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MrtschaftSpolitil de» Staate», noch ist sie in der Lage, auf die in ibrer übergroßen Mehrzahl nichtkatholischen Arbeitgeber be- züglich der Arbeit?» und Lohnverhältnisse einen Einfluß auszuüben. Und wenn da Phantasten vom Schlage der Fachabteiler komme» und das Evangelium der Entsagung predigen durch die Preisgabe der ohnehin kargen Hilfsmittel der Arbeiter» bewegung, dann ist das eine Versündigung an der darbenden Lohnarbeiterschaft.... Auch die katholischen Arbeiter haben einen Magen, der zu gelegener Zeit knurrt; auch sie haben vielfach eine Znmilie zu ernähren, aus deren Fortkommen sie bedacht sein müssen. AlS einzige Einnahme» quelle kommt der Arbeitslohn in Betracht, und diese Einnahme» quelle zu vermehren und zu verbessern ist nur möglich durch die Geschlossenheit aller Arbeiter und die Anerkeniiung des gewerkschaftlichen Prinzips. Wer dem Arbeiter sagt, daß er als Arbeiter auf andere Weise zu besseren Daseinsbedinglmgen gelange, wird den Tatsachen nicht gerecht. Nicht Theorien können dem Arbeiter helfen, sondern die Tat, die Selbsthilfe!" In diesen Sätzen liegt gewiß eine gesündere und wirk» samere Auffassung von der Bedeutung des Daseins und den Pflichten der Arbeiter, als in der frommen Osterpredigt des M.-Gladbacher Blattes. Im einzelnen ist natürlich auch an den Ausführungen des christlichen Gewcrkschaftsblattes viele» auszusetzen. So liegt die Untätigkeit und Unfähigkeit der katholischen Kirche   in der sozialen Frage nicht daran, daß sie nur in der Minderheit ist. Da, wo die Kirche die große Mehrheil der Bevölkerung zu Anhängern hat, sieht es bezüglich der Lage der Arbeiter nicht bester, sondern so- gar schlimmer au»._ Klerikaler Abonnentenfang. Nicht nur die Kirche, sondern auch die meisten ihrer geistlichen Diener haben einen guten Magen und verstehen sich vorzüglich auf profitable Geschäfte und auf eine wirkungsvolle Geschäftsreklame. Das Organ des katholischen Geistlichen, Reichs- und Landtags- abgeordneten Liborius Gerstenberger  , da»Frank. Volksblatt" in Wvrzburg, erläßt folgende drastische Abonnementseinladung: Der Komet, durch dessen Schwanz in der Zeit zwischen ll>. April und 19. Mai unsere Erde fliegen soll, ist bereits ae- sichtet. WaS wird er uns bringen! Darüber möchten wohl me werten Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben. Ei, dann bestellt sofort dasFränkische Volksblatt", wenigstens für den Monat April! 40 Pf. kann jeder dran wagen. Geht im April die Welt unter, braucht keiner mehr für den Monat Mai zu bestellen. Wer Courage hat, der bestellt das Voltsblatt gleich fürs nächste Quartal. Geht alle» verloren, kommtS auf die 60 Pf. vom 16. Mai bis 1. �uli auch nicht mehr an. Ihr babt aber dann wenigstens noch ein gutes Werk mehr getan, denn die katho- tische Press« zu fördern, gehsirt heutigentags ebenso zu den Pflich» ten eines treuen Katholiken, wie Misstonen zu unterstützen, Kirchen bauen oder sonst auf eine Weise dem Volke den Glauben erhalten zu helfen." Herr Liborius Gerstenberger hat zweifellos seinen wahren Beruf verfehlt. Er hätte Reklamechef für Ausverkaufshäuser wer­den sollen._ Polizeihunde im Dienste der Gendarmerie. Die Verwendung von Polizeihunden wird immer mehr aus- gedehnt. Jetzt werden auch Gendarmen diese neue Ausrüstung er- halten. Vorläufig sind erst die Fußgendarmeriewachtineister in Aus­sicht genommen, die einen KuriuS für Dressur und Führung hon Polizeibuuden durchgemacht habe». Da für derartige Kurse bisher kein« Mittel im SiaatShauShaltSetat vorgesehen sind, wurden privat« Mittel flüssig gemacht. Der Miiuster deS Innern hat die Regierungspräsidenten ersucht, sich mit den Land- raten in Verbindung zu setzen, für de» Fall, daß ein Bedürfnis nach Verwendung von Diensthunden bei der Gendarmerie hervortreten sollte. Dabei soll darauf geachtet werden, daß den Gendarmen die Führung ihnen eigentümlich ge- hörender Hunde nicht gestattet wird, da es vermieden werden muß, daß die Gendarmen zum Nachteil deS Dienstes im eigenen Interesse Hundezucht und-Dressur betreiben und damit in Streitigkeiten der kynologischen Vereine hineingezogen werden. Josef Peukert   gestorben. In der Wiener  Arbeiterzeitung" lesen wir: Ein längst Ver- schollener, der einst in der österreichischen Arbeiterbewegung eine große Rolle spielte, ist fern von der Heimat dahingegangen. Joses Peukert wurde in Nordböhmen   im Jahre 1856 geboren, reichbewegt war sein Leben. Eine große Begabung, journaltstische Fähigkeit und rednerischer Schwung waren diesem Manne eigen. Niemand. der ihm begegnete, ohne ihn gekannt zu haben, hätte in dem schönen, eleganten Manne den Sprößling einer nur kinderreichen, aber sonst das armseligste Dasein führenden Familie vermutet. AlS er in den achtziger Jahren auS dem Ausland heimkehrte, war er der gewandte Apostel des Anarchismus, der eifrigste Agitator. Er war Redakteur der .Zukuust", er war der leitende Geist in der anarchistischen Bewegung. Auf seine Anregung wurden die anarchistischen Taten eines Stell- macher, eines Kämmerer, die als Anlaß zur Berhäugung des Aus­nahmezustandes über Wien   und Wiener-Neustadt   ausgegeben wurden, ausgeführt. Offen sprach er es auS, daß man für die Ent- festelung aller wilden Instinkte im Volke arbeiten müsse. Merk- würdig war e», daß gerade Peukert von der Polizei unbehelligt blieb, daß er knapp vor Verhängung des Ausnahmezustandes Wien   verlassen konnte. So kam er in den Ruf, daß er ein Agent der Polizei, ein Provokateur der anarchistischen Taten ge- worden sei. Selbst unter den Anarchisten stieß Peukert aus lebhafte» Mißtranen. Auf seine Intervention haben Anarchisten die Auslieferung ibreS Genossen Rede an bie deutschen Polizei- behörben zurückgeführt. Niemals tonnte er sich von diesem Verdacht reinigen. Wohl gibt es ein kleines Grüppchen Anarchisten, bie heute noch in Peukerl einen selbstlosen Kämpfer verehren. ES gibt aber kaum unter seinen früheren Freunden auch nur einen, der nicht überzeugt wäre, daß seine Wirksamkeit der österreichischen   Arbeiter- bewegung den größten Schaden zugefügt hätte. Nun, wo der Streit über ihn längst emichieben ist, ist er dahingegangen. Ein Jahr lag er krank an Arterienverkalkung im deutschen   Hospital in Thicago. Nun hat sein wechselreiches Leben ein Ende gefunden. CtigUnci. Die Forderunge» der Iren. London  , 4. April. Der Führer der irischen Nationalisten R e d m o n d hielt gestern in Tipperary eine Rede, in der er erklärte, für die irische Partei bedeute die Frage der Konzessionen an Irland  mit Bezug auf da« Budget nichts im Vergleich zu der Frage der Abschaffung des Vetorechts der LordS. Dies sei die Hauptbedingung für Homerule. Redmond zählte sodann die Bedingungen auf, unter denen allein die Nationalisten geneigt seien, da» Budget zu unterstützen, auch in abgeänderter Form. Zunächst müsse bie Regierung die Zusicherung geben, baß baS Budget   nicht eher im Unter« hause verabschiebet werbe, als bis die Entscheidung der Lord  « über die Resolutionen deS Vetorechts bekannt fei, und ferner müsse die Regierung die Zusicherung geben, daß sie, wenn die Lords die Resolutionen verwürfen, nicht im Amte bleiben werde, wenn sie nicht die Garantie erhalte, daß der König gewillt sei, wenn nöng neue PeexS zu ernennen, um die Entscheidung der Lords umzustoßen. Der Abscheu vor Preußen. Ein charakteristischer Zwischenfall spielte sich in einer der letzten Sitzungen des englischen Unterhauses ab. Als der Kronanwalt fto&fon in seiner Rede die Bemerkung machte, eine unverantwort- llche Kammer mit gleichen Vorrechten, wie das Oberhaus sie besitze, sei in keinem anderen Lande der Welt zu finden, machte der konser- vative Lord H u g h C e c i l den Zwischenruf:Preußen!" Der Minister fertigte den Zwischenrufer unter stürmischem Beifäll der Liberalen und der Arbeiterpartei ab, indem er sagte:Wir pflegen nicht im Ausland Vorbilder für unser Verhalten zu suchen, die Regierung des freien England hat es nicht nötig, zu diesem Zweck nach Preußen zu gehen." DieDaily News" schreiben darüber:Mso daS ist Lord Hughs Ideal! England soll sich in seinen inneren Einrichtungen de» unfrciesten Staat Westeuropas   zuin Muster nehmen. England koll vom preußischen Staate borgen und zwar nicht, WaS das beste an ihm ist, die Tüchtigkeit seiner Beamtenschaft und seines ErziehungS- systeinS, sondern seinen Kastengeist, seine soziale Ex- k l u s i v i t ä t. seine Verneinung der Demokratie. Ein neuer Bright oder Gladstone wäre nötig, um auf eine solche Zunmiung gebührend zu antworten und den Massen deS eng- tischen Volkes zu zeigen, wie viel Unenglisches, wie viel Un- bildung und Unanständigkeit in einer derartigen Zumutung liegt." Der Zwischenruf Lord Hugh Cecils kann der konservativen Partei bei den wahrscheinlich bevorstehenden abermaligen Neuwahlen leichc ein paar Mandate kosten._ Rußtand. Finnland   und die ReichSduma. Au» Petersburg wird unS geschrieben: Am SO. März wurde der ReichSduma der Gesetzentwurf über Finnland   zur Be- ratung vorgelegt. Eine Gruppe der Rechten und Oktabristen stellte noch vor Beginn der Beratungen den Antrag, den Entwurf einer Kommission zu überweisen, ein Manöver, das die Dumamehrheit anzuwenden pflegt, wenn sie bestrebt ist, die Generaldebatte über einen zweifelhaften Entwurf oder über eine unangenehme Inte» pellation zu vermeiden oder wenigstens zu verschieben. Nach der DumageschäftSordnung muß in einem solchen Falle ausschließlich über den Antrag, nicht aber über den Entwurf selbst verhandelt werden. Diesmal ist jedoch da« Manöver nicht gelungen, obschon sich G u t s ch k o w als Präsident redlich Mühe gab, die Debatte in den Grenzen deS UeberweisungsantragS zu halten. Die Redner der Opposition fanden trotzdem Gelegenheit, rhre Meinung über den Entwurf selbst zum Ausdruck zu bringen. Ihre ablehnende Haltung begründeten sie damit, daß dieser Entwurf ein Verstoß gegen die Grundgesetze sowohl deS Finnischen   Fürstentums lvie gegen die deS Russischen Reiches sei. Die russischen gesetz- geberischen Körperschaften, also auch die Reichsduma, seien nicht kompetent, über bie Schicksale der finnländischen Verfassung zu entscheiden. Deshalb sei die Opposition gegen jede Verhandlung deS Entwurfes. Es wurden dabei alle entsprechenden Bcstim« mungen der finnischen   wie der russischen Grundgesetze zitiert, die BerfassungSakten beider Länder und die eidlichen Versprechungen der russischen Kaiser von Alexander l. bis auf Nikolaus II.   ES wurde ein abschreckendes Bild der Eidbrüche der russischen Kaiser und deS rechtswidrigen Vorgehens der russischen Regierung in Finnland   entrollt. Die Vernich- tung der finnischen   Verfassung habe die Regierung stets durch rohe Gewalt durchzuführen versucht. Selbst während der Revolutions  - zeit habe in Petersburg   eine Regierungskommission getagt, um Unterdrückungsmaßregeln gegen Finnland   auszuarbeiten. Anfang 1906 erklärte jedoch diese Kommission, daß die Maßregeln, die sie ausgearbeitet habe,zu einer neuen Gärung" in Finnland   führen würde,die bei der gegenwärtigen Lage(im Jahre 1906) im höchsten Grade unerwünscht wäre". Aus diesen Gründen schlug die Kom- Mission vor,einstweilen diese wichtige Frage nicht zu entrollen, sondern ihre Entscheidung bis zur Wiederkehr günstigerer Bedin- gungen zu verschieben". WaS zur Zeit der revolutionären Be. wegung in Rußland  im höchsten Grade unerwünscht", erscheint als sehr wünschenswert zur Zeit de» Stolypinschen konstitutionellen Regimes. WaS Graf Witte nicht wagte, das wagt S t o l y p i n. Interessant aber ist, daß auch Witt«, der..Schöpfer der russischen Konstitution", die UnterdrückungSpläne Finnland   gegenüber nicht aufgeben, sondern nur derschieben wollt«. Die Kadetten und die Arbeitsgruppe sprachen gegen die Ueberweisung de  ? Gesehentwurfes an eine Kommission. Der sozialdemokratische Redner, Genosse Grigetschkore, machte den Vorschlag, nicht nur den Ueberweisungsantrag, sondern auch den Entwurf selb st gleich als gesetzwidrig abzulehnen. Prä- sibent Gutschkow unterbrach den Redner durch die Bemerkung. eine solche Ablehnung wäre«in Verstoß gegen die Geschäftsordnung der Reichsduma. Grigetschkore erwiderte:Es erscheint mir einfach lächerlich, um die Aufrechterhaltung der DumageschäftS» Ordnung zu sorgen in einem Moment, wo eS sich um die Nieder- tretung der Grundgesetze eines ganzen Landes handelt." In seinen weiteren Ausführungen brandmarkte Gegetsch- kow ebenso die Regierung wie besonder? die dritte ReichSduma. Keine der früheren Regierungen hat gewagt, einen derartigen Schritt offen vorzunehmen. Erst jetzt will man der finnländischen Verfassung den Todesstoß versetzen. Jetzt vereinigt sich zu diesem Zwecke die Regierung mit der Duma, deren Mehrheit die Rechte von Volksvertretern usurpiert hat.(Lärm auf den Bänken der Rechten.) Diese Duma, diefe Mißgeburt des Gesetze» vom 3. Juni 1907, da» das Manifest vom 17. Oktober abgeschafft hat, diese Duma wird auch dem Entwurf Beifall klatschen, der da» Manifest über Finnland   vom 22. Oktober 1905 abschaffen will. In diesem Augenblick kann die russische Sozialdemokratie gegen diese Gewalttat nur protestieren. Die sozialdemokratische Fraktion ist überzeugt, daß ihr Protest Zustimmung in den Herzen des russischen Volke» finden wird, und im Namen deS russischen Volkes sendet die Fraktion dem finnischen   Volk brüderlichen Gruß... Nicht da» russische Volk, sondern diejenigen, die gegen die Freiheit des russischen Volkes kämpfen, sind die Urheber dcS Gewaltaktes über Finnland  ." Gegen die Stimmen der Sozialdemokratie, der Arbeitsgruppe und der Kadetten ist der Gesetzentwurf nach einer ebenso schwachen wie schimpflichen Verteidigung durch die Oktobristen einer Kom- Mission überwiesen worden. CtlrUei. Der Aufruhr in Albanien  . Saloniki, 6. April. In Oberalbanien, insbesondere im Bezirk Prischtina  , werden wegen der kritischen Lage umfassende militärische Operationen unter dem Befehl S ch e f k e t Paschas, des Nachfolger« von Dschavid Pascha, eingeleitet. Der Arnautenstamm der Hassis, der in vollem Aufruhr sich be- findet, hat alle festen Gehöfte besetzt und richtet sich zur Verteidigung ein. Die Truppen sind bereits mit den Arnaulen in Kampf geraten, wobei die Artillerie Verwendung fand. Von Saloniki. Serres   und Monastir   sind sechs Bataillone zur Ver- ftärkung nach Oberaldanien abgegangen. Es wird beabsichtigt, den Belagerungszustand auch über Prischtina zu verhängen. Hrneriha. Bergarbeiter und Sozialismus. Die Mitglieder derWest»rn Federation o f Miner». die jetzt durch ihren hartnäckigen passiven Widerstand i« Spokane  einen glänzenden Sieg über die Willkür der reaktionären Stadt« Verwaltung davongetragen haben, haben auch auf politischem Ge- biete Einsicht und Energie bewiesen. In den Erzgruben des Zeitungsmillionärs H e a r st im Lead-Gebiete(Süd-Dakota  ) stehen die Bergleute in einem langwierigen Lohnkampfe, bei dem natürlich alle dort beliebten Einschüchterungsmcthoden durch bewaffnete Kapitalsöldlinge ihre Rolle spielen. Jetzt haben die Arbeiter sich als politische Partei an den Gemeindewahlen beteiligt. In Terry haben sie ein s o z i a l i st i s ch e STicket" aufgestellt und ihre Liste auch durchgebracht. Auch in der Bezirksstadt L e a d wurde eine so- zialistische Liste aufgestellt, über deren Erfolg noch kein Bericht vor- liegt. Die Aussichten sollten gut sein. Peru  . Ein Konflikt mit Ecuador  . London  , 6. April. DaS Reutersche Bureau meldet auS Lima  , daß die Regierung beschloß, von Ecuador   sofortige Genug« l u u n g für den am Sonnlag durch den Pöbel aus die peruanische Gesandtschaft in Quito   verübte» Angriff zu fordern. Wenn Ecuador   sich weigere, dieser Forderung nachzukommen, würden Truppen gegen Ecuador   gesandt und der Guayas River blockiert werden. Die peruanischen Reserven seien bereit» ein« berufen worden. In Lima   hat die Bevölkerung gestern das Schild von dem Konsulat von Ecuador   entfernt. JIiis der Partei* Der Sozialdemokratische Verein für den Rcichstagswahlkrei» Reuß j. L. hielt am 3. April eine außerordentliche Generalver» sammlung in UntermhauL bei Gera   ab, die vornehmlich der Vorbereitung für die kommenden LandtagSwahlen diente. Vertreten waren 25 OrtSvereine durch 97 Vertreter. Der Land- tagsabgeordnete Redakteur Genosse Leven berichtete über die Tätigkeit der sozialdemokratischen Landtags- abgeordneten in der letzten Session, wobei die reaktionäre Politik der Bürgerlichen   die verdiente Kritik erfuhr. Fast alle An- träge und Anregungen der drei sozialdemokratischen Abgeordneten wurden von der einen reaktionären Masse des kapitalistischen   Klüngels einschließlich der sogenanntenLiberalen  " undFreisinnigen" abgelehnt. So wurde eine Petition des ZentralverbandeS der Hanvlungs- gehilfen und Gehilfinnen aus Einführung einer allgemeinen Arbeits« losenversichermig trotz energischer Befürwortung durch unsere Ge» Nossen   vom Landtage mit allen Stimmen gegen die unserer Ge« nassen und eines bürgerlichen Abgeordneten abgelehnt. Das neue Ein« lommensteuergesctz brachte schwere Verschlechterungen für die Arbeiter. In der Diskussion regle Genosse K a h n t an, baß unsere Abgeord« neten dahin wirkten, daß statt der Etatsberatungen für den Zeitraum von drei Jahren einjährige Etatsberatungen eingeführt werden; daß ferner in den thüringischen Staaten ein gemeinsames VerwaltungS- streiwerfahren geschaffen wird und daß, wie es der Antrag unserer Abgeordneien i» Schwarzburg-Rudolstadt   fordert, bie acht thüringi« schen Staaten sich zu einem Staatenbunde mit einer gemeinsamen Regierung zusammenschließen. Schließlich verlangte der Redner ein« neue Einteilung der Landtagswahlkreise. Parteisekretär Genosse Leber- Jena erklärte dazu, daß der weimarische Minister des Innern erklärt habe, daß die Vorarbeiten zur Schassung eines Ver- waltungsgerichtsbofe« für Thüringen   abgeschlossen seien. Der Bildung eines Thüringer Staatenbundes müsse eine Acnderung der Reichsverfassung vorausgehen. Hierauf wurden die sieben Kandidaten für die LandtagSwahlen aufgestellt. AlS Vertreter deS Kreises auf dem internationalen Kongreß in Kopenhagen   wurde der ReichStagSlanbidat Genosse Emanuel Wurm   gewählt. Den Vereinbarungen der BczirkSkonferenz der drei Reichstags« Wahlkreise Reuß j. L.. Reuß ä. L. und Weimar III, betreffend die Unter st ützung der MaiauSgesperrten, stimmt« die Generalversammlung zu._ Gemeindewahlerfolge. Erfreuliche Erfolge bei den Gemeindevertreterwahlen im März errang die Sozialdemokratie im Regierungsbezirk Magde  » bürg. Es wurden insgesamt 37 sozialdemokratische Gemeindevertreter gewählt; rund 20 Sitze davon sind neu erobert. In zehn Gemeinden zieht zum erstenmal ein Sozialdemokrat in das Dorfparlament ein. Die Stimmenzahlen, die unsere Genossen erreichten, waren überall hoch- befriedigend. In einer Reihe von Orten machten die Bürgerlichen gar nicht erst den Versuch, den Sozialdemokraten den Sieg streitig zu machen. Interessant ivar die Wahl in P r e tz i n. Dort beteiligten sich unsere Genossen zum ersten Male und eroberten gleich z w e i S i tz e mit 44 gegen 6 Stimmen. Dabei besteht in dem Orte noch nicht einmal ein sozialdemokratischer Verein; nur einige Genossen gehören einem Wahlverein in einem benachbarten Orte an. In einer ganzen Reihe von Orten haben unsere Genossen natürlich infolge der zahlreichen Wahlsiege die ganze dritte Ab- teilung im Besitz. Stellenweise wurden auch in der zweiten Klasse Sozialdemokraten gewählt. Jnter- essant war die Beobachtung, baß in zahlreichen Fälle gelbe Arbeiter sozialdemokratisch stimmten. Sin der deutschen   Bewegung in Ungar«. DaS in Preßburg   erscheinende Parteiblatt.Westungarische Volksstimme" erscheint nunmehr breimal wöchentlich. ES wird bom Genossen Heinrich G. Kaiman geleitet. Deutsche   Organisation in Italien  . An alle nach Italien   kommenden Arbeiter richtet der Deutsche Arbeiter-Bilbungsverein Mailand die Bitte. sich ibm anzuschließen. Auskunst über bie Verhältnisse in Mailand  wirb gern erteilt. Anfragen(denen Rückporto beizulegen ist) sind zu richten an Deutscher   Arbeiter-Bildungsverein Mailand  (Italien  ), Via Alfonso Lamarmona Nr. 44. pollzetUches, OeHchtilche« ufw. Mißhandlung deS BereinSgesetzeS. DaS Maifesttomttee zu Harburg   hat folgenden Bs« scheid von der Polizeidirektion bekommen: Die Genehmigung der Veranstaltung eines FestzugeS am 1. Mai b. I. wirb versagt. Der Festzug stellt ftch alS eine Demonstration gegen bie heutige ftaat- liche und wirtschaftliche Ordnung dar, die geeignet ist(famoser grammatikalischer Schnitzer I>. in den der Sozial- demokratie abgeneigten Kreisen der Bevölkerung erheblichen Anstoß zu erregen. Es liegt die Möglichkeit nahe, daß es infolge des Festzuges zu Ausschreitungen kommt. Aus der Ver« anstaltung dcS Aufzuges ist daher Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu befürchten. Demgemäß muß die Genehmigung ver« sag« werden. Denicke." In Soltau  , einem Jndustriestädtchen in der Lüneburg  «» Heide  , ist der Maifestzug dagegen genehmigt worden. Jugendbewegung. Literatur. Im Verlag der Wiener Volksbuchhandlung Jgnaz Brand u. Co., Wien   VI, erschien: Em Wort au die Arbeiterjugend. Von Karl Kreibichc Preis 10 Heller. Die kleine Schrift legt in frischer, allgemeinverständlicher Weise die Notwendigkeit der Jugendbewegung und Jugendorganisation dar. Natürlicherweise beziehen sich ihre Ausführungen zumeist auf öfter« reichffche Verhältnisse, doch wird auch der in der deuffchen Jugend« bewegung Tätige sie mit Gewinn lesen.