und Herr Tr. Pape(besoldeter Schösse)'. Ach» Teitteiudeschulciatwurde angeregt, mehr Mittel für Lehr- und Lernmittel an be-dürftige Kinder einzusetzen, bor allem müßte gegen diejenigenEltern, welche nicht sogleich in der Lage sind, die erforderlichenBücher usw. anzuschaffen, die größte Nachsicht geübt werden. BeimEtat des Grunderwerbsfonds betonte Herr Könitz, Direktor einerTerraingesellschaft, daß die Gemeinde durch ihren großen Besitz-tum sich um 30 000 M. Grundwertsteuer bringe, diesen Ausfallmüßten wiederum die Grundbesitzer aufbringen. Von unserenGenossen bekam auch dieser Gernegroß die gebührende Antwort.Bei den Abgaben an den Kreis forderte Genosse Taubmann dieKreistagsdelcgierten auf, bei der nächsten Krerstagssitzung denLandrat zu interpellieren, aus welchen Gründen er dein BerlinerPolizeipräsidenten am 0. März Gendarmen des Kreises Nieder-barnim zur Verfügung gestellt habe, die am genannten Tage iinTreptower Park auf wehrlose Spaziergänger mit blanker Waffeeingeschlagen haben. Wie nicht anders zu erwarten, zeigten dieKmStagsabgeordneten hierzu keine Lust; nur Schöffe Rothe er-widerte, daß der Kreistag sich mit Politik nicht beschäftige. Dadie Vertreter der Sozialdemokratie absichtlich vom Kreistage fern-gehalten wird, so wird man vom Landrat eine Aufklärung nichterhalten. Beim Ansatz„Biersteuer" wurde sogleich die neue Bier-steuerordnung mit verhandelt; hier war es Genosse Frentz, dermit aller Schärfe diese Ordnung bekämpfte. Er betonte denschweren Stand der Gashvirte und wartete mit 13 verschiedenenSteucrarten auf, die teils durch die Reichsfinanzreform sowiedurch kommunale Belastung die Gastwirte treffen. In nament-licher Abstiinmung wurde dennoch die Biersteuerordnung mit 13gegen 12 Stimmen angenommen. Ein Fiasko erlitten noch dieGründer des unabhängigen„Weißenseer Tageblatts", diese wollten,daß die amtlichen Bekanntmachungen in ihrem Blatte veröffent-licht und ihnen dafür 200 M. Subvention aus Gemeindemittelngezahlt Iverdcn. Unsere Genossen beantragte», daß wenn dieseSumme bewilligt werde, dann auch dem„Vorwärts" dieselbe Ver-günstjgung zu gewähren sei. Diese Forderung ging den Herrendenn doch zu weit; es wurde daher der erste Antrag in nament-licher Abstimmung gegen drei Stimmen abgelehnt.Nach dem Steuersoll beträgt der Zuschlag zur StaatZein-kommensteuer 113 Proz., der Ertrag ist mit 253 000 M. eingesetzt.Für die Einkommen von mehr als OSO bis 000 M. sind bei gleich-falls 113 Proz. 6000 M in Anrechnung gebracht. 113 Proz. Zu-schlag von den Forensen sollen 72 430 M. ergeben. 245 Proz.Gewerbesteuer 118 090 Mk., 30 Proz. Betriebssteuer 1390 M.»Gemeindegrundsteuer 0 M. pro Tausend der unbebauten Grund-stücke 222 000 M.. 3,60 M. pro Tausend der bebauten Grundstücke304 200 M. Indirekte Steuern: Lustbarkeits- und Billettsteuer33 000 M., Hundesteuer 32 000 M., Brau- und Bicrsteuer 30 000Mark, Umsatzsteuer 130 000 M., Wertzuwachssteuer 163 000 M.Insgesamt 1 388 230 M. Hiervon sind an den Kreis abzuführen114 338,40 M.Nieder-Schönelvcide.Ter vor einigen Tage» gemeldete Ueberfall eines Dienstmädchensin der Berliner Str. 3 soll sich nach polizeilichen Ermittelungen alsvon den, Mädchen erfunden herausgestellt haben.Rudow.Ei» weiteres größeres Favrikunternrhmen dürste fich demnächstam hiesigen Orte ansiedeln. Die Terrain-Gesellschaft am Teltow-Kaya! Rudow-Johannislhal A.-G. hat von ihrem Jndustriegeländeani Teltow-Kanal mehrere Morgen mit Bahnanschluß und Hafenan ein industrielles Unternehmen(Ebemifche Fabrik) zur sofortigenÄebaUung verkauft. Die Fabrik ist das achte größere Fabrik-untenlehmen, das sich im Laufe weniger Jahre in Nudow ansiedelt.Strausberg.Eine» schrecklichen Tod fand das fünfjährige Töchterchen desRottenführers Buchholz, Kaiserstraße 19. Frau B. hatte in Be-S.leitung ihres Kindes eine Freundin aufgesucht, und währendich nun die Frauen im Wohnzimmer aushielten, kletterte daSKind auf die Balkonbrüstung hinauf und stürzte aus dem drittenStockwerk auf die Straße hinab. Das Kind war auf der Stelle tot.Oranienburg.Die Maifeier soll in diesem Jahre laut Beschluß der letztenBezirkswahlvereinSversammlung besonders imposant gestaltet werden.Der VormiltagSversanimlung soll ein Umzug durch die Stadt voran«gehen, für nachmittags und abends ist ein Vergnügen geplant. Dieausgelöste Jugendlommission wurde aus der Versammlung durch eineneue ersetzt. Beim Bericht von der Berbands-Genrralversammlungwurde der Beschluß von der Abschaffung der Tätigkeitsmarken be-grüßt._Wahlergebnisse.Brih-Buckow. Bei der gestrigen Gemeindevertreterwahl wurden634 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielt Genosse Franz H e i n tz e469 und der Gegenkandidat Gehran 165 Stimmen. Unsere Fraktionin der Gemeindevertretung zählt sonach jetzt 4 Mann.Zehlendorf. Die vorgestern und gestern stattgefundencnStichwahlen hatten folgendes Resultat: Im I. Bezirk erhieltder sozialdemokratische Kandidat Genosse G o h r e 222 Stimmen,der Kandidat der Beamtenvereinigung Eickrodt 288 Stimmen.Gegenüber der Hauptwahl haben wir einen Stimmenzuwachs von83 zu verzeichnen.Im II. Bezirk wurden für den sozialdemokratischen KandidatenGenossen Ulm 193, für den Kandidaten der BeamtenvereinigungLang 339 Stimmen abgegeben. Hier hatten wir gegenüberder Hauptwahl einen Zuwachs von 20 Stimmen zu verzeichnen.Die Gegner hatten in der Stichwahl etwa 100 Forensenstimmenbeigebracht._Öenebts- Zeitung*Die Geheimnisse einer Wurstfabrikwurden wieder einmal durch eine Anklage wegen Vergehens gegendas NahrungSmittelaefetz enthüllt, die die 3. Strafkammer desLandgerichts III gestern beschäftigte. Der Angeklagte HermannSonntag betreibt unter der Firma Metz u. Sonntag in Lichten-berg, Frankfurter Chaussee 140, eine Wurstfabrik, in welcher, wieder Angeklagte erklärte, Wurst„nach koscherem Stil" gemacht wird.Der in dieser Wurstfabrik übliche„koschere Stil" scheint jedoch mitbedenklicher Unsauberkeit gleichbedeurend zu sein, denn die Be-weiSaufnahme ergab wenig erbauliche Dinge. Ein dort beschäftigtgewesener Sclilächtergeselle Hoffmann hat nach seiner Versicherungdie Unsauberkeit und die Art, wie daselbst„feine Leberwurst" her-gestellt wurde, nicht mehr ertragen können, seine Stellung aufge-geben und Anzeige erstattet. Nach seiner Darstellung herrschte indein Fabrikationsraum für Wurst, die in großen Quantitäten an-gefertigt wurde, die größte Schmutzerei. Der Fußboden war fastständig schmutzig und wurde viel zu selten gerernigt, es wimmeltevon Natten, die die Fleischhalter emporkletterten, über die Fleisch-Vorräte herfielen, das Fleisch anfraßen und sich fröhlich mästeten.Weder waren Fallen aufgestellt, noch war sonst etwas getan, umdie vielen Natten zu vertilgen; auch die Fleischstücke waren durchkeinerlei Vorrichtungen gegen die Attacken der Ratten, die dieTräger von allerhand Krankheiten und Unrat sind, zu schützen.Bemerkte man, daß Fleisch von Natten angefressen war, so wurdedas angefressene Stück allerdings abgeschnitten und zu Hunde-futter bestimmt; wie oft es aber nicht bemerkt und das Fleischruhig verwendet worden ist, ist nicht festzustellen. ES ist auch vor«gekommen, daß Fleischtetle, die von den Gesellen dem Kübel fürHundefutter überwiesen worden waren, vom Angeklagten alS.zu schade" für diesen Ztoeck und geeignet zur Wurstfabrikationerklärt wurden. Die letztere ging i» nicht sehr appetitlicher Weisevor sich. Es wurde minderwertiges Fleisch, welches man sonst zudiesem Zweck nicht verwendet, zu Lebertvurst verarbeitet: Kopf-fleisch, Abfallfleisch, Sehnen, Nackenbände, Augen, Gekröse, etwasLesse?— alles kam in de» großen Kessel, aus dem dann alsMeisterwerk die„feine Leberwurst" entstieg, die zu recht respek-tablem Preise verkauft wurde. Schließlich sollen auch die Gerätein ungenügender Weise gereinigt worden sein. Diesen Be-kundungen des Hauptbelastungszerigen widersprach zwar der An-geklagte energisch, sie fanden jedoch in den Aussagen zweierSchlächtergescllcn, die noch heute bei ihm beschäftigt sind, imwesentlichen ihre Bestätigung.— Als am 13. Januar nach erstatteter Anzeige der Tierarzt Lehmann zur Revision in der Wurst-küche des Angeklagten erschien, fand er unter anderem auch einenHaufen Fleisch vor, welches in einem Kessel aufgebrüht wurde undverdorben war. Aus diesem Grunde wurde die Anklage nicht nurauf Grund des ß 10, sondern auch auf Grund des Z 12 desNahrungsinittelgesetzes erhoben. Letzteren Punkt hielt der Staats-nnwalt jedoch nicht aufrecht, da es sich um einen Vorbereitungsakthandelte; er beantragte aber auf Grund des§ 10 eine Gefängnis-strafe von�drei Monaten. Das Gericht verkannte nicht, daß ab-scheuliche Schmutzercien festgestellt worden, glaubte aber doch nochvon einer Gefängnisstrafe absehen zu könne» und verurteilte denAngeklagten zu 300 M. Geldstrafe eventuell 50 Tagen Gefängnis.Schuh gegen Polizei und Justiz.Polizeibeamte begehen strafbare Handlungen; angeklagtwerden die durch dir strafbaren Handlungen geschädigten Zivil-Personen.— Diese die preußische Polizei und Justiz kennzeichnendeErscheinung wurde wieder einmal dieser Tage vor dem PosenerSchöffengericht gerichtlich, ja sogar von der Anklagebehörde selbstfestgestellt.Dort hatte sich der Viehhändler Alexander Wronowirz ausSchwersing bei Posen wegen Nuhestörung, Bcamtenbeleidigung,Sachbeschädigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Arrest-bmchs zu verantworten. Der Angeklagte hatte mit seinem FreundeSchmidt an einem Eisbeinessen in einem Schwersinger Restaurantteilgenommen. Da sich auch der Stadtwachtmeistcr Wache dort auf-hielt, bot ihm W. eine Portion Eisbein an. Der Stadtwacht-meistcr erklärte cS jedoch unter seiner Würde, daS Eisbein anzu-nehmen. Als aber die Gäste eine Zeitlang aus dem Lokal in einenNebenraum gingen, konnte der Wachtmeister dem Duft des nochauf dem Tische stehenden Eisbeines nicht widerstehen. Er machtesich daran, has billige Essen zu verspeisen. Die in das Zimmerzurückgekehrten Gäste gaben zu verstehen, daß sie dies Polizei-stückchen nicht sehr taktvoll fanden. Im Lokal erschienen balddarauf zwei Polizisten und brachten eine Tafel, die sie einemherrenlos vor der Tür haltenden Fuhrwerk abgenommen hatten,um die Namenstafel zur Bequemlichkeit der Personalfeststellungdes Besitzers ihrem Vorgesetzten zu bringen. Die Tafel machteim Lokal die Runde und war plötzlich verschwunden. Der Wacht-uicister war der Meinung, Schmidt habe die Tafel versteckt underklärte diesen für vcrhafttt. Dagegen protestierten die Gäste.Darauf hob der eisbeineßlustige Wachtmeister die Verhaftungauf. Jetzt zog wieder Freundschaft zwischen Polizei und denPhilistern ein: die Gäste, sowie auch die drei Polizeibeamte» aßenund tranken gemeinschaftlich und gemütlich weiter. W. undSchmidt gingen um 2 Uhr nachts nach Hause. Als sie eine Weilefriedlich gegangen waren, trat plötzlich der Wachtmeister an sieheran und gebot ihnen Ruhe und zeigte nicht übel Lust, sie zu der-haften. Da die beiden völlig ruhig gegangen waren, protestiertensie gegen Waches Beginnen und letzterer entfernte sich. Um 3 Uhrnachts polterte eS plötzlich an der WohnungStür des angeklagtenW. Als die Ehefrau öffnete, stürmten die drei Polizisten trotzdes Protestes der nur notdürftig angekleideten Frau an dieserunter dem Vorwandt vorbei, die Wohnung nach Schmidt durch-suchen zu wollen. W. und Sch. schirrten indes auf dem Hofe diePferde an, um nach Posen zu fahren. Als die Polizeibeamtenihrer ansichtig wurden, fielen sie über Sch. her und verhaftetenihn. W. forderte die Beamten auf, sein Grundstück zu verlassen.Nun ließen die Beamten von Sch. ab und verhafteten W. Dadieser gerade eine Wagcnrunge in der Hand gehabt hatte, ver-hafteten sie auch diese. W. wurde in die Arrestzelle gebracht. Dadie Beamten aber das Schließen der Zelle vergesse» hatten,„brach"W. aus, nahm seine im Flur liegende Wagenrunge und hob dieHaustür des Arresthauses aus. Er war somit frei und erstattetenun beim Bürgermeister gegen die Beamten Strafanzeige. DerBürgermeister drehte jedoch den Spieß um.In der Gerichtsverhandlung bestätigten alle Zeugen die Vor-fälle in der geschilderten Art. Hierauf gab der Anklagevertreterseiner Entrüstung über das Treiben der Beamten in scharfenWorten Ausdruck. Er betonte, daß der Wachtmeister und seineBeamten sich in einer ganz beispiellosen Weise des Mißbrauchsder Amtsgewalt, HauSfriedensbrnchS, Freiheitsberaubung, Miß-Handlung und wissentlich falscher Beschuldigung schuldig ge-macht hätten und statt des Angeklagten auf die Anklagebank ge-hörten. ES erfolgte Freisprechung des Angeklagten. In der Be-gründung des Urteils betonte der Borsiyende. daß die VerHand-lu»g ein Bild polizeilicher Willkür und Taktlosigkeit gezeigt habe,wie eS krasser nicht mehr gedacht werden könne.Aber die schuldigen Wachtmeister und Polizeibeamten laufennoch frei und ohne Anklage herum. Wer glaubt, daß ähnlichesnur um Posen herum sich ereignet?Vermischtes.Die eifenbabnhataftrophe bei Mibeim a. Rb.Wie jetzt festgestellt worden ist, sind bei der Eisenbahnkatastropheinsgesamt zwanzig Personen getötet worden. Gestern früh ist derSoldat Osterland nachträglich im städtischen Krankenhause zu Mülheim gestorben. gerner sind bei der Katastrophe 33 Personenschwer verletzt worden. Diese liegen in den Hospitälern vonMülheim und Köln. Eine große Anzahl, etwa 30 bis 60 leicht verletzte Personen sind verbunden und wieder entlassen worden.Wen triff» dir Schuld?Ueber die Ursache der furchtbaren Eisenbahnkatastrophe wirdfolgendes mitgeteilt: Der Bahnhof Mülheim hat in der Richtungvon Düsseldorf drei Signalstellen. Diese liegen je ein Kilometerweit von einander entfernt. Der Militärzug Rr. 40 hatte die beidenersten Signalstellen passiert und hielt vor dem dritten Signal, weildaS Gleis, auf das er dirigiert werden sollte, durch einen Eilgut-wagen besetzt war. Inzwischen hatte der Lloydexpreß Hamburg-Genua aus der Richtung Dllsieldorf kommend die Porstationpassiert.. Für ihn wurde das erste der drei genanntenSignale sofort auf freie Fahrt gestellt. DaS mittlereSignal war vermöge der bekannten Blockeinrichtung nochnicht aufziehbar, weil die dritte Signalstelle den Militärzug nochnicht hatte einfahren lassen, und(dadurch das mittlere Signal nochunter elektrischem Verschluß gehalten wurde. Gerade in dem Augen-blick, als der Militärzug nunmehr am dritten Signal Ausfahrt er-hielt, fuhr der LuxuSzug mit voller Gewalt auf den letzten Wagendes Militärzuges auf. Die Schuld trifft den Lokomotivführer desExvreßzngeS, der das zlveite Signal, welches auf Halt stand, nichtbeachtet hatte.Wie aus W si l h e i m a. R h. gemeldet wird, ist der Führer desLnxuszuges verhastet worden.A» der Unglücksstätte.Bei den Rettungsarbeiten haben fich vor allein die Arbeiter desKabelwerkes Guillaume und Felten ausgezeichnet, die sofort mitallerlei Hilfsgerätschaften und Werkzeugen zur Unglücksstelle eiltenund hier ruhige und planmäßige Reltungs- und Aufräumungs«arbeiten leisteten. Sie haben viele Stunden hindurch fast über-menschlich gearbeitet, um an manchen Stellen die Verletzten über»Haupt aus den Trümmern herauszubekommen. Große Arbeit ver-ursachte das Abheben eines Waggondaches mit Winden und Stricken,um in da? Innere zu gelangen und die dort liegenden jammerndenschwerverletzten und hilflos eingeklemmte» Soldatc» zu be«freien. In einigen Fällen gelang es zwar, den Ober-körper der Verunglückten zu befreien, ihre Beine aber mutztenstundenlang festgellemmt bleiben, ehe es gelang, die Leuteganz aus den Trümmern zu retten. Die halbbefreiten Soldatenwurden gestützt und hochgehalten und man erleichterte ihnen ihreLage nach Möglichkeit. Die Aerzte von Mülheim und Köln warensofort erschienen und leisteten überall Hilfe. Auch die Bevölkerungzeigte während des Unfalles große Hilfsbereitschaft, sie sprang ein,wo eS zu Helsen galt, und kam Verunglückten und Geretteten bereit«willig zu Hilfe. Der leitende Arzt im städtischen Krankeuhause zuMülheim erklärte, daß eine Anzahl der Schwervcrwundeten nichtmit dem Leben davon kommen dürften. Bei sechs Verletzten habeman alle Hoffnung aufgegeben.Nach denErzählungen der dem Unheil Entronnenenbrach das Verderben mit einer ihnen selbst unbegreiflichen Plötzlich-keit in die singende Schar.„Wir saßen vergnügt im Abteil und er-zählten uns," sagt einer der Geretteten,.da gab eS einen furchtbarenKrach, wir flogen durcheinander und wurden elwaS hochgehoben.Dann hörten wir ringsum fürchterliches Schreien und Weinen.Wir sprangen entsetzt aus dem Wagen und wollten indem ersten Schrecken davonlaufen. Dann sahen wir aber,was geschehen war, horten die Kameraden, die eingeklemmt waren,schreien und versuchten zu helfen. Aus einer benachbarten Fabrikkamen die Arbeiter hinzugelaufen und rissen die Trümmer aus-einander. Wenn sie nicht so schnell dabei gewesen wären, wärewohl noch mancher umgekommen. Viele Soldaten waren so ein«geklemmt, daß sie erst nach einigen Stunden herausgeholt werdentonnten. Aus einem Fenster steckten fünf Leute die Köpfe undschrien um Hilfe; sie konnten sich nicht bewegen.Die Opfer der Breölauer Gasexplosion.Bei der vorgestrigen Gasexplosion in der Einbaumstraße wurden,wie vom gestrigen Tage aus Breslau gemeldet wird, drei Personengetötet und neun mehr oder weniger schwer verletzt. Die Toten sindder Lehrer Platzek, sein sechs Monate altes Kind.das heute früh aus den Trümmern geborgen wurde, und der Elektro-techniker Reinberger, der gestern beim Borbeigehen an demHause einen schweren Schädelbruch erlitten hatte und seinen Ver-letzungen heute früh im Krankenhause erlegen ist. Die Verletztensind alle außer Lebensgefahr. Die Explosion ist dadurch herbei-geführt worden, daß aus Gasrohren, von denen die Messingverschluß-muffen gestohlen waren, in einer leerstehenden Wohnung im ParterreGas ausströmte, das explodierte, als die Wohnung mit einer Laternebetreten wurde._Eine entsetzliche Bluttatwurde, nach einer Meldung aus Chemnitz, gestern mittag in Mitt-weida verübt. Der Arbeiter Max Mann schnitt in Abwesenheitseiner Frau sciuen beiden Kinder» im Alter von 2 und 4 Jahrenmit einem Messer den HalS ab und tötete dann die hinzueilende14jährige Tochter seiner Wirtin Oehne. AlS deren Mutter gegen12 Uhr nach Hause kam, wurde sie von dem Mörder überfallen undgleichfalls durch Messerstiche getötet. Der Man» begab sich sodannaus den Dachboden des HaufcS, steckte daS Haus in Brand undunternahm einen Selbstmordversuch durch Erhängen. Er wurdejedoch rechtzeitig abgeschnhten und lebend ins Krankenhaus gebracht.Der Brand wurde gelöscht. Der Beweggrund zu der furchtbarenBluttat ist unbekannt. Auf dem Tische befanden sich mit Kreide ge»schrieben die Worte:»Ich habe das Leben satt."Drei Kinder veninglückt. Aus Bochum wird gemeldet: DreiKinder spielten in einrr Lehmgrube nahe bei Bochum. Plötzlich gabeine feucht gewordene Lehmwand nach und begrub die drei Kinderunter sich. Nach längeren verzweifelten Anstrengungen herbeigeholterArbeiter gelang es, die Verschütteten von den Lehmmaffen zu be»freien. Ein Kind war tot, daS zlveite schwerverletzt, während daSdritte mit leichten Hautabschürfungen davongekommen war.Eine Schlagwetterexplosion im Ruhrrevier.Wie aus Gelsenkirchen gemeldet wird, ereignete sich aufZeche Dahlbusch in Rotrhausen nachts um 2J/3 Uhr bei Reparatureneine Schlagwetlerexploston, von der fünf ivlann betroffen wurden.Bis jetzt find ein Toter und zwei Schwerverletzte geborgen. ZweiSchachthauer sind in den Schacht gestürzt und vermutlich z« Tvdrgekommen. Man hofft sie im Laufe des TageS zu bergen. DerBetrieb ist nicht gestört._Zur Ermordung drs Astronomen Charloiß.Einer Meldung aus Paris zufolge wurde vorgestern in NimeSein Arzt namens Brenges unter dem Verdacht verhaftet, seinenSchwager, den Astronomen CharloiS in Nizza ennordet zu haben-Bei der Haussuchung fand man in einem Rocke Brenges einenRevolver und«in Blatt blaues Papier, das demjenigen gleicht, deffensich der Mörder bediente, alS er CharloiS unter der Vorspiegelung,daß ein Telegramm für ihn eingetroffen sei, auf die Straße lockte.Brenges beteuert seine Unschuld.Explosion eines Luftballons.Aus Pari« wird vom gestrigen Tage gemeldet: In Luzarche»bei Pontoise ging gestern ein mit vier Personen bemannter Luft»ballon nieder. Als die Dorfbewohner zur Hitsrleistung herbeieilten, explodierte plötzlich der Ballon, wobei drei Luflichiffrr undvier andere Personen verletzt wurden. Dw Explosion soll durch einbrennendes Streichholz hervorgerufen lein, das ein Radfahrer inböswilliger Absicht gegen den Ballon geschleudert habe.Zur Brandkatastrophe in Octkörito wird noch aus Budapestgemeldet: In Oeikörito herrscht Totenstille. In den letzten zweiTagen wurden 206 Leichen und viele Leichenreste beerdigt. Bonden Toten waren 238 auS Octköriw, 48 aus der Umgebung. Vonden 60 Schwerverletzten sind tiSljer 24 gestorben, viele von denübrigen ringenmitdemTode. Acht Häuser wurden amtlichversiegelt, da deren Insassen sämtlich verbrannt sind. Jetzt wurdendie Brunnen untersucht, weil verlautet, daß viele Verletzte, um sichLinderung zu verschaffe», in die Brunnen gesprungen seien.Korrupte Polizei.New Dork, 31. März. Der Bürgermeister G a tz n o r klagt diePolizei an, daß sie Erpressungen gegen die Gastwirte verübt.Er sagt, daß dir New Yorker Polizei mehr als zweiMillionen Dollar aus den Gastwirten herauspresse. Darauf»hin ist ein verbot erlassen worden, daß kein Polizist mehr eme Barbetreten darf, vielmehr angeordnet worden, daß diese Lokale von