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GcwerhrchaftUcbe� Qeberrozialdemohrarircbe Cariftreue". » soll heißen Tarifuntreue entrüsten sich wieder einmal die Post" und andere Unternehmerblätter. DasSchiedsgericht und Tarifamt" des Schneidergewerbes für Steglitz hat den Blättern eine Zuschrift gesandt, in der behauptet wird, daß die Schneider - gesellen oder der Schneidertierband in Steglitz, Friedenau und einem Teile Schönebergs leichtfertig einen Streik vom Zaune gebrochen, und einen Tarifvertrag, der, weil nicht gekündigt, noch bis zum 2g. April löll habe gelten sollen, gebrochen hätten. DerVorwärts" bat den wirklichen Sachverhalt kürzlich schon im Bericht über die Lohnbewegungen der Schneider in Berlin und den Vororten kurz mitgeteilt. Im Jahre 1907 wurde zwischen einer Kommission der Schneidernleister und der Gehilfen ein Tarifvertrag abgeschlossen, der am 2g. April desselben Jahres in Kraft trat. Ueber die Dauer des Vertrages ist nichts festgesetzt und ebenso wenig ist irgend welche Kündigungsfrist vereinbart worden. Wohl ist in der Kom- Mission über eine Kündigungsfrist geredet worden, aber, wie das Protokoll der Verhandlungen ausweist, ohne daß in dieser Hinficht irgend ein Ergebnis erzielt wurde. Auch ist damals gar nicht ein- mal festgestellt, welche Firmen den Tarif als bindend anerkannt hatten. ES liegen eben seitens der Arbeitgeber nur die Unter« schriftcn der Kommissionsvcrtreter bor , im übrigen aber ist nicht einmal ein Verzeichnis der Vertragsfirmen aufgestellt worden. Die Zwangsinnung, der übrigens auch Heimarbeiter angehören, die nebenbei Mitglieder des Schneiderverbandes sind, konnte natürlich als Tarifkontrahent nicht in Betracht kommen. Als nun in diesem Jahre die Gehilfenschaft die Meister ersuchte, den Ber - liner Tarif anzuerkennen, erhielten sie von dem stellvertretenden Obermeister Vogt eine ablehnende Antwort. Es wurde dann versucht, mit den einzelnen Arbeitgebern zu verhandeln; da aber auch das nichts fruchtete, wurde in einer Mitgliederversammlung die Arbeitsniederlegung beschlossen. Die Meister erkundigten sich dann zunächst bei dem Vorsitzenden des Gewerbe» gerichts in Steglitz , ob hier nicht ein Tarifbruch vorliege. erhielten aber die Antwort, daß die Sache zweifelhast sei, und daß sie sich lieber einigen sollten. Damit nicht zufrieden, holten sie bald darauf den Kreissekretär Lind- ner heran, und der erklärte nach Prüfung der Rechtslage, daß der Schneiderverband im Rechte sei und den Tarif nicht zu kündigen brauchte. Es ist also von Leuten, die doch etwas von den Dingen verstehen, festgestellt, daß ein Tarif- bruch nicht vorliegt, oder daß es mindestens zweifelhaft ist. Der Streik hatte den Erfolg, daß alle Arbeitgeber bis auf 0, über deren Betriebe die Sperre verhängt wurde, den neuen Tarif- vertrag anerkannten. Der Vorsitzende der Meisterkorporationen hat nun nach der Zuschrifterfreulicherweise sofort erwirkt, daß dem Verband der Schneider und Schneiderinnen durch«ine schleunige Verfügung bei einer fiskalischen Strafe von SlWO M. für jeden Fall verboten wird, mündlich oder schriftlich oder sonst durch die Presse zu verkünden, daß hier ein Streik bestehe und die Werk- stätten der Schneidermeister gesperrt seien". Tatsächlich ist eine Verfügung ergangen, aber es handelt sich natürlich nicht um 5000, sondern um 1500 M., und der Schneiderverband hat selbstverständ- lich gegen die Verfügung Einspruch erhoben, wie er überhaupt auch den weiteren Klagen der Schneidermeister in aller Ruhe entgegen- steht. Die Herren haben übrigens gar keinen Grund, sich also aufs hohe Pferd zu setzen. Der Jnnungsvorstand hat ein von dem stell- vertretenden Obermeister Vo g t und dem Schriftführer S ch ö n e r t unterzeichnetes Schriftstück an die Mitglieder der Innung ver- sandt, worin sie unter Strafandrohung aufgefordert werden, den neuen Tarifvertrag sofort wieder zu kündigen, so daß er am I. Juli d. I. ablaufen sollte. Ganz abgesehen davon, daß dieses Verfahren der gesetzlichen Pflicht der Innung, für ein gedeihliches Verhältnis zwischen Meistern und Gesellen zu sorgen, widerspricht, liegt in dieser ebenso gesetzwidrigen Strafandrohung auch ganz offenbar ein Vergehen gegen§ 153 der Gewerbeordnung und gegen § 241 des Strafgesetzbuches. Die Herren werden jedenfalls nicht umhin können, sich wegen Nötigung usw. zu verantworten, wie sie sich auch auf eine Schadenersatzklage gefaßt machen können, wenn ihr gesetzwidriges Verfahren die Folgen haben sollte, daß Schneider- gehilfen in Steglitz vom 1. Juli ab zu einem niedrigeren Tarif arbeiten müssen und so in ihrem Erwerb geschädigt werden. Aller- dings find eS nur 4 Firmen, die töricht genug waren, sich zur Kündigung des Tarifs nötigen und verleiten zu lassen, und die Zahl derer, die den Tarif anerkannt haben, ist 14. In ihrer Zuschrift bedenken die Herren überdies noch einen ihrer Kollegen, den Schneidermeister Asche, der das größte Ge- schäft am Orte hat, mit einer Verrufserklärung. Sie schreiben von ihm, daß ertrotz ehren wörtlichen Versprechen? die ungerechtfertigten Forderungen der Arbeitnehmer bewilligt und auch sozialdemokratische Arbeiter, die von den Schneidermeistern ausgesperrt waren, in seinem Betriebe anstellte". Asche habe be- reits die Konsequenzen aus seinem Verhalten ziehen müssen und sein Amt als Kassierer der Schneiderinnung niedergelegt. Tatsächlich liegt die Sache so, daß Herr Asche, als er den neuen Tarifvertrag anerkannte, nur das tat, wozu sich die anderen Meister schon bereiterklärt hatten, daß er also derjenige war, der den Anfang machte. Auch steht die Sache so, daß er gar nicht ge- zwungen worden ist, sein Kassiereramt niederzulegen, und daß es nicht sein Verhalten, sondern das Verhalten des Jnnungsvorstandes war, was ihm zur Amtsniederlegung Veranlassung gab. Wenn Arbeiter so gegen einen anderen Arbeiter vorgehen würden, wie hier die Jnnungsscharfmacher gegen ihren Vorstandskollegen Asche, ha würde sicherlich der Staatsanwalt sie bald zu packen kriegen. Schließlich sei noch bemerkt, daß in der Zuschrift von 40 bis 50 Proz. Lohnerhöhung die Rede ist, die die Arbeiter gefordert haben sollen. Es sind in Wirklichkeit rund 10 Proz. Lohnerhöhung, die die Firmen zu zahlen haben, die sich mit dem Schneiderverband einigten, und daß der Berliner Tarif für einen so naheliegenden Vorort wie Steglitz gelten soll, ist ja auch an sich schon kein un- Killiges Verlangen._ Berlin und llmgegend. Die Kistenmacher hatten sich am Montag in einer stark be- juchten Versammlung nach einem Bortrag des Kollegen Lang- > a m m e r mit dem Streik bei P s l u g r a d t zu beschäftigen. Schon im Winter brachen in diesem Betriebe Differenzen aus wegen zahlreicher Entlassungen. Der eine Inhaber hat nämlich das Bestreben, in seiner Werkstube die gelbe Gewerkschaft einzu- nisten. Doch wird es wohl bei diesem Bestreben bleiben, da die Verhältnisse in diesem Betriebe keinen günstigen Boden für eine gelb« Gründung bilden. Der Herr will nun versuchen, mit den einzelnen Arbeitern Sonderverträge abzuschließen. Eine weitere Ursache des Streiks ist in dem Verhalten einiger Auchkollegen zu suchen, aus dem sich Differenzen ergaben, die die jetzige Situatiorl herbei- führten. Diese 4 Mann blieben in der Werkstätte, zu denen sich noch nachträglich andere Arbeitswillige gesellten. Wie in der Debatte zum Ausdruck kam, hatte die Firma schon immer versucht, ihren Betrieb.verbandsrein" zu machen. Zwei der Arbeitswilligen sollen mit Revolvern ausgerüstet sein. Die Polizei läßt der Firma ausgiebigenSchutz" zuteil werden. Streikposten werden sistiert. verantw. Redakt.: Richard Barth . Berlin . Inseratenteil verantw. Der eine Inhaber, der sonst aus den Gruß seiner Arbeiter nicht einmal zu danken geruht, begleitet jetzt in höchsteigener Person die Stützen" seines Betriebes auf dem Wege hin und von der Werk- stube. In Anbetracht der ganzen Sachlage beschloß die Versamm- tung, den Streik abzubrechen. Achtung, Sattler! Die Differenzen in der Treibriemenfabrik von Ernst Schulz, Luckauer Straße 11, konnten durch Ver- gleichsverhandlungen beigelegt werden. Der Streik bei genannter Firma ist damit aufgehoben. Gesperrt sind dagegen noch immer die Betriebe von Schwarz u. Co., Witte, Göhlert u. Co., Franz Diesener und Aug. Pick. Die Ortsverwaltung Berlin des Verbandes der Sattler und Portefeuiller. Achtung, Maler! Ueber die Bauten der Firma Peter-Friedenau. Wies- badener Straße 9, Berlin , Uferstr. 3a, und Reinickendorf , Thuner, Ecke Holländer Straße, ist wegen Lohndifferenzen die Sperre verhängt. Verband der Maler, Lackierer, Anstreicher usw., Filiale Berlin . veuvlcbes KeicK. Die Böttcher in Guben haben an die Unternehmer Forde- Inhaber der Gubener Export-Apfelweinkelterei E. Poetko in Firma Ferd. Poetko lehnte das Verlangen der Arbeiter, die Firma Ferd. P o e k o lehnte das Verlangen der Arbeiter, die bisher sehr geringen Löhne von 16,50 M. bis 17 M. auf 20 M. auf- zubessern, ab. und er hielt das Anschreiben der Organisation für einen Eingriff in seine Betriebsverhältnisse. Einem bei ihm seit Jahren beschäftigten Böttcher schickte er per Eilbrief seine Entlassung, in der es hieß: Um Ihren Lohnverbesserungsbestrebungen nicht im Wege zu stehen, verzichte ich auf Ihre ferneren Dienste und überreiche Ihnen einliegend Ihre Jnvalidenkarte, Krankenkarte und Ent- lassung."_ Vorpostengefechte! Eine große Anzahl Baugeschäfte der Städte Bochum , Gelsen- kirchen, Witten , Wattenscheid und einiger anderer Orte haben ihre Bauarbeiter nicht die Poliere auf den 15. resp. den 16. April gekündigt. In Heidelberg ist den Maurern, Hilfsarbeitern und Gipsern die Kündigung zugestellt. Betroffen sind von der Kündi- gung zirka 700 Mann. In den Unterweserorten ist den Maurern. Zimmerern und Bauarbeitern am Sonnabend, den 2. April, auf den 15. ge- kündigt worden._, Ein neues Sudelflugblatt. Gegen den Vorstand des Bergarbeiterverbandes ist jetzt Wieder ein neues Sudelflugblatt von den zwei ausgeschlossenen Mit- gliedern herausgegeben worden. Der HaupWorwurf richtet sich dagegen, daß einige Mädchen in gesegneten Umständen in der Druckerei und Buchbinderei des Verbandes beschäftigt gewesen sind. Ferner sollen Schwiegersöhne der Vorstandsmitglieder sowie Töchter derselben bei Arbeitsgelegenheiten bevorzugt worden sein. Die Tatsache, daß Zechcnbeamte zuerst das Flugblatt im Besitz hatten, käßt tief blicken. Hergestellt ist es in einer christlichen Druckerei. Wer die Drucktosten gezahlt hat die beiden Herausgeber sind bettelarm, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Die Bildhauer der Firma Kopka in Herford haben am Sonnabend wegen Nichteinhaltens des vor 14 Tagen abgeschlossenen Tarifs die Arbeit niedergelegt. Die Bildhauer bei Husemann-Herford, Lette u. Potthoff- Bielefeld und Stenzel-Minden erklärten sich mit ihren Kollegen solidarisch und legten Montag ebenfalls die Arbeit nieder, da die Firma Kopka Arbeit an diese Meister abgegeben hat. Zuzug von Bildhauern nach diesen Orten ist zu vermeiden. Der Hilfsarbeiterstrrik in den Porzellanfabriken zu Meißen ist beendet._ Schutz den Arbeitswillige«. Vom Schöffengericht in M e i ße n wurden Freitag drei Streik- sünder und der Geschäftsführer des Fabrikarbeiterverbandes Grohmann wegen Arbeitswilligen-Belästigung verurteilt. Sie sollen während des Streiks der Töpferei-Hilfsarbeiter Arbeits» willige bedroht haben. Grohmann und ein Streikender wurden zu je 14 Tagen Gefängnis, die anderen beiden zu je 6 Tagen Ge» fängnis verurteilt._ Die Gipser und Stukkateure in Mülhause« i. E. haben am Montagvormittag die Arbeit eingestellt, da die Unternehmer seit Monaten hartnäckig jedes Entgegenkommen in den schwebenoen Lohntarifverhandlungen verweigerten und letzte Woche sogar mit Aussperrung drohten. Der Streikbeschluß wurde einstimmig in zwei Versammlungen sowohl von den frei- wie den christlich- organisierten Arbeitern der Branche gefaßt. Im Ausstand stehen zirka 100 Mann. In Karlsruhe sind am Sonnabend die Gipser und Stukkateure ausgesperrt worden, weil sie auf die Forderungen der Unternehmer nicht eingingen. ES dürften 40 bis 50 in Frage kommen. Der irrende Staatsanwalt. Zwischen zwei im Deutschen Maurerverband organisierten Maurern und einem christlich Organisierten kam es in Augsburg vor einiger Zeit zu einem Streite, der auf dem Heimwege zu Tätlichkeiten ausartete. Der christliche Maurer, der die beiden anderen durch Ausdrücke wieSchandkerle" schwer gereizt hatte. erhielt dabei eine unbedeutende Verletzung im Gesicht. Auf er- statteie Anzeige hin wurde auch der eine der Täter zu 14 Tagen, der andere zu der hohe.. Strafe von zwei Monaten drei Tagen Gefängnis verurteilt. In der Berufungsinstanz vor dem Landgericht Augsburg gab sich nun der Staatsanwalt die größte Mühe, dem an sich unbedeu- tenden Vorfall einen politischen Hintergrund zu geben, obwohl nicht die geringste Veranlassung hierzu vorlog. Dabei verstieg sich der Staatsanwalt zu der Ansicht, daß der AusdruckSchandkerle", den der Christliche den beiden organisierten Maurern gegenüber gebraucht hatte, nach dem Vorausgegangenen.vollauf berechtigt" ge- wefen sei. Daß ein Staatsanwalt eine strafbare Handlung als eine solche, als eine Beleidigung ist der Ausdruck unter allen Um- ständen zu betrachten alsvollauf berechtigt" erklärt, ist ein Beweis, daß auch ein berufsmäßigobjektiver Beurteiler" nicht immer die ruhige Besonnenheit bewahrt, wenn es sich, wenn auch nur vermeintlich, um politische Gegensätze handelt. Die Berufung der Angeklagten wurde verworfen. Die Schneider in Mülhausen i. E. find ia«ine Lohn- bewegung eingetreten. Zuzug ist fernzuhalten. ZZuslnnd. Streik der französischen Seeleute. Aus Marseille wird gemeldet: Infolge eines vom Syndikat der eingeschriebenen Seeleute erlassenen Streik- aufrufeS haben die Mannschaften der Fahrzeuge sämtlicher Dampfergesellschaften die Schiffe verlassen. Der Aufruf des Syndi- kats ermahnt die Seeleute, solange im Streik zu verharren, als die Maßnahmen gegen die H e i z e r derMuluja " aufrechterhalten bleiben. Da das Auslaufen keines Dampfers sichergestellt werden kann, beginnt die Compagni: Transatlantique, die Ueberfahrts- preis? zurückzuzahlen._ Uh. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanftall ! Der Streik und feine Ursache kam auch im französischen Senat zur Sprache. In der Debatte über das Marinebudget äußerte F l a i s s i e r e s sein Bedauern über die in Marseille gestern er- folgte Verhaftung von 12 H e i z e r n des DampfersMuluja " Unterstaatssekretär C h e r o n erwiderte, er sei entschlossen, der Disziplin in der Handelsmarine Geltung zu verschaffen. Die Heizer derMuluja " hätten im Augenblick der Abfahrt des Schiffes ihre Arbeit verlassen. Eine solche Handlungsweise könne nicht ge- duldet werden. Sie seien deshalb dem Gesetz entsprechend verfolgt worden. Die eingeschriebenen Seeleute hätten darauf einen Aus- st and von 24 Stunden verkündet und erklärt, daß man zum Generalstreik übergehen werde, wenn gegen die Heizer vor- gegangen würde. Die Regierung habe nicht nachgeben können und die Heizer verhaften lassen. Der Untcrstaatssekretär erklärte schließlich, er werde sich nach Marseille begeben, um zu verhindern, daß d:e ordentlichen Elemente einigen Rädelsführern folgten. DaS Gesetz werde Anwendung finden. Miiilslerpräsident B r i a» d, Marineminister B o u ö de Lapehröre und der Unterstaatssekretäc im Marineministerium C h ö r o n traten zu einer Konferenz zusammen, in der sie über Maßnahmen berieten, um den öffentlichen Dienst, die Beförderung von leichtverderblichen Waren und vo» Passagieren sicher zu stellen. Sie beschlossen, gegebenenfalls die schärfsten Maßnahmen in An- wendnng zu bringen, um dem Konflikt ein Ende zu machen. Ge- plant ist u. a. die Indienststellung von Kriegsschiffen. Unterstaats- sekretär Cböron ist nach Marseille abgereist. Wie aus Marseille gemeldet wird, haben die ein» geschriebenen Seeleute die Fortsetzung des Ausstaildes beschlossen, bis die verhafteten Seeleute derMuluja " in Freiheit gesetzt, die ungesetzliche» Klagen der Kapitäne zurückgezogen und die bei einzelnen Gesellschaften beschäftigten farbigen Malrosen entlassen würden. In T o u l o n haben die eingeschriebenen Seeleute ebenfalls den Ausstand verkündet._ Der Generalstreik in Philadelphia hat zum Siege geführt. Nach langwierigen Verhandlungen, in denen der Bermiitler, der republikanische Bundessenator P e n r o se, seine ganze Energie für eine Beilegung des Streites zwischen der Straße Ii bah n gesellschaft und ihrem Fahrperional einsetzte, gab die Gesellschaft auf der ganzen Linie nach. Die Organisation wurde anerkannt und ein Beschwerdekomitee zugestanden: zwei Punkte, die vorhergrundsätzlich" abgelehnt worden waren. Die Lohn- erhöhung(23 Cts. Stundenlohn jetzt, 23>/z vom 1. Juni an, statt 22 bezw. 23 Cts.) wurde bewilligt. Ueber die Wiedereinstelluiig der vor Ausbruch des Streiks entlassenen Angestellten entscheidet ein Schiedsgericht. Die Ausständigen werden bis spätestens in zwei Monaten wieder eingestellt und erhalten bis dahin zwei Dollar Tagegeld. Damit ist der geplante Generalausstand für den ganzen Staat Pennsylvanien gegenstandslos geworden. Der Eifer deS republikanischen Senators entsprang politischen Befürchtungen. Der Anschauungsunterricht über das Wesen des Kapitalismus und seiner Behörden, insbesondere das Eingreifen der Kosaken ", einer aus den verwegensten Elementen zusammengesetzten bewaffneten Garde, die mit furchtbarster Brutalität gegen die Streikenden und die mit ihnen sympatbisierenden Arbeitermasien vorging, trug überaus viel bei zur Auiklärung der organisierten Arbeiter, die ohnehin durch die Schlag auf Schlag folgenden Ereig- nisse aus ihrer Lethargie aufgerüttelt werden. Ueberall erscholl der Ruf nach Arbeiterpolitik. Am 19. März, dem Tage vor Beendigung des Kampfes, sprach Genosse D e b S in einer Riesen- Versammlung von 8000 Personen. Er erzählte, daß man ihn für den Fall derAufreizung" mit Wortentziehung bedroht habe, übte aber dennoch schärffte Kritik an dem Vorgehen des Mayors, des Polizeichefs, und desanderen RaubgefindelS der Stadt". Seine Aiifforderung, bis zur Entscheidung im Sympathiestreik zu verharren, wurde enthusiastisch aufgenommen. Böses Blut unter den deutschen Gewerkschaften, die den Streik mit aller Kraft geführt haben, hat das Verhalten des Brauer» Verbandes gemacht, der aus Rücksicht auf ihren geltenden Tarifvertrag eS ablehnte, sich an dem Generalstreik zu beteiligen. Man warf ihnen vor, daß sie mit Hilfe der übrigen Arbeiter ihre Lage Verbeffert hätten, nun aber sich weigerten. Gegen­dienste zu leisten. Sie erklären demgegenüber, daß ihr Eingreifen nutzlos gewesen wäre, ihnen aber viel Schaden gebracht haben würde. Der Generalstreik sei unüberlegt und für einen politischen Zweck verhängt worden. DaS ist der konselvative Umonsstandpunkt in Reinkultur, leider durch eine deutsche Organisation vertreten. Die Verbandsleitung hat sogar Polizeihilfe in Anspruch genommen. um eine Frau Therese Ouittano, Mitglied der sozialistischen Partei und Vertreterin des sozialdemokratischen FrauenvereinS und der vereinigten deutschen Gewerkschaften auS einer Versammlung ent» fernen zu laffen._ Letzte Nachrichten und Depefchen. Vom Wettrüste«. Paris , 5. April. (W. T. B.) Im Senat führte bei der De. ratung des Gesetzentwurfs, durch den die Regierung ermächtigt wird, in diesem Jahre zwei Panzerschiffe auf Stapel zu legen. DestournelleS de Constant aus, es sei nicht weise, sich in eine Operation einzulassen, die das Budget noch weiter belasten würde, ohne daß man die Gewißheit habe, daß die gebrachten Opfer nützlicher seien, als die seit 40 Jahren veraus- gabten Milliarden. Der Marinemini st er erwiderte, es handele sich gegenwärtig nicht um das Flottenprogramm, eS handele sich augenblicklich darum, der Marine die Mittel zu geben für den Ersatz der beiden ältesten Panzerschiffe. Fjankreich habe nur 16 Panzerschiffe, von denen S veraltet seien. DaS genüge nicht für die Sicherheit des Landes. In Wirklichkeit müßten nicht zwei, sondern drei oder vier Panzerschisse angefordert werden.(Beifall.) Im Namen der Finanzkommission ersuchte Monis, dem Gesetzentwurs zuzustimmen. Die geplanten Schisse seien beinahe allen ausländischen überlegen. Hieraus sprachen noch einige Redner für den Gesetzentwurf, und nachdem F l a i s s i e r e s den Wunsch ausgesprochen hatte. Frankreich möge die Initiative zur Abrüstung ergreifen, wurde der Gesetzentwurf einstimmig angenommen. Die Gehalitssrage deö französische« Bahnpersonals. Pari», 5. April. (W. T. B.) Die Deputierten kam wer. die heute die Debatte über die Interpellation betreffend die Lage per Eisenbahnbeamten fortsetzte, nahm eine Tagesordnung an, in der der Regierung das Vertrauen ausgesprochen wird, daß sie dem Bahnpersonal! die hinsichtlich der Regelung der Arbeitsver- Hältnisse, der Gehälter und der Pensionen geforderte« Berbcsse- rnngen verschaffen werde._ Die Tätigkeit des Aetna . Catania , 5. April. (W. T. B.) Letzte Nacht erfolgte ein heftiges Anwachsen der EruptionScrscheinungen am Aetna .' Einer der auS- geworfenen Lavaströme bewegt sich mit 10 Meter Stunden- geschwindigkeit vorwärts und ist nur noch 250 Meter von der Straße nach Borrello und Ricolosi entfernt. Andere Lavaströme rücken mit geringerer Geschwindigkeit vorwärts. Zum Aufruhr in Albanien . Saloniki, 5. April. (W. T. B.) Wie von amtlicher Seite mit» geteilt wird, haben sich die A r n a u t e n von P r i s ch t i n a dahin geeinigt, keine Steuern zu entrichten und sich bei P e l a v a>n der Nähe von Prischtina konzentriert. Schefket Pascha besitzt alle Boll- machten zu energischem Borgehen. Die Regierung ist gesonnen, äußerste Strenge anzuwenden.___ ßaul Singer LcCo., Berlin LVV. Hierzu 3 Beilagen u.Unterhaltungsbl,