Ar. 70. 27. Jahrgang. 3. jikillP Ks Jotiiiiitö" Donnerstag, 24. Marz 1910. Huö der Partei. Gcmcindewahlsiege. Sei den In den letzten Wochen erfolgten Gemeiudevertreterwoblen Im Bezirl K a f! e l Hot unsere Partei autzerordemlich erfreuliche Er- folge erzielt. In 30 Orten fiel uns der Sieg in der dritten und in 12 von diesen 30 Gemeinden auch in der zweiten Wähler- a b t e i l u u g zu. Es wurden gewählt 67 sozialdemokratische Gemein deVertreter und zwar 42 in der dritten und 1ö in der zweiten Abteilung. In drei Orten verfügt unsere Partei über die M a j o r i t ä t der Sitze im Gemeindevarloment. In F l v e r's g e h o f e n bei Erfurt , einer Gemeinde, die im nächsten Jahre mit Erfurt verschniolzen wird, sind bei der Gemeinde� Verireterivahl zw ei Genossen in der dritten Abteilung gewählt worden. Auf Grund der Einverleibungsbedingungen werden beide Genossen als erste Sozialdemokraten in das Erfurter Stadt- verordnetenkollegium einziehe».__ Erhöhung der Parteibeiträge. Der Sozialdemokratische Verein für die Wahlkreise Köln -Stadt und Köln -Land beschloß, zur Sammlung eines Wahlfonds dauernd einen Extrabeitrag von 20 Pf. pro Vierteljahr von den männlichen Mitgliedern zu erheben. Der reguläre Beitrag beträgt 10 Pf. pro Woche. Ferner beschloß die Versammlung im Prinzip die Ueber nähme der Druckerei der„Rheinischen Zeitung ' in eigene Regie sowie die Er- h ö h u n g des A b o n n e m e n t s p r e i s e S von 70 auf 80 Pf. monatlich._ Personalien. Genosse Pieck legt am 1. April seinen Posten als Parteisekretär in Bremen nieder, um in das Sekretariat des BildungSausschusseS zu Berlin einzutreten._ Sozialem Landarbeiterelend. Auf dem Gute Kozuskowo, Kreis Strelno (Posen), kam es unter den dort beschäftigten ausländischen Arbeitern zu schweren Aus- schreitungen. Die Arbeiter verlangten Jnnehaltung der ihnen zu- gesicherten Bedingungen und bessere Behandlung. Da dieses nicht gewährt wurde, verlangten sie die Auszahlung ihres Lohnes und Entbindung vom Kontrakt. AIS der Inspektor dieses verweigerte, nahmen fie eine drohende Haltung an. Die zu Hilfe gerufenen Gendarmen wurden tätlich angegriffen und machten von ihrer Waffe Gebrauch. Ein Arbeiter wurde durch einen Säbelhieb schwer ver- letzt und schließlich alle dem Gerichtsgefängnis in Strelno zu- geführt. DaS ist der Schluß des Dramas. Erst schöne Vorspiegelungen, die nicht gehalten werden, zuletzt Hiebe mit der blanken Waffe und darauf vielleicht noch eine längere Gefängnisstrafe und Ausweisung. Zweiter Deutscher Wohnungskongreß. Im Herbst 1304 hat bekanntlich ein Erster Deutscher Wohnungs- kongreß unter außerordentlich starker Beteiligung in Frankfurt . a. Main stattgefunden. Der Deutsche Verein für Wohnungsreform hat sich, einem Auftrage des ersten Kongresses folgend, vor kurzem mit einer Anzahl anderer Wohnungsreform-Organisationen Deutschlands in Verbindung gesetzt. Es ist danach unter all. gemeiner Zustimmung der Plan eines neuen Kongresses im Früh- jähr oder Frühsommer 1011 aufgestellt worden. Dieser Plan wird demnächst weiteren Kreisen zur Beratung und Beschlußfassung und zur Konstituierung eines größeren Organisationsausschussees unter- breitet werden. Die Vorbereitungen hierzu sind im Gange. Der frühere Staatssekretär Graf v. Posadowsky hat sich auf Ansuchen hin bereit erklärt, den Vorsitz des Kongresses zu übernehmen. Nicht zu verwechseln ist dieser Zweite Deutsche Wohnungs- tongretz mit dem Internationalen Wohnungskongreß, der bereits in diesem Jahre in Wien tagt. Die vorbereitenden Ge- schäfte für den Deutschen Wohnungskongretz werden vorderhand vom Deutschen Verein für Wohuungsreform, Frankfurt a. Main , Hochstraße 2311, geführt. S Eine SubmissionSblüte. Ein krasses Ergebnis zeitigte die Ausschreibung der Maurer. arbeiten an der Eisenbahnstrecke Oberhausen-West. Es liefen 26 Offerten ein. Von diesen betrug die niedrigste, von der Firma Eickhoff u. Comp, in Hattingen abgegebene 36 355,66 M., die höchste. von der Firma Friedrich Kassen in Münster abgegebene 116 952,20 M. Die Differenz beträgt also 80 596 M. Würden die Arbeiten direkt an die Arbeiter gegeben, so würden der FiskuS und die Arbeiter weit besser fahren. Eue Industrie und Handel Lebensmittelverteuerung. Seit Monaten ist die Bewegung der Lebensmittelpreise an- dauernd steigend. Der wöchentliche Nahrungsmittel- aufwand einer vierköpfigen Familie, berechnet auf Grund der BerpflegungSration des deutschen Marinesoldaten, stellte sich nämlich im Durchschnitt von 55 deutschen Städten während der ersten beiden Monate dieses mid des vorigen Jahres auf Mark: Januar Februar Gegen Januar 1909...... 22,46 22,37— 0.09 1910...... 23,75 23,76+ 0,01 Differenz gegen 1909-s- 1,29+ 1.89-f- 0,10 Die Verteuerung der HauShaltskosten gegenüber 1909, die im Januar t,29 M. betragen hatte, stellt sich im Februar auf l,ZS M. Höher als im Borjahre stellen sich vor allem die Preise der ver- schiedenen Fleischsorlen. Rindfleisch kostete im Februar d. I. durchschnittlich 1,55 M. pro Kilogramm gegen 1.53 M. im Vorjahr. Bauchsleisch ist im Preise von 1,30 auf 1,35 gestiegen. Bei Kalbfleisch ist der Preis von 1,71 M. pro Kilogramm im Februar 1909 auf 1.74 M. in diesem Jahr gestiegen. Hammelfleisch weist einen Durchschnittspreis von>.66 M. auf gegen 1,64 M. im Vorjahr, Schweinefleisch ober gar einen solchen von>,65 M.. während et im Vorjahr nur 1,54 M. betragen halte. Erbsen stellen sich im Durchschnitt pro Kilogramm im Preise auf 38 Pf. gegen 37 im Vorjahre, Speise- b o h n e n auf 39 gegen 37. Scharf weicht der ButterpreiL vom Stande im Vorjahre ab: 1 Kilogramm Eßbutter kostete im Februar 1909 2,53 M., im Februar d. I. aber 2,16 M.; der Preis ist auch noch von Januar auf Februar gestiegen. Der Preis für 1 Liter Milch ging von 19 auf 19 Pf. hinauf. Der Preis für Weizenmehl ist von 36 auf 39 Pf. gestiegen, während der für Roggenmehl von 82 auf 31 Pf. herunterging. Trotzdem ist aber Roggenbrot von 31 Pf. im Februar v. I. auf 32 Pf. in diefent Jahre gestiegen. Sehr scharf ist die Preissteigerung für Schweineschmalz, Backobst und Kaffee. Erfteres kostet>,93 M. pro Kilogramm gegen 1,67 im Lorjahre, Backobst 92 gegen 87 Pf. und gebrannter Kaffee 2,58 M. gegen 2,45 im Vorjahre. Ungebrannter Kaffee stellt sich im Preise auf 2.14 M. gegen 1,95. Die oben berechnete Steigerung des Wochenaufwandes macht nicht weniger als 6,2 Proz. aus. Preiserhöhung. Mit Hinweis auf die Preissteigerung am Roh- kautschulmarlte haben die im Zentraiverein deutscher Kautschukwaren- fabriken vereinigten Unternehmer beschlossen, neben den bisherigen Ausschlägen weitere Preiserhöhungen von 10 bis 20 Proz. eintreten zu lassen. Daß Fabrikanten generelle Preisherabsetzungen beschließen, wenn die Nohmalerialien billiger geworden sind, davon hört man nie oder höchst selten. Die glänzende Rentabilität der Gummi- warenfabrike» rechtfertigt die beschlossene Preiserhöhung jedenfalls nicht. Die Moselkanalisierung. In der PetitionLkommission des preußischen Abgeordnetenhaukes ist unlängst das Projekt der Mosel - und Saarkanalisieruug zur Er- örterung gelaugt. Da interesfieren wohl die Vorträge, die Landtags- abgeordneter Dr. R o e ch l i n g und Generalsekretär R a g o c z y(vom Aentralverein für deutsche Binnenschiffahrt) über dieses Thema auf der zweiten Generalversammlung des De utsch-Französi scheu W i r t s ch a f t s v e r e i n s am 15. November v. I. gehalten haben. Wir entnehme» denselben folgende Gesickitspunkte: Die Moselkanalisierung, die schon 1793/94 vom Comits de Com- merce in Metz gefordert worden war, ist zuerst 1867 von der fron - zösischen Regierung in ihrem Gebiet— von Frouard bis Metz dnrcbgefiihrr worden. Durch Z 13 des Frankfurter Friedensvertrages wurde die Weitersührmig für beide Staaten vorgesehen. Nach Er- stnduug des technischen Versahrens für die Verwertung der loth- nuglschen Miuctte zur Stahlerzeugung ließ auch die preußische Re- gieruug Anfang der 90er Jahre ein Kaiialisationsprojekt ausarbeiten. Weiter gekommen ist die Angelgenheit aber bisher nicht. Für den Verkehr komme» hauptsächlich folgende großen Ver- frachluiigen in Betracht: 1. Rhein und Mosel aufwärts: Ruhrkoks zur Beschickung der Hochöfen. 2. Mosel abwärts nach dem Rhein zu: Erz für das rbeinisch-westfälische Industriegebiet, Roheisen und Stahl- bruch für die reinen Walzwerke, endlich zahlreiche Fertigwaren zum Export nach Nebersee, die heute über belgische Bahnen nach Aut - werpen gehen, 3. Mosel abwärts— Saar aufwärts: Miuetleeze für die Eisenwerke, 4. Saar abwärts— Mosel aufwärts: Saarkohle und -koks.— Alles das sind sehr bedeutende und ständig steigende Frachtmengen. Ihr Transport im Wasserwege würde der schweren Industrie zusammen eine Frachtersparnis von zirka 13 Millionen Mark jährlich gewähren. Weiter würde die Ausnutzung des durch Wasserturbinen billig z» gewinnenden elektrischen Stroms der Landwirtschaft große Vorteile zuführen. Auch den kleineren Orten des Moseltals würden sich— hinsichtlich elektrischer Beleuchtung, Anlage elektro-chemischer Fabriken, Abgabe elektrischer Kraft an Handwerker usw. große Ent wickelungsmöglich- leiten eröffnen, ganz abgesehen davon, daß sie durch die Verkehrs- steigerung auch allgemein wirtschaftlich einen großen Ausschwung nehmen würden. Technisch liegen die Verhältnisse überaus günstig: Die Kosten betragen pro Meter nur 250 M., insgesamt 75 Millionen Mark(für die Saar 27 Millionen Mark). Die Leistungsfähigkeit ist auf je 12,5 Millionen Tonnen jährlich in Berg- und Talfahrt zu veran- schlagen. Eine Konferenz der beteiligte» Staatsregierungen am 5./6. April 1907 zu Trier ergab denn auch, daß der Moselkanal schon im ersten Jahre einen Ueberschuß von 1,5 Millionen Mark ergeben lvürde. Kein anderes europäisches Kanalunternehmen hat eine derartig glänzende Rentierung. Trotzdem nimmt das preußische Bauten- sowie Finanz- minifteriilm eine fast absolut passive Haltung ein, in der Hauptsache wohl aus Befürchtung erheblicher Ausfälle der Eisenbahn - einnahmen, die man neuerdings auf 24 Millionen Mark jährlich (früher nur aus 18—20 Millionen Mark) geschätzt hat. Demgegen- über fallen die eventuellen Erträgnisse des eventuellen staatlichen Schleppmonopols von über drei Millionen Mark, ferner die großen Einnahmen aus den Frachten für Bamnaterialien, endlich die Ent- lastung des WagenbedarsS um zirka 10 000 Waggons jährlich ins Geivichl! ganz abgesehen davon, daß gegebenenfalls der Staat Schleppgebühren und Eisenbahnfrachten in zweckentsprechender Höhe zueinander halte» kann. Vor allem aber darf, was auch beim Hannover - Rhein -Kalial mit vollem Recht abgelehnt wurde, der stskalische Gesichtspunkt nicht von au« schlag- gebender Bedeutung für ein so wichtiges wirtschaftliches Kulturwerk, wie die Kanalisierung einer unserer Hauptwasserstraßen werden._ Druckfehlerberichtigung. In der Notiz.Kartellpolitik' in der gestrigen Nummer des.Vorwärts' muß es im zweiten Absatz heißen erstes Wort.Auch' anstatt»Also' und in der 4. Zeile»etwas" anstatt»eher'._ Agrarische Liebesdienste. LlS Schulbeispiel, wie man in Deutschland im Interesse unserer Agrarier Handel und Verkehr zu»fördern' pflegt, teilen die Hain- burger Beiträge folgendes mit: Seit Jahren haben sich unsere HandelSkreiie die größte Mühe gegeben, die Beziehungen zu den Ländern am Persischen Golf zu entwickeln. Unter den wenigen Importartikeln, die in Frage kommen, bildet einen sehr aussichts- reichen die Dattel. In anderen Ländern ist sie ein Volksiiahrungs- mittel; von der versischen Ernte von etwa 30 Millionen Kilo geht z. B. die Hälfte nach England, nach Deutschland bisher nur 450 000 Kilo, denn bei uns unterliegt die persische Dattel einem Zoll von 24 M. per 100 Kilo, d. h. eine Belastung gleich dem vollen Wert der Ware. Andere Südfrllchte bezahlen viel geringere Sätze, getrocknete Pflaumen 5 M., Aprikosen und Ananas 4 M., und die neuerdings sehr in Aufnahme kommenden Bananen sind überhaupt zollfrei. Bemühungen, wenn nicht eine Zollbefreiung — wie sie in England besteht—, so doch wenigstens eine Er- Mäßigung des Zolles zu erlangen, und zwar mit vollem Recht, weil der bisher erhabene Zoll von 24 M. für die vom Persischen Golf importierten Datteln vollständig mit Unrecht erhoben ist, waren bisher erfolglos. Der Zolltarif kennt einen Zoll für frische Datteln von 12 M. und einen für getrocknete Datteln von 24 M. Diesem letzteren unterliegen die persischen Datteln. Es ist nun durch Sachverständigen-Gutachtcu uachgewieseii. daß die vom Persischen Golf importierten Datteln frisch vom Baum genommen und versandt und keinerlei Trockuungsprozessen nnter- zogen werden, während es sowohl in Persien wie anderswo Datteln gibt, die einem besonderen TrocknuiigSverfahren unterworfen, die aber bei uns aus Persien gar nicht eingeführt werden. Trotz alledem haben die hamburgischen Zollbehörden die richtige Tarifierung der Datteln verweigert, und ihre Entscheidung ist vom Reichsschatzamt, nachdem eS ein volles Jahr gebraucht hatte, um sich auf diese Ent- scheidnng zu besinnen, bestätigt worden. Die deutschen Agrarier werden mit solcher Politik sehr zu- frieden sein._ Aus der Naturgeschichte des WohUiulgiritstrustS. Auf den Ton schauernder Andacht vor dem Erhabenen sind die Berichte der bürgerlichen Blätter über eine neue Nockefeller-Stiftuug gestimmt. Die„New Yorker Staatszeiwug', das Organ der deutschbürgerlichen Miltelllasse, das sauft so gern und häufig über die brutale NücksichtSlosigkeit, die korrupten und räuberischen Methoden des OeltrusteS zetert, bittet heute.mit dem Hut in der Hand' alle Nockfeller je nachgesagten Schlechtigkeiten ab. Dabei ist bisher nur wenig Genaues über den Charakter und den Umfang der Schenkung bekannt, die auf eine Art Per» triistung der Wohltätigkeit hinauszulaufen scheint. Man weiß nichl ob Rockefeller ein oder einige Hundert Millionen springen lassen wird, oder ob er gar, wie man munkelt, ein volles Drittel seine? Milliardenvermögeiis hergeben will, von dem er übrigens selber nicht weiß, wie groß es eigentlich ist. Gerade zur rechten Zeit erzählt jetzt der sozialistische.Appeal t o R e a s o n" die Begleit- und Folgeumstände der Entscheidung des milden Richters Großcnp in Chicago , der das denkwürdige Urteil des Richters Landis, wodurch dem Oeltrust eine Buße von 29 000 240 Dollar auferlegt wurde, umstieß, und diese Enthüllungen lassen den Ursprung der Oeltrustreichlümer, mit denen Rockefeller „wohl- tun' will, in greller Beleuchlnng erscheinen. Am 6. Juli 1907 fällte Richter Landis sein Urteil und am22.J»li stieß die Machtvollkommenheit des Richters Großcup den Wabrspruch um, Rockefeller und Komplizen von der Zahlung der Strafe absolvierend. Soweit ist die Geschichte nicht neu; neu ist der Oeffenttichkeit dagegen, daß, unmittelbar, bevor Richter Großcup die über den Oeltrust verhängte Strafe auf- hob, an der Bostoner Börse in wenigen Tagen mit Oeltrustaktien Vermögen gemacht wurden, und daß ein dortiger Makler, der recht- zeitig eine schwere Menge dieser Papierchen aufgekaust hatte, um an der gewaltigen Kiirssteigeriing in Oeltrustwerlen nach GroßcupS Entscheidung zu partizipieren, kein anderer war, als Richter Groß» cups persönlicher Vertreter. Es war am 13. April 1907, alS der Juryspruch gegen den Oeltrust fiel, � der sogleich den von dem Appellationsrichter Großcup„Beiseitesetzung" des Verdikts verlangte, und es war 30 Tage vor dessen Entscheidung, also noch bevor Richter Landis jenem Wahrspruch sein Urteil folgen ließ, als der von Großcup beauftragte Bostoner Maller Oeltrustaktien zu kaufen begann, deren Kurs nach dem erwähnten Jnryverdikt ganz bedeutend gesunken war. Diese Ankäufe setzte Großcups Ver- treter noch zwei Tage vor dem Urteil des weisen und gerechten Richters von Chicago fort. Nach dieser Entscheidung kraxelten die Ocltrustwerte in einer Stunde so munter in die Höhe, daß auf diese Weise an der Börse insgeiamt 270 000 000 Dollar„ver- dient' wurden, welche Summe sich bald auf mehr als 500 000 000 Dollar erhöhte. Der„Appeal to Reason' verlangt die sofortige Prozessienmg Großcups, der inzwischen eine Reise nach Aegypten augetreten hat. Das Ganze ist ein gerade gelegen kommendes Exempel für die simple Wahrheit, daß die Wohltätigkeitsmillionen, über die wir uns zu be- geistern ergebenst gebeten werden, durch pfiffige Manipulationeu dem Volke gestohlen wurden, um im Notsalle auch mit verbrecherische» Mitteln verteidigt zu werden. Em der frauenbewegung. Selbstmordhäufigkeit beim weibliche» Geschlecht. Der innige Zusammenhang zwischen dem moralischen Tun der Menschen und den wirlschastlichen Verhältnissen ist schon oft betont worden. So wie in Zeiten steigender Brotpreise die Diebstähle häufiger werden, so reift in Zeiten schlechter wirlschafllicher Kon- junktur, allgemeiner Arbeitslosigkeit häufiger als sonst die äußerste Verzweiflungstat des Menschen. Nach den Mitteilungen des kaiserl. Statistischen Amtes kamen im Deutschen Reiche auf 100 000 Einwohner Selbstmorde: männlich auf 100 mannl. und weiblich kommen weibl. zusammen Selbstmorde 1897 8.4 20,6 26.1 1893 8.3 19,9 26.8 1899> 8,2 19,5 27,2 1900 8,5 20,3 26,8 1901 8,2 20,8 25,2 1902 8,8 20,4 26,3 1903 9,1 21,7 27,1 1904 9,2 21,0 28,5 1905 9,5 21,3 29,3 1906 9,4 20,4 30.5 1907 9,6 20,6 81,0 1908 9,7 21,9 29,1 Die Jahre 1898 und 99 waren solche der Hochkoninnktur und wir finde» dementsprechend nur eine Selbstmordziffer von 19,9 und 19.5 pro 109 000 der Bevölkerimg. Dann setzt die niedergehende Bewegung ei», die 1903 ihren Tiesstand erreichte, in welchem Jahre das reichsstatistische Amt im Juni 8,2 Proz. Arbeitslose in den an die Bcrichlerstattung angeschlossenen Gewerlschasten feststellte. Die Selbstmordziffer steigt in dieiem Jahre auf 21,7. Die nun wieder aussteigende Konjunktur läßt aus ihrem Höhepunkt im Jahre 1906 die Arbeitslosenziffer aus durchschnittlich 1 Proz. und die Selbstmordziffer auf 20,4 sinken. Und mit der darauf folgenden Verschlechterung der Wirtschaftslage beginnt auch wieder die Selbstmordziffer zu steigen. Die geringere Selbstmordhäufigkeit bei den Frauen ist eine Folge der geringeren Beanspruchung der Frau durch die berufliche Erwerbstätigkeit, wie andererseits die Zunahme der weiblichen Selbstmorde in den letzten Jahren init einer stärkeren Hineinbeziehung der Frau in diese Arbeit zusammenfällt. Bürgerliche Frauen gegen das Schnapsblock-Wahlrecht. In einer am 21. März von der Ortsgruppe für Fraueiistimmrecht veranstalteten, in den Anninhallen tagenden, sehr gut besuchten Ver- sammlung wurde die folgende Resolution einstimmig angenommen: Die am 21. März in den Arminhallen tagende, von der Ottsgruppe Berlin für Fraueustimrnrecht einberufene öffentliche Vollsversamm- lung protestiert ausS schärfste gegen die Wahlreform, wie sie von Regierung. Konservativen und Zentrum geschaffen ist. Sie protestiert in gleichem Maße gegen die durch nichts zu rechtfertigenden Ueber- griffe der Polizei anläßlich der Demonstrationen für das allgemeine gleiche, direkte, geheime Wahlrecht. Die Versammlung gelobt, in dem Kampfe um daS allgemeine, gleiche, direkte unv geheime Wahlrecht für beide Geschlechter nicht zu ermatten und nicht eher zu ruhen, bis das Recht des Volkes er« rungen ist._________ Amtlicher Marktbericht der städlilchen MarNdallen-DIrektton aber den Grotzbandel in den Zenwal-Marttballen� ÄKarktlagc: F l e H ck: Zutubr reichlich, Geschält ruhig, Preise mweräiidert. Wild : Zufubr sehr knapp, Steichäsl ruhig. Preis» scst. Geflügel: Zufuhr reichlich, in Puten über Bedarf, Gefchäst lebhaft, Preise gut. Fische: Zufuhr reichlich, Geschält teilweise lebhast, Preise wenig verändert. Butter und Käte: Geschäft ruhig, Preise unverändert. Gemüse, Obs, und Süd» fruchte: Zufuhr genügend, Geschäft ruhig, Preise wenig verändert. Jahr weiblich «YasierftandS'ttiachrtciiten der Landesanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom verllner Wctterbureau. Wasserstand Kemel . Tilsit V i e g e l. Justerburg Weichsel. Thorn Oder, Ratibor , Krofsen , Frantiutt Warthe, Schrimm » LandSberg Netze, vordamm Elbe, Leitmeritz » Dresden , Bardo , Magdeburg »j-i- bedeutet Wuchs,— Fall.—•) Unterpegel.
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