bei Ihnen beschwert hätten, weisen wir mit aller Eni- fchredenheit zurück, und zwar so lange, big Sie uns dal- Gegen- teil beaveisen bezw. die Namen der Iknterbeamten nennen.* Auch dies Schreiben ist ein neuer Beweis für die abscheuliche Svhcmgigkeit» unter der die Unterbeamten seufzen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Da in meruem Brief auch von Beamten die Rede war, so darf ich ja wohl für die nächsten Tage auch einem von diesen ausgehenden ähnlichen Entrüftungs- schreiben entgegensehen.(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Ich soll Namen nennen. Ich wäre nicht wert, einen Tag länger Mitglied dieses Hauses zu sein, wenn ich es täte.(Lebhafte Zu­stimmung bei den Sozialdemokraten.) Ich wäre ein ebenso ver- ächtliches Subjekt, wenn ich Namen nennen würde, wie eS die sind, die ihre Macht mißbrauchen, um ihnen unterstellten Leuten Gesinnungen zu diktieren. Vizepräsident Erbprinz Hohesrlohe: Sie dürfen Staatsbehörden nicht vorwerfen, daß sie ihre Macht mißbrauchen.(Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Abg. Schcidcmnnn(Soz.) fortfahrend: DaL habe ich auch gar nicht getan. Selbstverständlich bin ich gern bereit, auch in Zukunft Beschwerden von Unterbeamten und Beamten entgegenzunehmen. Nur empfehle ich speziell den Beamten in Kassel entsprechende Vorsicht angesichts der geradezu erstaunlich ausgebildeten reichs- verbändlerischen Spitzelei in Kassel. (Bravo ! bei den Sozialdemo- kraten.) Ich möchte den Staatssekretär fragen, wann er endlich diesem elenden System der Mamelnckenzüchtung ein Ende bereiten will?(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Mg. Hengsbach(Soz.): Das Postamt in Meiderrch ist mit großer Verschwendung und großen Kosten erbaut, und jetzt schon, nach drei Jahren, zeigen sich Risse in den Wänden. Der Staatssekretär sollte nachforschen, wen die Schuld an solcher Verschwendung össent- licher Gelder trifft.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Staatssekretär Kraetke: Ich werde den Fall untersuchen lassen und sehen, ob Anlaß zum Einschreiten vorliegt. Was die beiden anderen Vorredner betrifft, so fallen ihre Anschuldigungen derart aus dem Rahmen des parlamentarisch Zulässigen heraus, daß ich es unter meiner Würde halte, zu antworten.(Beifall rechts. Lebhafte Unruhe und Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Abg. Scheidcmann(Soz.): Es ist ein bekannter alter Trick, daß, wen» man ein erbärmliches System nicht verteidigen kann, man sich auf den mangelnden guten Ton des anderen beruft.(Sehr wahr l bei den Sozialdemokraten.) Vizepräsident Hohenlohe: Wegen deS Ausdrucks.erbärmliches System* in bezug auf die Neichspostverwallung rufe ich Sie zur Ordnung.(Bravo I rechts.) Abg. Scheidcmann(Soz.): Ich bleibe dabei bestehen, daß alles, waS mein Freund Zubeil und ich hier gesagt haben, der Wahrheit entspricht. Ich frage Sie auf Ehre und Gewissen: Wenn Beamte zu mir kommen mit Beschwerden und sie werden nachher gezwungen, an mich zu schreiben, daß sie gegen das, was ich geiagt habe. Brolest erheben, daß das. waS ich in ihrem Namen vorgebracht habe(woher sollte ich es denn haben?), unwahr sei, können Sie sich dann eine Vorstellung davon machen, wie erbärmlich das System ist, unter dem diese Leute leiden?(Sehr wahrl bei den Sozialdemokraten. Unruhe rechts.) Vizepräsident Hohenlohe; Ich rufe Sie nochmals zur Ordnung l Abg. Scheidemann: Ich pfeife darauf! Abg. Zubeil(Soz.): Wir sind da? ja gewöhnt, das alles, Iva? von uns hier vor­gebracht wird, einfach olö unwahr hingestellt wird. So war eS gegen- über den Klagen der Postillione, die ich jahrelang hier vorgebracht habe und die jetzt durch ibre Abstellung als berechtigt anerlannt sind. Ich kann mich den letzten Worten meines Freundes Scheide mann nur anschließen. Staatssekretär Kraetke: Die Herren betonen, daß alle?, wag sie vorbringen, der Wahrheit entspricht. Herr Zubeil hat aber vor kurzem einen Fall aus Zeitungsnachrichten vorgebracht, den wir nach Prüsimg als unwahr bezeichnen mußten. Dann sollte er in solchen Fällen auch den Widerruf der Zeitung lesen. Der Postetat wird bewilligt. Einige weitere Etats sowie das EtatSgefetz werden fast debotteloS erledigt. Der Etat im ganzen wird gegen die Stimmen der Sozial- demokraten angenommen. Die Petitionen zum Etat werden für erledigt erklärt. Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Abg. Dr. Wicmrr(Fortschr. Vp.. zur Geschäftsordnung): Ich bin genötigt, auf einen Vorgang zurückzukommen, der sich zu Beginn der Sitzung in persönlichen Bemerkungen zwischen dem Abgeordneten v. Oldenburg und drei Mitgliedern, von denen zwei der Fortschritt- lichen Bolkspartei angehören, abgespielt hat. Nach dem stenographischen Bericht hat die schwer verletzende Aeußrrung des Abg. o. Oldenburg Beifall auf der rechten Seile gefunden. Im Interesse der parlamen- tarischen Arbeit halte ich«S für geboten, an die konservative Partei die Frage zu richten, ob sie die Lellßerung ihres Mitgliedes, deS Abg. v. Oldenburg billigt. Abg.». Normann(k.. zur Geschäftsordnung): Ich stelle fest daß wir in den Ausführungen der Abgg. Dr. Müller-Meiningen und Haußmann schwere Beleidigungen gegen den Abg. v. Oldenburg gefunden haben, daß wir infolgedessen verstehen, daß Herr v. Oldenburg schwer gereizt war. Ich erkläre aber außerdem, daß wir den Ordnungsruf des Herrn Präsidenten an den Abgeord» neten v. Oldenburg für voll berechtigt halten, und ich erkläre weiter. daß wir den Ausdruck des Abgeordneten v. Oldenburg , auf den Herrn Dr. Wiemer hingedeutet hat, mißbilligen, aber ebenso miß- billigen wir auch die Ausdrücke, welche die Herren Dr. Müller- Meiningen und Haußmann vorher gegen den Abgeordneten v. Olden- bürg gebraucht haben.(Lebhaftes Bravo I rechts.) Abg. Dr. Wiemer(Fortschr. Vp.): Ick stelle fest, daß die von Herrn v. Normann erwähnten Leußerungen meiner Kollegen Müller- Meiningen und Haußmann von dem Herrn Präsidenten nicht gerügt worden sind, gegen die parlamentarische Ordnung jedenfalls also nicht verstoßen haben. Wir nehmen mit Genugtuung davon Kenntnis, daß die konservative Fraktion die alle Grenzen deS parlamentarischen Verkehr? übersteigende Leußerung des Abg. v. Oldenburg mißbilligt. Der Herr Abg. v. Oldenburg hat diese Derißerung nicht zurückgenommen. Ich erachte eS als selSstverftiind- lich, baß ihm gegenüber die BerkehrSfaruien«ich» gewahrt«erde» können, die sonst unter Kollegen in diesem Hause üblich sind.(Leb- hafte Zustimmung linkS.) Abg. v. Oldenburg (k.): Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Wenn Sie Ihre Aeußerungen zurückgenommen hätten. hätte ich das meinerseits auch getan.(Gelächter links. Schweigen rechts.) Abg. Dr. Müller-Meiningen (Fortsch. Vp.): Herr v. Normann hat von schweren Beleidigungen, die ich gegenüber Herrn v. Olden- bürg ausgesprochen hätte, hier gesprochen und davon, daß Herr v. Oldenburg sehr gereizt gewesen sei. Ich habe gesagt: Der bayerische KriegSminrster spricht von einer Entgleisung de» Herrn v. Oldenburg und einer Geschmacksverirrung, auf die man überhaupt gar nicht näher eingehen sollte. Er gibt also Herrn v. Oldenburg eine Ohrfeige und beteuert im selben Moment, daß er eS nicht getan habe. AuS der Schlnßbemerkung, die Herr v. Oldenburg vorhin machte, geht hervor, daß er den Reichs- tag als de» Ort angesehen hat, in dem er gewissermaßen einen persönlichen Ehrenhandel zwischen ihm und dem bayerischen Kriegs» minister abzumachen habe. Ich glaube, daß ich als Mitglied dieses hohen Hauses berechtigt war, nachdem Herr v. Oldenburg hier diese Sache publik gemacht und in die parlamentarischen Formen gekleidet haß auch meinerseits eine Krftil daran zu üben.(Rufe rechts: Aber nicht in bekeidigender Form I) Ich glaube, daß ich in keiner Weife eine Form gewählt habe, die Herrn v. Oldenburg berechtigte, mehreren Mitgliedern dieses Hauses in solcher Form die Ehre ab- zusprechen.(Lebhafte Zustimmung links.) Abg. v. Oldenburg (k.): Was zwischen dem bayerischen Herrn Kriegsminister und mir hier zur Erledigung gekommen ist, geht nur dem bayerischen Kriegsminister und mich au.(Stürmisches Oho! links.) Außerdem bemerke ich, daß Herr Dr. Müller-Meiningen ge- wüßt hat, daß diese Sache die Beilegung eines Ehrenhandels war. lHört! hört! rechts.) Die Linke hat diese Erklärung mit Lachen auf» genommen. Daraus haben die Herren, die mich angegriffen haben, ihre Antwort bekommen. Im übrige» erkläre ich, dag ich selbst- verständlich den Herren Dr. Müller-Meiningen und Haußmann jederzeit smit überlaut schreiender Stimme) zur Berfügmrg stehe. (Stürmisches anhaltendes Gelächter auf der Linken.) Abg. Kreth: Da gibts nichts zu lachen l(Erneutes stürmisches Gelächter links.) Abg. Bebel(Soz.): Unter den Mgeordneten, die der Abg. Oldenburg-Januschau heute nachmittag verletzte, befand sich auch mein Parteifreuird Abg. Noske. Wir haben darauf verzichtet, auf diese Aeußeruug irgendwie in einer Form zurückzukommen, denn wir sind bereits so an die bekamiten Formen des Herrn v. Olden» bürg gewöhnt, daß er in gar kerner Richtung uns zu verletzen im» stände ist.(Stürmische Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Abg. HauSmann(Fortschr. Vp.): Herr v. Oldenburg hat jetzt seinem Verhalten die Krone aufgesetzt, indem er im öffentlichen Parlament Herausforderungen zum Duell ergehen ließ.(Stürmische Zustimmung links.) Das war bisher noch nie in diesem Hause üblich, und das zeigt hier aufs neue, wie unsachlich und persönlich der Abg. v. Olden» bürg den Ton im Hause degradiert und eine Verrohung des HauieS herbeiführt.(Erneute andauernde lebhaste Zustimmung links. Un» ruhe und großer Lärm rechts, wiederholte Rufe: Zur Ordnung! Stürmische Unruhe im ganzen Hause.) Präsident Graf Schweriu-Löwitz: Ich bemerke zunächst, daß ich eine Herausforderung in den Worten des Herm v. Oldenburg nicht erblickt habe.(Rufe: Nanu l und stürmischer Widerspruch links.) Sonst würde ich seine Ausführungen entschieden gerügt haben. Sie dürfen aber dem Abg. v. Oldenburg auch nicht vorwerfen, daß er zur Verrohung des ToneS beitrage.(Lebhafte Zustimmung rechts, erregte Zurufe linkS: Aber wie l) Abg. Haußmann(Fortichr. Vp.): ES ist noch niemal» vor» gekommen, daß ein Abgeordneter einem anderen Abgeordneten er» klärt bat. er habe in Ehrensachen keinen Standpunkt, und dem» gegenüber darf das gesagt werden, was ich gesagt habe. (Sehr wahr! links.) Ebenso ist eS sicher, daß im Munde des Herrn v. Oldenburg die Worte:»Ich stehe zur Verfügung* keinen anderen Sinn haben konnten als den einer junkerlichen Heraus» forderung.(Allgemeine lebhaste Zustimmung links.) Deswegen beschränke ich mich darauf, zu erklären, daß angesichts dieses würde» losen Verhaltens...(Lebhafte Zustimmung links, Lärm rechts.) Präsident Graf Schwerin : Sie dürfen auch diesen Ausdruck nicht gebrauchen. Ich bitte, nicht unnötigerweise zu einer Verschärfung der Diskussion beizutragen. daS läßt sich alles in ruhigen parlamen» tarischen Formen erledigen! Abg. Haußmann:... Dann sage ich, daß angesichts dieser Kwderei...(Stürmische Zustimmung links. Lärm rechts.) Präsident Graf Schwerin : Auch dieser LuSdmck verletzt die Ordnung de« Hause». Abg. Haußmann(fortfahrend):... der Eindruck, der sich bei uuS bilden muß, nur der ist, den mein Vorstand, der Abg. Dr. Wiemer, dahin gekennzeichnet hat. daß wir mit dem Abg. v. Oldenburg den persönlichen Verkehr nicht anstecht zu halten vernrögen, daß wir diesen Don Ouichote nicht mehr ernst nehmen!(Stürmische Zu» stimmung links, andauernder Lärm rechts, große Erregung im ganzen Hause.) Der Präsident beraumt die nächste Sitzimg an auf DienS» tag. den 12. April, nachmittags 2 Uhr und schlägt für die TageS » ordnung kleinere Vorlage» vor. Abg. Bebel(Soz.): Es liegen eine Reihe von Wahlprüfungen vor, bei denen die Kommission Ungültigkeitserklärung beschlossen hat. Wir haben mit Rücksicht aus die Beendigung der Etatsberatung bisher davon abgesehen, die Beratung über Wahlprüfungen zu bean- tragen, möchten aber jetzt dringend bitten, daß sie auf die erste Tagesordnung nach Ostern gesetzt werden.(Zuruf: Zweite!) Jedenfalls auf eine der nächsten Sitzungen nach Ostern. (Lebhafte Zustimninng bei den Sozialdemokraten.) Präsident Graf Schwerin sagt die« zu und entläßt die Ab« geordneten mit herzlichen Osterwunschen.(Bravo !) Schluß 5'/« Uhr._ Klus der parteu Gemeindewahlsiege. In Fechenheim bei Frankfurt a. M. erzielten DienS» tag die Sozialdemokraten bei der Gemeindewahl einen glänzenden Sreg. Sie erhielten in der 3. Klaffe 514 Stimmen, die Kandidaten der Farbwerkspartei nur 414 Stimmen. Die bereinigten Frei» sinnigen brachten es gar nur auf 18 Stimmen.> In einer Reihe von anderen Gemeinden im Hanauer, Höchster und Wiesbadener Kreis hat die Sozialdemokratie in den letzten Tagen in der 3. und zum Teil sogar in der 2. Klasse gesiegt, zum Teil sogar in den Gemeinden, in denen wir früher noch nie einen Sitz hatten. Auch in den Vorortgemcinden von Wiesbaden , Loppenheint und D i e r st a d t, hat die Arbeiterschaft Dienstag in der 3. Klaffe gesiegt. In Salza im Wahlkreis Nordhausen eroberte unsere Partei die Majorität im Gemeindeparlament. Ihr gehören 12 Sitze, während die Bürgerlichen nur über 8 verfügen. In Lahr (Baden) hat bei der B ü rge ra u s k ch u ß w ah l in der dritten Klasse die sozialdemokratische Liste mit sehr großer Mehrheit über die nationalliberale Partei und die Fortschrittliche Volkspartei gesiegt. Die beiden Parteien haben zusammen kaum halb so viel Stimmen ausge» bracht wie die Sozialdemokratie allein. Sie hat damit die günstige Position, die sie bei der LandtagSwahl errungen hatte, belMuptet. Bis vor wenigen Jahren besetzte die nationalliberale Partei noch den ganzen Bürgerausschuß. Personalien. Genosse DonalieS, der bisherige Expedient derKönigsberger Voltszeiwng*. wurde von den Vertrauens» leuten zum Parteisekretär für Königsberg ge» wählt. An Stelle des Genossen Donalies wurde Genosse Mer» tinS-Memel zum Expedienten derVolkszeitung" gewählt, poUreillcde», Hcrlcbtiichea ukw» Wie man uns behandelt. Ein hübscher Beitrag zu diesem großen Kapitel ist die folgende an den R e g r c r u n g s p r ä s i d e n t c rr zu Wiesbaden ge- richtete Beschwerde dcS Genossen Kurl Kirchner. Journalisten zu Frankfurt a. M., gegen den dortigen Bolize, Präsidenten� Do» Schriftstück lautet»