(eine Gefahr fut Sie öffentliche Sicherheit nicht zu öe. fürchten ist, im Polizeibezirl Berlin nicht gehindert werden. Gtadtv. Cassel(A. L.): Für uns ist das Bereinsgcsetz «abgebend. Danach sind Versammlungen unter freiem Himmel und Umzüge an sich gestattet; sie bedürfen der Genehmi- gung der Polizei, die nur versagt werden darf, wenn Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu befürchten ist. Die Prüfung der Zweck. mähigkeitSfrage ist ausdrücklich ausgeschlossen, di>. Aburteilung über diese Frage ist uns in diesem Augenblick dadurch etwas erschwert, : Saß die Veranstalter der verbotenen Versammlung-,, usw. Klage ' im VerwaltungSstreitderfahrcn erhoben haben. Man wird daher die Entscheidung nicht gut vor Abschluh dieses Gerichtsverfahrens fällen können. eS wnn uns aber nicht verwehrt werden, unsere Ansicht über \ baS Verhalten des Polizeipräsidenten auszusprechen. Meine Freunde find nicht davon überzeugt, daß daS V e r b o t jener Versammlung gerechtfertigt war; warum man die Versammlung im Tep- tower Park verboten hat, können wir uns nicht erklären. Die Genehmigung des Eigentümers des Parks, der Stadtgemeinde, war ' ja außerdem in Aussicht genommen. Es war nach unserer Mei- nung auch nicht ausreichend, das Verbot wegen der Möglichkeit der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit nach Schluß der Ver» sammlung auszusprechen, dafür das Erforderliche vorzukehren, war eben Sache der Polizei. Auch hatten die Unternehmer der öffentlichen Versammlung dem Polizeipräsidenten eine Gewähr. lerstung für die Aufrechterhaltung der Ordnung angeboten. Nach den Erfahrungen vom Sonntag, �en 13. Februar, wo sich 100 000 oder gar 200 000 Menschen in den Straßen bewegt haben, ohne dir Ordnung zu stören, mußte man annehmen, daß dieses An- gebot nicht ohne weiteres in den Wind zu werfen war. Aus persönlichen Wahrnehmungen im Tiergarten kann ich nur be- zeugen, daß nirgends die öffentliche Ordnung gestört wurde. Wir glauben, daß in der Tat die Auslegung des Polizei- Präsidiums zu eng und nicht mit dem Gesetz vereinbar»st. I Bezüglich de? Verhaltens von Polizeiorganen an dem Sonntage selbst wird eS schwer sein, ein einheitliches Urteil zu gewinnen. weil die tatsächlichen Feststellungen fehlen. Die Beamten hatten am S. März einen sehr schweren Dienst, und erklärlich ist, wenn dieser schwere Dienst sich sehr häufig wiederholt, daß eine gewisse erregte Stimmung bei den Beamten ««ntreten kann; aber trotzdem dürfen nicht Ausschreitungen vor» kommen, wie sie von Zeugen bekundet und aus dem Publikum mit« geteilt sind. Hatte die Polizei sich im Tiergarten überraschen lassen. so mutzte sie um so mehr dafür sorgen, daß das Publikum dort nicht zu Schaden kommen konnte, denn eine Warnung war nicht erlassen worden. Uebertreibungen mögen in den Preßberichten vor. gekommen sein; von schweren körperlichen Beschädigungen hat inan später Genauere? nicht mehr gehört. Ich bedaure. daß die Polizei sich darüber in Schweigen gehüllt hat. In den Prozessen der letzten Tage ist mehrfach zugunsten der Angeklagten angenommen worden, daß dies« Ausschreitungen als geschehen zugegeben wurden; ich bedaure um so mehr, daß nichts Positives gerichtlich fesigeftellt worden ist. woran daS öffentliche Interesse sehr groß gewesen wäre. Einen Protest können wir nach dem von mir Angeführten nicht beschließen; wir wollen nicht aburteilen über noch nicht fest- gestellt« Dinge. Wir haben aber das Interesse, daß der Berliner Bevölkerung daS im Vereinsgesetz gewährte Recht nicht ver» kümmert werde. Wir können auch nicht wünschen, daß Lokal. inhaber, wie geschehen, durch die Polizei in ihrem Gewerbe gestört werden. Geht der Magistrat auf unseren Vorschlag ein, so kann der Bevölkerung dadurch ein Nutzen entstehen, indem die Polizei erkennt, daß sie durch ihre Maßnahmen sehr viel Mißmut er- regt hat. Ein weiteres ist im Rahmen unserer städtischen Befug. nisse nicht zu sagen; was allgemein politisch dazu zu sagen ist, ge- hört in die Parlamente. Gtadtv. Ullstein(soz>fortschr.): In fast allen Kulturstaaten find Straßendemonstra Honen ein zulässiges und wirksames AgitationS» mittel für politische Forderungen. Die Polizei Hai im Gegensatz zu der Ruhe der Versam,nlungS- und Umzugsteilnehmer eine hochgradig, Nervosität an den Tag gelegt. Die Kavallerieattacken, di« Gewalttätigkeiten gegen harmlose Bürger und die immensen Verkehrsstörungen, die die Polizei hervorrief, zeigen, daß die Polizei ein Apparat ist. der nicht mit der von ihm zu erwartenden Ruhe und Besonnenheit funktioniert. Wir müssen fast S Mil» lionen dafür aufbringen; die Unterhaltung der Polizei gehört leider auch nicht zu den Kulturaufgaben, an denen nach der Meinung dcS Kämmeverö gespart werden kann. Wir geben unserem Un- willen über di« Vorgänge des 6. März dadurch Ausdruck, dafe wir dem Antrag SronS ebenso wie dem Antrag Cassel zustimmen werden.(Beifall.) Damit schließt die Beratung. Im Schlußwort führt Stadtv. Borgmann(Soz.) aus: Der Antrag Cassel ist durchaus unzulänglich und bringt das absolut Notwendige nicht' zum Ausdruck. Herr Cassel selbst hat schon anerkannt, wie durchaus ruhig und ordnungSinäßig sich die Demonstration am 13. Februar abgespielt hat. Di« Presse des Polizeipräsidenten erklärte nachher diese Demonstration für ungesetzlich. Unsere Parteiorganisation trat, als weitere Demonstrationen in Aussicht genommen»varen, wegen Genehmigung einer Versammlung unter freiem Himmel im Treptower Park zunächst mit dem Oberbürgermeister in Verbindung, der die Genehmigung erteilte. Der Polizeipräsident aber, an den wir alsdann herantraten, lehnte die Genehmigung glatt ab und wies auch darauf hin. daß die Vorgänge am 13. Fe« bruar ungesetzlich gewesen seien.(Hört! HörtI) Wir erklärten, wir wollten unS sämtlichen Polizeiverordnungen bezüglich«der Züge zum Versammlungsplatze unterwerfen; ohne Erfolg. Wir gingen dann, um nichts unversucht zu lassen, zum Minister des Innern. Der Minister lehnte es ab. in die Ange» legenheiten der OrtSpolizei einzugreifen, und als wir ihn darauf hinwiesen, daß doch keinerlei Gefahr vorläge für die Abhaltung solcher Demonstrationszüge, wie der 13. Februar be- weise, erwiderte er, daß nach seiner Auffassung die Polizei am 13. Februar ihre Pflicht nicht getan habe. (HörtI hörtl) Die Frage, ob der Polizeipräsident bei seinen Ver- fügungen im Rahmen seiner Befugnisse geblieben ist, ist durchaus strittig; die Absperrung des Parkes ist erfolgt, obwohl der Polizei- Präsident dort ein Berfügungsrecht nicht befitzt. Im Reichstage führte der Staatssekretär Delbrück auS, in Treptow habe die OrtS- Polizei die Schließung des Parks angeordnet. Diese Behauptung ist nicht wahr(Hört! hörtl). denn bei der Ablehnung der Ge- nehmigung hat der Polizeipräsident kein Wort davon gesprochen, toß er für den Park überhaupt nicht zuständig sei. Der Treptower Amtsvorsteher Schablow hat ja auch bereits erklart, daß er keinerlei Verfügung getroffen hat, sondern daß ihm das VerfügungSrecht für jenen Tag entzogen war! Mit der Absperrung ist auch die Straße entgegen der Proklamation des Polizeipräsidenten dem öffentlichen Verkehr entzogen worden; der Straßenbahnverkehr wurde auf. gehoben, der Bahnhof Treptow geschlossen! DaS Publikum ist am Gebrauch seines Rechtes, die Straßen für den öffentlichen Verkehr zu benutzen, verhindert worden. Der Polizeipräsident hat sich auf England berufen. Ich habe selbst beobachten können, wie sich im Hhde-Park oder auf dem Trafalgar-Square die englische Polizei für da» Publikum und im Interesse der Veranstaltungen bemüht. Am 6. März haben sich auch unlautere Elemente. Polizeispitzel. t>ie als solche erkannt wurden, unter dem Publikum befunden! Im Tiergarten hat die Polizei in geradezu haarsträubender Weise ge- haust. Ich füge zu dem Zeugnis des Abg. G o t h e i n noch daS des freisinnigen Redakteurs Dr. Oehlke-Bre Slau, der eben« falls Augenzeuge war und sich in seiner Zeitung ganz ähnlich äußerte. Daß die Demonstration beabsichtigt hat, die Staats- und Gesellschaftsordnung über den Haufen zu werfen, ist„absurd"; dazu»st unsere Berliner Bevölkerung viel zu aufgeklärt und ver- ständig. Der Antrag Cassel spricht davon:„soweit die öffent liche Sicherheit nicht gefährdet ist". Ja. die Berliner Polizei hält die öffentliche Sicherheit immer für gefährdet bei solchen An- lüffea und steht darin eine Auflehnung gegen die Staatsgewalt. Die verkehrten Auffassungen bei den leitenden Personen bis hinaus zum Minister muß man aufs tiefste beklagen. Wollen Sie der tiefen Mißstimmung der Bürgerschaft Ausdruck geben, so müssen Sie mindestens uiiserem Protest ihre Zustimmung er- teilen, der besagt, daß die Berliner Bürgersckmft nichts gemein haben will mit dem gemeinen Borgeheo der Polizei.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Sonnenfeld(A. L.)(für den Antrag Cassel): Wenn wir die Handlungsweise des Polizeipräsidenten schlankweg für gesetzwidrig erklären, und alle Instanzen im Vermal- tungsstreitversahren sich nachher auf den entgegengesetzten Stand- Punkt stellen, so würde die Autorität der Versammlung dadurch nicht gehoben werden.(Widerspruch.) Unsere und der ganzen Be- völkerung Mitzstimmu»»g über das Verhalten der Polizei kommt dieser auch in dem Antrage Cassel zur Kenntnis. Die„Aufforde- rung" zum WahlrechtSipaziergang, der unbedingt ein Aufzug war, war eine Ungesetzlichkeit!(Große Unruhe und Zu. rufe bei den Sozialdemokraten.) Solche können wir auch in unseren eigenen Reihen nicht gutheißen!(Abermalige große Unruhe bei den Sozialdemokraten, Zurufe: Oberstaatsanwalt! All- gemeines Ehrenzeichen! Stürmische Heiterkeit.) Der Antrag Arons wird gegen die Stimmen der Antrag- steller und der Sozialfortschrittlichen abgelehnt. Der Antrag Cassel.Frick gelangt zur Annahme; gegen ihn stimmt an- scheinend die gesamte Freie Fraktion und von der Alten Linken Stadtverordneter Haberland. Für die Abteilungen„Märkisches Provinzialmufeum" und „Stadtbibliotftek, Bolksbibliotheken und Lesehallen" des Kapitels X ist ebenfalls Stadtv. Goldschmidt Referent. Diese Etats passieren ohne Debatte. Für Kapitel 11. Besoldungen und Berwaltungskosten(Abt. 1, Gehälter der Magistratsmitglieder. 2. Personalbesoldungsetat, 3. Ruhegehälter, Witwengehälter und Unterstützungen. 4. Sta» tistisches Amt. S. Verwaltung der Bureaudienftgebäude und der außerhalb derselben gelegenen Bureaus, 6. Geschäftsbedürfuisse und Prozeßkosten) ist Stadtv. Barth(A. L.) zum Ausschußrefe- renten bestellt. Der Ausschuß hat mit großer Vkhrheit folgenden Antrag zur Annahme empfohlen: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, daS AuSwiirtS- wohnen der Beamten nur unter scharfer Kontrolle der BedürsniS- frage in Zukunft zu gestatten." Stadtv. Ladewig(N. L.) befürwortet die Resolution unter Hervorhebung des sehr auffälligen Umstandes, daß auch ein be- soldeter Stadtrat, der schon vre, Jahre im Amte fei.� noch immer nicht in Berlin eine passende Wohnung habe finden können. Oberbürgermeister Kirfchner: Es liegt hier in der Tat ein Uedelstand vor, den weiter abzustellen wir bemüht sein roeeden. Diätarisch Beschäftigte werden wir nicht mehr annehmen, wenn sie nicht in Berlin wohnen.(Sehr gut!) Stadtv. Cassel spricht ebenfalls im Sinne des AuLschußantrageS. Stadtv. Dr. Preuß(Soz. Fortschr.) tritt der Resolution, die Unmögliches und Unausführbares wolle und zur Willkür führen müsse, entgegen. Die Prüfung der Bedürfnisfrage sei im heutigen Berlin ein Unding. Die Resolution wird angenommen, ebenso die genannten Etats. Stadtv. Ullstein(Soz. Fortschr.) berichtet über die Ausschuß- verhandlurtgen betreffend die Abteilungen„Gaswerke",„Oeffent- liche Beleuchtung",„Strasien-Reiaigung und Besprengung",„Ab- ladewesen",„Bedürfnisanstalten". Auch im Ausschüsse hat der Kämmerer sehr energisch gegen weitere Steigerung der Arbeitslöhne bei den Gaswerken unter Hinweis auf die in den zehn Jahren bis 1908 von 7 auf 4 Proz. gesunkene Verzinsung des investierten Kapitals Front gemacht; ein Antrag auf Beratung über die Lohnverhältnisse der Arbeiter samt- licher städtischen Betriebe in gemischter Deputation ist ohne De- batte abgelehnt worden. Stadtv. Leid(Soz.): Ich muß hier doch noch ein Wort kür die städtischen Arbeiter, und Mar zunächst für die der Gaswerke sagen. Im Etat ist für eine Lohnaufbesserung außer einigen Er- höhungen der Sätze für die Arbeiter der Stroßenreinigung nicht? enthalten. Immer, wem» wir auf das dringende Bedürfnis hin- weisen, hat nian uns erwidert, es gehe nicht an, die Frage für eine einzelne Verwaltung zu erörtern, man müsse die Sache gene- rell behandeln und sich auch nach den anderen Verwaltungen richten. Dabei ist für die städtischen Arbeiter nichts herausgekommen, sie hatten daS Nachsehen; wir haben in den Deputationen wohl viele Debatten, aber die Arbeiter haben davon keinen Profit gehabt. WaS auS den Beratungen der Magistratskommission über die Arbeiterlohnfragen herauskommen wird, wissen wir nicht. Allzu» viel Bertrauen, daß ihre Wünsche berücksichtigt werden, dürften die Arbeiter nicht haben, wenn sie sich vergegenwärtigen, wie der Kämmerer immer mit dem Rotstift dazwischen fährt. Durch die sogenannte ReichSfinanzreform sind in der Haupt- fache die Arbeiter betroffen, da muß durch Erhöhung der Löhne ein Ausgleich geschaffen werden. Die Rechnung des Kämmerers über die Rentabilität der Gaswerke ist falsch. Die Zahlen, die er be- treffend die Lohnsteigerung für die GaSarbeiter anführte, sind direkt geeignet gewesen, die Bevölkerung zu täuschen. Nach seiner Behauptung sind die Lichne in 10 Jahren um 150 Proz. gestiegen; er hat aber nicht angeführt, in welchem Umfange sich unsere Gas- werke vergrößert haben und die Zahl der Arbeiter gestiegen ist. ES konnte den Anschein gewinnen. alS ob der Lohn des einzelnen Arbeiters so gestiegen war.(Zuruf: War auch beabsichtigt I) Getviß find die Löhne in den letzten 10 Jahren gestiegen; daS wäre ja noch schöner, ivenn Berlin in dieser Beziehung allein hätte zurückbleiben wollen. Der Kämmerer ist der Auffassung, daß eine «höhte Arbeitsleistung bei verkürzter Arbeitszeit nicht möglich sei. TaS Gegenteil steht zweifellos fest; eS ist aus den Betriebsergeb- nissen zu ersehen. Gewiß ist die gesteigerte Leistungsfähigkeit der Gaswerke auch zum Teil eine Folge der Verbesserung der Technik. Aber die Leistung des einzelnen Arbeiters ist bei der verkürzten Arbeitszeit keineswegs zurückgegangen. Der Kämmerer bestreitet das und gibt als seine national- ökonomische Weisheit zum besten, daß dann schließlich ein Arbeiter in einer Stunde soviel müßte leisten können als in 8 Stunden. Mit einem solchen Standpunkte ist nicht mehr zu diskutieren Der Kämmerer ging aber noch weiter. Er kündigte im Ausschuß einen Appell an dkv Versammlung an. daß für eine gewisse Zeit Ruhe eintrete und die hohen Löhne nicht„noch höher"»Verden sollten. Der Kämmerer liebt ja sonst die Vergleiche; in seiner EtatSrede hatte er R i x d o r f in sein Herz geschlossen wegen der dortigen geringen Leistung für Acnenunterstützung. Er sollte sich die Lohn- listen von dort einfordern, er wird dann Anfangslöhne von mit», bestens 4,25 Mk.(Hört! Hört!) finden. Bei uns haben wir immer »>och AnfangSlöhne von 3,75 M., was unter keinen Umständen zeit- gemäß ist. Gewiß haben wir die Betriebe nicht bloß, um Arbeiter und Angestellte zu versorgen, sondern weil wir sie brauchen, weil sie im Interesse der Bevölkerung notwendig sind. Den städtischen Arbeitern ist übrigens noch mehr an guter, anständiger Behandlung, als an hohen» Lohn gelegen, wenn sie die Wahl haben; eS sollte also«ich noch der Richtung eine Besserung eintreten, die ja übrigens so gut wie nichts kostet. Tie ArbeiterauSschüsse werden noch immer als Popanz, als Luft behandelt; man hört sie wohl, aber weiter geschieht nicktS; Antwort auf ihre Vorstellu�en bekommen sie ent- weder überhaupt nicht oder erst nach langen Monate»». Im Juni vorigen Jahres wurden sie zur Aeußerung über die neue Arbeitsordnung aufgefordert; sie haben ihre Anträge dazu eingereicht, hörten aber dann nichts mehr davon. Am 13. Dezember war die nene Arbeitsordnung angeschlagen und damit perfekt. Im Ausschuß hieß eS: „Ja, waS wollen die Leute noch mehr?' Sie müssen gehört werden und sind gehört worden." Eine solche Behandlung der Arbeiter ist nicht bloß bei den Gaswerken, sondern auch in den anderen städtischen Betrieben Gegenstand steter Klage. Am schlimmsten werden zweifellos unsere Angestellten in den Kranken- und Pflegeanstalten behandelt; man stellt sie tatsächlich unter die Gesindeordnung. DaS Beurlaubtenshstem wird direkt zur Beschränkung des Koalitionsrechts gemißbraucht. Kein Wunder, daß da der Wechsel des Personals in den Anstalten ganz ungeheuer groß ist. In samt- lichen Krankenanstalten war Anfang 1908 Bestand 3085, Zugang 3301, Abgang 3104, am Ende des Jahres Bestand 3284. Das gc- samte Personal hat also gewechselt, gleich 100 Proz.; da aber ein gewisses Stammpersonal vorhanden»st, ist der tatsächliche Wessel noch größer. Im Birchow-Kraitkenhause übertrifft der Wechsel cme uor»»«, Anstalter». Der Dienst ist auch kein leichter; es sind in demselben Jahre bei dem männlichen Personal 645, bei dem weiblichen 975 Erlrankungsfälle gleich 1620 oder 49,9 Proz. vorgekomnrenl(Hört! hört!) Auch hier steht das Virchow-Krankenhaus an der Spitze. Aus alledem geht hervor, daß hier noch sehr viel zu bessern ist, daß die Mehrheit nicht dein Kämmerer folgen, sondern dafür sorgen soll, daß auch an die städtischen Arbeiter gedacht wird, daß mindestens das Interesse ihnen entgegengebracht wird, da? Haus- und Grundbesitzerinteressen hier zu finden pflegen.(Beifall und Unruhe.) Kämmerer Dr. Steiniger: Die Schlcht der Maschinisten und Heizer ist immer mehr verkürzt worden, von 1899— 1910 von 12 auf 8 Stunden, um ein volles Drittel; dieser Aussall kann durch erhöhte Leistungsfähigkeit nicht ausgeglichen werden. Dasselbe Verhältnis besteht bei dem Dienst aus den Höfen. In drn Löhneir der Gaswerke findet sich ein Anfangslohn von 3,75 M. nicht. Hier ist die Arbeitszeit auf 10 und 9 Stunden heruntergegangen. In der Kanalisation find«» wir dieselbe Erscheinung. Der Vorredner geht gegen mich mit einer wahren Gehässigkeit vor; ich könnte ihm das mit einer Fülle von Material zurückgeben.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Immer los!) Stadtrat NainSlau ergänzt diese Ausführungen durch Angabe der absoluten Lohristeigerungen für eine Reihe von Arbeiterkate- gorien. Die Arbeiterausschüsse würden fo wohlwollend be- handelt, wie nur irgend denkbar. Sie würden �nach ihrem Wunsch einberufen und kämen mit unendlichen Anträgen, auch die un- wesentlichsten Dinge würden von ihnen feierlich beraten. Agitationen zu Parteizwecken während der Arbeitszeit dürsten im Interesse der Disziplin nicht stattfinden. Stadtv. Borgmann: Für die Rixdorfer Arbeiter besteht eine Lohnskala wie bei unS; die Lage der Rixdorfer Arbeiter ist tatsächlich erheblich besser als die der unsrigen. Durch die Ein- führung der Achtstundenschicht vor dem Ofen hat die GaSwerkSver- »valtung keinen Schaden, soichern Nutzen gehabt. Der Kämmerer hat die Steigerung der Löhne bei den Gaswerken um 150 Proz. in den letzten zehn Jahren behauptet; er gibt aber nicht an. um wiviel die Zahl der Arbeitskräfte gestiegen ist. Tatsäch- lich ist der Lohn nicht gestiegen, sondern der Kostenpreis pro 1000 Kubikmeter erzeugtes Gas ist gesunken!(Zurufe.) Gewiß, auch durch die technischen Fortichritte. Der Kämmerer wollte offenbar mit seinen AuSführui»gen in seiner Etatsrede eine Veräußerung der Gaswerke vorarbeiten, und im Ausschuß war auch schon von iliem Pachtangebot die Rede! Seine Aufstellung soll offenbar auch dem Verlangen nach höheren Löhnen möghchst entgegenwirken. Es ist merkwürdig, daß wir hier die Verwaltung gegen den Magistrat verteidigen müssen, sofern der Kämmerer wirklich auch namens des Magistrats ge« sprachen hat. Ein verkehrteres Verfahren als die Gaspreiserhöhung könnte gar nicht vor» und eingeschlagen werden; es würde unsere kleinen Geschäftsleute schwer schädigen und einen Rückgang des Konsums bedeuten. Braucht man Geld, so nehme man es aus Steuer«, aber nicht auf diesem Wege.(Beifall bei den Sozialdemo. kraten.) Stadtrat Ramsla «: Bei den drei achtstündigen Schlchten läßt sich die volle Arbeit an den Retorten doch nicht ganz schaffen, wie bei der früheren zwölfftündigen Schicht. Stadtv. Goldschmidt: In der Aufrechnung ist doch tatsächlich au chdie vorzügliche Berliner Straßenbeleuchtung, auf die wir stolz sind, mit einbegriffen. Andererseits konnte doch kaum jemand die Angaben des Kämmerers, daß die Arbeiterlöhne um 150 Proz. ge» stiegen seien, auf den Lohn deS Einzelnen beziehen(Widerspruch). da er unS doch unmittelbar darauf selbst Lohnsteigerungen, von 20 Proz. anführte. In der Stratzenrenigungsdeputation ist einstimmig eine Lohn- erhöhung verlangt worden; der Minimallohn soll von 3,75 aus 4 Mk„ der Höchstlohn auf 5,50 Mk. gesetzt nwrden. Eine über- mäßige Belastung des Etats wird dadurch nicht herbeigeführt werden. Stadtv. Hintze(Soz.): Wir haben schon 1901 den Urlaub für alle ein Jahr im Betriebe stehenden Arbeiter auf 8 Tage, nach 5 Jahren auf 14 Tage verlangt; Herr Goldschmidt ist auch heute sehr zahm und will eine Verbesserung nur für die ältere» Arbeiter. In dem Gaswerksbericht, den Stadtrat N a m s l a u er- stattet hat. ist die öffentliche Gasbeleuchtung mit IVj Millionen Mark aufgeführt und der Gewinn aus den Gaswerken auf 11% Millionen Mark,„gewiß kein Pappenstiel", Herr Kämmererl Die Zahl der Arbeiter bei den Gaswerken hat sich verdoppelt. Die Arbeitslöhne haben im ganzen nur eine mäßige Steigerung erfahre»». Bei den Markthallenarbeitern ist die Steigenrng 3314 Proz.. aber auch das genügt noch lange nicht gegenüber den Anforderungen de« Lebensunterhalts infolge der gestiegenen Preise. Der Kämmerer M a a ß bezog seinerzeit ein Gehalt von 12 090 M., daS Gehalt des jetzigen Kämmerers beträgt 17 000 M.(Unruhe; Zuruf: Verdient er auch!) Ja, er verdient es, indem er auf die Arbeiterlöhne drückt!(Große Unruhe.— Borsteher: Das ist ja unerhört: mit solchen Torheiten dürfen Sie hier nicht kommen! — Große Unruhe bei den Sozialdemokraten.) TaS sind keine Torheiten, sondern Zahlen, die betveisen, was ich sage.(Der Vorsteher bleibt bei seiner Meinung. Fortdauernde Unruhe.) Da eine Magistratskommission sich mit der Frage beschäftigt, wer- den wir abwarten, was dabei herauskommt; viel Vertrauen habe ich unter dem Drucke, den der Kämmerer ausübt, nicht. Stadtv. Borgmann(zur Geschäftsordnung): Wir sehen hier wieder, wie schlimm es ist. daß unsere Partei im Bureau nicht vertrete« ist. Unser Redner hat sich Worte an den Hals werfen lassen müssen, die ganz unzulässig sind und in der Geschäftsordnung keinerlei Stütze finden. Der Etat für die Gaswerke und für die öftentliche Belenlhtung wird genehmigt und nach 10 Uhr die Etatsberatung abgebrochen. um nächsten Mittwoch fortgesetzt zu werden. Orts- Krankenkasse der Handlvtrktr Apnndans. Zlin 81. März, abends 8 Uhr: General- Versammlung im»Hotel zum Stern". TagrSordnung: 1. Kassenbericht und Abnahme der Rechnung deS Vorjahres. S. Bericht über den Stand der WalderbollmgAssäUe. 3. Verschiedenes. 272/7 Der Borltand. «. Lndrwtg, Borsitzender. vi». Simmvl Spezial-Arzt• für Haut- und Harnleiden. Prinzenslr. 41, ä™*. 10—2, 5—7. Sonntage 10-13, 2—4. Obstbaum- u. Hochwald- Parzellen, direkt au der Chaussee und Lahnhoi gelegen. 1337b' Nnssonhoido cA-ro»»») von 300 Mark an inH. Hon». Bin täglich zu den rfnsen uö Steltiner Bahnhof 10.44 und 12,40 dort zu treffen. Fahrzeit'/, Stunde«. Besitzer«. Wolf, Oranienburg , Berliner Str. 52». herreil- und Knoben- Gurderoiie fortig u. noch Muo� auf Teilzahlung> »Vocho von V Mark a» J.Kurzberii BmwiwJsr asc*?•
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