8, 84. 27.i#n«, 3. Keilllgt des Jormörtf Aelliner lolbliliit!.flllttwocl).?ahlabenll in allen Bezirken Groß'Berlins.parte!- Hngclcgenbcften.Zweiter KretS, Friedrichstadt. Z a h l n a ch t für Buchdrucker usw.am Mittwoch, den 13. April, abends �/,I2 Uhr. bei J»l. Mrher,Oraiiienstr. lüg. kageSordnung: 1. Geschäftliches, g. Aussprache.Gute Beteiligung erwarten Die Vertrauensleute.BdlerShof. Mittwoch, den IS. April, abends 8'/z Uhr, findet imLokal von R. Kaul. Bismarckstr. 16, Generalversammlungstatt. Tagesordnung: l. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Berichtdes Vorstandes und der Funktionäre. 3. Vortrag: Zum Gedächtnisdes Kommunistischen ManisesteS. Referent: Genofie Horlitz.4. Parteiangelegenheiten und Verschiedenes. Der Vorstand.KönigS-Wuprrhausen. Am Mittwochabend 8 Uhr findet anstelledeS ZahlabendS im Wedhormchen Lokale unsere WahlvereinS-Versammlung statt. Tagesordnung: 1. Maifeier. 2. Parteiangelegen»heilen und BerjchiedeneS. Der Vorstand.Berllmr JSacbnchtemDie Abgeordnetenwahl im 6. Berliner LandtagSwahlbezirkfindet heute statt. ES wird hierzu berichtet:„DaS Wahl-koNlitee und die VertraiiensmAnner der Fortschrittlichen VoltS-Partei im 6. Berliner Landtagsivahlkreise haben, wie bei denWahlmänner-Ersatzwahlen. auch für die Nbgeordnetenwahlenam IS. April beschlossen, sich der Wahl zu enthalten. DieWahlniliiiner der Fortschrittlichen Volkspartei werden ersucht.der Wahl fernzubleiben."Unsere parteigeiiösstschen WahlmSnner wollen infolgebieseS Beschlusses nicht etwa sich verleiten lassen, wenigerzahlreich zur Wahl zu erscheinen, als daS sonst der Fall ist.Jeder Wahlmann niust heute seine Stimme abgeben und denGenossen Adolf Hostmann wählen.Unsere SonntagSdemonstrationbildete gestern überall den Gegenstand der Unterhaltung.Schon früh in den Eisenbahnwagen der Stadt- und Vorort-züge, auf der Arbeitsstätte, drehte sich das Gespräch fast auS-schließlich um den imposanten Verlauf der Kundgebung amSonntag. Freudig begrüßt wurde von den Arbeitern dieExtraausgabe des„VorivärtS" mit ihren Illustrationen, dieauch im Etraßenhandel lebhast begehrt wurde. Selbst in denResümrantS, in denen das gute bürgerliche Publikum der-kehrte, unterhielt man sich über den Verlauf der Sonntags-demonstration und selbst verbohrte Gegner ließen sich zu an-erkennender Bewunderung unserer Disziplin herbei. Ammeisten mußte die Polizei Spießruten laufen ob ihres früherenVerhaltens gegen die Arbeiter.AuS dieser Stimmung heraus sind auch die nachfolgendenZeilen geschrieben, die uns ein Parteifreund schickt:»Wo Du nicht bist. Herr Polizist,Kommt nie dos Volt in Röien.Doch, wenn Du stark vertreten bist,Geht alle Ordnung flöten.Ueber ba» Erh»l«ns»helm Lenzheimhaben wir wiederholt in unserem Blatte berichten müssen. Anlaßdazu gab der Tod eine» KindcS, dessen Eltern in Stralau wohnen.und da? nach Lenzheim verschickt wurde, obwohl unter den dortigenFerienkolonisten bereits Scharlach und Masern herrschten. DerWahlverein Stralau hatte sich der Sache angenommen und war beidem Gemeindcoberhaupt in Stralau borstcllig geworden. Jetzt hatdie Gemeindevertretung von Stralau beschlossen, die FerienkolonieLenzheim in Zukunft von Gemeindewegen nicht mehr zu be»nutzen. Die BezirtSIeitung des Wahlvereins— der vom Gemeindevorstand eine diesbezügliche Mitteilung zugegangen— hat sich er-neut mit der Anaelegenhrit beschäftigt und beschlossen, von weiterenSchritten abzusehen, ba die Forderung, nach Lenzheim keine et-bolungSbedürftigen Kinder wegen der dort zutage getretenen Miß-stände zu überweisen, erfüllt ist.Die Freigabe deS FalkplatzeS an der Gleim-, Gaudh. undSchwedtersiraße ist zu einer Hälfte am Sonntag endlich erfolgt.Länger- Zeit hat wohl in Berlin selten die Anlage eines so kleinenSchmuckplatzes erfordert. Hoffentlich nimmt die Fertigstellung derzweiten, nach Osten zu belegenen Hälfte, welche noch weit zurückist, nicht ebenfalls vier Jahre in Anspruch. Di« Mitte der frei-gegebenen Hälfte geigt einen runden Spielplatz, der aber, wie einOrdnungspfahl besagt, ohne Erlaubnis Nicht betreten werden darf.Zu der mehrere Meter über dem Straßenniveau belegenen Schmuck«anlage führen zwei breite Granittreppen hinauf.Von den Demonstrationen, die am Sonntag stattfanden, wirddie Buchhandlung Vorwärts Ansichtskarten herausgeben,die besonder« interessante Szenen wiedergeben. Die Ausgabeerfolgt Mittwoch mittag.Sine Elsenbahner-SanitätSübung fand am Sonntag vormittagauf dem Anhalter Güterbahnhof an der Möckernstratze statt. Siewurde von Vertretern der„Genossenschaft freiwilliger Kranken-Pfleger im Kriege vom Roten Kreuz" geleitet. Etwa bg Eisenbahn-bcdienstete der Betrieb»- und Maschincn-Jnspektionen de» BerlinerDirektionSbezirkS nahmen an der Uebung teil: die auswärts wob-»enden Beamten hatten Urlaub und freie Fahrt zu diesem Zweckeerhalten. Es wurde ein größere» Eisenbahnunglück markiert, beidem einige Schwerverletzte, nachdem sie Notverbände erhalten,auf Vahren in den bereitstehenden Krankenwagen transportiertwerden mußten.Ei» moderner Sttaoenholter wurde von der Kriminalpolizei un-schädlich gemacht, vor einigen Tagen ivurden einem Herrn aufeinem Abenteuer von einer jungen Begleiterin 80 M. und ein Ringgestohlen. Er machte Anzeige und beschrieb das Mädchen so genau,daß die Kriminalpolizei e» ermitteln konnte. DaS»och nicht16 Jahre alte Mädchen wurde vernommen, räumte den Diebstahlauch ein, wollte aber durchaus nicht sagen, wo Ring und Geld ge«blieben seien. Ihre Eltern teilten dagegen mit, daß sie uniervem Einfluß eine» ihnen nicht bekannten Mannes stehe.der sie von der Arbeitsstelle weggeholt, ihrer Gewalt rnt-zogen und aus Abwege gebracht habe. Dieser Meiisch wurde in derPerson de« 26 Jahre alten Handlungsgehilfen Gustav Meyerau« der JablonSkistraße ermittelt, der erst im November vorigenSöhre» wegen Entführung und Verleitung eine» minderjährigenkädchenS drei Jahre Gefängnis verbüßt hatte. Bei ihm fand manauch Briefe, aus denen hervorging, daß er auch mit einem LljährigenMädchen au» Stettin und mit einem noch nicht lSjährigen Mädchenau« Köpenick in Verbindung stand. Durch deren Vernehmung kammm an drn Tag, daß er alle drei Mädchen durch Drohungenund Mißhandlungen der Schande zugeführt hatteund für sich ausbeutete. Jetzt hatte er die Absicht, niit Ihnen nachAmsterdam zu fahren, um sie dort zu verkuppeln. Meyer wurde inUutelsuchungsbaft genoinmen; der irregeleiteten Mädchen hat sichdie Polizei angenommen, um die Eltern mit ihnen auszusöhnen.Wie die Stadt Berlin ihre FürsorgezSglinge behandeln läßt.Die Stadt Berlin benutzt zur Unterbringung ihrer Für-sorgezöglinge auch eine in Potsdam liegende Erziehungsanstalt,die sich, P f i n g st h a u»" nennt. Wer für diese Anstalt und die«n ihr herrschenden Zustände verantwortlich ist, das entzieht sichunserer Kenntnis. Wir nehmen an, daß auch das..Pfingsthaus'",wie die meisten dieser Anstalten, aus einer Stiftung hervorgegangenist. Die oberste Leitung dürfte dann in den Händen eines Kura-torium» liege», das hauptsächlich aus Pastoren besteht, und daherauf„streng religiöse" Erziehung sieht.Man weiß, wie die Waisenverwaltung Berlin» sich biS-her zu der Erziehungsarbeit solcher Anstalten gestellt hat. Siemischt sich möglich st wenig hinein, und selbst bei be-stimmten Mißgriffen, die etwa ein AnstattSvorsteher oder ein Er-ziehungsgchilfe sich zuschulden kommen läßt, ist es schwer, unsereWaisenverwaltung zu einem Einschreiten zu bewegen. Ein Falldieser Art, der uns aus dem„PfingsthauS" mitgeteilt wird, ist solehrreich, daß er weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Erliegt schon um reichlich anderthalb Jahre zurück, doch ist er auchjetzt noch der Beachtung wert. Von dem Sachverhalt haben wirleider erst jetzt Kenntnis erhalten. Man hat ihn unS mitgeteilt,nachdem der Knabe, um den eS sich dabei handelt, stch durch Fluchtdem„PfingsthauS" entzogen hat und nunmehr von der Waisen-Verwaltung endlich anderswo untergebracht worden ist. Früher hattedie Familie nicht den Mut gehabt, sich an die Oefsentlichkeit zuwenden. Und auch jetzt haben nicht die Eltern, sondern ein Ver-wandter dafür gesorgt, daß wir von der Sache erfuhren und unSbei den Eltern die nötigen Informationen holen konnten.Ein Knabe Alfred I. war im Oktober 1907 als Zwölfjährigerin Fürsorgeerziehung überwiesen und von der WaisenverwaltungBerlin» dem„PfingsthauS" in Potsdam anvertraut worden.Am dritten Tage entfloh er, doch wurde er noch an demselben Tagein Potsdam wiederergriffen und in die Anstalt zurückgebracht. Erblieb dann in ihr ohne Unterbrechung bis Ende Juli 1908. Am27. Juli entwich er wieder Und flüchtete sich nach Berlin zu seinenEltern, bei denen er noch am Abend desselben Tage« eintraf. DieMutter führt« ihn am nächsten Tage zum Bureau der Waisenver«waltung, weil sie Ihn nicht der Fürsorgeerziehung entziehen durfte.Bei der Waisenverwaltung hatte auch schon der Hausvater des„Pfingsthauses", ein Herr Red i Sie, sich eingefunden, um dieVerfolgung de« Flüchtling» zu betreiben. Im Bureau war mangeneigt, den Jungen dem Berliner Waisenhaus zu Rummelsburgzu übergeben, doch Herr RediSke erklärte, er wolle ihn wieder mit«nehmen, und man willigt« ein. Einige Tage nachher kam vonPotsdam ein Brief, durch den der Hausvater RediSke die ElternAlfred» benachrichtigte, sie möchten einstweilen einen Besuch deSJungen unterlassen. DaS konnte eine Matzregel sem, durch die erfür seine Entweichung bestraft werden sollte. Der Vater aber fuhrjetzt sofort nach Potsdam, verschaffte stch Zutritt zu dem Jungen,besah ihn sich— und fand, was er geargwöhnt hatte. Als er ihnauszog, entdeckte er auf dem Körper zahlreiche Spuren eineran ihm ausgeführten Prügelexekution, die über-aus nachdrücklich gewesen sein mußte. Am nächsten Tage fuhr dieMutter nach Potsdam und forderte, daß ihr der Junge heraus-gegeben werde, damit sie ihn von einem Arzt untersuchenlassen könne. Erst nach langem Hin und Her ließ der Herr HauS»Vater widerstrebend sich dazu herbei, in die Auslieferung Alfreds zuwilligen. Frau I. ging dann zu dem KrekSarzt Dr. Hoche in PotS-dam. und dieser nahm eine Untersuchung vor. über die er dasfolgende Attest ausstellte:„Auf Ansuchen der Ehefrau I.«iuS Berlin untersuchte ich amg. August 1908 in meinem Dienstzimmer den Zögling deS„PfingsthauseS" zu Potsdam, I...., 12 Jahre alt, um die Spureneiner am LS. Juli 1908 erlittenen Züchtigung festzustellen. Ichfand folgendes: Alfred I.... ist 12 Jahre alt, zierlich gebaut,schlecht genährt, schwächlich wohl infolge früher überstandenerRhachitts. Auf dem linken Schulterblatt ist die Haut braungrünverfärbt, in der Gegend der rechten Hüfte blaurot. Auf demRücken finden sich vom linken Schulterblatt bis zum rechten Gesäßund der rechten Hüfte zahlreiche schräg ubivrirtS. von link? obennach rechts unten ziemlich parallel verlaufende Striemen, be-stehend auS je zwei roten Streifen, die in Breite von 2 bis 3 Milli»meiern 5 Zentimeter voneinander verlaufen. � DiejenigenStriemen, die sich auf dem oberen Teil« de» GesäßeS finden,zeigen«um Teil Glanz, all wenn sich hier kürzlich ein Schorf ab-gestoften bSttr. Von den auf dem unteren Teil de» GesäßeS befindlichen Striemen finden sich bei fünf in Länge von 2 bt«V Zentimetern die roten Streifen durch dicke, braunschwarz«Schorfe erseht, deren Ablösung Blutung verursacht. Nach diesemBefunde erscheint die Angabe wahrscheinlilch daß der Knabe I....am 28. Juli bei ungenügender Bekleidung sehr heftig mittel?eine» Rohrstockes gezüchtigt sei, und daß diese Züchtigung mehrereTage eine erhebliche Störung seine» Befindens verursacht habedurch die Unmöglichkeit zu fitzen und auf dem Mücken zu liegen."Die fünf /„dicken braunschwarzen Schorfe" lassen daraufschließen, daß unter den Hieben an fünf Stellen dieHaut geplatzt war. Gestützt auf dieses Attest, richteten dieEltern gegen RediSke eine Beschwerde an die Waisen.Verwaltung und eine Anzeige an die Staats»a n w a l t s ch a f t. Beide Behörden befragten den Hausvater Re-diske, und dieser gab für die Reichlichkcit seiner Prügelleistung eineErklärung, die die Eltern Nicht wenig überraschte. St« selber hattenbisher aus Herrn RediskeS Angaben nicht entnommen, daß ihrDahn so überaus schlecht sei. Aber der Waisenverwaltung und derStaatsanwaltschaft brachte Herr RediSke die Ueberzeugung bei, daßer allen Anlaß gehabt habe, den Jungen mal ganz besonder? hartabzustrafen, und beide Behörden gelangten ungeachtet der Fest-stellungen oeS ihnen vorgelegten ArztattesteS zu dem Ergebnis,daß gegen den HauSvater nicht einzuschreiten sei. Die Staats-anwalischast des Landgerichts Potsdam gab Herrn I. im Ro-vember 1908 drn Bescheid, daß„von Ueberschrettung desZüchtigungsrechts keine Rede" sein könne. RediSkeJabe. so sagte die Begründung, den Knaben mit einem gewöhnlichenwhrstock über den mit einem Hemd bekleideten Hintern und späterüber die mit der Jacke bekleidete Schulter geschlagen, weil er ernSder Anstalt entflohen war und,„von dem Hausvater zur Rede ge-stellt, hartnäckig log". Der Knabe sei schon einmal auS der Anstaltentflohen, habe andere Zöglinge zur Flucht verleiten wollen undauch sonst auf sie einen schlechten Einfluß ausgeübt, so daß ei tuenergische Züchtigung geboten schien. Diese sei aber„keine besonders harte" gewesen und habe auch„keine der Gesund-heit nachteilige Folgen" gehabt. So schrieb die Staatsanwaltschaftzur großen Verwunderung der Eltern. Die Watsenverwal«t u n g der Stadt Berlin hatte ihnen schon im September 1903 fol»genbeS geantwortet:„Wie die angestellte Untersuchung ergeben hat, hat Ihr SohnAlfred wegen fortgesetzt unbotmäßigen und lügnerischen Be-nehmenS ei n e strenge Bestrafung durch den HauSvaterdes„PfingsthauseS" verdient. Falls die Bestrafung etwas zuhart ausgefallen sein sollte, so ist Porsorge getroffen, daß die» inZukunft nicht wieder geschieht. An seiner Gesundheit hat Alfredkeinen Schaden gelitten."Gegenüber diesen Bescheiden verweisen wir nochmals mif denWortlaut des Attestes, das ausdrücklich hervorhebt, jene harte Be«strafung sei einem schwächlichen und ichlecht genährien Knabenwiderfahren. An die Waisenverwaltung richten wir die Frage, obsie sich nicht wenigstens darüber einige Gedanken gemacht hat, daßder Junge dem Arzt alS schlecht genährt galt. Alfred befandsich damals seit neun Monaten ununterbrochen inder Anstalt, mithin kann der schlechte Ernährungszustand nichtdaraus erklärt werden, daß er etwa außerhalb der Anstalt alsFlüchtling längere Entbehrungen habe durchmachen müssen. Er istjetzt, wie gesagt, nach einem Aufenthalt von weiteren VA Jahrenim„PfingsthauS" an eine Anstalt überwiesen worden. Aber auchdas hat die Waisenverwaltung nicht freiwillig getan, sondern cSbedurfte dazu erst einer erneuten Flucht des Jungen, durch die ersich endlich für immer dem„PfingsthauS" entzog.Bricht der HauSabbruch den MictSvertrag? Mit dieser inunserer Zeit gesteigerter Bauspekulation grundsätzlich wichtigenFrage hatte sich kürzlich auS Anlaß eines interessanten Spezial-falls da» Königliche Amlsgericht Berlin-Mitte zu beschäftigen. Füreinen Bautoniplex im alten Berlin, der jetzt unmittellmr vor demAbbruch steht, waren noch im vorigen Herbst langfristige MieiS-Verträge abgeschlossen worden, obwohl von dem bevorstehenden Ab-bruch oieser Baulichkeiten schon damals allgemein die Rede war.Ein solcher auf ein volles Jahr abgeschlossener Vertrag enthielt je-doch vie Klausel, daß seitens des Vermieters, falls das Haus ab-gebrochen werden soll, die Kündigung drei Monate vor jedemQuartal erfolgen kann, so daß also der Mietsvertrag, genau ge-nommen, nur ein halbes Jahr lief. Der Mieter unterschrieb diesenfür ihn ungünstigen Vertrag, ohne die Klausel zu bemerken. Erstam Tage nach der unterschriftlichen Vollziehung ging er zumVermieter und protestierte. Der Vermieter beruhigte ihn aber inGegenwart von Zeugen damit, daß der Abbruch noch in weitemFelde steh« und Mieter voraussichtlich noch weit länger als einJahr wohnen bleiben könne. Bald darauf wurde jedoch das Ab-bruchsprojekt doch perfekt, und nun erhielt lurzf vor Jahresschlußauch der in Sicherheit gewiegte Mieter die Kündigung zum l. April1910. Der Mieter erhob jetzt den Einwand, daß er unter solchenUmständen, wenn sie ihm bekannt gewesen wären, auf die Wohnungvon vornherein verzichtet hätte. Ein ihm zur Unterschrift vor»gelegte? Schriftstück, mit dem er no? besonders sein Einverständniszur Räumung der Wohnung mit dem 1. April erklären sollte, wieser zurück, woraus Vermieter, eine bekannte Grohfirma, die Räu»mungSklage mit dem Zielpunkt zum 1. April anstrengte. DaS Ge-richt stellte sich trotz der Klausel auf die Seite d«S Mieters. Dadieser in Zeugengegenwart damit vertröstet worden war, daß derAbbruch noch nicht so schnell erfolge, könne ihm nicht die Räumungzum Kündigungstermin nach dem Willen des Vermieters zugemutetwerden. Andererseits habe der Mieter durch die UnterschreibungetneS nicht genau durchgelesenen Vertrages leichtfertig gehandelt.So wurde dem Mieter gerichtlich gestattet, noch bis zum 1. Juli 1919wohnen zu bleiben, während der Vermieter sämtliche Kosten de»gerichtlichen Verfahrens tragen muß.Infolge Arbeitslosigkeit schoß stch der 22 Jahre alte ArbeiterErnst Müller in der Wohnung setner Mutter in der Beusselstraßeeine Revolverkugel in die rechte Schläfe. Ein Arzt legte ihm denersten Verband an und sorgte für seine Ueberfllhrung nach demKrankenhause Moabit.Die explodierte SpiritnSflasche. Die 63 Jahre alte ArbeiterinSofie Koinzer. Strelitzer Str. 4 wohnhaft, stellte Sonntagabend inihrer Küche eine mit Spiritus gefüllte Flasche auf ein Brett überder Kochmaschine. Infolge starten Heizens der Maschine entwickeltesich eine derartige Hitze, daß der Spiritus explodierte. Frau K.drückte die Flammen mit Tüchern au« und zog sich hierbei Brand»wunden an beiden Händen z». Ein Schutzmann geleitete die Ver-unglückte nach dem LazaruS-Krankenbause, wo man ihr Verbändeanlegte.Ein Wechselfallenschwindler ist gestern in Schöneberg fest.genommen worden. Es handelt sich um den 26jährigen Friseur S„der in der Weise operierte, daß er«n kleineren Geschäften, in denennur eine Person anwesend war, eine Kleinigkeit kaufte und er.klärte, nur mit einem Zwanziamarkstück bezahlen zu können. Wäh°rend der Verkäufer dann da? kleine Geld aufzählte, strich S. diesesein, gab erst dann das Goldstück in Zahlung und ergriff sofort dieFlucht. DaS angebliche Zwanzlgmarkstück, das auf der VorderseitedaS Bildnis Kaiser Friedrichs zeigt, erweist sich als eine wertloseGedenkmünze. Gestern gelang eS zwei Schutzleute», den Schwindlerauf frischer Tat festzunehmen.Die Leiche«ine? unbekannten Manne» ist am Sonntag imTegeler See gelandet worden. Der Tote ist etwa 20 Jahre alt.l.63 Meter groß, schwächlich gebaut und hat dunkelblondes Haarsowie einen Anflug von Schnurrbart. ES handelt sich zweifellosum einen beim Baden Ertrunkenen. Der Körper des Verstorbenenwar vollständig nackt und nur mit zwei Taschentüchern bekleidet,die alS Badehose zusammengeknüpft waren. DaS eine Taschentuchwar P. 1 gezeichnet.Neberfahren und getötet. Der 9jährige Sohn Walter der Architekten»witwe Ella Kreide wurde vor dem Hauptportale der Elisabethkirche,nvalidenstr. 3. von einer Kraftdroschke überfahren. DaS rechteorderrod ging ihm Über den Kopf, so daß er schwer verletzt wurde.Ein Passant schasste den Knaben in demselben Auto nach dem Lazarus«Krankenhause, wo nur noch der inzwischen eingetretene Tod fest«gestellt werden konnte. Die Leiche ist dem Schauhause übergebe»worden. Der Knabe ist beim Spiel umhergesprungen und dicht boreiner Kraftdroschke unerwartet zu Fall gekommen.Während der Barstellung vom Tode überrascht wurde vorgesternnachmittag der 76 Jahre alle Sänger Heinrich Polack au» derMulackstr. 26. der im Zirkus Busch in der Pantomime mitwirkte.Hinter der Bühne brach er plötzlich zusammen und blieb bewußtlosliegen. Der girkuSarzt konnte nur noch den Tod feststellen, denwahrscheinlich ein Herzschlag herbeigeführt hat.Radrennen in Treptow. Die Nennen am Sonntag hatten unterdem kühlen Wetter zu leiden und der Besuch war demgemäß nur einschwacher.Die beiden Dauerrennen über 26 und 60 Kilometer gewannHermann Przyrembel. Seine Gegner Hall und Scheuer-mann konnien keine gute Rolle spielen, denn im ersten Lauf war da»Nennen schon nach dem 10. Kilometer entschieden und beide Gegnerendeten weit zurück, besonders Scheuermann, dessen Motor versagteund der daher ohne Führung fuhr. Im zweiten Lauf gab es zeit-Iveilig einige Kämpfe zwischen Hall und Scheuermann um denzweiten und dritten Platz, den der letztere zu seinen Gunsten ent-schied. Auch dem Sieger machten die beiden zu Beginn des RennenSzu schaffen, um dann aber mehrmals überrundet zu werden. DieFliegerrennen hatten wie üblich eine starke Besetzung und wurde ganznett gefahren. Da» Er st fahren gewann M ü n z n e r vor Finn.Deck und Kulemann. Im Vorgabefahren gelang eS den Mal«leuten nicht, da» Feld zu erreichen; Flamm<70) fiegte vor Weiss<100) und Jahn<90 Meter). Im Tandem-Hauptfahren be«legten Hoffmann-Etellbrink den ersten Platz vor Hamann«Vltlk und Bikkholz-Ricoleizig.