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Nr. 67. 27. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Soufag. 20. März 1910.

Gerichts- Zeitung.

Ein Opfer des 13. Februar.

Verletzte wurde mittels Automobils nach dem Krankenhause ge- Staatsanwalts wurde Dr. 2. wegen Zweikampfes zu 3 Monaten bracht, wo die Aerzte nur seinen Tod feststellen konnten. Er hatte Festung und Dr. F. wegen Kartelltragens zu 2 Wochen Feftung ver. einen Messerstich ins Herz erhalten. Der Messerstecher soll Karl urteilt. Eichler gewesen sein. Beide Angeklagte waren an jenem Abend angetrunken. Karl Eichler behauptet, sich im Stande der Notwehr befunden zu haben.

Wer aus den Kinderjahren heraus ist und dem Duellunfug sich unterwirft, zeigt dadurch besser als der schärfste Atrititor es tun fönnte, wie wenig er wert ist.

Sportbetrug.

Die Geschworenen bejahten unter Ablehnung weitergehender Fragen die aus§ 227 formulierte Frage.§ 227 besagt: it durch eine Schlägerei oder durch einen von mehreren gemachten Angriff der Tod eines Menschen verursacht worden, so ist jeder, welcher sich Grundbesitzer und Pferdehändler Faltain- Gumbinnen, Weltmeer", Das Schöffengericht in Jnsterburg berurteilte gestern den an der Schlägerei oder dem Angriff beteiligt hat, mit Gefängnis der im vorigen Sommer eine in Berlin   gekaufte Vollblutstute unter bis zu drei Jahren zu bestrafen." Das Urteil lautete gegen Karl dem Namen" Cypresse" als Halbblutstute auf oftpreußischen Renn­Eichler auf die Marimalstrafe von 3 Jahren, gegen Arthur Eichler plägen in Konkurrenz laufen ließ, wegen Betruges zu 1000 Mark auf 6 Monate Gefängnis. Geldstrafe oder 200 Tagen Gefängnis.

berantworten

Versuchte Erpressung aus Liebesbriefen.

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Ein Zusammenstoß des 22jährigen Arbeiters Anton Wohtfo mit der Polizei in Rigdorf am 13. Februar bildete die Grundlage zu einer gestern vor der 3. Straftammer des Landgerichts II   ver­handelten Anklage. Als Polizeibeamte am 13. Februar einen von der Hafenhaide nach Rigdorf gehenden Demonstrationszug störten, Sam es hierdurch am Richardplay zu Entrüstungskundgebungen gegen die Polizei. Der Angeklagte war zufällig in den Zug hin­eingeraten. Nach der gegen ihn erhobenen Anklage soll er am Richardplak gerufen haben:" Wir sind Bürger und bezahlen für Euch die Steuern, wir fönnen machen, was wir wollen!" Aus der Menge sollen nach Angabe der Polizeibeamten mehrere Steine geschleudert worden sein. Bei dem Durchzuge von der Kaiser Streupflicht bei Glatteis vor einem Gotteshaufe. Friedrichße nach der Anzengruberstraße bog der Angeklagte mit papiere aufbewahren soll, mußte der Ingenieur E. aus Charlotten Daß man Liebesbriefe vernichten oder, noch besser wie Wert: Vom Reichsgericht ist dieser Tage folgender Fall entschieden: mehreren Personen in die noch unregulierte Donaustraße ein. Als burg in einer für ihn sehr unangenehmen Weise erfahren. Vor der Frühmesse in derSt. Josephskirche zu Düsseldorf  - Oberbilt ver­Eine Frau B. ist am 20. Dezember 1906 anläßlich des Besuchs er bemerkte, daß die Schuhleute Sprenger und Bottke dem Zuge der 3. Straffammer des Landgerichts III   mußte sich die Zimmer- unglüdt. Als die Klägerin die Kirche verlassen hatte und über folgten, rief er ihnen nach der Anklage Bluthunde" zu. Der Schuhmann Sprenger kam daraufhin auf ihn zu, um ihn festzu- vermieterin Penski und ihr Pflegesohn, der Kellner Artur Band, einen der St. Josephspfarre gehörigen Plaz ging, unt zur Straßen­stellen. Der Angeklagte rief ihm zu: Komm nur ran, Du Strolch, unter der Anklage der versuchten Erpressung und des Diebstahls bahn zu gelangen, glitt sie auf dem Wege aus und zog sich einen Du Verbrecher, mit Dir werde ich schon fertig werden!" Als sich Bei der Angeklagten Pensti, die sich als Zimmer- Knöchelbruch zu. Es steht fest, daß die Kinder an der unebenen ihm der Beamte trotzdem näherte, flüchtete Woytko auf den Neu- bermieterin ernährt, wohnte vor einiger Zeit ein Ingenieur E. Fläche diefes Plates Rodelbahnen anzulegen pflegten, und zwar bau Anzengruberstraße 7/8, hob einen Mauerstein auf und stürzte Wie alle Zimmervermieterinnen war auch die Angeklagte von einer auch dann, wenn man sie öfters fortjagte und wenn gestreut wurde, fich auf den Schuhmann, wobei er ausgerufen haben soll: Dich derartigen Portion Neugierde erfüllt, daß sie nicht eher ruhte, bis sodaß die Glätte noch nach 7 Uhr abends wieder entstanden sein schlage ich tot!" Der Stein wurde ihm in diesem Augenblic von fie in die intimsten Intimitäten ihres möblierten Herrn" ein- tann. dem von hinten herzutretenden Schuhmann Bottle entrissen. Bei gedrungen war und Kisten und Kästen, Schränke und selbst Das Landgericht Düsseldorf   erkannte den auf Schadensersat der nun erfolgenden Sistierung soll der Angeklagte Widerstand ge- Kassetten durchgeschnüffelt hatte. Bei dieser Gelegenheit machte sie gerichteten Anspruch der Klägerin dem Grunde nach für gerecht­Leiftet haben. eine Entdeckung, die sie in ihrer Zimmervermieterinnen- und auch fertigt an. Das Oberlandesgericht Düsseldorf wies die Klägerin In der gestrigen Verhandlung gab der Angeklagte zu, daß sich Frauenehre auf das tiefste empörte. Sie fand in einem Kasten ab, weil die Beklagte ihrer Streupflicht hinlänglich genügt habe, der Sachverhalt so abgespielt haben könnte, wie ihn die Schuhleute neben zartduftenden Schleifchen und Strumpfbändern weiblicher wenn sie zwischen 7 bis 8 Uhr morgens und 7 Uhr abends zur Ab­und die übrigen Zeugen schilderten. Er selbst könne sich auf nichts Herkunft mehrere ebenfalls duftende Briefchen, deren zum Teil stumpfung der Gisglätte gestreut habe. Dies entspreche der polizei­mehr befinnen, da er betrunken gewesen sei. Er habe am Tage recht intimen Inhalt sie förmlich verschlang. Sie kam dabei zu der lichen Vorschrift; mehr könne der Beklagten nicht zugemutet wer vorher einen Maskenball mitgemacht und noch nicht geschlafen. Ansicht, daß auch ihr Zimmerherr, ebenso wie alle anderen Männer, den. Für den vorliegenden Fall sei erwiesen, daß sie selbst einen Wie er in den Zug hineingeraten sei, wisse er nicht. Staatsan- nichts taugte" und zu den größten Heuchlern gehörte, da er, ob- Polizisten beauftragt habe, die Kinder, die nicht wegzubringen ge­walt Loch beantragte eine Gefängnisstrafe von 5 Monaten, da der wohl er verlobt war, mit mehreren anderen Vertreterinnen des wesen seien, und die immer wieder von neuem Schlittenbahnen Angeklagte sich einer groben Ausschreitung schuldig gemacht habe schönen Geschlechts in Beziehungen getreten war. Dies brachte fie anlegten, fortzujagen. Sie habe auch dem Polizisten deshalb zehn und durch sein aggressives Vorgehen gegen die Schußleute als böses auf den Gedanken, ihren Zimmerherrn gehörig zu rupfen. Als G. Mark versprochen, jedoch habe der Polizist nicht immer dort stehen Beispiel für die übrigen Personen gewirkt habe. Das Gericht auszog, berlangte sie von ihm kurz und bündig für die Rückgabe bleiben können. Wenn die Kinder dann abends nach 7 Uhr nach nahm an, daß der Angeklagte nach seinem ganzen Auftreten wohl der Briefe die Kleinigkeit von 2000 m., während sich ihr mit- mals eine Schlittenbahn anlegten, so könne die Beklagte nicht ver­angetrunken, nicht aber betrunken gewesen sei. Er habe sich ohne anivefender Pflegejohn schließlich dazu verstand, die Forderung auf antwortlich gemacht werden. jede Veranlassung eines schweren Erzesses gegen die ruhig ihres 1500 M. zu ermäßigen. Als E. ablehnte, schrieb die erpresserische Das Neichsgericht gab der Revision der Klägerin statt und hob Weges gehenden Schuhleute schuldig gemacht. Derartige Aus- Wirtin an die Eltern der Braut des E. einen Brief, in welchem sie das Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf   auf. Der erkennende schreitung erfordere eine exemplarische Bestrafung, da gerade die um eine Rücksprache bat. Bei einem nochmaligen Besuch des E. VI. Zivilfenat führt aus, daß vor einem Gotteshause, in dem Früh­Schußleute bei ihrem ohnehin schon sehr schweren Dienst gegen erklärte ihm die Angeklagte, daß die Briefe sich gut verwerten gottesdienst schon um 6 Uhr stattfindet, nicht bis 7 Uhr mit dem tätliche Angriffe gewiffer Elemente mit aller Energie in Schuhließen, fie habe schon einen Journalisten dazu". Mit Rücksicht auf Streuen gewartet werden kann, wie dies auf gewöhnlichen Straßen genommen werden müssen. Das Urteil lautete deshalb auf die überaus gemeine und verwerfliche Handlungsweise der An unter diesen Gesichtspunkten an das Oberlandesgericht Düsseldorf üblich ist. Die Sache wurde deshalb zur anderweitigen Prüfung 3 Monate und 1 Woche Gefängnis. geklagten erkannte das Gericht gegen die Pensti auf 7 Monate und gegen Band auf 3 Monate Gefängnis. zurückgewiesen.

Die Strafe gegen den Angetrunkenen, wenn nicht Betrunkenen, der über das Vorgehen der Polizei gegen die friedlichen Demon­stranten offensichtlich in Erregung geraten war, ist eine außer ordentlich hohe.

Ein erstochener Unteroffizier.

Kleines feuilleton.

Wochen- Spielplan der Berliner   Cheater.

Königl. Opernhaus. Sonntag: Siegfried.( Anfang 7 Uhr.) Montag: Der Prophet.( Anfang 7, Uhr.) Dienstag: Sinfoniekonzert. Mittwoch: lustigen Weiber von Windsor. Sonnabend: Sinfoniekonzert. Sonntag: Der Prophet. Montag: Die Der Prophet. Donnerstag: Deffentliche Hauptprobe. Freitag: Geschlossen.

rusticana, Bajazzi.( njang 7%, lhr.) Sonntag, den 27. März, nachm

Deutsches Theater  . Sonntag: Judith. Montag: Hamlet  . Dienstag: Judith. Mittwoch: Romeo und Julia  . Donnerstag: Judith. Freitag: Gesloffen. Sonnabend: Faust. Sonntag: Judith. Montag: Don Carlos. Dienstag, Mittwoch: Der gute König Dagobert. Donnerstag: Medea. ( Anjang 7 Ubr.) Deutsches Theater  ( Kammerspiele). Sonntag, Montag, Freitag: Geschlossen. Sonnabend: Gyges   und sein Ning. Sonntag und Montag: Der gute König Dagobert.( infang 8 Uhr.)

Leffing- Theater. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Die verfunkene Glode. Abends: Das Konzert. Montag: Tantris der Narr. Dienstag und Mittwoch: Das Konzert. Donnerstag: Die Frau vom Meere. Freitag: Gefchloffen. Sonnabend: Tantris der Narr. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Nora. Abends und Montag: Das Konzert.( Anfang 8 Uhr.) abends, Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag: Taifun. Freitag: Berliner   Theater. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Herodes   und Mariamne. Geschlossen. Sonnabend: Taifun. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Herodes   und Mariamne. Abends und Montag: Taifun.( Anfang 8 Uhr.)

befangenheit geschlechtsmoralischer Auffassung. Immerhin empfindet man die ungerechtigkeit der bürgerlichen Justiz, die eben jetzt erst wieder einige Unternehmer ärmlicherer Nuditäten- Schaustellungen zu Gefängnisstrafen verdonnert hat. 0. p.

Humor und Satire. Berlorene Liebesmüh Wieder habt auf so manchem Kranz

Ein Duell zweier Beelizer Aerzte vor der Straffammer. Ein unblutiger Ehrenhandel bildete gestern einen Verhandlungs­gegenstand der Potsdamer Straffammer. Wegen Herausforderung Mit einem Erzeß, der sich in der Nacht des ersten Weihnachts- Löwenstein aus Karlsbad   und wegen Kartelltragens Dr. Gerhard zum Zweikampf mit tödlichen Waffen war der Arzt Dr. Ernst fetertages abspielte und bei dem ein Menschenleben vernichtet Fritschte, beide in der Lungenheilstätte in Beelitz   angestellt, an­wurde, hatte sich gestern das Schwurgericht des Landgerichts geflagt. Dem Zweikampf lag eine Beleidigung zugrunde. Der Montag: Strandfinder. Dienstag: Geschlossen. Mittwoch: Wilhelm Tell  . Königl. Schauspielhaus. Sonntag: Der Widerspenstigen Rähmung. unter Vorsitz des Landgerichtsrats Arnold zu beschäftigen. Wegen Angeklagte 2. befand sich in einem Gespräch mit dem Mit- Donnerstag, Freitag, Sonnabend: Geschlossen. Sonntag: Maria Stuart  . Körperverlegung mit tötlichem Ausgange waren die Brüder Schiffer Karl Eichler und Arbeiter Arthur Eichler angeklagt. In verlegende Zwischenreden des Arztes Dr. v. Bühnau gestört. As angeklagten F. und wurde in der Unterhaltung fortwährend durch Montag: Strandfinder.( Anfang 7, Uhr.) Neues fönigl. Opern Theater. Sonntag, den 20. März: Cavalleria der Nacht des ersten Weihnachtsfeiertages gegen Uhr kehrte der ihm die Geduld riß, entschlüpfte ihm das Wort:" Ihnen müßte Unteroffizier Hermann Specht   vom 1. Garde- Feldartillerie- Regi­3 Uhr: Hänsel und Gretel. Die Puppenfee. Abends: Wie die Alten ment mit mehreren Kameraden von einer gemeinsam berlebten man eine Ohrfeige geben! Sofort schlug nun v. B. zu und traf den fungen. Weihnachtsfeier zurück. An der Ecke der Birken- und Stromstraße Angeklagten am Arm. Einige Beleidigungen folgten der Tätlichkeit. trafen sie auf eine Gruppe junger Leute, von denen die Unter- Durch Dr. Fritschke ließ nun 2. den v. B. zum Zweikampf mit offiziere angerempelt sein sollen. Es tam zu einem Wortwechsel. Pistolen herausfordern. Als Kampfbedingungen wurden berein­Specht soll die jungen Leute aufgefordert haben, ihnen den Weg von der Aerzteschaft der Heilstätten gebildeter Ehrenrat billigte die bart: einmaliger Kugelwechsel und 25 Sprungschritte Distanz. Gin nicht zu versperren, sonst müsse er von seiner Waffe Gebrauch machen. Der Wortwechsel hatte inzwischen eine größere Anzahl Bedingungen des Zweikampfes, und das Duell wurde im Sep: von Personen herbeigelodt, die die Unteroffiziere umgaben. Start tember 1908 im Walde bei Beelitz   ausgetragen. Der erste Schuß Eichler gab sodann dem Unteroffizier Specht   einen Stoß vor die fam 2. zu. Wie er in seiner Vernehmung erklärte, hatte er nicht Brust, dieser zog den Säbel und versetzte seinem Gegner damit die Absicht, seinen Gegner zu töten, denn er schoß absichtlich in die einen Schlag, so daß Karl Eichler im Gesicht blutete. Als Arthur Luft. v. B. kam nicht zum Schuß, da die Kugel im Lauf steden Gichler dies fah, warf er dem Specht einen harten Gegenstand mit geblieben ist. Die Gegner versöhnten sich, und v. B. revozierte alle solcher Wucht an den Hinterkopf, daß Specht zu Boden fiel. Seine Beleidigungen und erklärte, er müsse direkt zur Beleidigung des 2. Etwa 9 Monate nach dem Ehrenhandel Kameraden, von denen der eine inzwischen auch durch einen Schlag aufgeheht worden sein. auf die Nase verletzt worden war, eilten zu ihm und fahen, daß starb plötzlich v. B. in der Heilstätte an einem Herzklappenfehler. aus einer Wunde auf der Brust Blut hervorquoll. Der schwer v. B. war ein nervös überreizter Herr. Nach dem Antrag des Da er beim Anblid der feindlichen Flotte das unter seinem Befehl stehende Kriegsschiff sofort Kehrt machen ließ, hat er durch diesen Aft der Weisheit dem Baren mehrere Tausend wadere Männer er Frühlingsanfang. Am Montag, den 21. März, um 1 Uhr balten. Der bertriebene Präsident eines füdamerikanischen nachmittags erreicht der Mittelpunkt der Sonne den Schnittpuntt Raubſtaates, ein Schwadroneur im Stile der Sardou der Ekliptik mit dem Aequator: Der Frühling beginnt. 179 Tage fchen Rabagaskomödie; gedenkt in schwärmerischer Sehnsucht hat die Sonne über der südlichen Halbtugel geweilt; mun steigt sie des Vaterlandes in Sonderheit der vaterländischen Staats­nordwärts über den Aequator hinaus, um 186 Tage der nördlichen faffe und läßt die Fahne holen, um einer handvoll Getreuer, die Halbtugel die Fülle ihres Lichts und ihrer Wärme zu spenden. für ihn fämpfen wollen, den Schwur der Treue abzunehmen. Diese Differenz von sieben Tagen zwischen der Länge des Some mers und des Winters ist die Folge der elliptischen Form der Erd­bahn. Allerdings weicht diese nur unwesentlich von der Kreisbahn ab; immerhin ist die Erde während des Nordwinters der Sonne etwas näher, als im Nordsommer. Die Annäherung des Planeten an sein Zentralgestirn beschleunigt aber seinen Lauf, die Erd­drehung ist daher in unserem Winter eine schnellere als im Som mer, zur Beit der Sonnenferne. Auf diese Weise entsteht die klima­tisch allerdings nicht wesentlich ins Gewicht fallende Berkürzung unseres Winters zugunsten der warmen Jahreszeiten. Auf der Südhalbtugel ist das Verhältnis natürlich umgekehrt. Im mitt­Teren Norddeutschland beträgt die Höhe der Sonne über dem Horia zont im wahren Mittag etwa 38 Gr. Bis zum 21. Juni nimmt Die Mittagshöhe des Tagesgestirns bis auf 61 Gr. zu, um dann in den sechs Monaten bis zum Wintersolstitium bis auf 14% Gr. zu finken. Entsprechend der höheren oder niedrigeren geographischen Breite eines Ortes verschiebt sich auch die jeweilige Höhe der Son­nenaufsteigung. Am Nordpol   z. B. geht am 21. März die Sonne auf, um bis zum 23. September ununterbrochen über dem Horizont zu verweilen. Am nördlichen Polartreise erhebt sich die Sonne zur Zeit des Wintersolstitiums nicht mehr über den Horizont, und je weiter man vom Polartreise nach Norden vordringt, umso länger wird die Zeit, in der während des Winters das Tagesgestirn un­sichtbar bleibt. Der Frühlingspunkt, wie man den Schnittpunkt des Aequators mit der Ekliptik nennt, steht aber nicht fest; er wandert vielmehr im Laufe von 25 600 Jahren rings um das Him. melsgewölbe. Man nennt diese Erscheinung die Präcession der Tag und Nachtgleichen; daher kommt es, daß die Sonne am 21. März gegenwärtig im Sternbild der Fische steht, während sie vor mehr als 2000 Jahren an diesem Termin bereits in den Widder eintrat. Man spricht deshalb heute von dem Eintritt der Sonne in das Zeichen des Widders, das mit dem Sternbilde des Bidders also feineswegs identisch ist.

Indes über ein paar Anläufe folcher Art, die sich neben den fein geschliffenen Bointen des Caivalletschen König" ohnehin recht ärmlich ausnehmen, tommt Hermant nicht hinaus. An die hohen Herrschaften sind schließlich nur entboten, den altbekannten Pariser Boffentrids zu einer neuen Staffage zu verhelfen. Der hübsche, dumme Sohn des Präsidenten, der auch in Liebesfachen außerordentlich schwer fapiert, wird von der unternehmungsluftigen Braut des Großfürsten Prinzeffin Hedwig und von einer sturm­erprobten Spanierin abwechselnd zum Rendezvous geladen, und von dieser im Luguszuge bis nach Wien   verschleppt. Zu guterlegt hat er das Glüd, von der Prinzeffin, die sich mit ihm fompromittierte, als Bräutigamfan Stelle ihres Russentrottel akzeptiert zu werden. Sehr drollig spielten Jlta Grüning die ewig schnatternde Prinzessin- Mutter und Erich Biegel in der Episodenrolle des donquichottisch schmachtenden Sekretäre der Spanierin. Herr Adalbert markierte ergöglich die Geniertheit und das feiers lich) forrefte Wefen des viel umworbenen jungen Mannes. Mathilde Brandt war eine anmutig liebenswürdige Verführerin. Das Bublifum schien sich zu amüsieren.

Pariser Theater.

-O

dt.

Jacques Richepins Stomödie:

-

Ihr verpönte Worte entdeckt,

Habt die Schleifen entfernt mit scharfem Schnitt Und sie in die Tasche gesteckt.

Ihr Toren, die den gerechten Groll Des Volkes zu bannen ihr glaubt, Wenn ihr ein paar Streifen bedrucktes Band Bei der Totenfeier ihm raubt.

Verlorenes Tun! Nicht was auf dem Band, Dem baldverblichenen, steht-

Nicht das ist entscheidend wohl aber der Geift, Der aus diesen Inschriften weht.

Der Geist der Freiheit, der Jahr um Jahr Benzbefruchtend sich zeigt,

Wenn aus den stummen Gräbern im Hain Un'irer Märzgefall'nen er steigt.

Drum schneidet nur zu! Wir lachen der Müh', Die ihr vergeblich euch gebt,

Weil night Gabel, nicht Schere zerstören tann, Was tief in den Herzen uns lebt. Satyr.

-

Notizen.

antho bei den Courtisanen", die in den Bouffes Parifiens bei der Generalprobe großen Beifall errungen hat und vermutlich lange das Repertoire beherrschen wird, verlegt das ab­Die akademische Bühne, diese merkwürdige Ber genügte Vaudeville  - Thema Wie man Männer feffelt" in eine parjam fostümierte griechische Welt. Frau Xantho, die sich über anstaltung für Theaterdurchfälle, scheint Frank Wedekind   wider die Nachlässigkeit ihres Ehegemahls zu beklagen hat, entfchließt seinen Willen mit einer Aufführung beglüden zu wollen. Wedekind fich, bie Stunst, männliche Liebesgefühle zu beleben, in einer diefen protestiert in einer Buſchrift an uns, daß seine Mitwirkung bei der Zwecken dienenden Berufsgenossenschaft zu studieren. Wie dies die Aufführung seiner Einafter" Zensur" und" Totentanz" angekündigt bourgeoise moralische Theaterkonvention berlangt, geht die Affäre werde. Die akademische Bühne täte wirklich gut, die Dramatiter schließlich in der Art aus, daß Xantho ihren Gatten liebenswürdiger und das Publikum in Ruhe zu lassen. ich aber die Chetugend dermaßen zu Tisch setzt, schnappt das Laster Nachfolger feines gleichfalls als Gesangslehrer weithin geschätzten und liebesfähiger findet als feinen illegitimen Konkurrenten. Che Der Gesangspädagoge G. B. Lamperti, der fehr fette Bissen weg. Für die Poesie fallen immerhin einige Waters, ist im Alter von 71 Jahren in Berlin   gestorben. Brocken ab. An die geistreiche Feschheit der Offenbachschen Verrückte Bilderpreise. Der New Yorker Bankier Kleines Theater. Luguszug, Lustspiel von Abel Travestie, ja auch an die wigige Donnaysche Modernisierung Otto Kahn   hat ein Selbstbildnis des Malers Hals, das ihn mit Hermant. Die Zensurschwierigkeiten, mit denen das Stück in der Lysistrata" reicht diese mit allem Raffinenrent inszenierte, aber seiner Familie darstellt, für 2 Millionen Mark erworben. Pierpont Berlin zu fämpfen hatte, sind schwerlich der Tendenz gefchuldet. Im allzu behaglich in der Zote herumwatende Verklärung des Bordell- Morgan hatte dafür bis zu 1600 000 m2. geboten. 1leberhaupt hat ersten Aft sieht es sich hier und dort so an, als, steuere der Autor betriebes nicht heran. Selbstverständlich macht die Annuit der fran- sich zwischen verschiedenen Millionären ein heftiger Kampf um dieses auf eine politisch schillernde Satire los, die das Treiben ent- zösischen Sprache und das klingende Reimspiel Nichepins manches Gemälde entsponnen. Das Bild ist erst vor kurzem nach Amerika  gleister Fürstlichkeiten und abenteuernder erotischer Präsident- erträglich, was etwa in einer deutschen Uebertragung in die Diftion gebracht worden und hat jetzt seinen Preis verdoppelt. Der Wahne schaftskandidaten sich zum Ziel nimmt. Ein idiotisch grinsender des Wirtshauses an der Lahn  " geraten würde. Interessant ist das finn des kapitalistischen   Systems wird durch solche Luxusausgaben Großfürst, dessen hervorragende, im Ariege gegen Japan   be- 28ert als charakteristisches Verfallsprodukt des bourgeoisen Geschmads großer Boltsplünderer- denn weiter sind diese Bilderkäufe nichts wiesene Umficht durch einen Ehrenfäbel belohnt worden ist, tritt auf. lund   auch als Zeugnis einer in Grunde doch wohltuenden Uus- aufs troffeste gekennzeichnet.

Theater.

"