Treptower Pclizeiatfacfeo vor Gericht.Wie am 6. März, dem Tage des nicht ausgeführten WahlrechtSspaziergangeS nach Treptow, die den ganzenSüdosten Berlins belagernde Polizei ihr.Recht auf diStraße" ausübte, das wird jetzt uor den Gerichten erörtert-Sehr viel rascher als sonst haben diesmal die Polizei, die Staatsvnwaltschaft und die Gerichte gearbeitet, um die Opfer der AbsperrungSwut des Herrn v. Jagow auf die Anklagebaul zu bringen-Der erste Prozeß dieser Art wurde bereits gestern, nur zwei Wochennach jener Polizeiblamage, vor dem Amtsgericht BerlinMitte<l39. Abteilung) verhandelt.Angeklagt war ein Musterzeichner S ch c f f l e r, der erst borkurzem aus Leipzig nach Berlin gekommen ist und die BerlinerPolizei kennen zu lernen bisher noch wenig Gelegenheit gehabthatte. Er soll am 6. März gegen V36 Uhr abends in der Gder Schlesischen Straße»gelegentlich sozialdemokratischer Wahlrechtsdemonftrationen" sso sagt die Anklage) die Polizei und im besonderen einen Schutzinaun Bandelow dadurch beleidigt habendaß er fortgesetzt»Bluthunde! Strolchel Halunken!geschrien habe, bis er heiser geworden sei.Der Angeklagte erklärte, er habe fich um die WahlrechtSdemonstrationcn gar nicht gekünunert. An jenem Sonntaghabe er nach Treptow hinausfahren wollen, sei aber aneiner Brücke genötigt worden, aus der Straßen-bahn auSzu st eigen und habe nun wieder nach derStadt zurückgehen müsseil. Er besuchte dann die im HauseSchlesischc Str. 21 gelegene Schankwirtschast von Dulley. verweiltedarin bis etwa um 5, guckte auch dann und wann auf die Straßehinaus und sah zu, wie die Polizei die Straße.säuberte". Als erschließlich mit einem Gast, dessen Bekanntschaft er dort gemachthatte, sich auf de» Heimweg begab und an die Cuvrystraße gelangte,sprengten plötzlich Berittene heran und trieben, auf demTrottoir um hertrabend, die Menge vor sich herScheffler, der in die Cuvrystraße hineingejagt wurde, merkte hier«mter den Fliehettdeir eine geängstigte Frau, die einen Kinderwagenbei fich hatte.Er stand der ihm gänzlich unbekannten Frau bei— so bringtder Polizeikampf gegen die Bevölkerung auch die Fremdesten ein-ander näher!— und suchte ihr schreiendes Kind zu beruhigen.Während er dabei seiner Entrüstung über diese Polizeiattacken Lustmachte mit den Worten, daS„sei doch keine Sache, so auf demTrottoir umherzureiten", zeigte.ein Herr" auf ihn und winkteeinem uniformirlen Schutzmann, der dann Scheffler festnahm. Soschilderte den Sachverhalt der Angeklagte, dem als Verteidigerder Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld zur Seite stand.Die Beweiserhebung ergab, daß die Polizei eineandere Auffassung von der Sachlage hatte. KriminalschutzmannLacher, Kriminalschntzmann N 0 a ck, Kriminalschutzmann Plätzerund Schutzmann Bandelow schilderten übereinstimmend— zumTeil sogarin fast demselben Wortlaut— wie die Menge von der SchlesischenBrücke nach der Stadt hineingetrieben wurde, wobei ein Teil indie Cuvrystraße geriet, ein anderer dem Schlesischen Tor zugedrängtwurde. Scheffler, der besonders von Lacher fortgesetzt be-0 b a ch t e t worden sei, habe in der Cuvrystraße sich in ein HauSgeflüchtet, sei dann wieder herausgekommen und habe mit geballtenFäusten geschrien:.Bluthunde! Strolchel" und ähnliches mehr.Neben Scheffler habe, so sagte Lacher, eine Frau mit einem Kinder-wagen gestanden. Nach NoackS Aussage hätte Scheffler geschrien:.Seht doch die Strolche, die Spitzbuben, dieHalunken! Wie sie laufen, die Bluthunde!" Dabei habeScheffler förmlich gezittert und Schaum habe ihm vor dem Mundegestanden. Aehnlich sagten Plätzer und Bandelow aus. Auf FragendesVerteidigers wurde durch Bekundungen dieser vier Zeugen selberfestgestellt, daß Schutzleute auf den TrottoirS umherritten und diebedrängten Passanten sich durchdieFluchtindieHaustüren retteten. Bandelon fügte hinzu:„Sie brauchte» ja nicht zu laufen, sie wurde» ja ganz langsamgetrieben."ES folgte dann die Vernehmung von Zeugen, die nichtPolizisten find. Vor der Vereidigung des ersten. deS GastwirtsDulley, ließ der Staatsanwalt feststellen, ob etwa auch er inder Menge gewesen sei. Dulley verneinte; er hatte in seinem Lokalzu wn gehabt. Scheffler habe von hier aus lange dem Treiben zu-geschaut. Von anderen Gästen sei geschildert worden, wie man sie fastüberritte» habe. Die Erregung über die Polizei sei groß gewesen. EinGast Herr Steiner, mit dem Scheffler das Lokal verlassenhatte, schilderte die Verhaftung. Scheffler habe wohl bei einem Hochde» Hut gehoben, aber nicht geschimpft. Daß ihn ein Kriminal-schutzmann einem uniformierten Beamten durch Zeichen zurFestnahme empfahl, hatte dieser Zeuge bemerlt. DaS decktesich mit den Angaben deS Beamten, aber Noack widersprach, er habein SckefflerS Begleitung niemand gesehen.Der Verteidiger beantragte die Vernehmung weitererZeugen, die er hatte laden lassen. Aus ihren Aussagen werdesich ergeben, daß die Polizei in brutal st er Weise vor-gegangen sei. in die Menschenmenge hineingeritten fei, Frauenund Kinder bis in die Hänser hinein verfolgt habe. Der Bor-sitzende bcmerlte, man könne eS ja von vornhereinals wahr unterstellen, daß bei solchen Szenen der-artiges vorkomme, und der Amts an w alt fand, dasalles bedeute nichts für den Fall Scheffler. Schließlich ließ aberdas Gericht doch die Vernehmung noch zweier Zeugen zu. EinFabrikbesitzer Cerf,der aus seiner im Hause Schlesischc Straße 20 gelegenen Wohnungvon 12 Uhr mittags bis gegen 7 Uhr abends das Walten derPolizei hatte beobachten können, schilderte, waS er da gesehen hatte.Die Polizei habe immer wieder einzelne Leute durchgelassen.Wenn aber dann sich genug Publikum augesammelt hatte, fei esimmer wieder von der Brücke zum Tor zurückgedrängt worden.Einmol, al» die Schlesischr Straße fast menschenleer war, habe«twa an der Ecke des Görlitzcr Ufers eine Reihe Schutzleutequer über den Damm gestanden, kommandiert von einemPolizeileutnant, bei dem sich ein Berittener befand. Dieser Be-rittene habe einem Mann, der etwa 20 Schritte davon auf demDamm stand, sich von hinten genähert und habe dann plötzlich seinPferd gewendet, so daß der Mann hinstürzte«ud noch ein paar Huf-trttte abkriegte. Dem hilflos am Boden liegenden Rkann habezunächst keiner der Schutzleute Hilfe geleistet; erst als Passantenherbeikamen, sei ihm aufgeholfen worden. Zeuge Cerf bekundeteferner, daß Schutzleute auch nach Kindern griffen, die ihnen in denWeg kamen. Das Ganze habe auf ihn einen Eindruck gemacht, wievenu dir Polizei geradezu provozieren wollte. Der Vorsitzenderügte diesen Ausdruck. Gegen die Fortsetzung der ver»«ehmung Eerfs protestierte der Amtsanwalt,und auch der Vorsitzende wehrte ab, all diese Bilderkönne man sich doch selber vorstellen. Der Verteidigerforderte, daß dem Zeugen Gelegenheit gegeben werde, darzulegen,wie bei ihm de: Eindruck zustande gekommen sei. daß»diePolizei provoziere". Cerf bekundete dann, einmal habe»vf menschenleerer Straße ein Wachtmeister eine Gruppe Schutz«worden. Der Bor sitzend« meinte:„Das kann doch ornharmloses Manöver gewesen fein".„Harmlos insofern,"antlvortete der Zeuge,„als niemand da wa r". Als derVorsitzende erklärte, zur Würdigung so subjektiver Urteileüber die Polizei bedürfe es noch anderer Zeugen, erwiderte derVerteidiger, auch von ihm wären noch andere Zeugen herbei-gebracht worden, wenn nicht die Anklagebehürde s 0schnell gearbeitet hätte, daß die Beschaffung desMaterials zur Verteidigung des Angeklagtenerschwert wurde. Der A m t s a n w a l t, der hierin den Vor-Wurf absichtlicher Erschwerung sah, beantragte gegen denVerteidiger eine Ordnungsstrafe von 100 M.Das Gericht setzte die Beschlußfassung hierüber aus. ZeugeCerf schloß seine Bekundungen mit der Angabe, daß auch Leute,die offenbar gar nichts mit einer Demonstration zu tun hatten,von Berittenen aus den Häusern herausgeholt worden seien, sogarFrauen oiit Knchcntüten, wie man sie auch an jedem anderenSonntag nach Treptow hinauSwandern sehe.Ms Zeugin trat schließlich noch eine der Frauen auf,die von der Polizei bedrängt worden waren, ein« Frau Fuhrmann. Sie war aus der Cuvrystraße nach der Ecke der Schlesi-scheu Straße gegangen, weil sie die Heimkehr ihres Mannes er-wartete, und hatte ihre beiden Kinder von 2 und 4 Jahrenmitgenommen. Vor der attackierenden, in die Cuvrystraße hin-einsprengenden Polizei mußte sie zurllckflüchten, wobei das eineder Kinder hinstürzte. Während sie die Kleine aufhob und sichin einen Hausflur rettete, habe— so bekundete die Zeugin—das Pferd eines verfolgenden Schutzmanns s ie bereitsim Rücken berührt. Ter Schutzmann habe geschrien„Hundebagage, macht, daß Ihr oben kommt!" und habe dabeimit den Füßen nach links und rechts gestoßen.'„Vielleicht wollte er verhindern, daß Sie getroffen wurden," sagteder Vorsitzende. Auf des Verteidigers Frage, ob derSchutzmann sie habe beschützen wollen, antwortete die Zeugin,sie meine, daß er sie st 0 ß e n wollte.Gegen Vernehmung der übrigen Zeugen derVerteidigung sowie gegen den Antrag, zur Beschaffung weiterenBeweismaterials für den Angeklagten zu vertagen, wehrte sichder Amtsanwalt. Schon in den Ferrer-Prozessenhabe sich gezeigt, daß auch diePolizei mitZeugen auf.warten könne. Der Verteidiger stellte fest, daß in den Ferrer-Prozessen noch keiner dieser Zeugen unter seinem Eidbefragt worden sei. Das Gericht schnitt die weitereBeweisaufnahme ab mit der Begründung, c5 sei selbstverständlich, daß die Polizei auch mal„schroff undgrob" vorgegangen sein werde, weil sie„sich keinen anderenRat gewußt" habe.Der Amtsanwalt beantragte gegen Scheffler zweiMonate Gefängnis. Sein Verhalten fei ein so verwersliches und gemeines, weil er dadurch die Menge noch mehr hätteaufreizen können, so daß sie sich leicht zu schlimmeren Handlungenhätte hinreißen lassen. Der Verteidiger forderte Freisprechung, weil den Aussagen der Schutzleute wenig zu glaubensei. Schon eine Aussage, wie die, daß dem Angeklagten„derSchaum vor dem Munde gestanden" habe, zeige doch, wie vor-sichtig man ihre Bekundigungen aufnehmen müsse. Sollte ihnenaber geglaubt werden, so sei zu berücksichtigen, daß die Erregung der Menge er st durch die Polizei hervor,gerufen worden sei. Die Polizei sei, selber erregt, in rücksichtslose st er Weise vorgegangen, wie man das hiervon Herrn Cerf und Frau Fuhrmann gehört habe. Da sei esbegreiflich, wenn etlva auch Scheffler in Erregung geraten sei.DaS Gericht entschied, daß Scheffler als der Beleidigungüberführt angesehen werden müsse, wenn man nicht krassenMeineid der Schutzleute annehmen wolle. Die Polizei müssedavor geschützt werden, daß in einer so erregten Situationdurch solche Zurufe die Leidenschaft noch mehr an-FGstache'lt werde. Scheeler sei zu einem MandatGefängnis zu verurteilen. Ueber den Verteidiger seieine Ordnungsstrafe von 50 M. zu verhängen wegen desVorwurfs, daß diese Strafsache so schnell bearbeitet worden sei,um dem Angeklagten die Verteidigung zu erschweren.Selbstverständlich ist gegen das ungeheuerliche Urteil Berufungund gegen die ungerechte„Ordnungsstrafe" Beschwerde eingelegt.».'Die Verhandlung hat trotz der Versuche des AmtSanwaltSund Gerichts, die Aufklärung des Sachverhalts zu hindern, zumGreifen klar ergeben, daß Polizisten harmlose Spaziergänger an-gegriffen, sie geschlagen haben, mit Pferden selbst auf Frauen undKinder eingeritten sind, die gröblichsten Mißhandlungen undchwcre Beleidigungen ausgestoßen haben. Die Versuche des Vor-ätzenden, die Polizei reinzuwaschen, erinnern an ähnliche deseligen Brausewetter und scheiterten ebenso kläglich. Das Blank-ziehen erscheint ihm als ein harmlose? Manöver. DaS Hauen undStoßen eines Polizeibeamien sucht er dahin zu deuten, daßverhindert werde, daß die Frau, die mit ihren Kindern von derPolizei in Gefahr gebracht wird, getroffen werde! Unter demVorsitz eines solchen Vorsitzenden ließ sich ein gerechtes Urteil nichterwarten und«ein solches ist nicht gefällt. Wir leicht wiegtgegenüber dem Benehmen der Polizei, das ein völlig un»parteiischer Fabrikant als Versuch der Polizeizu provozieren auffaßte, eine vielleicht gefallene scharfeKritik des Vorgehens von Polizeibeamten, wie sie dem Angeklagtenzur Last gelegt wurde Z Tatsächlich ist sie von dem Angeklagten,wie einwandfrei bezeugt wurde, nicht einmal angewendet. Unddoch— einen Monat Gefängnis.Art und Höhe der Strafen bekunden das Bestreben der Richter.di« Polizei— wie Brausewetter aus Anlaß der Arbeitslosenprozessesich auszudrücken beliebte— reinzuwaschen. Ein vergebliches Be.mühen. Die Wahrheit läßt sich auch durch Gerichtsurteile nicht ausder Welt schaffen. Der in die Ablehnung der Bcweisanträge dergeradezu schweren Beeinträchtigung des Verteidigungsrechts desAngeUagten reiht sich würdig die unberechtigte Ordnungsstrafe gegenden Verteidiger an. Unzweifelhaft ist auch wieder mit einer außer-ordentlich auffälligen Eile der Prozeß betrieben. Wie kommt das, zuwelchem Zweck diese Eile? Eine Strafanzeige, die sich ebenfalls auf den6. März, freilich auf das Vorgehen der P 0 l i z e i bezieht und gegendiese sich wendet, ist bis heute noch nicht einmal beantwortet. DerGenosse Stadthagen hat am 6. März Bestrafung der Berittenen, dieihn attackierten, und des Vorgesetzten, der den Befehl dazu erteilte,wegen Beleidigung und Mißbrauchs der Amtsgewalt beantragt. Erist bis heute noch ohne Bescheid. Weshalb die Eile bei der Anklagegegen eine Zivilperson, die weit schwerer als Polizei und Staats-anwaltschaft Zeugen benennen kann. Hat die Eile nicht den Zweckgehabt, die Verteidigung des Angeklagten zu erschweren, so hat siesicher diese Wirkung gehabt. Noch eins. Die Staatsanwaltschaftist nach alledem verpflichtet, auch alle zur Entlastung der An-geklagten dienenden Momente herbeizuschaffen. Weshalb wehrtesie sich gegen die Erfüllung dieser ihrer Pflicht durch den Ver-teidiger? Weshalb wehrte sie sich gegen eine BloSstellung des gesamten Sachverhalts, aus dem allein heraus die einzelne zur An-klage gestellte Tat objektiv beurteilt werden konnte. Ahnte sie, daßdie unbeteiligten Zeugen etwa wie der Fabrikant Cerf Tatsachenwahrgenommen haben, die ihr Urteil rechtfertigen, die Polizei habeprovozieren wollen. Die Verhandlung hat klar ergeben, daß dioPolizeiattacken nicht der Ruhe, Ordnung und Sicherheit dienlichwaren, sondern daß sie die allgemeine Ruhe und Ordnung sowiedie Sicherheit selbst von Frauen und Kindern aufs äußerste gefährdet hat. Verurteilt durch das Gericht ist der Angeklagte, gc-richtet durch die Verhandlung die Polizei.Eue der Partei.Mörzfeier im Wohlkreise Bochum.Im Wohlkreise Bockum wurde das Andenken der Märzgefallenenam Sonntag in 13 Versammlungen gefeiert. Die Versammlungenwaren zum Teil überfüllt. Die Polizeibehörde war an manchesOrten wieder stark nervös. Die Bockumer Polizei hatte, wie.sich am Montag herausstellte, wieder die b er i treue Gen-darmerie aus dem ganzen Landkreise unauffällig heran«gezogen und in einem Hofe in Bereitschaft gehalten. Im be»nachbarten Herten verbot der Polizeiko mm i s s a r derVersammlung wie auch den Arbeitersängern das Singen unterder Androhung von Gewalt nraßregeln. zu welchen?.Zwecke er die Gendarmerie requirierte. Der Kommissar stützte seil?Vorgehen auf den Umstand, daß es laut Programm eine März-s e i e r sei, also keine Versammlung. Folglich liege ei»Verstoß gegen die LustbarkeitSordnung vor, da füreine öffentliche Lustbarkeit leine Genehmigung nachgesucht sei. Nu?:der Besonnenheit der VersammlungSbesucher ist eS zu danken, daßeS nicht zu einer Katastrophe kam, da das Vorgehen des Kommissarsein äußerst provokatorisches war.Unsere Toten.In Stuttgart starb der Genosse Gustav Thiel, der seitt'/z Jahren Mitglied de« Stuttgarter Bürgerausschusses war. SeineLeiche wurde in dem Neckar gefunden, so daß angenommen wird,er habe seinem Leben in einem Anfall geistiger Störung frei-willig ein Ende gemacht. Tinel betrieb eine gutgehendeSchlosserei und lebte mit seiner Familie in durchaus geordnetenVerhältnissen.— Das von ibm ausgeübte Mandai geht, da er imWege des Proporzes gewählt wurde, auf den Genosse» L. K r a f f tüber, der auf der sozialdemolcatischen Kandidatenliste 1903 die nachden Gewählten nächsthöchste Slinunenzahl erhalten hat.Aus Industrie und Kandel.Wert des deutschen Außenhandels.Nach dem nächstens erscheinenden Februarhest 1910 der' vomKaiserlichen Statistischen Amte herausgegebenen Monatlichen Nach«weise über den auswärtigen Handel betrug im Februar d. I.:Der Wert der Einfuhr 662,5 Millionen Mark an Waren und86,1 Millionen Mark an Edelmetallen, in den beiden Monate»Januar/Februar d. I. 1342,2 Millionen Mark an Waren und50 Millionen Mark an Edelmetallen gegen 1236,2 und 55,9 MillionenMark im Vorjahre.Der Wert der Ausfuhr 580,9 Millionen Mark an Waren und16,0 Millionen Mark an Edelmetallen, 1122,3 und 22,6 MillionenMark in den Monaten Januar/Februar d. I. gegen 971.3 und 49,1Millionen Mark im Vorjahre.Die Zunahme der Wareneinfuhr gegen die beiden ersten Monatede» vorigen Jahres betrug 106 Millionen Mark, die Zunahme derWarenausfuhr 151,5 Millionen Mark.Kalipreise.Was eigentlich hinter den,„Schutz nationaler Interessen" steckt.den die Kalisyndikatsleute als Aushängeschild für ihre staatlich zusichernde Monopolpläne mißbrauchen, daS illustriert deutlich eineBergleichung der Syndikatspreise für das Inland mit den imSchmidtmannschen Vertrag für die Ausfuhr nach Amerika fest»gelegten Preisen. Danach ergibt sich folgendes Bild:Preis des Preis desSchmidtmannschen Vertrag? Syndikais fürs Inlandfür 100 Kilogramm für 100 Kilogramm80proz. Ehlorkalium 7.20 M. 14.25 M.S.00„ 4,75„1.80 3.10,1.1S, 1,81,0,89, 1,50„9.70„ 16,45„Dabei muß noch bemerkt werden, daß dem Schmidtmannschen16proz. Düngesalz eine qualitativ etwas minderwertige Syndikats-marke gegenübersteht. Aus der Gegenüberstellung geht deutlichhervor, daß die Syndikatspreise viel zu hoch sind. Die Schmidt-mann-Gruppe macht noch gute Geschäfte bei den niedrigen Preisen.Immer wird über die Not der Landwirtschaft geklagt, und dabeisieht n,an den Bund der Landwirte, der am Kaligeschäft stark iyter-essiert ist. im Verein mit anderen Kalikapitalisten und der— Regierungeifrig beschäftigt, die unverschämt hohen Jnlcmdskalipreise womöglichnoch zu erhöhen. Die Bauern müssen Wucherpreise bezahlen unddas nennt mau— Bauernschutz 1SOproz. DüngesalzLvproz.16proz.12,4 proz. Hartsalz9vproz. SulphatVersammlungen.Die Lerwaltungsstelle Berlin des ZentrnlverbanbeS der freienHändler und Hausierer Teutschlands, Sitz Essen, hielt am Sonn-abend bei Dräsel, Neue Friedrichstraße, eine öffentliche Versanun-lung ab. zu welcher 2000 Handzettel unter den Berliner Blumen.und Obsthändlern bcrbreitct wurden.� Die Tagesordnung lautete:„Die vollständige Unterdrückung des Straßenhandels mit Blumen,und wie stellen wir uns dazu?" Anschließend an den vor einigerZeit im„Vorwärts" erschienenen Artikel legte Brendel denVersammelten dar, daß es an der Zeit sei, endlich gegen dieseUnterdrückungSmaßregeln Stellung zu nehmen. Der Redner sprachsich auch gegen das Vorgehen der Haus- und Grundbesttzerveceineund des Bundes der Handel- und Gewerbetreibende» aus. ScharfeKritik wurde geübt an den Ausführungen des Zentrumsabgeord«neten Göring im Reichstage. Folgende Resolution fand ein»stimmige Annahme:„Die heutige Versammlung der Händler.speziell der Blumenhändler, erblickt in dem Vorgehen deSVerbandes deutscher Blumengeschäfte eine Schädigung der Existenzder Straßenhändler mit Blumen, und protestiert energisch gegendie Maßnahmen der hiesigen seßhaften Blumengeschäftsinhaber.Sie verpflichtet den Zentralverband der freien Händler. Hausiererund verwandter BerufSgenossen Deutschlands, Sitz Essen, denMachinationen der Gegner mit allen ihm zu Gebote stehendenMitteln entgegenzuarbeiten� Da es aber einer tatkräftigen Oc«ganisation bedarf, um den Gegnern erfolgreich ein Paroli bietenzu können, so erklären sich die anwesenden Kolleginnen und Kol-legen bereit, dem Zentralverband der freien Händler und HausiererDeutschlands, Sitz Essen, beizutreten.Cincxegangcne vruckfckriften.Die soeben erschienene Nummer 7 deS„Poftlllon- enthält an Vollbildern und Illustrationen: Berlin wie eS kracht und lacht.— AuS derWcslkalmückci.— Die Fortschrittliche Volkspartet.— Ein« Hahnenjagd imReichstage.— Die Fltcgenjagd des Grasen Posadowskq.— Aus demPanopükum.— Illustrierter NcichStagsbericht. AuS de», Text erwähnenwir: Im FriedrlchShain m Berlin.— Die Gercchliakeit.— Die liberaleEinigung.— Damit sowas nicht wieder passiert.— Brief auS Berlin. Usw.Der Prei« der Nummer ist 10 Pf. Probenummern ftnd jederzeit durchden Verlag Paul Lmger w Stuttgart sowie durch all« Buchhandlungenund Kolporteure zu beziehen.