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verdient. Er zahle auch nur LS Pf. die Stunde und wagen es die Arbeiter gar nicht, mehr zu fordern. Den guten Arbeitern lege er nach einiger Zeit ganz von selbst zu. Die Verkürzung der Arbeitszeit auf S Stunden sei lvohl bei Akkordarbeitern an- gewandt. Da habe allerdings die Erfahrung gelehrt, das; die Arbeiter bei Herabsetzung der Arbeitszeit von 10 auf 0, ja auf & Stunden dasselbe leisten; aber das liege auch im Interesse der Arbeiter. Bei gewöhnlichen Arbeitern aber trifft das bestimmt nicht zu. diese leisten ebensoviel weniger als die Arbeitszeit ver- kürzt wird. Die Einrichtung von Arbciterausschüssen ist sogar schädlich, insbesondere für die Arbeiter. Vorteil haben davon nur die Verbände; zu deren Wohl bestehen die Ausschüsse. Tie Ar- beiter werden zusammengerufen und dann werden sie von den Verbänden so verhetzt, bis der Arbeiterausschug wieder mit einigen Aufträgen betraut wird und er zeigen kann, dag er auch noch da ist. Wenn die heutigen Forderungen bewilligt würden, folgen bald neue und das Ende sei gar nicht abzusehen. Im übrigen müsse die Stragenreinigerkolonne vollständig reorganisiert werden. Für Pf. bekomme man soviel Arbeiter als man brauche, und zwar ganz leistungsfähige. So die Ausführungen des Vertreters cines Systems, dem sein Vater den Namen gab. Der Name Kühne- mann ist der Begriff geworden für ein System, das an rücksichts- loser Ausbeutung, an Verachtung jeder sozialen Pflicht nichts zu wünschen übrig läßt. Diese Leute treiben Sport mit der Ver- höhnung der Arbeiter. Ter Bürgermeister machte es sich nach dieser Provokation unserer Genossen und der Gemcindearbeiter sehr leicht. Er verwahrte den Gemeindcvorstand gegen den Vor- Wurf der Fälschung und der Mangelhaftigkeit der Statistik und führte, die Schuld auf die scblechte Beantwortung der Anfragen zurück. Hierauf ereignete sich etwas ganz Unerhörtes. Um unseren Genossen die Gelegenheit zu nehmen, auf die Kühne- mannsche Provokation entsprechend zu antworten, beantragten die bürgerlichen Herren Schlug der Debatte. Auf diesen Beschlutz hatten sich die bürgerlichen Mitglieder der Finanzkommission so verriet später bei Beratung des Steueretats der Schöffe Lieinecke schon nach der letzten Kommissionssitzung geeinigt, weil ihnen derTon", den unsere Genossen anschlagen, nicht ge- falle. In Wirklichkeit, weil es ihnen peinlich ist, immer und immer wieder an ihre Pflichten gegen die Gemeindearbeiter er- innert zu werden. Und das Fallbeil funktionierte. Obgleich unsere Genossen energisch dagegen protestierten, wurde der An­trag gegen die Stimmen unserer Genossen und des Schöffen gleinecke angenommen. Unsere Genossen verließen hierauf zum Protest den Saal und beteiligten sich an der weiteren Etats- beratung nicht mehr. Daß nuninehr alle Anträge abgelehnt wurden, ist selbstredend, was aber den guten Herrn Reinccke am meisten kränken wird auch der seinige. Er wird jetzt hoffentlich davon kuriert sein, daß das Flugblatt daran schuld sei;»ein, ihr Klasseninteresse und ihr Klasseninstinkt gebot der Majorität, die Forderungen der Gemeindearbeiter abzulehnen. Die noch abseits stehenden Gcmeindearbeiter dürften inzwischen auch begreifen lernen, daß sie ihre elende Läge dersozialen Fürsorge" der Kühnemann und Konsorten zu danken haben. Klein-Tchiinebeck-??ichtena». Rund hundert Kirche, laustrittserklärungen in unserer kleinen Gemeinde stnd bis jetzt daS Fazit der. am Donnerstag in Fichtenau stattgefundenen Volksversammlung, in der Genosse Störmer über das Thema:Wie schützen wir uns gegen die Kirchensteuer?" referiert«. Wie unser Gemcindevertreter, Genosse Tobias, in der Diskussion ausführte, hatte die Gemeinde bis dahin alle Kosten der Kirche getragen. Dieser unhaltbare Zustand, daß sämtliche Einwohner, ob Jude, Katholik oder Dissident, eine Kirchengemcin- schaft, mit der sie nichts gemein haben und nichts gemein haben wollen, durch ihre Steuergroschen lebensfähig erhalten, ist von unseren Gcmeindevertretern von vornherein mit Energie bekämpft worden. Auf wiederholtes Drängen unserer Genossen hatte dann die Gemeindevertretung den Beschlutz gefaßt, lvcitcre Gelder für die Kirchengemeind« nicht mehr in den Etat zu stellen. Die bis jetzt dafür ausgegebenen Summen tonne» für bessere Zwecke für die Gesamtheit der Einwohner verwendet werden; wer die Kirche notwendig brauche, der könne auch die Kosten für diese tragen. Die Folge des Verhaltens der Gemeindevertretung ist nun, daß die Kirche jetzt zum ersten Male von ihren Mitgliedern eine Kirchen- steuer einzieht ein« Maßnahme, die allgemeine Erregung hervor- gerufen hat. Die treffenden Ausführungen des Genossen Störmer, feine Kennzeichnung der Kirche als Werkzeug der herrschenden Klasse gegen die Arbeiterschaft fiele» daher auch auf fruchtbaren Boden; seine Aufforderung, dieser volksfeindlichen Institution die Arbeitcrgroschen zu entziehen, fand lebhasten Beifall. Die Ab- gäbe der ÄuStrittserklärungcn während und nach der Versammlung �staltete sich zu einer imposanten Protestkundgebung gegen die Kirche, ein bedeutsames Zeichen, daß diese der Arbeiterschaft voll­ständig cütfremdct ist. Tie Abgabe der mündlichen Erklärungen vor dem Amtsgericht in Rüdersdorf wird sich daher zu einem Massenspazicrgang gestalten, wie ihn die Umgebung noch tue gesehen. Bernau . In der letzten Stadtverordnetenversammlung wurde über den Antrag unserer Genossen verhandelt, welcher verlangt, datz die­jenigen Personen, die ein städtisches Ehrenamt bekleiden, von städti- scheu Submissionen ausgeschlossen sein sollen. Nach Begründung des Antrages durch de» Genossen Schierz setzte eine sehr erregte Diskussion ein. Ter Bürgermeister sowie der stellvertretende Vor- steher waren der Ansicht, daß man doch die Stadtverordneten nicht noch für ihre aufopfernde Tätigkeit für die Kommune dafür mit Eni- ziehung von Arbeiten bestrafen könne. In der kleinen Kommune Bernau wäre der Kreis derjenigen Personen, welche zu städtischen Acmtern herangezogen werden können, ein so geringer, datz dann fast kein Bernaucr Bürger übrig bliebe, welcher für die Stadt zu arbeiten imstande wäre. Von unseren Genossen Krüger und Hclbig wurde den Bürgerlichen in gebührender Weise heimgeleuchtet. Als Genosse Helbig ausführt«, datz ein Stadtverordneter, der selbst sich als Submittent beteilige, niemals so einwandfrei bei Verausgabung einer Submission an einen anderen Stadtverordneten mitberaten könne, erhob sich bei den Bürgerlichen ein Entrüstungssturm; der stellvertretende Vorsteher rief unseren Genossen sogar zu:Sie stempeln ja die Stadtverordneten zu Lumpen". Der Antrag wurde mit 13 gegen die 8 Stimmen unserer Genossen abgelehnt.--�Der Besäung und Bepflanzung mit Nadelhölzern der von der Stadt Berlin einzutauschenden Landstreifen an der Wandlitzcr Chaussee tonnt« nicht zugestimmt werden, da besagtes Terrain leider bis jetzt noch nicht von der Stadt Berlin an Bernau aufgelassen wor- den ist. Zum Schluß fand in nichtöffentlicher Sitzung eine Vor- bcsprechung über den Ankauf des Mühlenhaupt'schen Grundstückes statt. Nieder-Tchönsiausen. Mit der Beschaffung von Räumen für die höheren Schulen hatte sich die Gcmemdevertretung in einer Eilsitzung zu beschäftigen. Der Leiter der höheren Schule», Direktor Seelmann, machte die Mitteilung, daß die Anmeldungen neuer Schüler und Schülerinnen für die Mädchenschule 43 und bei der Knabenschule 38 betragen. Die Zahl der Schülerinnen der Mädchenschule betrage 170 in fünf Klassen die der Knabenschule 84. davon entfallen auf die Unter- stufe 30, Mittelstufe 20 und auf die Oberstufe 34 Schüler. Es mache sich nun notwendig, die Knaben kn den Räumen der Mädchen- schule unterzubringen, und für letztere neue Räum« zu mieten. Die Vertretung beschloß, zwei Räume in dem Hammacherschen Hause, gegenüber dem alten Friedhofe zu mieten. Die Miete beträat pro Jahr SSO M. Die von der Regierung gestellten Bedingungen zu der Mit» benutzung der Leid&enhall« deS Echöuholzer Friedhofes, der mit dem neuen Friedhof der hiesigen Gcnicinde eng zusammen liegt. gelangten zur Annahme. Pankow . Die Gemeindevertretersitzung beschäftigte sich mit der Erledi- gmg des Etats für das Fahr mo. Obwohl ursprünglich für die i Beratung des 228 Folioseiten umfassenden Voranschlages zwei Tage in Aussicht genommen waren, wurde derselbe in einer einzigen, allerdings ungewöhnlich ausgedehnten Sitzung verabschiedet. Der G e s a in t e t a t balanziert in Einnahme und Ausgabe mit 8 692 300 M. gegen 6 423 300 M. im Vorjahre. Hiervon entfallen auf: die Hauptverwaltung 4 201000 M.(Ordinarium 2 416 000, Extraordinarium 1 785 000 M.). das Realgymnasium 142 800 M., die Oberrealschule 185 500 M., die Höhere Mädchenschule 120 300 Mark, die Gemcindcschulen 481700 M., die Fortbildungsschule 7150 M., die Krankcnhausverwaltung 192 100 M., die Armen­verwaltung 120 000 M., die Bürgerparkvcrwaltung 28 650 M., die Tiefbauverwaltung 358 700M., die Kanalisationsverwaltung 433 800 Mark, das Rittergut Mühlenbcck 199100 M., das Wasserwerk 239 500 M.(Ordinarium 204 500, Extraordinarium 35 000 M.). In seiner die Beratung einleitenden Rede gab der Bürgermeister seiner Befriedigung darüber Ausdruck, datz es trotz der erheblich erhöhten Beamten- und Lehrerbesoldungen möglich gewesen sei, ohne Erhöhung des zurzeit 100 Proz. betragenden Koiumunalsteuerzu- schlagcs den Etat in Einnahme und Ausgabe im Gleichgewicht zu erhalten. Allerdings sei auch erwogen worden, ob nicht die außer- ordentlich hohen Kommunalzuschläge zur staatlichen Grund- und Gebäudesteuer(359,29 Proz.) erniedrigt und dafür der Kommunal- Zuschlag zur Staatseinkommensteuer erhöht»verde» sollte. Es sei aber schließlich hiervon vorläufig abgesehen in Rücksicht auf die eventuell erfolgende Abwanderung infolge des erhöhten Kommunal- steuerzuschlages und die dadaurch auf der anderen Seite zu er- loartendc«chädigung des Grundbesitzes. Für dieJDauer werde sich eine Erhöhung des Kommunalzuschlages zur Staatseinkommen- steuer jedoch nicht vermeiden lassen, sei doch diesmal die Balanzic- rung des Etats nur möglich geworden durch die Einstellung der Unisatz- und Wertzuwachssteuer in der gleichen Höhe wie im Vor- jähre(280 000 bczlv. 150 000 M.), obwohl diese Steuererträge im letzten Rechnungsjahr noch nicht voll eingegangen, was aber vor« aussichtlich noch geschehen dürfte. Aus den vom Bürgermeister ge- gegebenen Erläuterungen zu den wichtigeren, namentlich den neuen Positionen des Etats sei folgendes hervorgehoben: Anläßlich der Beratung der Beamten- und Lchrcrbesoldungsordnung im Dezcm- ber vorigen Jahres war von unseren Genossen auch eine Erhö- hung der Löhne der Gemein dearbeiter gefordert und zugesagt worden. Dem ist nun nachgekommen, indem im vorliegen- den Etat die Löhne der in Frage kommenden Gemcindearbeiter um 5 Proz. erhöht worden sind. Wenig aber herzlich. Während die Erhöhung der Besoldungen der Beamten und Lehrer, namentlich der höheren, recht annehmbar ausgefallen ist, bedeutet die öprozen- tige Loherhöhung für die Genieindearbeiter angesichts der ver­teuerten Lebenshaltung einen Tropfen auf einen heißen Stein. Bei der im allgemeinen nicht ungünstigen Finanzlage der Ge- mcinde wäre es sehr wohl möglich gewesen, auch für die Gemeinde» arbciter etwas mehr zu tun und dadurch einen wenigstens einiger- maßen annehmbaren Ausgleich der Löhne mit der allgemeinen Verteuerung der Lebenshaltung anzustreben. Dafür aber hat man einem anderendringenderen Bedürfnis" abhelfen zu müssen ge- glaubt, indem Mittel für die Errichtung einer zweiten Polizeiwache in der Kaiser Friedrich st ratze sowie für Anschaffung einer Anzahl von Polizeihun- den für die Nachtwächter in den Etat eingestellt sind. Während für Polizeibeamte im Vorjahre 32 595 M. eingestellt waren, sind es diesmal 45 112 M. 50 Pf. Hatten bisher 12 Polizeibeamte(ein- schließlich der Nachtwächter) für die Bedürfnisse der Gemeinde ge- nügt, so sollen von nun an 25 Hüter des Gesetzes in Pankow ihres Amtes walten. In der Beratung nahm, wie alljährlich üblich, als erster Etat-Redner", Rechnungsrat Balzer, daS Wort, um ein umfangreiches Manuskript abzulesen, aus dem hervorging, datz dieser alte Herr sparen, sparen und wieder sparen wollte, ein ganz löbliches Tun, wenn er es nur am richtigen Orte verlangen würde. Wer erwartet hatte, daß sich Herr Balzer etwa gegen die Verdoppe. lung der Polizei aussprechen-und hier zu sparen versuchen würde, sah sich getäuscht. Dagegen hatten es ihm neben zahlreichen an- deren kleinen und kleinsten Dingen die Ausgaben für gärtnerische Anlagen im Bürgcrpark und im Garten des Krankenhauses an- getan, ferner die eingestellten Summen für Reinigung, Ausbesse- rung und Ergänzung von Wäsche und Kleidungsstücken im Kranken- hause im sanitären und hygienischen Interesse äußerst wichtige und notwendige Positionen. Weiter waren ihm die Armenver- waltungSkostcn und die Kosten für die Geineindeschulen zu hoch, namentlich bei letzteren wollte er Ersparnisse gemacht wissen, lväh- rend er gegen die Auswendungen für die höheren Schulen nichts einzuwenden hatte. Herr Balzer fiel denn auch durchweg mit seinen zahlreichen Sparanträgen selbst bei seinen bürgerlichen Kollegen glatt ab und mutzte nebenbei wenig schmeichelhafte Ab- fertigungcn einstecken. Gegenüber« der grau in grau gemalten Finanzlage der Gemeinde durch Herrn Balzer wies der Bürger« meister darauf hin, datz nach seiner Kenntnis der Verhältnisse in den Berliner Vorortgemcinden, speziell aber der Gemeinden im Kreise Nicderbarnim Pankow zu denjenigen gezählt werden müsse, die als verhältnismäßigreiche Gemeinden" gelten können, wie sich aus dein Vermögensnachweis ergäbe(das Vermögen der Ge- ineinde Vankow beträgt zurzeit 23115 792 M. 08 Pf., die Schulden­last 17 986 265 M. 68 Pf., so datz sich ein Reinvermögen von 5 129 527 M. 30 Pf. ergibt). Im Laufe der weiteren Beratung lvurden die einzelneu Positionen des Etats mit unwesentlichen Aen. derungcn angenommen. Ein Antrag zum Etat der Höheren Mäd- chenschule, wonach die auswärtigen Schülerinnen deS Lehrerinnen- seminars höhere Schulgeldbeiträge entrichten sollten, wurde ab- gelehnt. Schließlich wurde der Gesamtetat in der aufgestellten Höhe gegen die Stimmen unserer Genossen genehmigt. Einbrecher in der Ortskrankenknsse. Schwere Arbeit und wenig Erfolg hatten Geldschrankknacker, die der hiesigen Ortskrankeukasse einen nächtlichen Besuch abstatteten. ES gelang wohl den Tätern, in den in der Breitestratze 31a belegenen Kasienrauin einzudringen, doch beniiibten sie sich vergeblicki, den großen Geldschrank aufzu- brechen. Obwohl die Burschen mit Stichflciiiime, Bohrer und Brech­eisen zu Werke gingen, glückte eS ihnen nicht, den Panzerschrank zu sprengen. Oranienburg . ' In der letzte» Stadtverordnetenversammlung beantragten unsere Genossen den PunktAcnderung der Biersteuerordnung" zu vertagen und den Mitgliedern die neue Ordnung rechtzeitig zu- zustellen. Die neue Steucrordnung wurde jedoch gegen die Stimmen unserer Genossen angenommen; sie bringt den hiesigen Brauereien eine Erhöhung von 40 Pf. auf 65 Pf. pro Hektoliter. Die Abänderung der Umsatzsteuerordnung, welche eine längere Debatte hervorrief, wurde einer gemischten Kommission über» wiesen, derselben gehört auch Genosse Schumann an. Eine längere Diskussion rief die Verlegung der Landwirtschaftlichen und Gärtner. Lehranstalt hervor. Uni dieselbe am Ort zu behalten, ist die schon im vorigen Jahre eingesetzte Kommission der Land- mirtschaftskamnier in loeitestein Matze entgegengekommen. Die Kammer fordert ein Gelände von 10 Morgen Land. Steuerfreiheit und Beleihung des Baukapitals von 200 000 M. mit LMi Proz. Verzinsung und 1 Proz. Amortisation; alles in alletn fordert die Landwirtschaftskammer einen jährlichen Zuschuß von 10 000 M. Der Vorschlag der Kommission, die 10 Morgen Land herzugeben und einen jährlichen Zuschuß von 1500 M. zu bewilligen, wurde angenommen. Die Unterbringung der Siechen, die sich bis jetzt auf dem KraukenhauSgrinidstück aufhalten und auch von dort be- köstigt und verpflegt wurden, soll anders geregelt werden. Es besteht der Plan, diesen Siechen, die, teilweise Invaliden, aber zu kleinen Gelegenheitsarbeiten noch zu gebrauchen sind, eventuell eine gemeinsame Unterkunft mit den Ortswaisen zu verschaffen. ES würden dadurch die Armenlastcn der Stadt voraussichtlich um ein bedeutendes herabgemindert werden. Genosse Schumann bat, die Siechen und Waisen nicht gemeinsam unterzubringen, weil Sieche im allgemeinen sorgfältiger Pflege bedürfen. Die An- gelegcnheit wurde einer Komüiission überwiesen, welcher auch Genosse Garlipp angehört. Hierauf folgte eine geheime Sitzung. In derselben teilte der Bürgermeister mit, daß da« ReglgymnasinB jedenfalls am 1 Oktober S. I.. spätestens aber am 1 Äpril 191T eröffnet wird._ Die Gemeindewahlbewegung. Zehlcndorf(Wannseebahn ). Die Stichwahlen zur Gemeinde- Vertretung finden heute Mittwoch im Südbezirk und morgen Donnerstag im Rordbezirk statt. Kandidat unserer Partei ist heute im Südbezirk Genosse G ö h r e morgen im Nordbezirk Genosse U l m. Arbeiter, Parteigenossen I Wir können siegen, wenn ein jeder seine Schuldigkeit tut. Noch nie ist bei Wahlen so mir Lüge und Verleumdung gearbeitet worden wie es diesmal durch die königs- treue Zehlendorfer Beamtenschaft mit Iluterstützimg der Gemeinde- Verwaltung geschieht. Darum holt den letzren unserer Wähler heran! Klärt die Gemeindearbciter darüber auf, datz sie nicht ver« pflichtet sind, ihre Gegner zu wählen, zeigt ihnen, datz die neue Erhöhung ihres Lohnes in Wirklichkeit keine Lohnaufbesserung ist. Mit der einen Hand haben die bürgerlichen Vertreter den Gemeinde- arbeitcrn so viel genommen, tvas sie ihnen mit der anderen gegeben haben. Beim letzten Weihnachten ist die sonst üblich gewesene Grati» fikation von 60 M. in Wegfall gekomnien. Also hat man diesen Armen über 1 M. pro Woche genommen, um ihnen 50 Pf. dafür wiederzugeben. So zeigt es sich, datz auch diese Arbeiterkategorie daS größte Interesse haben mutz, datz Arbeitcrvertreter in die Ber« tretung gewählt werden. Tue daher jeder seine Pflicht, nur dann ist ein Sieg der sozialdemokratischen Kandidaten möglich. Wer von den Genossen irgend Zeit hat, stelle sich um'/nS Uhr bei Hunger, Wiesenburg , Teltower Strotze, dem Wahlkomitee, zur Beifügung. Schmargendorf . Heute Mittwoch, den 30. März, nachmittags von 48 Uhr, findet im Rathause die Neuwahl in der dritten Klasse statt. Bekanntlich waren am V. März die beiden sozialdemokratischen Kandidaten mit einer großen Stimmenmehrheit gewählt. Auf Grund des Hausbesitzerprivilegs wurde eine Wahl für ungültig erklärt. Wähler unserer Partei, setzt auch heute Eure ganze Kraft dafür ein, datz unser Kandidat, der Hauseigentümer Maurer Albert W e r n i ck e, Helgolandstr. 4, gewählt wird. Zur Besetzung des Wahlbureaus versammeln sich die Genossen, soweit abkömmlich, nachmittags 88/t Uhr im Lokal von Pötscher, Spandauer Straße. Britz -Buckow . Die für den Gemeindevertreter Genossen K. Dorn stattfindende Nachwahl findet morgen nachmittags von 3 bis 7 Uhr im Lokal des Herrn Naddatz, Chausseestr. 39, statt. Unser Kandidat ist der Putzer Franz Heintze, Werderstr. 62. Arbeiter, Parteigenossen I Die Gegner haben bereits damit gerechnet, datz ihnen da« Mandat, da es für uns schwer ivar, einen Angesessenen als Kandidaten zu bekommen, mühelos zufallen würde. Diese Hoffnung ist zuschanden geworden. Sorgt nunmehr auch Ihr dafür, daß unser Kandidat mit einer imposanten Stimmenzahl als gewählt hervorgeht. Gehe jeder rechtzeitig zur Wahl. Räch 7 Uhr darf niemand mehr das Wahllokal betreten. Nieder-Schönhausen. Heute, in der Zeit von 41 Uhr vor- mittags bis 8 Uhr abends, findet im Restaurant Liedemit die Stichwahl statt. Die Wähler, die inzwischen verzogen sind, können ebenfalls ihr Wahlrecht ausüben. Unser Schleppbureau be» findet sich bei Nadseck, Kaiser-Wilhelmstr. 10. Parteigenossen I Kommt zeitig zur Wahl; versehe sich jeder mit Legitimation. Die Genossen haben sich so zeitig wie möglich dem Komitee zur Verfügung zu stellen._ Wahlergebnisse. Lichtenrade . Bei der gestern stattgefimdenen Gemeinde» Vertreter- Stichwahl siegte der sozialdemokratische Kandidat Wöple mit 114 Stimmen über den Bürgervereinler Deter, der 63 Stimmen erhielt. In das hiesige Dorfparlament zieht nunmehr der erste Sozialdemokrat ein._ Jugendveranstaltungen. rempelhof-Maricndorf. Der tttzt« Vortrag des vom Jugend- auSschub veranstalteten Kursus findet heute abend statt. Herr Dr. E. Bab spricht im Lokal von Apelt, Tempelhos, Berliner Str. 40, über das Thema: .Eehim und Seele"._____ Vermischtes. Furchtbare Brandkatastrophe in Ungarn . Von einem entsetzlichen Brandunglück, wobei Hunderte den Menschen ihr Leben ciugrbfißt haben, ist in der Nacht vom Öfter« sonntag zum Ostermontag die ungarische Gemeinde Oekörito heim- gesucht worden. Wie eine Meldung vom 28. März aus MateSzalka (Ungarn ) besagt, entstand in der Wagenremise eines Gasthofes, die für eine Festlichkeit alS Ballsaal benutzt wurde, Feuer. Mehrere hundert Teilnehmer, von denen vielen die Kleider brannten, traten einander bei dem Bestreben, inS Freie zu gelangen, nieder. Schließlich stürzte die glühcudc Decke herunter und begrob mehrere hundert Personen nnter sich. Ungefähr 250 Personen nrnrden getötet, mehrere hundert verletzt. Dieser kurzen Meldung folgten am gleichen Tage noch einige Telegramme aus Szatmarnemeti und Budapest , in denen die Zahl der Opfer der Katastrophe noch höher angegeben wird. Die Meldung aus Szatmarnemeti besagt: Die mit Menschen dicht gefüllte Scheune, in der der Ball abgehalten wurde, war noch von einer früheren Festlichkeit mit Fichtenzweigcu geschmückt. Es waren außerdem Lampions mit brennenden Kerzen angebracht worden. Zu Beginn der Unterhaltung wurde die einzige schmale Tür vernagelt, damit niemand ohne Billett eintreten könne. Die Festlichkeit war im Gange, als ein Fichtenzweig in Brand geriet. Das Feuer verbreitete sich mit großer Geschwindigkeit. Es entstand eine furchtbare Panik. In dem Bestreben, sich zu retten. stauten sich die Eingeschlossenen an der Tür und stürzten über» einander. Vielen gelang es schließlich, brennend ins Freie zu entkommen, wo sie zusammenbrachen. Von den Mitgliedern der beiden Musik- kapellen komiten nur drei Man» gerettet werden. DaS Feuer verbreitete sich unaufhaltsam, bis die Scheune einstürzte. Ucbcr 180 Menschen beiderlei Geschlechts und aller Alters- stufen kamen bei der Katastrophe umS Leben, lieber 250 wurden schwer verletzt. Die Uiiglückssiätte gewährt eine» Anblick, der da« Blut erstarren Macht. Verkohlte Leichname liegen haufenweise übereinander. Aus den Trümmern hört man noch die Wehrufe Bcrwundetcr. In der ganzen Umgebung ist kaum eine Ortschaft, die nicht von der Katastrophe betroffen worden ist, da von überall her Leute zu dem Tanzvergnügen zusammengeströmt waren. Bon allen Seiten treffen Lerzte zur Hilseltistung ein. Zur Bestattung der Toten ist Militär aufgeboten worden. 290 Personen verbrannt. Nach einer amtlichen Meldung aus Szatmarnemeti ist die bisher festgestellte Zahl der in Oekörito verbrannten Personen 290. Ein Telegramm aus Budapest vom 28. März, 9 Uhr 30 Min. abends lautet: Der Berichterstatter des Ungarischen Korrespondenz- Bureaus in Oekörito meldet, daß nach den neuesten Schätzungen die Zahl der bei dem Brande ums Leben gekommenen Personen 400, die der verletzten 100 beträgt.