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und Herr Tr. Pape(besoldeter Schösse)'. Ach» Teitteiudeschulciat wurde angeregt, mehr Mittel für Lehr- und Lernmittel an be- dürftige Kinder einzusetzen, bor allem müßte gegen diejenigen Eltern, welche nicht sogleich in der Lage sind, die erforderlichen Bücher usw. anzuschaffen, die größte Nachsicht geübt werden. Beim Etat des Grunderwerbsfonds betonte Herr Könitz  , Direktor einer Terraingesellschaft, daß die Gemeinde durch ihren großen Besitz- tum sich um 30 000 M. Grundwertsteuer bringe, diesen Ausfall müßten wiederum die Grundbesitzer aufbringen. Von unseren Genossen bekam auch dieser Gernegroß die gebührende Antwort. Bei den Abgaben an den Kreis forderte Genosse Taubmann die Kreistagsdelcgierten auf, bei der nächsten Krerstagssitzung den Landrat zu interpellieren, aus welchen Gründen er dein Berliner  Polizeipräsidenten am 0. März Gendarmen des Kreises Nieder- barnim zur Verfügung gestellt habe, die am genannten Tage iin Treptower Park auf wehrlose Spaziergänger mit blanker Waffe eingeschlagen haben. Wie nicht anders zu erwarten, zeigten die KmStagsabgeordneten hierzu keine Lust; nur Schöffe Rothe er- widerte, daß der Kreistag sich mit Politik nicht beschäftige. Da die Vertreter der Sozialdemokratie absichtlich vom Kreistage fern- gehalten wird, so wird man vom Landrat eine Aufklärung nicht erhalten. Beim AnsatzBiersteuer" wurde sogleich die neue Bier- steuerordnung mit verhandelt; hier war es Genosse Frentz, der mit aller Schärfe diese Ordnung bekämpfte. Er betonte den schweren Stand der Gashvirte und wartete mit 13 verschiedenen Steucrarten auf, die teils durch die Reichsfinanzreform sowie durch kommunale Belastung die Gastwirte treffen. In nament- licher Abstiinmung wurde dennoch die Biersteuerordnung mit 13 gegen 12 Stimmen angenommen. Ein Fiasko erlitten noch die Gründer des unabhängigenWeißenseer Tageblatts", diese wollten, daß die amtlichen Bekanntmachungen in ihrem Blatte veröffent- licht und ihnen dafür 200 M. Subvention aus Gemeindemitteln gezahlt Iverdcn. Unsere Genossen beantragte», daß wenn diese Summe bewilligt werde, dann auch demVorwärts" dieselbe Ver- günstjgung zu gewähren sei. Diese Forderung ging den Herren denn doch zu weit; es wurde daher der erste Antrag in nament- licher Abstimmung gegen drei Stimmen abgelehnt. Nach dem Steuersoll beträgt der Zuschlag zur StaatZein- kommensteuer 113 Proz., der Ertrag ist mit 253 000 M. eingesetzt. Für die Einkommen von mehr als OSO bis 000 M. sind bei gleich- falls 113 Proz. 6000 M in Anrechnung gebracht. 113 Proz. Zu- schlag von den Forensen sollen 72 430 M. ergeben. 245 Proz. Gewerbesteuer 118 090 Mk., 30 Proz. Betriebssteuer 1390 M.» Gemeindegrundsteuer 0 M. pro Tausend der unbebauten Grund- stücke 222 000 M.. 3,60 M. pro Tausend der bebauten Grundstücke 304 200 M. Indirekte Steuern: Lustbarkeits- und Billettsteuer 33 000 M., Hundesteuer 32 000 M., Brau- und Bicrsteuer 30 000 Mark, Umsatzsteuer 130 000 M., Wertzuwachssteuer 163 000 M. Insgesamt 1 388 230 M. Hiervon sind an den Kreis abzuführen 114 338,40 M. Nieder-Schönelvcide. Ter vor einigen Tage» gemeldete Ueberfall eines Dienstmädchens in der Berliner   Str. 3 soll sich nach polizeilichen Ermittelungen als von den, Mädchen erfunden herausgestellt haben. Rudow  . Ei» weiteres größeres Favrikunternrhmen dürste fich demnächst am hiesigen Orte ansiedeln. Die Terrain-Gesellschaft am Teltow- Kaya! Rudow  -Johannislhal A.-G. hat von ihrem Jndustriegelände ani Teltow-Kanal mehrere Morgen mit Bahnanschluß und Hafen an ein industrielles Unternehmen(Ebemifche Fabrik) zur sofortigen ÄebaUung verkauft. Die Fabrik ist das achte größere Fabrik- untenlehmen, das sich im Laufe weniger Jahre in Nudow ansiedelt. Strausberg  . Eine» schrecklichen Tod fand das fünfjährige Töchterchen des Rottenführers Buchholz, Kaiserstraße 19. Frau B. hatte in Be- S.leitung ihres Kindes eine Freundin aufgesucht, und während ich nun die Frauen im Wohnzimmer aushielten, kletterte daS Kind auf die Balkonbrüstung hinauf und stürzte aus dem dritten Stockwerk auf die Straße hinab. Das Kind war auf der Stelle tot. Oranienburg  . Die Maifeier soll in diesem Jahre laut Beschluß der letzten BezirkswahlvereinSversammlung besonders imposant gestaltet werden. Der VormiltagSversanimlung soll ein Umzug durch die Stadt voran« gehen, für nachmittags und abends ist ein Vergnügen geplant. Die ausgelöste Jugendlommission wurde aus der Versammlung durch eine neue ersetzt. Beim Bericht von der Berbands-Genrralversammlung wurde der Beschluß von der Abschaffung der Tätigkeitsmarken be- grüßt._ Wahlergebnisse. Brih-Buckow. Bei der gestrigen Gemeindevertreterwahl wurden 634 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielt Genosse Franz H e i n tz e 469 und der Gegenkandidat Gehran 165 Stimmen. Unsere Fraktion in der Gemeindevertretung zählt sonach jetzt 4 Mann. Zehlendorf  . Die vorgestern und gestern stattgefundencn Stichwahlen hatten folgendes Resultat: Im I. Bezirk erhielt der sozialdemokratische Kandidat Genosse G o h r e 222 Stimmen, der Kandidat der Beamtenvereinigung Eickrodt 288 Stimmen. Gegenüber der Hauptwahl haben wir einen Stimmenzuwachs von 83 zu verzeichnen. Im II. Bezirk wurden für den sozialdemokratischen Kandidaten Genossen Ulm 193, für den Kandidaten der Beamtenvereinigung Lang 339 Stimmen abgegeben. Hier hatten wir gegenüber der Hauptwahl einen Zuwachs von 20 Stimmen zu verzeichnen. Die Gegner hatten in der Stichwahl etwa 100 Forensenstimmen beigebracht._ Öenebts- Zeitung* Die Geheimnisse einer Wurstfabrik wurden wieder einmal durch eine Anklage wegen Vergehens gegen das NahrungSmittelaefetz enthüllt, die die 3. Strafkammer des Landgerichts III   gestern beschäftigte. Der Angeklagte Hermann Sonntag betreibt unter der Firma Metz u. Sonntag in Lichten- berg, Frankfurter Chaussee 140, eine Wurstfabrik, in welcher, wie der Angeklagte erklärte, Wurstnach koscherem Stil" gemacht wird. Der in dieser Wurstfabrik üblichekoschere Stil" scheint jedoch mit bedenklicher Unsauberkeit gleichbedeurend zu sein, denn die Be- weiSaufnahme ergab wenig erbauliche Dinge. Ein dort beschäftigt gewesener Sclilächtergeselle Hoffmann hat nach seiner Versicherung die Unsauberkeit und die Art, wie daselbstfeine Leberwurst" her- gestellt wurde, nicht mehr ertragen können, seine Stellung aufge- geben und Anzeige erstattet. Nach seiner Darstellung herrschte in dein Fabrikationsraum für Wurst, die in großen Quantitäten an- gefertigt wurde, die größte Schmutzerei. Der Fußboden war fast ständig schmutzig und wurde viel zu selten gerernigt, es wimmelte von Natten, die die Fleischhalter emporkletterten, über die Fleisch- Vorräte herfielen, das Fleisch anfraßen und sich fröhlich mästeten. Weder waren Fallen aufgestellt, noch war sonst etwas getan, um die vielen Natten zu vertilgen; auch die Fleischstücke waren durch keinerlei Vorrichtungen gegen die Attacken der Ratten, die die Träger von allerhand Krankheiten und Unrat sind, zu schützen. Bemerkte man, daß Fleisch von Natten angefressen war, so wurde das angefressene Stück allerdings abgeschnitten und zu Hunde- futter bestimmt; wie oft es aber nicht bemerkt und das Fleisch ruhig verwendet worden ist, ist nicht festzustellen. ES ist auch vor« gekommen, daß Fleischtetle, die von den Gesellen dem Kübel für Hundefutter überwiesen worden waren, vom Angeklagten alS .zu schade" für diesen Ztoeck und geeignet zur Wurstfabrikation erklärt wurden. Die letztere ging i» nicht sehr appetitlicher Weise vor sich. Es wurde minderwertiges Fleisch, welches man sonst zu diesem Zweck nicht verwendet, zu Lebertvurst verarbeitet: Kopf- fleisch, Abfallfleisch, Sehnen, Nackenbände, Augen, Gekröse, etwas Lesse? alles kam in de» großen Kessel, aus dem dann als Meisterwerk diefeine Leberwurst" entstieg, die zu recht respek- tablem Preise verkauft wurde. Schließlich sollen auch die Geräte in ungenügender Weise gereinigt worden sein. Diesen Be- kundungen des Hauptbelastungszerigen widersprach zwar der An- geklagte energisch, sie fanden jedoch in den Aussagen zweier Schlächtergescllcn, die noch heute bei ihm beschäftigt sind, im wesentlichen ihre Bestätigung. Als am 13. Januar nach er­statteter Anzeige der Tierarzt Lehmann zur Revision in der Wurst- küche des Angeklagten erschien, fand er unter anderem auch einen Haufen Fleisch vor, welches in einem Kessel aufgebrüht wurde und verdorben war. Aus diesem Grunde wurde die Anklage nicht nur auf Grund des ß 10, sondern auch auf Grund des Z 12 des Nahrungsinittelgesetzes erhoben. Letzteren Punkt hielt der Staats- nnwalt jedoch nicht aufrecht, da es sich um einen Vorbereitungsakt handelte; er beantragte aber auf Grund des§ 10 eine Gefängnis- strafe von�drei Monaten. Das Gericht verkannte nicht, daß ab- scheuliche Schmutzercien festgestellt worden, glaubte aber doch noch von einer Gefängnisstrafe absehen zu könne» und verurteilte den Angeklagten zu 300 M. Geldstrafe eventuell 50 Tagen Gefängnis. Schuh gegen Polizei und Justiz. Polizeibeamte begehen strafbare Handlungen; angeklagt werden die durch dir strafbaren Handlungen geschädigten Zivil- Personen. Diese die preußische Polizei und Justiz kennzeichnende Erscheinung wurde wieder einmal dieser Tage vor dem Posener Schöffengericht gerichtlich, ja sogar von der Anklagebehörde selbst festgestellt. Dort hatte sich der Viehhändler Alexander Wronowirz aus Schwersing bei Posen wegen Nuhestörung, Bcamtenbeleidigung, Sachbeschädigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Arrest- bmchs zu verantworten. Der Angeklagte hatte mit seinem Freunde Schmidt an einem Eisbeinessen in einem Schwersinger Restaurant teilgenommen. Da sich auch der Stadtwachtmeistcr Wache dort auf- hielt, bot ihm W. eine Portion Eisbein an. Der Stadtwacht- meistcr erklärte cS jedoch unter seiner Würde, daS Eisbein anzu- nehmen. Als aber die Gäste eine Zeitlang aus dem Lokal in einen Nebenraum gingen, konnte der Wachtmeister dem Duft des noch auf dem Tische stehenden Eisbeines nicht widerstehen. Er machte sich daran, has billige Essen zu verspeisen. Die in das Zimmer zurückgekehrten Gäste gaben zu verstehen, daß sie dies Polizei- stückchen nicht sehr taktvoll fanden. Im Lokal erschienen bald darauf zwei Polizisten und brachten eine Tafel, die sie einem herrenlos vor der Tür haltenden Fuhrwerk abgenommen hatten, um die Namenstafel zur Bequemlichkeit der Personalfeststellung des Besitzers ihrem Vorgesetzten zu bringen. Die Tafel machte im Lokal die Runde und war plötzlich verschwunden. Der Wacht- uicister war der Meinung, Schmidt habe die Tafel versteckt und erklärte diesen für vcrhafttt. Dagegen protestierten die Gäste. Darauf hob der eisbeineßlustige Wachtmeister die Verhaftung auf. Jetzt zog wieder Freundschaft zwischen Polizei und den Philistern ein: die Gäste, sowie auch die drei Polizeibeamte» aßen und tranken gemeinschaftlich und gemütlich weiter. W. und Schmidt gingen um 2 Uhr nachts nach Hause. Als sie eine Weile friedlich gegangen waren, trat plötzlich der Wachtmeister an sie heran und gebot ihnen Ruhe und zeigte nicht übel Lust, sie zu der- haften. Da die beiden völlig ruhig gegangen waren, protestierten sie gegen Waches Beginnen und letzterer entfernte sich. Um 3 Uhr nachts polterte eS plötzlich an der WohnungStür des angeklagten W. Als die Ehefrau öffnete, stürmten die drei Polizisten trotz des Protestes der nur notdürftig angekleideten Frau an dieser unter dem Vorwandt vorbei, die Wohnung nach Schmidt durch- suchen zu wollen. W. und Sch. schirrten indes auf dem Hofe die Pferde an, um nach Posen zu fahren. Als die Polizeibeamten ihrer ansichtig wurden, fielen sie über Sch. her und verhafteten ihn. W. forderte die Beamten auf, sein Grundstück zu verlassen. Nun ließen die Beamten von Sch. ab und verhafteten W. Da dieser gerade eine Wagcnrunge in der Hand gehabt hatte, ver- hafteten sie auch diese. W. wurde in die Arrestzelle gebracht. Da die Beamten aber das Schließen der Zelle vergesse» hatten,brach" W. aus, nahm seine im Flur liegende Wagenrunge und hob die Haustür des Arresthauses aus. Er war somit frei und erstattete nun beim Bürgermeister gegen die Beamten Strafanzeige. Der Bürgermeister drehte jedoch den Spieß um. In der Gerichtsverhandlung bestätigten alle Zeugen die Vor- fälle in der geschilderten Art. Hierauf gab der Anklagevertreter seiner Entrüstung über das Treiben der Beamten in scharfen Worten Ausdruck. Er betonte, daß der Wachtmeister und seine Beamten sich in einer ganz beispiellosen Weise des Mißbrauchs der Amtsgewalt, HauSfriedensbrnchS, Freiheitsberaubung, Miß- Handlung und wissentlich falscher Beschuldigung schuldig ge- macht hätten und statt des Angeklagten auf die Anklagebank ge- hörten. ES erfolgte Freisprechung des Angeklagten. In der Be- gründung des Urteils betonte der Borsiyende. daß die VerHand- lu»g ein Bild polizeilicher Willkür und Taktlosigkeit gezeigt habe, wie eS krasser nicht mehr gedacht werden könne. Aber die schuldigen Wachtmeister und Polizeibeamten laufen noch frei und ohne Anklage herum. Wer glaubt, daß ähnliches nur um Posen herum sich ereignet? Vermischtes. Die eifenbabnhataftrophe bei Mibeim a. Rb. Wie jetzt festgestellt worden ist, sind bei der Eisenbahnkatastrophe insgesamt zwanzig Personen getötet worden. Gestern früh ist der Soldat Osterland nachträglich im städtischen Krankenhause zu Mül­ heim   gestorben. gerner sind bei der Katastrophe 33 Personen schwer verletzt worden. Diese liegen in den Hospitälern von Mülheim   und Köln  . Eine große Anzahl, etwa 30 bis 60 leicht ver­letzte Personen sind verbunden und wieder entlassen worden. Wen triff» dir Schuld? Ueber die Ursache der furchtbaren Eisenbahnkatastrophe wird folgendes mitgeteilt: Der Bahnhof Mülheim hat in der Richtung von Düsseldorf   drei Signalstellen. Diese liegen je ein Kilometer weit von einander entfernt. Der Militärzug Rr. 40 hatte die beiden ersten Signalstellen passiert und hielt vor dem dritten Signal, weil daS Gleis, auf das er dirigiert werden sollte, durch einen Eilgut- wagen besetzt war. Inzwischen hatte der Lloydexpreß Hamburg  - Genua   aus der Richtung Dllsieldorf kommend die Porstation passiert.. Für ihn wurde das erste der drei genannten Signale sofort auf freie Fahrt gestellt. DaS mittlere Signal war vermöge der bekannten Blockeinrichtung noch nicht aufziehbar, weil die dritte Signalstelle den Militärzug noch nicht hatte einfahren lassen, und(dadurch das mittlere Signal noch unter elektrischem Verschluß gehalten wurde. Gerade in dem Augen- blick, als der Militärzug nunmehr am dritten Signal Ausfahrt er- hielt, fuhr der LuxuSzug mit voller Gewalt auf den letzten Wagen des Militärzuges auf. Die Schuld trifft den Lokomotivführer des ExvreßzngeS, der das zlveite Signal, welches auf Halt stand, nicht beachtet hatte. Wie aus W si l h e i m a. R h. gemeldet wird, ist der Führer des Lnxuszuges verhastet worden. A» der Unglücksstätte. Bei den Rettungsarbeiten haben fich vor allein die Arbeiter des Kabelwerkes Guillaume und Felten ausgezeichnet, die sofort mit allerlei Hilfsgerätschaften und Werkzeugen zur Unglücksstelle eilten und hier ruhige und planmäßige Reltungs- und Aufräumungs« arbeiten leisteten. Sie haben viele Stunden hindurch fast über- menschlich gearbeitet, um an manchen Stellen die Verletzten über» Haupt aus den Trümmern herauszubekommen. Große Arbeit ver- ursachte das Abheben eines Waggondaches mit Winden und Stricken, um in da? Innere zu gelangen und die dort liegenden jammernden schwerverletzten und hilflos eingeklemmte» Soldatc» zu be« freien. In einigen Fällen gelang es zwar, den Ober- körper der Verunglückten zu befreien, ihre Beine aber mutzten stundenlang festgellemmt bleiben, ehe es gelang, die Leute ganz aus den Trümmern zu retten. Die halbbefreiten Soldaten wurden gestützt und hochgehalten und man erleichterte ihnen ihre Lage nach Möglichkeit. Die Aerzte von Mülheim   und Köln   waren sofort erschienen und leisteten überall Hilfe. Auch die Bevölkerung zeigte während des Unfalles große Hilfsbereitschaft, sie sprang ein, wo eS zu Helsen   galt, und kam Verunglückten und Geretteten bereit« willig zu Hilfe. Der leitende Arzt im städtischen Krankeuhause zu Mülheim   erklärte, daß eine Anzahl der Schwervcrwundeten nicht mit dem Leben davon kommen dürften. Bei sechs Verletzten habe man alle Hoffnung aufgegeben. Nach den Erzählungen der dem Unheil Entronnenen brach das Verderben mit einer ihnen selbst unbegreiflichen Plötzlich- keit in die singende Schar.Wir saßen vergnügt im Abteil und er- zählten uns," sagt einer der Geretteten,.da gab eS einen furchtbaren Krach, wir flogen durcheinander und wurden elwaS hochgehoben. Dann hörten wir ringsum fürchterliches Schreien und Weinen. Wir sprangen entsetzt aus dem Wagen und wollten in dem ersten Schrecken davonlaufen. Dann sahen wir aber, was geschehen war, horten die Kameraden, die eingeklemmt waren, schreien und versuchten zu helfen. Aus einer benachbarten Fabrik kamen die Arbeiter hinzugelaufen und rissen die Trümmer aus- einander. Wenn sie nicht so schnell dabei gewesen wären, wäre wohl noch mancher umgekommen. Viele Soldaten waren so ein« geklemmt, daß sie erst nach einigen Stunden herausgeholt werden tonnten. Aus einem Fenster steckten fünf Leute die Köpfe und schrien um Hilfe; sie konnten sich nicht bewegen. Die Opfer der Breölauer Gasexplosion. Bei der vorgestrigen Gasexplosion in der Einbaumstraße wurden, wie vom gestrigen Tage aus Breslau   gemeldet wird, drei Personen getötet und neun mehr oder weniger schwer verletzt. Die Toten sind der Lehrer Platzek, sein sechs Monate altes Kind. das heute früh aus den Trümmern geborgen wurde, und der Elektro- techniker Reinberger, der gestern beim Borbeigehen an dem Hause einen schweren Schädelbruch erlitten hatte und seinen Ver- letzungen heute früh im Krankenhause erlegen ist. Die Verletzten sind alle außer Lebensgefahr. Die Explosion ist dadurch herbei- geführt worden, daß aus Gasrohren, von denen die Messingverschluß- muffen gestohlen waren, in einer leerstehenden Wohnung im Parterre Gas ausströmte, das explodierte, als die Wohnung mit einer Laterne betreten wurde._ Eine entsetzliche Bluttat wurde, nach einer Meldung aus Chemnitz  , gestern mittag in Mitt- weida verübt. Der Arbeiter Max Mann schnitt in Abwesenheit seiner Frau sciuen beiden Kinder» im Alter von 2 und 4 Jahren mit einem Messer den HalS ab und tötete dann die hinzueilende 14jährige Tochter seiner Wirtin Oehne. AlS deren Mutter gegen 12 Uhr nach Hause kam, wurde sie von dem Mörder überfallen und gleichfalls durch Messerstiche getötet. Der Man» begab sich sodann aus den Dachboden des HaufcS, steckte daS Haus in Brand und unternahm einen Selbstmordversuch durch Erhängen. Er wurde jedoch rechtzeitig abgeschnhten und lebend ins Krankenhaus gebracht. Der Brand wurde gelöscht. Der Beweggrund zu der furchtbaren Bluttat ist unbekannt. Auf dem Tische befanden sich mit Kreide ge» schrieben die Worte:»Ich habe das Leben satt." Drei Kinder veninglückt. Aus Bochum   wird gemeldet: Drei Kinder spielten in einrr Lehmgrube nahe bei Bochum  . Plötzlich gab eine feucht gewordene Lehmwand nach und begrub die drei Kinder unter sich. Nach längeren verzweifelten Anstrengungen herbeigeholter Arbeiter gelang es, die Verschütteten von den Lehmmaffen zu be» freien. Ein Kind war tot, daS zlveite schwerverletzt, während daS dritte mit leichten Hautabschürfungen davongekommen war. Eine Schlagwetterexplosion im Ruhrrevier. Wie aus Gelsenkirchen   gemeldet wird, ereignete sich auf Zeche Dahlbusch   in Rotrhausen nachts um 2J/3 Uhr bei Reparaturen eine Schlagwetlerexploston, von der fünf ivlann betroffen wurden. Bis jetzt find ein Toter und zwei Schwerverletzte geborgen. Zwei Schachthauer sind in den Schacht gestürzt und vermutlich z« Tvdr gekommen. Man hofft sie im Laufe des TageS zu bergen. Der Betrieb ist nicht gestört._ Zur Ermordung drs Astronomen Charloiß. Einer Meldung aus Paris   zufolge wurde vorgestern in NimeS  ein Arzt namens Brenges unter dem Verdacht verhaftet, seinen Schwager, den Astronomen CharloiS in Nizza   ennordet zu haben- Bei der Haussuchung fand man in einem Rocke Brenges einen Revolver und«in Blatt blaues Papier, das demjenigen gleicht, deffen sich der Mörder bediente, alS er CharloiS unter der Vorspiegelung, daß ein Telegramm für ihn eingetroffen sei, auf die Straße lockte. Brenges beteuert seine Unschuld. Explosion eines Luftballons. Aus Pari« wird vom gestrigen Tage gemeldet: In Luzarche» bei Pontoise   ging gestern ein mit vier Personen bemannter Luft» ballon   nieder. Als die Dorfbewohner zur Hitsrleistung herbei­eilten, explodierte plötzlich der Ballon, wobei drei Luflichiffrr und vier andere Personen verletzt wurden. Dw Explosion soll durch ein brennendes Streichholz hervorgerufen lein, das ein Radfahrer in böswilliger Absicht gegen den Ballon geschleudert habe. Zur Brandkatastrophe in Octkörito wird noch aus Budapest  gemeldet: In Oeikörito herrscht Totenstille. In den letzten zwei Tagen wurden 206 Leichen und viele Leichenreste beerdigt. Bon den Toten waren 238 auS Octköriw, 48 aus der Umgebung. Von den 60 Schwerverletzten sind tiSljer 24 gestorben, viele von den übrigen ringenmitdemTode. Acht Häuser wurden amtlich versiegelt, da deren Insassen sämtlich verbrannt sind. Jetzt wurden die Brunnen untersucht, weil verlautet, daß viele Verletzte, um sich Linderung zu verschaffe», in die Brunnen gesprungen seien. Korrupte Polizei. New Dork, 31. März. Der Bürgermeister G a tz n o r klagt die Polizei an, daß sie Erpressungen gegen die Gastwirte verübt. Er sagt, daß dir New Yorker Polizei mehr als zwei Millionen Dollar aus den Gastwirten herauspresse. Darauf» hin ist ein verbot erlassen worden, daß kein Polizist mehr eme Bar betreten darf, vielmehr angeordnet worden, daß diese Lokale von