Mr. 89.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
27. Jahrg.
Die Infertions- Gebilbr Geträgt für die fechsgespaltene Kolonel. geile oder beren Raum 50 fg., für polttische und gewerkschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. Kleine Anzeigen", das erste( fett. gedruckte) Bort 20 Pfg., jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafflellen- Anzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Inserate für die nächste Rummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Rüftet zum ersten Mai!
Sonntag, den 17. April 1910.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Mut IV, Nr. 1984.
Die Aussperrung im Baugewerbe. 22. 1907 aur unbedingten Nachachtung mitgeteilt.
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Diese Beschlüsse wurden den Werbänden unker' dem März Inzwischen ist ja der Aktionsplan der Scharfmacher im Gestern haben die deutschen Bauunternehmer die Mehr- Baugewerbe noch erweitert worden. In der Zeit der Krise zahl ihrer Arbeiter auf die Straße geworfen. In welchem fand man in erhöhtem Maße Geschmack an der menschenUmfange dies gefchehen ist, kann heut noch nicht übersehen mörderischen Affordarbeit; man richtete Arbeitsnachweise In Lage des heißesten loderndsten Kampfes fällt diesmal werden. Noch laufen die Nachrichten zu kraus durcheinander. nach dem Muster des Kühnemänner- Verbandes cin; man ber die Proletarierheerschau des 1. Mai. Mitten hinein in das Das offenbar von den Unternehmern inspirierte Wolffsche suchte die Agitation für die Arbeiterorganisationen von den erbitterte Ringen des entrechteten Volkes um ein kultur- Telegraphenbureau läßt Ziffern aufmarschieren, die den An- Bauplätzen zu verbannen. Und alle diese" Ecrungenschaften" gemäßes Wahlrecht. Mitten hinein in die schwersten ein erwecken, als wäre die Aussperrung überall fast restlos wollte man ebenfalls durch ein neues Vertragsmuster stabiwirtschaftlichen Kämpfe der Gewerkschafts - eine solche Einheitlichkeit in den Kreisen der Unternehmer würdigt. Auf was es uns heute ankommt, ist, zu be durchgeführt. Die Angaben der Arbeiter Tassen erkennen, daß lisieren. Wir haben dieses Monstrum von Vertrag schon ge organisationen! denn doch wohl nicht vorhanden ist. Aber ein völlig klares weisen, daß es die Unternehmer im Baugewerbe waren, Kampf wird diesmal die Losung des Proletarierfesttages Bild der Wirklichkeit wird sich erst gewinnen lassen, wenn den die für den 15. April 1910 eine Kraftprobe" seit Jahren vorZentralstellen die Ziffern aus allen in Betracht kommenden bereitet haben! Dabei ist nicht einmal der Ausdruck ,, KraftOrten vorliegen. Das kann taum vor Montag der Fall sein. probe" für das Geplante unsere Erfindung oder die der ArZähestes unerschütterliches Ausharren nach Möglichkeit eine gute Breſſe" au sichern, und der Ver- den Scharfmachern ſelbſt angewendet! Die Unternehmer find an der Arbeit, sich für den Kampf beiter; in dem Scheinprotokoll über diefe Dinge wird er von ein deutscher Arbeitgeberverbände hat denn auch gegenüber dem Vorwurf, die Arbeitgeber arbeiteten seit Jahren auf einen Kampf hin, eine Erklärung versandt, in der es heißt:
sein!
im Kampfe bis zum Siege!
Wie oft ist die Arbeiterklasse Deutschlands wegen ihrer gewerblichen Züchtigkeit gepriesen worden. Wie oft ist von Unternehmern und Regierung in Deutschland und außerhalb Deutschlands die Intelligenz des deutschen Proletariats anerkannt worden. Und einem solchen Volte vill man in Preußen, dem Junker- und Mucker- Preußen, die politische Mündigkeitserklärung vorenthalten, das freie und gleiche Wahlrecht versagen!
Die Bürgerrechte, die man dem Volte selbst in der Türkei gewährte, sollen in Preußen auch fortan dem Geldsack und der Geldsadbildung vorbehalten bleiben. Die Massen der ehrlich Schaffenden sollen nach wie bor Wähler dritter Klasse bleiben!
Junker und Pfaffen, Ritter und Heilige haben sich zusammengetan, um das Volk der Arbeit um seine Rechte zu prellen! Sie haben ein Wahlgesetz ausgeheckt und durch gepeitscht, das nichts ist als eine freche
Aeffung und Verhöhnung der breiten Volksmassen!
Alle Proteste des Volkes, alle Massenfundgebungen des Proletariats ganz Preußens, ja ganz Deutschlands , sind von den Machthabern von Gnaden der Dreiklassenschmach verächtlich ignoriert worden! Man will seelenruhig das Werk des Bolksverrats und der Volksknebelung zu Ende führen! Ja mehr noch! Das Herrenhaus schickt sich bereits an, den Wechfelbalg eines Wahlgesetzes
noch mehr zu verschimpfieren!
Das Endziel der ganzen Aktion ist, sagt das Protokoll mit dürren Worten, daß, falls nicht für alle Verträge eine Einigung erzielt werden kann, dann sämtliche Verträge nicht in Kraft treten und als letztes Mittel eine Aussperrung der Bauarbeiter größeren Umfanges angedroht und durchgeführt werden soll. Es handelt sich also um eine sehr ernste Sache, um eine Kraftprobe unseres Bundes."
Wer einigermaßen über die Entstehung und Entwickelung der Arbeitgeberverbände unterrichtet ist, weiß, daß sie nicht Kampf-, fondern Schutzvereinigungen find. Ein Bedürfnis des Schutzes der Arbeitgeber war von dem Zeitabschnitt vorhanden, als sie durch die mächtige Erftartung der Arbeiterorganisationen tatsächlich der Diesem dokumentarischen Nachweis gegenüber ist jede schwächere Teil geworden waren. Es ist deshalb berkehrt, sich in Ableugnung dessen, daß die Unternehmer die jetzt inszenierte der Annahme, daß die wohlorganisierten über große Geldmittel Aussperrung, die Kraftprobe", seit Jahren vorbereitet haben, verfügenden Arbeiter der schwächere Teil in dem beginnenden leeres Gerede. Das Odium, diesen gewaltigen Wirtschaftswirtschaftlichen Stampfe feien, von vornherein ohne Prüfung auf famtpf gewollt und hervorgerufen zu haben, können die Unter
Seite der Arbeiter zu stellen.
Wenn in den im Jahre 1908 zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer des Baugewerbes nicht von sich abwälzen. Wie nehmern abgeschlossenen Tarifverträgen ein gemeinsamer Ablaufs- es mit seiner Durchführung steht, das steht freilich auf einem termin, der 31. März 1910, vereinbart worden ist, so ist das anderen Blatte. Ob die Einigkeit der Vinternehmer eine so eben eine in einwandfreier Weise zustande gekommene er große ist, wie es für ihre Pläne notwendig wäre, muß sich einbarung, aber feine einseitige Maßnahme der Arbeitgeber noch zeigen. Die Einigkeit der Arbeiter war nie größter! lediglich zu dem Zwecke, beim Ablauf den Krieg in ganz Deutsch land zu entfesseln.
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Ueber den Umfang der Aussperrung
Der Verband der Baugeschäfte bon Berlin and
Diese Darstellung ist nichts anderes als eine Spekulation auf die Gedächtnisschwäche der großen Masse des den Dingen wird gemeldet: ferner stehenden Lesepublikums. Es kann gar kein Zweifel sein, daß in der Tat die jetzige Aussperrung der Bauarbeiter den Vororten wird am Freitag, den 22. April, nachmittags vom Unternehmertum seit Jahren als eine Kraftprobe" vor- 6 Uhr, im Architektenhaus zu Berlin zu einer neuen General. bereitet worden ist. Freilich hatte man ursprünglich einen versammlung zusammentreten. Als Hauptpunkt steht auf heimtüdischen Ueberfall auf die Arbeiter für den der Tagesordnung: Bericht über die diesjährigen Tarifverhand. 1. April 1910 geplant. Erst als der bekannte„ günstige Wind" lungen im deutschen Baugewerbe und Beschlußfassung über fol im Dezember 1907 der Arbeiterpresse die Schlachtpläne der genbe Entscheidung: Unternehmer zuwehte, wurden die Scharfmacher aus dem Busch gejagt, in dem sie versteckt lagen.
Der Mitteldeutsche Arbeitgeberverband für das Baugewerbe zu Frankfurt a. M. beantragte schon im Frühjahr 1905(!) aus Anlaß seiner Stämpfe mit den Arbeitern, allen dem Deutschen Arbeitgeberverbande angehörenden Verbänden durch ein vertrauliches Rundschreiben zu empfehlen, die zu vereinbarenden Berträge sämtlich bis zum 31. März 1908 abzuschließen.
Den Verbänden wurde darauf am 5. Juni in einem bertraulichen Schreiben unter gleichzeitiger Uebersendung Die Voltsentrechtung geht den geborenen Gesetzgebern eines die Sache betreffenden Fragebogens empfohlen, dem Antrage gemäß zu verfahren. Das Ergebnis der Umfrage noch nicht weit genug! Was Junker und Pfaffen an läg- wurde im August 1906 bekanntgegeben. lichen Feken von Volksrechten noch übrig gelassen, das Auf der Generalversammlung des Arbeitgeberbundes in soll jekt den Schlotbaronen zuliebe noch herausrevidiert München am 15. März 1906 brachte Herr Lüscher- Frankfurt a. M. die Sache erneut zur Sprache, ohne daß indessen werden! ein Beschluß gefaßt wurde. Im Sommer 1906 regte ber Ant 1. Mai wird das Proletariat abermals stürmischen Mitteldeutsche Verband die Verfolgung der Angelegenheit noch Protest gegen solche Schmach erheben. Zum 1. Mai ergeht einmal an, und da gerade in diesem Jahre zahlreiche Arbeitder Aufruf zu neuem Volksgericht! Weitere Massen müssen geberverbände für den Bund neu gegründet waren, wurde gewonnen, neue Kriegshaufen dem Heerbann des Proletariats allen Verbänden im Oktober 1906 nochmals empfohlen, eingereiht werden! Nur der wuchtige Vorstoß der Massen Verträge möglichst bis Ende 1908 abzuschließen und dem Bundesvorstand darüber zu berichten. bermag den Uebermut der Wahlrechtsverweigerer zu brechen! Das Ergebnis der letzten Umfrage wurde Mitte DeAber nicht nur zur politischen Werbearbeit, zum zember 1906 allen Verbänden bekannt gegeben, und es erwies Wahlrechtstampfe ruft der 1. Mat, sondern auch zur sich, daß bis dahin zirka 80 Verbände ihre Verträge bis zum Stärkung der wirtschaftlichen Kampfesorganisationen der 31. März 1908 abgeschloffen hatten. Arbeiterklasse. Hunderttausende von Proletariern hat
das Unternehmertum bereits
auf die Straße geworfen,
um sie seiner Willfür gefügig zu machen, ihnen die Arbeitsbedingungen rücksichtslos diktieren zu können!
Auch auf wirtschaftlichem Gebiete berwirft der tapitalistische Machtkoller die Ronstitution, das freie Mitbestimmungsrecht der Arbeiter, um die Lebenshaltung der Massen herabzudrücken, den Absolutismus des Geldsacks aufzurichten!
Die Gewalthaber to o Ilen den Kampf mögen sie ihn denn haben!
Proletarier! Sozialdemokraten Deutschlands !
Rüstet zum Kampfe! Rüftet zum ersten Mai!
die
In der Sigung, die der Bundesvorstand am 17. Januar 1907 in Berlin abhielt, ist die Frage dann eingehender behandelt worden. Nach längerer lebhafter Debatte einigte man sich auf eine Reihe von Anträgen für die am 19. Februar 1907 in Köln stattfindende Generalversammlung. In dieser Versammlung, die unter strengstem Ausschluß der Deffentlichkeit tagte, wurden die Anträge des Vorstandes genehmigt und zum Beschluß erhoben.
Die Beschlüsse lauten:
1. Alle im Jahre 1908 zu vereinbarenden Tarifverträge find bis zum 31. März 1910(!) oder bis zum 31. März 1908 und in weiterer Folge bis zum 31. März 1910 abzuschließen;
2. Alle im Jahre 1908 zu vereinbarenden Tarifverträge dürfen nur unter Vorbehalt der Genehmigung durch die Bundesleitung abgeschlossen werden;
3. Eine Berkürzung der Arbeitszeit, sofern diese nicht über 10 Stunden beträgt, nur nach voranfgegangenem verlorenen Streit und nur mit Genehmigung des Bundesborstandes eintreten zu lassen;
.Soll die von dem Deutschen Arbeitgeberbund für das Baugewerbe angeordnete Schließung aller Betriebe auch im Bezirk des Berliner Verbandes durchgeführt werden oder sollen auf der Grundlage des bisherigen Tarifvertrages und nach Maßgabe des Ergebnisses der letzten Verhandlungen neue Tarifverträge mit den Organisationen der Arbeitnehmer abgeschlossen werden?"
Weiter soll in dieser Generalversammlung Beschluß über die Stellung des Verbandes zu dem Deutschen Arbeitgeberbund für das Baugewerbe gefaßt werden.- In einem neuen geſtern zur Versendung gelangten Rundschreiben des Berliner Verbandes an seine Mitglieder heißt es:"
"
Gemäß den Beschlüssen des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe ist die Aussperrung der Maurer, Zimmerer und Bauarbeiter gestern abend erfolgt. Der Verband der Baugefchäfte von Berlin und den Vororten hat sich diesem Beschlusse vorläufig nicht angeschlossen, unsere Tarifverträge bleiben in Kraft, bis die hiesigen örtlichen Verhandlungen beendet sind. Wir erachten es jedoch für eine felbstverständliche Pflicht, unseren Kollegen im Deutschen Reiche, die nunmehr einen schweren Stampf begonnen haben, jede moralische Unterstüßung an. gedeihen zu laffen. Darum ersuchen wir Sie auf das dringendste: 1. während der Dauer der Aussperrung neue Bauausführungen, die in Aussperrungsgebieten gelegen sind, nicht zu übernehmen und unter keinen Umständen infolge der Aussperrung stillgelegte Bauten fortzuführen; 2. strengstens darauf zu achten, daß Maurer, Zimmerer, Betonarbeiter und Bauhilfsarbeiter, die aus Aussperrungsgebieten kommen, in Ihrem Betriebe nicht eingestellt
werden."
Bis gestern nachmittag 6 Uhr hatten folgende Orte ausgesperrt: Brandenburg , Bockwis, Filehne in Posen, Fürstenberg in Medl., Lübbenau , Neu- Strelik, Senftenberg , Sommerfeld , Schwerin an der Warthe , Wesenberg in Medl., Wittenberg , Wittenberge , Lucenwalde, Rathenow , Posen, Schönlante in Posen.
melben weiter:
Die Depeschen- Bureaus
Stettin, 16. April. Hier sind etwa 1000 Bauarbeiter ausge sperrt worden. Schwerin , 16. April. Ausgesperrt find hier 104 organisierte Maurer, 50 Bimmerer und 120 sonstige Arbeiter, im ganzen 274. Görlių, 16. April. Von den 23 Mitgliedern des Arbeitgeberverbandes für das Baugewerbe zu Görlitz wurden 670 organisierte und nichtorganisierte Bauarbeiter ausgesperrt. Die Wiedereinstellung der nichtorganisierten Arbeiter wird voraussichtlich am Donnerstag erfolgen.
Sagan, 16. April. Der Arbeitgeberberband für das Baugewerbe in den Kreisen Sagan und Sprottau hat gestern alle Arbeiter entlassen. In Betracht kommen 54 Baugeschäfte mit 700 Arbeitern. Die nichtorganisierten Arbeiter sollen in einigen Tagen wieder eingestellt werden.
Stottbus, 16. April. In der Niederlausit sind fämtliche or ganifierte Bauarbeiter ausgesperrt. Die Nichtorganisierten bleiben in Arbeit.
Danzig , 16. April. Die 260 Mitglieder des Arbeitgeberber bandes für das Baugewerbe in der Provinz Westpreußen haben un 4. Der 1. Mai darf in keinem Vertrage als Feiertag zugefähr 10-15 000 Arbeiter ausgesperrt. Die nichtorganisierten gestanden werden.
Arbeiter sollen wieder eingestellt werden.