{SewerkfcbaftUche�Das Kartell der(ftettknecber!ffm ersten Osterfeiertag wurde in Berlin ein Kartell„Vaterkindischer Staatsarbeiter" gegründet. ES geschah dies gelegentlichder Abhaltung des dritten Bundestages des Bundes DeutscherTelegraphenarbeiter, Vorarbeiter und Handwerker<Sitz Berlin). Ander Ausarbeitung des Kartellvertrages, der allerdings noch der Zu»stimniung der einzelnen Organisationen bedarf, waren beteiligtDer vorerwähnte Bund, der Verband Deutscher Post- und Telegraphen�arbeiler und Handwerker<Sitz Bochum), der Deutsche Militärarbeiter�verband sSitz München) und der Zentralverband deutscher EisenbahnHandwerker und-Arbeiter(Sitz Berlin). Die vier Organisationenumfassen rund 78 000 Mitglieder, den gröstlen Anteil hieran hat diezuletzt benannte Vereinigung mit über 60 000 Mitgliedern.Als Leitsätze wurden festgelegt:Die angeführten Verbände bilden ein BerbandSkartell mitdem Sitz in Berlin: der Zweck desselben ist die Förderung dersozialen Lage der Staalsarbeiter, Vorarbeiter und Handwerker!als jährlicher Beitrag wird pro Mitglied und Jahr 10 Pf. an dieKartelltasse gezahlt; es wird eine den gemeinschaftlichen Interessendienende Zeitung herausgegeben. Die geschäftliche Tätigkeit desKartellverbandes übernimmt der Verband der Eisenbahnhandwerkerund-Arbeiler. deren Syndikus Dr. H e i tz n e r gleichzeitig alsSyndikus bestellt wird. DaS Kartell tritt ab 1. Mai d. I. inKraft.Soweit die Abmachungen der Verbände. Ist im allgemeinenein Zusammenschluf; der Arbeikerorganiiationen zu begrützen undkann auch in diesem Vorgehen nur eine Anerkennung der Notwendigkeitstarker Organisationen erblickt werden, so mutz doch unbedingt die Art,wie dies geschehen ist, die Kritik herausfordern. Den Anlast zurHerbeiführung des Zusammenschlusses gab der mangelnde Einflnstder beteiligten Organisarionca auf die Verbesserung ihrer Wirtschaft-lichen Lage. Durch diei'e Verbindung soll nun die Entfaltung grösterecMacht angestrebt und der Interessenvertretung der Staatsarveitermehr Nachdruck verliehen werden. Dieses Kartell soll auf nationalerGrundlage stehen und keineswegs den Charakter einer Gewerkschafttragen. So lautet wenigstens die offizielle Begründung durch denSyndikus. Er erklärte weiter: Wenn gewerkschaftliche Organi-sanonen auch vielleicht für die Privatindustrie notwendig seien, sowäre das für die Staatsarbeiter noch lange nicht als Richtschnuranzusehen. Wohl gebe es zwischen den Arbeitern der Staatsbetriebeund denen der Privatindustrie eine ganze Anzahl von Berührungs-punkten, trotzdem bestehe zwischen beiden Arbeiterkategorien einhimmelweiter Unterschied. Staatsarbeiter hätten nun einmal mit derStetigkeit ihrer Stellung, in Aussicht stehender Beamleneigenschaftund Wohlfahrtseinrichlungen zu rechnen. Streiken könnten sie gleichfalls nicht, und Petitionen machen und einreichen könnten sie auchohne Gewerkschaften. Für ihre Sache wäre ausschliestlich die Güteihrer Gründe mastgebend. Die Organisationen der Staatsarbeilerseien daher lediglich ihren Zwecken entsprechend einzurichten. Beigutem Zusammenhalt und weiterer Ausbreitung des Kartells könneman eine gleiche Macht bilden wie die Gewerkschaften: man braucheober nicht aus deren Krücken daherzuhinken. Auch ohne Sozialdemokranekönnten die Interessen der Staatsarbeiter im Reichstag und Landtaggenügend vertreten werden.— Von anderer Seite wurde noch be-tont, dast besonderer Wert auf die bessere Ausgestaltung der Arbeiter-vetsicherungsgesetze zu legen sei. Die politischen und religiösenAnsichten der Arbeiter Kesten sich keinesfalls unter einen Hut bringen,die wirtschaftlichen Fragen hingegen müstten auch die Slaatsarbeiternäher zusammenführen. Gcmäst diesen Ausführungen wurde dannder Errichtung des Verbandskartells zugestimmt.Mag auch zugegeben werden, dast StaatSarbeiter-Organisationenetwas anders operieren müssen wie Verbände von Privatbetriebs-arbeitern, so darf die Rücksichtnahme auf die Eigenartigkeit der Be-triebe doch nicht in S e l b st e n t in a n n u n g ausarten. DieStellung der Regierungen zu den Lohn- und Arbeitsverhältnissender Staatsarbeiter hat nur zu oft gezeigt, daß hier der schärfsteNachdruck seitens der Staatsarbeiter selbst mit erforderlich ist, umVerbesserungen herbeizuführen. Wie sieht es denn mit ihrer gutenund sicheren Existenz aus? Werden sie nicht aus geringfügigenAnlässen einfach entlassen? Hält der Staat nicht besonders vielauf wenig verbrauchte Arbeitskräfte? Rücksichtnahme auf krankund schwach Gewordene ist nicht im breiten Maße zu verspüren!Die»' gezahlten Löhne sind alles weniger als mustergültig, nichtfr/xen aber niedriger als der ortsübliche Tagelohn. Die Beamten-�.»genschaft wird erst nach jahrelangem Dienst bei verhältnismäßiggeringem Lohn erworben. Der Genuß der Wohlfahrtseinrichtungenhängt gleichfalls von jahrelanger Dienstzeit ab, sie machen auchden Lohnausfall gegenüber gleicher Tätigkeit in Privatbetriebenbei weitem nicht weit. Und auf Grund solcher Zustände soll danndie Abschwörung gewerkschaftlicher Tätigkeit als notwendig er-wiesen sein. Das zu begreifen ist nicht jedem Arbeiter möglich.Solche Auffassungen entsprechen aber ganz dem Charakter Vater-ländischer Arbeitervereine, die da glauben, mit alleruntertänigstenBitten etwas zu erreichen, während doch auch Staatsregierungennur dem Drucke folgend Verbesserungen eintreten lassen. DerVerzicht auf das letzte Mittel im wirtschaftlichen Kampf, auf dieArbeitsniederlegung, ist eben nur für solche Arbeiter denkbar,denen der Mut fehlt, für ihre Interessen mit allem Nachdruck zuwirken.Wo aber die Freunde der Arbeiter zu finden sind, haben unsdie Tatsachen schon oft gelehrt. Die Verbesserung der Lage derStaatSarbeiter ist eben nur mit Hilfe der Arbeitervertreter inden Parlamenten, der Sozialdemokraten, möglich gewesen. Früheroder später werden daher die in den erwähnten Organisationenstehenden Staatsarbeiter schon einsehen müssen, daß die gewerk-fchaftliche Tätigkeit ebenso wie die politische Betätigung auch fürdie Staatsarbeiter eine unbedingte Notwendigkeit ist,die Arbeitszeit genau geregelt, ebenso die Vergütung für Sonn-tagsarbeit festgesetzt. Auch ein Sommerurlaub ist im Vertragevorgesehen. Mit diesem Erfolge ihrer Organisation können dieArbeiter wohl zufrieden sein. Der Erfolg ist aber nur da möglich,wo die Arbeiter fest zu ihrem Verbände stehen und auch dann nichtnachlässig in der Erfüllung ihrer Pflichten werden, wenn der Er-folg errungen ist.Eine andere Lohnbewegung, in der ein kurzer Streik not-wendig war, wurde von dem Deutschen Transportarbei-terverbande ebenfalls zu einem günstigen Ende geführt. DieKutscher und Mitfahrer der Firma Franz Wagner, Wäsche.sabrik, Mühlenstraße 77, strebten nach einer Verbesserung ihrerLage und reichten in einem Tarifentwurf ihre Forderungen ein,durch den Verband natürlich. Das behagte der Firma nicht, sielehnte es ab, mit den: Verband zu verhandeln. Zuerst versuchtennun die Kutscher, 22 Mann, durch eine Kommission Verhandlungenanzuknüpfen. Als aber die Firma weitere Schwierigkeiten machte,legten die 22 Mann kurz entschlossen die Arbeit nieder. Jetztänderte die Firma ihre Ansicht und beschloß, mit den Verbands-Vertretern zu verhandeln. Man verständigte sich auf bestimmterGrundlage, wenn auch formell ein Tarifvertrai, nicht abgeschlossenwurde. Die Regelung der Dinge brachte aber den KutschernLohnzulagen von 1,25 bis 1,50 M. pro Woche und andere Ber-besserungen. Sie waren damit zufrieden und nahmen die Arbeitwieder auf._Deutkcbco Reich,Tarifabschluft im Baugewerbe zu Neu-Ruppin.Zu einem weiteren Tarifabschluß kam es in Neu-Ruppin zwischender dortigen Innung und dem Zweigverein der Maurer Deutsch-lands. Der bisherige Tarif wurde verlängert, und zwar mit einersofortigen Lohnerhöhung von 2 Pf. und von weiteren 2 Pf. ab1. September d. I._Die Tabakarbeiter in Dresden haben mit dem Verein derkleinen Zigarrenfabrikanten einen Tarifvertrag abgeschlossen, dereine Erhöhung von 70 Pf. pro Tausend festsetzt. Bei 47 Zigarren-fabrikanten in Dresden und Umgebung sind dadurch die Lohnver-Hältnisse tariflich geregelt.Tiustand.Die Borbereitungen zum diesjährigen internationalenBergarbeiterkongreß,der in der zweiten Augustwoche in Brüssel stattfinden soll. wurdenin einer Vorkonferenz erledigt, die am Karfreitag in Brüssel statt-gefunden hat. Vom Vertreter des deutschen Bergarbeiterverbandeswurde u. a. die Wiederholung des Antrages, die Kongresse nur nochalle zwei Jahre stattfinden zu lassen, angekündigt. Bisher wurdedieser Antrag immer von den Engländern niedergestimmt.Serlln und Qmgegend.Organisationserfolge.Die Kutscher und Lagerarbeiter der Firma Borchers u.I ü r g e S, Eisenwarengeschäft engroS, Greifswalderstraße 220,haben ihre Lohn- und Arbeitsverhältnisse durch eine Bewegung, dieder Deutsche Transportarbeiterverband leiteteund die ohne Streik verlief, wesentlich verbessert. Die Firma be-schäftigt 13 Kutscher und 27 Lagerarbeiter, Packer und Rad-fahrer, von denen eine Anzahl schon jahrelang im Betriebe tätigist. Häufig klagten die Leute über schlechte Entlohnung undandere Mißstände. Der Anfangslohn betrug für Lagerarbeiter20 bis 21 M. pro Woche und für Kutscher 23 bis 24 M. WannZulagen zu erwarten waren, das stand im Ermessen der Firma.Die Lagerarbeiter erzielten höchstens 24,50 M. wöchentlich; diesenLohn erhielten Leute, die schon 13 Jahre bei der Firma arbeiteten.Kutscher für Zweigespanne erzielten höchstens 28 M.. Einspänner25,50 M. pro Woche; ein Kutscher war schon seit neun Jahrenfür die Firma tätig und erhielt auch nicht mehr. Dabei war dieArbeit aber besonders schwer, denn es handelte sich um Eisen-waren. Seit 1905 schon hatte die Organisation sich bemüht, bortMitglieder zu werben, aber erst in neuerer Zeit gelang eS ihr,festeren Fuß im Betriebe zu fassen. Es dauerte leider sehr lange,bis die Mehrzahl der Angestellten Verbandsmitglieder wurden.Erst dann war es dem Verbände möglich, zu einem festen Tarif-vertrage mit der Firma zu gelangen. Ein solcher Vertrag wurdenun jüngst abgeschlossen, und er brachte den Arbeitern wesentlicheVorteile. Als die Angestellten ihre Wünsche vortrugen, versuchtedie Firma, die Verhandlungen darüber ohne Mitwirkung der Ver-bandSvertreter zu führen, aber die Arbeiter wußten, wieviel daraufankommt, daß ein Vertrag mit dem Verbände abgeschlossen wird,und endlich ging die Firma auch darauf ein. Nach zweimaligenVerhandlungen wurde ein fester Tgrifvertrag vereinbart. Eswurden Lohnzulagen von 1 bis 6 M., je nach der Dauer der Be-fchäftigung, erzielt. Durchschnittlich beträgt die Lohnerhöhung2,55 M. für alle 40 in Frage kommenden Arbeiter. Ferner wurdeLerantw. Redakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw.:Zum Massenstreik in Philadelphia.New Hork, 22. März.(Eig. Ber.)._Alle Welt ist überrascht über die zähe Ausdauer, mit der dieArbeiterschaft von Philadelphia für das Organisationsrecht derdortigen Straßenbahner kämpft, lieber 14 Tage schon dauert dervon der Philadelphia Central Labor Union(Gewerkschaftszentral-körper) angeordnete Massen-Sympathiestreik. an welchem sich nichtnur die meisten Gewerkschaften, sondern auch viele Tausende nicht-organisierte Arbeiter und Arbeiterinnen beteiligen. Und das bis-herige Resultat des Massenausstandes ist ein gewaltiger Auf-schwung der Gewerkschaftsbewegung. Die den Organisationen nochfernstehenden Männer und Frauen, die in den Sympathiestreikeintraten, suchen zu Tausenden um Aufnahme in die Organisationnach oder schließen sich zu neuen Gewerkschaften zusammen. Inden Baldwinschen Lokomotivfabriken, der größten Fabrik ihrer Art,die gegen 18 000 Leute beschäftigt, fand noch vor 14 Tagen nie-mand Arbeit, der auch nur im Verdachte stand, einem Verband an-zugchören. Heute ist die Baldwinsche Arbeiterschaft zu mehr alsdie Hälfte organisiert; und dieser größere Teil feiert, obwohl Lohn-erhöhungen bereits zugestanden wurden. Das ist nur ein Beispielunter vielen.Freilich gibt es auch Ausnahmen, darunter die beiden amstrammsten organisierten Berufe: die Buchdrucker und die fastdurchweg deutschen Brauereiarbeiter. Sie lehnten die Beteiligungam Massenstreik ab, da ihre mit den Unternehmern abgeschlossenenTarifverträge noch nicht abgelaufen seien und sie ohne Einwilli-gung ihrer Verbandsleitung die Arbeit nicht niederlegen dürften.Als die Central Labor Union am 27. Februar den General-streik anordnete und dessen Beginn auf den 5. März festsetzte, wardie ganze kapitalistische Presse voll des kaustischen Hohnes. EinGeneralstreik, der mehr denn eine Woche vorher angekündigt wird?Ein Generalstreik zu Philadelphia, dessen Arbeiterschaft kaum zu25 Proz. organisiert ist?„So etwas gibt es ja gar nichts sagtendie Neunmalweisen. Ein Generalstreik im strikten Sinne desWortes wurde es fteilich nicht; aber durch einen gewaltigenMassenausstand hat sich das Proletariat von Philadelphia solida-risch erklärt mit den um ihr OrganisationSrecht ringenden Motor-führern und Kondukteuren der Rapid Transit Co.(Straßenbahn-gesellschast). Ueber 120 000, nach andern Angaben sogar über140 000 Arbeiter und Arbeiterinnen feiern. Nur in verschwinden-dem Maße nehmen die Streikenden die Arbeit wieder auf; dochwird dieser Abfall mehr den» aufgewogen durch die Verstärkung,welche die Reihen der AuSständischen durch diejenigen erfahren, diesich zunächst dem Sympathiestreik gegenüber ablehnend verhaltenhatten. Die Textilindustrie ist gänzlich lahmgelegt, die Bautätig.keit ruht völlig. Alle andern Großbetriebe sind mit Ausnahme derBrauereien und Buchdruckereien stark in Mitleidenschaft gezogen.Wie anderwärts in den Vereinigten Staaten üben auch inPhiladelphia Straßenbahn und berufsmäßige Politiker einen be»stimmenden Einfluß auf einander aus. Durch drei Vertreter, dar-unter den MaHor(Bürgermeister) Reyburn ist die Stadt imAuffichtsrat der Rapid Transit Co. vertreten. Die Stadtverwal-tung steht unter der Botmäßigkeit der republikanischen„Maschine"(Parteiorganisation). Es sind Staatsmänner kleinsten Kaliber?,die in der City Hall(Rathaus) von Philadelphia ihres Amteswalten. Und so erleben wir, daß zur gleichen Zeit an den Ufernder Spree und an den Gestaden des Delaware mächtigen Bewegun»gen mit den gleichen Mitteln der Garaus gemacht werden soll:Versammlungen und Demonstrationen werden rechtswidrig ver-boten; die wohlbewaffnrte Polizei wird auf eine ftiedliche Bevöl»kerung losgelassen.Murphy, der Präsident der Central Labor Union vonPhiladelphia, und C. O. P r a t t, der Organisator des Straßen»bahnerverbandes. wurden, obgleich sie stets von jeglicher Anwen»dung von Gewalt abrieten, verhaftet und wegen Verjchwörung undAufforderung zum Landfriedensbruch in Anklagezustand versetzt.Sie befinden sich gegen Bürgschaft auf fteiem Fuß. Durch solchetölpelhaften Eingriffe erzielten die Machthaber einen völlig uner-warteten Erfolg; den Sturm, den sie zu bannen wähnten, fachtensie nur noch mehr an. Hatte die Central Labor Union am 4. Märzausdrücklich bestimmt tmß die Arbeiter gewisser Berufe, um nichtdie Ernährung der Bevölkerung in Frage zu stellen, sich nicht andem Sympathiestreik beteiligen sollen, so wurde diese Einschrän»kung nachträglich aufgehoben. Ueber alle, welche mit der Straßen-bahn und den Streikbrechern Geschäfte abwickeln, wurde der Boh-kott verhängt. An die Arbeiterschaft der Vereinigten Staaten er.ging die Aufforderung, ihre Spareinlagen aus den Banken zurückzuziehen, um den Geldmarkt zu beunruhigen.Auf etliche Millionen Dollars wird der täglich dem Geschäfts-leben Philadelphias aus dem Massenstreik erwachsende Schaden be»ftchnet. Deshalb machen Fabrikanten. Grotzkaufleute und dieInhaber großer Ladengeschäfte in Gemeinschaft mit zahlreichen so-genannten gemeinnützigen Vereinen einen Versuch über den an-dern, zwischen der Straßenbahngesellschaft und deren ausständi-schem Fahrpersonal zu vermitteln. Schroff wiesen die Direktorender Rapid Transit Co. jede Einmischung eines Dritten zurück,trotzdem der Einnahmeausfall an Fahrgeld in Verbindung mit dendurch den Streik bedingten Ausgaben die Summe von zwei Nilro»nen Dollars bereits erreicht hat.Angesichts dieser Halsstarrigkeit des Straßenbahnmonopolserteilte der in der Stadt Newcastle abgehaltene Konvent der StateFederation of Labor(Verband der Gewerkschaften des StaatesPennsylvanien) dem Ausschuß der Federation die Vollmacht, zurUnterstützung der Straßenbahner von Philadelphia den General-streik im ganzen Gebiete Pennsylvaniens anzuordnen. Der Aus-schuß setzte den Beginn des Sympathiestreiks auf Montaa, den21. März fest. Und da obendrein innerhalb der Gewerkschaftennicht nur Philadelphias sondern auch der übrigen Teile Pennfyl-vaniens der Ruf nach einer unabhängigen Arbeiterpartei immerlauter und nachdrücklicher ward, dünkte eS dem BundessenatorP en r o se und dem Siaatssenatvr Mc R icholl die höchste Zeiteinzugreifen, um zu verhindern, daß ihre(die republikanische)Partei, zu deren Anhänger die Arbeiter in ihrer Mehrheit gehören.Schaden leide. Sie kamen von Washington bezw. Florida nachPhiladelphia zurück. Unter dem durch sie ausgeübten Drucke ver-stand sich die Rapid Transit Co. dazu, den Forderungen des strei-kenden Fahrpersonals soweit entgegenzukommen, daß M a h o n,der Präsident des internationalen Straßenbahnerverbandcs, sich be-friedigt erklärte. Eine geringfügige Lohnerhöhung wurde zuge-standen, die Wiedereinftellung aller Ausständigen zugesagt. Da«gegen blieb die Frage der Wiederanstellung der wegen ihrer Zu»geHörigkeit zur Gewerkschaft entlassenen Motorführer und Kon»dukteure offen; gerade diese Maßregelung hatte aber zu dem gegen»wärtigen Ausstand geführt. Auch die Forderung, daß alle Ver-Handlungen zwischen der Direktion der Gesellschaft und dem Fahr»personal durch einen von der Gewerkschaft zu bestellenden Aus»schuß geführt werden, war in dem Vertragsentwurf nicht bewilligt.Die Vertrauensmänner der streikenden Straßenbahner lehnten esnun gestern früh ab, die kurz vorher getroffene Vereinbarung zuratifizieren.Der Ausstand dauert also an; und was mehr besagen will.sein Umfang zeigt keine Abnahme. Der Ausschuß der StateFederation of Labor wird demnächst in Wilkesbarre zusammen-treten, um über die erneute Anordnung eines pennsylvanischenGeneralstreiks Beschlüsse zu fassen. Auf die Kunde, daß dieStreitaxt zwischen der Straßenbohngesellschaft und dercm Fahr-personal begraben sei, hatte E. E. Greenwalt, der Präsidentder State Federation of Labor, die pennsylvanischen Gewerkschaftentelegraphisch angewiesen, entgegen der vorher ergangenen Auf-forderung die Arbeit mit dem gestrigen Tage nicht einzustellen.Infolge der Verwerfung des unter Mitwirkung des SenatorsP e n r o s e zustandegekommenen Vertragsentwurfs durch dieVertrauensleute der Straßenbahner ist die Lage durchaus geändertund erfordert eine erneute Stellungnahme der State Federation.Schon die nächsten Tage werden die Entscheidung bringen.Gh. Glocke, Berlin. Druck u.BerIag:Borwärt»Buchdr.u.Berlag»anftal»Eue Induftrie und Kandel.Höhere Schlachtviehpreise.Die im ersten Vierteljahre 1910 auf dem hiesigen städtischenViehhofe erzielten Viehpreise sind gegen die im Vorjahre ge»zahlten mit einigen kleinen Ausnahmen bedeutend höhere. Eswurden für 100 Kilogramm im Mittel erzielt: für Rinder im Ja-nuar 121 M.(1909: 123,80 M.). im Februar 120.25 M.(121,50 M.)und im März 123 M.(119,50 M.). Kälber im Januar 188.75 M.(1909: 143,88 M.), im Februar 187.6214 M.(135,62 M.) und imMärz 193,44 M.(137,22 M.>, Schafe im Januar 136,25 M.(1909:116,77 M.). im Februar 134,25 M.(118,25 M.) und im März132,66 M.(118,22 M.), Schweine im Januar 136,75 M.(1909:130,22 M.), im Februar 134,6214 M.(130,12 M.) und im März130,44 M.(125.33 M.)._Die Arbeitslosigkeit im Tabakgewerbe wird mit jedem neuenMonat umfangreicher. Als im August 1909 der Andrang am Ar-beitsmarkt der Tabakindustrie plötzlich von 100 auf 400 hinaufging,nahm man zuerst an. daß. dies nur die Reaktion auf die über-mäßig flotte Tätigkeit vor der neuen Steuer sein würde, die sichbald wieder verlieren würde. Nun hat sich aber der Andrang amArbeitsmarkt nicht allein während der zweiten Hälfte 1909 garnicht abgeschwächt, so daß das laufende Jahr schon mit einemAndrang von durchschnittlich 860 Arbeitsuchenden auf je 100 offeneStellen begann, während der Andrang im Januar vorigen Jahresnur 205,24 betragen hatte. Und während von Januar aufFebruar gewöhnlich eine Abnahme des Andranges einzutretenpflegt, ging er in diesem Jahre trotz der außerordentlichen Höheim Januar im Februar noch weiter hinauf und erreichte einenUmfang von nicht weniger als 1364,49. Im Februar 1909 hatteder Andrang dagegen 192,79 betragen; er ist demnach in diesemJahre fast siebenmal so groß wie voriges Jähr. Vor allem ist dieArbeitslosigkeit in der hamburgischen Tabakindustrie rapid ge»wachsen; das Angebot Arbeitsuchender geht über das vorjährigeum da» Dreifache hinaus. Zugleich ist aber auch die Zahl deroffenen Stellen empfindlich zurückgegangen. Nicht viel besser stehteS in den anderen Bezirken der Tabakindustrie aus. So ragenWestfalen, die Provinz Sachsen, ferner die Königreiche Sachsen undWürttemberg mit einem außergewöhnlich hohen Andrang hervor.Elektrische Hoch-«nd Untergrundbahn.Wie der Geschäftsbericht der Gesellschaft für das vergangeneJahr ausweist, stellt sich die Einnahme auf 7 1 36 541 M.(5 763 397 M.) Beickäftigl wurden 1559(t. 8. 1422) Angestellte.Nach Absetzung von 67 630 M. für Abschreibungen, ergibt sich einReingewinn von 2 270 264 M.(1 851 256 M.). der wie folgt Ver-Wendung findet: Reservefonds 100 180 M.<i. V. 84 594 M.), 5 Proz.Dividende auf 80 Millionen Mark— 1 500 000 M.(wie i. V.).6 Proz. auf die mit 25 Proz. eingezahlten 10 Millionen Mark gleich125 000 M. und Vortrag auf neue Rechnung 545 084 M.Ueber die Erweiterungsbauten wird in dem Bericht daran er»innert, daß im Laufe des Berichtsjahres die kleinbahngesetzlichePlanfeststellung für die Hoch- und Untergrundbahn Spittelmarkt—Schönhauser Allee erfolgte. Der Entwurf für den Ausbau derStammbahn vom Gleisdreieck zum Wittenbergplatz liegt den Aufsichts-behörden zur Genehmigung vor. Der Tunnel für die Verlängerungder Westendlinie zum Grunewald konnte bei der Regulierung derStraßenzüge mit eingebaut werden. Am westlichen Ende dieserBahnstrecke soll ein zweiter großer Betriebsbahnhof erbaut werden.Der Bau eines zweiten Kraftwerkes in Ruhleben ist begonnen.Letzte JVachncbtcn und vepefcden.Unglücksfall im Steinbruch.Waldmichelbach(Hess. Odenwald), 31. März.(B. H.) ZweiArbeiter bei Klopfsteinwerkes Müller in Obermichelbach beiWaldmichelbach wurden durch nachstürzende Gesteins,massen verschüttet und tot hervorgezogen.Eine neue Eiscnbahnkatastrophe.Trieft, 31. März.(W. T. B.) Die Stadt und die Umgebungwurden heute von einer heftigen Bora und Schneefall heimgesucht.Der Dampferverkehr wurde fast gänzlich lahmgelegt. Derum 3 Uhr nachmittags von hier nach P a r e n z o abgegangenePersonenzug engleiste hinter der Station Muggia infolgeder Bora und fiel in einen Graben. Von 100 bis 150 Passa-gieren, die sich im Zuge befanden, wurden vier getötet und achtzehnteil? schwer, teils leicht verletzt.PaulSingerLCo..BerIinLW. Hierzu 2 Beilagen u.Untrrhaltungsbl.