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GewerkrcbaftlicbeB. Neutralität ift Clnfinnl Erkelenz, der Gerüffelte, wehrt sich und weist darauf Hin, daß auch früher schon von den Hirsch-Dunckerschen GeWerk- vereinen die Liberalen als dierichtigen" Bundesgenossen betrachtet wurden. In der Düsseldorfer Westdeutschen Post" wird ein Artikel von Max Hirsch aus dem Jahre 1871 erwähnt, worin offen die liberale Partei als diejenige erwähnt wird, die für die Gewerkvereinler in Betracht käme. Nachdem erwähnt wurde, daß in einigen Städten die Arbeiter liberale Fortschrittskandidaten selbständig aufgestellt hätten, heißt es dann über die Betätigung der Gewerkvereinler: Möchten uns bald aus anderen Wahlkreisen ähnliche Berichte zugehen wie aus Danzig und Altwasser . Noch in vielen anderen Gegenden, wo bis jetzt schwach liberal oder gar konservativ und klerikal gewählt wurde, in der Lausitz , in Oberschlesien , in der Mark, in Pommern usw. zählen unsere Freunde und Mitglieder nach Tausenden. Auch in Süddeutschland , wie der Wahlaufruf der Pforzheimer Genossenschafter" bekundet, wollen unsere Brüder mit dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht Ernst machen. Es gilt jetzt die Probe abzulegen in entscheidender Stunde. daß die Mitglieder unserer Organisation treue und energische Bundesgenossen der entschieden liberalen Partei sind, deren kräftige Unterstützung sie da- durch erwerben. Für die nächsten Wochen müssen alle Bestrebungen den Wahlen den Vorrang lassen." Dazu bemerkt dann das Düsseldorfer Blatt bezw. der wohl dahinter steckende Erkelenz : So unser verstorbener Anwalt damals! Und wir jetzt? Es ist bedauerlich, daß man an manchen Stellen sich aus persönlichen Gründen nicht zu einem offenen Bekenntnis aufschwingen will. Mit der Vogel-Straußpolitik imponieren wir keinem ehrlichen Gegner, und unseren Freunden, deren es Gottseidank doch noch etliche gibt, machen wir es schwer, auf unserer Seite zu bleiben. Oder glauben die Ueberklugen, es käme bei den vielen verpaßten Gelegenheiten auf eine mehr oder weniger nicht an." DerRegulator", der zuerst den Erkelenz stark rüffelte, ist auch ziemlich kleinlaut geworden. DerVor- wärts" hatte dies Berliner Gewerkvereinsblatt an dessen eigene Stellung bei der Reichstagswahl erinnert. DerRe- gulator" findet kein Wort, darauf zu erwidern. In einem neuen Artikel hält er zwar an seiner formalenNeutralität" fest, sagt aber sonst mit vielem Drumherum auch nichts anderes als wie Erkelenz . Auch das Blatt Naumanns,Die Hilfe", meldet sich in der Sache zum Wort und meint, der frühere neutrale Standpunkt der Gewerkvereinler sei jetzt nicht mehr an- gebracht: Die deutschen Gewerkvereine sHirsch-Dunckeri aber haben heute um so weniger Anlaß, sie(die politische Neutralität) noch ausrecht zu erhalten, als iu- zwischen diejenigen Parteien, denen sie seit Jahren durch Welt« anschauung und WirtschaftSintcresse nahestanden, jetzt geeint sind, und keine Gewerkvereinler mehr vor die Qual einer Partei- politischen Wabl stellen. Darum sollten sie fest entschloffen in die Hand der Fortschrittlichen Volkspartei (Freisinn) einschlagen." Mögen sie offen einschlagen. Die große Illusion, als ob damit die altersschwachen Hirsch-Dunckerschen nun in einer Art Altweibermühle wieder jung und siegfriedstark gemahlen würden, wird schon früh genug grausam zerstört werden. Und dann wird ja auch der großeStratege" Erkelenz wohl bei den Hirsch-Dunckerschen! engültig ausgespielt haben. Qui vivxa verra! Berlin und Umgegend. Tarifbewegung in den Berliner Lagerbierbrauereien. Der zurzeit geltende Tarifvertrag in den Berliner Lagerbier- brauereien läuft am 31. März d. I. ab. Da die Tarifverhandlungen mit dem Berein der Brauereien noch nicht so weit gediehen sind, daß der neue Tarif am 1. April d. I. in Kraft treten kann, finden in den nächsten Tagen Verhandlungen darüber statt, wie sich das Berbältnis nach dem 31. März d. I. bis zum Abschluß des neuen Tarifes zu gestalten hat. lieber das Ergebnis dieser Ver- Handlungen werden die Kollegen in den nächsten Tagen das Nähere erfahren. Gleichzeitig teilen wir mit, daß am 3. April d. I. eine all- gemeine Brauereiarbeiterversammlung stattfindet, welche fich mit der Tariffrage beschäftigen wird. Die Lohnkommission der Brauereiarbeiter Berlin ? und Umgegend. C. 64, Mulackstr. 10, I. Fernspr.-Amt III, Nr. 4518. Lohnbewegung der Schuhmacher Groh-Berlins ! Die Schuhmachergehilfen der Schoßbranche hatten sich gestern morgen sehr zahlreich im großen Saale von Dräsel in der Neuen Friedrichstraße versammelt, um zu der in diesem Frühjahr ge- planten Lohnbewegung Stellung zu nehmen. Der Referent I. Kluß schilderte zunächst die Lage der Schoßschuhmacher, die, wie es wohl auch schon in weiteren Kreisen bekannt ist, außer- ordentlich traurjg ist. Im Schuhmachergewerbe hat sich bekannt- lich in den letzten 3040 Jahren eine gewaltige Umwälzung voll- zogen. Früher ließen sich noch viele Leute ihr Schuhzeug nach Maß anfertigen, und soweit für den Markt gearbeitet wurde, waren es Kleinbetriebe, in denen die Ware wesentlich �nit der Hand hergestellt wurde. Heutzutage gibt es nur noch wenige, be- sonders wohlhabende Leute, die ihre Stiefel nach Maß anfertigen lassen, und die Marktware wird in ungeheuren Massen in großen Fabriken mit Maschinen hergestellt. Für die Schoßschuhmacher ist nur wenig Maßarbeit vorhanden, die meisten sind auf die Reparaturarbeit angewiesen. Die Löhne sind aufs äußerste ge- drückt, wo sich der Einfluß der Organisation nicht geltend machte. Der Durchschnittslohn der Schoßschuhmacher Berlins ist 20 M. die Woche. Es gibt wohl solche, die 26 M. verdienen, aber andere bringen es kaum auf 13 M., ja erhalten gar nur 12 M. für die Arbeit der ganzen Woche. Mancher Schuhmachergehilfe muß, selbst wenn er Arbeit hat, buchstäblich am Hungertuche nagen. Wohl sind im Jahre 1906 mit einer Anzahl von Arbeitgebern Werkstättentarife abgeschlossen, aber sie sind vielfach durchbrochen oder zurückgezogen worden. Bei dem schlechten Geschäftsgang, der großen Arbeitslosigkeit ist es den Gehilfen nicht gelungen, die tariflichen Abmachungen dauernd und allgemein durchzuführen. Die allzu elende Lage der Schoßschuhmacher, die durch die Wirt- fchaftskrise wie durch die künstliche Verteuerung der Lebensmittel noch weiter verschlimmert wurde, ferner der Umstand, daß die Schoßschuhmacher in den Kleinwerkstätten vereinzelt arbeiten, sind schuld daran, daß sie in ihrer Organisation während der verflossenen Jahre nicht die Macht entfalteten, die zu einer all- gemeinen Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse not- wendig ist. Der Referent ließ keinen Zweifel darüber, daß, wenn. der Lohntarif nun endlich vollends durchgeführt werden soll, die Schuhmacher zu einem Kampf gerüstet sein müssen. Vor allem ist dazu selbstverständlich notwendig, daß sie einmütig in ihrem Zentralverband zusammenstehen. Diese Ueberzeugung hat sich nun auch unter den Schoßschuhmachern allgemein Bahn gebrochen. Der ganze Verlauf der Versammlung und die lebhafte Diskussion bewiesen, daß die Empörung über die elende wirtschaftliche Lage groß ist unter ihnen, und daß sie nun mit voller Kraft ein- wütig für ihre Forderungen eintreten werden. Das Ziel der Terantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: Bewegung ist im wesentlichen, den Minimaltarif öon 1906 all- gemein durchzuführen. Der Tarif hat nun einer Kommission vorgelegen und ist in wenigen Punkten abgeändert worden. Er wurde der Versammlung unterbreitet und fand allgemeine Zu- stimmung. Die Forderungen sind sehr bescheiden, sowohl in den Akkord- sowie in den Zeitlöhnen. Als Minimalstundenlohn werden 60 Pf. verlangt, im Wochenlohn 26 M., für Reparatur- Werkstätten mit Maschinenbetrieb 27 Ak. Die tägliche Arbeitszeit soll 9lü Stunden nicht übersteigen. Für Ueberstunden sind 16 Pf. Aufschlag zu zahlen. Das Kost- und Logiswesen soll beseitigt werden. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, in der die Ortsverwaltung aufgefordert wird, den Arbeitgeber- korporationen den Tarif zu unterbreiten, mit der Maßgabe, daß die Verhandlungen dann bis zum 15. April endgültig abgeschlossen sein sollen. Am 18. April wird eine neue Versammlung statt- finden, um den Bericht entgegenzunehmen und zu beschließen, was notwendig sein wird. Eine Woche früher, am 11. April, werden die Gehilfen sich in Bezirksversammlungen mit der Sach- läge besaßen. Achtung, Sattler! In den Treibriemenfabriken von A. Schwarz u. Co., W itte, Göhlert u. Co., Ernst Schulz, Fr. Diesener und bei Aug. Pick haben die dort beschäftigten Kollegen wegen Ablehnung der eingereichten Forderungen die Arbeit eingestellt. Einige dieser Firmen sind bemüht, durch Annoncen in den ver- schiedensien Blättern Ersatz aus der Provinz heranzuziehen. Wir bitten daher alle arbeiterfreundlichen Blätter um Abdruck dieser Zeilen. Die Ortsverwaltung Berlin des Verbandes der Sattler und Portefeuiller. Die Kistenmachcr Berlins beschäftigten sich in einer am Montag in den Andreas-Festsälen abgehaltenen Versammlung fast aus- schließlich mit dem Streik bei Pflugrath, Elsenstr. 52. Die dort im Streik Stehenden erklärten einstimmig, einer wie der andere, daß sie nicht wegen vier Kollegen, welche keine Beiträge bezahlen wollten, in den Ausstand getreten seien, wie Herr Pflugrath fälschlich be- hauptet hat, sondern einzig darum, weil Herr Pflugrath versucht hätte, mit einzelnen Kollegen einen Vertrag abzuschließen und die übrigen zu entlassen. Dieses sollte nicht etwa geschehen, weil es sich um minderwertige Kräfte handelt, sondern nur, weil er glaubte, Leute genug zu finden, die sich gutwillig eine Lohnreduzierung ge- fallen lasten. Oeutlcbes Reich. Zum Streik der Heizer und Maschinisten in der Krupp scheu Friedrich-Alfredhiitte in R h e i n h a u s e n ist nachzutragen, daß in- zwischen die Differenzen beigelegt sind. Seitens der Direktion sind befriedigende Zugeständnisse erfolgt, worauf die Streikenden die Arbeit am Sonnabend wieder aufgenommen haben. Wahrscheinlich hat der Umstand mit zu der Nachgiebigkeit der Direktion beigetragen, daß von dem kleinen TruppArbeitswilliger" schon in der kurzen Dauer der Arbeitseinstellung eine Menge Schaden angerichtet wurde. Mehrere Hebekräne wurden infolge unsachgeniäßer Behandlung stark beschädigt und so viel an Maschinen ruiniert, daß die Direktion von denArbeitswilligen" genug haben wird, obwohl man sie per Droschke(!) zur Arbelt schaffte. Gaukonferenz des Textilarbeiterverbandes. Kassel , 23. März. Während der Feiertage fand im hiesigen Gewerkschaftshause eine Konferenz des GaueS Nordwest des Zentralverbandes deutscher Textil- arbeiter statt, der in der Hauptsache die Provinzen Schleswig-Hol- stein, Hannover , Hessen-Nassau , Westfalen , Oldenburg und die Hansa- städte umfaßt. Anwesend waren außer dem Gauvorstand sowie Vertretern des Zentralvorstandes und des Bcrbandsorgans aus 23 Mitgliedschaften 36 Delegierte. Es wurden während der Tagung meistens interne Fragen der Organisation erörtert. Der Gau umfaßte Ende 1909 rund 30 Filialen. Ende 1907 waren es 36. Der Rückgang ist durch Verschmelzung von Filialen und durch Abgang an den Gau Rechts- Rhein entstanden. Neu gegründet bezw. selbständig geworden sind drei Filialen: Alsfeld . Peine und Göttingen . Infolge der außerordentlich schlechten Konjunktur in den meisten Zweigen der Textilindustrie und der dadurch bedingten Abwanderung ausländi- scher Arbeiter ist die Mitgliederzahl in den Filialen des Gaues zurückgegungen und zwar von 10 029 auf 8300(4862 männliche und 3438 iveibliche). Die Redner erklärten sich in der Mehrheit mit der Tätigkeit der Gauleitung einverstanden und gaben im übrigen Schilderungen der sozialen Zustände in der Textilindustrie. Bei der Stelluiignahnie zur Generalversammlung in Berlin werden dieser als Material überwiesen die Anträge von Hannover « Linden und Osterode auf Aenderung des Regulativs für die Unter- stützungSeinrichtungen, dem Vorstand überwiesen ein Antrag Schiffbeck auf Beschaffung einer ungarischen Zeitung. Unterstützt wurde ein weiterer Antrag an die Generalversammlung, die Zentral- käste möge alle Delegationskosten, auch der Gaukonferenzen über- nehmen. Die Anträge Bramsche und Elmshorn erübrigten sich, da es der Generalversammlung obliegt, eine Neueinteilung der Gaue vorzunehmen._ Keine Differenzen im Hamburger Baugewerbe! Am Sonnabend ist zwischen dem Baugewerbeverbande und den Verbänden der Maurer. Zimmerer und Bauhilfsarbeiter eine Einigung auf folgender Basis zustande gekommen: Der bisher beratene Tarif wird bis zum 31. März 1910 ab- geschlossen. Er wird prolongiert bis zum 16. April 1910. Wenn bis dahin kein neues Vertragsmuster zustande konimt, wird der Tarif bis zum 1. Oktober 1910 prolongiert. Wenn überhaupt kein neues Vertragsmuster zustande kommt, gilt der Tarif bis zum 31. März 1913. Mit der Einigkeit der Unternehmer hapert es mithin. Die Lehren des vorjährigen großen Kampfes im Hamburger Baugewerbe haben bei den Unternehmern doch einen starken Resonanzboden ge- iunden. Die Hamburger Bauarbeiterschast hat den vorjährigen opferreichen Kampf nicht umsonst gekämpft; der wirkliche Erfolg zeigt sich jetzt in vollem Umfange. Ausland. Internationaler Kongreß der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe i» Amsterdam . Das Sekretariat des internationalen Bundes der Litho- graphen, Steindrucker und verwandten Berufe, das seinen Sitz in Berlin hat, beruft den siebenten internationalen Kongreß zum 12. bis 14. September d. I. nach Amsterdam in Holland ein. Dem internationalen Bund gehören die Berufsorganisationen der Litho- graphen, Steindrucker und verwandten Berufe von folgenden Län- dern an: Belgien , Deutschland . Dänemark , England, Finnland , Frankreich , Holland . Italien , Norwegen , Oesterreich, Schweiz und Ungarn . Weitere Verbindungen sind angeknüpft mit den Berufs- organisationen in Amerika , Australien , Rußland und Spanien ; deren Anschluß steht bevor. Zur Tätigkeit dZs internationalen Kongresses gehört der Ausbau der internationalen Verbindung: im besonderen wird auch die Ansammlung eines großen Kampf- resp. Streikfonds geplant, von dem in eintretenden Fällen die ver- schiedenen Landesorganisationen unterstützt werden. So hat der bereits vorhandene Fonds in den letzten Jahren schon wiederholt eingegriffen bei Kämpfen in Dänemark , Italien , Holland und be- sonders bei dem großen Generalstreik im vorigen Jahre in Schwe» den, wobei die einzelnen LondeSorganisationen auch durch frei» willige Sammlungen ganz bedeutend geholfen haben. Seit dem letzten Kongreß wird vom internationalen Sekretariat zur weite- Utz, Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Borwärt» Buchdr. u. BerlagSanfigll I ren Festigung beM gegenseitigen Verständigung eine ln drei Sprachen(deutsch , englisch und französisch) erscheinende Zeitung ..Bulletin" herausgegeben, die über die Kämpfe in den einzelnen Ländern und über wichtige Verbandsfragen berichtet. Auf dem internationalen Kongreß in Amsterdam wird auf Beschluß des letzten Kongresses 1907 in Kopenhagen auch eine Druckbogen» Ausstellung veranstaltet, um an der Hand dieser die Lohn- und Arbeitsverhältnisse in den einzelnen Ländern zu demon- strieren. Die einzelnen Landesorganisationen werden imBulle- tin" aufgefordert, ungesäumt die Sammlungen der Drucksachen in die Wege zu leiten. Es sollen von in jedem Lande angefertigten Drucksachen einige zur Ausstellung besorgt werden. Bei jedem der Druckbogen sollen die Herstellungskosten genau angegeben werden, ferner die üblichen Wochenlöhne und die täglichen Arbeitszeiten der in Betracht kommenden Arbeiter usw. Kommunale Streikbrecher-Wehrpflicht wollte der konservative Stadlverordnete Herlitz in Stockholm eingeführt wissen. In ihrer letzten Sitzung vor Einführung der neugewählien Vertreter hatte sich die Stadtverordnetenversammlung mit diesem Antrage zu befassen, der bezweckte, daß bei Arbeitsniederlegung in den kommunalen Be- trieben und Arbeitszweigen jeder Bürger verpflichtet sein sollte, die Arbeiten auszuführen, also als Streikbrecher tätig zu sein. Der An- trag war jedoch schon im Ausschuß abgelehnt worden, und die Stadt» verordnetenversammlnng tat das gleiche, ohne eine formelle Ab» stiminung für nötig zu erachten. Das Ende des Strasteukehrerstreiks. Rom , 26. März.(Eig. Ber.) Naibdem die Stadtverwaltung den römischen Straßenkehrern eine Lohnzulage von 26 Centimes pro Tag versprochen hat, ist die Arbeit wieder aufgenommen worden. Der Anteil, den der klerikale Gewerkverein an der Bewegung hatte, und dessen politische Absichten gegen die antillerikale Stadtverwaltung kamen bei der Abstinimung über die Wiederaufnahme der Arbeit zutage, bei der die Mitglieder des Gewerkvereins trotz der nicht geringen Zugeständnisse gegen die Wiederaufnahme der Arbeit stimmten. Sie blieben aber in der Minderheit._ Letzte jVacbricbtcn und Dcpclcbcn. Gegen das Oberhaus. London , 29. März. Das Unterhaus trat heute nach der kurzen Osterpause wieder zusammen und begann sofort die allge- meine Beratung über die Resolutionen betreffend das Oberhaus und die Dauer der Parlamentssession. Premierminister A s q u i t h beantragte, daß das Haus sich als Kommission konstituiere, um die Resolutionen zu beraten, und gab eine ausführliche Erklärung ab, in welcher er die Politik der Regierung und ihre Haltung gegenüber der Reformfrage aus- einandersetzte. Während er zugab, daß ein Bedürfnis für eine zweite Kammer in England vorliege, stellte er in Abrede, daß Großbritannien gegenwärtig ein Zweikammersystem habe. Das gegenwärtige System sei eine Karikatur und eine Tra- vcstie des Zweikammersystems. Die Regierung wünsche nicht. die zweite Kammer dem Unterhause koordiniert zu sehen; sie wünsche aber das Unterhaus in seiner Machtvollkommenheit und Borherrschaft in der Gesetzgebung erhalte» zu sehen. Es gäbe in- dessen Funktionen der Beratung, der Revision und des Aufschubs, die in nützlicher Weise von der zweiten Kammer ausgeübt werden könnten, was mit der Vorherrschaft des Unterhauses vereinbar sei. Das Oberhaus müßte auS einer verhältnismäßig kleinen Zahl von Mit- gliedern bestehen und nicht auf der Erblichkeit, sondern auf demokratischer Grundlage beruhen. Es müßte eine Körperschaft sein, die den Willen der Nation repräsentiere unp von ihr abhängig sei. Die Resolutionen würden nicht als /md- gültig erschöpfende Lösung des Problems eingebracht, es wäre aber vor allen Dingen nötig, daß man sich mit dem Oberhaus so wie es jetzt sei beschäftige. Die notwendige Vorbedingung für die Aus- führung der Politik der Regierung sei die Verhinderung der ver» fassungswidrigen Ncbcrgriffe in der Finanzgebarung. Die zweite Resolution sei dazu bestimmt, der heillosen Verwirrung zwischen beiden Häusern ein Ziel zu setzen. Gegenwärtig sei der einzige verfassungsmäßige Weg, der Verwirrung ein Ende zu be- reiten, der, daß das Parlament aufgelöst werde oder daß neue Peers von der Krone ernannt werden. Das Borrecht der Krone sei, obwohl es selten ausgeübt werde, ein wesentlicher Bestandteil der Verfassung. Die Resolution Lord Roseberys führe einen direkten tödlichen Schlag gegen die Prärogative und wenn sie Gesetz werden sollte, würden die Lords eine autonome Körperschaft ohne Kontrolle werden. Sowohl die Auflösung wie die Ernennung neuer Peers wären ein ernstes Ausnahmemittel, das aber im Falle der Not furchtlos an- gewandt werden müßte.(Beifall bei den Ministeriellen.) Nachdem Asquith sodann betont hatte, daß andere Anregungen unausführ- bar wären und daß die Vorschläge der Regierung den ersten Schritt bildeten zu einer Emanzipation des Unterhauses, erklärte er der Meinung zu sein, daß dem absoluten Veto der Lords das absolute Veto der Krone folgen mühte, bevor der Weg freigemacht werden könnte für eine ungefesselte Demokratie. B a l f o u r(Umonist) spottete über den Plan der Regierung und erklärte, es fei nur natürlich, daß das Oberhaus von seiner Macht Gebrauch mache, wenn eine Regierung am Ruder sei, die in ihren Hauptelementen revolutionär sei. Die Regie- rung verhöhne die Meinung aller großen, freien Regierungs- körperschaften der Welt durch Beschränkung der Vollmachten des Oberhauses, und das ganze Programm der Regierung fei grotesk. Redmond(Ire) erklärte, seine Partei würde die Reso- lutionen bereitwillig st unter st ützen. Asquith möge auf der Annahme der Resolutionen bestehen, eine Mehrheit von 129 Stimmen sei ihm sicher. Barnes(Arbeiterpartei) erklärte, die Resolutionen unter- stützen zu wollen, sie seien in keiner Weise als ein ausreichendes Mittel gegen die Uebelstände zu betrachten, gegen welche die Reso- lutionen sich richteten. Die Zolltarifreform. Pari?, 29. März.(W.T.B.) Die Deputiertenkammer nahm mit 416 gegen 92 Stimmen den Gesetzentwurf betreffend die Zolltarifrevision in seiner Gesamtheit mit Aenderung zweier Po- sitionen in der Senatsfassung an. Die Eruption des Aetna . Catania , 29. März.(W. T. B.) Der Direktor drS Aetnaobfrr- vatoriumS teilte aus N i c o l o s i mit. daß die Masse und Schnellig. keit der Lava im Wachsen fei, die Lage sei gegen gestern wenig Verändert. Auch die Sektion Catania des Alpenklubs versichert, daß der Busbruch des Vulkans wieder zunehme und mit starkem Getöse verbunden sei. Gegen Bestechungsversuche. Washington , 29. März.(W. T. B.) Das Repräsentanten. haus gab die Ermächtigung zu der U n t e r s u ch u n g der A n» schuldigungen, daß in Washington von Schiffsinteressentcn ein Versuch gemacht worden sei, auf Mitglieder des Kongresses durch Bestechungen zugunsten der VorlageübcrdieSchiffS, subsidien einzuwirken. Zaul Singer& Co.. Berlin S VV. H ieizu 4 Beilagen u.Untirhaltungsbl.~