Schnapsboykstt imd Mal/lrechtokainpfergänzen einander!Seide treffe« die Junker, die schlimmsten Feinde des Proletariats!der belgische RachlaßSkandal.Brüssel, 15. März.(Eig. Bericht.) Unter allen Skandalen, diedie Herrscherlaufbahn Leopolds II. bezeichnen, ist wohl der aus-giebigste und gediegenste der Nachlassskandal, über den neulich dieInterpellation Vandervelde gründlich Licht verbreitet hat. ES war«in Epilog, den die verherrlicher deS„grossen Königs" kaum in seineBiographie ausnehmen dürften.In der Tat: was immer dieser königliche Jndustrieritter inseinem geschäftereichen Dasein an zweideutigen Operationen undunsauberen Manövern aufgeführt hat— eS wird entschieden in denSchatten gestellt durch den letzten grossen Trick, den dieBermögenSIiquidation zutage gefördert hat. ES wird nach diesenEinhüllungen schon ein geniales Fälschertalent vonnöten fein, umder Welt noch immer die Legende aufzuschwatzen, dass die skrnpel-lose vermögenZrafferei Leopolds nur im Interesse und zum Bestender Nation betrieben worden ist. Man hat ja die Ausbeutung undAusplünderung der Neger, den Länderraub, den die Regierung deS„Unabhängigen KongostaateS" an den Negern verübt, damit zu ent»schuldigen und zu beschönigen versucht, dass ja die Beute dem Mutter«lande bestimmt war. Und wenn eS auch wahrlich kein Geheimniswar, dass Leopold Millionen und Millionen aus dem Kautschuk- undElfenbeinhandel für seine höchstpersönlichen Zwecke verwendete, seinerkrankhaften, durch kcineRegung derMenschlichkeit oder eines künstlerischenGeschmacks gemilderten Verschwendungssucht opferte, so blieb dochimmerhin noch Raum für die Illusion, dass Leopold mit seinenKolonialgeschästen Belgien„bereichern" wollte. Konnte man über«Haupt an dieser Voraussetzung drehen und deuteln? Zwar war daserste Testament, daS Leopold verfasst hatte, als er die grossen Pumpsim Parlament vorbereiten lieh, längst umgestossen: Belgien solltedie Kolonie damals„umsonst" haben. Aber die Grossmut Leopoldshatte sich etwas verflüchtigt, als er die gewünschten Millionen inder Tasche hatte, und so hat er sich bekanntlich im NnnexionSvertragnoch eine recht anständige Abfertigung bewilligen lassen. Aberauch nachdem die Kammer dem König die 5V Millionen„Indemnität" zugesprochen, mochten sich die Belgier—die wenigstens, die sich auf die„reiche" Kolonie freuten, sagen, dasssie ihnen jetzt nun auch wirklich gehöre, mit allem, wasdrum und dran ist, mit den Schulden, aber auchmit den Aktive».... Was die Schulden betrifft, so stimmtdie Sache natürlich. Und Belgien wird überdies die Millionenkostenden Reformen im Kongo auszuführen haben-- nicht nur,weil eS Albert 1. will, sondern auch, weil es Leute ausserhalbBelgien? verlangen. Wie gesagt: so weit Belgien zu zahlenhaben wird, stimmt alle?. Es stimmt nur in dem andernPunkt nicht: nämlich, so weit Belgien etwa? be-kommen sollte. Die Liquidation des Leopoldischen Vermögens-Nachlasses hat nämlich ergeben, dass der seltsame„Wohltäter"Leopold die Nation um 27 Millionen bemogelthat. die ihr von Rechts wegen, daS heisst: auf Grund desKongoannexionsvertrages zugehören. Nach diesem fallen den, belgischenStaat alle Aktiven der Kolonie und der aufgelösten Krön«domäne zu. Der König aber hat diese Fonds ganz anderen, nachseinem persönlichen Willen bezeichneten Zwecken zugewiesen, undBelgien ist möglicherweise auf den Prozcssweg angewiesen, um seineVtrtragSmässigen Bcsitzrechte auszuüben.WaS sich ereignet hat, ist kurz gcfasst folgendes: Nach dem TodedeS Königs fanden sich in seinem Nachlass 23 Millionen Kongo-weripapier«(ungerechnet jener, die sich zweifellos im Besitz dermorganatischen Gattin Leopolds, der Baronin Vaughan befinden),die aus den Aktiven der Kolonie und der Krondomäne stammen unddie daher rechtmässiges Eigentum der Nation sind.DaS erste Licht auf den Skandal ivarf ein aufsehenerregender Artikel derdemokratischen Brüsseler„Gazette", die von einer bisher un-bekannten„Fondation de Niederfüllbach" berichtete, die zweifellosans den Fonds der Krondomäne gegründet wurde. In dieserGründung wie in der„Sociötö des Sites", der„Sociötü de la cvted'Azur" stecken Jmmobilienwerte, die dem Kongostaat bezw. derKrondomäne gehörten und demzufolge Eigentum Belgiens hättenwerden müssen.— Im übrigen zeigt sich, dass Leopoldnicht ganz so arm gestorben ist, als sein Testamenterzählt, in dem der verstorbene König bekanntlich er«klärt hatte. dass er nichts besähe, als diearmseligen fünfzehn Millionen, die er von seinen Elternererbt und die er-- wer lacht« bei diesen Worten in Belgiennicht Z— trotz aller„Schwierigkeiten" seines Lebens treu für seineTöchter bewahrt hatte!— Der Vermögens!, achlah hat immerhingezeigt, dass die Armut nicht ganz so drückend war. Wobei noch zubedenken ist, dass niemand den ungeheuren Vermögensbesitz derBaronin Vaughan kennt, in deren Taschen auch die aus derKongoschuld stammenden 30 Millionen ver-sch wunden sein sollen, die der König seinerzeit vonBelgien entliehen hat und die einfach nicht mehr zufinden waren! Die Regierung hat im Jahre 1303 aufdie Interpellation deS Demokraten Janson über denVerbleib dieser Summe eine grotesk-hilflose Antwort gegebenund bis heute hat man den„Rechenfehler" nicht entdeckt.durch den Belgien um 30 Millionen gebracht wurde. Einklerikales Antwcrpener Blatt und der Brüsseler klerikale„Patriot«"— ein Blatt, das dem König Leopold eistigste Oppositionmachte haben seinerzeit behauptet, ohne dass ein offiziellesDementi erfolgt wäre, dass diese 30 Millionen im Geldschrank derBaronin Vaughan verschwunden feien.— Eine Lappalie scheint da-gegen die ebenfalls auf das Verlustkonto Belgiens fallende berühmteluxuriöse Villa Vanderborght, die Leopold der BaroninVaughan eingerichtet hatte und die von der Krondomäne angekauftwurde— also ebenfalls rechtmässiges Besitztum Belgiens wäre.Die Regierung hat nicht die— UnHöflichkeit begangen, die Siegelan die Schlotzpforten der Villa anzulegen....• In einer von Leidenschaftlichkeit freien, in ihrer SachlichkeitNU« um so eindringlicheren Rede hat Vandervelde in derKammer den ganzen Nachlassskandal aufgedeckt und die Regierung,al» den dafür verantwortlichen Teil, zur Rechenschaft gezogen.Seine Rede hat den letzten blassen Schein der Legende zerstört, dassLeopold„Zeit seines Leben nur darauf bedacht war. Belgien grosszu machen". Um zu erweisen, was der König an Belgien Gutesgeübt, sagte vandervelde, mühte man uns die Rechnungen undArchive des Kongo st aateS übermitteln! Aber wirwerden niemals die Wahrheit wissen, dennLeopold hat alles, eingeschlossen die Belege derAivilltste. vernichtet!" lBesonders anschaulich hat Vandervelde demonstriert, wie Leopoldseine diversen Gesellschaften gegründet hat, deren Gesetzlichkeit über-Haupt zweifelhaft sei. Die Aktionäre dieser Gründungen warenbekanntlich lauter Strohmänner, persönliche Freunde des Königs,wie die Barone Goffinet, Dr. Thiriar usw., und das ganzegeschäftliche Arrangement, zu dem diese Herren herhielten, lief aufeine Beschummelung deS FiSkuS hinaus. Die„Sociötüde la röte d'Agur" hielt einmal eine„Generalversammlung" ab, diesich aus zwei Mitgliedern zusammensetzte. Diese zweiAktionäre, Leopold und fein Dr. Thiriar, beschlössen„einstimmig"die Erhöhung de» Kapitals.Dass freilich dieser Nachlassskandal möglich wurde, daran trägtnatürlich die Regierung und in, besonderen der KolonienministerRenkin die unleugbare und übrigens ungeleugnete Scbuld. Alsder Abgeordnete L o r a n d vor der Kongoannexion im Jahre 1908den Kolonienminister interpellierte, ob ihm Einficht indie Rechnungslegung der Kolonie gewährt worden sei,erklärte Renkin aufs bestimmleste, dass iPm über alle SummenRechenschast abgelegt wurde. Und was„erklärt" derMinister heute, angesichts der im Besitz Leopolds vorgefundenen23 Millionen Kongopapiere? Dass er zwar nie einen Blickin die Bücher deS KongostaateS und der Kron-d o'm äne geworfen, dass er aber in gutem Glauben gehandelt,als er, auf Grund der ihm vorgelegenen Dokumente erklärte, dassalles in Ordnung sei. Jetzt, angesichts der„neu aufgetauchten Tat-fachen" müsse er zugeben, dass seine damaligen Erklärungen ungenauwaren. DaS heisst auf gut Deutsch: daß der gewichste Leopold denvertrauensseligen Herrn Renkin angeschwindelt hat!Aber ob»un der Kolonienminister nur ei» Betrogener oder einMitschuldiger ist: waS soll man zu einem Parlament sogen, daSnach einer derartigen Erklärung eines Ministers Ja und Amen sagtund der Regierung daS Vertrauen ausspricht? Es ist erwiesen, dassdie Kammer von Herrn Renkin getäuscht wurde, dass Herr Renkiusich vom König hat täuschen lassen, dass der Minister eS an den ei»fachchsten Vorsichtsmassregeln bei der Uebernahme der Kolonie hatfehlen lassen: aber die Majorität stimmt für die TagesordnungWoeste, womit die Kammer die Erklärungen deS schuldigenMinisters einfach zur Kenntnis nimint!Die Tagesordnung Vandervelde, die die Schuld der Re-gierung feststellt und ihr das Misstranen darüber ausspricht, dass sieeS bei der Uebernahme an den notwendigen VorsichtS-massregeln habe fehlen lassen, un, Belgien denvollen Besitz der Kolonie zu sichern, vereinigte aufsich die 31 Stimmen der Opposition. ES stimmte Linke gegenRechte— bloss ein paar Klerikale, darunter Beernaert, zogendie Abwesenheit einem direkten VertrauennSvotum vor. DemNachlassskandal fügt fich so würdig der parlamentarische Skandalan, dass die Majorität einer Regierung das Vertrauen ausspricht,die die Kammer in einer der wichtigsten Fragen, die je das Land be-schäfligte, in unverantwortlicher Weise Himers Licht geführt hat.Sie oberhausttage.London. 24. März.(Eig. Ber.)Die Auseinandersetzimg über die Oberhausfrage ist imganzen Lande in Fluß geraten. Sie dreht sich gegenwärtigum verschiedene Resolutionen und Amendements, derenwichtigste am 29. und 30. d. M. im Unterhause zur Beratungkommen werden.. Im Oberhause wurde bereits dasPrinzip der Erblichkeit über Bord geworfen, aber nochnichts an dessen Stelle gesetzt.Wie bereits gemeldet, veröffentlichte der Ministerprasidenk Mr. Asquith seine Resolutionen, deren Inhalt dieGrundlage deS kommenden Gesetzentwurfs bilden soll. DieLiberalen sind von dieser Resolution befriedigt. Nicht so dieArbeiterpartei. Sie wird mehrere Verbesserungsan-träge stellen, die jetzt schon veröffentlicht werden. Sielauten!„Da daS Oberhaus eine unverantwortliche Körperschaft ist,deren Interessen notwendigerweise dem Gemeinwohl entgegen-gesetzt sind, so erklären wir, daß eS ein Hindernis für denstaatlichen Fortschritt bildet und deshalb abgeschafft werden muß."Dieses Amendement wird von Barnes begründet undvon Henderson und Macdonald unterstützt werden.Das zweite Amendeinmt der Arbeiterpartei lautet:„Finanzvorlagen werden zu Gesetzen erhoben, wenn sie dasUnterhaus passieren und die königliche Sanktion erhalten." �Der radikale Abgeordnete Sir Henry Del zielbringt folgenden Zusabantrag ein:„Um der Verschleppungstaktik der Lords vorzubeugen, solldas Gesetz bestimmen, dass es den LordS verboten ist. gegen denWillen der derzeitigen Regierung Anträge über Finanz.vorlagen zu stellen."Dieses Amendement hat den Zweck, den Lords die Mög.lichkeit zu nehmen, Finanzvorlagen an die Wähler zu ver-weisen, wie dies mit dem letzten Etat geschehen ist.Im Namen der konservativen Opposition beantragtder Abgeordnete E. E. Smith:„Das Haus ist gegen die Antastung de? unzweifekhaftenVorrechts der Lords, die Finanzvorlage des Jahres(den Etat)zu verwerfen, da doch ihre Aktion bei den letzten Wahlen aufsglänzendste gerechtfertigt wurde."Dieses Amendement wird höchstwahrscheinlich zu einerumfassenden Debatte führen. Die Konservativen behaupten,daß es im neuen Parlamente keine Mehrheit für den jus-pendierten Etat gibt.Die Lords suchen dem Angriff der Regierung durch einenFlankenmarsch zu. entgehen. Sie haben die Reform desOberhauses � wovon die Resolutionen der Regierung nichtsenthalten— selbst in die Hand genommen. Sie bieten eineAenderung der Zusammensetzung des Hauses an, um seineBefugnisse voll aufrechtzuerhalten. Die zu diesem Zwecke vonLord Rosebery eingebrachten Resolutionen lauten:1. DaS Haus der Lords ist der Ansicht: Eine starke undtüchtige Zweite Kammer ist nicht nur ein fester Bestandteil derbritischen Bersaffung, sondern auch eine Notwendigkeit für daSWohlergehen deS Staates und für das Gleichgewicht desParlaments.2. Eine derartige Kammer kann am besten geschaffen werdendurch eine Reform und Neuordnung des Hauses der LordS.3. Die notwendige Vorbedingung einer solchen Reformist die Anerkennung des Grundsatzes, daß der Besitz eines PeerS-titels nicht mehr das Recht auf Sitz und Stimme im Hause derLordS in sich schließt.Die Lords haben vorläufig den Absatz 3 mit 175gegen17 Stimmen angenommen.. Diese Preisgabe des erb-lichen Prinzips durch die Lords selber, die auf Grund diesesPrinzips ihre Macht ausüben, ist gewiß bezeichnend für dieLage. Indes wollen die Herren nur ein äußerliches Momentihrer Macht opfern, nicht die Macht selber. Um die abergeht es. wenn den Liberalen der Kampf ernst ist.politische(leberfobt.Berlin, den 26. März 1910.Gegen Wahlrechtsdemonstrante»gehen auch die Breslauer Richter fast täglich vor. Aberwährend sie in den ersten Tagen ein„Hoch" mit 10 M. bewerteten, kostete es am zweiten Verhandlungstage bereits1-5. am dritten 20 M. und am vierten gar schon eineWocheHaft! Die ersten Strafbefehle lauteten fast durchweg—sie waren vom frischem Zorn diktiert!— auf 4 bis 8 WochenHaft!! Und ganz wie in Berlin und anderen Polizeizcntrenwerden auch in Breslau als Zeugen nur Schutzleutevernommen. Da man diese Staatsstützen nicht zu Wähler»zweiter Klasse machen will, bewertet man sie als schwörende,sich nie irrende Zeugen um so höher. Die ,. Volksmacht" hatbereits festgestellt und öffentlich angenagelt, daß die Staats-anwaltschaft Zeugen, die in der Voruntersuchung bereits ver-nommen worden waren, einfach nicht hat laden lassen, weilihre Aussagen— der Polizei sehr ungünstig waren! DieAnklagebehörde reagiert darauf gar nicht. Dafür aber be°kommt sie folgendes fertig: Sie beantragte in ein und der»selben Gerichtsverhandlung gegen einige Hochrufer 4 bis8 Wochen Haft, dagegen gegen einen Trunkenbold, der Radaugemacht und allerlei Unfug getrieben. Sachen demoliert unddergleichen Straftaten begangen hatte— 15 M. Geldstrafe.Man kommt also wesentlich besser weg, wenn man es mit demSchnaps der Junker anstatt mit den Forderun»gen des Volkes hält.... Auch die Polizei in der Oder«residenz schützt den Fusel. Sie hat einen Abstinenten inStrafe genommen, nur weil er Plakate:„Trinkt keinenSchnaps!" herumgetragen hatte.«Trinkt den Fuselunserer Junker!" ist jedenfalls erlaubt.Und das verlangt Vertrauen und Respekt vom Volke!Nntionalliberal-konservativer Zwist.Wir gaben kürzlich die Ausführungen deS konservativen Abgeordneten v. G e s ch e r über das blau- schwarze Kompromiß und dieStellung der Nationalliberalen zu ihm wieder. Die Nationalliberalenhatte Herr Gescher dabei mit alten Weibern verglichen; sieseien immer wieder mit neuen Forderungen gekommen, bis dieKonservativen nicht mehr hätten mitmachen können. Die.National»liberale Korrespondenz" ist darüber schwer gekränkt und schreibt:«DaS wäre scbon an sich eine arge Entstellung der Tatsachen,da ja die Nationalliberalen ihre Forderungen von Anfang an inder Kommission festgelegt hatten und von ihren ersten Anträgennur in unwesentlichen Punkien, keinesfalls aber unter Verschärfnngihrer Bedingungen, abgewichen sind. Abgesehen davon muß esaber Verwunderung erregen, dass ein Abgeordneter überhaupt ouSvertraulich geführten Verhandlungen allerlei„auszuplaudern" sichfür berechtigt hält. Wenn das nun noch in ganz ungehöriger,schroff beleidigender Form geschieht, wie sienach den Zeitungsberichtender Herr v. Gescher beliebt hat, dann wird es anderen Parteienallerdings unmöglich werden, mit den Konservativensich in irgendwelche Verhandlungen ausserh-albdes Plenums und der Kommission einzulassen."Der nationalliberale„Hanno v. Courier" seinerseits fügthinzu:„Nach den bisherigen Erfahrungen und der gegenwärtigenStellung der Konservativen wäre eS allerdings sehr verständig,wenn auf alle weiteren Wahlreform-Berhand«l u n g e n mit den Konservativen„ausserhalb des Plenums undder Kommissionen' seitens der Nationalliberalen ein fürallemal verzichtet würde."DaS Vernünftigste wäre, wenn die Nationalliberalen sich michim Parlament selbst mit dem blau-schwarzen Block über die Wahl-reform nicht mehr zu verständigen suchten. Schon alle bisherigenVerhandlungen haben sie aufs schwerste kompromittiert.Weltmisfion.Am ersten Ostertag soll von allen Kanzeln der preußischenLandeskirche ein von der letzten Generalsynode einstimmig be«schlossener Aufruf verlesen werden, der für die„friedliche Welteroberung auf dem Wege der Weltmission' Stimmung macht.„Eineentscheidungsvolle Zeit in dem Reiche Gottes," heißt es in dem Auf»ruf, sei es, in der wir lebten. Die christliche Religion sei zurWeltreligion berufen und müsse ihren Anspruch mit aller Kraftgeltend machen. Namentlich in den deutschen Kolonien müsse füreine kraftvolle Belebung der evangelischen MissionSarbeit gesorgtwerden. Dort sei daS Christentum durch das mächtige VordringendeS Islam bedroht.„Soll Deutschland christlich odermohammedanisch werden?" usw.Unsere christliche Kirche ist ausserordentlich bescheiden, wenn siedamit zufrieden ist. den KreiS ihrer äusseren Herrschast ans-zudehnen und die Eingeborenen unserer Kolonien für die äusserenFormen deS Christentums zu gewinnen. UiisercS ErachienSläge für daS offizielle Christentum die Pflicht viel näher.endlich einmal für die Verwirklichung dersittlichen Grundsätze des Christentums einzu-treten! In Deutschland nicht minder als inden Kolonien! In Deutschland freilich verliert die christlicheKirche in ihren beiden Konfessionen unaufhaltsam an Ausehendurch die völlige Gleichgültigkeit, mit der siedie politische und soziale Unterdrückung der Massen nichtnur teilnahmslos mit ansieht, sondern sogar noch zu fördernsucht! WaS daS offizielle Christentum so im Mutterlandverliert, glaubt eS in den Kolonien gewinnen zu können. Aberauch hier ist sein Wirken, die pomphast angekündigte„Weltmission".ergebnislos, so lange daS Christentum der schmachvollen Unter»drückung und Ausbeutung der Eingeborenen gleichgültig zusieht.Die Weltpolitik unseres Christentums ist noch ein hohleres Tmg»gebäuds als die Weltpolitik unserer„gepanzerten Faust"!Ucber die RcichSfinanzreformfäven die„Jahrbücher für Nationalökonomieund Statistik" folgendes Urteil:„Der objektive Beurteiler finanziellen Geschehens, dessenBlick durch Parteigeist und'P arkeiinteresfen nicht ge»trübt ist, wird diese Löiung bedauerlich finden müssen.Die grosse nationale Aufgabe fand kein Geschlecht, das ihr