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Viehimport ou5 Dänemarl zu unterbinden. Wünsche, die von dieser Seite kommen, sind der Negierung stets Befehl. Ueber den Wert der Tuberkulinprobe spricht sich der Präsident des tierärztlichen Ge- sundheitsamtes in Kopenhagen  , Prof. Bang, sehr abfällig aus. Nach einer Drahtmeldung desBerl. Tagebl." begründet er seine Ansicht wie folgt: Die deutschen   offiziellen Berichte konstatierein, daß inr ersten Quartal 1909 auf Tuberkulinprobe in deutschen   Quaran- tänestationen nur 0,6 Proz. der Rinder reagierten, wovon aber beim Schlachten 31,4 Proz. sich als tuberkulös erwiesen. Im 3. Quartal sind die Zahlen noch ärger: 0,6 gegen 33,9 und im Jahre 1902 2,1 gegen 20,5. Unter solchen Verhältnissen könnte man natürlich ebenso gut die ganze Quarantäne- cinrichtung abschaffen. Die Tuberkulinprobe ist auch nicht für Schlachtvieh bestimmt, denn bei solchem konstatiert man weit leichter die Tuberkulose nach dem Schlachten. Ob Deutschland   zukünftig aus politischen Rücksichten die Einfuhr lebenden dänischen Viehes verbieten wird, weiß man ja nicht. Dann müssen wir eben selbst schlachten und nur tuberlel- freies Fleisch über die Grenze schicken." Die Dänen täuschen sich, wenn sie meinen, daß sie ein- wand freies Fleisch ohne weiteres nach Deutschland   ein- führen können. Nach dem neuen Viehseuchengesetz könnon tierische Erzeugnisse von der Einfuhr schon dann ausgeschlossen werden, wenn der Verdacht besteht, daß in dem Ursprungslande seuchenbehaftetes Vieh vorhanden ist. Diesen Verdacht bei den Zollbeamten wachzurufen, wird dem junkerlichen Bunde der Land­wirte nicht schwer fallen. Die ganze Aktion ist ein neuer, un- erhörter Raubzug auf die Taschen des Volkes. Heute schon sind in den Großstädten die Fleischpreise enorm hoch, für die breiten Massen überhaupt nicht mehr erschwinglich. Dabei ist dieses Fleisch mitunter von einer Qualität, die in gar keinem Verhältnis zu den unverschämten Preisen steht. Und die Regierung des Herrn v. Bethinann Hollweg bietet die Hand dazu, diese Auspowerung des Volkes noch zu fördern, natürlich stets unter dem Vorgeben, über die Volksgesundheit wachen zu müssen. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß sich Dänemark   durch den Boykott deutscher  Jndustrieartikel revanchiert. Das Reichsetatsgesetz wird vomNeichsanzeiger" publiziert. Die wichtigsten Paragraphen lauten: 8 t- Der ReichShauShaltsetat für das Rechnungsjahr vom 1. April 1910 bis 31. März 1911 wird in Llusgabe und Einnahme auf 2 853 781 095 M. festgestellt, und zwar: im ordentlichen Etat auf 2 311 333 655 M. an fortdauernden und auf 351 717 171 M. au einmaligen Ausgaben sowie auf 2 663 050 326 M. an Einnahmen, im außerordentlichen Etat auf 190 730 269 M. an Ausgaben und auf 190730 269 M. an Einnahmen. 8 2. Der Reichskanzler wird ermächtigt, zur Bestreitung einmaliger außerordentlicher Ausgaben die Summe von 117 931 322 M. im Wege des Kredits flüssig zu machen. 8 3- Der Reichskanzler wird ermächtigt, zur vorübergehenden Ver- stärkung der ordentlichen Betriebsmittel der Reichshauptkasse nach Bedarf, jedoch nicht über den Bedarf von 150 000 000 M. hinaus, Schatzanweisungen auszugeben. Das gleichzeitig publizierte Kolonial-EtatZgesetz bestimmt: mmim,, i-v..... MM- Der Haushaltsetat det Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1910 wird in Einnahme und Ausgabe auf 107 697 905 M. festgestellt, und zwar im ordentlichen Etat auf 75 992 905 M., im außerordentlichen Etat aus 31 705 000 M. 8 2. Der im Wege des Kredits flüssig zu machende Betrag beläuft sich auf 31 632 361 M._ Die Arbeiterlegitimatiouskarten werden, wie derVossischen Zeitung" aus Bern   berichtet wird, Gegenstand diplomatischer Auseinandersetzungen zwischen der Schweiz  und dem Deutschen   Reiche werden. Preußen fordert bekanntlich von ausländischen Arbeitern so- genannte Arbeiterlegitimationskarten; solche sollen auch in Bayern  Gesinnung hervorgeht. Soziale Instinkte werden erst zur Sitt- lichkeit, wenn sie auf Gott   bezogen werden, als Ausfluß göttlicher Gebote(??). Ohne Rücksicht auf die Gottheit hätte sich der Mensch immer von cudümonistischen Grundsätzen leiten lassen. Es gibt keine Religion ohne Sittlichkeit.(??) Gibt es auch eine Sittlich- keit ohne Religion? N e i n. Denn welches Motiv hat der reli» aiouslose Mensch, sich sittlich zu betätigen? Für die große Masse sinkt die Moral ohne Religion zur Pseudomoral herab. Was heute noch an Sittlichkeit vorhanden ist. hat seine Basis in her zu- fälligen Organisation unseres Gehirns, ist ein stehengebliebener, ererbter Rest einer früheren, vergangenen, religiösen Sittlichkeit. Deshalb muß das erste Ziel aller modernen Kulturbestrebungen die Bildung einer neuen Religion sein!(Wirklich? Herr Professor, tvollen Sie da nicht den Teufel durch Beelzebub austreiben? Uebrigens, was verstehen Sie eigentlich unterReligion"? Das vergaßen Sie ganz zu sagen.) Als letzter in der Reihe der Redner behandelte Dr. Lothar S ch ü ck i n g, der gemaßregelte Bürgermeister von Husum  , das Thema:Preußische Verwaltung und Kultu r." Preu- ßen wird beherrscht von zwei durchaus kulturfeindlichen Mächten, den konservativen und klerikalen Reaktionären. Für die Konser- vativcn ist die große Masse des Volkes überhaupt kein kulturbil- dender Faktor; das ist vielmehr die Dynastie und der Adel. Die Basis aller Kultur ist die Landwirtschaft, demgemäß sind die Städte nur verdächtige Ansammlungen liberaler Elemente, und der Fdrt- schritt ist der Krieg. Der Kulturprozeß vollzieht sich als das Walten eines Gottes. Demgemäß ist der preußische Landtag auch eine Volksvertretung, die nicht vom Volk, sondern von den Land- räten gewählt wird. Mächtiger als der Landrat ist in klerikalen Gegenden nur der Kaplan. Die Kirche kümmert sich freilich im Gegensatz zu den Konservativen um das Volk, aber nur aus Änti- Intellektualismus, um die Rkassen unter ihrer geistigen Oberauf- sicht zu halten, um ihnen die Ueberzeugung beizubringen, daß alles Gute nur von der Kirche kommt. Politisch geht allerdings das Zentrum mit den Konservativen in der Unterdrüchung der Volksrechte Hand in Hand. Ein Ausfluß der junkerlichen Herr- schaft in Preußen ist die Stellung, die die Polizei hier einnimmt; sie ist nur im Junkerinteresse da. Was sie für richtig hält, das ist preußisch.es Verwaltungsrecht. Ebenso ist die Bureaukratie nur ei» Jnstruyient in den Händen dex Junker. Sie hätte lange nicht eine so große Stärke erlangt, wenn sie nicht vom Gericht ziemlich unabhängig wäre gegen Beamte gibt es keinen Staatsanwalt und selbst im Falle eineS Gerichtsverfahrens der Beamte durch den Konfliktseinwand seiner Vorgesetzten gedeckt würde. Eine Be- schwerde im vorgeschriebenen Jnstanzenzug gegen einen Beamten wird aber dadurch illusorisch gemacht, daß sie in der Regel von dem bearbeitet wird, gegen den sie gerichtet ist. Erst wenn das konser. vativ-klerikale Parteiregiment gestürzt ist, wird die kulturelle Rück- ständigkeik Preußens ein Ende nehmen.«g. entgeführt werden. DasBerner Tageblatt" erblickt in den Arbeiter- legttimationskarten eine Verletzung des Art. 8 des schweizerisch- deutschen Niederlassungsvertrages, wonach Schweizer   in Preußen, überhaupt in Deutschland  , lediglich einen Heimatschein und ein Leumundszeugnis vorweisen müssen. DasBerner Tageblatt" fordert den Bundesrat auf, bei der deutschen   Regieruug wegen der vor- liegenden Angelegenheit diplomatische Schritte zu tun. Nationalliberale Wahlagitation. Im Reichstagswahlkreise Oletzko-Lyck-JohanniSburg machen gegenwärtig die Nationalliberalen große Anstrengungen, um den Konservativen daS Mandat zu entreißen. Ein ganzer General- stab ist dort tätig, und das Gold des HansabundeS ergießt sich über den ganzen Wahlkreis. ES wird wieder eine Schwabachsche Wahl gemacht. Die arme, unwissende masurische Bevölkerung, insbesondere die Knechte und die Landarbeiter versucht man auf jede Weise zu betören, indem man ihnen erzählt, der liebe Gott hätte ihnen den nationalliberalen Kandidaten, einen Gutsbesitzer aus dem Wahlkreise, gesandt. In der liberalenMa- surischen Zeitung" ist ein Artikel erschienen, den angeblich ein Arbeiter(?) eingeschickt haben soll. Darin heißt es: Liebe Wähler, bis jetzt hatten wir zwei Parteien, welche ich auch schon genannt habe, und von der nationalliberalcn Partei wußten wir gar nichts, weil sie von der konservativen Partei vor uns versteckt war und uns niemand zu ihr führte. Jetzt hat aber der liebe Gott einen Menschen geschickt, welcher die nationalliberale Partei für uns zum Vorschein brachte. Ach, was uns das für eine Freude macht, daß der liebe Gott einen solchen Menschen geschickt hat, welcher uns aus dem Kummer und Elend heraus- reißen will. Liebe Wähler, wenn es so länger gegangen wäre, wie es bis jetzt gegangen ist, so würden wir von den Herren Domänenpächtern schließlich als Sklaven für einen Groschen verkauft werden. Nein, liebe Wähler, jetzt frisch in den Kampf gegen die Konservativen. wählt den Herrn Kochan und nicht den Herrn Landrat, so werden wir aus unserem Elend herausgerissen." In dieser Weise bearbeiten die Nationalliberalen die masurische Landbevölkerung. Einen Teil versucht man mit klingender Münze, den anderen Teil mit dem lieben Gott einzusaugen. Die National- liberalen ziehen sogar gegen die»Sklaverei auf dem Lande" zu Felde. Dabei haben sie im Reichstage den Land- arbeitern das Koalitionsrecht verweigert, und für die Aufrecht- erhaltung der ländlichen Sklaverei gestimmt. Attentat" auf nationalliberale Agitatoren. DieNationallib. Korresp." weiß von einemAttentat" zu be- richten. In der Nähe eines oftelbifchen Dorfes wurde am Donners- tag voriger Woche in ein Abteil II. Klasse des Zuges E y d t- kühnen Berlin geschossen. In diesem Abteil saßen die Generalsekretäre der nationalliberalen Partei, Breithaupt und Kalk off, sowie der Landwirt K r ü g e r vom deutschen   Bauern- bund, die sich auf der Rückreise von Lyck  , wo sie in die Wahl- agitation eingegriffen hatten, befanden. Verletzt wurde niemand. Demonstrierende Wirte. Weil in Breslau   der konservative Stadtv. Weide, der Führer der Gastwirte, sich feige vor der Abstimmung gegen die Wahlrechtsvorlage gedrückt hatte, beschloß die Generalveriammlung der Genossenschaftsbrauerei der Breslauer Gastwirte, als Protest dagegen den Betrag von 500 M. der sozialdemokratischen Partei» kasse zur Bekämpfung des Wahlgesetzes zur Verfügung zu stellen. Nur 19 Wirte spielten sich als alte Preußen auf und stimmten dagegen._ franhmch. Die Kammerwahlen. Paris  , 29. März. Die Parlamentswahlen sind endgültig auf den 2i. April und die Stichwahlen auf den 8. Mai festgesetzt worden._ Der Kampf gegen den Zolltarif. Paris  , 29. März. In der Deputiertenkammer wurde der Finanzminifter gefragt, ob es zutreffend sei, daß Belgien   Re- pressalien gegen Frankreich   plane, indem eS französisches Obst und junge Gemüse mit hohen Zollsätzen belasten wolle. Der Minister erwiderte, er glaube nicht, daß die französischen   Zollsätze aggresswe Maßnahmen irgendeines Landes rechtfertigen würden. Wenn irgendein Land solche Blumen, Weine oder Früchte, die nur aus Frankreich   importiert werden, mit hohem Zoll belegen würde, so müßte Frankreich   darin eine unannehmbare Repressalie erblicken. Die Liquidatoren. Paris  , 23. März. Der Senat hat den von der Deputierten- kammer angenommenen Antrag betreffend die Amtsent- h e b u n g der Liquidatoren der Ordensgüter genehmigt. ßolland. Berfassungsrevision. Amsterdam  , 26. März.(Eig. Ber.) DerStaatscourant" ent- hält die RegierungSmiiteilung der Einsetzung einer StaatSkommIssion zur Untersuchung der Frage, welche Abänderungen in der Verfassung vorgenommen werden sollen. Zum Borsitzenden der Kommission ist der Ministerpräsident und Minister des Innern Th. HeemSterk ernannt worden. Außerdem haben die konservativsten Elemente von vornherein eine verhältnismäßig sehr starke Vertretung, während die Anhänger des allgemeinen Wahlrechts sich mit drei bürgerlichen Vertretern, denen sich ein vierter vielleicht bedingungsweise anschließt, und dem Kammermitglied Genossen Troelstra   begnügen müssen. Nach der Zusammensetzung der Kommission ist von ihr alles gegen, nichts für das allgemeine gleiche Wahlrecht zu erwarten, auch nicht von seinen bürgerlichen Befürwortern, die bekanntlich im entscheidenden Moment ihr bürgerliches Gewiffen durch politischen Kuhhandel be- schwichtigen. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß sich die Ber« treter der beiden größten kirchlichen, der antirevolutionären und katholischen Partei auf ein Wahlrecht der Haushaltungsvorstände einigen werden. Die Einsetzung dieser Kommission aber ist schon an sich für die regierenden Parteien ein Mittel, die Wahlrechtsfrage auf die lange Bank zu schieben, weshalb ihr dann auch die Revision der ganzen Verfassung zur Aufgabe gemacht wurde. Dem holländischen Proletariat macht eS dieser Versuch der Erwürgung seines Kampfes für das allgemeine Wahlrecht zur Pflicht, diesen Kampf nunmehr mit schärferen Mitteln zu führen als bisher. Rußland. Rechtsraub! Der Zar hat Sonntag ein Finnland   betreffendes M a n i. f e st unterzeichnet, welches befiehlt, den durch den Ministerrat dem Kaiser unterbreiteten Gesetzentwurf über die Veröffentlichung nur Finnland   betreffender Gesetze und der Ge fetze allgemein- staatlicher Bedeutung in der Reichsduma und im Reichsrat ei nzubringen und ferner dem finnischen  Landtag zu gestatten, über den Inhalt des Gesetzentwurfes ein Gutachten abzugeben, das dann der Beratung der Reichsduma und des ReichSrates unterliegen soll. Das Gutachten ist innerhalb eines Monats, vom Tage des Empfangs des Gesetzentwurfs an ge- rechnet, abzugeben. Der Gesetzentwurf bestimmt, daß Gesetze, welche nicht nur Finnland   allein betreffen« fondern allgemein» st aatliche Bc- deutung haben, durch die reichsgesetzgebenden Körperschaften be» stätigt werden müssen. Nur die innere finnländische Angelegen- hciten betreffenden Gesetze unterliegen der Bestätigung der gcsetz- gebenden Körperschaften Finnlands  . Die Grundlagen der inneren Verwaltung Finnlands   werden verändert im Wege der allge-> meinen Gesetzgebung auf Initiative des Kaisers. Die wichtigsten Fragen, tvelche auf diese Weise geregelt werden, sind: Teilnahme Finnlands   an den Ausgaben des Reichs und dementsprechend« Festsetzung der Einzahlungen, Abgaben und Gebühren; Wehrpflicht der Bevölkerung Finnlands  ; Rechte der in Finn- land lebenden russischen Untertanen; Feststellung der Fragen, welche im Reichsinteresse aus derKompetenzderfinnländischen Gerichtshöfe auszuscheiden sind; Bestimmungen betref- send öffentlicheVersammlungen und Vereine; Preß- gesetzgebung für Finnland   und Bestimmungen über die Ein- fuhr ausländischer Drucksachen; Zollbezieh un gen zwischen Finnland   und anderen Teilen Rußlands  ; finnländisches Geldshstem; Post- und Telcphonwesen; Luftschiffahrt; Eisen- bahnwesen; Rechte der Ausländer in Finnland  . Die Gesetzesvor- läge sieht ferner die Vertretung der finnischen   Bevölkerung im Reichsrat und in der Reichsduma vor; der finnische Landtag wählt ein Mitglied des Reichsrats auf neun Jahre und in die Reichs- duma fünf Mitglieder, von denen vier finnische Bürger, der fünfte ein In Finnland   lebender Russe sein soll. Die Begründung der Vorlage führt aus. daß Finnland   in seinen inneren(andere Reichsteile nicht berührenden) Angelegen- heiten nur eine provinzielle Selb st ver waltung ge- nieße, daß die Reichsgrundgesetze für Finnland   ebenso obligatorischen Charakter haben wie für die übrigen Reichsteile, daß ferner in allen nicht rein finnländischen Angelegen- heiten die Meinung des finnländischen Landtags ausschließlich b e- ratende Bedeutung habe und daß zum Nutzen Finnlands   denv Reichsrat und der Reichsduma Vertreter der Bevölkerung Finn- lands eingefügt werden. Ueber die Vertretung Finn- land im Rcichsrate und der Reichsduma führt das Expose aus, daß die gleichberechtigte Mitarbeit der von Finnland  gewählten Reichsratsmitglieder und Reichsdumaabgeordneten der Idee der Staatseinheit besser entspreche, als die Vertretung durch Delegierte Finnlands  , und daß für die von Finnland   gewählten Mitglieder des Reichsrates und der Rcichsduma die Kenntnis dev russischen Sprache obligawrisch sei. Tritt dieser Gesetzentwurf, tvelcher mit der beschworenen Ver- fassung Finnlands   im schroffsten Widerspruch steht, wirklich in Kraft, so hat Finnland   aufgehört, ein selbständiger Staat zu sein und wird zu einer russischen Provinz herabged rückt. Daß die reaktionäre Duma diesen frechen Rechtsraub sanktionieren wird, daran ist leider kaum zu zweifeln. Ebensowenig aber daran, daß das finnländische Volk diese schnöde Vergewaltigung nie an« erkennen wird. Finnlands   Sache ist jetzt untrennbar mit der Sache der russischen Revolution verknüpft und wird mit ihr zusammen schließlich über den volkermordenden Zarismus triumphieren. Bulgarien  . Neue Grenzkämpfe. Sofia  , 29. Nkärz. Am 27. März nachmittags schössen t ü r, kische Soldaten auf eine bulgarische Patrouille. die bei dem Grenzposten Tatarkiocj, Bezirk Kazim Aghatsch, die Runde machte. Es entwickelte sich hierauf ein Gewehrfeuer, das bis zum Abend dauerte und am nächsten Tage wieder auf- genommen wurde, nachdem die Türken Verstärkungeit durch Infanterie und Kavallerie erhalten hatten. Bisher ist von einem Verlust auf bulgarischer Seite nichts bekannt. Ein türkischer Soldat wurde auf bulgarischem Gebiet gel öl et. Wahrscheinlich gab es auch einige Verwundungen. Der Kriegsminister erteilte sofort den Befehl, das Feuer einzustellen. Heute wird eine Kommission aus türkischen und bulgarischen Offizieren zusammentreten, um den Zwischenfall zu untersuchen. Hberftnien. Der Dhronstreit. Frankfurt   a. M.. 29. März. DerFrankfurter Zeitung  " wird aus Addis Abeba   gemeldet: Die Kaiserin Tai tu ist zur öffentlichen Verantwortung gezogen und von den Großen jedes Gutes und jeder Gewalt verlustig erklärt worden; sie darf nur den Kaiser pflegen und wird ständig bewacht; der Telephonverkehr mit den wenigen Anhängern, die sie noch hat, ist ihr verboten worden. Ihre Soldaten sind fast alle desertiert, ihr« Macht ist nach einem mißlungenen Fluchtversuch endgültig ge- brachen. Sie beabsichtigt, in ein Kloster zu gehen. Kaiser Men e». lik, der völlig gelähmt ist. lebt noch; deshalb unterbleibt! die Krönung Jeaffus, der jetzt allgemein als Thronfolger an» erkannt wird._ Hub der parte!* Ein Brudergruß aus Holland  . Vom Parteitag der holländischen Sozial» demokratie ging uns der folgende telegraphische Gruß zu: Lecuwarden» 29. März. Die auf dem Kongreß zu Leeuwarden  versammelte Sozialdemokratische Arbeiterpartei Hollands   spricht, im Begriff neue Kampfmethoden zu ergreifen für die Eroberung des allgemeinen, gleichen Wahl- rechts, ihre herzliche Sympathie aus mit Eurem schönen Kampfe gegen das Dreiklaffenwahlunrecht und wünscht Euch in diesem schweren Kampfe einen glänzenden Sieg über die gesamten Feinde des Proletariats. Der Parteisekretär: Van Kuykhof. Eine freisinnige Heldentat. Für die diesjährige Maifeier hatten die Gewerkschaftsleiter in Nürnberg   den Magistrat gebeten, für ein Massenmeeting den großen Platz vor der Festhalle in Luitpoldhain zu überlassen. Das wurde jedoch mit der Ausrede abgelehnt, daß d i e A n l a g e n b e- s ch ä d, g t werden könnten, obwohl die Gewerkschaften die Garantie dafür übernehmen wollten. Die Mehrheit des Magistrats ist freisinnig. Personalien. An Stelle de« Genossen Pieck, der. wie schon gemeldet, am 1. Mai in das Sekretariat des Zentralbildungsaus» schiisieS eintritt, ist Genosse Rauch, bisher in der Redaktion der Bremer Bürgerzeitnng", zum Parteisekretär in Bremen  gewählt worden. In die Redaktion derBremer Bürger» z e i t u n g" tritt Genosse H o l z m e i e r ein, ber vor kurzem gemäß» regelte Bremer   Lehrer. pollrelUchta, OcricbtUchea ufw. Haussuchung. In den Geschäftsräumen der G a z c t a R a b o t n i c z a" zu Kattowitz   sowie in der Privatwohnung des Genossen BiniSz- k i e w i c z wurde am Sonnabend durch drei Polizeibeamte Haus» luchung abgehalten. Man suchte nach Waffen, M u n i t i o n(I) iowie Brieffchaften, die sich darauf beziehen. 2>/g Stunden plagte ich die Polizei. Schließlich mußte sie mit leeren Händen wieder abziehen. Welcher Spatzvogel mag denn der Hochwohllöblichen den kolossalen Bären aufgebunden haben, daß sich in den Räumen der . Gazeta Robotnicza" ein Waffenlager befinde? Strafkonto der Presse. Wegen Beleidigung eines antisemitischen Stadtverordneten wurde Genosse G r ö tz s ch von der»Dresdener Volkszeitung" zu 200 M. Geldstrafe vernrteilt.