GewerhlcbaftUche� Dfe Berliner Hkhordmaurer und der Kampf im Baugewerbe. Eine öffentliche Versammlung öer Berliner Akkord- maurer, die von: Vorstaude des Zweigvereins des Zentral- Verbandes und vom Vorstände des Gewerkschaftlichen Vereins der Akkordmaurer gemeinsam nach den Arminhallen einbe- rufen war, beschäftigte sich mit der Stellung der Akkordmaurer tm Berliner Baugewerbe. Dem Rufe waren zirka SM Jnter- estenten gefolgt, von denen die größere Hälfte jetzt im Akkord arbeitet. Das Bureau wurde von beiden je zur Hälfte be fetzt, ebenso stellte jeder Teil einen Referenten. Das Stattfinden und der Verlauf der Versammlung können als ein erfreuliches Zeichen des siegenden Gedankens der Arbeitersolidarität angesehen werden. Die immer schärfer aufeinanderplatzeirden Gegensätze zwischen den Anwendern menschlicher Produktionskräfte und den Verkäufern der Ar beitskraft treiben selbst die durch bestimmte Umstände zeid weise in Verwirrung und auf Abwege geratenen Ardeiter immer wieder zu der Erkenntnis, daß sie als Hilfstruppe der Unternehmer keine würdige Rolle spielen und in letzter Linie sich nur selber schaden, wenn sie sich als Puffer und Geißel gegen die eigene Klasse verwenden lassen. Der im Septeniber 1897 gegründete Gewerkschaftliche Verein setzte sich aus Mitgliedern der Lohnmaurerorganisa- tionen zusammen. Sie waren fast alle nüt den Beschlüssen und Grundsätzen der Organisation in Konflikt geraten, so daß der Ausschluß erfolgt war oder doch in Aussicht stand. Sperren und Streiks der Lohnarbeiter respektieren sie nicht. Seit 1897 sind eine große Anzahl gesperrter Bauten besetzt worden. Bei Streiks und Aussperrungen betrieben sie dasselbe ver werfliche Spiel, und eine der Ursachen, aus denen der Kamp, 1997 verloren ging, ist, daß die Akkordmaurer den bestreikten Arbeitgebern Arbeitskräfte zur Verfügung stellten und die notwendigste Streikarbeit fertig stellten. Im Hochsommer 1897 arbeiteten nur 1,94 Proz. der in Berlin beschäftigten Maurer im Akkord, der Prozentsatz stieg bis zum Mai 1997 auf 19 und er erreichte bis Ende des Kampfes im August desselben Jahres die bedrohliche Höhe von 24 Proz. Gegenwärtig dürften es wieder kaum 19 Proz. fein. Letztere stehen nicht niehr alle in offener Feindschaft gegen den Zentralverband. Der letztere sah sich nämlich in- folge der drohenden Gefahr im Januar 1998 veranlaßt, seinen Beschluß aufzuheben, wonach jeder im Akkord arbeitende Maurer ausgeschlossen werden mußte. Das Akkordverbot wurde aufgehoben und allen die Pflicht auferlegt, durch Auf- klärung die Maurer von der Schädlichkeit der Akkordarbeit zu überzeugen. Wer dennoch durch Zeit und Umstände ein- mal genötigt wird, im Akkord zu arbeiten, kann seitdem Mitglied des Verbandes bleiben. Den Akkordmaurern aber hat der Verband der Berliner Baugeschäfte mit schlagenden Beweisen gelehrt, wie töricht es gehandelt ist. wenn Arbeiter sich als Rausreißer der Unter nehmer gebrauchen lassen. So kam es. daß bestimmte gleichlaufende Interessen die bisher feindlichen Organisationen zunächst zu dieser einheit lichen Aktion zusammenführte. Der Referent des Verbandes gab zunächst einen fach lichen historischen Rückblick über das Entstehen der Sonder organisation und führte die Anwesenden in den Stand der jetzigen Tarifverhandlungen der Lohnmaurer ein. Indem er ihnen die Forderungen des Deutschen Arbeitgeberbundes er- klärte, zeigte er ihnen auch, wie stark hierbei die Interessen der Akkordmaurer ebenfalls berührt würden. Andererseits sei zu wünschen, daß sich überhaupt kein Akkordmaurer wieder zu Verstößen gegen die Solidarität bewegen lasse. Er for- derte sie deshalb auf. bei dem kommenden Kampf, unbeschadet der abweichenden Meinung über die Lohnform, mit den Lohnmaurern strenge Solidarität zu üben. Diese Ausfüh- rungen fanden lebhaften Beifall. Der Referent des Gewerkschaftlichen Vereins ging von dem Standpunkte aus, daß angesichts des drohenden Kampfes im Baugewerbe die Akkordmaurer sich fragen müßten, ob es nicht an der Zeit sei. sich eine würdige Stellung in der beut- schen Arbeiterbewegung zu errmgen, daniit sie endlich in die Reihen der um Existenz und Zukunft kämpfenden Organi- sationen eingereiht werden könnten. Ursache sei Hinlänglich vorhanden. Als die Lohnmaurer 1997 im Kampfe lagen, sei der Verband der Baugeschäfte mit der Frage an den Verein herangetreten, ob er mit ihm einen Vertrag schließen wollte. Es wurde den Akkordmaurern dauernde Beschäftigung und ständige Bevorzugung zugesagt. Auch die Preise wurden geregelt. So sollten im Keller für 1999 Steine 7,59 M. gezahlt werden. Leider waren die Akkordmaurer so vertrauensselig und übersahen, daß im Ver trage das wichtigste, nämlich die Preise, nicht aufgenommen worden sind. Als nun der Lohnkampf der Maurer verloren war und die Krise begann, da erinnerte sich der Arbeitgeberverband seiner Liebeswerbungen nicht mehr. Konnten früher die an- gebotenen Bauten kaum alle mit Maurern besetzt werden. so ließ nun die Arbeit nach und die Arbeitgeber drückten ganz schrecklich die Preise. Während der Maurerlohn von 1897—1997 um 25 Proz. stieg, war der Akkordpreis pro Tausend auf 7.59 M. stehengeblieben und wurde nun auf ö M. und weiter herabgedrückt. Die Ausbeutung stieg ins ungeheure und die Qualltät sank dermaßen, daß kein Akkordmaurer dafür die Verant- wortung übernehmen kann. Im März 1999 wurde der Vorhand des Gewerkschaft- lichen Vereins bei dem Verbände der Baugeschäfte vorstellig und fragte an, warum denn die Preise trotz des bis 1. April 1919 geltenden Vertrages so herabgedrückt wären. Da wurde höhnisch und kalt geantwortet, daß der Arbeitgeberverband ja die Preise nur für 1997 vereinbart habe. Im übrigen seien die Akkordmaurer selber schuld, wenn die Preise herab- gegangen sind. Wären sie in der Lage, vermittels einer großen Organisation, so wie die Verbände, mit Streiks und Sperren für ihre Sache zu wirken, so würden die Arbeitgeber gern bereit sein, die Preise auch weiter zu zahlen.„Wir mußten beschämt von dannen ziehen," so ruft der Redner aus,„haben uns aber gelobt, Einkehr zu halten und nicht zu. ruhen, bis wir uns Ehre, Achtung und Respekt auf allen Seiten errungen haben." Wir werden es dem Arbeitgeber- verband niemals vergessen, wie schändlich er uns behandelt Hot und wie verächtlich er uns beiseite schob, als wir ihm aus der Patsche geholfen. Wir werden uns nicht wieder wie 1997 dazu mißbrauchen, unseren anderen Kollegen vom Verband Knüppel zwischen die Beine zu werfen.(Stürmischer Beifall.) Im November 1999 fragten wir wieder an, ob zum Zwecke der Vertragserneuerung Verhandlungen stattfinden können. Nach längerer Zeit fand eine solche statt. Wir wurden sehr kühl behandelt. Wohl stimmte man unseren allgemeinen Vorschlägen zu, auch dem, daß Sonnabends um 4 Uhr Feierabend sein soll: aber den wichtigsten Punkt, die Festsetzung der Preise, lehnten die Unternehmer ob. Ein Vertrag ohne Preisfestsetzung ist vollständig wertlos: damit dürfte auch für uns die Verhandlung für gescheitert gelten. Die Arbeitgeber können ja auch mit uns keine Vereinbarung treffen, wenn sie von-den Verbänden ausdrücklich die Ver- pflichtung fordern, vor und bei der Vereinbarung der Akkord- preise keinerlei Einfluß auf ihre Mitglieder auszuüben. Also. Kollegen! Unsere Stellung ist klar. Wir dürfen unseren Kollegen vom Verband nicht mchr hindernd in den Weg treten, sondern müssen mit ihnen Schulter an Schulter käinpfen. Etwas anderes dürfen wir nicht mehr mit unserer Ehre für vereinbar halten.(Lebhafter Beifall.) Nachdem sich noch mehrere Redner im gleichen Sinne ge- äußert hatten, fand folgende Resolution einstimmige An nähme: „Die heute am 23. März in den„Armin-Hallen", Kam Mandantenstraße S8/59, tagende öffentliche Versammlung der Akkordmaurer Berlins und der Umgegend beschließt: In Erwägung: daß der eventuelle Kampf im Baugewerbe Deutschlands im Jahre 1910 einen großen Umfang annehmen und den Herrenstandpunkt der organisierten Unternehmer in noch nie dagewesener Schärfe zeigen wird; in fernerer Erwägung: daß die Berliner Akkordmaurer-durch ihren bisherigen Standpunkt in früheren Lohnkämpfen der Maurer, nicht nur diese, sondern in noch viel größerem Maße sich selbst un- geheuer geschädigt haben; daß sie in einer eventuellen Aussperrung der Maurer Deutsch- lands und dadurch auch der Berliner Maurer, oder in einem eventuell aus der Aussperrung hervorgehenden Lohnkampf der Berliner Lohnmaurer gegen letztere vollste Solidarität üben und jeden Streik- oder Spcrrbruch weit von sich weisen. Ferner verpflichten sich die Anwesenden, ihren ganzen Einfluß auf die in der Versammlung nicht erschienenen Akkordmaurer im Sinne der Resolution aufzubieten." Berlin und ümgegend. Achtung! Friseurgehilfen! Zwecks Kontrolle darüber, daß am zweiten Feiertage nicht ge- arbeitet wird, melden sich die Kollegen am genannten Tage zwischen 9— 11 Uhr im Bureau, Rosenthalerstraße 57. Verband der Friseurgehilfen, Zweigverein Berlin und Vororte. Die Lohnbewegung im Schneidergewerbe Berlins und der Bororte schreitet rüstig vorwärts. In der Herrenkonfektion wird die Zahl der Geschäfte, die sich genötigt sehen, Tarifverträge mit dem Schneiderverband abzuschließen, immer größer, so daß man dem Ziele einer allgemeinen und einheitlichen Regelung der Lohn und Arbeitsverhältnisse immer näher kommt. In der vorigen Woche ist unter anderem bei der Firma Hugo Hermann u. Co. ein Tarifvertrag auf derselben Grundlage wie bei den vordem schon tariflich geregelten Geschäften abgeschlossen worden, allerdings erst nach viertägigem Streik. Die Firma hatte so niedrige Angebote gemacht und dann die Verhandlungen der- maßen hinauszuziehen versucht, daß den dort-beschäftigten Kon- fektionsschneidern kein anderes Mittel als die Arbeitsniederlegung übrig blieb, die ja dann auch ihren Zweck nicht verfehlte. Am Sonnabend, als die mündlichen Abmachungen schon getroffen waren, weigerte sich der Firmeninhaber, den Tarifvertrag zu unterschreiben und behauptete, daß bei anderen Firmen niedrigere Lohnsätze vereinbart seien. Nun ist es Tatsache, daß bei einer Firma die Grundpreise für Sakkos in zwei Serien etwas niedriger angesetzt sind. Das ist aber ganz unbedeutend, und übrigens wurde der Tarif mit jener Firma schon früher abgeschlossen als der bei Adalbert Stier, der die Grundlage aller weiteren Tarif- abschlüsse bildet. Aus jener geringen Abweichung, die die Firma Hugo Hermann als Grund der Verweigerung ihrer Unter- schrift anführte, kann also keineswegs gefolgert werden, daß der Grundsatz der Einheitlichkeit der Tarifverträge nicht durch- geführt wird. Die bei der Firma beschäftigten Schneider nahmen am Monwg in einer vollzählig besuchten Versammlung Kenntnis von dem Verhalten des Unternehmers und beschlossen, falls er nicht sofort unterzeichnete, die Arbeit wieder niederzulegen. Als der Firmeninhaber das erfuhr, wandte er sich sogleich an den Schneiderverband und unterschrieb den Tarifvertrag, der nun am 15. April in Kraft tritt. Der Tarifvertrag für die Herrenkonfektion ist im übrigen end- gültig abgeschlossen und unterzeichnet hei Adalbert Stier, wo er am 15. April in Kraft tritt, bei M a ch o l u. L e v i n, wo er am 1. April, bei Cohn u. Sohn, wo er am selben Datum in Kraft tritt. Bei Stern Gebr. ist der Tarifvertrag vor- gestern unterzeichnet worden und gilt, wie bei Hermann und bei Stier, vom 15. April ab. Bei der Firma S. A d a m ist der Tarifvertrag endgültig unterzeichnet und auch schon seit dem 1. März in Kraft getreten. Bei Bender u. Gattmann ist der Tarif ebenfalls unterzeichnet und gilt vom 1. April ab. Bei Elsbach Nachfl. wird die Unterzeichnung des Tarifs, der dort am 15. April in Kraft tritt, demnächst erfolgen. Am selben Tage soll auch bei Albert G r a e tz der Tarif in Kraft treten, hier rnd jedoch noch einige Positionen zu regeln. Bei der Firma S ch u l m e i st e r ist die tarifliche Regelung bereits durchgeführt, die Unterzeichnung steht jedoch noch aus. Die Firma Reichmann, die den Tarifvertrag, der am April Geltung erhalten soll, noch nicht unterzeichnet hat, er- hebt die Einwendung, daß bei den Verhandlungen andere Preise vereinbart seien, als jetzt im Tarif verzeichnet sind. Die bei ihr tätigen Schneider hielten am Montag eine Versammlung ab, wo estgestellt wurde, daß der schriftlich niedergelegte Tarif durchaus übereinstimmt mit den Aufzeichnungen der Kommissionsmitglieder, und beschlossen wurde, der Firma mitzuteilen, daß sie sich geirrt habe, und daß, falls sie sich weigere, den Tarif in der vorliegenden Fassung zu unterzeichnen, die Arbeit eingestellt werden müsse. Antwort wird bis spätestens den 29. März verlangt. Eingereicht, aber noch nicht abgeschlossen, sind die Tarife bei den Firmen Max Lesser und Pohl u. Schmidt. Für eine Reihe anderer Firmen sind die Vorbereitungen zur Einreichung der Tarife im Gange. Die Tarife für die Herrenkonfektion müssen immer einzeln ausgearbeitet werden, da in jedem Geschäft Arbeiten >u finden sind, die in anderen Geschäften nicht vorkommen und larum besonders berücksichtigt werden müssen. Uebrigens werden die abgeschlossenen Tarife gedruckt und einer allgemeinen Branchen- Versammlung vorgelegt werden. Der Tarifvertrag der K o st ü m b r a n ch e ist durch die kürz- lich eingeleitete Bewegmu;. die sich auf die bisher nicht geregelten Geschäfte erstreckt, vorläufig bei weiteren fünf Firmen zur An- erkennung gebracht.— Die Verhandlungen, die mit den Arbeit- gebern der Kostümbranche über die halbstündige Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit infolge der Gewerbeordnungsnovelle ge- pflogen wurden, haben zu einer Einigung nicht geführt. Die Arbeitgeber haben sich jedoch bereit erklärt, sich einem Schieds- pruch des Gewerbegerichts zu unterwerfen. Der Schneidcrverband wird sich wahrscheinlich ihrem Vorgehen anschließen und den binnen kurzem zu erwartenden Schiedsspruch anerkennen. In der MilitSrbranche änd wegen der neuen Uniformen, wobei es sich allerdings vor- äufig nur um Muster handelt, Verhandlungen gepflogen und auch Preise mit dem Warenhaus für Armee und Marine vereinbart Letzte Nadmcbtcn und Depcrcbcn. Riistungskoller in Rußland . Petersburg, 24. März.(W. T. B.) Die Finanz» kommiffion des Reichsrates stellte die im Budget ge» orderten Kredite von 14 674 999 Rubel für den Bau neuer Kriegs- chiffc, die die Budgetkommission der Duma um elf Millionen redu- ziert hatte, wieder her._ Zusammenstöße an der montenegrinische» Grenze. Saloniki, 24. März.(W. T. B.) An der montenegrl« Nischen Grenze ist es in den letzten drei Tagen zwischen Arnauten, türkischen Grenzsoldaten und Monte» negrinern zu mehreren blutigen Zusammenstößen gekommen. Bei Erzanitze und Pepitsch dauern die Scharmützel an. Zwei Montenegriner und ein Arnaüte sind bereits gefallen. Die montenegrinische Regierung hat Einspruch erhoben und droht, zur Selbsthilfe zu greifen, falls die türkische Regierung nicht sofort die Ruhe wiederherstellen läßt. Gewalten der Tiefe. Catania , 24. März.(W. T. B.) Wie Direktor Ricco vom Aetnaobservatorium aus Nicolisi telegraphiert, haben die Eruptionen der letzten Tage einen Lavastrom ausgeworfen, der in einer Breite von 599 Meter mit einer Stundengeschwindigkeit von mehr als 29 Meter vom Monte San Leo herabströmt. Ein Telegramm aus M U o meldet, daß die dortige Bevölke» rung heute durch eine starke Erderschütterung in großen Schrecke» versetzt worden ist. Verantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantv.: rh. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VeriagSanstaU Paul Singer& Ca, Berlin 8 W, Hierzu 4 Beilagen u.vnterhaltungSbl, worden, jedoch unter der Voraussetzung, daß, wenn die Uniforme» allgemein eingeführt werden, über die Löhne noch weiter der- handelt wird. Die Herrenmnßschnciber CharlottenburgS haben ihre Lohnbewegung mit Erfolg beendet. Es sind überall Tarifverträge, entsprechend dem Berliner Herrenmaßschneidertarif, abgeschlossen worden. Allerdings konnte dies gute Ergebnis nicht ohne Streik erzielt werden, und die Verhandlungen mit der von den Meistern eingesetzten Kommission hatten sich auch zerschlagen, weil die Herren nicht eher Abmachungen treffen wollten, als der Streik aufgehoben wurde. Darauf konnten die Vertreter der Arbeitnehmer natürlich nicht eingehen und darum mußte man sich wieder an die einzelnen Firmen wenden, wobei denn auch der gewünschte Erfolg nicht ausblieb. In S t e g l i tz konnte die Lohn- bewegung der Herrenmaßschneider ebenfalls nach erfolgreichem Streik für beendet erklärt werden, nachdem auch dort der Tarif im allgemeinen zur Anerkennung gebracht ist. Sechs Firmen mit im ganzen 18 Arbeitern haben ihn jedoch noch nicht anerkannt, und über sie ist d i e Sperre verhängt. Nun erklären sich diese Firmen allerdings auch bereit, den Tarif zu unterzeichnen, nur sind sie sich noch nicht klar darüber, wer den Anfang machen soll.— Bekanntlich hatten die Arbeitgeber in Steglitz bei der Einreichung der Forderungen den Einwand erhoben, daß dort noch ein Tarif- vertrag bestehe und erst einmal gekündigt werden müsse. Der Schneidcrverband erklärte demgegenüber, daß in dem alten Tarif keinerlei Kündigungsfrist vereinbart sei. Daraufhin brachten die Arbeitgeber zu den Verhandlungen den Krcissekretär mit, der der Arbeitnehmern klar machen sollte, daß sie Tarifbruch begangen hätten. Nachdem der Kreissekretär jedoch Kenntnis von der Rechtslage genommen hatte, mußte er erklären, daß die Arbeit- nehmer das juristische Recht hatten, ohne Kündigung neue Frfrde- rungen zu stellen, wenngleich er meinte, daß ihnen vielleicht moralisch die Pflicht nahegelegen habe, erst zu kündigen. Achtung, Bautischler! In dem B-augeschäft von August Konrad in Hennigsdorf sind neue Differenzen ausgebrochen, weil Herr Konrad das bei der Verhandlung gegebene Versprechen nicht einhält. Zuzug ist fernzuhalten. Deutscher Holzarbeiterverband. Zahlstelle Hennigsdorf i. d. Mark. Deutfckes Reich. 250 Hochofenarbeiter des Differdinger Werks der Deutsch . Luxemburgischen Bergwerksgesellschaft traten wegen Verweigerung der geforderten Lohnerhöhungen in den Ausstand. Ausland. Die Maffenaussperrung in Dänemark beschlossen. Der Hauptvorstand der Dänischen Arbeitgebervereinigung hat am Dienstag die geplante Massenaussperrung der Mitglieder des Arbeitsmannsverbandes beschlossen. Sie soll am 2. April durch« geführt werden und sich auf die Textilindustrie, die Seilereien, das ganze Baugewerbe, die Dachpappenfabriken, die Steinhauereien, die Sägewerke, die Möbelindustrie, die Ziegeleien, die Kalt- und Mörtelwerke, die Erdarbeiten, die Eisenindustrie und verschiedene andere Fächer erstrecken, so daß damit zu rechnen ist, daß die ge» samte Industrie und auch die öffentliche Bautätigkeit lahmgelegt wird. ES sind zunächst ungefähr 19 999 Mann, die direkt von der Aussperrung betroffen werden sollen. In der Folge wird natürlich die Zahl derer, die aus der Arbeit gedrängt werden, bedeutend größer werden. Die Arbeitgebervereinigung hat bei Veranstaltung der Aussperrung die nach der Generalaussperrung von 1899 mit dem Gesamtvcrband der Gewerkschaften getroffenen Verein» barungen. die noch immer volle Geltung haben, gebrochen und wird dafür von dem permanenten Schiedsgericht zur Rechenschaft gezogen. Der Dänische Arbeitsmannsverband. der mit seinen sckwedischen, norwegischen und deutschen Brüderverbänden Gegen- seitigkeitsverträge abgeschlossen hat, sorgt unter anderem schon durch internationale Beratungen dafür, daß die Arbeiterschaft auch in diesem ihr aufgezwungenen Kampf keine Niederlage erleidet. Kongreß des italienischen Maurer» und Bauarbetterverbanbe» (Federazione Edilizia in Turino). In Turin tagten vom 19. bis 23. d. M. die dem italienischen Verband angeschlossenen Maurer und Bauarbeiter. Man kann ohne Uebertreibung sagen, daß noch kein italienischer Gewerkschaftskongreß soviel praktische und die Gewerkschaft fördernde Arbeit schaffte. Angenommen wurde, für die Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden einzutreten. Ferner wurde der Anschluß an die Generalkommisston Italien » eschlossen. Doch was besonders nicht allein für den italienischen Verband, sondern auch für seine Bruderverbände von Bedeutung ist, das ist die Erhöhung der Beiträge, womit sich der italienische Mauerverband an die Spitze-der italienischen Verbände stellt. Bisher zahlten die italienischen Bauarbeiter nur für ein halbe? Jahr Verbandsbeiträg«; dies wurde dahin umgeändert, daß die Beiträge von 1912 an für 49 Wochen zu zahlen sind. Auch wurden die Monatsbeiträge erhöht, ähnlich dem Deutschen Maurerverband nach Staffelungen. Auch die Zusammensetzung des Vorstandes, Einrichtung des Kontrollausschusses usw. wurde nach deutschem Muster beschlossen. Ferner wurde über Unfall- und Jnvalidengesetz referiert, und zeigte dieser Kongreß, daß der Bauarbeiterverband unter vorzüglicher Leitung steht, und eS deswegen zu begreifen ist, daß daS Unternehmertum ihn mit allen Fibern haßt. Am 21. d. M., abends, fand eine Zusammenkunft der ausländischen Organi» sationsvertreter statt, um sich über die beste Art der Organisierung der Auswanderer zu besprechen und sonstige wichtige Punkte zu beraten. Der Kongreß hat gezeigt, daß auch der italienische Ar- beiter den großen Wert der Organisation und der praktischen Arbeit begriffen hat und für das deutsche Unternehmertum daS frühere Paradies der Lohndrücker und Streikbrecher geschlossen ist.
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