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r. 83.

27. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sontag, 10. April 1910.

Die tichechischen Gewerkschafts­

zerſplitterer.

Seit mehr als zwei Jahren tobt der Kampf um die Einheit der öfterreichischen Gewerkschaftsbewegung, ein Stampf nicht zwischen Freigewerkschaften, Christlichen und Gelben, sondern zwischen Sozial­demokraten, zwischen modernen Gewerkschaften selbst. Das geschieht, während sich der Klassenstaatcharakter des einst so gemütlichen Oesterreich in Verwaltung und Justiz immer schärfer ausprägt, während die Unternehmerorganisation immer stärker wird und während die durch das gleiche Wahlrecht von einer Aera der Sozial­politik bedrohten Bürgerlichen alle Anstrengungen machen, um den nationalen Chauvinismus in Gestalt gelber Gewerkschaften ihren Profitintereffen dienlich zu machen.

Die tschechische Sozialdemokratie steht heute, daran einen Zweifel bestehen zu lassen, wäre töricht, völlig im Lager der Gewerkschafts­zersplitterer, der Separatisten, die an Stelle der internati onalen Zentralverbände tschechische Sonderverbände sehen und allenfalls noch eine Förderation der nationalen Gewerkschaften wollen. Man glaubt, die tschechischen Nationalsozialen", die Partei der bekannten Parlamentszerstörer Klofatsch und Chok aus dem Felde schlagen zu können, indem man selbst in Nationa­lismus macht. Nun wird man ja von dieser Demagogenpartei doch immer wieder durch eine Nasenlänge geschlagen werden und durch alle Konzessionen nur die eigenen Reihen verwirren, niemals aber die unaufgeklärten oder rüdständigen oder gar fleinbürgerlichen Elemente gewinnen, die das raudaulustige Gefolge der radikal­nationalen Parteien hüben wie drüben, bei Deutschen , wie bei Tschechen bilden. Wie richtig das ist, beweist das Hauptorgan der Alofatfchpartei selbst, das Prager Tagblatt Ceské Slobo"( Das tschechische Wort), indem es schreibt:

Uns habt Ihr( die Sozialdemokraten, Anm. d. Neb.) Ver­räter der Arbeiter genannt, weil wir an die zentralistische Or­ganisation der Wiener Internationale nicht glaubten und weil wir Landesgewerkschaften gründeten. Nach 10 Jahren seid ihr jetzt zu unserer Anschauung gelangt. Weswegen Ihr uns damals " Gelbe" nanntet, das macht Ihr jetzt selbst nicht aus Ueber­zeugung, sondern um uns Konkurrenz zu machen. Was Ihr jeht übt, das sind unsere Kinderschuh, schon vor 10 Jahren waren wir dort, wo Ihr jest anfangt!"

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Auch Vertreter aus Böhmen erklärten, daß die Separatisten stand belegen, daß eine Generalversammlung des zentrumschrist noch lange nicht die gesamte freiorganisierte tschechische Arbeiter- lichen Metallarbeiterverbandes im Jahre 1904 schon zur Frage des schaft in der Tasche haben. Hüttenarbeiterschußes zuerst" Stellung genommen habe. Die gewissenhaften Zentrumschristen schreien dies mit dem Mute der Gleichzeitig tagte auch eine Stonferenz der Separatisten. Diese Verzweiflung immer wieder aus, fie vergessen aber dabei beharrlich, tourde von den tschechischen sozialdemokratischen Abgeordneten genauer anzugeben, daß die christliche Lagung im September 1904 Nemec, Jarosch und Profesch feierlich begrüßt. Sie war stattfand, daß aber im März desselben Jahres der Genosse Hue im bon 150 Delegierten und 111 Ortsgruppen befucht; außerdem von Reichstage bei Gelegenheit der Besprechung der Arbeiterverhältnisse 50 Vertrauensmännern der Organisationen. Als Beispiel für die bei Strupp auch speziell die Arbeitsweise der Feuerarbeiter erwähnte chauvinistische Heze, die gegen die deutschen und tschechi- und die Achtstundenschicht forderte, und daß die Sozialdemokraten schen Sozialdemokraten inszeniert wird, die an der not in der Presse und im Reichstag, so bei der Verfechtung ihrer Ar­wendigen Einheit der Gewerkschaftsbewegung beiterschutzgesetzentwurfe von 1877 bis 1890 und bei der Begründung festhalten wollen, geben wir ein paar Stellen aus den Referaten. der Forderung des Achtstundentages auch in den 90er Jahren die Aenderung dieser Verhältnisse verlangt hatten. Da war das Der Abg. Nemec sagte: " Die Wiener Arbeiter- Beitung" greife den 3arismus Zentrum dem entgegengetreten, insbesondere bei den Darlegungen an, weil er Finnland seiner Selbständigkeit beraube. Wenn Hue's war es der waschechte Zentrumsmann und damalige einzige es aber notwendig sei, die Selbständigkeit Finnlands zu ver- Zentrumsarbeiter, Stövel, der Hue entgegentrat und unter an­teidigen, so sei es sicher ebenso notwendig, die Selbständig berem erklärte, die Achtstundenschicht einzuführen sei nicht an­feit der tschechischen Nation zu verteidigen.(!) gängig! Wenn Mary erklärte: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!" so hatte er nicht die Wiener Gewerkschaftskommission im Sinne."

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Also das Eintreten für die Einheit der Arbeiterbewegung feht dieser Wortführer der Separatisten gleich dem zarischen Rechtsraub! Noch ärger trieb es der folgende Redner, der Land­tagsabgeordnet Banet, der folgendermaßen an die schlimmsten nationalistischen Instinkte appellierte:

Wenn nun die Zentrumsblätter in ihrer Polemik gegen den Vorwärts" selbst betonen, daß die christliche Generalversammlung im September 1904 die erste Stellungnahme der Christen zur Frage des Hüttenarbeiterschußes gewesen ist, so ist ja hiermit allein schon genügend erwiesen, mit welchem Recht sich die Zentrumsleute mit dem Prioritätsmantel schmücken. Es sei aber daneben auch noch erwähnt, daß der Deutsche Metallarbeiterverband bereits Konferenzen zur Besprechung des Hüttenarbeiterschutzes abgehalten hat, als der fleine" chriftliche" Duisburger Verband noch gar nicht eristierte, weil ja, wie der Zentrumsmann Dr. Heim auf einem Katholikentage erklärte, das Zentrum den katholischen Arbeitern die Organisation " au spät erlaubt" hat, als die Sozialdemokraten das Feld schon ziemlich abgegraft hatten. Lehrten also so Not und Beispiel" dem zentrumschristlichen Gernegroß Gehen und Essen", so tann es nur fomisch wirken, wenn er jetzt scheinen lassen will, als wolle er " Sterne messen und den Mond herunterziehen". Die Christen" leben ja aber vom falschen Schein und müssen es, wenn sie nicht vollends einpacken wollen, dies erklärt auch die verlogene zentrumschristliche Prioritätsschreierei.

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" Der wesentlichste Charakterzug der Tschechen sei der, daß sie anderen zu dienen verstehen. Es scheint, daß wir seit den Zeiten des fünften Wenzel es für nötig erachten, unseren Tribut den Deutschen zu entrichten. Die Schlacht am Weißen Berge beweist uns, wie die Niederlage der tschechischen Demokratie von jenen verursacht wurde, die gegen das eigene Blut sich mit den Deutschen , dem Adel und Rom verbündeten. Heute scheint es, daß sich unsere Geschichte wiederholt. Die eigenen Brüder verbünden sich gegen uns mit den Fremden und beweisen, daß am besten die zentrale Form der Organisation uns entspreche. Wir brauchen auch eigene Die Zentrumsblätter schleppen dann das Duisburger chrift Konsumbereine und eigene Produttivgenossen- liche Verbandsblättchen ging voran- den Gewerberat Dr. Opper­schaften, sonst werden wir immer nach der Wiener mann in Arnsberg als Zeugen für ihre Prioritätsbehauptung her­Pfeife tanzen müssen. Der Grundsatz müsse nun sein: an. Oppermann hat ein Schriftchen herausgegeben, das die Bundes Mähren den Mährern!"" ratsverordnung zum Schuße der Hüttenarbeiter kommentiert. Ein­leitend sagt der Gewerberat in der Broschüre:

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Wir wüßten wirklich nicht, wie die Klofac- Leute anders reden fönnten. Diesem Sozialdemokraten sind die deutschen Genossen Der christliche Metallarbeiterverband, dessen Zentrale in einem In der letzten Zeit wurde der Kampf zwischen den Separatisten Frembe" und die tschechischen Ausbeuter offenbar das eigene bedeutenden Mittelpunkt der Großeisenindustrie Duisburg­und den tschechischen Zentralisten die deutschen stehen hier ganz Blut"! Daß diese Rede mit den Grundsäßen der liegt, hat wohl am frühesten auf Abkürzung der Arbeitszeit der abseits besonders in Mähren geführt. Dort haben sich die Dinge unerträglich zugespitzt, als die Barteileitung der tschechischen Internationale in schärfftem Widerspruch steht, in den Süttenbetrieben der Großeisenindustrie beschäftigten Ar­beiter, insbesondere der Feuerarbeiter, gedrängt. Schon im Jahre Sozialdemokratie offiziell eingriff und als die Pflicht jebes braucht wohl nicht noch besonders hervorgehoben zu werden. Barteigenoffen die Zugehörigkeit zur Separatistenorganisation auf- und Broteich. Nach einer längeren Debatte beantragte Tusar Offenbach in einer einstimmig angenommenen Resolution für die Aehnlich wie Vanek sprachen auch die Abgeordneten Jarosch 1904 forderte dieser Verband auf seiner Generalversammlung in stellte; die Zentralisten wurden als eine Art immerhin noch ge= die Schaffung einer mährischen Gewerkschafts- Arbeiter in Eisen- und Metallindustrie die reichsgesehliche Ein­duldeter Parteigenossen hingestellt. Das Brünner tschechische Partei- tommission, die ein Teil der Prager tschechischen Gewert führung eines gehnstündigen Magimalarbeitstages unter gleich­blatt, die täglich erscheinende Rovnost "( Gleichheit) führt den Kampf unter der Leitung des Redakteurs Tusar in beispiellos fchaftskommission sein soll. Dieser Antrag wurde angenommen seitiger Festseßung der Höchstgrenze der in Ausnahmefällen zu lässigen Ueberstunden und für die Feuerbetriebe, bei denen eine gehässiger und perfider Weise. Selbst in der Zeit der ärgsten und hierauf die Wahl vorgenommen. So find denn die nationalistischen Gewerkschaftsgersplitterer Unterbrechung des Produktionsprozesses vorab nicht möglich sei, die Parteifämpfe in den achtziger Jahren ist es nicht ärger zugegangen nicht davor zurückgeschredt, ihre häglichen Drohungen zur Tatsache Einführung der achtstündigen Arbeitszeit." und in der Organisation werden die Zentralisten überall hintan- werden zu lassen. Hoffentlich bleibt es der Einsicht und dem Dies Zitat wird von den Zentrumsblättern wiedergegeben. In gesezt und wenn es ſein muß selbst unter Bruch der Vereinbarung, lassen instinkt der tschechischen Proletarier sentrumschriftlicher Wahrheitsliebe wird aber wieder vergessen, auch cines borübergehenden Waffenstillstandes. nicht zulange verborgen, daß ihre Vertrauensmänner, ein- zu bemerken, daß Oppermann in einer Fußnote eine Schrift des argen nationalistischen Demagogie, fie auf Irrwege ber- Quelle angibt, eine Schrift, die eine dreiste Geschichtsflitterung geschüchtert von der in Böhmen und Mähren allerdings besonders Vorsitzenden Wieber vom chriftlichen" Metallarbeiterverband als Ioden, die weit abführen von den Bahnen, die allein zum darstellt, da sie nur die Schritte" des christlichen Metallarbeiter Siege führen können. In der Gewerkschaftsbewegung bedeutet verbandes und des Zentrums herausstreicht und die wichtigen As jebe Bersplitterung der Kräfte Ohnmacht und Berderben. beiten der sozialdemokratischen Organisationen unterschlägt. Recht Es ist eine abscheuliche Lüge, daß die deutschen Arbeiter bezeichnend ist es schon, daß die Christen" sich schämten, bei dem Desterreichs den tschechischen Klassengenossen fremd" find. Sie Bitat aus der Schrift von Oppermann auch die mitgeteilte Quelle sind ihre einzigen Freunde, wie die tschechischen Kapitalisten zu erwähnen. Die Christen" wußten wohl selbst, daß dann das feine Feinde find. Nicht im nationalistischen Wetteifer mit Beugnis wertlos wurde. Als seinerzeit in der Metallarbeiters ben gewiffenlosen bürgerlichen Demagogen, sondern nur in Zeitung die Schrift Wiebers gebührend zerpflückt und unwiders schärffter und unverhülltester Herausarbeitung unserer inter - leglich die Reihenfolge der Hüttenarbeiterschußaktionen dargelegt nationalen Grundsäge liegt die Zukunft wie jedes, so wurde, da stotterte das Duisburger christliche Blatt, Sue habe nur auch des tschechischen Proletariats. zum Fenster hinaus geredet, habe Stößel zu Fall bringen wollen, habe bielleicht" selbst Reichstagsabgeordneter für Essen werden wollen usw. Que sei auch in der Oeffentlichkeit als Führer der Bergarbeiter, nicht der Metallarbeiter bekannt. Solches Verlegen­heitsgestammel werden ja die Zeitungschriften selbst nicht ernst nehmen.

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Diese unerträglichen Zustände beschäftigten eine Konferenz der tschechischen Zentraliſten, die am 3. und 4. April in Brünn tagte tschechischen Zentralisten, die am 3. und 4. April in Brünn tagte und auf der 28 000 Gewerkschaftsmitglieder durch 200 Delegierte vertreten waren. Die Verhandlungen förderten traurige Details über die Stampfesweise derer um Tusar zutage. Es genügt ja zu erwähnen, daß weder die tschechische Parteileitung, noch irgend einer der mährischen tschechisch- sozialdemokratischen Abgeordneten erschienen waren: ein in Oesterreich geradezu unerhörter Fall. Die tschechischbürgerlichen Narodni Listh"( Volkszeitung) haben denn auch schon als Konsequenz der Zerschlagung der Zentralverbände die Zerschlagung des einheitlichen Verbändes im Abgeordnetenhause bezeichnet! Die Konferenz hat bewiesen, daß die Separatisten doch nicht so leichtes Spiel haben werden. Sie hat in einer Resolution feierlich die Grundsäße des international geschlossen zu führenden Klassen­tampfes verkündet, auf die brennende Notwendigkeit starter, einiger Gewerkschaften gerade beim Herannahen der Hochkonjunktur hin­gewiesen und die erwähnte Resolution der tschechischen Partei als Der Artikel unter dieser Ueberschrift in der Nummer 73 des unbegründete und unverdiente Beleidigung gebrandmarkt. ,, Vorwärts" hat bei einigen Zentrumsorganen Anftoß erregt. Es Bittern nach einem bekannten Wort seit dem Freudenopfer Die Konferenz hat aber auch, da die Robnost" den Angegriffenen wird uns Bergewaltigung der Tatsachen und Geschichtsfälschung" nach Entdedung des Pythagoreischen Lehrsabes, alle Ochsen, wenn die Entgegnung verweigert, die Herausgabe eines eigenen, borgeworfen, weil nach christ- zentrümlicher Darstellung dem chrift eine neue Wahrheit entdeckt wird, so geraten die Zentrumschriften, zentralistischen Gewerkschaftsblattes in tschechischer lichen Metallarbeiterverband die" Priorität" in der Frage bom die nicht wagen dürfen, zu scheinen, was sie sind, allemal in But, Sprache, das in Brünn wöchentlich erscheinen soll, beschlossen. Hüttenarbeiterschutz zuzuerkennen sei. Und zwar soll dies der Um- wenn ihnen die Wahrheit gesagt wird.

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