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©cwerfefcbaftUchee# Zahlen gegen Catfacben. Die neueste Nummer desReichSarbeitSblatteS� veröffentlicht »ine Zusammenstellung der Streiks des Jahres 1303 für die wichtigsten Länder Europas . Da sich zufällig eine überragende Ziffer für Deutschland ergibt, druckt die Unternehmerpresse die Zu- sammenstellung natürlich sofort eifrig unter der aussichtsreichen Ueberfchrift:Das streikreichste Land"' ab. Es gibt sich dabei doch die schönste Gelegenheit, den freien deutschen Gewerkschaften eins auszuwischen. Die Ziffern lauten für 1908: Deutschland ... 1317 Streiks �rankreiw.... 1073, Oesterreich.... 721, Endland..... 399(einschl. Aussperrungen) Ungarn ..... 201 Holland ..... 108 Belgien ..... 101 Schweiz ..... 93 Vesonders der krasse Gegensatz zwischen den deutschen und den englischen Streikziffern wird weidlich für die artigen eng- lischen und gegen die streiklüsternen deutschen Gewerkschaften aus- genutzt. Hier muß aber den Herren ein gründliches Quantum Waffer in ihren Wein geschüttet werden. Der Bericht der General Federation« f Trade Unionsfür daS Jahr 1907 an das Internationale Sekretariat der freien Gewerkschaften sagt zu den amtlichen Zusammenstellungen von dort kommt die Ziffer der 399 Streiks das Folgende: Die Berichte des Handelsministeriums enthalten nur die Fälle, wo zehi, und mehr Personen beteiligt sind. Im Jahre 1903 hat der Verband 897 Streikfälle ver- zeichnet, an denen er beteiligt war, es befanden sich aber darunter nur 195 Fälle, wo zehn und mehr Personen beteiligt waren.(I) Eine Statistik, welche eine so große Zahl von Streiksällen über- geht, ist von zweifelhaftem Wert." So urteilt die englische Landeszentrale über die amtlichen Ziffern. Schon das eine Beispiel zeigt, wie fragwürdig derlei amt- liche Erhebungen sind. Ganz abgesehen davon, daß in den einzelnen ' Ländern die Erhebungsmethoden recht verschieden sind. ES ist ja trotz- dem möglich, daß Deutschland in den Ziffern der Streiks und nicht zu vergessen, auch der Aussperrungen an erster Stelle steht, dies ist aber noch kein absoluter Beweis für die.Streiklust" der deutschen Arbeiter, um diese festzustellen, müßten die Ziffern mit der industri - ellen Produktionsdichtigkeit in Vergleich gesetzt werden. Und dann dürfte auch die Eigenart des deutschen Unternehmers nicht außer Acht gelassen werden, der gar zu gern die Politik des Herrn im eigenen Hause befolgt, eine Politik, die man in anderen Ländern in dem Umfange leicht, möglicherweise nicht kennt, und die für Deutschland ja auch dahin geführt hat, daß es, wie wir schon fest- stellten, auch die größte Ziffer der Aussperrungen hat. Diese Tat- fachen hinzuzufügen, hat natürlich die Unternehmerpreffe wohlweis- lich vergeffen._ Berlin und Qmgezend. Achtung, Sattler! In der Sattler- und Lederwarenfabrik von Gebr. Wassermann, Sebastianstr. 71, haben sämtliche Kollegen wegen Nichtanerkennung der eingereichten Forderungen die Arbeit niedergelegt. Zuzug ist streng fernzuhalten. Die Ortsverwaltung. verband der Maler usw. Die Differenzen bei der Firma L. Panzeuhagen in Spandau sind am Donnerstag vor dem Orts- tarifamt beigelegt ivorden. Fahrgelder usw. hat die Firma nach- zuzahlen, sowie die Kosten der Sperre überhaupt zu tragen. Die Sperre über diese Firma ist somit aufgehoben. Die Bezirksleitung. Die Differenzen in der Hofwagenfabrik der Firma Zimmermann in Potsdam sind beseitigt. Die Sperre ist daher aufgehoben. Zentralverband aller in der Schmiederei beschäftlgten Personen. Verwaltung Potsdam. veuvkcbes Relch. Zur Beachtung! vom 1. April d. I. ist die Adreffe für den unterzeichneten Zentralsekretär: Berlin SO. 16, Engelufer 15 IV. Der Verstand der Zentralkommission für Bauarbeiterschutz. I. A.: G. Heinke. Streikfonds des Verbandes der Lithographen, Stein- drucker und verwandten Berufe. Die Unruhen im Steindruckgewerbe, über die wir laufend in letzter Zeit berichtet haben, sind zurzeit soweit beigelegt. Durch getroffene Vereinbarungen mit dem Arbeitgeberschutzverband hat der Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandten Be- rufe eine Riescnauösperrung abgeschlagen, die sich über ganz Deutschland ausbreiten sollte. Wohl selten ist von einer Unter- nehmerorganisation eine Generalaussperrung so grundlos an- gedroht worden wie in diesem Falle. Es lag nichts weiter vor, als daß die Berufskollegen mit einer vom Arbeitgeberverband heraus« gegebenen Arbeitsordnung nicht einverstanden waren, und daß in München die organisierten Gehilfen Forderungen stellten, die selbst nach dem Organ des Unternehmerverbandes nichts weiter enthielten als.die Fixierung der tatsächlich bestehenden Lohn- und Arbeits- Verhältnisse". Durch die einmütige Protestbewegung der Gehilfen in allen Städten gegen diese Zuchthausordnung sah sich schließlich der Arbeitgeberschutzverband veranlaßt, dieseNormalarbeitsord- nung" zurückzuziehen. Als diese frivole Aussperung vom Schutzverband deutscher Steindruckereibesitzer" angekündigt wurde, hielt der Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe in Halle eine Konferenz von Vertretern aller größeren Städte ab, welche beschloß, die vom Arbeitgeberverband heraus- gegebene Zuchthaus-Arbeitsordnung unter keinen Umständen anzu« nehmen, sondern die angedrohte Aussperrung herankommen zu lassen. In diesem Falle sollten sofort ähnlich hohe Extrasteuern wie bei der großen Aussperrung im Jahre 1906 ausgeschrieben werden. Damals wurden je nach den Löhnen wöchentlich 1, 2, 3 und mehr Mark erhoben, vielfacki>0 Proz. ves LobneS. Diese bohen Extrasteuern sind nun, nachdem durch die beiderseitigen Abmachun- gen soweit der Friede im Gewerbe wieder hergestellt wurde, vor- läufig nicht nötig. Weiter aber hatte sich die erwähnte Gehilfen- konferenz auch mit der Gründung eines Kampf-Äb- wehrfonds beschäftigt, um gegen die fortgesetzten scharfmacheri- schen Drohungen der Unternehmer misÄussperrung finanziell ge- sichert zu sein. Die Konferenz nahm einen Antrag an, wonach, falls es nichä zur Aussperrung kommt, ein Jahr lang eine kleine wöchentliche Extrasteuer erhoben werden soll. Hauptvorstand und Ausschuß des Verbandes der Lithographen, Steindrucker und ver- wandten Berufe, denen dieser Antrag zur Durchführung übertragen wurde, schreiben nunmehr folgende Extrasteuer aus: Von jedem Mitgliede ist ein Extrastenerbetrag von 10,40 M. zu erheben. Dieser soll in der Zeit vom 1. April 1910 bis zum 1. April 1911 bezahlt werden; er kann auf einmal, in mehreren Raten oder wöchentlich mit 20 Pf. bezahlt werden. Ueber die Art der Erhebung, ob in Wöchentlichen Zuschlägen zum Verbandsbeitrag oder in besonderen Beiträgen entscheiden die einzelnen Zahlstellen für sich selbständig, nur muß von jedem Mitgliede am 1. April 1911 der erwähnte Betrag von 10,40 M. bezahlt sein. Bei der jetzigen Zahl der Ver« bandsmitglieder wird so ein Grundfonds von rund 200 000 M. geschaffen, der nur bei größeren Kämpfen zur Unterstützung der kämpfenden Llollegen Verwendung finden soll. Das Vorhanden- sein dieses Kampffonds wird den Herren Scharfmachern im graphischen Gewerbe klar machen, daß die Arbeiter stets die richtige Antwort finden. Die Schaffung dieses Schutzfonds wird von den Kerantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: Gehilfen gut aufgenommen. Aus vielen Orten waren schon früher solche Anregungen an die Verbandszentrale gekommen. Zum anderen wird es jedem einsichtigen Kollegen klar sein, daß es viel bester ist, bei sicherer Zeit die nötigen Wwehrmittel beiseite zu legen, als erst im Ernstfall unter viel ungünstigeren Umständen, und dann in viel höherem Maße Mittel zum Kampfe gegen Unter- nehmerwillkür herbeizuschaffen. Wjohl ist der regelmäßige jetzige Wochenbeitrag des Verbandes hoch; er beträgt 1,30 M., mit Orts- zuschlügen in manchen Städten 1,50 M. und mehr, doch werden die Gehilfen auch noch diesen Extrabeitrag zahlen als Versicherungs- Prämie auf die zukünftige Ruhe im Gewerbe und zur eigenen Sicherstellung._ Der Miihlcnarbeitervcrband zählte am Schluffe des Jahres 1909 4482 Mitglieder gegen 4341 im Jahre vorher, er nahm also trotz der Krise, in der sich die Mühlenindustrie befindet, um 141 Mit­glieder zu. Die Gesamteinnahmen des Verbandes betrugen 112 520,15 M.(1908: 108 612,59 M.s. Die Einnahmen der Haupt- lasse betrugen 87 893,14 M.(85 040,20 M.). Die Gesamtausgaben der Hauptkasse betrugen"76 478,30 M.(75 120,19 M.), so daß der Kassenbestand der Hauptkasse sich um rund 11 000 M. auf insgesamt 74 668,13 M. vermehrte. Der Verband verfügt über ein gut aus- gebautes Unterstützungswesen, um seine ziemlich verstreut ar- beitenden Mitglieder an die Organisation zu fesseln. Die Haupt- lasse zahlte im vergangenen Jahre an Notunterstützung und Um- zugsgeld 1854,90 M., an Sterbegelder 6325 M., an Streik- und Gemaßregeltenunterstützung 8000 M., an Arbeitslosenunterstützung 8643 M., an Krankenunterstützung 19 762 M- an Reiseunter- stützung 1942 M. Mit den Beständen in den Zahlstellen verfügt der Verband über 91 000 M. Barvermögen. Der Verband war an 44 Lohnbewegungen, Streiks und Aussperrungen mit 1802 seiner Mitglieder beteiligt. In einen besonder? heftigen Kampf wurde er verwickelt durch eine von den Unternehmern durchgeführte Aus- sperrung sämtlicher Mühlenarbeiter in Mittelfranken , die vom Verbände erfolgreich abgeschlagen wurde. Erreicht wurde durch die Bewegungen eine Arbeitszeitverkürzung für 330 Personen von 1134 Stunden pro Woche, Lohnaufbesserungen wurden für 1307 Arbeiter 1909 M. pro Woche erzielt. Sonstige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen traten für 908 Arbeiter außerdem ein. Der Mühlenarbeiterverband steht im Begriff, sich entweder mit dem Verbände der Brauereiarbeiter oder dem der Bäcker und Kondi- toren zu verschmelzen, um dadurch größere Agitationsmöglichkeiten zu bekommen. Ter Fabrikarbeiterverband nahm' in den ersten beiden Monaten dieses Jahres um 5000 Mitglieder zu. Achtung, Tapezierer, Polsterer! Die Tapezierer der Möbel- fabriken von Stuttgart stehen seit dem 23. März im Ausstand; in den Kleinbetrieben läuft der Vertrag am 1. April ab. Da die Arbeitgeber bis jetzt jede Verständigung abweisen, auch die An- erkennung der Organisation ablehnen, ist zu erwarten, daß sich der Kampf noch weiter ausdehnt. Von dem Ehr- und Pflichtgefühl der Kollegen an allen Orten erwarten wir daher, daß sie Stuttgart streng meiden. Verband der Tapezierer. Filiale Stuttgart . Im Holzgewerbe in Dresden ist es noch zu keiner Einigung gekommen. Der Unternehmerschutzverband, Bezirk Dresden , lehnte die von den Vorständen der Organisationen vereinbarten 4 Pf. Lohnerhöhung ab. Neue Verhandlungen werden eingeleitet. Abermals Streik bei Krupp . Im Betriebe der KruppschenFriedrich Alfred-Hiitte" in Rhein - hausen haben am Donnerstag plötzlich sämtliche Maschinisten und Heizer die Arbeit cingestelst, weil die Firma den Wunsch der Ar- beiter, die im Jahre 1907 gezahlten Löhne wieder einzuführen, ab- lehnte. Während des letzten Jahres sind die Löhne im Kruppschen Betriebe verschiedentlich herabgesetzt. Die Firma wollte nun wohl auf Grund der Vorstellungen einzelnen Arbeitern etwas zulegen, was aber von den Maschinisten nicht akzeptiert wurde. Von den in Be- tracht kommenden Arbeitern sind zirka 200 im Heizer- und Maschinisten- verband, 11 im Deutschen Metallarbeiterverband. 11 im christlichen Metollarbeiterverband und 5 bei den Hirsch-Dunckerschen organisiert. Der Betrieb ruht vollständig. Es wird ersucht, den Zuzug von Heizem, Maschinisten und Kranführern nach Rheinhausen zu unter- lassen._ Die Steinarbeiter in Augsburg haben auf dem Wege friedlicher Verhandlung einen sehr günsligen Tarifvertrag mit den Arbeitgebern abgeschlossen. Außer einer Verkürzung der Arbeitszeit wurde eine Lohnerhöhung von 1 bis 8 Pf. pro Stunde durchgesetzt, eine weitere Lohnerhöhung erfolgt ab 1. März 1912. Weiter wurden noch verschiedene Verbesserungen durchgesetzt, der 1. M a i wurde seitens der Arbeit- geber als Feiertag anerkannt. Die Steinarbeiter Augsburgs sind sämllich im Steinarbeiterverband organisiert, woraus auch der günstige Tarifabschluß resultiert. Die Schuhmacher(Schoßarbeiter) von Frankfurt a. M. stehen nun seit 8 Tagen im Streik. Aller Voraussicht nach wird der Kampf ein langer und hartnäckiger werden. Die Meister zeigen sich zu keiner Verhandlung geneigt. Dem Vorsitzenden des Gewerbe- g-richts gegenüber erklären sie, noch kein Bedürfnis zur Ver- hundlung zu haben. Eine größere Anzahl Streikender ist bereits abgereist; nach den Feiertagen werden deren noch mehr folgen. Es stehen noch 250 Arbeiter im Streik, über 100 sind abgereist. Die Arbeiter sind entschlossen, den Kampf mit aller Energie solange zu führen, bis von feiten der Meister ein Entgegenkommen ge- zeigt wird. Sollten die Meister den Kampf noch lange hinziehen, so dürften ihnen die besten Arbeitskräfte verloren gehen, weil gerade oiese überall sehr gesucht sind. Abermals die Wohlfahrtsplage der Gerresheimer Glashütte, Aktiengesellschaft(vorm. Ferd. Heye). Wir berichteten kürz- lich, daß das Düsseldorfer Landgericht entschieden hatte, daß die Firma kein Zurückbehaltungsrecht an den Spargeldern der Arbeiter habe, weil diese Spargelder als ein Teil des Lohnes gelten. Die Firma löste darauf dieSparanlage" auf. Man sollte nun annehmen, daß mit Auflösung derSparanlage" die Arbeiter auch ihre eingehaltenen Groschen ausbezahlt erhielten. Bei einigen, die nicht mehr auf der Hütte arbeiten, war das denn auch der Fall. Doch als die übrigen Arbeiter ihre Gelder haben wollten, erklärte ihnen der Betriebsleiter, die ersten Auszahlungen seien auf einen Irrtum seinerseits zurückzuführen, es würden keine Spargelder mehr ausbezahlt. So bleibt denn den Arbeitern weiter nichts übrig, als zu klagen, was die Mehrzahl von ihnen natürlich nicht tun wird, um nicht aus Arbeit und Wohnung ge- warfen zu werden. Das Düsseldorfer Gewerbegericht hatte sich mit fünf Klagen von Arbeitern zu beschäftigen, denen die Glas- Hütte die Auszahlung der Spargelder verweigerte. Es handelte sich um Beträge von 139,75 M., 46,60 M.. 39,55 M., 68,58 M. und 52,75 M-, also um für Arbeiter sehr hohe Summen. Auf Grund des Landgerichtsurteils mußte das Gewerbegericht die Millionen- firma zur Zahlung verurteilen. Wie die Firmaihre" Arbeiterinnen schätzt, geht aus einer im selben Termin verhandelten Klage einer Arbeiterin der Abteilung Hülsenfabrik hervor. Auch für diese Abteilung besteht eine be- sondereSpareinrichtung", einefreiwillige" Leistung der Firma. Den Arbeiterinnen werden 10 Proz. ihres Lohnes einbehalten und gutgeschrieben. Der Vertreter der Firma erklärte bor dem Ge- Werbegericht, die Firma habe dieseWohlfahrtseinrichtung" ins Leben gerufen, weil die Väter der Mädchen deren Verdienst häufig vertränken, so daß bei einer eventuellen Verheiratung die Mädchen mittellos daständen. Die Klage des Mädchens auf Auszahlung ihres 130 M. betragenden Sparguthabens wurde abgewiesen, weil der Vater als gesetzlicher Vertreter des Mädchens sich unter- schriftlich mit dieser..Spareinrichtung" einverstanden erklärt halte. Bemerkt sei noch, daß die Glashütte auch die vom Landgericht so arg mißhandelte Zwangssparkasse aufanderer Grundlage" wieder weiterführt. ltz.Gl«cke.Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr.u.BerlagSanstal» Die Gärtner und Gärtnereiarbeiter in Nürnberg waren am 22. März in den Streik getreten. Infolge nahezu einmütiger Be» teiligung es waren von etwa über hundert nur sechzehn stehen geblieben sahen die Unternehmer, die vordem alle Verhandlungen abgelehnt hatten, sich genötigt, nun doch zu verhandeln. Am dritten Ausstandstage fanden die Einigungsverhandlungen statt und nach Ver- lauf von vier Stunden kam es zur Vereinbarung eines Tarifvertrages mit dem Allgemeinen Deutschen Gärtnerverein. Nach diesem wird die Arbeitszeit im Jahresdurchschnitt auf W/o Stunden normiert, die bisher 11 Stunden betrug und teilweise noch ganz ungeregelt war. Die Löhne werden um 12 M. die Woche erhöht. Ausland. Doch nicht ganz wie bei uns! Anläßlich eines Streiks in Bethlehem (Pennsylvamcn) war einer der Streikenden durch einen Schutzmann erschossen worden. Dieser ist nun auf Grund der durch die Gewerkschaften erhobenen Klage verhaftet und wegen Mord unter Anklage gestellt worden. Versammlungen. Gesetzlicher Schutz gegen die Gesundheitsgcfahren im Gießereigewerbe ist dringend notwendig. Dies ist bewiesen durch die Erhebungen, die der Metallarbeiterverband über die Zustände in den Gießereien veranstaltet hat, deren Ergebnisse dem Reichstag als Denkschrift überwiesen worden sind. Am Donnerstag beschäftigte sich eine zahlreich besuchte Versammlung der in den Metallgießereien Berlins beschäftigten Former und Berufsgenossen, die im gioßen Saale des Gewerkichaftshauses stattfand, mit der Frage des Gesundheits- scbutzes. Der Referent Dr. Grünspan schilderte auf Grund der Erhebungen die Zustände und hob dabei immer wieder hervor, daß besondere Vorschriften, wie sie der Bundesrat und die Landes- so- wie die Polizeibehörden nach Z 120s der Gewerbeordnung zwecks Durchführung der in den übrigen Punkten desselben Paragraphen eut- haltenen Grundsätze erlassen können, rür die Gießereibetriebe mindestens ebenso oder gar noch notwendiger sind wie für die Bucbdruckereien, Schriftgießereien, die Tabakindustrie usw., für die sie vorhanden sind. Von den 102 durch die Erhebungen untersuchten Gießereien liegen 22 im Keller nnd in 10 diente der Keller neben anderen Räumen als Arbeitsraum. AuS dem Keller kann der Dunst nicht abziehen. Für die Tabakbetriebe und für die Buchdruckereien bestehen Vor- schriften, wonach die Fenster ausreichend geöffnet werden und danach eingerichtet sein müssen. In den Schriftgießereien muß der Brennraum von den übrigen Arbeitsräumen getrennt sein, damit wenigstens die übrigen Arbeiter von den besonders giftigen Dünsten dieser Arbeit verschont bleiben. Für die Metallgießereien bestehen der- gleichen Vorschriften nicht, und die Zustände sind auch danach. Es gibt Betriebe, wo die Fenster überhaupt nicht geöffnet werden können oder dürfen. Uebrigens ist es notwendig, daß für die Metall- gießereien, in denen ausreichende Lüftung nicht möglich ist, besondere Vorschriften über die Anwendung von Ventilatoren erlassen werden. Jetzt sind Ventilatoren nur hier und da vorhanden und erfüllen ihren Zweck nicht. So geben die Erhebungen über diese Frage bei einem Betriebe die Auskunft:Ventilator vorhanden, funktioniert nicht", bei einem anderen:Der Ventilator darf beim Gießen nicht angewendet werden". Mit der Reinigung wie mit den Fußböden, Decken und Wänden ist es nicht minder schlecht bestellt. Da gibt eS Betriebe, wo eigentlich überhaupt nicht reinegemacht wird, und in dieser Hinsicht schweben den Gießereiarbeitern die Vorschriften, wie sie in den Buchdruckern«» gelten, eben auch noch als ein schönes Ideal vor Augen. Das gleiche gilt von Ankleideräumen, Kleiderschränken, Wasch» einricbtungen, Speiseräumen. Auch an diesen Dingen fehlt eS. Wenn sich vier oder fünf Arbeiter in einem Eimer waschen müssen, der noch dazu zu anderen Zwecken dient, ziehen sie natürlich in vielen Fällen vor, ihren Arbeitsschmutz nachhause zu tragen und sich dort zu reinigen. Besondere Räume zum Waschen und Ankleiden sind überhaupt seltene Dinge in den Metallgießereien. Als Kleider- schränke dienen selbst in einigen größeren Betrieben alte Kisten, die die Kleidungsstücke keineswegs vor dem Staub und Dunst der Arbeit schützen können. Besondere Speiseräume wären ja in Betrieben, die so gesund» heitsschädliche Dämpfe entwickeln, ganz besonders notwendig, aber wo sie wirklich vorhanden sind, reichen sie meist nicht aus. S� wird aus dem Großbetriebe von Julius Pintsch berichiet, daß für die 1200 Arbeiter ein Speiseraum da ist, der nur 20 Personen Platz bietet. Da müssen die Arbeiter natürlich auf die Benutzung ver- zichten. Es kommt in Gießereien gar nicht seilen vor, daß Arbeiter ihre Mahlzeiten einnehmen, während in demselben Raum gegossen wird. AuS den ganzen Erhebungen geht hervor, daß geradezu unerhörte Zu» stände in den Gießereibetrieben zu finden sind, und man frägt sich unwillkürlich, warum denn die Gewerdeiilspektion dort nichl kräftig eingreift. Aber es sind in den letzten zwei Jahren in Berlin und Umgegend nur 47 Gießereibetriebe einmal revidiert worden, und dabei wurden die Inspektoren oft über die Zustände getäuscht. Wohl ist hier und da ein wenig Abhilfe geschaffen, aber es fehlt eben an jeglichem wirklich durchgreifenden Schutz. Gründliche Besserung zu schaffen, dazu ist selbstverständlich vor allem fester Zusammenhalt in der Organisation notwendig. DaS wurde namentlich in der Diskussion über den Vortrag betont. Zeigen die Behörden und die gesetzgebenden Körperschaften kein Ver» sländniS für die dringende Notwendigkeit ausreichenden Gesundheits» schutzeS, so müssen eben die Gießereiarbeiter selbst mit um so größerem Eifer dafür sorgen, daß sie dieses Ziel aus eigener Kraft ermchen._ Letzte Nacbncbtcn und Dcpcrcbcn. Lohnbewegung der Tiamantarbeiter. Hanau » 26. März.(B. H. ) Die hiesigen Diamantarbeiter sind in eine Lohnbewegung eingetreten. Es wird eine einheitliche Lohn, und Arbeitsregelung angestrebt. Die Arbeiter haben einen Vertragsentwurf für drei Jahre eingereicht. Die Diamant- schleifereibesitzer haben bereits einige Zugeständnisse gemacht. Die Verhandlungen dauern fort. Znm Bäckcrstreik. Frankfurt a. M., 26. März.(B. H. ) Die Lage deS Bäcker- flreiks ist noch unverändert. Die Zahl der Streikenden betrögt über 500. Was die Zusammenstöße mit den Streikbrechern anlangt, so teilt die Organisation der Bäckergehilfcn mit, daß nach den genaueren Nachforschungen die Vorkommnisse der letzten Tage weit harmloser gewesen seien, als sie geschildert wurden und jeden- falls in keinem Falle von den Streikenden ausgegangen seien. Im übrigen werden auch heute von den Außenstadtteilen vielfache Aus- schreitungen gemeldet._ Durch giftige Gase getötet. Hannover , 26. März.(W. T. B.) Im hiesigen Gas» und Wasserwerk sind heute der Betriebsleiter und ein Arbeiter infolge Einatmens giftiger Gase in den Ammoniakwasserbchälter gestürzt und ertrunken. Grostfeuer. Stuttgart . 26. März.(B. H. ) In Leonberg bei MalmS« heim find heute fünf Wohnhäuser nebst fünf Scheunen abge- bräunt. Fünf Familien sind obdachlos. Ausstand in Tunis . Algier , 27. März. Nach einem Telegramm auS Tunis sind die Hafenarbeiter heute in den Ausstand getreten, nachdem sie ver- nommen hatten, daß die Frage der Uenzabahn von der Kammer noch nicht erledigt worden sei. Sie veranstalteten Straßenkund- gedungen. Die Gendarmerie besetzte die KaiS. Bisher ist eS zu keinen ernsteren Zwischenfällen gekommen. Paul Singer& Co., Berlin SW, Hierzu 5 Beilage«,"