8, 80 27. lalitjunj. 1. Ktllllgt dtS Lsmärts" Kttlilltt Wlksdlött.?-°'»-,-,.7.z,n,.SlO.es muß auch solche Käuze geben!In der„Deutschen Arbeitgeberzeitung" nimmt Felix Kuh, derPhilosophaster, allwöchemlich das Mögliche und Unmögliche untersein kritisches Messer und haut mit grimmiger Wut, viel lateinischenund griechischen Zitaten und weniger Erfolg auf die vermaledeiteSozialdemokratie loS. Felix Kuh geht es dabei oft genug wie demZauberkünstler, der unter grotzem Aufwände von windigen Redens-arten das unterste zu oberst kehrt.In der Nr. 14 der„Arbeitgeber-Ztg." nimmt Felix Kuh die aüttlicheErhebung über die Gesundheitszustände der Krankenkassenmitglieder inLeipzig zum Ausgangspunkt höchst„scharssinniger" Ausführungen. Zu-nächst macht dem Philosophen des Kapitalismus große Sorge, daß dieamtliche Untersuchung„eine Reihe bemerkenswerter Ergebnisse ge-fördert hat. von denen aber gewiß wieder einige dazu Verwendungfinden werden, als neues Anklageniaterial gegen die Industrie zudienen". Felix Kuh paßt die Feststellung nicht,„daß der Kräfte-verbrauch der gewerblichen Arbeiter und Arbeiterinnemim Verhältniszur Gesamtheit der Bevölkerung ein auffallend großer ist".„Mauhat wiederum bestimmte Schädigungen gewisser Gewerbezweige er-mittelt, man ist auf eine sehr hohe Unfallziffer, die nichts wenigerals 15,5 Proz. aller Krankheitstage ausmacht, gekommen, kurz undgut, man folgert aus dieser Statistik von neuem die Mahnung, alleszu tun, damit sich die gesundheitlichen Zustände innerhalb dergrößten Schicht der deutschen Staatsbürger mehr und mehr bessern."Diese Mahnung soll nach Felix Kuh auch in bezug auf dasUnternehmertum„nicht ungehört verhallen".„Mit erprobtem undunausgesetztem Eifer" werde es der Aufgabe nachkommen. Wie„er-probt" dieser Eifer bisher war, lehren ja gerade aufs neue die Er-gebnisse der Leipziger Krankenkassenstatistik. Wie„unausgesetzt" derEifer hinfort sein soll, dafür liefert Felix Kuh in seinen weiterenExpektorationen geradezu klassische, köstliche Proben. Inseinem philosophischen Schwarzkünstler-Eifer schiebt der gewandteMann den— Arbeitern die Schuld zu an den schlechten Gesundheits-verhältnisien. Felix Kuh kehrt den Spruch:„Ein gesunder Geist kannnur in einem gesunden Körper wohnen"«bis zu einem gewissenGrade" um und»nacht dann ein„gelehrtes" Wischiwaschi über den„Einfluß seelischer Stimmungen und Gemütsbewegungen auf daskörperliche Befinden und auf die Verhütung und den Verlauf vonKrankheiten". Nach dem Urteile eines berühmten Forschers seien„Seelenruhe, Heiterkeit und Zufriedenheit die Grundlagen nicht nuralles Glücks, sondern ebenso aller Gesundheit und des langenLebenS". Nun. meint Felix Kuh, solle man sich den„modernen,zielbewußten und unentwegten Arbeiter" vorstellen, dem jajeder Rest von Lebensfreude und Behaglichkeit aus seinemHerzen vertilgt werde. Und zwar sollen dies nicht etwa die Kapi-taliften, sondern die bösen Sozialdemokraten besorgen. Auch dasgroße Ziel, das gerade die Sozialdemokratie den Arbeitern gibt,könne wohl die„trunkene Phantasie aufgestachelter VersammlnngS-besucher erhitzen, aber nie und nimmer dem menschlichen Lebeneinen befriedigenden und harmonischen Inhalt geben". Felix Kuhspinnt das für ihn so behagliche Thema breit weiter. Geradezublendend aber ist der letzte GeisteStrumpf, den der große Philosophgegen die verhaßte Arbeiterbewegung ausspielt. Geben wir denBlödsinn getreu wieder:„Lässig und unwillig wird die Arbeit verrichtet. Nicht alleinauS Gründen der allgemeinen Unzufriedenheit, sondern weil dasLosungswort Ca.'canny, das Kommando zu möglichstgeringer Leistung, ausgegeben ist. Noch hat kein Psychologe unter-sucht, wie groß der Anteil an körperlicher Schädigung, an Unfällenund Verletzungen ist, der auf diese Parole zurückgeführt werdenmuß. Indessen weiß jeder, der im Beruf, im Sport oder beisonstiger Gelegenheit an gefährliche Sitliationen gewöhnt ist, wierasch man derselbe Herr wird, wenn man frisch und freudig denStier an den Hörnern packt. Wer dagegen zögernd, mißmutig, verdrossen etwaiger Gefahr entgegentritt, der ist schon von vornhereinmit Kopf und Kragen verloren."Diese halsbrechende Logik widerspricht zwar aller Erfahrung—Wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin um—, entspricht aberdafür dem Interesse des Kapitalismus. Wie das Kapital beiKleines feuiUeron.Urheberrecht nach 130 Jahren. Die Entdeckung von Goethes„ U r- M e i st e r' hat höchst knifflige Fragen des Urheberrechtsaufgeworfen, die Stoff zu Dutzende» von juristischen Doklorurteilengeben könnten, obwohl das Problem, unter der Entscheidung derBernunft, sehr einfach aufzulösen wäre.Der Besitzer der Abschrift deS Ur-MeisterS hat das Abdrucksrechtdes Manuskripts für 18 000 Fr. an einen Verleger verkauft. Istdie Arbeit Goethes nicht gegen Nochdruck geschützt, so hätte der Ver-leger sich arg verspekuliert: denn innerhälb weniger Tage könntedann jeder andere Verleger den Ur-Me>ster honorarfrei auf denMarkt werfen.Darf man nun den Ur-Meister nachdrucken? Das Gesetz be-stimmt:Nach§ 29 deS UrheberschntzgesetzeS endet das Urheberrecht.wenn seit dem Tode des Urhebers 30 Jahre und außerdemseit der er st en Veröffentlichung des Werkes zehnI a b r e abgelaufen sind.Der Ur-Meister ist vor 130 Jahren geschrieben, sein Dichter seit75 Jahren tot. aber dieses Werk ist noch nicht veröffentlicht worden,wäre also noch 10 Jahre nach der jetzigen Veröffentlichung geschützt,wenn man die Urform für ein selbständiges Werk und nicdt etwanur für eine besondere Bearbeitung der längst nachdrncksfreie»„Lehrjahre" hält: im letztere» Falle wäre auch der Nachdruck deSUr-MeisterS gestattet, doch handelt eö sich offenbar um ein selb-ständiges Werk.Sonach wäre der Ur-Meister gegen Nachdruck geschützt. Indessennun beginnt die eigentliche Schwierigkeit: Wem steht dasUrheberrecht zu? Berechtigte Erben Goethes sind schwerlichvorhanden. Es tritt also die„Vermutung" des Urheberrechts ein:„Ist die Veröffentlichung bis zum Ablauf von 30 Jahren seit demTode des Urhebers nicht erfolgt, so wird vermutet, daß daö Urheber-recht dem Eigentlliner deS Werkes zustehe."Aber wer ist Eigentnnier des Werkes? Der Besitzer der Ab-schrifl— Dr. renzler-Zürich— ist doch nicht Besitzer deS Werkes.Das scheint uns die Frage endgültig zu entscheiden. Das zufälligeEigentum an der Abschrift eines Werkes ist nicht Besitz deS Werkesim Sinne des Gesetzes. Das läßt sich leicht einsehen: die gegen-teilige Annahme würde zur Absurdität, zu unauflösbaren Rechts-konflckten führen. Goethe hat von„Wilhelm Meisters theatralischerSendung" mehrere Abschriften herstellen lassen und verschickt, dienur bisher nicht auffindbar sind. Die Eigentümer dieser von Goetheautorisierten Abschriften hätten nun sicher ein größeres Anrecht aufden Besitz des Werkes als die Rechtsnachfolger der Züricher BäbeSwultheß, die das ihr übersandte Manuskript Goethes mit Unter-stützung der Tochter selbst abgeschrieben hat. Tauchen jetzt die anderenAbschriften auf, so würden deren Besitzer ebenfalls— und mitbesseren Gründen— das Eigentumsrecht beanspruchen.100 Proz.„positiv waghalsig" wird und bei 200 Proz.„alle Gesetzeunter seine Füße stampft", so verlangt das Kapital auch voi» denArbeitern, daß sie„frisch und freudig", nicht„mißmutig" durchfehlende Schutzvorschriften ihre Knochen dem Götzen Baal opfern.Felix Kuh„beweist" also mit all' dem Hokuspokus, daß die vielenUnfälle nicht wegen der allzu großen ArbeitShatz passieren, sondernim Gegenteil, weil die Arbeiter— zu langsam arbeiten! I Wiekann ein verständiger Mensch ohne Absicht bewußter Irreführung soeinen hahnebüchenen Unsinn verzapfen?Felix Kuh schließt seine grandiose„Beweisführung" mit demSatz,„wie irrig die Meinung derer ist, die da glauben, man könneallein durch staatliche Gesundheitspflege, durch Gesetze und Vor-schriften das höchste Ziel erreichen".„Zunächst müssen die feindlichenMächte bezwungen werden."Also, deutscher Arbeiter, wenn Du mißgestimmt und seelisch ge-drückt bist über die kapitalistisch versklavte Arbeit, über Unfall-gefahren und hohe Krankheitsziffern, setze nur eine vergnügte Mieneauf; wenn der Mund lächelt, flieht zugleich die Schwindsucht ausDeinem wunden Körper und Du strotzest vor Gesundheit, wirstauch sicher bald die voluminösen Formen des gut genährten Unter-nehmers annehmen.Felix Kuh ist wahrhaftig noch klüger als wie der berühmteSchiffschirurgus Doktor van der Smissen:„Durch eig'ne SchuldSind viele Sckiwarzen gestorben;Ihr schlechter Odem hat die LuftIm Schiffsraum so sehr verdorben.Auch starben viele durch Melancholie."Nächstens kommt der Hausphilosoph des Berliner Unternehmer-blattes sicher auch dahinter, daß man, wie der„SuperkargoMyuheer van Kock" Heines zur Verminderung der Unfallgefahrenund der Krankheitstage die Arbeitssklaven zur Freudigkeit zwingenmuß:„Der Präsident der SozietätDer Tulpenveredlung in DelfteIst sehr gescheit, doch hat er nichtVon Euren, Verstände die Hälfte.Musik! Musik! Die Schwarzen sollenHier auf dem Verdecke tanzen,Und wer sich beim Hopsen nicht amüsiert,Den soll die Peitsche kuranzen."Gaukouferen; des Deutscheu Holzarbeitelverbandesfür den 4. Gau.Am 3. und 4. April hielt der Deutsche Holzarbeiterverband'imLokale von A. Böker, Weberstr. 17, eine Konferenz für den4. Gau(Brandenburg und Teile der Provinzen Schlesien undPosen) ab.Von den 96 Zahlstellen des Gaues waren 87 Orte durch 139Delegierte vertreten. Dann waren anwesend 7 Mitglieder desGauvorstandes, ein Mitglied des Haupworstandes, ein Vertreterdes Zentralverbandes der Bildhauer und ein Vertreter des Ver-bandcs der Glaser.Der Gauvorsteher Stusche erstattete eiyen Teil desGeschäftsberichtes.Ganz abgesehen von Berlin, wo die Zahl der arbeitslosenVerbandsmitglieder bis auf 4600 gestiegen tvar, hatten alle Zahl-stellen des Gaues mit einer außergewöhnlichen Arbeitslosigkeit zurechnen. Die Krise drückte der ganzen Organisationstätigkeit ihrenStempel auf. Die in der Berichtsperiode stattgefundenen Lohn-bewegungen mußten größtenteils geführt werden, um Verschlechte-rungen der Lohn- und Arbeitsbedingungen abzuwehren. Beimehreren der geführten Streiks sind von Agenten in Berlingrößere Transporte Arbeitswilliger angeworben worden, so beidem Streik von Luckenwalde. Nicht in allen Fällen konnte recht-zeitig die Zureise dieser aus den zweifelhaftesten Elementen zu-sammengesetzten Rausreißertruppe nach den Streikorten verhindertwerden. Trotz der Krise sind die Mehrzahl der Lohnkämpfe vonErfolg gewesen.Neben einer Reihe von Lohnbewegungen, die durch Verhand-lungen beigelegt worden sind, wurden in der Berichtsperiode im4. Gau 41 Angriffsstreiks, 92 Abwehrstreiks geführt; ferner warenDie Entscheidung steht demnach so: Der Ur-Meister ist zwar nurzehn Jahre nach der ersten Veröffentlichung gegen Nachdruck ge-schützt, da aber niemand mehr das Urheberrecht zusteht, ist dasWerk Goethes— mangels eines Berechtigten— frei. Und mitdiesem Urteil der juristischen Logik stimmt auch das allgemeineInteresse überein, das sich dagegen wenden muß, einen kulturellenGemeinbesitz der Menschheit gänzlich unberechtigten Verleger-spekulationen auszuliefern.Ein neucS JllustrationSverfahren. Eine Erfindung, die im ge-samten Buch- und Zeilungswesen tiefgreifende Umwälzungen hervor«zurufen geeignet ist, ist dem in Fachkreisen seit langem bekanntenReproduktiou'stechniker Dr. Eduard Mertens in Freiburg im Breisgaugeglückt. Durch den sogenannten Rotationstiefdruck ist es von jetztan möglich, Photogravüren mit allen feinsten Einzelheitendirekt auf gewöhnliches Zeitungspapier zu drucken,io daß sie fast wie photographische Originale wirken. Dr. Mertenshat sein neueS Verfahren dieser Tage zum erstenmal in einerSondernummer der. Freiburger Zeitung" der Oeffentlichkeit vor-geführt, und der Eindruck dieser Illustrationen, die bisher nurauf besonders präpariertem Kunstdruckpapier reproduziert werdenkonnten, ist schlechthin verblüffend. Die Tageszeitung kommt damitin die Lage, illustrativ dasselbe zu leisten, wie die auf satiniertesPapier gedruckten illustrierten Zeitschriften, und die ästhetisch bishernoch ziemlich inangelhaft wirkende ZeitungSilluslration erfährtdadurch gleichzeitig eine ungemeine Verbesserung wie eine Erweite-rung ihrer Leistungsmöglichkeiten. Auch für das Jnseratenwesendürfte das neue Verfahren von einschneidender Bedeutung werden,imd in welchem Grade der Buch-Jllustralion durch diese technischeVereinfachung neue Wege erschlossen werden, läßt sich vorläufignoch gar nicht übersehen. Dr. Mertens hat, wie wir einer Mit-teilung der„Graphischen Welt" entnehmen, als langjähriger Direktoreines bedeutenden graphischen Unternehmens Gelegenheit gehabt,alle graphischen Verfahren eingehend zu studieren und sich zurAufgabe gemacht, daö schönste aller Bilddruckverfahren, den Kupfer-druck, für die Allgemeinheit brauchbar zu machen, insbesondere fürden Zeitungsdruck. Ein mehr als zehnjähriges Studium führte denErfinder im Jahre 1903 zuerst zur Ausbildung der Tcxtilivalzen-Photogravüre. Um diese zu erproben, verlegte Dr. Mertensleine Versuchsanstalt von Berlin nach dem Elsaß, der Wiegeder deutschen Textilindustrie. Auf dem Wege vieler Versuchekam er so zu dem nunmehr vollendeten Verfahren deS ZeitungS-KupferdruckS. Damit ist ein von vielen graphischen Technikernseit langem erstrebtes Ziel erreicht. Der neue Bilderdruck kann aufdas geringste holzhaltige und rauhe Papier und in jeder beliebigenFarbe angewendet werden, ohne daß die Schnelligkeit des Zeitungs-Rotationsdruckes dadurch irgendwie beeinträchtigt wird. Für dieVerwertung des Verfahrens hat sich die„Deutsche Mertensgesell-schafl" in Freiburg i. B. gebildet. Aehnliche Tiefdruckverfahrenkannte man wohl schon seit einiger Zeit unter anderem Namenwie„Mezzotint"(Bruckmann. München).„Heliotint"(Meisenbach15 Aussperrungen zu verzeichnen. 77 dieser Kämpfe verliefenerfolgreich, 9 hatten einen teilweisen Erfolg und 54 gingen ver-loren.Nachdem in der zweiten Hälfte des Vorjahres eine bessereKonjunktur einsetzte, gingen die Kollegen in verschiedenen Ortenheran, um ihre Verhältnisse aufzubessern. Der Erfolg dieser Be-locgungen war meist der Abschluß von Verträgen, die den Ar-beitern Verbesserungen brachten. Trotzdem zurzeit die Krise nochnicht ganz überlvunden ist, haben eine Reihe tveitcrer Orte dieAbsicht angemeldet, in eine Bewegung zwecks Aufbesserung derVerhältnisse einzutreten.Ten Ausführungen S t u s ch e s schloß sich in der weiterenErstattung des Geschäftsberichtes der GauvotsteherE x n e r an.Während der letzten zivei Jahre wurden im Gau 8 neueZahlstellen gegründet, 5 Zahlstellen gingen eii». In mehrerenOrten, wo Betriebe der Holzindustrie vorhanden sind, war es trotzder größten Anstrengungen nicht möglich, festen Fuß zu fassen.Die Unternehmer wandten dort die brutalsten Mittel an» um dieOrganisation von ihren Betrieben fernzuhalten.In mehreren Orten Posens wird jeder Fortschritt dadurch ge-hemmt, daß dank der Germanifierungspolitit der Regierung dieArbeiter allem was deutsch heißt den größten Haß entgegenbringen.In vielen Orten ist es den Verbandsmitgliedern bis heute nochnicht möglich gewesen, ein Lokal zu Versammlungen zu bekommen.Der Mitgliederbestand im Gau, der während der Krise zurück-gegangen war, hat sich bis zum Schluß 1909 soweit gehoben, daßer den Höchststand von 1907 überschritten hat. Er beträgt 33 334.Zur Entfaltung einer gemeinsamen Agitation ist der Gau-vorstand mehrfach mit anderen Zentralverbänden sowie mit denParteileitungen in Verbindung getreten.Die an den Gauvorstand gestellten Anforderungen aufStellung von Referenten konnten in vollem Maße erfüllt werden.Eine Anzahl Kassenrevisionen mußte der Gauvorstand vornehmen,da in mehreren vorwiegend kleineren Orten die Kassenführungkeine korrekte und ordnungsgemäße war. In einer Anzahl Fällemußte der Gauvorstand Vertretungen vor Gericht übernehmen.Dem Bericht Exners schloß sich derKassenberichtan, den Richard Leopold gab.An dem gesamten Geschäftsbericht hatten die Delegiertennichts auszusetzen.Tann erhielt Verbandsvorsitzender L e i p a r t das Wort zumBericht über die Tarifbewegung und Stellungnahme zur Erhöhungdes Berbandsbeitrages.Wenn es uns gelungen sei, die jetzige große Tarifbewegungzu einem erfolgreichen Ende zu führen, so hat der Umstand nichtwenig dazu beigetragen, daß die Mitglieder überall gern undwillig die Extrabetträge gezahlt haben, die in Aussicht auf deneventuellen Ausbruch eines Kampfes erhoben Iverdcn muhten. Dochsei der Verband durchaus nicht über alle Schwierigkeiten hinweg,da neue Kämpfe bevorstehen, die erneut hohe Anforderungen andie Verbandskasse stellen. Da eine Einschränkung der Lohnbewe-gungen von den Mitgliedern durchaus verworfen wird, ist eineStärkung der Verbandskasse unabweisbar. Wenn die Finanz-gcbarung des Verbandes auf eine sichere und gesundere Basis ge-stellt werden soll, mutz eine dauernde Erhöhung des Verbands-beitrages um wöchentlich 10 Pf. erfolgen. L e i p a r t wendet sichdann gegen die irrige Auffassung einer Anzahl Kollegen, durchEinführung von Klassenbeiträgen eine gerechtere Verteilung derLasten und Pflichten der Mitglieder herbeizuführen. Bei dergroßen Unterschiedlichkeit der Lohnhöhen, wie sie bei den Mit-gliedern einer Jndustricorganisation anzutreffen ist, sind Staffel-beitrüge nicht durchführbar. Auch würden die technischen Schwierigekeiten schier unüberwindliche sein.Die Verhältnisse der Holzarbeiter in den Elendsdistriktensollen bei einer Erhöhung des Berbandsbeitrages berücksichtigtwerden.An das Referat Leiparts schloß sich eine ausgedehnteDiskussionan, die erst am Vormittag des zweiten Verhandlungstages ihrEnde fand.Verschiedene Diskussionsredner, vorwiegend aus Orten mitschlechten Lohnverhältnissen, erhoben Bedenken gegen eine Er»höhung der Beiträge, da dadurch unzweifelhaft die Agitation sehrerschwert werde. Gleichzeitig halten diese Redner größtenteils dieEinführung von Staffelbeiträgen für möglich und erstrebenswert.Die meisten anderen Redner sprechen sich für Erhöhung desVerbandsbeitrages aus. Es wird mehrfach darauf hingewiesen.und Riffarth, Berlin), doch waren sie auf ZeitungSpapier nichtanwendbar.Humor und Satire.Diebeiden Grafcnkinder.(AuS einem Grimmschen Märchen.)Et waS mol en Graf west, de hieß Graf Pfeil, un de sah enlütt Mäken, de was hübsch, un do seggt he zu ehr:„Willst du minleiwe Gräfin wer«?' Do seggt se:„Io, bat wollt i wull," un dowar de Hochtid angericht, un de Musikanten blusen, un et was velFreide im ganzen Grafenpaläh. Und wie nu de Hochtid tau Ennwas, do nehm de gande Graf sin leiwe Gräfin bi de Hand unföhrte ehr in bat Schlapgemach un hadde ehr lieb, un küßte ehr. unschmiß ehr ne Waschschüssel an'» Kopp un vcrbimste ehr un ver»kachelte ehr»n versohlte ehr un vertobakte ehr un vertöpperte ehrun verwichste ehr un verwalkte ehr un kalaschte ehr un verhaute ehrun vekloppte ehr un versiinste ehr un verwamste ehr, un wenn senich geschieden wärn, do lebten hei noch heute bisamm.Treptow. Herr v. Jagow(au der Spitze einer Schutzmanns«brigade zu einem einzelnen Herrn): Herr, gehen Sie auseinander,oder ich lasse cinhauen! Die Straße dient lediglich dem Verkehrt_(„Lustige Blätter.")Notizen.— Vorträge. Deutsche naturwissenschaftlicheGesellschaft, Ortsgruppe Berlin. Besonderer Umständehalber mußte der für heute festgesetzte Vortrag auf den 12. Aprilverschoben werden. Beginn 8l/t Uhr, Rathaus, Zimmer 109. Gästehaben unentgeltlich Zutritt.— Musikchronik. Fräulein Frieda Hempel wird am14. d. M. die„Regimentstochter" singen. Die vom Verein„BerlinerPresse" veranstaltete Vorstellung findet im Neuen kgl. Operntheater(Kroll) statt.— B i l d e r st u r n». In der M ii n ch e n e r alten Pinakothekstürzte infolge eines Sturmes ein Oberlichtfenster in einen der Säleund beschädigte die berühmte„Grablegung Christi" van Dycks.(Der unsägliche„Lok.-Anz." vergißt nicht anzudeuten, daß der ihmverhaßte Herr v. Tschndi indirekt dafür die Verantwortung trage.)— Das teuerste Grund st ück. Dieser Tage ist imZentrum von New Dork, ganz in der Nähe des Morganschen Ge-schäftShauses und der Börse, ein Grundstück verkauft worden, dessenPreis einen Weltrekord auf diesem Gebiete darstellt. ES wurdenfür eine Gesamtfläche von 835 Quadratsuß nicht weniger als3'/» Millionen Mark bezahlt so daß also der einzelne Ouadratfußauf 4242 Mark kommt. Um sich einen Begriff von der Höhe deSKäufpreises zu machen, muß man sich vorstellen, daß damit jedesFleckchen von der Größe einer Briefmarke mit etwa 16 Mark be-zahlt ist. Auf diesem Terrain stand bis jetzt ein vor etwa zwölfJahren erbautes HauS mit 19 Stockwerlen. Dieses wird jetzteinem anderen Wolkenkratzer Platz machen, der 32 Etagen«nt»halten soll.