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Ar. 72. 27. Zahrgaag. I ftnlogt des Jotiuätls" Kerlim Wsl>I«T Smtiig. 27. Pütt 1910. AiNichsktllcher Vochenberichl. Berlin  . 26. März 1310. Krieg im Vaugetverbe. Materialsperre alS Kampfmittel. Mitleidende Gewerbe. 2 Millionen Interessenten. Kriegs« riistnagen. Aehlspeknlation der Unternehmer.   Der politische Faktor. Kampfziele. Borbereitungen der Unternehmer.   Soziale und wirtschaftliche Folgen. Krieg im Baugewerbe? Die Situation ist nun so, daß man für die Verneinung der Frage kaum noch Momente finden kann. Die Unternehmer haben auf der Hauptversammlung des Ver- bandeL der Baugewerbe am 22. März in Dresden   eine Entschliehung votiert, die eine Kriegserklärung an die Arbeiter darstellt. Bleibt eS bei dem Ultimatum der Unternehmer, dann scheint der Kampf unvermeidlich. Und er würde nicht auf das eigentliche Baugewerbe beschränkt bleiben. Die Baugewaltigen wollen die Materiallieferanten zwingen, durch Materialsperre über solche Geschäfte, die sich einem eventuellen TuSsperrungsbeschluh nicht fügen, in den Kampf zuungunsten der Arbeiter einzugreifen. Fügen die in Betracht kommenden Liese- ranten sich solchem Begehren, dann beschränken sie den bei ihnen Beschäftigten willkürlich die Arbeitsgelegenheit. Das könnte die Arbeiter veranlassen, auch ihrerseits Abwehrmahnahmen ins Auge zu fassen. Sie würden die Verletzung ihrer Interessen nicht ein- fach als gottgegebene Abhängigkeit von Bauunternehmer Gnaden widerspruchslos hinnehmen. Aber, ob mit oder ohne bewußter Mitwirkung der Material- lieferanten: ein Kampf im Baugewerbe würde auf jeden Fall eine Reihe anderer Gewerbe ganz erheblich in Mitleidenschaft ziehen! Eine umfassende Aussperrung oder ein allgemeiner Streik der Ma>rer legt naturgemäß auch in ganz erheblicher Weise die Pro- duktion im Ziegelgewerbe lahm, beeinflußt das Transportgewerbe; die Mörtelwerke müssen aussetzen; den Zementfabriken bleibt ein gewichtiges Absatzfelo verschlossen, ebenso den Gips-, KieS- und Kalksteinlieferanten, desgleichen den Dachziegeleien, Schieferwerken. Töpfereien und Eyamottewerken. JSer Holzhandel stagniert, Zimmereien mangelt es an Arbeit, Steinmetzen bekommen Feier- tage, der Betrieb stockt in Bauschreinereien, für Tapezierer, Kleber, Glaser, Stukkateure, Anstreicher, Bauanschläger vermindert sich die Arbeitsgelegenheit. Auch den Trägerwalzwerken dürfte ein großer Kampfs im Baugewerbe sehr ungelegen kommen; noch mehr gilt dies für die Baueisen liefernde Kleineisenindustrie. Selbstverständlich würde die Zahl der direkt und indirekt Be- troffenen von dem Grade des KampfumfangeS bestimmt. Wieviel Arbeiter in den mehr oder minder unmittelbar beteiligten Ge- werben beschäftigt sind, darüber erlaubt die nachstehende Zusammen- siellung ein Urteil. Nach den Angaben der Berufsgenossenschaften waren im Jahre 1S08 durchschnittlich versichert: Berufsgenossenschaften: Personen Töpferei.......... 83 005 Ziegelei........... 277 955 Steinbruck.......... 439 719 Sächsische Holz........ 37 849 Norddeutsche Holz....... 288 225 Bayerische   Holzindustrie..... 43 218 Südwestdeutsche Holz...... 69 461 Hamburgische BaugeiverkS.... 82639 Nordöstliche.... 231 398 Schlesiich-Posensche...... 118 398 Hannoversche..... 100 980 Magdeburgische..... 47 457 Sächsische...... 117 185 Tbüringische..... 48 280 Hessen  -Nassauische..... 81 853 Rbeinisch-Westsäl....... 212 872 Württembergische..... ,49 686 Bayerische...... 102 221 Südwestliche...... 67 451 Tiefbau........... 306 276 Staatliche AuSführungSbehörden, Bau- Verwaltungen......... 61 595 Provinzial» u. Sommunal-AuSfübrungS- bebördsn.......... 109 915 Hdölf Glaßbrcnmr. So schwer CS gegenwärtig wird, Satiren nicht zu schreiben, 5o leicht ist'S zumal in Preußen als staatsumstürzlerischer Zamphletist verschrien und proskribiert zu werden. Adolf Glaß- brenner, dessen Geburtstag sich heute zum hundertsten Male jährt, hätte eS sich gewiß nicht träumen lassen, noch vierunddreißig Jahre nach seinem Tode für gefährlich zu gelten. WaS hat beispielsweise, neben einigen anderen Humoristika, derEckensteher Nante  " ver­brochen. daß er beinah acht Dezennien nach seiner Entstehung noch immer vom BureaukritiSmus:Kgl. Hofbibliothek" genannt unter Verschluß und Siegel gehalten wird? Zum wenigsten trägt er den ominösen Stempeldruck:Se k r e t i c r t", womit gesagt werden soll, daß der Eckensteher nicht ganz stubenrein sei und allen- JollS nur unter dem Vorgebenwissenschaftlicher Zwecke" mit aus- >rücklicher Genehmigung der Direktion verliehen oder auch nicht verliehen werde.... Derartige Witze gehören dorthin, wo der Pfeffer wächst. Doch ich vergesse, daß ich im Polizei- nicht Kulturftaat Preußen lebe, wo die häßlichsten Unkräuter nebenein- ander wachsen. Und so ist's denn auch nicht verwunderlich, wenn sich die bürgerlichen Preßorgane in ihren Jubiläumsartikelchen ängstlich gehütet haben, von Glaßbrenncr dem Satiriker zu reden. Er war ja nur einSpaßmacher" Sela. Gewiß, Adylf Brenngla? hat unzählige Witze gerissen, die die ganze Harmlosigkeit des vrirmärzlichen Spießertums zur Schau tragen. Allein er hatte sich ja vorgenommen, die Berliner   genau so hinzustellen, wie sie da- malb waren. Konnte er ihnen denn politische Anschauung ein- impfen, wenn ihre geistige Kultur über harmlose Ziegenbocklein. spränge nicht hinauskam? Wann sich ihregesinnungsvolle Oppo- fitton" in Wortspielerei, in witzigen Antithesen verpuffte? Ttc französische Julirevolution hatte nicht vermocht, das preußische Bürgertum aus seinem Schlafe zu wecken. Das Mettcr- nidrfcbe Bcvormundungsfystem, die Kleinstaaterei mit ihrer eigen- sinnigen Grenzensp-rrung durch allerhand lokale Privilegien, Monopole, ungebührliche Zölle, Mauthgefälle usw. lag wie Mehltau auf jedweder freieren Entwickelung. Es war die trostlose Periode. von der Friedrich Rückert   sang: Neununddreißig bunte Lappen Wie soll das zusammenklappen?" Preitßen-Deutschland starrte voller Zollschranken, Grenz- Schlagbäume. Oktroi- und Chausseehäuschen. Zwar wurden durch den'834 gegründeten Zollverein alle innerhalb der norddeutschen Bundesstaaten aufgerichteten Zollschranken beseitigt nicht aber die Zerrissenheit der Zustände. Dieser Zersplitterung entsprach der kleinliche Geist des BurgertumS. Allerdings dürfen wir auch nicht die Ursachen hierfür in Betracht zu ziehen vergessen. Mit ihren feudat-absolutistischen Landesvätern mästeten sich die Junker und die Kapitalisten um die Wette. Der Bureaukrat schwang die Geißel; der Zevsor hielt jedes freie Schrifttum drakonisch nieder. Das Volk war prc.letarisiert und durch den Polizeibüttel zum Widerspruchs- kosep G>ehorsaui gezwungen. Die Lächerlichkeit der Bevormundung de« Bürgertums im vormärzlichen Berlin   läßt sich beispielsweise durch bas verbot des Tabakrauchens in den Straßen, vornehmlich Unter den Linden  ", sowie durch das Nichtgestatten der Beteiligung des roeiblichen Geschlechts am Turnen oder Schwimmen, und andere lltungsmaßregeln erweisen.,,« Das sind insgesamt rund 3 Millionen Personen ohne die in Betracht kommenden Betriebe der Eisenindustrie und des Trans- Portgewerbes, auf deren Beschäftigung ein Kampf im Bau- gewerbe wenigstens einen gewissen Einfluß ausüben würde. Kommt es zu einem Kampfe, dann wird eS zweifellos ein bei- spielloS umfassender und erbitterter werden. Darauf lassen die Kriegsrüstungen auf beiden Seiten schließen. Die Bauarbeiter sind schon seit einiger Zeit dabei, ihren Kampffonds zu stärken. Wichtiger ist. daß die ernste Situation die Differenzen innerhalb der Bauarbeiterschaft wie mit einem Zauberschlage beseitigt hat. Einen erfreulichen Beweis dafür sehen wir in der bedingungslosen Solidaritätserklärung der Akkordmaurer. Diese Wendung dürfte den Bauunternehmern sicherlich sehr unangenehm sein. Rechneten sie doch damit, die Akkordmaurer als liebe Kinder das heißt als Arbeitswillige bei dringlichen Arbeiten verwenden zu können. Nun hat die Rechnung ein böses Loch bekommen. Den Diplomaten des Arbeitgeberverbandes ist das Konzept erheblich verdorben, ihr strategischer Plan bedarf schon einer gründlichen Korrektur. Von viel größerer Bedeutung für die Bauarbeiter ist jedoch die Soli- darität der gesamten organisierten Arbeiterschaft. Da» ist sicher: kommt es zum Kampfe, dann stehen alle Gewerkschaften wie ein Mann hinter den Bauarbeitern! Zwei gewichtige Faktoren wirken diesmal als Solidaritätsstärker. Zunächst die politische Situation. Die aus Anlaß der Wahlrechtsfrage in Preußen ausgelöste Er- regung ist von so nachhaltiger Wirkung, daß sie bei einem Angriff der Bauunternehmer eine Machtkonzentration der gesamten prole» tarischen Massen gegen die Angreifer direkt herausfordert! Ueberall im Lande drängt und stürmt es nach schärferen Mitteln im Wahlrechtskampf. Die Entfesselung eines Wirtschaft- lichen Kampfes durch das Unternehmertum würde naturgemäß der hochgespannten Erregung ein Auspuffrohr leiben. So wirkte der politische Faktor als starke unwiderstehliche Unterströmung bei der Solidaritätsbekennung für die in den Kampf gedrängten Bauarbeiter. Welche Formen, welche Dimensionen das Ringen annehmen würde, das entzieht sich jeder Vorbeurteilung. Wenn die Erregung der Stunde das Wollen gebiert, trotz Polizeiverbot, trotz Androhung der bewaffneten Macht, das Recht auf die Straße einfach zu nehmen, wenn viele hunderttausende Menschen fast plötzlich mit stolzem Selbstbewußtsein öffentlich den Willen bekunden, ihr Recht zu ertrotzen, wer will dann im voraus sagen, was geschieht, wenn das Unternehmertum ein Kräftemcsscn geradezu provoziert? Zudem weiß die Arbeiterschaft nur zu gut, daß es sich in dem in Aussicht stehenden Kampfe im Baugewerbe um mehr handelt, als um ein bloßes Ringen wegen einiger Tarifpositionen. Nirgends herrscht darüber ein Zweifel, daß die Ausspielung der Mächte der Entscheidung gilt, ob den Arbeitern überhaupt eine Mitbestimmung bei Festsetzung der Arbeitsbedingungen eingeräumt werden soll oder nicht. Die Unternehmer sagennein!". Den Organisationen soll neben dem Recht, die Bedingungen der Unternehmer namens oer Arbeiter akzeptieren zu dürfen, die Pflicht auferlegt werden, die Beachtung des Unternehmerwillens mit Hilfe der Gewerkschafts- mittel zu garantieren. Kurzum: für das formale Recht, auf der Grundlage der von den Unternehmern präjudizierten Bedingungen Vertrüge abschließen zu dürfen, sollen die Gewerkschaften materiell zu Instrumenten der Unternehmerinteressen degradiert werden. Die Bauarbeiter dienen als Objekt für den Versuch des auf der ganzen Linie vereinigten Unternehmertums, die Gewerkschaften an die Wand zu drücken. Wenn daher die Gesamtarbeiterfchaft in den Kampf«mgretft. dann nicht nur aus selbstverständlicher Klassen- solidgritäf� sondern auch aus wohlverstandenem gewerkschaftlichem Sxspstststeresse, in Wahrnehmung ihres Mitbestimmungsrechts, auS dem Bewußtsein, daß sie das Fundament ihrer Existenz zu ver- »erdigen hat. Dem Kampfziele entsprechen auch die Anstrengungen, die das Unternehmertum macht. Die über die Absichten der Unternehmer, über die scharfmacherischen Triebkräfte gut informierteRheinisch- Westfälische Zeitung" plauderte kürzlich Nr. 304 folgendes aus: Die 22 000 Arbeitgeber, die 300 000 Arbeitnehmern gegen» überstehen, haben versucht, ihre Stellung durch Abschluß von Kartellvcrträgen mit den Arbeitgeberverbönden Oesterreichs  , der Schweiz  , Frankreichs  , Belgiens  , der Niederlande  , Dänemarks   und der skandinavischen Staaten einen festeren Halt zu geben. Die abschließenden Verbände lagen sich gegenseitig weitgehendste Unter- stützung für den Fall eines allgemeinen Ausstandcs zu. Auch die Immerhin konnte sich ein Schriftsteller damals schon unliebsam macken, wenn er auch nur die Rückständigkeit der bürgerlichen Ge- sellschaft, nebst deren Helfer: Sankt BureaukratiuS, artig beim Zopfe scküttelte. Und das tat Glaßbrenner, lange bevor sich die Unzufriedenheit endlich in revolutionären Kundgebungen auf der Straße Luft machte. Ihn selbst aber sehen wir von dem Zeitpunkte an, wo er sich in Neustrelitz   also imAuslände" aufhielt. fckärfer und bestimmter vom mehr oder weniger witzboldigen Ge- fellschaftSstickler zum politischen Satiriker emporwachsen. Und als solcher stellt er sich in die erste Reihe aller satirischen Schriftsteller jener Jahre, wiewohl ihm die Wucht eines Heinrich Heine   abgeht. Er sah die politischen Zustände nicht wie dieser von der Weltwarte des revolutionären Kosmopoliten, sondern eher durch das Brennglas des mehr und mehr sich demokratisierenden Bürger- tums. Di« kleineren Bilder, die sich da seinem Auge zeigten, be- leucktete er allerdings mit ziemlicher Schärfe, die nur wieder durch bumoristische Gesten gemildert erscheint. Gleichwohl setzten sich ihm Preußen und der deutsche   Bundestag auf die Fersen; denn er übte doch einegefährliche" Wirkung aus. weil seine Schriften große Verbreitung fanden. So erklärt es sich auch, warum Glaß- brenner dieLieder eines norddeutschen Poeten", die übrigens einige seiner frischesten Verssatircn enthalten, in der Schweiz   erscheinen ließ. Natürlich wurden sie flugs in Preußen verboten. Dasselbe geschah mit seinem satirischen EposNeuer Reinicke Fuchs", das in Leipzig   herauskam. Hierbei zeigte sich auch, daß Glaßbrenner bespitzelt wurde. Schon mehrere Monate zuvor wa� die Berliner   Sraatsanwaltschasl in der Loge, oie säck- siscke Behörde auf das Ersckeinen dieses BuckeS hinzuweisen. Es sollte darin eine kirchliche Einrichtung, nämlich der JesuitiSmus, gebrandmarkt sein, so, als wenn das preußische Volk von einer jesuitischen Regierung im Schach gehalten werde usw. Kurz, als dann daö Buch erschien, da wurde sofort in Leipzig   gehaussucht. Bis auf wenige Exemplare war aber die ganze Auflage bereits über alle Buchhandlungen Deutfcklands verteilt. Das vom Staats- anwalt in Berlin   erlassene Verbot hatte nur zur Folge, daß die 5000 Exemplare betragende Auflage innerhalb vier Wochen ver- kauft war. Glaßbrenner selbst widerlegte in einem offenen Be- schwerdeschreiben an die Oberzensurbehörde die Ungerechtfertigkeit des Verbots, indem er seine gut monarchistische Gesinnung durch Parallelstellcn aus dem Epos zu erhärten versuchte, gleichzeitig aber mit markanten Sätzen die Freiheit des publizistischen und dichterischen Schaffens verteidigte. Im roten Jahre steht Glaßbrenner vollständig auf Seiten des Volkes. Da wird seine Satire schneidend. Die Wiener Revolution, der Münchener Lola Montez  -Putsch, insonderheit aber die Berliner  Märztage werden mit witziger Schärfe behandelt. Der Dichter wirft sich hier zum Ankläger der Reaktion und zum Verteidiger des Volkes auf. Er selbst war ja nach Berlin   geeilt. Was er da sah, empörte ihm das Herz. Er geißelte die Kleinmütigkeit des Bürgertums, das, vor den letzten Konsequenzen zurückschreckend. sich den Sieg über die Reaktion aus den Händen winden ließ. Er wird ernst und bitter. Der Satire gesellt sich das Pathos der re- oolutionären Ueberzeugung. Man wird den Schwur am Massen- grabe der Märzgefallenen nicht ohne Ergriffenheit lesen. Nicht bloß hierdurch, sondern auch durch mannigfache bissige Ausfälle in seinenHumoristischen Vol�Skalendern" hatte er sich iu Mecklenburg   mißliebig gemacht. Ausgewiesen, ging deutschen   Verbände der Arbeitgeber in den übrigen Gewerben würden dem Deutschen Arbeitgeberbund Unterstützung gewähren. manche sind schon an und für sich vertraglich hierzu verpflichtet» ganz abgesehen davon, daß verschiedene Arbeitgebcrverbände in ihrem Bereiche für gleiche Ziele wie die Arbeitgeber im Bau- gewerbe kämpfen, und daher allein schon aus prinzipiellen Rücksichten an dem Ausgange des Kampfes im Laugewerl* inter­essiert sind(wie der Zechenvcrband durch den Allgemeinen Ar- beitsnachweis)." Also Solidarität der Unternehmer über den nationalen Rahmen hinaus! Das erhellt die Situation blitzartig! Nun weiß die Ar- beiterschaft, was auf dem Spiele steht. Die Nationalisten werden sogar kosmopolitisch, um die eigenen Volksgenossen niederzuringen, Das ist ein sicheres Wegezeichen dafür, wohin die Reise gehen soll. Die internationalen Abmachungen haben jedenfalls den Zweck, die Vcrrufscrklärungen wirksamer zu gestalten, den Ausgesperrten und Streikenden die Arbeitsgelegenheit auch im Auslande abzuschneiden. Die Lieferung von Streikbrechern hat man dabei wahrscheinlich ebenfalls geregelt. Die Vorbereitungen auf beiden Seiten, bei den Arbeitern dazu das Lcbensinteresse, das auf dem Spiele stehende gewerkschaftliche Sein, lassen keinen Zweifel darüber, daß der Ausbruch de« offenen Kampfes einen so hohen Krästezusainmenstoß bedingt, wie wir ihn noch nicht erlebt haben. Dieser Aufprall kann Existenzen vernichten, tiefe, schmerzende Wunden schlagen, wie noch kein Wirt- schoftlicher Kampf vorher. Dieser Kampf ist entscheidend für soziale Neubildungen und Verschiebungen. Auf lange Zeit, in nachhaltiger Weise beeinflußt er die Wirtschaftslage. Wie diese sich in den näcksten Monaten gestalten wird, das ist abhängig von der Ent. scheidung über Krieg und Frieden im Baugewerbe. Wenn tausend« Arbeiter beschäftigungslos werden, dann wissen sie: der Herrenwille des Unternehmertums, seine Sucht, die Arbeiterschaft, ihre Organ!« sation wehrlos zu machen, hat uns auf die Straße geworfen! Das ist böse Saat; dem Kapitalismus reift aus ihr verderbliche Frucht. v. /Iiis der Partei. Internationale Solidarität. Von dem zurzeit tagenden Parteitag der Sozialdemvkra» tischen Partei Englands geht uns folgende telegraphische Sympathiekundgebung zu: London  . 20. März. Der 80. JahreSkongretz der britischen Sozialdemokratischen Partei sendet den deutschen   Genossen brüderliche und herzliche Grüße. Die besten Wünsche auf Erfolg im gegenwärtigen Kampf. _ Lee. Sekretär. Gemeindcwahlsirge. In«lt-Drewitz bei Küstrin   wurden in der dritten Abteilung zwei Genossen mit 36 gegen 29 gegnerische Stimmen, in der zweiten Abteilung ebenfalls zwei Genossen mit IV gegen 14 Stimmen gewählt. In der ersten Abteilung konnten leine geeigneten Kandidaten aufgestellt werden, sonst würde auch dort ein erheblicher Fortschritt zu verzeichnen sein. Die Zahl der sozialdemokratiscken Gemeindevertreter ist jetzt auf 8 gestiegen. Die Gegner hatten alle» aufgeboten. Auf ihr Ansuchen sandte die Eisenbahnbetriebsinspektion zwölf Bahnbeamte nnd-Arbeiter zur Wahl, die die bürgerlichen Kandidaten wählen mußten eS war indes umsonst. Vor vier Jahren haben sich unsere Genossen da» erste Mal an der Wahl beteiligt. Sie haben Aussicht, in weiteren zwei Jahren die Mehrheit zu erlangen. In Neuenhagen   bei Oderberg  (Brandenburg  ) siegten die Sozialdemokraten mit 71 Stimmen über den konservativen Misch- wasch, der eS auf 54 Stimmen brachte, worunter sich an 20 größten- teils ungültige Forensenstimmen befanden, die die Sozialdemokraten durchgehen ließen, da die Gegner ohnehin hineingefallen sind. Die dritte Abteilung ist jetzt v o l l st ä n d i g im Besitze der Sozial» demokratte._ Ein neues Parteiblatt für dir Hinterpfalz. Eine gemeinsame Konferenz der drei hinlerpfälzischen Wahl» kreise, die Sonntag in Homburg   tagte und von 58 Delegierten er nach Hamburg  , wo er mehrere Jahre verblieb. Als man ihm aber Schwierigkeiten in den Weg legte, sich dort dauernd heimisch zu machen, ging er wieder nach Berlin   zurück, um nicht auch hier veö Heimatsrechtes verlustig zu gehen. Seiner demokratischen Ge. sinnung ist er indessen treu geblieben. Das preußische Regime und dessen Triarierbande, die Junker, hat wohl kein anderer schärfer und witziger bekämpft als Glaßbrenner in unzähligen Epigrammen. So gründliche Arbeit hat er da vollbracht, daß wir glauben, die Ostelbier von heute im Spiegelbild« derer von dazumal zu sehen, Als Satiriker von gutem Schrot und Korn wird fein Name im Ge« dächtniö bleiben; denn da hat er für seine Zeit sein Bestes geleistet» '.' Zeitgemäßes aus GlaßbrennerS Schriften. j Zur Situation. Ein Rechtsstaat ist jetzt Preußen allerdings, Nur schade drum: das ganze Volk steht link». Vom MinisteriumDonquixote. A.: Ich bleibe dabei. eS hat den Geist der Zeit und»msertr Geschichte verraten l B.: Gott bewahre I Sie haben geschrieben und gesprochen, was sie nicht verantworten können aber sie haben keinen Geist verrann. Rene chinesische Politik. Der politische Himmel ist nicht ganz rein» ES droht uns manch' schwarze Wolke, Drum üben wir uns, um stark zu fein, Im Krieg mit dem eigenen Volke. » Die Junker im Abgeordnetenhaufe. Euer Tadel und Schimpf sckilt nicht; Euer Wort und Versprechen stillt nickt; Vertrauen und Geld quill» nicht; Bange machen gilt nicht! ES ist doch eigentlich zu viel verlangt, daß die Nägel in den Köpfen der Junker zum Sarge unserer Freiheit gebraucht werden sollen. O Die Feudalen wollen das Faustrecht wieder einführen, well dal da? Recht der langen Finger involviert. » Die Junker möchten, daß wir 1813 nichts gewonnen hätten als die Schlachten-» und nichts gerettet als da» Baterland ihrer Privilegien. Krautjunkers Notizkalender. Selbsthochschätzung. Champagnerbenetzimg. Austernletzung. Beamtenversetzung. Säbelwetzung. Eidverletzung. DemokratenhetzUNg. Ballettergvtzung. JudeuauSlrätzuvg. BersassungSzerfetzMtg.