Dr. 65. 27. Jahrgang.3. Still« Ks Jotmättü" Ktllim SoMatt.lreitag, 18. Marz 1910.partci- Angelegenheiten.An die Parteigenossen Berlins und der Marl Brandenburg.Die neue Lokalliste liegt der heutigen Nummer deS.Vorwärtsbei. Jeder Arbeiter muß sich stets vor Lugen führen, daß für einefruchtbringende Agitationö. und Organifationsarbeit der Besitzfreier Lokale die erste Vorbedingung ist. Um in unseremLokalkampfe immer mehr Erfolge zu erzielen, ist eS notwendig,den Lokalboykott, unsere wirksamste Waffe, überallmit aller Schärfe durchzuführen. Alle Veranstaltungen derVereine sind stetS daraufhin zu kontrollieren, ob dieselbenin einem der Arbeiterschaft auch zu Versammlungen zurVerfügung stehenden Lokale stattfinden; gerade dieS bittenwir ganz besonders zu beachten. ES gibt keine Ortschaft, die beieiner nennenswerten Arbeiterbevölkerung nicht auch eine ganze Anzahlder verschiedensten Vereine aufzuweisen hat, die sich wiederum inihrer Mehrheit naturgemäß aus Arbeitern zusammensetzen. Hiergilt eS fonwährend agitatorisch aus diese Vereine dahingehend ein-zuwirken, daß dieselben zu ihren Veranstaltungen nur freieLokale benutzen, oder aber die Benutzung eines Lokales davonabhängig machen, daß der betreffende Wirt seine Räume auch zupolitischen und gewerkschastlichen Versammlungen hergibt. AlleBilletts zu Veranstaltungen in gesperrten Lokalen sind stetS ent-schieden zurückzuweisen.An die Arbeitervereine der größeren Städte richten wirwiederum die Aufforderung, sich bei ihren jetzt wieder einsetzenden Aus-flügen und Partien streng nach der Lokalliste zu richten, um dadurchunsere Genoffen in den Provinzorten in ihrem äußerst schwierigenund opferreichen Lokalkampfe wirksam zu unterstützen. Jedermuß dessen eingedenk sein, daß der Kampf um die Er-ringung von Versammlungsräumen ein Kampf umdas Versammlungsrecht ist; wo uns Säle zu Ver-fammlungen zur Verfügung stehen, dort könnenwir unser Versammlungsrecht erst wirklich aus-nützen. Deshalb:Beachtet die Lokallifte!DeS weiteren ersuchen wir die Vorstände und Komitee?, beiallen ihren Veranstaltungen dafür zu sorgen, daß das nottvendigeBedienungspersonal stets vom kostenlosen Arbeitsnachweis deS VerbandeS deutscher GastwirtSgehilfen bezogen wird.(OrtsverwaltungBerlin. Große Hamburger Straße 18/10. Tel. Amt III, 1813.)Außerdem ist eS im eigenen Interesse der Vereine selbstdringend notwendig, daß allen Verträgen mit Lokalinhabern eineKlausel angefügt wird, wonach für den Fall, daß das betreffendeLokal später für Arbeiterversammlungen verweigert werden sollte.der Vertrag seine Gültigkeit verliert.Alle sonstigen Anfragen, Mitteilungen usw. sind stetS durch diein der Lokalliste angegebenen KommiffionSmitgliedsr an den Ob-mann der Lokalkommisfion zu richten, soweit Lokale Berlins undder Kreise Nieder-Barnim, Teltow-BeeSkow und Potödam-Ost-havelland in Frage kommen. Für die übrigen Provinzorte sind alleAnfragen direkt an den Obmann zu richten, in keinem Fallejedoch direkt an die Redaktion des.Vorwärts'; dies bitten wirzu beachten.Zum Schluß ersuchen wir die Parteigenossen, die jeweiligeLokalliste stets bis zum Erscheinen der nächsten aufzubewahren,sowie von allen in der Zwischenzeit eintretenden etwaigen Aendcrungen Notiz zu nehmen. Für verloren gegangene Listen kannjederzeit Ersatz von allen KommisswnLmitgliedern bezogen werden._ Die Lokalkommissioo.Bexhagen-RummelSbnrg. Am Sonntag, den 20. März, nachmittags 0 Uhr. fmdet eine Uraniavorstcllung statt. Zur Aufführung gelangt:.Im Firnenglanz des Ober-Engadin". Billettsfind noch beim Genossen John. Karlshorster Straße 1, und in der„Vorwärts" spedition, Alt-Boxhagen&S, zum Preise von 65 Pf.«nkl. Garderobe zu haben.Mahlsdorf(Ostbahn). Heute abend 3 Uhr findet im LokaldeS Herrn Linke, Grunowstraße, eine Versammlung statt. Außerciitern� Vortrage bc3 Genossen Bühler-Lichtenberg über die Frei-heitskämpfe im Jahre 1848 und die jetzige Wahlrechtsbewegungsteht die bevorstehende Stichwahl zur Gemeindevertretung aufder Tagesordnung. Da in dieser Versammlung die von uns beider Stichwahl zu ergreifenden Maßnahmen besprochen werdensollen, so darf kein Genosse und keine Genossin fehlen.Die Bezirksleitung.Alt-Glienicke. Am Sonnabend, den 10. März, abends 8 Uhr,findet im Lokal von Troppens, Rudower Straße, die Mitglieder-Versammlung des Wahlvcreins statt. Tagesordnung: 1. Berichtvon der Kreis- und Verbandsgeneralversammluna. 2. Aufnahmeneuer Mitglieder. S. AereinSangelegenheit und Verschiedenes.Der Vorstand.Zeuthen. Am Sonntag, den 20. d. M.. findet um 5 Uhr beiLtndemann(Dorfaue) eine öffentliche Wählerversanimlung statt.Heuie, Freitag. T/j Uhr abend-, ist eine sehr wichtige Flug-blattverbreitung.Nicder-Schönhaufen. Am Sonntag, den 20. März, früh 8 Uhr,findet eine Handzettelverbreitung von den bekannten Stellen ausstatt. In Anbetracht der Stichwahl sind die Genossen verpflichtet,zahlreich gu erscheinen. Die Bezirksleitung.Tegel. Heute, Freitag, den 18. März, abends 3 Uhr, findet inW. Trappö Festsälcn, Bahnhofstr. 1, eine Volksversammlung statt.In dieser Versammlung sollen die ungesetzlichen Maßnahmen an-läßlich der letzten Gcmeindevertreterwahlen öffentlich einer Kritikunterzogen werden. Der Bürgermeister ist zu dieser Versamm-lung brieflich eiizgcladsn. Genossen und Genossinnen! Erscheintin Massen in dieser Versammlung. Tie Bezirksleitung.Wittenau. Am Sonntag, den 20. März, nachmittags 3 Uhr,findet im Lokal von Albert Schulze, Hauptstr. 56, eine öffentlicheVersammlung statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des GenossenFendel über Gemeindepalitik. 2. Diskussion. 3. Aufstellung einesGemeindevertreter-siandidaten.— Parteigenossen, agitiert fürstarken Besuch._Berliner jVaebriebten»Die Photographie im Dienst der Polizeispielt schon lange eine große Rolle. Seit vielen Jahren wird sievon den Beamten des Erkennungsdienstes angewendet und eingroßes Verbrecheralbum auf dem Polizeipräsidium legt von derVerwendung der Photographie Zeugnis ab. Auch bei Kapital-verbrechen bedient sich die Kriminalpolizei vielfach der Hilfe derPhotographie. Es ist auch nicht unbekannt, daß„politischer Um-triebe" Verdächtige— wie es im polizeitechnischen Sinne heißt—gleichfalls schon auf dem Präsidium photographicrt worden sind,besonders gegen Anarchisten wird dieses Verfahren gern beliebt.Weniger bekannt dürste sein, daß auch im Obscrvationsdicnstder politischen Zplizei schon läugcx Mit dem Moiographen auf der.Straße gearbeitet wird. ES gibt bestimmte Beamte, die einenkleinen Apparat mit einer Geheimkamera unter der Weste tragen.Daö Objektiv(die Linse) ist so angebracht, daß es durch einKnopfloch geht, so daß bestimmte Personen ganz unauffällig phow-graphiert werden können.Bekanntgeworden ist auch kürzlich, eine angeblich vom MinisterdeS Innern ausgegangene Verfügung, daß bei politischen Anlässenvon der Polizei auf der Straße Aufnahmen gemacht werden sollen.Die Berliner Polizei wird damit den Anfang machen und zwarschon heute anläßlich des 18. März bei Ansammlungen und der-gleichen. Zur Anwendung werden kleine Handapparate kommen.Wichtiger wäre, die Polizeiattacken photographisch aufzunehmen,wenn Schutzleute zu Fuß oder zu Pferde auf wehrlose, fliehendeMenschen einhauen, wie das mn 6. März in Treptow geschehen ist.Die Verstadtlichung des Arbeitsnachweises in Berlin wurdein der letzten Sitzung des Etatsausschusses besprochen. Dies-mal war es ein bürgerliches Mitglied, das auf diesem Gebiete Kenntnis besitzt und der Ueberzeugung Ausdruck gab,daß auf die Dauer der gegenwärtige Zustand unhaltbar seiund eine Aenderung erheische. Nachdem viele deutsche Städteden Arbeitsnachweis in eigene Verwaltung genommen haben,könne Berlin nicht mehr zurückbleiben und es wurde be-schloffen: Die Versanimlung ersucht den Magistrat zu er-wägen, ob nicht der Arbeitsnachweis zu vcrstadtlichen sei.Unsere Genossen haben feit Jahren die VerstadtlichungdeS Arbeitsnachweises gefordert und auch diesbezügliche An-träge in der Stadtverordnetenversammlung gestellt, die aberAblehnung erfuhren. Hoffentlich kommt aus den ErwägmtgcndeS Magistrats etwas Positives heraus.Zum I. Deutschen Kongreß für Krüppelfürsorge, der am31. März unter dem Vorsitz von Herrn Geh. Obermedizinalrat Prof.Dr. Dietrich in Berlin im Plenarsitzungssaal deS preußischenHerrenhauses stattfindet, haben zahlreiche Bundesstaaten, Pro-vinzei? Landesdirektionen, Städte und Kreise ihre Vertretung zu«gesagt. Die Tagesordnung bringt Vorträge aus allen Gebietender Krüppelfürsorge, der Orthopädie, Pädagogik. Armenpflege,religiösen und Laienlicbestätigkeit, sozialen Gesetzgebung, auslän-dischen Krüppelfürsorge u. a. m. Auskunft erteilt die Geschäfts-stelle, Berlin S. 59, Fontaue-Promenade 10.Die VolkSschiiler im Aouarium. Von den SehenswürdigkeitenBerlins ist auch das Berliner Aquarium den Volksschülern unent-geltlich zugänglich. Es ist doch aber klar, daß mit dem Besuchdes Aquariums nicht nur der eine Zweck erfüllt werden soll, daßder gestattete Besuch programmäßig abgestattet wird, ähnlich wieman ein Abonnement im Theater absitzt, wenn man einmalabonniert ist, sondern die Kinder sollen auch etwas von demBesuch haben. Die sollen vor allen Dingen etwas sehen können.Das ist aber oftmals gar nicht möglich. Namentlich gegen denSchluß des Semesters ist der Zudrang zum Aquarium außer-ordentlich stark Es sind da an manchen Tagen so viele Klassenin dem Hause, daß oft die Kinder in vielen Reihen hintereinanderstehen und sich drängen und stoßen und die wenigsten recht wassehen. ES läßt sich auch schlecht eine Ordnung bei so starkemAndränge aufrecht erhalten, zumal auf beiden Seiten etwas zusehen ist. Die Schuldeputation hat schon angeordnet, daß dieKnaben in der ersten Hälfte der Woche und die Mädchen in derzweiten Hälfte hingeführt werden sollen. So ist der Besuch dochwenigstens schon etwas verteilt. Empfehlenswert wäre es. wenndie Besuchstage für die einzelnen Klassen noch weiter festgelegtwürden, und zwar regelmäßig über das ganze Semester verteilt.damit sich der Besuch nicht so gegen das Ende des Semestersstaut, sonst könnte der Besuch überhaupt unterbleiben.„Nur keine lleberstürzung!" Sehr oft und immer wieder istdarüber geklagt worden, daß in der Armenpflege unsererStadt Berlin der Geschäftsgang ein zu langsamer sei. In der Tatist da nicht selten der Grundsatz„Eile mit Weile" so gewissenhaftbefolgt worden, daß ein Hilfloser verhungert sein konnte, ehe eineEntscheidung über sein Bittgesuch zustande kam. Es wäre aber einIrrtum, wenn einer annehmen wollte, daß nur bei Erledigung vonUnterstützungSsachen so langsam gearbeitet werde. Auch die sonsti-gen Geschäfte unserer Armenverwaltung, die mit Schreiberei ver-Kunden sind, vertragen anscheinend keine lleberstürzung. Ein Beispiel hierfür, das wir in der neuesten Nummer des„Gcmeinde-blattS" finden, verdient, weiteren Kreisen bekannt zu werden. DieArmendirektion veröffentlicht darin einen Bericht über eine Ver-sammlung der Ar menkom missionS vor st eher. Wieman weiß, haben die Vorsteher den Wunsch, daß ihnen die Ver-gütung, die sie für ihr eigenes Portemonnaie mit 300 M. pro Jahrans dem Stadtsäckel empfangen, auf 480 M. erhöht werde. MSüber diese Angelegenheit in der Vorsteherversammlung vom 22. Ja-nnar 1009(nicht 1010) verhandelt wurde, gab es sehr erregteStreitereien. In d,er Stadtverordnetensitzung vom 4. März 1900,wo der noch immer nicht beseitigte Widerstand vieler Armenkom-Missionen gegen die Hinzuziehung von Frauen gerügt wurde, er-wähnte der Stadtverordnete Hammerstein auch jene Auftriite ausder Jannarversammlung der Vorsteher. Er sagte offen heraus, daßer sie als beschämend empfunden habe. Die Vorsteher fühlten durchdiese öffentliche Abrüffelung sich gekränkt— sie sind überhaupt sehrempfindlich gegen unfreundliche Worte, die ein anderer ihnen sagt— und sie nahmen sich vor, Herrn Hammerstein den Kopf zuwaschen. Das taten sie denn auch in ihrer Versammlung vom10. November 1009, wo sie gegen ihn eine Resolution von ver-letzender Schärfe beschlossen. SVb Monate waren hingegangen,bis diese Kopstväsckie vorgenommen wurde. Doch Armenvorsteherlieben es nun mal nicht, sich zu überstürzen. Auch die Armen-direktion liebt das nickt. Nicht mir in wickitigen Dingen, sondernauch in unwichtigen hält sie es für ihre Pflicht,„mit Weile zueilen". So wird denn der Bericht über die Vorsteherversmnmlungvom 10. November 1900 als Mitteilung aus der Armeudirektionveröffentlicht durch'das„Gemeindeblatt" vom letzten Sonntag, den13. März 1010, nachdem inzwischen fast schon wieder 4 Monatehingegangen sind. Notleidenden, die Hilfe suchen, wird das einTrost sein und zur Beruhigung dienen. Aus diesen Langsamkcits-iproben werden sie ersehen, daß die Mühlen der Armenverwaltungnicht nur dann langsam mahlen, wenn Hungernde nach Brotschreien._Die LustbarkcitSsteuer droht wieder.In seiner Etatrede hat der Vertreter der städtischen Finanzenin der Stadtverordnetenversammlung einen Fühler ausgestreckt, obnicht doch eine Lustbarkeitsstcuer für Berlin angebracht erscheineund die Mehrheit der Versammlung stimmte dem zu, obwohl einesolche Steuer vor einigen Jahren von der Stadtverordneten-versamlung abgelehnt worden ist. In der letzten Etatsausschuß-itzung wurde wieder so nebenbei vom Kämmerer gefragt, ob er esjetzt wagen dürfe, eine solche Steuer vorzuschlagen. Vertreter dergroßen Fraktionen erklärten, daß sie für die Zustimmung ihrerFreunde sorgen würden.Dem Gewerbe, vor allem dem Gastwirtsgewcrbe, auch vielenVereinen droht demnach eine neue Belastung und das, obgleich erstim Vorjahre das Abgeordnetenhaus nicht unerhebliche Besteuerungen von Lustbarkeiten beschlossen hat.Eine Volkszählung soll Ende dieses Jahres wieder stattfinden.Für Berlin sind die vollständigen Ergebnisse du ISvö vorgenom-menen Zählung noch nicht heraus. Sie sollen aber, wie lürzlichvon einem Magistratsvertreter bei Beratung des Etats des Statistischen Amtes versichert wurde, nunmehr erscheinen.Ueberfahren und schwer verletzt wurde gestern morgen um8 Uhr vor dem Hause Reinickendorferstraße Nr. 2 ein unbekannterMann, dem Aeußeren nach ein Arbeiter von etwa 35 bis 40 Jahren.Ein Schutzmann brachte den Verunglückten nach dem Birchow.krankenhause. Der Unbekannte ist 1.60 Meter groß und trug einschwarzes Jackett und Weste, graugrüne Beinkleider und einengrünen, weichen Filzhut.Beim Spielen ertrunken ist gestern nachmittag der 7 Jahrealte Sohn Arnold des Schleifers Sommerfeld aus der Kösliner-straße Nr. 14. Einem Verbot der Eltern zuwider ging der Knabegestern nachmittag um 3 Uhr mit seinem 9 Jahre alten BruderHermann nach dem Nordhafen, um dort zu spielen. Beide stiegenüber die Brüstung, gingen die Ladetreppe hinunter und liefen ausder schmalen Bordschwelle entlang. Plötzlich verlor Arnold dasGleichgewicht, fiel in den Hafen und ging unter. Ohne ein Wortzu sagen, lief Hermann vor Schreck davon und g-og nach Hause.Aus Furcht vor Strafe verschwieg er das Ui'�äck und erzählte, erhabe seinen Bruder unterwegs verlor«"- Unterdessen hatte«inBahnwärter, der von seiner Bude-uS den Vorgang sah, zweiSchiffer zu Hilfe gerufen. Diese machten sofort Rettungsversuche,fanden aber erst nach einer halben Stunde die Leiche de» Knaben,die dann von der Revierpolizei nach dem Schauhause gebrachtwurde. Sommerfeld suchte vergeblich seinen vermißten Sohn, bisihm abends um 9 Uhr ein Schutzmann mitteilte, daß die Leicheeines im Nordhafen ertrunkenen Knaben nach dem Schauhausegebracht worden sei. Er begab sich dorthin und erkannte in demErtrunkenen seinen Sohn.Durch einen Schuß in die Brust versuchte sich gestern der20 Jahre alte Handlungsreisende Kornelius Vermeulcn in seinemmöblierten Zimmer im Hause Georgenplatz Nr. 21 das Leben zunehmen. Der junge Mann, der aus Holland stammt, kam vor einigenTagen von Köln hierher, glaubte hier eine gute Stellung zu be-kommen, fand sie aber schon besetzt. Nachdem er gestern von seinenEltern aus der Heimat einen Brief bekommen hatte, griff er zumRevolver. Er wurde schwer verletzt nach dem Krankenhause amFriedrichshain gebracht.Zu dem von uns in der Dienstagnummer des„vorwärts' ge-meldeten B o o t S u n f a l l am Müggelsee ersucht unS der in derNotiz genannte Ruderklub.Hellas" mitzuteilen, daß das betreffendeBoot dem Nuderverein.Helvetia" gehörte. Seinen— dem Ruderklub„Hellas" angehörenden Mngliedern sei es bei Strafe des Ausschluffesverboten, bei gezogenem Warnungsball die Müggel zu befahren.Zeugen gesucht. Personen, die gesehen haben, wie am0. März 1007 ein Mann in der Oranienslraße unmittelbar vor derReichsdruckerei von einem Omnibus überfahren wurde, wobei ihmbeide Beine gebrochen und er an der linken Hand verletzt wurde,werden gebeten, ihre Adresse abzugeben an Carl Rabe, per Adr.Zalys, Kopcichagenerstraße 5.In der Volksversammlung am Dienstag im Gewerkschaftshau»ist ein Portemonnaie mit Inhalt verloren gegangen. Der Finderwird gebeten, dasselbe bei Pähl, Naunynstraße 80, abzugeben.Vom eigenen Wagen überfahren und schwer verletzt wurdevorgestern der Kutscher Hermann Richter aus der Grunewaldstr. 70Er fuhr am Blücherplatz neben einem Straßenbahnzug derLinie 64 her und bog, einem anderen Gefährt ausweichend, nochdichter nach dem Bahnwagen hinüber. Hierbei stieß die aus Bau-holz bestehende Ladung gegen den Motorwagen, die Hölzer ver«schoben sich, und dabei wurde der auf den Brettern sitzende Kutschervom Wagen hcrabgestoßen. Er fiel so unglücklich, daß er unter denletzteren geriet und von dem schweren Gefährt überfahren wurde.In besinnungslosem Zustande wurde Richter nach der Unfallstationam Tempelhofer Ufer gebracht, wo komplizierte Brüche beiderUnterschenkel und anscheinend auch innere Verletzungen festgestelltwurden. Nach Anlegung von Notverbänden wurde der Ver«unglückte nach dem Krankenhause am Urban gebracht.Vorort- I>iadmcdten.Dke Gemelndetvahlbewegung.Steglitz. Eine sozialdemokratische Forderungin einer Gemeindeverwaltung durchzudrücken, ohne daß ein ein»ziger Parteigenosse der Gemeindevertretung angehört, ist immer.hin eine Leistung, die sich sehen lassen kann. Dieses Kunststückhaben die hiesigen Parteigenossen fertiggebracht, indem sie demPunkte unseres Programms, der die„Aornahme derWahlen und Abstimmungen an einem gesetzlichenRuhetage" fordert, praktische Geltung verschafften. Das waruns nur dadurch möglich, daß wir bei allen drei Wahlen sozial»demokratische Beisitzer in den Wahlvorstand entsandten, die nun»mehr als Stichwahltag den Sonntag bestimmten,Der Stichwahlkampf in den beiden Ergänzungswahlcn sowohl wiein der Ersatzwahl wird zwischen unseren Kandidaten und denen.des Mietcrvereins ausgcfochtcn. Ter Mietervercin, der schon inder Hauptwahl von dem„Kommunalverein" und dem neuen HauZ»besitzervercin kräftig unterstützt wurde, wird in der Stichwahl wiein früheren Jahren, so auch diesmal aus den Kreisen deS altenHauLbesitzervereinS Zuzug erhalten, denn im Kampfe gegen dieSozialdemokrate haben sich die Bürgerlichen noch stets zusammen»gefunden. Außerdem entfalten die Mictcrvereinler eine äußerstrührige HauSagitation. Das muß für unsere Genossen ein An-sporn sein, auch ihr Bestes einzusetzen, um den gemeinsamenAnsturm der Gegner abzuwehren. Am Sonntag, den20. März, muß c» gelingen, im 1. Bezirk(Wahllokal Turnhalle de»Gcmcindeschule in der Jahnstraße) unseren Kandidaten Ham»bürg, im 2. Bezirk(Wahllokal Turnhalle des Gymnasiums inder Heesestrahe) Genossen Leimbach zu Gemeindevertretern zumachen. Gelingt daS, dann ist uns auch die Ersatzwahl amMontag, den 21. März, im 1. Bezirk sicher, dann wird Ge-nossc Aßmann der dritte im Bunde sein, um endlich einmal auchArbetterintcrcssen im Rathausc zu vertreten,�Lankwitz. Die Ersatzwahl zur Gemeindevertretung hat amhiesigen Orte noch zu keinem endgültigen Resultat geführt. Des-halb findet Montag, den 21. März, von 3 bis 0 Uhrnachmittags, Stichwahl zwischen dem Konservativen Hilde-brandt und unserm Genossen O. Franke statt. Nur wenn dieParteigenossen ihre volle Pflicht erfüllen, ist es möglich, den Siegzu erringen. Es gilt daher, mit erneuter Kraft den Sieg borzu.bereiten. Sonntag vormittag 10 Uhr findet zur Vorbesprechungeine außerordentliche Mitgliederversammlung bei Ebel, Mühlen-straße, statt.Heute, Freitag, 18. März, abends S'.Ü Uhr, findet eine öffentliche Versammlung bei Prochatzka, Viktoriastraße statt in der Ge-nosse G r u h l- Nowawes über„Kommunale Aufgaben" sprechenwird. Genossen! Zeigt durch rege Beteiligung Euer Interesse cmder bevorstehenden Stichwahl.