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|t. 69. Z7. Illhkgms. 1. KkilGt i>cs Jotmirls" Kttlim lolbli Int! Mitwoch. 23. Marz 1910. Hud Indufrric und Dandel. Betriebs- und Personalvermehrung. Bei einer Vergleichung der ZSHlungSergebnisie aus dem Jahre 18SS mit denen nach der letzten Aufnahme macht sich eine gewisse Begrenzung notwendig. Die für 1907 gebildete Gruppe XXTJT (Musik-. Theater- und Schaustellungsgewerbe) ist für 139ö nicht vor- Händen. Wegen verschiedener Abgrenzung der Größenklassen beider Zäh- Zungen muß sich die entsprechende Vergleichung sodann auf die Allembetriebe, oie Kleinbetriebe(mit 1 S Personenj sowie auf die Summe der Mittel- und Großbetriebe(mit über b Personen) be- schränken. Nach dieser Unterscheidung find im preußischen Gewerbe beschäftigt gewesen mAlleinvetrieben an Inhabern solcher männl. weibl. 190?....... 613 484 270 713 1895....... 649 165 802 477 1907 weniger als 1895 135 631 81 764 in Proz. 20.90 10,50. Diesem Rückgänge der kleinsten Betriebe steht in den Klein- betrieben(mit 15 Personen) und in den Mittel- und Großbetrieben (mit über 5 Personenj eine Zunahme des Personals aller Berufs- ftellungen gegenüber. ES find ermittelt worden: W Setriei« w Betrieben mit mit 1 bis S Personen über 5 Personen männl. weibl. männl. weibl. » o flWT..«48 351 101 161 171 898 10 795 Inhaber. SetriebS. 1 1895_. 514 996 53 738 121 092 7 165 lett-r...-(Unterschied-s. 133 355+ 47 413+ 50 804+ 3 630 VerwauungS..(1907.. 25 933 7 204 290 567 51 332 Kontor, und»U-! 1895.. 24 410 1 321 149 029 7 691 rcaupersonal. s Unterschied+ 1523+ 5 883+ 141 538+ 43 641 Technisch. Betrieb«.(1907.. 17 302 722 176 902 6 027 und AussichtS.{ 1895.. 5 199 254 63 797 1 161 personal...(Unterschied+ 12 103+ 468+ 113 105+ 4 866 v«(1907.. 767 686 171 516 3 810 692 773 465 Bn v« t.r'!'895.. 762 743 173 918 2 370 105 472 373 «nd Arbeiter.(Unlerschied+ 4 938 2 402+1440 587+301092 ....... v(1907.. 69 412 400 469 13 375 33 918 Mithellende Fa.>.. 24 525 155 408 3 798 11 713 muten angehonge su,crschied+ 44 887+245 061+ 9 577+ 22 205 {1907.. 1 528 684 681 062 4 463 432 875 537 1895.. 1331 878 384 639 2 707 821 500 103 Unterschied+ 186 806+296 423+1 755 611+375 434 Werden die Verschiebungen von 1835 bis 1907 in Verhältnis- zahlen ausgedrückt, so sind die Inhaber in den Kleinbetrieben (15 Personen) um 31,78 Proz und in den Mittel- und Groß- betrieben(über 5 Personen) um 42,44 Proz. zahlreicher geworden. Rechnet man die Allein- und die Kleinbetriebe zusammen, so beträgt die Zunahme von 1895 bis 1907 nur 0,83 Proz. Die weiblichen In- Haber haben stärker zugenommen als die männlichen; eS vermehrten sich in Prozenten i. ÄetoBettteBeH'J.SÄÄ 41,96 die männlichen Inhaber um.. 25.89 die weiblichen Inhaber um 68,23 50,66 und zwar Hai die Selbständigkeit der Frauen in den Kleinbetrieben eine sehr erhebliche Verbreiiung gewonnen, ist aber auch in den Mittel- und Großbetrieben sehr ansehnlich gewachsen; doch ist hier ihre«nzabl vergleichsweise nicht groß. Die Unterschiede zwischen 1895 und 1907 sind bei den übrigen Berussschichten und innerhalb dieser bei dem männlichen und Weib- liehen Personal der Gewerbebetriebe aus folgenden Zahlen zu ent- nehmen. Die Zunahme(Abnahme) betrug in Prozenten bei den BerufSst-llungen- in in Mittel-«nd Kleinbetrieben Großbetrieben Verwaltung«- usw. Sersonal... Technische« usw. LetriebSpersonal Gehilfen und Arbeiter....... Mithelfende Familienangehörige. Ueberhaupt. einschließlich Inhaber Die Zunahme deS Verwaltung« 0,24 446,34 232 79 184,25 0,65 1,38 183,03 157,69 14,78 77,07 94,97 567,43 177,29 419.12 60,78 63,74 252,10 189,58 64,83 75,07 weit stärker ist als die der Inhaber, usw. Personals, die insgesamt entfällt für beide Geschlechter kleines feuilleron. Die Todesstrafe tu der Schweiz  . Die Bundesverfassung von 1874 hat die Todesstrafe in der Schweiz   abgeschafft. Vier Jahre später wurde fie auf Wunsch einiger, besonders katholischer Kantone. die eine Zunahme der Verbrechen zu konstatieren glaubten, wieder fakultativ eingeführt. Theoretisch machten nur die Kantone Luzern  , Freiburg  , Wallis  , St, Gallen und die Urkantone davon Gebrauch, aber ouw hier wurde praktisch meist das ausgesprochene Todesurteil im letzten Augenblick durch Begnadigung ersetzt. Einzelne Hin- richtuugen kamen jedo» vor. die zwei letzten im Kanton Fr.iburg, davon eine im 20, Jahrhundert. Gegenwärtig liegen wieder zwei schwere Fälle in Luzern   und Freiburg   vor. Die Verurteilung zum Tode ist ausgesprochen, die Begnadigung aber nicht wahrscheinlich; am wenigsten hat der Freiburger Mörder darauf Aussicht. Nu» er- hebt sich aber«in materielles Hindernis, Die Schweiz   besitzt nur e,»e Guillotine, dem Kanion Schnffhauien gehörend, der die Todes- > strafe abgeschafft hat. Nun Hai Schaffhausen nach der letzte» Hin- richiung beschlossen, seine Guillotine nicht mehr auSzuleihen. Woher wollen die Freiburger   und Luzerner   fie beziehen? Gegen eine An» Schaffung dieser Art sträub» sich der Volkswille und dte öffentliche Meinung. Wird man wagen, fie ouS Deutschland oder Frankreich  zu leihen? DaS Urteil der Geographen über Pcary. Der Zweifel an dem behaupteten Ergebnis der Nordpolarreiie von Pearl), der in dem Beschluß des amerikanischen   NepräsentantenhauseS zum Ausdruck gekommen ist. hat größtes Aufsehen erregt. Da nach dem Ablauf deS Falles Cook beinahe alle Welt in Nordpolarsachen nervös ge- worden ist, so erscheint es geboten, eine nüchterne Betrachtung über den Stand der Dinge anzustellen. Es ist scheinbar in Ver- gessenheit geraten, daß ein Ausschuß von Sachverständigen, der von der Geographischen Nationalgesellichast in Washington  aus drei hervorragenden Autoritäten gebildet war, einstimmig bekundet hat. daß nach seiner Meinung Peary   den Pol erreicht habe. Di� Zweifel, die von einigen Fachleuten auch gegen Peary   geäußert worden sind, gründeten sich zum Teil auf die große Beschleunigung seiner Reise, nachdem er seine letzten weißen Begleiter zurückgelassen hatte. Diese Beschleunigung ging von etwa 15 bis auf 42 Kilo- meter täglich, aus der Rückreise nach Süden sogar auf über 70 Kilo- meler. Außerdem hat seine Angabe, daß er Mittagsbeobachtungen am Po! angestellt habe. Bedenken hervorgerufen. Da sich Peary   am 6. April, also nur wenige Tage nach der Frühlings- Tagundnachtgleiche, an seinem nördlichsten Punkt befand, so müßte, wenn dieser wirklich der Pol gewesen wäre, der scheinbare Tagesweg der Sonne so nahezu im Horizont sich befunden haben, daß eine Beobachtung zur Mittagszeit unmöglich gewesen wäre. DaS ist die Ueberlegung, auf Grund deren der zweifellos ge- überwiegend auf die Mittel- und Großbetriebe. Die im Vergleich zu den Männern hier auffallend starke Zunahme der Frauen verliert durch die verhältnismäßig weit geringere Anzahl zwar an Gewicht; jedoch ist sie, insbesondere bei den Mittel- nnd Großbetrieben, wo oie Anzahl von 7031 auf 51 332 gewachsen ist. sehr beachtenswert. Auch das technische Betriebsperionat hat bedeutend zugenommen, das männliche vor allem bei den Kleinbetrieben, das weibliche über- wiegend bei den Mittel- und Großbetrieben. Von den Gehilfen und Arbeitern hat bei den Kleinbetrieben das männliche Personal so gut wie nicht zugenommen, während das weibliche sogar abgenommen hat. Dem steht eine wesentliche, bei den Frauen etwas stärkere Zunahme in den Mittel- und Großbetrieben gegenüber,_ Antiwarenhausllga. Die Warenhäuser haben Glück: ihre Gegner machen für sie ununterbrochen Reklame! Durch die Klagen und Beschwerden, die in den Vereinen des Detailhandels   und der Hausbesitzer gegen die Warenhäuser immerfort erhoben werden, wird bei den Konsumenten ganz naturgemäß die Ueberzeugung gestärkt. in den Warenhäusern werde ihnen eine ganz besonders günstige Kaufgelegenheit geboten. Daher schlagen alle Forderungen, die darauf hinauslaufen, die Entwickelung der Warenhäuser durch ge- setzliche Fesseln einzuengen, in das Gegenteil des Beabsichtigten um. Jetzt ist eine Antiwarenhausliga gegründet worden. Sie setzt sich vorwiegend aus kleineren Geschäftsleuten und Hausbesitzern zu- sammen. Die Mitglieder verpflichten sich, von Warenhäusern nichts zu kaufen. So haben die Warenhäuier eine neue Reklame und der Beschluß der Liga steht nur aus dem Papier. Kartellpolitik. DaS Kohlensyndikat hat beschlossen, ab 1. April die bestehende AuSfuhrvergütung für Ferligfabrikate von 1,50 M, pro Tonne ver- brauchter Kohle nicht mehr zu gewähren. Das Syndikat hatte diese Vergütung seit etwas über einem Jahre wieder gezahlt, um der deutschen Eisenindustrie den Wettbewerb aus dem Wellmarkte zu er- leichtern. ES wird dabei nach einem bestimmten Schlüssel der Ver brauch an Kohlen pro Tonne Draht, Röhren usw, ermittelt und bei der Ausfuhr der oben angegebene Bettag rückvergütet. Einen großen Dienst erweist das Syndikat der Industrie deshalb nicht, weil in der Regel die ausländischen Abnehmer die Kohle doch noch billiger be- kommen. Doch findet immerhin ein kleiner Ausgleich zwischen den Inlands- und Auslandspreisen statt. Wenn jetzt die Vergütung für die Ferligfabrikate forifällt, so kommt darin die Besserung des inter  - nationalen Eisenmarlies zum Ausdruck. Die für Roheisen gezahlte Vergütung bleibt vorläufig noch weiter bestehen. Auch verkauft man an den ausländischen Verbraucher viel billiger, als an den Jnlandskonsumenten; dann zahlt man diesem eine kleine Vergütung, um ihn gegen den begünstigten Auslands Verbraucher wieder eher konkurrenzfähiger ju»..ui:, u. Jetzt hat man die Ausfuhrvergütung für Fertigerzeugnisse aufgehoben, aber für Roheisen läßt man sie bestehen. So macht man den Ausland« konkurrenlen, der billiges Roheisen und billige Kohlen bezieht, gegew über dem inländischen Fabrikanten, der Kohlen und Roheisen teurer bezahlen mutz, wiederum erheblich leistungsfähiger. Wunderbar find die Wege der Kartellpolitik!_____ Amerikanische and deutsche Handelspolitik. Wenn man in Deutschland   von amenkantscher HandeSpglitik spricht, so denkt man nur an die Schutzzölle. Allein wenn auck, die Amerikaner die extremste Schutzzollpolitik treiben, so sind sie doch viel zu sehr Geschäftsleute, um die Schutzzölle, wie eS in dem Deutschen Reich preußischer Observanz geschieht, zu einem unantast- baren Staatscrbaltungsprinzip zu erheben. Schon die Me Kinley- Bill enthielt die Bestimmting, daß für eine ganze Reihe wichtiger Artikel bis zu 20 Proz. Zollherabsetzungen gewährt werden dürfen, wenn aus der Gegenseite, also von den ftemden Staaten, ebenfalls Zollverminderungen zugestanden werden. Jetzt haben sich die Vereinigten Staaten   in Brasilien   eine Vorzugsbehandlung gesichert, während zwischen dem Deutschen Reich und Brasilien   überhaupt noch kein Handelsvertrag zustande ge- kommen ist. Die Vereinigten Staaten   genießen in Brasilien   20 Proz. Zollermäßigung für eine ganze Reihe von Waren. Sie haben es erreicht, indem sie ihrerseits Brasilien   die freie Einfuhr von Kaffee gesichert haben. Deutschland   hätte durch die Herabsetzung seiner Lebensmittel- und Eiseitzölle von den Vereinigten Staaten   sicherlich ganz außer- ordentliche Zollzugeständnisie erreichen können, und würde so doppelt profitiert hoben: einmal durch Verbilligung der Herstellungskosten seiner Industrie beziehungsweise Erhöhung der Leistungsfähigkeit wichtigste Einwand gegen die Erreichung des Pols erhoben worden ist. Wenn nun die Geographische Nationalgesellschast in Washington  trotzdem für Peary   sich erklärt hat, so ist dagegen ins Feld geführt worden, daß sie zu innig mit seinen Bestrebungen und Leistungen verbunden gewesen und deshalb in einem Borurtetl zu seinen Gunsten besangen sei. Ein solcher Verdacht kann aber nicht aus die von dieser Gesellschaft eingesetzte Kommission zutteffen. Insofern bleibt die Sache allerdings noch immer in der Schwebe, als dieser Ausschuß bisher nur in einem kurzen Satz seine einstimmige An- erkennung der Behauptungen Pearys kundgegeben hat. daS von ihr geprüfte Material aber bisher noch nicht veröffentlicht worden ist, Man muß zur gerech'en Beurteilung der ganzen Frage in Rücksicht ziehen, daß eine genaue mathematische Bestimmung des Pols aus einer eiligen und leicht ausgerüsteten Schlittenreise überhaupt un- niöglich ist. Selbst wenn eine Ungenmiigkeit in den astronomischen Beobachtungen von Peary   nachgewiesen werden sollte, so würde man daraus nicht den Vorwurf ableiten können, daß er die Welt mit un- gerechtfertigten Entdeckeransprüchen getäuscht habe. WohltStigkeits"-Konzerte. Dr. John Mez, Mannheim  , teilt in denDokuiiK iiten des Fortschritts"(Georg Reimer  , Berlin  ) mit: Um den Insassen von Kranken-, Armen- und Waisenhäusern. Blinden- Heimen usw. den Besuch von Musikaufführungen in größerem Um- fange als bisher zu ermöglichen, hat man in einer Stadt Süd- deutichlandS die Einrichtung getroffen, daß bei jedem Orchester-, Kammermusik- oder Kirchenkonzert(sowie bei den Konzertproben) die übetflüssigen Plätze unentgeltlich abgegeben werden. Eine Zentralstelle läßt sich die genaue Anzahl der jeweils verfügbaren Sitzplätze mitteilen und benachrichtigt dementsprechend häufig erst ganz kurz vor Beginn der Musikprobe oder des Konzertes die betreffenden Anstalten. Da regelmäßig fast bei jeder musikalischen Veranstaltung eine ganze Anzahl von Plätzen frei bleiben, die dann von den Konzertgebern stets gern für einen solchen Zweck hergegeben werden, so konnte die neue Einrichtung bisher stets einem größeren Kreise von Personen zugute kommen. Wenn diese menschenfteundliche Idee in anderen Städten Nach- ahmung fände, so würde dadurch vielen gewiß ein großer Dienst er- wiesen. Wer auch nur einmal beobachtet hat, wie aufmerksam und andächtig insbesondere Blinde und Waisenkinder den Tönen der Musik lauschen, der wird gewiß nicht säumen, an der Verwirklichung dieses hübschen Gedankens in seinem Wohnorte nach Möglichkeit mit- zuwirken l Humor und Satire. Neue Demon st ratio neu. Im«Vorwärts": Jeder, der es ernst mit dem gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht nieint, wird am nächsten Sonntag mit der Stadibahn spazieren fahren. Immer von Westend  bis Treptow   und zurück. seiner Arbeiter, sodann durch Erweiterung der Absatzmöglichkeit, ganz besonders seiner verarbeitenden Industrie. Deutschland   produziert weiter ebensowenig Kaffee wie Nord- amerika  . es hat keine Kaffeeplantagen zu schützen. aber Deutschland   produziert Steuern und kann infolgedeffen den Kaffeezoll nicht entbehren. Statt den Kaffeezoll zu er- mäßigen, hat man ihn denn auch neulich wieder bei der sogen.Finanzreform" erhöht. Die Antwort darauf seitens B r a s i l t e n s ist nicht ausgeblieben. Es hat zwar seine Zölle gegenüber Deutschland   nicht erhöht, dafür aber durch Verfügung vom 0. Januar d. I. den Vereinigten Staaten für eine Reihe von Artikeln weitere Zollermäßigungen gewährt. Es sind das: Zement, Korsetts. Schulmöbel, Schreibtische. Deutsch  - land hat eine nicbt unbedeutende Ausfuhr von Zement nach Brasilien  . Die HandelszeitschristExport" teilt mit:Für die letztjährige Ein- fuhr aus Deutschland   haben demnach 4 140 000 M. Zoll gezahlt werden müssen, während eine gleich große Menge nordamerikamscher Zement gemäß der jetzigen Vorzugsbehandlung nur 3 312000 M. Zoll in Brasilien   zu zahlen hat, also 823 000 M. weniger." Die Differenz zugunsten der Vereinigten Staaten bettägt demnach etwa 20 Proz, vom Zoll. Diese Art des Zollkampfes, indem man das eine Land in Nach- teil setzt gegenüber dem anderen, läßt sich viel leichter durchführen, weil es das einführende Land vor Ueberteurung schützt, und ist an- gesichts der scharfen Konkurrenz der Industrieländer auf dem Welt- markt nicht minder wirksam. Sie fällt nur weniger auf. So hat jüngst die Reichsregierung daS Ende deS Zollkrieges mit Kanada  verkündigt. Man hat es ihr geglaubt, und doch ist eS nicht wahr. Der Sachverhalt ist nämlich folgender: Nach der getroffenen Ver- einbarung wendet Kanada   seinen Maximaltarif Deutschland  gegenüber nicht mehr an, sondern seinen Generaltarif; aber dieser Generaltarif ist in Wirklichkeit seit dem 1. Februar d. I. zu einem Maximaltarif geworden, weil nunmehr, neben England. daS schon früher eine Vorzugsstellung inn  « hertte, auch Frankreich   und mit ihm die lange Reihe der meistbegünstigten Staaten, darunter Oesterreich  -Ungarn  . Schweden  , Schweiz  . Norwegen  , Nußland, Japan   in den Genuß eines geringeren Zolltarifs gelangen. Der gleiche Fall in dem Handelsverkehr mit K u b a. Die Vereinigten Staaten schloffen l902 mit Kuba   einen Handelsverttag ab. durch den sich die beiden Staaten gegenseitig 20 Proz, Zollermäßigung gewähren. Das hat für Deutschland   eine Bedeutung nicht nur wegen der Einfuhr nach Kuba  , sondern ganz besonders, weil Kuba  mit Deutschland   auf dem amerikanischen   Zuckermarkt konkurriert und doch der kubanische Zucker in den Vereinigten Staaten einen ge- ringeren Zoll zu tragen hat. Die Sache soll aber noch schlimmer werden. Kuba   will jetzt gegwiüber den Staaten, die mit ihm keine Meistbegünsligungsverträge haben, seine Zollsätze um dreißig Prozent erhöhen. Wir entttehmen darüber derD. Tagesztg.", die gewiß nicht zu den Gegnern der deutschen Schutzzollpolitik geHort, fotgende Mitteilung:Wie eS heißt, soll sich dieses Vorgehen in erster Linie gegen Deutichland richten, weil eS mangels eines Ab­kommens die Einfuhr aus Kuba   nach dem Generaltarif behandelt. Der Gesetzentwurf ist bereits vom Ausschüsse des Parlaments an« genommen und liegt jetzt dem Plenum zur Beschlußfaffung vor, an dessen Zustimmung aber nickt zu zweifeln sein soll." Das agrarische Blatt hetzt nun zum Zollkrieg; anderes weiß eS nicht; wie denn auch die Reichsregierung gegenüber dem neuen französischen   Zolltarif sich nicht anders zu helfen wußte, als durch Androhung von Repressalien. Gewalt das ist das letzte Wort der deutschen   Politik in allen Dingen: nach außen und nach innen, im Handel und im Verkehr. Als England seine industrielle Weltherrschaft etablierte, proklamierte es den Freihandel. Nun sind die V e r e i n i g t e n Staaten aus dem Wege zur industriellen Weltherrschaft und wir sehen, wie fie ihre Schutzzölle opfern, um Absatzmärkte zu ge« Winnen. Als aber das Deutsche Reich   zum Bewußtsein seines industriellen Uebergewichts in der Welt gelangte, da schickte eS Panzerschiffe in die Welt hinan«. Die Handelsbeziehungen des Reiche? find zerrüttet. Das nennt man bei uns: Schutz der nationalen Arbeits Sozialee« Herabsetzung der Konventionalstrafe. Der Oberwächter Mansie ist von der Berliner   Nachtwach- gesellschaft Jul. Arndtstein u. Co. fristlos entlassen worden. Er hielt die Entlassung für unberechtigt und klagte gestern beim Gewerbegericht auf Entschädigung wegen Nichtinnebaltung der dreitägigen Kündigungsfrist sowie auf Rückzahlung der ihm als Konventionalstrafe einbehaltenen Kaution von 30 M. Für den Fall, daß die Entlassung als berechtigt angesehen würde, beantragte Polizeiliche Gegenerklärung: Die Stadtbahn dient lediglich dem Verkehr. Wer immerzu hin und zurück fährt, darf sich nicht wundern, wenn er unter die Räder kommt. ES sei an das große Eisenbahnunglück in Kentucky   erinnert, bei dem über hundert Leute umS Leben kamen. Ich werde mithin sämtliche Bahnhöfe der Stadtbahn sperren lassen. ImVorwärts": Jeder, der der preußischen Wahlrechts- schwach seinen Protest entgegenschleudern will, gehe nächsten Sonntag in die Kirche.' Gegenerklärung: Die politische Agitation, welche sich in Presse und Parlament bereits übergenug betättgt, darf nicht in die Kirche dringen. ES sei daran erinnert, daß vor fünfzehn Jahren in einer Spanischen Kirche mehrere Personen totgedrückt wurden. Ich werde mithin morgen allen derartigen Bersuchen ent- gegentreten und sänitliche Gotteshäuser inklusive der jüdischetl Synagogen sperren lassen. Bei' man zu Hause. ImVorwärts": Wir fordern hierdurch alle zielbewußten Anhänger eines freien Wahlrechts auf, am nächsten Sonntag zu Hause zu bleiben. Niemand darf auf die Straße I Gegenerklärung: Eine derartige Zusammenrottung von Hunderttausenden in engen Räumen ist eine offenkundige Umgehung polizeilicher Anordnungen. Ich werde diesem aufteizendeu Zuhause- bleiben mit allen Machtmitteln entgegentreten und die Betreffenden zwingen, am Sonntag nach Treploiv zu spazieren. ES sei daran erinnert, daß zu Hause die meisten Leute sterben. Ich wams Stubenhocker l _(«Lustige Blätter.") Notizen. Wechsel in der Charit S. Der bisherige Leiter der Abteilung für Frauenkrankheiten in der Charitö, Professor Ernst B u m m. wird an Stelle deS zurücktretenden Professors Olshausen die Direktion der Universitäis-Frauenklinik übernehmen. Ais Nach- folger Bumms ist Professor K r ö n i g. der zurzeit in Freiburg   i. B. wirkt, in Aussicht genommen. Johannes Schilling  , der Altmeister der deutschen  Bildhauer, ist in der Nacht auf Dienstag im 82. Lebensjahre in Klotzsche   bei Dresden   gestorben. Er hatte pairiolische Popularität durch sein Nationaldenkmal auf dem Niederwald geivonnen, dem trotz seiner Riescnhaftigkeit alle Größe fehlt. Schillings Begabung war auf das Anmutige einer rein fornialcn klassizistischen Kunst gerichtet. Einige Gruppen von der Brühlschen Terrasse und einige Reliefs offenbaren sein Streben besser als all' die Kaiser- und Bismarckdenkmäler, die heute nur noch Kriegervereinler begeistern. E i n T y p h u S s c r u m? In der Pariser Akademie der Wissenschaften teilte Professor M e t s ch n i k o w vom Pasteurinstitut mit, daß eS ihm gelungen sei, bei Schimpansen eine dem Typhus durchaus ähnliche Krankheit hervorzurufen. Er werde nunmehr ver» suchen, an Affen HeilungSversuche mittels Serium vorzunehme«.