».73. 27. mm. i SeillP iltS Jormärlö" Dttlilltt Wlksdllllt.« 30» ,mEin Parteitag fit die obere Rheinprovia;fand an den beiden Ostertagen in Aachen statt. ES waren49 Vertreter aus IS Reichslagswahlkreisen, ferner vom Partei-vorstand Genosse W e n g e l S und vom preußischen LandesausschußGenoste Ernst aus Berlin erschienen.Den Jahresbericht des Agitationslomitees erstattete Partei-selretär H o f r i ch t er- Köln. Er verwies auf die im Berichtsjahrim Bezirk erfolgten drei Reichstagsnachwahlen: in Adenau-Kochem-Zell, Düren-Jülich und Koblenz-St. Goar, bei denen das Zentruminsgesamt 18800 oder fast ein Drittel seiner bisherigenStimmen verlor infolge der Erbitterung der Wähler über dieReichsfinanzreform. Weiter befaßte sich der Berichterstatter mit derWahlrechlsbewegung und kennzeichnete das verlogene Verhalten desZentrums, das der Sozialdemokratie fälschlich kulturkämpferischeGesinnungen nachsagt, zur selben Zeit aber mit den K o n s e r-vativen zusammengeht, der nämlichen Partei, die den ganzenKulturkampf gegen die katholische Kirche mitgemacht, für alle Be-schlüsse gestimmt hat, bis man lediglich aus Furcht vor der Sozialdemo-kratie den Kulturkampf aufgegeben hat, der Zentrumshistorikern als diebrutalste Verfolgung der katholischen Kirche, die die Geschichte kennt,bezeichnet wird. Das Zentrum ist innerlich genau so reaktionär wiedie ostelbischen Junker, mit denen es sich zur Aussaugung und Eni-rechtung des Volkes aufs innigste verbrüdert hat. Gegenüber denSchwierigkeiten, die ihm der Volksverrat bei Finanzreform undWablrechtsänderung bietet, greift das Zentrum zu dem alten dema-gogischen Trick, den katholischen Arbeitern vorzuschwindeln, die Religionsei in Gefahr. Nach dieser Richtung hat sich vor allem die Auf-klärung des katholischen Volkes zu bewegen.Der Redner befaßte sich sodann mit der terroristischen Kampfes-weise des Zentrums in seinen Machlgebieten, wo es vor den feigstenUeberfällen auf sozialdemokratische Flugblattverteiler, vor den hinter-listigsteu Saalabtreibereien nicht zurückscheut Trotz aller ungeheuerenSchwierigkeiten, trotz des übermächtigen Feindes ist eS gelungen, imAgitationsgebiet die Zabl der eingeschriebenen Partei-Mitglieder aus 10 360 im Berichtsjahre zu steigern, eine Zahl,die allerdings uns bei weitem nicht genügen könne und in starkemMißverhältnis zu den sozialdemokratischen Reichstagsstimmen undGewerkschaftsmitgliedern stehe. Die Frauenagitation hat imBerichtsjahre leider keine Fortschritte gemacht. Die Jugend-organiiation läßt, abgesehen vonKöln und Mülheim a. Rh..sehr zu wünschen übrig, was angesichts der eifrigen Bestrebungender Klerikalen auf diesem Gebiete außerordentlich beklagenswert ist.ES müste hier ein ganz anderer Fleiß entwickelt werden, wie über-Haupt auf dem vorgeschobenen Posten der Sozialdemokratie imkatholischen Westen die Anspannung aller Kräfte bis zum äußerstengebiete.Der Kassenbericht ergibt in Einnahme und Ausgäbe 14296 M. Für den AgitationSkalender wurden 1200 M.ausgegeben, die zur Agitation bestimmte Wochenausgabe der„Rhetnischen Zeitung' erforderte einen Zuschuß von 740 M.An den Jahresbericht knüpfte sich eine ausgedehnte Debatte, dieViele wertvolle Anregungen für die Agitation brachte.Ueber die Wahlrechtsbewegung in Preußen refe-rierte Genosse Meerfeld(Köln). Er widmete naturgemäß einensehr großen Teil seiner Ausführungen dem WahlrechtSverratdes Zentrum«. Durch ein reichhaltiges Material bewies ersowohl die tatsächlich vorhandene starke Abneigung dieser Parteigegen eine Erweiterung der Volksrechte, wie ihre schmähliche Preis'gäbe aller förmlichen Versprechungen. DaS Zentrum fei bei derWahlrechtsfrage lediglich auf die Aufrechterhaltung der klerikal'konservativen Mehrheit, auf die Befestigung der agrarischen Aus-beutungsprivilegien und die ungestörte Fortsetzung seiner reaktionärenKirchen« und Schulpolitik bedacht.Der Redner unterbreitete im Namen des»gitationskomitees«ine Resolution, in der eS heißt: Der Parteitag spricht seinetief st e Entrüstung aus über den Wahlrechtsentwursder Regierung, der eine unerhörte Verhöhnung derVolks massen war. Dieser Hohn ist aber noch brutalund schamlos gesteigert worden durch die Arbeitdes klerikal-konfervativen Blocks. Das„Reformmachwerk dieses Blocks ist eine freche Herausforderungder großen Mehrheit des preußischen Volkes. Diegeheime Wahl der Wahlmänner ist für die Stadtbezirke zueiner halben Maßnahme, für die Landbezirke abervöllig wertlos geworden durch die Beibehaltung derindirekten Wahl und der öffentlichen Wahl der Ab-Geordneten, sowie der Verweigerung des gesetz-ichen Schutzes des'Wahlgeheimnisses bei der Wahlmännerwahl; der Terrorisierung der ländlichen Wähler wird über'dies noch Tor und Tür offengehalten, der großen Masse dieserWähler wird auch in Zukunft daS Wählen erschwert und verekeltKleines feinUeron.AnS der Geschichte deS Aetna. Die Phantasie der Alten ließ denAetna zur Riesenschmiede deS HephästoS werden, in der der Feuer-gott mit leiner Schar einäugiger Zyklopen den Donner schmiedet,mit dem Zeus die Welt erschüttert: in den Tiefen des Berges läßtdie Sage den furchtbaren Riesen Typhon lebendig begraben liegen,den Zeus nach furchtbarem Kampfe überwand und in den Tartarosunter dem Aetna schleuderte, von wo aus das gefesselte Ungeheuerschreckliche Glut und Wirbelwinde zur Erdoberfläche ausstößt. Sogroß war die Anziehungskraft der geheimnisvollen Schrecken, dieum diesen Berg weben, daß selbst die Alten, die sonst dem Hochgebirge auswichen. Versuche unternahmen, den Gipfel desAetna zu erklimmen, und von dem Philosophen Empedocles berichtetdie Sage, daß er in dem grauenvollen Krater des Bergriesen denTod gefunden habe. Die Geschickte berichtet von einem großenAusbruch, der 425 v. Chr. dos Küstengebiet in der Umgegend desheutigen Catania verwüstete. Mehr als eine Stadt der Alten hatunter den Feuermassen des Berges ein tragisches Ende gefunden.Naxos. Hybla und andere wurden vernichtet. 125 v. Chr. sandteder Aetna so gewaltige! glühende Lavamassen in die Tiefen, daßdas Ionische Meer zu kochen begann und Millionen vontischen umkamen. Und fast 250 Jahre später, um l21, wirdatania ein Opfer des Aetnas; die Not und die Verwüstung sindso groß, daß die Römer den Bewohnern aus zehn Jahre alle Steuern«lasten. Gewaltige unterirdische Unruhen und große Seebebengehen dem riesigen Ausbruch von 1169 voraus. Am 4. Februar er-scküttert ein mächtiges Erdbeben ganz Sizilien, Catania stürzt völligein. Taulende von Menschen werden verschüttet und die wenigenUeberlebenden retteten sich nur mit Mühe vor dem dichten Aschen-regen und den glühenden Steinen, die der Berg über seine Be-wohner ausschüttet. 210 Jahre später ist Catania von neuem derSckauplatz der gleichen schauerlichen Katastrophe. Dann verstreichenwiederum zwei Jahrhunderte.» in denen die Bevölkerung den Bergwieder mit Siedelungen überzieht, bis 1537 der Aetna zu gleicherZeit an verschiedenen Stellen sich spaltet und mit so großer Wuchtgewaltige Lavamasten ausipeit, daß ganze Ortschaften in wenigenMinuten von den Feuerströmen verschlungen sind, ohne daß dieEinwohner Zeit gesunden haben, sich durch die Flucht zu retten.Aber alle diese Katastrophen sind nur ein Vorspiel zu dem vei-beerenden Ausbruch des Jahres 1669, bet dem mehr als 20000Menschen untergingen. 24 Jahre später erfolgt ein neuer Ausbruch,und diesmal sind es nickt weniger als 60 000 Menschen, die demZorn des Aetnas zum Opfer fallen. Im 18. Jahrhundert folgendrei große weitere Ausbrüche und Jim 10. zählt man gar 15. 1809bilden sich eine ganze Reihe neuer Krater, zwei von ihnen entsendendurch die Beibehaltung der Terminswahl; derKlassencharakter des jetzigen Wahlsystems wird noch v e r-schärft durch die Bevorzugung der Abiturienten.Die„Reform" deS schwarzen Blocks fügt den alten Infamien diesesWahlsystems noch neue hinzu und geht nur darauf hinaus, dasDreiklastensystem neu zu befestigen und eine wirkliche Reform aufabsehbare Zeit zu verhindern. Der Parteitag sprichtseinen Abscheu und seine Empörung aus über denschmachvollen Wahlrechtsverrat des Zentrums. Erfordert nochmals dringend: Hinweg mit diesem Scheusal! DerParteitag gelobt namens der Sozialdemokratie der oberen Rhein-Provinz, daß der Kamps um die Demokratisierung Preußens nichteinen Augenblick nachlassen, im Gegenteil mit noch viel größererKraft als bisher und mit Aufbietung aller Erfolg versprechendenMittel weitergeführt werden soll bis zum endlichen Siege."In der Diskussion wurden die Fragen der' Steuer-Verweigerung, der Mietsverweigerung und despolitischen Massen st reiks erörtert. Es wurde betont, daßdie wichtigste Aufgabe der nächsten Zeit sei, immer größere Massendes Volkes für die Wahlrechlsbewegung zu gewinnen. Wenn dasVolk in seinen Tiefen aufgerüttelt ist, dann erst werden auch alleanderen Machtmittel des Proletariats zur Geltung kommen.Die obige Resolution wurde einstimmig angenommen.Ueber die künftigen Reichstagswahlen redete Partei-sekretär B. Müller- Köln. Die nächste Reichstagswahl findet unterganz anderen Umständen als die Hurrawahl von 1907 statt. DenMittelpunkt der Wahlagitation werde die preußische Wahl-reform bilden, denn diese sei keine lediglich greutzische, sonderneine deutsche Frage; denn nichts geschehe im, Reich ohne den Willendes im Bundesrate ausschlaggebenden Preußen. Daneben sei vorallem die volksausbeuterische Reichsfinanzreformin den Vordergrund der Agitation zu stellen. Im Agitationsbezirkder oberen Rheinprovinz habe das Zentrum von 19 Wahlkreise 18inne; nur einer gehöre den Nationalliberalen. Aber wenn auch dasZentrum der Hauplfeind sei und dessen brüderliches Zusammengehenmit der ostelbischen Reaktion in ausgiebigster Weise beleuchtetwerde, so müsse auch in entschiedenster Weise den Liberalen.die nickt das Rückgrat hatten, für ihre angebliche Weltanschauungeinzutreten, der Kampf angesagt werden. Die häßliche, beispiellosfeige Kampfesart des Zentrums aber müsse so oft als möglich vonder Tribüne der Parlamente gebrandmarkt werden. Der Rednermahnte zur baldigen Aufstellung der Reichstagskandidaten, Bildungder Wahlkomitees und Sammlung von Wahlfonds.Der Parteitag paßte ferner das Orgauisationsstowt und dasKommunalprogramm für den Bezirk den für die Gesamlpartei fest-gelegten Bestiininungen an.Zum Internationalen Kongreß wurde Genoste Hofrichterdelegiert._Erster Kllvdesltongrtß des deutschen Arbeiter-Samllriter-bundes.Im Dresdener Volkshause tagte am 1. Osterfeiertag der ersteBundeskongreß des Arbeitersamariterbundes, verbunden mit eineröffentlichen Ausstellung von Krankentransportmitteln, Ausrüstungsgegenständen für Samariterkolonnen, Lehrmitteln, Lite-ratur usw. Die sehr zweckmäßig arrangierte Ausstellung, an dersich auch größere auswärtige Kolonnen beteiligten, fand ledhaftenZuspruch. Besonderes Interesse erweckt eine von einem jungenMitglied der Dresdener Kolonne außerordentlich sinnreich konstruierte Trage, die von zwei Fahrrädern getragen wird. Zu-sammengelegt kann sie von einem Radfahrer unauffällig auf demRücken transportiert werden, und im Bedarfsfalle ist sie in wenigenMinuten zwischen den nebeneinander fahrenden Rädern befestigtund bildet dann einen zweckmäßig hergerichteten Krankentrans-portwagen. Die Konstruktion ist gesetzlich geschützt.Nach dem vom Bundesvorsitzenden Stein-Berlin erstattetenJahresbericht ist die Arbeit des ersten Jahres als eine sehr erfolgreiche anzusehen. DaS Hauptaugenmerk wurde auf die Errichtungneuer Kolonnen gelegt. Zu diesem Zwecke wurde an alle Partei-und Gewerkschaftsblätter ein Flugblatt versandt. Der Gründungvon neuen Kolonnen stellten sich oft verschiedene Schwierigkeitenentgegen. Als Bundesorgan diente jetzt die vom Verband der Ge-meinde. und Staatsarbeiter herausgegebene..Sanitätswarte". Daswar nur als Provisorium gedacht, und die baldige Gründung eineseigenen Bundesorgans macht sich erforderlich. Besonders brennendist die Aerztefrage geworden. Der Leipziger Aerzteverband faßteden Beschluß, daß allgemein von den Sanitätskolonnen für denärztlichen Unterricht Honorar gefordert und deren unentgeltlicheAusbildung als unstatthaft erklärt werden soll. Gegen diesen Be-schluß mutz Widerspruch erhoben werden. Solange der Arbeiter-samariterbund humanitären Zwecken dient, darf die Tätigkeitseiner aktiven Mitglieder nur als eine ehrenamtliche angesehenununterbrochen unabsehbare Massen glühenden Gesteins, Felsstückevon mehreren Meiern Durckmester werden wie Kieselsteine Hundertevon Metern hoch in die Luft geschleudert. Von allen Seiten desKegels kommen die Lavaströme, die sich zum Schluß zu einem ein-zigen riesigen Strom vereinigen. Neben diesen Lavamasten sind dieStröme des Veiuvs wie kleine Bäche neben mächtigen Flüssen; 1853bilden sich zwei neue Krater und seitdem hat fast jeder neue Aus-brück neue Riste in den Berg gegraben, durch die die Feuermastenhervordrängen. Die Jahrtausende haben das Toben des Berges nichtzu dämpfen vermocht, und es bleibt das Schicksal der zahlreichen Be-wohner der Abhänge, stetig in einem Paradiese zu leben und dochzugleich eine Hölle unter und üb« sich zu wissen...,Theater.Freie Volksbühne(im Neuen Schauspielhaus):„Bun-b u r y" von Oskar Wilde. Man hat Mühe, dem Raketenspieldieses blendenden Geistes zu folgen. Glaubt man schon ein Fädchenin der Hand zu halten, um nunmehr in dem Labyrinth verschnörkelterLaune und grotesken Witzes sich zurecht zu finden, so bemerkt manbeim allernächsten Sprühfeuer, daß man bereits wieder überrumpeltwurde. Der Dichter ist ein Jongleur ohnegleichen; er hypnotisiertund ermüdet den Hörer in einem Hin. Das geht so vier Akte durch,zwischen unbändigem Gelächter und verwundertem Kopfschütteln.Wir stehen vor ungewohnten Erscheinungen. Es ist nur zu selbst-verständlich, daß die Londoner Gesellschaft und zwar das spezifischeDandylum sich an Oskar Wilde ergötzte. Sie empfand es nicht under hatte eS auch gar nicht beabsichtigt, daß sie in allem ihrem Tunund Treiben verspottet wird. Wir, sofern wir uns Mähe geben, denin das Kreuzfeuer ironischer Anspielungen gerückten Vorgängen aufder Bühne zu folgen, vermögen trotzdem zu beobachten, daß derDickter, indem er ungewollterweise m sich selbst jene hochgesell-schaftlichen Anschauungen und perversen Neigungen personifizierte,doch ein ungeheuer bissiger Satiriker ist. Das durch nichts zu be-irrende Wohlleben in Gut- und Vielesterei, Nichtstun und behaglichemSchlendern; die sportsmäßige Spielerei mit Liebe. Heirat usw.; derungeniert freie Umgang zwischen beiden Geschlechtern, der wedersentimentale Kopfhängerei noch idealistischen Opfersinn aufkommenläßt, sondern alles mit gleicher Nüchternheit behandelt; die formalePrüderie und Heuchelei auf der einen, das blinde Kuhspiel mitreligiösen und moralischen Wertbegriffen der Menschheit im allge-meinen, die diesen Swell-Naturen keinerlei Respekt aufnötigen:—alles dies und noch anderes führt Wilde in der krausen Handlungseiner„trivialen Komödie für seriöse Leute" vorüber. So zweifel«hast der Genuß für den mit solcherlei englischen Dingen nicht ver-trauten Zuschauer auch sein mag:— er wird doch einigen Gewinnmit nach Hause nehmen. Dies um so zuversichtlicher, als er durcheine in jeder Richtung ausgezeichneten Aufführung des Stückes«nt-werden. Die Ausbildungstätigkeit liegt außerhalb derjenigen Bs»rufstätigkeit, welche die ärztliche Standesordnung für Honorar-pflichtig erklärt. Die Annahme einer Bezahlung würde die aus-bildenden Aerzte zu den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern ihrerKolonne in eine ihr Ansehen schmälernde Stellung bringen und siebei den Mitglieder ihrer von ihnen jetzt eingenommenen Ver«trauensstcllung berauben.Es folgen dann die Situationsberichte der einzelnen Kolonnen.Hackelbusch- Berlin berichtet über die Polizeiattacken im Tier-garten. Von Schöneberg und Lichtenberg sind der Kolonne Zu«Wendungen von 100 und 500 Mk. gemacht worden, während derMagistrat von Berlin auf ein Gesuch erklärte, daß er für Wohl-fahrtseinrichtungen in seinem Etat nichts eingestellt habe. Dassei für eine Zweimillionenstadt sehr beschämend. Von allgemeinemInteresse sind die Berichte der Dresdener Kolonne. Hierhat das Direktorium des Landesvereins vom Roten Kreuz beimRate Beschwerde gegen das rote Kreuz an der Mütze der Samaritergeführt und verlangt, daß das gesetzwidrige Abzeichen entferntwürde. Die Wohlfahrtspolizci verbot dann in einem Schreibenunter Bezugnahme auf die Beschwerde das fernere Tragen der Ab-zeichen mit Rücksicht auf die Möglichkeit einer Verwechselung mitdem Roten Kreuz der Genfer Konvention, obwohl sich bei denArbeitersamaritern das Abzeichen auf gelbem statt auf weißemGrunde befindet. Gegen dieses Verbot ist Beschwerde erhobenworden.Süß- Meißen kann von einer regen Tätigkeit der MeißenerKolonne berichten, die trotz der großen wirtschaftlichen Kämpfe aufihrer Höhe geblieben sei. Die Kolonne hat in 769 Unfällen Hilfegeleistet.Braun- Hamburg erkennt die Unterstützung der HamburgerKolonne durch unsere dortigen Parteiorgane an. Die Ortskranken-kasse in Hamburg gewährt der Kolonne eine Rückvergütung für dasverbrauchte Verbandszeug usw. Die Hamburger Kolonne hat mitdem Hamburger Schwimmverein ein Abkommen dahin getroffen,daß gegenseitig ein Austausch der Lernenden stattfindet.— Einenlängeren Bericht erstattet Brodel- Nürnberg über die Schwierig-ketten bei der Gründung der Nürnberger Kolonne. In Nürnbergbestehe eine bürgerliche Sanitätskolonne, der zu neunzehntel Arbeiterangehören— Partei- und Gewerkschaftsgenossen. Die Partei unddie Gewerkschaften unterstützen diesen bürgerlichen Verein sowohlmoralisch wie auch finanziell. Partei- und Gewerkschaftsleitungensowie auch das Parteiorgan taten ihr Möglichstes, um die Grün-dung der Kolonne zu hintertreiben und dieser das Leben schwer zumachen, obwohl sich die Genosten in der bürgerlichen Kolonne zuallem patriotischen Klimbim mißbrauchen lassen müssen. EineUnterstützung durch die Parteipresse, die Partei- und Gewerkschafts-leitungen sei aber unbedingt notwendig. Sobald diese Kreiseetwas mehr aufgeklärt wären über die Zwecke und Ziele derArbeitersamariter, würden auch die Arbeiter der Organisation bei-treten, zu der sie gehören.Diese Ausführungen rufen bei dem Kongreß lebhaste Cnt-rüstungsäutzerungen gegen die Nürnberger Partei- und Gewerk»schaftsleitungen hervor. Ein von Berlin gestellter Antrag, beimParteivorstand, wie auch bei der Generalkommission der Gewerk-schaften Beschwerde zu führen gegen das Verhalten der NürnbergerPartei-und Gewerkschaftsleitungen, wird einstimmig angenomnren.Neu-CLIn hebt besonders die Schwierigkeiten hervor, dieihnen in der Gewinnung von Aerzten als Lehrern entgegentreten.Die Aerzte erklären, sie dürften nicht in der Arbeiter-Samariter«kolonne tätig sein, weil Dr. med. Oppenheimer in der Archeiter-Samariterkolonne tätig sei, der aber als Streikbrecher anzu«sehen sei.Strunk- Magdeburg kann berichten, daß die dortigen Sama»riter seit der letzten Wahlrechtsdcmonstration großes Entgegen»kommen bei der Partei finden. Die Bestrebungen werden auch vonder Parteipresse unterstützt, vom Polizeipräsidenten aber bekämpft.Viel könne dieser ja nicht ausrichten.— Nach dem Berichte vonPietschmann- Bautzen arbeite gegen die dortige Kolonne nichtnur die Stadtverwaltung, sondern auch das Bezirkskommando. DieKurse wurden vor Gründung einer Kolonne vom Arbeiterradfahrer-verein eingerichtet. Die Kurse fanden im Gewerkschaftshause statt.Dem Arzte wurde dann vom Bezirkskommando verboten, einemsozialdemokratischen Verein Unterricht zu erteilen und im Gewerk»schaftshause zu verkehren. Der betreffende Arzt ist preußischerOffizier und hat als solcher die Entscheidung des Ehrengerichts-Hofes angerufen. Die Frage ist noch nicht entschieden, die Kolonneist aber inzwischen gegründet worden. Das Direktorium desLandesvereins vom Roten Kreuz hat auch hier die Samariter-kolonne als Sozialdemokraten denunziert, die sich die Aufgabe ge»stellt hätten, nur Sozialdemokraten zu helfen. Dem Verlangendes Roten Kreuzes entsprechend, verbot der Stadtrat das Tragender Mütze und Armbinde mit rotem Kreuz.Die Berliner Delegierten waren dafür, daß die Arbeitersama»riter bei Wahlrechtsdemonstrationen keine Mütze und Armbindeschädigt wird, was sowohl die Inszenierung als besonder« die un-gewöhnlich charakleristiscke und durchaus fein abgewogene Darstellungbetrifft. AuS diesem Grunde dürfen wir uns daS Singehen aufEinzelleistungen— daS Personalverzeichnis war. wohl infolge eineSDruckerversehens, unvollständig— hier versagen.«, tHumor und Satire.Monarchenzufammenkunft,In dem Petersburger SchlosseDen Besucher furchtbeflisienFragte Nikolaus:„Wer bist du.Fremder König? Laß mich's wissen NListig lächelnd sprach der König,Ganz mobil war er geworden:„Herr, ich bin vom Stamme jener,Die zum Zweck der Krönung morden/_ Und der andere, froh erschrocken,Rief:„DaS ist ein gutes Zeichen!Sei willkommen; morden, sagst du?Gruß und Kuß! Ich tu' desgleichen.Den Rivalen auf dem ThroneLießest du. ganz recht, erdolchen;Ich beftei' auf diese WeiseMich von Nihilistenstrolchen.An mein Herz, geliebter Bruder!Nie darf unsre Glut erkalten.Herrscher, die sich so verstehen.Müssen fest zusammenhalten."Sich ans Herz, das schuldbelad'ne,Sanken Nikolaus und Percr,Zwei erles'ne, auserwählteGotteSgnadentum-Vertreter...._ WichetNotizen.,—Kolonne-f. Der französische Musiker Colonne ist Montag.abend rn Paris gestorbm. Colonne war in Paris der populärsteOrchesterleiter und der energische Vorkämpfer modern«, besondersauch deutscher Musik. Die von ihn, geleiteten Konzerte, die imChatelet-Tbeater stattfanden, haben um so größere Kulturbedentung.als große künstlerischen Zwecken dienende Orchesterkonzerte in Paris(und überhaupt in romanischen Ländern) selten sind. Das vonColonne gebildete und dirigierte Orchester war daS beste in Paris.Colonne rst 72 Jahre alt geworden.