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Jf.70. 27. ZahrMg. 2. Kkilize Ks Lsmick" Lcrliilcr vildslililt. Jollnerstllg, U. Mar; 1910. partei-?ZngelegenKeiten. 3» Lokalliste. An, ersten Ostertage finden in Lankwitz in Heynes Feftsäle", Jnh. Gutsche. Zlaiser-Wilhelm-Str. 2g 31, und im Restaurant»Dohn�, Kaiser-Wilhelm-Str. 34, Theater- ab ende statt. Da beide Lokale der Arbeiterschaft nicht zur Ver- sügung stehen, ersuchen wir. diesen Veranstaltunaen feni zu bleiben. Als Ersatz empfehlen wir den am gleichen Tage stattfindenden Kunstabend in dem freien Lokal von Ebel, Mühlen- st r a h c S, daselbst. Diejenigen Bereine und Parteigenossen, die auf ihren Ausflggen und Parteien Nuwawcs und Wannsce besuchen, ersuchen wir auf Wunsch der dortigen Genossen, in 52 o tu o w e 3 das Lokal Max «ingers Volksgarten, Priesterstr. 3t, und in Wannsee das RestaurantFürstenhof", Jnh. Philipp. Kimigstr. 40, be sonders berücksichtigen zu wollen. Auf mehrere Anfragen teilen wir an dieser Stelle mit, dast das Lola! von Robert Riedel, Neue Mühle, der Arbeiterschaft nicht Zur Verfügung steht. Herr Riedel verzichtet auf den Besuch der organisierten Arbeiterschaft und ersuchen wir daher ganz besonders die Vereine, bei Arrangierung ihrer Partien dies besonders zu be- achten. Folgende Lokal« sind frei: Nordend: Peter Thomsen, Vlankenfelder Str. 20: Biesdorf -Iüd: Exners Gesellschafts- h a u S. Auf wiederholte Anfragen teile» wir mit. datz das Lokal Neuer Krug"«. d. Oiersprre, Inhaber: Louis Neumann. frei ist. Die Lokalkommission. Zweiter Wahlkreis. Am Karfreitag findet eine Herrenpartie verbunden mit Besichtigung der Begräbnisstätte Klara Müller« JahnkeS statt. Treffpunkt 8 Uhr am Schlesischen Bahnhof sauf der Seite, wo die Untergrundbahn abfährt): Abfahrt 8.23 nach Rahns­ dorf . Für Nachzügler bis>/41 bei Witwe Klemm(Rahnsdorfer Mühle). Der Vorstand. Sechster Wahlkreis. Wie alljährlich, so findet auch in diesem Jahre am Karfreitag die übliche Fustpartie statt. Treff- Punkt früh 0 Uhr im RestaurantRotz-Trappe", Westend . Spandauer Chaussee. Von da ab: Abmarsch uin 10 Uhr nach PichelSwerder zumAllen Freund". Zahlreiche Beteiligung ist erwünscht. Die Genossen Moabits treffen sich um 8 Uhr bei KirschkowSki. Beuffelstr. 9. Billetts zu der Vorstellung in den PharuS-Sälen am 24. März sind nur noch zu haben bei Rietz. Fehiiiarnstr. 8, Glawe. Lieben- walder Str. 4. und Melzer, Wiesenstr. 22. Die BillettS zu der Matinee bei Ballsckmieder mllffen bis Freitag abgerechnet sein. BillettS sind dann nur noch erhältlich bei Gatzinann, Badstratze. Ecke Grün- thaler Straße. Der Borstand. Vritz-Bnckow. Heute abend'/a? Uhr findet bei Zilz eine außer- ordentliche BereinSversammlung statt. Mitgliedsbuch legitimiert. Der Vorstand. Frirdrichsfelde. Für Karfreitag hat der Wahlverein eine Fuß- Partie geplant. Treffpunkt morgens ll3S Uhr bei Genossen Sudbrink, Berliner Str. LS. Boxhagen-Ziummrlsburg. Der hiesige Wahlverein ver- anstaltet am Sonntag, den 27. März sersten Osterfeiertag), inCafä Bellevue" ein Frühlingsfest, bestehend in Konzert, humoristischen Vorträgen. Theater und Tanz. Anfang nachmittags 6 Uhr. Ein- tritlskarlen a 30 Pf. sind bei sämtlichen Bezirksführern wie in der Borwärts'-Spedition, Alt-Borhagen 50, und beim Genossen Otto John . Karlshorster Str. 1, zu haben. Der Vorstand ersucht die Mit- glieder mit ihren Angehörigen um recht rege Beteiligung an diesem Vergnügen. Der Borstand. Strausberg . Am Sonnabend, den 20. März, findet die Mit- gliederversammlung des Wahlvereins statt. Potsdam . Der- Wahlverein veranstaltet am zweiten Oster- feiertage(Montag) im.Viktoriagarten", Alte Luisenstraße, ein Ver- g n ü g e n, bestehend in«bendunterhalwng und Tanz. Eintritts- karten vorher bei den Bezirksführem. Spandau . Am Karfreitag veranstaltet der Wahlverein eine Fuß- Partie nach Bötzow über Hennigsdorf . Der Abmarsch erfolgt früh 7 Uhr vom Genossen Karl Gottwald, Schöntvalder Str. 80. Der Vorstand. berliner pfacbricbtm Mappen. Ein grober Humorist behauptet, es könnten kaum mehr so viele Ochsen geboren werden, um abgezogene Felle für Mappenleder herbeizuschaffen. Heute läuft fast schon jeder dritte bürgerliche Mensch mit einer Mappe bewaffnet herum. Zwischen manchem Träger der Mappe und ihrem vierbeinigen Lieferanten soll sogar eine innige Seelenverwandtschaft be- stehen. Das bloße Tragen einer Aktenmappe kann jedenfalls nicht immer als Belveis einer größeren Portion Hirnschmalz gelten. Sonst müßten ja auch die dreihundert Junker, die jetzt alltäglich gravitätisch nach dem Dreiklassenparlament stelzen und jeder einzelne mit einer rindslcdernen Mappe antanzen, über so etwas wie Geist verfügen. Bei diesen vom blinden Glück, nicht von der Natur bevorzugten Ertramenschen Jeist und Jrazie" voraussetzen zu wollen, wäre geradezu eine Beleidigung für sie. Sind es nicht in ihrer Art Teufels- kerle? Haben Stroh im Schädel und dreschen Korn, brennen Spiritus und haben keinen Geist. Die Gegensätze berühren sich... und die feinste, modernste Aktenmappe in solchen flei- schigcn Händen verleugnet niemals ihre Abstammung. Wie den Bogel an den Federn, so erkennt man an der Mappe schon beinahe den Beruf des Nienschen, mitunter selbst seinen Charakter. Wer in der neunten Morgenstunde bis zum Schluß des akademischen Viertels vor zehn die nach dem Stadtinnern führenden Straßenbahnlinien benutzt, sieht eine ganze Mappengalerie aufmarschiert. Rote, gelbe und schwarze, geschwollene und schwindsüchtige, mit und ohne Nickelschloß. Alles fleißige Bcmnte. die iin Ministerium oder sonstwo dreimal frühstücken, sünsmal das Geheimkabinett aufsuchen, zehnmal Zwiesprache halten und dabei soviel Ar- bcit liegen lassen, daß sie dieselbe in der Mappe nach den heimischen Penaten schleppen müssen. Und da will sich die Oeffentlichkeit noch entrüsten, daß diese znm Kanzleirat oder gar zuni Geheimrat avancierten ehemaligen königlich preußi- schen Unteroffiziere und Mitesser an der großen Staatskrippe zu hoch besoldet sind und ihr Gehalt nicht verdienen? Ein Pcreat allen Nörglern und Kritikern I Die Mappe bclveist es ja, daß diese geplagten Siiiekurenmönner noch ihr bißchen freie Zeit zur Hausarbeit für den Staat hergeben müssen. Na ja doch, mancher Arbeitseifer ist echt. Das sind die Streber, die die Arbeit anderer mitleisten und Karriere machen oder frühzeitig überarbeitet ins Grab beißen, wenn sie in die Mappe ihre Gesundheit hincinpackten. I War die Renommiermappe einst Vorrecht des beamteten Preußen, namentlich auch des Steuererhebers und des Gc- richtsvollziehers, so ist sie heute längst Allgemeingut geworden. �Der in nervösem Tempo über die Straße hastende Rechts- anwalt ist ohne Aktenmappe, aus der die gelben Aktendeckel mit den Namensschwänzen indiskret hervorlugen, kaum denk- bar. Und sein jüngster Schreiberstift, der ein zweites Erern- plar nach dem Gericht schleppt, komint sich in dieser Rolle furchtbar wichtig vor. Der erste Schritt zum Linksanwalt. Kaufleute, Bankiers, Börseaner, Kassenboten, Lehrer, Künstler, Schriftsteller alles schleppt sich mit Mappen jeg. lichen Formats. Denn wir leben ja im Zeitalter des beschrie­benen Papiers. Was an Arbeit und Mühe, an Talent und Ungeschick, an Ehrlichkeit und Verstellung, an Reichtum und Ehre, an Not und Elend in allen diesen Mappengeheimnissen schlummert... es geht auf keine Kuhhaut, ist ein Meer von Leidenschaften. Zum Glück birgt die moderne Straßenmappe auch noch andere als bloß papierne Delikatessen. Oft recht hormlose Dinge, die den Anschein der tiefgründigen Gelehrsamkeit des Trägers erwecken sollen. Wie mancheMusikmapve" ist mit Makulatur gefüllt, mit Hintertreppenliteratur oder gar mit aufgekauften Frauenhaaren. Urkomisch wirkt es und Heiterkeitsstürme erregt es unter den verständnisinnig grinsenden Beobachtern, wenn solche Mappe aus derge- lehrten" unverhofft einegeleerte" wird. Es muß auch solche Renommierhelden geben. Sebr realen Untergrund hat da- gegen die Frühstücksmappe. Mancher und manche schleppt im Rindsleder ein ganzes Tagesmenü init nach dem Geschäft, vom gemahlenen Kaffee bis zum Eisbein und Nachtisch. Und eS fehlte etwas in unserer aus dem vollen Menschenleben ge- griffenen Skizze, wollten wir die Jugend vergessen mit ihrer Schulmappe. Man hat vergebens versucht, dieses Schul- requisit auszumerzen unter Hinweis auf gesundheitliche Stö» rungen in den besten Entwickelungsjahren. Irgendwo müssen doch die Kinder auf dem Schulwege ihre von Jahr zu Jahr sich mehrenden Lehrmittel lassen. Der Schultornister hat sich leider fast ganz überlebt, ist nicht mehr fein genug. Lieber läßt man die Jugend die schwere Schulmappe einseitig tragen und wundert sich dann, wenn die Kinder schief werden, ehe sie noch in die Tretmühle des Erwerbslebens gespannt sind. Der Berkauf des Aufmarschgeländes. Gestern mittag ist, wie dasBerliner Tageblatt" mit- teilt, im Lkriegsmimsterium der Vertrag über den Kauf des Aufmarschgeländes formell abgeschlossen worden. Vom Berliner Magistrat begab sich Magistratsrat Dr. Franz als städtischer UrkundSbeamter in das Kriegsministerium. Der Kaufpreis beträgt für das zehn Hektar große Terrain 63 Millionen Mark. Ein Bebauungsplan ist' für einen Teil des Aufmarschgeländes bereits aufgestellt worden und wird den Magistrat demnächst beschäftigen. Danach wird der Viktoria- park , den Vorschlägen des neuen Gartendirektors Brodersen entsprechend, nur auf der südlichen Hälfte deS Aufmarsch­geländes in der Richtung nach Westen verlängert. Der nörd- liche, kleinere Teil des ansteigenden Geländes wird bebaut; eine Wohnstraße zieht sich in der Verlängerung der Groß- beerenstraße nach dem Tempelhofer Feld hin. Die Gemeinde Tempelhof wird ihren Bebauungsplan für das Tempelhofer Feld etwas ändern müssen, da in ihrem Entwurf die Möckernstraße gradlinig nach dem Tempelhofer Feld ver- längert worden war. Die Vorlage wird jetzt den Stadt- verordnetes zugehen._ Hokuspokus. Es ist wiederholt darauf hingewiesen worden, ein wie großer Teil der Arbeiterschaft noch immer zu den Abonnen- ten der bürgerlichen Presse zählt und damit seine eigenen Be- strebungen in demselben Maße schädigt wie er die der Gegner unterstützt. Dieser Hinweis kann nicht oft genug wieder- holt werden. Braucht man doch z. B. nur den Unterhaltungs- teil eines vielgelesonen lokalen Blattes zur Hand zu nehmen, um zu staunen, in welch gerissener und doch so plumper Weise den Leutsn da die rückständigsten Anschauungen ein- gedrillt werden. Ein würdiges Pendant zu diesem Blatte ist nun die in derDeutschen Verlagsanstalt", Linden- straße 26, ersck>einendeBerliner Hausfra u". Schrift- leitung Dorothee Goebeler. Diese nicht nur in bürgerliche, sondern leider auch in Arbeiterkreisen weitverbreitete Wochenschrift hätte es wohl trotz der7 Pfennig die Woche" und derKafseestunden" unter Mitwirkungbewährter Künstler" nicht auf die Auflage von einer Viertelmillion ge» bracht, hätte sie dabei nicht die Unterstützung der Arbeiter- frauen gefunden, die sie nun systematisch zu verblöden und zu verdummen sucht. Soweit ihr das selbst nicht gelingt, wird sie darin treulich von der im selben Verlage erscheinenden Deutschen Warte" unterstützt. Abgesehen von dem redaktionellen Teil, in dem der seichteste Tratsch unter Be- teiligung derMitschlvestern" breitgetreten wird, vermittelt das Blatt an Hand seiner Jnseratenplantage aber auch noch andere Genüsse, als da sind spiritistische Sitzungen, Karten- legen. Bleideuten usw. und bietet damit die Hand zu geradezu gemeuigefährlichein Unfug und Schwindel. In der Nummer vom 17. d. M. zählten wir nicht weniger als 42(!) der­artiger Inserate. Das wundert uns natürlich nicht. Geschäft ist eben Geschäft. Derjenige Teil der Arbeiterschaft jedoch, der zu den Abonnenten derartiger und ähnlicher Blätter zählt, sollte sich doch endlich bewußt werden, daß in die Kreise der Arbeiter nicht mittelalterliche Ideen und dito Hokus- pokus gehören, sondern Blätter wie derVorwärts" und die Gleichheit", die allein ihre Bildung und Interessen ver- treten._ Die vollständigen Ergebnisse der letzten Erhebung der Grund- stiicke und der bewohnten Wohnungen von Ende 1905 werden für Berlin und 29 Vororte vom Statistischen Amt der Stadt Berlin soeben in eingehender Weise veröffentlicht, nachdem die Haupt- sächlichsten Feststellungen auszugsweise schon im 30. und 31. Jahr- gange des Statistischen Jahrbuches der Stadt Berlin bekannt ge- geben waren. Dem reichgegliederten Tabellenwerk ist im textlichen Teil die geschichtliche Betrachtung der bisherigen Berliner Grund- stücks- und Wvhmmgserhebungcn vorausgeschickt, welche in Berlin bis in da» Jahr 180! zurückreichen. Ein gleichfalls beigegebener Leitfaden zur Benutzung des TabellemveriS dürste desien Ver­stand, lis erleichteriu Aus der Grundstücksstatistik seien hervor­gehoben die Feststellungen über die Zahl der Bewohner, der Woh­nungen, der Besitzverhältnisse, ferner über das Vorhandensein ge­wisser Einrichtui�en wre für Zentralheizung. Beleuchtung usw.. Merkmale, welche in mannigfachen Kombinationen, so insbesondere auch mit der örtlichen Lage bearbeitet worden sind. In der Woh« nungsstatiftik werden u. a. behandelt: die Größenverhältnisse, die Dauer' der Bewohnung, die Bewohnerzahl, die Gliederung nach Eigentümer, und Mieterwohnungen unter Berücksichtigung deS GeiamtdetrageL der JahreSmiete, wobei wieder die gleichzeitige Berücksichtigung verschiedener Gesichtspunkte durchweg Platz ge- griffen hat. In der der Berliner Statistik eigenen sehr eingehenden Weise sind ferner die Berhältniffe der HauShaltungszusammcn- sctzung dargestellt. Di« Auflösung der Bevölkerung in die durch die Stellung innerhalb des Haushalts bezeichnete,, Elemente Haushaltungsvorstände, Ehefrauen, Kinder, Wirtschafts- und Dienstperjonal, Gewerbegehilfen, Zimmerabmieter, Schlafleute usw. wird durchgeführt in Verbindung mit der Personenzahl dev Haushaltung, ferner in der Gliederung nach zahlreichen Artklassen der Haushaltungsgcmcinschaft einzeln für die kleinen� Woh­nungen bis zu 3'Wohnräumen und zusammengefaßt für die größeren. Endlich werden die verschiedenen Arten von Anstalten und ihr Personal nach ihrer örtlichen Lage behandelt. Das im Verlage von Puttkammer u. Mühlbrocht, Berlin W. 50, erschienene Werk ist zum Preise von 4 M. durch alle Buchhandlungen zu be- ziehen. Das Märkische Museum ist am Eharfreitag, am Ostersorm- abend und am 1, Osterfesttage geschlossen, vom zweiten Ostertage ab, wie gewöhnlich, von 103 Uhr geöffnet. Das Filialwesen im Detailhandel ist allmählich zu einem wahren Unfug ausgcartct. Großunternehmer mieten Läden, be- schaffen die Einrichtung, liefern die Waren und setzen in solche FilialenGeschäftsinhaber" hinein, die in Wirklichkeit weiter nichts als Angestellte sind. Diese müssen dann für ein dürftiges Gehalt, zum Teil auch für eine kleine Freiwohnung oder für ein bißchen Gewinnanteil, ihrem Brotherrn alle Arbeit samt der Verantwortung abnehmen. Selbstverständlich hat jeder Filialleiter obenein eine Kaution zu stellen, damit der Unter« nehmer, der eigentliche Geschäftsinhaber, für alle Fälle gesichert ist. Dem Filialwesen begegnen wir vornehmlich im Handel mit Kou- fitüren, mit Seife und Parfümerien, mit Spirituosen, mit Back- waren, mit Kaffee und Materialwaren, und besonders Frauen suchen durch Uebernahme von Filialen sich ihr bißchen Brot zu erwerben. Von einer Selbständigkeit, jener viel geprie- senen, ist da keine Rede, zumeist find solche Filialleitcrinncn noch viel schlimmer daran als andere Angestellte. Daß auch im K o h- len Handel geschäftskundige Großunternehmer die Profitjagd nach demselben Rezept betreiben, dürfte tvcniger bekannt sein. Kürzlich gelangten diese Zustände zur Kenntnis einer Schöffen- abteilung des Amtsgerichts Berlin-Mitte. vor der die Leiterin eines Kohlenfilialgeschästes, eine Frau Sch., sich unter der Anklage der Unterschlagung zu verantworten hatte. Die Filiale gehörte einer Frau L a a ck e, die im ganzen sieben Filialgeschäfte besitzt. Frau Sch. war eines Tages aus der ihr übergebenen Filiale auf und davon gegangen und hatte Geld mitgenommen, das sie aus dem Verkauf der ihr von Frau Laacke gelieferten Waren ver- einnahmt hatte. Daraufhin denunzierte Frau Laacke die Frau Sch. wegen Unterschlagung. Vor Gericht erfuhr man. daß das Gehalt für all' die Mühe, die Frau Sch. von den, Kohlengeschäft hatte, sich auf 3 0 Mark pro Monat belief. Wir nehmen an» daß mit dem Laden noch eine kleine Wohnung verbunden war und auch«in paar Mark vom Verkaufsgewinn gewahrt wurden. Jeden- falls konnte aber Frau Sch. von dem Ertrag ihrer Arbeit als Filial. jeiterin keine großen Sprünge machen, darum trug sie nebenbei noch Zeitungen aus, wie sie vor Gericht angab. Das Dreimänncr» kollegium der 139. Schöffenabteilung des Amtsgerichts Berlin- Mitte horchte auf, als Frau Laacke ihren auf das Filialwesen sich gründenden Kohlengroßhandel schilderte und die Mitteilung hinzu- fügt«, daß sie sich sieben Läden hält. Frau Sch. hatte jeneU n- terschlagung" dadurch wieder gut zu machen gesucht, daß sie der Frau Laacke das Geld zurückerstattete, wobei das der Frau Sch. noch zustehende Gehalt verrechnet wurde. Aber die Strafsache hatte weiter ihren Gang genommen, und die Verhandlung endete für Frau Sch. mit der Verurteilung zu einer Geldstrafe von 10 Mark. Frau Laacke, die Inhaberin der sieben Kohlenfilial. geschäfte, sah sehr zuftieden aus, als sie den Gerichtssaal verließ. Allgemeine StädtebauauSstellung 1910 in Berlin . Die All- gemeine StädtebauauSstellung(1. Mai bis 15. Juni in der aka» demischen Hochschule für die bildenden Künste) wird auch vom Ver, band der Steinsetzer, Pflasterer und Berufs- genossen Deutschlands und zwar mit einem interessanten Modell einer Baubude für Straßenbauarbeiter beschickt werden. An diesem Modell werden die Anforderungen erläutert werden, di« die Stratzen'bauarbeiter an eine solche Bude stellen. Auf der an- deren Seite ist da bei den häufigen Stratzenbauten die Bau- buden eine beinahe regelmäßige Erscheinung im modernen Straßen« bilde sind die einfache, geschmackvolle Aufmachung des Aeußeren der Baubude eine beachtenswerte'Aufgabe. Die Sommerferien für die Gemeindeschulen sind durch Ver- fügung des Provinzial-SchulkollegiumS entsprechend den Ferien für die höheren Schulen dahin abgeändert worden, daß der Schul- schlutz am Freitag, den 1. Juli, und der Wiederbeginn des Unter- richts am Dienstag, den 9. August, stattfindet. Modern« GemütSathleten. Im sogenannten Fleischmarkt des Berliner Lokal-AnzeigerS" wimmelt es jeden Tag von Roheiten und Unflätigkeiten. Das Scherlblatt übt in dieser Beziehung so gut wie keine Jnseratenzensur aus, weil ihm der Geldverdienst über alles geht. Wir greffen folgendeVoranzeige" heraus: Kindchen, Anfang April zu erwarten, möchte junges Ehepaar(Vater Akademiker), durch Schicksals- schlage schwer betroffen, als eigen abgeben. Offerten B. W. 827 usw." Also schon der Foetus im Mutterleibs wird hier verschachert. Pui über eine Zeitung, die sich zu solchem Handel hergibt. Wohl jede Mutter, auch die moralisch verkommenste, liebt das Kind, das sie� unter dem Herzen trägt. Erst wenn sich anch der Geburt die dräuendste Sorge einstellt und das Kind nach Nahrung schreit, die nicht beschafft werden kann, stellt sich mitunter jenes Empfinden ein. das mit schwerem Herzen sich des Kindes auf legalem Wege ent- ledigen möchte. Wir haben für diesesVerschenken" von Menschen- fleisch aus unseren herrlichen sozialen Zuständen heraus tiefstr» Verständnis. Aber schon Kinder meistbietend zu versteigern, die noch nicht mal das Licht der Welt erblickt haben, ist eine um so widerlichere Roheit, als sich hier der Vater als einakademisch Gebildeter" bekennt. Da offenbart sich so recht die ganze Gcmütö- Verrohung derjenigen gesellschaftlichen Kreise, die sich mit ihrer Bildung" immer turmhoch über das untere Volk stellen wollen. Ob diese Gemütsleutchen vorliegend überhaupt verheiratet sind? Wie beim Hunde- und Katzengeschlecht ist's, dem man die Jungen einfach fortnimmt. Fehlt blas noch, daß man die unbequemen Liebespfänder derGebildeten" von Staatswegen ersäuft. Wie sagte doch neulich der königlich preußische Hofprediger Obly?Es wächst ein Geschlecht heran, vor dem unS grauen muß." Wir haben eS schon, dieses Geschlecht, aber nicht im unteren Volke. Grundstücksspekulation. In der Gegend von Zossen , besonders in den Ortschaften Jachzenbrück , Zesch, Zehrensdorf und Pätz har der Ankauf von Terrains für den neuen Truppenübungsplatz ßine un- gesunde Grundstücksspekulation hervorgerufen, dle durch Gerüchte, wonach der FiSku« weitere große Ankäufe plane, um dort eine Lust- schifferstation anzulegen usw., genährt wurde. Der Landrat deS Kreises Teltow , v. Achenbach, hat jetzt eine amtliche, auf einer Er- machtigung des KriegSministcrs beruhende Bekanntmachung erlassen, aus der hervorgeht, daß die Gerüchte jeder tatsächlichen Grundlage entbehren. Wenn später einmal eine Vergrößerung diese» enorm