Nr. 66. 27. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
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Die Nate läßt das Mausen nicht und die Berliner Polizei nicht das Anwerben von Sozialdemokraten zu dem elenden Gewerbe eines Polizeiſpiels. Oft schon ist ihr der Versuch mißlungen, aber kein Mißerfolg hält die Ehrenmänner" vom Alexanderplatz ab, immer aufs neue ihrem traurigen Gewerbe nachzugehen und ehrliche Menschen zu ehrlosen Halunken zu machen. Das versuchte auch der
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Kriminalbeamte Mahlow, babei allerdings schlechte Erfahrungen machend.
Eines Tages schlich sich an den Genossen P. ein ihm unbekannter Mann heran und frug nach allen möglichen Parteiange legenheiten. Genosse P. mißtraute aber dem harmlos dreinschauen den Judas sofort und richtete deshalb seine Antworten danach ein. Auf die Frage, ob er Mitglied des Wahlvereins fei, erwiderte er ausweichend, daß er nur gezwungen Mitglied sei, da seine Kollegen es verlangten. Mahlow hatte sich im Laufe des Gesprächs als ein früherer Kompagniefollege des Genossen P. zu erkennen gegeben, der als Unteroffizier vom Militär abging.
Sonnabend, 19. März 1910.
wo das Photographieren für die Berliner Spigelmappe erfolgen Beschuldigungen gegen die Mitangeklagten nicht erwiesen seien. sollte. Leider mißlang die Aufnahme. Mahlow stand ratlos da, Gegen dieses Urteil hatte der Amtsanwalt Berufung einund als er das Gastzimmer wieder betrat, wurde er den an- gelegt. wesenden Gästen mit den Worten vorgestellt:" Hier, Genossen, Selbstbezichtigung sowie die Beschuldigungen gegen Grap usw. wieder Vor dem Landgericht, wo Lehmann aufs bestimmteste seine stelle ich Euch den neuesten Gentleman des Alexanderplates vor, der ehrliche Genossen zum Verrat verleiten will. Seht Euch den holte, wurde festgestellt, daß er selber vor wenigen Tagen auf Veranlassung des Vaters eines früheren Lehrlings noch einen Schriftsatz Herrn genauer an, damit Ihr wißt, mit wem Ihr zu tun habt, eingereicht und darin um Ladung noch weiterer Belastungszeugen wenn Ihr noch einmal mit ihm zusammentrifft." Bitternd stand gebeten hat. Die Mitangeklagten blieben dabei, daß weder von er da, ein Bild des Jammers und des Abscheues. Anstiftung noch überhaupt von Diebstahl die Rede sein könne. Grap senior, der jetzt Rentier ist, berief sich darauf, daß er so etwas nicht nötig gehabt habe, weil ihm aus seinem Betrieb mit über 100 Arbeitern ein Jahreseinkommen von 40-50 000 m. zugefloffen sei. Grap junior erklärte, es habe sich um Eisens band von geringem Wert gehandelt, das herrenlos auf dem Wege gelegen habe und dann von ihm zur Ausbesserung eines Eimers benutzt worden sei. Auch Kratis beteuerte, er habe das Eifenband für herrenlos gehalten. Lehmann meinte, es sei ein Quantum von 50 bis 75 Pfund gewesen, Kratis schäßte es auf 10 fund.
Dann aber erhielt Mahlow einen so„ handgreiflichen" Beweis bon der Wertschäßung seiner Person und seines Berufs, daß ihm die Lust zum Verräterwerben wohl etwas vergangen ist. Himmelhoch bat er um Schonung, er wäre doch zu solchen Taten verpflichtet, von ihm wird es eben verlangt!„ Er habe ja noch nichts berraten!" jammerte er angstbebend.
Damit endete dieses Debüt des
Kriminalbeamten Mahlow,
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Pfui Teufel! über ein System, das solcher Mittel bedarf! Und wie ist die Wirkung dieser beschämenden Zustände? Da wird ein Seer von verlumpten Subjekten aufgeboten, um die Sozialdemokratie zu beobachten, schamlos der ehrloseste Verrat großgezogen, Da Mahlow wohl merkte, daß er kein rechtes Entgegenkommen Hunderttausende von Mark verpulbert und der Erfolg ist, daß die fand, verschwand er auf längere Zeit, allerdings den B. insgeheim Sozialdemokratie Berlins imftande ist, hunderttausend Menschen beobachtend. Am 3. März d. J. fand er sich auf dessen Arbeitsstelle auf einer Stelle zu vereinigen, ohne daß die Polizei vorher etwas ein und knüpfte aufs neue ein Gespräch an, dabei in der alten davon weiß. Die Behauptung der Polizei, daß sie vorher Bescheid Bolizeiart den Verrat als harmlose Tat hinstellend. Mahlow sagte, wußte, ist zu kindisch, als daß sie der Widerlegung bedarf. er habe ja jemand, der ihm ständig den Schurkendienst leiste, der Ein System, das ehrlose Schurkerei von seinen Angeworbenen sei aber augenblicklich verreist, wodurch er ohne Nachricht sei. P. verlangt, muß aber auch innerlich verfaulen und verderben, seine möge ihm doch Nachricht bringen, was auf dem Extrazahlabend Vertreter fönnen nicht frei bleiben von all dem heimtückischen Verbeschlossen werde, und namentlich, ob der geplante Spaziergang rat, der Lüge, des schuftigsten Betruges! Bangt da den Herrschennicht nach einem anderen Platz verlegt werde. Weiter, wie der den nicht selbst vor den Früchten ihres Systems? Und bangt ihnen Aufmarsch geschehe, ob die Zahlabende geschlossen hinmarschieren nicht vor der Stunde der Vergeltung des auf so hundsföttische Weise und dergleichen für die Polizei besonders Wissenswertes. bekämpften Proletariats? Wenn man auch über die tölpelhafte Art der Berliner Geheimpolizei lacht, dem ganzen System gegenüber bleibt doch ein tiefer Haß, der sich eines Tages entladen muß!
P. ging zum Schein auf das Angebot ein, und der Kriminalbeamte Mahlow
bersicherte ihm glänzenden Lohn aus dem Reptilienfonds des Alexanderplates. Mahlow sollte am Sonnabend, den 5. März, Nachricht erhalten. Verschiedene Parteigenossen sahen ihn denn auch pünktlich zur verabredeten Stelle eilen. Auf seine eilige Frage erhielt er aber keine ihm genügende Antwort, da Genosse P. angeblich erst selbst am Abend nähere Auskunft erhalte.
Mahlow wurde nun nach einem Lokal bestellt, wo er alles erfahren sollte.
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Zur bestimmten Stunde erschien Mahlow , setzte sich in eine Ecke, beteiligte sich aber nicht an der Diskussion, sondern horchte. In wenigen Minuten waren die anwesenden Gäste unauffällig über den wahren Charakter" des neuen Gastes aufgeklärt. Als Genosse P. erschien, zeigte sich Mahlow ihm gegenüber bald so dummpfiffig wie sein Chef Jagow später in den bürgerlichen Zeitungen. Er wisse schon alles, der Zug gehe wo anders hin, so erzählte er scheinbar freudestrahlend dem Genossen P., der ihn ungläubig anschaute. Ja, die Polizei weiß alles, nur hingehe wüßte er noch nicht. P. konnte ihm aber auch noch keine bestimmte Antwort geben. Unter der Ausrede, daß P. befürchte, seine Genossen könnten ihn schließlich beobachten, drängte er Mahlow zum Flurausgang,
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wo es
Gerichts- Zeitung.
( Siehe auch 1. Beilage.)
Bon der Anklage des Diebstahls freigesprochen- trotz Selbstbezichtigung!
Die Beweiserhebung erstreckte sich auf die Vernehmung zweier früherer Lehrlinge. Der eine bekundete, von Grap jun. set ihm einmal gesagt worden, er solle eine Schachtel Nägelfi aneignen und auch Stratis habe ihn verleiten wollen, Arbeits. material von einem Bau zu entnehmen, statt es von Hause mits zubringen. Gegen diesen Zeugen wurde von Grap eingewendet, daß ihm aus der Lehre gelaufen sei, von der Polizei er habe zurückgeholt werden müssen und dann durch Urteil des Innungsschiedsgerichts zur Erfüllung des Lehrvertrages angehalten worden sei. Ein anderer Lehrling sagte aus, er habe Auftrag er galten, en sterglas von einem Bau zu entwenden. Von wem der Auftrag gegeben worden sei, wisse er nicht mehr; doch habe Grap senior aufgefordert, daß das Glas, dessen Herkunft ihm bekannt gewesen sei, in seinem Hause zur Verglasung verwendet wurde.
Der Vers
Der Staatsanwalt beantragte hiernach Gefängnis. strafe von einer Woche gegen Lehmann, von je drei Tagen gegen Kratis und Grap junior, von 1 Tag gegen Grap senior. teidiger Rechtsanwalt Crohn beantragte Freisprechung, weil auf Lehmanns Sebstbezichtigung und Beschuldigungen nichts zu geben sei und es sich offenbar um Ranlüne der in Ünfrieden von ihm gegangenen Lehrlinge handle. Das Gericht urteilte, daß alle vier Angeklagten freizusprechen seien. Lehmann habe aus Haß sich selber bezichtigt, weil er die anderen habe hineinlegen wollen".
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Filiale
Vor dem Landgericht Berlin II( Straffammer 2) standen Freireligiöse Gemeinde. Sonntag, den 20. März, bormittags am Freitag ein Töpfer Willi Lehmann , der sich selber 10%, Uhr, bei Freyer, Stoppenstr. 29: Jugendweihe. Festrede von bezichtigt hatte, vor einigen Jahren in seiner Lehrzeit Dieb- Dr. B. ille. sta hI verübt zu haben, sowie sein damaliger Lehrherr Töpfer- Allgemeine Kranken- und Sterbekasse der Metallarbeiter meister Wilhelm Grap samt seinem Sohn Töpfer( E. S. 29, Hamburg ). Filiale Berlin 2. Sonntag vormittag 10%, hr meister Willi Grap und seinem Polier Friedrich im Märkischen Hof", Admiralstr, 18c: Mitgliederversammlung. Berlin 3. Sonnabend, 19. März, abends 8 Uhr, bei Kayser, Reichen Kratis, gegen die Lehmann die Beschuldigung erhoben berger Str. 154: Mitgliederversammlung. Filiale Berlin 4. Sonne hatte, ihn zum Diebstahl angestiftet beziehungs- abend, 19. März, abends 8, Uhr, bei Mertowski, Andreasstr. 26: Mit Sonntag, Filiale Berlin 10. weise sehlerei begangen zu haben. Lehmann behauptete, er gliederversammlung mit Vortrag. habe auf Anstiften von Grap junior und Krakis in Schöneberg von 20. März, vormittags 10 Uhr, bet M. Faber, Stephanstr. 11: Mitglieder. Filiale Rirdorf. Heute Sonnabend, 19. März, abends Filiale dem Zufahrtsweg des Militärbahnhofes eine dort liegende Rolle versammlung. Stahlband mit nach dem Geschäft seines Meisters genommen, auch 8 Uhr, bei Bühl , Steinmeßstraße 114: Bersammlung. Bittoriaftr. 4: Mitgliederversammlung. habe er entwendetes Fensterglas mit Wissen von Grap senior zur Wilhelmsruh . Heute Sonnabend, 19. März, abends 9 Uhr, bei Barth, Verglasung von Stellerfenstern benugt. Das Amtsgericht Zentralverband der freien Händler, Haufierer und ver Berlin- Schöneberg batte, wie unseren Lesern erinnerlich, alle wandten Berufsgenossen Deutschlands . Siz Essen.( Verwaltungsbier Angeklagten freigesprochen, weil Lehmann fich der Straf- ftelle Berlin .) Heute abend 8, Uhr, bei Dräsel, Neue Friedrichstr. 35; barkeit feiner Handlung nicht bewußt gewesen sei und auch seine Bersammlung. Gäste willkommen.
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