Nr. 73. 27. Iahrgaug. 3. KtilU des„Kmiills" KMm NcksM Mwoch, 30. Mar; lW. Partei- TingelegenKeiten. Friedrichshagen . Am MitlwoÄ, den 30. März, abends 9 Nhr, findet im Lokale Wwe. Lerche, Friedrichstr. 112, die Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vortrag: 2. Bericht von der Generalversammlung; 3. Stellungnahme zum Internationalen Kongreß: Diskussion; 5. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Der Vorstand. Biesdorf . Heute abend findet bei Gustav Berlin gemeinsamer Zahlabend statt._ Berliner JVachricbtem Grnne Ostern brachten uns erfreulicherweise die Feiertage, mit ein paar erträglichen Regentropfen zum Schluß. Die Frühlingssonue meinte es aber noch nicht allzu gut. Nur am ersten Feier- tage brach sie auf kurze Viertelstunden schüchtern durch, ohne recht zu wärmen, und am Abend standen schwere, schwarze Wolken am Himmel. Auch die von den Wetterpropheten für den zweiten Feiertag angekündigte stärkere Erwärmung blieb aus, zeitweilig herrschte sogar empfindliche Kälte, zu der die spazierengeführtcn Frühjahrstoiletten schlecht paßten. Der Stadt- verkehr war, wie immer ansolchenTagen.sehrlebhaft. Zugrößeren Ausflügen zeigten die Berliner noch nicht den rechten Schneid. Frühkonzert fand nirgends statt, doch wurde von Vorwitzigen schon im Freien nach altem Brauch Kaffee gekocht. Lange hielt man es freilich in den Gärten, die noch nicht die Sommer- garnitur angelegt hatten, nicht aus. Nach Treptow fand ein ungewöhnlich starker Verkehr statt, als ob man die dortigen Restaurateure für den durch die Polizei verursachten Schaden einigermaßen entschädigen wollte. Die da draußen zahlreich postierten Gendarmen wurden vom Publikum mit sehr ge- mischten Gefühlen betrachtet. Wie der Berliner Stadtfreisinn über Wahlrechtsspazier- gänge denkt, das wurde in der letzten Stadtverordnetensitzung von dem Stadtverordneten Cassel in vorsichtigen Wendungen gesagt, offener aber und rückhaltloser von dem Stadtver- ordneten Sonnenfeld, der die Aufforderung, nach dem Verbot einer Versammlung im Treptower Park nun einen Spaziergang nach dem Treptower Park zu veranstalte� geradezu als„Ungesetzlichkeit" bezeichnete. Die„Frei sinnige Ztg." klagt jetzt, daß in der Presse Herr Sonnenfeld wegen seiner Aeußerungen angegriffen worden sei. In den Zeitungsberichten über die Stadtverordnetensitzung und imbeson deren über Herrn Sonnenfelds Rede sei zwar die Unruhe erwähnt worden und die Zivischenrufe, mit denen die sozialdemokratische Fraktion ihn unterbrach, nicht aber auch der laute Bei- fall, durch den die Freisinnigen ihm ihre Zustimmung aus drückten. Dadurch, daß nur von den Kundgebungen des Miß sallens berichtet wurde, habe„in dem Publikum die Meinung erweckt werden müssen, daß die Majorität der Stadtverordneten den Redner durch Stillschweigen desavouiert habe, gleichsam als wenn sie mit seinem„Schwachmut", wie ein Blatt sich ausdrückte, nichts zu tun haben wollte". Das Freisinnsorgan tut, tvie wenn es Wert darauf legte, die Zustimmung der Majorität nachträglich noch vor aller Oeffentlichkeit zu konstatieren. In Wirklichkeit soll aber wohl nur der peinliche Eindruck abgeschwächt werden, der außerhalb der Stadtverordnetenversammlung auch in Freisiunskreisen durch die Ausführungen Sonnenfelds hervor gerufen worden ist. Das Blatt schreibt: „Die Auffassung des Redners war die, es sei sehr bedauerlich daß der Polizeipräsident die Versammlung im Treptower Park verboten habe; aber die Aufforderung des Spaziergang sei gleichfalls zu mißbilligen". Und zum Schluß wird versichert: „Die weit überwiegende Mehrheit der verordneten teilt den von dem Stadtv. Cassel Schlußwort von dem Stadtv. Sonnenfeld punkt, daß das Verbot des Wahlrechtsspazierganges nicht gerecht! fertigt war, daß aber andererseits öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und öffentliche Aufzüge auf Straßen und Plätzen der Genehmigung der Polizei bedürfen." Gewiß, es mag Herrn Sonnenfelds und seiner Freunde Wunsch sein, daß er sich so geäußert hätte. Gesagt hat er aber tatsächlich etwas ganz anderes, und es kennzeichnet die Verlegenheit der„Freis. Ztg.", daß sie jetzt das Wort „Ungesetzlichkeit" wegeskamottercn möchte. Gesagt hat er, daß, ivenu eine Versammlung im Treptower Park nicht genehmigt worden ist, eine Aufforderung zu einem Spaziergang nach dem Treptower Park ungesetzlich sei. Zu diesem Zweck mußte er freilich besagten Spaziergang in einen öffentlichen Aufzug umfälschen, der eben nicht ohne Genehmigung zulässig sei. Der Stadtfreisinn ist dem von unseren Genossen be antragten Protest gegen Jagolvsche Polizeiwillkiir nicht bei getreten, sondern hat nur einen nichtssagenden Antrag be schlössen, der dem Magisttat empfiehlt, durch Petttionen an die Staatsregierung darauf hinzuwirken, daß in Berlin die Polizei öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge auf öffentlichen Straßen usw. nicht hindert, ivenn da von eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit — nach Herrn v. Jagows maßgeblicher Meinung, versteht sich— nicht zu befürchten ist. Das Wort von der „Ungesetzlichkeit" der Aufforderung zu einem Spaziergang war ein freundlicher Katzbuckel des Berliner Stadt- freisinns vor dem Polizeipräsidenten samt den höheren Instanzen. Durch solche Katzbuckelei kann dem Herrn v. Jagow nur Mut gemacht werden, in ähnlichen Fällen die Bevölkerung Berlins noch schlimmer zu terronsieren, als er es am 6. März getan hat. „Vorwärts" zu dem bürgerlichen Stadt! und später in den» vertretenen Stand Die juristische Sprechstunde muff heute ausfallen. Dem Würdigsten? Die Schuljugend hat das Winterhalbjahr glücklich hinter sich. Am Mittwoch haben die Ferien begonnen— Ferien, denen wir wünschen, daß sie vom freundlichsten Frühlingswetter begünstigt sein mögen. So ein Halbjahresschluß bedeutet immer wieder ein Ereignis in dem Leben eines Schulkindes, und auch manche Familie steht unter dem Eindruck der starken Wirkung, die er auf sie ausübt. Denn der Schluß des Halbjahres bringt die Halbjahreszensur, die mit ihrem guten oder schlechten Ergebnis nicht nur die Stimmung deö Kindes beeinflußt, sondern Freude oder Verdruß auch in eine ganze Familie hineintragen kann. Ach ja, diese Zensuren! Es gibt Lehrer, denen gar nicht wohl zu Mute ist, wenn sie sie schreiben sollen. Welcher Lehrer wird von sich sagen dürfen, daß er dabei mit seinem Urteil immer das Richtige treffe? Und wer wird behaupten wollen, daß eine Schulzcnsur überhaupt ein richtiges Urteil sein kann? Verzagt nicht sogleich, ihr Eltern, wenn euer Kind euch eine schlechte Zensur nach Hause gebracht hat! Schon mancher, der in der Schule bei den Schlechtesten saß, errang im Leben sich bei den Tüchtigsten seinen Platz. Hütet euch vor stolzer Ueberhebung, ihr Eltern, wenn euer Kind mit einer guten Zensur, mit der besten vielleicht und einer Prämie gar, vor euch hin tritt! Schon mancher, der in der Schule der Erste war, sank im Leben nur zu bald zu den Letzten hinab. Wonach schreibt denn ein Lehrer seine Zensuren? Wonach muß er sie schreiben, wenn er nicht von der Einfalt seiner Zöglinge und leider auch mancher Eltern den Vorwurf der„Ungerechtigkeit" ernten will? Im wesentlichen läuft doch die ganze Zensuren- schreiberei auf ein kaltes Rechenexempel hinaus, auf ein Addieren von Fehlerzahlen und Urteilsnummern und ein Divi- dieren durch die Zahl der gelieferten Arbeiten und abgefragten Leistungen. Das Mehr oder Weniger des Gelingens ist es, das in der Schule über den Wert einer Leistung entscheidet. Was an Mühe und Fleiß, an starkem Wollen und heißem Ringen selbst in einer geringeren, ja in einer schlechten Leistung stecken kann, das läßt sich nicht zählen und messen. Und das darf daher auch kein Lehrer, wenn er Zensuren schreibt, nach vollem Wert in Rechnung stellen. Immer könnte ihm ja unter die Nase gerieben werden, daß ein Blick in die sauber geschriebenen Tabellen seines eigenen Notizbuches ihn darüber belehren werde, wie mangelhaft der Er folg alles Wollens und Ringens gewesen sei. Muß die Zensurenschreiberei zur Ungerechtigkeit führen— zur Ungerechtigkeit in ganz anderem Sinne, als die Schulkinder und oft auch die Eltern es meinen—, so ist die Unsitte der P r ä m i en Verteilung geradezu ein Frevel. Wem wird denn die Prämie zuteil? Dem Würdigsten etwa? Dem Ersten, ja, und günstigstenfalls auch noch dem Zweiten, falls die paar Mark, die da zur Verfügung stehen, soweit reichen. Sind denn aber die Ersten immer die Würdigsten. Kann das Gelingen, das vielleicht nur einer glücklichen Begabung und günstigen äußeren Umständen, z. geordneten Familienverhältnissen, einem guten Gesundheitszustand usw., zu danken ist, ein richtiger Maßstab sein für die Beurteilung der Würdigkeit? Ist es überhaupt gerecht, den Werdenden nach dem Gelingen zu beurteilen? Und soll uns die Schule nicht mehr gelten als ein Rennplatz, auf dem gezählt und gemessen wird, wer Erster wurde und sich den Preis verdiente? Jene Pädagogen, die weder ohne Strafe noch ohne Belohnung zu erziehen vermögen, werden spöttisch lächeln:„Wahrscheinlich wieder mal so ein verärgerter Vater, dem der Junge immer unter den Letzten saß und niemals ein Prämie heimbrachte!" Zufällig stimmt es diesmal nicht. Dem Schreiber dieser Zeilen hat— er sagt's nicht, um zu rühmen— sein Junge so manche recht hübsche Zensur und auch manche Prämie heimgebracht. Das hat ihn aber nicht beirrt, sondern nur noch bestärkt in der Ueberzeugung, daß die Zensurschreiberei nicht ohne Ungerechtigkeit abgeht und die Prämienverteilung ein frevelhafter Unfug ist. «Dreckige Woche" beim Reichsverband. Die Gewohnheit mancher großer Geschäftshäuser, besondere „Wochen" zu veranstalten,„Weiße Woche".„Bunte Woche", scheint den Reichsverband gegen die Sozialdemokratie veranlaßt zu haben, eine ähnliche Einrichtung zu treffen. Weil er aber keine reinen Sachen am Lager hat, hat er eine„Dreckige Woche" ver- anstaltet. In den westlichen Vororten sind massenhaft Briefe zu- gestellt worden, deren Inhalt sich als Reichsverbandsflugblätter ältester Garnitur erwies. Selbst sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete sind mit derartigen Sendungen „erfreut" worden. Offenbar will der Reichsverband mit seinen dreckigen Lagerbe st änden aufräumen, und weil sich keine andere Verwendung dafür findet, wird das Publikum mit diesem Mist überschwemmt, wohl in der Voraussicht, daß dort die reichs- verbändlerischen Geistesprodukte ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden. Neben altem Trödelkram sind in den Sendungen auch zwei neue Flugblätter enthalten gewesen. Auf dem einen ist die Wahlrechtsrede des echten Junkers Moltke , auf dem andern die Wahlrechts-Jnterpellationsrede deS gelernten Junkers v. D i r ck s e n abgedruckt. Der Reichsverband läßt offenbar jetzt von seinen parlamentarischen Mitgliedern ausgesprochen zu dem Zwecke Reden halten, damit diese„Geistesblüten" unter die Massen verteilt werden können. Kürzlich hat der Reichsverband ein Rund- schreiben versendet, in dem er Geld erbettelte, um das Porto für diese Sendungen bezahlen zu können. Die„gütigen Spender" werden ganz gewiß nicht besonders davon erbaut sein, daß der Reichsver- band das Geld in dieser Weise verpulvert. Früher hat der Reichsverband seine Flugblätter in Massen ver- kauft, jetzt muß er sie schon verschenken, und nicht einmal umsonst wollen Leute, die auf politische Reinlichkeit halten, diese verlogenen Pamphlete annehmen. Die Erhaltung der Berliner Wälder. In der Frage der Erkaltung des Waldbestandes um Berlin haben die auf Einladung des Oberbürgermeisters Kirschner zusammen! getretenen leitenden Persönlichkeiten der Städte Berlin , Charlotten bürg, Schöneberg , Wilmersdorf , Rixdorf und Lichtenberg und der Kreis Nieder- Barnim und Teltow , wie berichtet, beschlossen, sich mit einer Denkschrift an die zuständigen Herren Minister zu wenden. Die Denkschrift ist jetzt der Staatsregierung überreicht worden. Sie weist auf diejenigen Forsten hin, deren Erhaltung im Interesse von Groß- Berlin am dringendsten zu forden, wäre und bezeichnet hier die in einem Umkreis von 25 Kilometer von der Weichbildgrenze Berlins liegenden Staatsforsten. Hier kommen in Betracht: 2S00 Hektar der Oberförsterei Tegel , 3100 Hektar der Ober- försterei Oranienburg , die Falkenhagener Heide und der Briselang mit 3300 Hektar. 700 Hektar der Oberförsterei Kremmen , die Mühlcnbecker und Wandlitzer Heide mit 2200 Hektar, die Spree -, Königs-, Köllnische-Heide mit 380 Hektar, die Wuhlheide, Krummen- dammer und Woltersdorfer Heide mit 2400 Hektar. 2500 Hektar der Oberförsterei Rüdersdorf , die Oberförsterei Erkner mit 2200 Hektar, die Obersörsterei Friedersdorf mit 1630 Hektar, die Oberforsterei KönigS-Wusterhausen mit 600 Hektar, die Obersörsterei Grunewald mit 4000 Hektar und von der Oberförsterei Potsdam 2400 Hektar.(Die Fahrländer-, Glienicker- und Parforceheide.) Sie bezeichnet von diesem Forstgebiet die Erhaliung folgender Teile als in erster Linie wünschenswert. Etwa 14 000 Morgen des Grunewaldes, etwa 4400 Morgen der Potsdamer Forst nördlich der Potsdamer Bahn. 6000 Morgen der Forst Grünau -Dahme, 1000 Morgen der Kvllnischcn Heide, 8000 Morgen der Forst Köpenick, vorliege. Zu übertriebenen Anlaß vor, aber falsch ist „nach langjähriger Pause" lNebenbeu gesagt: DaS dem auf Charlottenburger Die Genickstarre fordert in 2000 Morgen der Forst Schönwalde, 2000 Morgen der Oranien« burger Forst außerhalb des Gatters, 6000 Morgen der Forst Tegel und 200 Morgen der Jungfernheide, im ganzen also 45400 Morgen. Zur Sicherung dieses Waldbestandes würden die beteiligten Stadt- und Landkreise sich zusainmenzuschließen haben und ver« traglich in einer noch zu vereinbarenden Form unter gemeinschaft« lichcr Aufbringung der erforderlichen Mittel für Kauf oder Pachtung vom Staate das Recht auf dauernde Erhaltung dieses Wald- bestandes zu erwerben haben. Die Denkschrift bittet die Staats- regierung, mit den Antragstellern die Grundlagen dieses Abkommens zu vereinbaren._ An Genickstarre ist, so wird angeirommen, ein 21 jähriger Schlosser Max Krüger erkrankt, der im Hause S i ck i n g e n- straße 57 wohnen soll. Er ist der Charitä zugeführt worden und liegt dort in einer Isolierbaracke; in seiner Wahnung sind von der Sanitätsbehörde die üblichen Maßregeln gegen eine Weitervcrbreitung der gefährlichen Krankheit getroffen worden. Einige Zeitungen, die diese Nachricht bringen, fügen hinzu, die Genickstarre sei„nach lang- jähriger Pause" jetzt zum ersten Male wieder in Berlin aufgetreten, doch handele es sich vorläufig nur um einen vereinzelten Fall, so daß zu Besorgnissen kein Anlaß Besorgnissen liegt in der Tat kein die Meinung, daß dieser Fall wieder der erste in Berlin sei. Haus Sickingenstraße 57 gehött zu Gebiet liegenden Teil dieser Straße.) Berlin Jahr für Jahr mehrere Opfer, und auch im letzten Jahre hat es hier nicht an solchen gefehlt. Das Statistische Amt der Stadt hat für 1909 von 15 Todesfällen berichtet, die durch Genickstarre verursacht worden seien. Es dringt nur über die meisten Fälle von Genickstarre nichts in eine weitere Oeffentlichkeit, darum wird durch diejenigen Erkrankungen und Todesfälle, die zufällig durch die Zeitungen bekannt werden, um so mehr Aufsehen erregt. Mitunter stellt sich übrigens nachträglich noch heraus, daß die An- nähme, es handele sich um Genickstarre, übereilt und irrig war. Die Badeanstalten der Stadt Berlin haben alljährlich ein paar Tage eines ganz ungewöhnlich starken Andranges von Badelnstigen. Es sind Jahr für Jahr immer dieselben Tage, die Sonnabende vor Ostern und vor Pfingsten. An diesen Tagen kann es den Besuchern der Badeanstalten passieren, daß sie 1—2 Stunden warten müssen, che sie zugelassen werden. Uns wird mitgeteilt, daß z. B. in der Badeanstalt an der Bärwald straße am Oster- sonnabend die Wartenden bis auf die Treppe hinaus standen und ans den Stufen umhersaßen. Ein Besucher hat am Nachmittag l'/z Stunden zu warten gehabt, ehe ihm das gewünschte Wannenbad bereitet werden konnte. Warum wird nicht durch Aus- hang an der Kasse bekanntgegeben, daß die Anstalt überfüllt ist und auf stundenlange Wartezeit gerechnet werden mnß? Feudaler Sport. Die EröffnungSrennen auf der Karlshorster Bahn standen unter einem Unstern. Der veranstaltende Verein hatte für den Massenbesuch nicht genügende Vorkehrungen getroffen. An der Kasse des zweiten Platzes insbesondere kam es zu lebensgefährlichem Gedränge, wobei mehrere Personen verletzt wurden. In dem Rennen selbst ereigneten sich weitere Unglücksfälle. Leutn. v. Tresckow stürzte mit Dal-Elf und erlitt eine schwere Ge- Hirnerschütterung und Schndelverletzungen. Leutn. v. Raven und Leutn. v. Moßner kamen mit leichteren Verletzungen davon, ebenso der Lehrling Torke. Zwei Pferde, Balnault und Dal-Elf, blieben auf der Strecke. Ein Eisenbahnunglück, welches sich auf der Linie der Reinicken- darf- Liebenwalder- Schönebecker Eisenbahn ereignete und den Tod eines Fahrgastes im Gefolge hatte, wird Mitte April die Straf- kammer des Landgerichts III Berlin beschäftigen. Es ist dies die- selbe Strecke, auf der sich im Herbst 1909 das große Unglück bei dem Bahnübergang hinter Reinickendorf abgespielt hatte. Die Ge- fährlichkeit und nicht genügende Beleuchtung dieser Strecke ist erst kürzlich bei der Verhandlung der Anklage gegen den Schlächter- meister Maiwald eingehend erörtert worden. Der jetzt der Prüfung des Gerichts unterliegende Fall ereignete sich eines Sonntagsabends Mitte Oktober 1909 auf der Station Wandlitzsee. Eine in Wandlitz wohnende Frau S. hatte mit ihrer Familie einen Berliner Besuch bis nach Wandlitzsee begleitet. Frau S. wollte von dort den abends nach Wandlitz abgehenden Zug zur Rückfahrt benutzen. Als sie mit ihrer Familie den Zug be« steigen wollte, wurde sie und mit ihr zehn andere Fahrgäste von einem Eisenbahnbeamten angewiesen, in den letzten Personenwagen einzusteigen, weil der Zug schon überfüllt sei. Es entstand nun an der Plattform des letzten Personenwagens unter den Fahrgästen ein starkes Gedränge. Frau S. hatte den Zug kaum bestiegen, als auch schon das Abfahrtssignal ertönte und der Zug sich in Bewegung setzte. Frau S. verlor infolge des Anrückens den Halt, fiel von der Plattform herab und wurde von dem dem Zuge angehängten Güterwagen über« fahren und getötet. Die Schuld an dem Unglück wird dem Stationsvorsteher Degener und dem Zugführer Zeitmann zur Last gelegt, und zwar weil D.. ohne sich davon überzeugt zu haben, ob auch alle Fahrgäste untergebracht und die Wagentüren geschlossen waren, dcm Lokomotiv« fllhrer das Abfahrtssignal gegeben habe.— Beide Angeklagten be- streiten jedwede Schuld; sie behaupten, daß sie alles getan haben, was ihnen durch die Dienstvorschrift aufgegeben sei und daß Frau S. allein an dem Unglücksfall die Schuld trage. Rechtsanw. Dr. Schwindt, der die Verteidigung des Stationsvorstehers D. über» nommen hat. hat einen so umfangreichen Beweisantrag eingebracht, daß die Verhandlung einen ganzen Sitzungstag ausfüllen dürfte. Auf dem Flugplatz Johannisthal herrschte an den Feiertagen wieder Leben. Brunhuber, Keidel, Poulain und Ingenieur Dr. Huth unternahmen Flugversuche. Unfälle auf dem Wasser. Der ungewöhnlich starke Ruder- und Seglcrverkehr. der an den beiden Osterfeiertagen auf den Gewässern in der Umgebung Berlins herrschte, hat eine nanze Reihe von Boots- Unfällen gezeitigt. Nicht weniger als sechs Ruderboote und zwei Segler kamen zum Kentern. Aufregende Szenen spielten sich bei einem Bootsunfall auf dem Müggelsee ab. Ein mit fünf Personen, drei Herren und zwei Damen besetztes Fahrzeug, war tief in den ausgedehnten See hinausgerudert. Beim Wechseln der Plätze kenterte das Boot und sämtliche Insassen stürzten in die kalten Fluten. Hilfeschreieild klammerten sie sich au dem Kiel des Bootes an. Die beiden Damen hielten sich an den des SchwimmenS unkundigen Begleitern fest und rissen diese mit in die Tiefe. Im Augenblick der höchsten Gefahr eilten andere Boote hinzu und alle fünf Personen wurden gerettet. Ertrunken ist anscheinend der Insasse eines Einsitzers, der gestern auf der oberen Havel ans Ufer getrieben wurde. Es wird befürchtet, daß der Ruderer ins Wasser gestürzt ist und keine Gelegenheit ge- habt hat, sein Leben in Sicherheit zu bringen. Auf dem Tegeler See kenterte ein Segelboot. Der auf den Vorgang aufmerksam gewordene Kapitän Barkow des Dampfers »Falke" wendete sofort seinen Dampfer, fuhr zu der Unglücksstelle zurück und rettete mit seltener Umsicht die schon fast erstarrten beiden Männer, die sich am Boot festhielten, barg auch das Segel« boot, das er mit nach der Dampferanlegestelle Tegel nahm, während die Geretteten von der Mannschaft des Dampfers mit trockener Kleidung versehen wurden. Aus der Sclbstmordchronik. Durch einen Sprung aus dem Fenster des vierten Stockes hat sich der 36 Jahre alte Fabrikarbeiter Karl Altcudorf in der Graunstr. 7 das Leben genommen. Der Mann war kränklich; A. war sofort tot.— Mt Gas vergiftet hat sich gestern abend der bl Jahre alte Schneidermeister Franz Wonner aus der
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